Multiplikatorentagung 10. 11. 2009 Methodik in der Umsetzung des Modelllehrplans Grundlagen, Überlegungen und Hinweise von R. Stähli, SHL, Zollikofen.

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 Präsentation transkript:

Multiplikatorentagung Methodik in der Umsetzung des Modelllehrplans Grundlagen, Überlegungen und Hinweise von R. Stähli, SHL, Zollikofen.

Eine „einfache“ Frage zum Start: Wie lernt man melken?

Erste Aussagen zum Einstieg: Erkenntnisse werden u.a. gewonnen durch: -Beobachtung - Vergleich -Experimente

1.Leitfrage (zum Verständnis der Hintergründe) Wie kann man jüngere Berufsleute möglichst erfolgreich ausbilden?

Man kann verschiedene Perspektiven unterscheiden: Die curriculare Perspektive (Lehrpläne) Die methodische Perspektive (Ausbildungsmethode) Die organisatorische Perspektive (Organisation der Ausbildung im Betrieb, ÜK und Schule) Für alle Perspektiven müssen gute Antworten gefunden werden.

2.Leitfrage (zum Verständnis der Hintergründe) Was heisst Prozess- und Handlungsorientierung?

Die Arbeit/Arbeitswelt ist nicht etwas statisches, sondern besteht aus einem unregelmässigen Ablauf von „Aufträgen“, „Analysen und Beobachtungen“, „Handlungen“ etc. (= Prozess). Ziel der Arbeitsleistung ist effizientes Handeln, welches zu einem nützlichen Ergebnis führt. Wer gut auf die Berufswelt vorbereitet sein will, muss also handeln können, muss - in anderen Worten - über Handlungskompetenz verfügen.

Handlungskompetenz setzt sich zusammen aus: Fachkompetenz (deklariertes Wissen) Methodenkompetenz (prozedurales Wissen) Sozialkompetenz (Verhalten in Kooperation mit anderen) Selbstkompetenz (Haltungen, Einstellungen, Reflexion) Mit dem neuen Lehrplan wollen sich die Landwirtschaft und ihre Spezialberufe klarer auf Prozesse und Hand- lungskompetenz ausrichten.

3.Leitfrage (zum Verständnis der Hintergründe) Wie kann man Kompetenz definieren?

Eine oft verwendete Definition (Weinert 2001) lautet: „Unter Kompetenz versteht man die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähig- keiten, um sie bei Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können.“

Unsere Art Lernende in ihren Lernprozessen zu unterstützen muss folgende Bedingungen erfüllen:  Lernende brauchen Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten.  Lernende sollen „Probleme“ (i.w.s.) lösen können.  Lernende sollten sich in verschiedenen (bekannten und unbekannten) Situationen bewähren.  Wichtig für erfolgreichen Kompetenzerwerb sind Motivation, Wille und soziale Verantwortung.

4.Leitfrage (zum Verständnis der Hintergründe) Wie können Kompetenzen erworben werden?

Modell von Dubs (2009) Motivation zum Lernen / Wille zum Lernen Lehr - Lern - Arrangements Handlungs- orientiertes Lernen Kompetenz Selbstge- steuertes Lernen Aufbau von Teil- kompetenzen porze- durales Wissen dekla- ratives Wissen = Betrieb als zen- trales Scharnier

Grundbausteine einer modernen (konstruktivistischen) Lehr-Lernphilosophie: Lernen ist  aktiv  konstruktiv  situiert (= starke Situations- und Kontextbindung)  selbstregulativ (= die Verantwortung für das Lernen liegt bei den Lernenden)  sozial (= Wissen wird in sozial geprägten Kontexten erzeugt)

5.Leitfrage Welche (unterschiedlichen) Rollen / Funktionen kann ein Ausbildner (Lehrmeister) übernehmen?

Drei unterschiedliche Rollen a.Der Lehrmeister als „Modell“ (Er zeigt vor bzw. sagt, wie man es macht). b.Der Lehrmeister als „enger Begleiter/dauernder Unterstützer“ [= Scaffold / Gerüst] (Er beobachtet aus der Nähe was der Lehrling macht und interveniert regelmässig mit Rückmeldungen.) c.Der Lehrmeister als „Begleiter/Ratender im Hintergrund“ [=Coach] (Er hilft immer, wenn er gefragt wird, aber er beobachtet auch und fragt regelmässig nach).

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Lernen „organisiert“ werden kann, so insbesondere  direkte und adaptive Instruktion  entdeckendes, problemorientiertes (situiertes) Lernen  kooperative Lernarrangements  selbstgesteuertes Lernen

6.Leitfrage Was bedeuten die Informationen zu den Leitfragen 1 bis 5 nun insbe- sondere für die Umsetzung des Lehrplans aus methodischer Sicht?

Leitideen: 1)Der Lehrplan gibt Vorgaben, welche dem Lehrmeisterbekannt sein müssen. 2)Die Lernenden sind die Akteure der Wissens- aneignung und des Kompetenzerwerbs. 3)Die Ausbildenden arrangieren Arbeits- und Lernsituationen, welche nach Möglichkeit offen und komplex gestaltet sind und aus unterschiedlicher Perspektive bearbeitet werden können. 4)Verknüpfen, verdichten und strukturieren sind wichtige Teilprozesse des Lernens.

Aus methodischer Sicht bestehen Arbeitsabläufe / Projekte im Betrieb häufig aus vier Stufen: Stufe 1:Informieren (über Produkt, Ziel, vorhandene Materialien etc.) Stufe 2:Planen (Wie könnte ich vorgehen? Worauf muss ich achten?) und Entscheiden Stufe 3:Ausführen und Kontrollieren Stufe 4:Bewerten / Reflektieren

Die Anforderungen an die gewählte Methodik: Sie ist primär auf Arbeitsprozesse / Arbeitssituationen ausgerichtet. Sie ist handlungsorientiert gestaltet (die Lernenden können etwas tun). Sie nutzt vorhandenes Wissen (aus Schule, aus dem ÜK oder der Lernenden allgemein). Sie unterstützt die Möglichkeit Wissen und Erfahrungen transparent zu machen.

Unterrichtskonzept zur Realisierung handlungsorientierter Ausbildung: I. Zielsetzung Handlung / Kompetenz Teilkompetenzen / Grundlegende Fertigkeiten Naturwissenschaftliche Sicht III. Bearbeitung aus unterschiedlicher Sicht / Optik Technische Sicht Wirtschaftliche Sicht Sicht Praxiserfahrung …etc. II. Komplexe Aufgabe / Situation / Fall IV. Vielfältige Verfahren zur Leistungsmessung und Beurteilung

Zusammenfassung Lernen ist ein Prozess. Lernen in der beruflichen Bildung soll zu Handlungs- kompetenz führen. Kompetenzen fallen nicht vom Himmel, sondern müssen sorgfältig aufgebaut werden. Der Kompetenzerwerb bedingt immer eine Kombination von Wissen, Können und Einstellung (aus Betrieb, Schule, ÜK). Lernen bedingt beim Lernenden eine aktive und reflektierende Haltung. Ein Lehr-Lernprozess ist dann erfolgreich, wenn er zu Können und Verstehen führt. Die Ausbildungsverantwortlichen müssen in der Lage sein ihre Rolle im Verlauf des Ausbildungsprozesses flexibel zu variieren.

Quelle: Brigitte Geldermann bfz Bildungsforschung