Thema 5: Die Wortbedeutung im funktionalen Aspekt Teil 2. Wortbedeutung und ihre Typen.

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Thema 5: Die Wortbedeutung im funktionalen Aspekt Teil 2. Wortbedeutung und ihre Typen

Plan Typen der Wortbedeutung Polysemie, ihre Ursachen und Folgen Homonymie und ihre Arten

Typen der Bedeutungen Es handelt sich um die generelle Polysemie (Mehrdeutigkeit) des Wortes in der Sprache und dessen Monosemierung (Eindeutigkeit) in der Rede. Aktualisierung oder Monosemierung kann schon im Kleinkontext (in der Wortgruppe) erfolgen: treiben (Vieh / Sport) lang (Kleid / Diskussion) der Kopf (des Menschen / des Briefes)

Typen der Bedeutungen potenzielle (virtuelle / lexikalische) Bedeutung Möglichkeit eine von den Bedeutungen des Systemwortes Maus - `Tierchen`, èin Teil des Computers`, `der Muskel`, `Geld`(Plur.) (Jug.spr.), aktuelle Bedeutung Wirklichkeit jede einzelne Bedeutung des Textwortes Deine Fliege (галстук- бабочка) passt ganz gut zum Anzug.

Typen der Bedeutungen usuelle Bedeutung (vom usus`traditionell`) ist im Laufe der Zeit zum Bestandteil des Sprachsystems geworden Cocktail - `Mischge- tränk`, ´Empfang, gesellschaftliche Veranstaltung` okkasionelle Bedeutung eine neue Merkmalkombination unter dem Einfluss der Kommunikationsbedürf- nisse kann usuell werden: Cocktail - ´Empfang, gesellschaftliche Veranstaltung`(Meto- nymie)

Typen der Bedeutungen Hauptbedeutung die wichtigste WB unter allen potenziellen WB, die am wenigsten vom Kontext abhängt: die Wanze 1) Insekt 2) Lauschgerät, ein verstecktes Mikrophon Nebenbedeutung bei der isolierten Nennung des Wortes wird im Bewusstsein der meisten Sprachträger nicht als erste realisiert: füttern 1) einen Säugling, einen Kranken, Vieh; 2) einen Computer, eine Maschine mit einem besonderen Programm

Typen der Bedeutungen direkte Bedeutung bezeichnet die direkte Beziehung des W. zu der Erscheinung der objektiven Realität: Mond `Kosmosobjekt` übertragene Bedeutung bezeichnet den mittelbaren Bezug des W. auf die objektive Wirklichkeit: Mond `Glatze` (< `Kosmosobjekt`)

Typen der Bedeutungen nach der Motiviertheit primäre Bedeutung ist die Bedeutung, die sich heute nicht aus den anderen Bedeutungen ausleiten lässt. ≠ etymologische B. Kopf `Körperteil` Aber: EM ´ein hohler Gegenstand`>`Becher`> `Hirnschale´>`Körpertei l sekundäre Bedeutung ist von der primären B. abgeleitet, durch primäre B. motiviert: Kopf `Anfang des Briefes`< `Körperteil`

Typen der Bedeutungen freie (relativ freie) Bedeutung wird durch die Gegebenheit der objektiven Realität begrenzt: fallen (Stein, Regen, Kind, Offizier) gebundene Bedeutung bleibt nur in Verbindung mit bestimmten Wörtern erhalten: aus dem Stegreif `ohne Vorbereitung`; mit Fug und Recht `mit vollem Recht`

Assymetrie des sprachlichen Zeichens S 1 Lexem S 2 S 3 Luftfahrzeug Ballon Glaskolben Kopf L 1 Bedeutung L 2 L 3 Ballon Kopf Dach Haupt

Polysemie Das Vermögen eines Lexems mehrere Bedeutungen zu beinhalten nennt man Polysemie /Mehrdeutig- keit (griech. polýs ‚viel‘ + sēma ‚Zeichen‘). Die meisten Wörter sind in der Sprache polysem, haben eine komplexere Inhaltsseite. Monoseme (eindeutige) Wörter sind selten: Eber `männliches Hausschwein` Phonem ‚kleinste bedeutungsunterscheidende lautliche Einheit‘ Polysemie ist eine linguistische Universalie. Das Maximum der Bedeutungen für ein Substantiv ist 10, für ein Adjektiv 13, für ein Verb 20.

Polysemie Die Inhaltsseite eines Wortes ist eine strukturierte Einheit, ein Bedeutungsgefüge. die Nase 1) Gesichtsteil 2) Spürsinn, Geruchwesen (Hund) 3) - eines Schiffes (Ende des Buks) 4) Vorsprung an einer Felswand 5) Farbtropfen Alle Bedeutungen haben etwas Gemeinsames (Archisem) – etwas Vorspringendes.

Polysemie und ihre Ursachen Die Sprache ist ein begrenztes System. Das menschliche Sprachbewusstsein hat auch Grenzen. Die logische Denkweise ermöglicht die Abstrahierung der Merkmale der Objekte: der Spion 1) Späher, Horcher, der verbotene Information heimlich übermittelt; 2) Guckloch in der Tür

Reguläre Polysemie bei Wörtern der gleichen onomasiologischen od. funktionalen Gruppe. Metonymie: Pflanze → Früchte Pflaume, Kirsche, Apfel Raum → Inhalt Bibliothek, Schule, Theater Metapher: Tiername → Schimpfwort Ziege, Hund Körperteil → Gegenstand Arm (des Hebels), Skelett (aus Stahl)

Polysemierung - Monosemierung Bei Polysemierung bekommt das Wort eine oder mehrere zusätzliche neue Bedeutungen durch den Wandel der Ausgangsbedeutung Wurzel ‚Wurzel von Gewächsen‘  ‚Ursprung‘, ‚Ursache‘, ‚Urform eines Wortes‘, ‚Wurzel einer Zahl‘ Depolysemierung – Prozess der Bedeutungsreduzierung Abenteuer 17 Bedeutungen (Fnhd.)  4 Bedeutungen (Nhd.) Monosemierung – Beibehaltung nur einer Wortbedeutung (bei der Terminologiebildung in den Fachsprachen)

Homonymie Homonyme sind Wörter mit gleichem Formativ (Graphie und Lautung) und verschiedener Bedeutung (grh. homos `gleich`, onoma `Name`). Homonymie ist ein Grenzfall der Polysemie, wenn sich eine Bedeutung von einem Polysem spezialisiert, von der Hauptbedeutung distanziert, auf einem speziellen Gebiet gebraucht wird: Schloss I `Verschluss` heute homonym Schloss II `Palast` früher polysem

Homonymie Die Abgrenzung zwischen Homonymie und Polysemie ist nicht immer eindeutig zu treffen, da es ein fließender Übergang ist. Entscheident dabei ist, ob im gesellschaftlichen Sprachbewusstsein bestimmte gemeinsame semantische Merkmale vorliegen: das Pferd ein Tier das Gericht Justiz ein Turngerät Speise

Homonymie Die Abgrenzung zwischen Homonymie und Polysemie ist nicht immer eindeutig zu treffen, da es ein fließender Übergang ist. Entscheident dabei ist, ob im gesellschaftlichen Sprachbewusstsein bestimmte gemeinsame semantische Merkmale vorliegen: das Pferd 1) ein Tier das Gericht I Justiz 2) ein Turngerät II Speise

Homonymie die Messe 1) ein Teil des Gottesdienstes 2) Jahrmarkt 3) Musikstück 4) (кают-компания) auf einem Schiff 2) und 1) vor der Eröffnung eines Jahrmarktes wird ein Kirchendienst veranstaltet. 3) und 1) während des Kirchendienstes gespielt 4) und 1) Homonymie zufälliger Art, Entlehnung aus dem Englischen

Homonymie regelmäßiger Art aus Polysemie Schloss als Resultat der Konversion grün > das Grün schreiben > das Schreiben zufälliger Art infolge des Lautwandels der Tor <mhd. tore das Tor <mhd. tor infolge der Entlehnung die Bank Finanzinstitution infolge der wortbildenden Prozesse verlegen < Verlag verlegen < Verlegenheit

Klassifikation der Homonyme nach Grad des formellen Zusammenfalls vollständige / totale H. fallen in Lautung, Schreibform und in allen grammatischen Formen: dichten I. сочинять II. уплотнять der Preis I. приз II. цена nichtvollständige / partielle H. Homophone fallen in Lautung zusammen. Homographe fallen in Schreibform zusammen. Homoformen fallen nur in einzelnen grammatischen Formen zusammen.

Klassifikation der Homonyme nach Typ des formellen Zusammenfalls Homophone Seite – Saite, Mohr - Moor malen – mahlen, Lied - Lid Homographe der Rentier [Ran`tie] – das Rentier [´Rεnti:ə] über`setzen - `übersetzen Homoformen das Band – ich band das Licht – licht `светлый`