5. Brandenburger Nephrologie Kolleg Ute Schäfer-Graf Perinatologin & Diabetologin Klinik für Gynäkologie & Geburtshilfe Perinatalzentrum Level I St. Joseph.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
„Start a new style in your life” Immer mehr Menschen streben nach einem gesunden Leben. Was sollte man aber machen, um fit zu bleiben?
Advertisements

Gesunde Ernährung ? eqiooki.de.
Fluid Lung.
Diabetes-Zentrum Cárdenas
Die Erstellung eines Insulin- Therapie-Planes für Patienten mit Typ 1- und Typ 2-Diabetes (einschließlich Korrekturregeln): Der Bad Lauterberger.
„Schach dem Herzinfarkt“
Zeitverschiebung zwischen intravasaler vs. interstitieller Glukose Göttingen, 19. März 2011 Dr. rer. nat. habil. Andreas Thomas.
Erhöhte Blutzuckerwerte (Diabetes mellitus)
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Neuigkeiten Medtronic-Diabetes Kassel, 09. November 2007 Andreas Thomas.
Steno II- multifaktorielle Therapie des nierenkranken Diabetikers
Antidiabetika bei Gestationsdiabetes
LEBEN MIT DER KRANKHEIT DIABETES
Zürcher Update Innere Medizin Chronische Niereninsuffizienz (CKD)
Hallo Baby und Co… Individualverträge mit DAK BKK (nicht alle!)‏
Diabetes mellitus orale Therapie
Repetitorium 1. Definition ‚Nephrotisches Syndrom‘ ? 2. Ursachen ?
Gesunde Ernährung und ihre Trends
Diabetes Mellitus Diagnose Risikofaktoren Therapie
Das Neueste vom Diabetes 9. Juni 2011
Frühgeburt…?? FG: unter 37 SSW (<36+6)/<2500g
Die Zuckerkrankheit ŠVUBOVÁ Radka ZITTOVÁ Lucie USZP II
Fragebogen zum Thema Ernährung
Dr. Gerd C. Hövelmann (LWL-Klinik Gütersloh), Oliver Dollase (EvKB)
Schwangerschaftsdiabetes
Diabetesdiät Gibt es das überhaupt noch?
Steroide bei Patienten mit Diabetes PD Dr. Peter Wiesli
Horten-Zentrum für praxisorientierte Forschung und Wissenstransfer Guidelines im klinischen Alltag – Der multimorbide Patient Prof. J. Steurer
HIV-Infektion in der Schwangerschaft
Univ.-Doz. Dr. Heinz Leipold
bei Patienten nach Myokardinfarkt
Aktuelles aus der Nephrologie
ZIVILISATIONSKRANKHEIT
Der Mensch ist , was er ißt
Ausdauerförderung 4 ​.
GestDiab2008: Versorgung schwangerer Frauen mit Gestations-diabetes und Diabetes mellitus Typ 1 und 2 in diabetologischen Schwerpunktpraxen Partnerprojekt.
Universitätsfrauenklinik der Ruhr Universität Bochum
Herbert Kuhl Universitäts-Frauenklinik Frankfurt
Evidenzbasis von Folsäure- und Jodsubstitution in der Schwangerschaft
Schwangerschaftsinduzierte Hypertonie Neue Leitlinie 2007 Gyn Allround Abtlg. für Perinatalmedizin Frauenklinik der Technischen Universität.
Die Tücken der monochorialen Schwangerschaften
Fetale Anämie KTM Schneider, J. Ortiz Gyn Allround Do
Diabetestherapie vor, während und nach einer Operation
Eure Nahrung sei Eure Medizin und Eure Medizin sei Eure Nahrung! Paracelsus - berühmter Arzt, Naturforscher und Philosoph HP Nicola Maier,
MORPHOLOGISCHE ASPEKTE DES DOPPLERS
Empfehlung Blutgruppe, Coombstest (Antikörpersuchtest) bei 1. MKP - Untersuchung (auch wenn Mutter Rhesus pos.), wenn AK – Titerbestimmung! AKS auch bei.
Bewegungstherapie bei Diabetes
Sei Gesund….!!.
Fortbildungsseminar - Ablauf
Behandlungs- und Schulungsprogramm
N. Tiling Praktische Diabetologie 36. Fortbildungsveranstaltung SGLT2 - Inhibitoren.
Diabetische Nephropathie Epidemiologie und aktuelle Therapie Herne, den 17.April Neprologische und diabetologische Schwerpunktpraxis.
Charité, Berlin Klemens Budde Schwangerschaft und Immunsuppression.
Orale Antidiabetika Bernhard Föger Innere Medizin, LKH Bregenz 27. Mai DMP VA, Dornbirn Interne Bregenz.
TAG 2 Schwangerschaft. Geburtshilfliche Anamnese Schwangerenvorsorge Mutter – Kind – Pass.
Screening auf Gestationsdiabetes. Dres. Gäckler / Jäkel / Fricke / Reinsch - Praxis für Nierenerkrankungen und Diabetes - T. Oppat Der Gemeinsame.
Mütterliche Anamnese 18-jährige Erstgravida, Diagnose eines Hodgkin-Lymphoms, Stadium IIA in der 22. SS-Woche (SSW). Nach interdisziplinärer Konferenz.
Nierenkomplikationen in der Schwangerschaft
COACHING FÜR SPORT, GESUNDHEIT & ERNÄHRUNG WORKSHOP-ERNÄHRUNG.
Universitäts-Frauenklinik, Inselspital, Bern, Schweiz
UAM: Besteht ein Hyperglykämie Risiko bei nicht diabetischen Patienten unter Therapie mit Thiaziden und deren Analoga? Dimitrios Askitis, Johannes Roth,
Pathogenese des Typ-2-Diabetes
Behandlungs- und Schulungsprogramm
Schwangerschaftsdiabetes
IVR 2-Weiterbildung Blutzuckermessung.
Behandlungs- und Schulungsprogramm für intensivierte Insulintherapie
Prospektive Studie - Evaluationsergebnisse
Kontrollierte Studie - Evaluationsergebnisse
Evaluation in Lateinamerika
 Präsentation transkript:

5. Brandenburger Nephrologie Kolleg Ute Schäfer-Graf Perinatologin & Diabetologin Klinik für Gynäkologie & Geburtshilfe Perinatalzentrum Level I St. Joseph Krankenhaus

Prävalenzentwicklung Diabetes 2013 Deutsche Perinatalerhebung (AQUA) (%) GDM Typ 1+2 DM 6.256

Langversion – Praxisversion- Patientenversion Gültig bis 8/2016

Seit 3/2012 Screening auf GDM in MuRiLi

Wie entsteht Schwangerschaftsdiabetes ? 3. Schwangerschaftsdrittel Schwangerschaftshormone Insulinwirksamkeit Pankreas kann nicht kompensatorisch mehr Insulin produzieren Mütterlicher Blutzucker bei hoher Kohlenhydratbelastung

Screening und Diagnostik des GDM 75 g oGTT Trinken von 75 g Glukose in Wasser gelöst Voraussetzung: Nüchternzustand Messungen: nü, 1 und 2 Std Alternative: 50 g Suchtest Trinken von 50 g Glukose in Wasser gelöst Nüchternzustand nicht nötig Messung: 1 Stunde Bei BZ > 135 mg/dl

75-g oGTT 4 (venöses Plasma) Gestationsdiabetes Manifester Diabetes HbA1c > 6,5%? Typ 1? Typ 2? Sekundär? Nü: > 126 mg/d (7,0 mmol/l) 3  kein Test 2 h: > 200 mg/d (11,1 mmol/l) Betreuung wie präkonzeptionell bekannter Diabetes Nü: > 92 mg/d (5,1 mmol/l) 1 h: > 180 mg/dl (10,0 mmol/l) 2 h: > 153 mg/d (8,5 mmol/l) 3 bestätigen durch Zweitmessung SSW 50-g Suchtest (venöses Plasma) 1 Stunde < 135 mg/ 7.5 mmol/l) 1 Stunde > 135 mg/ 7.5 mmol/l) 1 Stunde > 200 mg/ 11.2 mmol/l) Screening und Diagnostik nach MuRiLi seit

Prävalenzentwicklung Diabetes 2013 Erfassen wir mit dem 50 g Test alle GDM-Fälle ? (%) GDM Typ 1+2 DM Screening

HAPO-Population: Schwangere mit oGTT Prozent GDM diagnostiziert nur durch Nüchtern-Blutzucker Metzger, Diabetes Care % 50 g Suchtest Viel Screening-Aufwand – wenig diagnostische Sicherheit ?

Qualitätssicherung der Glukosebestimmung

NaF Citrat/ Puffer pH  Bestimmung im Labor Problem: Falsch negative Befunde durch Glykolyse bei verzögerter Bestimmung Unterschiedliche Angriffspunkte der Glykolysehemmung von NaF und Citrat

Therapie des Schwangerschaftsdiabetes Ernährungs- umstellung Sport Blutzucker- selbstkontrolle Insulin

 Bestandteile unserer Nahrung (KH, Fette, Eiweiße  Günstige/ungünstige Kohlenhydrate  5-6 kleine Mahlzeiten anstatt 3 großer  Erhöhter Bedarf an Vitaminen, Eiweiß, Calcium, Mineralien  Viel Gemüse  Obst etwas dosieren  2 Liter Flüssigkeit pro Tag Wichtigster Aspekt der Therapie des GDM Ernährungsberatung Prinzipien einer gesunden Ernährung

Frauen sollen ihre Schwangerschaft unbeschwert genießen Vertrauen in den eigenen Körper haben Möglichst geringe Belastung der Frau Beschränkung auf das entscheidungsrelevate Minimum Prämisse der LL: GDM Therapie Verhältnismäßigkeit wahren !

Start Insulintherapie wegen MBG > 110 mg/dl Dosierung: Liprolog Protaphan

Tag morgens Nüchtern nach Frühstück vor Mittagessen nach Mittagessen vor Abendessen nach Abendessen 1XX X X 2XX X X 3XX X X 4XX X X 5XX X X 6XX X X 7XX X X …XX X X 14XX X X 15X 16 X 17 X 18 X 19XX X X 20X 21 X 22 X … X Eventuell Ergänzung durch ein 4 - Punkte Profil / 2 Wochen Empfohlene Frequenz von Blutzuckerselbstkontrolle

Blutzuckerzielwerte ZeitPlasma-Äquivalent mg/dlmmol/l Nüchtern, präprandial65-953,6-5,3 1 h postprandial<140<7,8 2 h postprandial<120<6,7 Mittlere Blutglukose ,0-6,1 Höchste Evidenz aus Therapiestudien (EL I a) ACHOIS: nü < 99 mg/dl (5.5 mmol/l)2 Std pp < 126 mg/dl (7.0 mmol/l) LANDON: nü 120 mg/dl (6.7 mmol/l) gleichwertig

Blutzuckerwerte bei Schwangeren ohne Diabetes ( SSW) Hernandez, Diabetes Care, 2011

Insulintherapie Strenge Insulinindikation  Möglichkeiten der Ernährungsmodifikation ausgeschöpft  Erst bei > 50 % der Werte erhöht  Humaninsulin:  Kurzwirksam zu den Mahlzeiten, Basal zur Nacht  Beginn nicht unter 8 IE  Zügig steigern  Hoher Insulinbedarf  Nach Entbindung absetzen – Tagesprofil am 2. Tag

Einbeziehung des Feten bei der Blutzuckereinstellung Einleitung der Insulintherapie nur in Kenntnis der aktuellen fetalen Ultraschallparameter = Modifizierte Zielwerte je nach fetalem Abdominalumfang

AU-Messungen ab 24 SSW Kontrolle alle 2-3 Wochen AU < 75. Perzentile > 75. Perzentile (asymmetrische Makrosomie) Nü < 105 mg/dl < 5,8 mmol/l 1h < 160 mg/dl < 8,9 mmol/l Nü < 85 mg/dl < 4,7 mmol/l 1 h < 120 mg/dl < 6,7 mmol/l ja neinja nein Diät Insulin Unser Konzept (Bonomo, Diab Med. 2004) Moderate Anpassung der angepasst Zielwerte: nüchtern +/- 10 mg/dl und postprandial +/- 20 mg/dl Reduzierung Insulinrate SGA Rate Reduzierung LGA Rate

IOM-Leitlinie: Gewichtsziele BMI präkonzeptionell (kg/m² n. WHO) Gewicht gesamt (kg) Gewicht  pro Woche (kg) < 18,512,5-180,5-0,6 18,5-24,911,5-160,4-0,5 25,0-29,97-11,50,2-0,3 > ,2-0,3 Rasmussen K/IOM 2009 Beyerlein A: Obstet Gynecol 2010;116:1111 Hedderson M: Obstet Gynecol 2010;115:597 Streuling I: Am J Clin Nutr 2010;92:678

11,5 kg 16,0 kg GDM-Diagnose 25 SSW

2.8% 13.6% 5.5% 78.2% IFT Normaler OGTT IGT Diabetes 132 Frauen (21.8%) mit abnormalem postpartalem oGTT Schäfer-Graf, Kleinwechter, Diabetes Care, 2010 Postpartaler oGTT nach 6-12 Wochen Ergebnisse bei 605 Frauen mit Gestationsdiabetes

DDG Workshop 2014 Fall 2  30 Jahre, Typ-1-DM 22 Jahre  Compliance-Probleme  PDR (Laser, GK-Silikonauffüllung)  Nephropathie Alb/Krea-Ratio 615 mg/g  Arterielle Hypertonie (2x50 mg Metoprolol)  Neuropathie (Z.n. Fersenphlegmone)

HbA1c-Verlauf 10-13

Verlauf  ab 17 SSW Proteinurie bis 5 g/Tag  Hypoalbuminämie  Ödeme ++++  Blutdruck-Anstieg  ab 20 SSW Kreatinin  bis 1,3 mg/dl  Furosemid bis Entbindung  Sehstörung (Augenbefund unverändert)  stationär bis 32 SSW  Sectio 39 SSW  Fetus normosom

Fall 1  34 Jahre, 0-Para mit Kinderwunsch  Überweisung aus Frauenarztpraxis  Typ 1 DM seit 1993 mit schlechter Adhärenz - aktueller HbA1c erstmalig 7,3%, abfallende Tendenz  Diabetische Nephropathie 3 b - Serum-Krea 1,5 mg/dl, eGFR 45 ml/min/1,73 m² - Albuminausscheidung 326 mg/g Kreatinin  Diabetische proliferative Retinopathie (Z.n. Laser)  Arterielle Hypertonie

Bell R et al. Diabetologia ,8% 10,2% 7,6% Beratung: HbA1c und Risiko für kongenitale Fehlbildungen Nephropathie OR 2,5 (95%-KI: 1,1-5,3) N=1.677 T1+T2 DM ,2% Fehlbildungen

StadiumPräeklampsie (%) Frühgeburt (%) SGA (%) Normoalbuminurie6352 Mikroalbuminurie 20 bis 200 mg/l oder 30 bis 300 mg pro Tag [ Makroalbuminurie Ekboom P et al. Diabetes Care 2001;24:1739 Diabetische Nephropathie: Risiken Mutter und Kind

Besonderheiten der RR-Einstellung bei Nephropathie Problem: hohe Frühgeburtenrate wg. Präeklampsie Konzept Mathiesen et al*: Frühzeitiger Beginn antihypertensiver Therapie zur Senkung der FG- Rate Beginn antihypertensiver Therapie in der SS: > 170/110 mg/dl stoffwechselgesunde Frauen > 160/100 mg/dl Diabetikerinnen * Diabetic Med 2006

Frühzeitige RR-Reduktion bei Nephropathie Alte Kohorte: , n= 26 Präeklampsie: RR > 140/90 nach 20 SSW und Proteinurie > 300 mg/24 Std. Neue Kohorte: , n= 20 RR > 140/90 mg/dl oder Proteinurie > 3 g/24 Std. ( Albuminurie > 2 g/24 Std)

Vergleich geburtshilfliche Komplikationen T1D vs. Normalpopulation Nationale Kohortenstudie Niederlande, 118 Kliniken, KomplikationenT1Dn=314Niederlande n= Relatives Risiko (95%-KI) Präeklampsie12,7%1,05%12,1 (9,0-16,1) Frühgeburt <37 SSW32,2%7,1%4,5 (3,8-5,3) Evers IM et al., BMJ 2004

Aspirin 100 mg bei hohem Risiko für Präeklampsie (DM) Pathophysiologie der Präeklampsie : Störung der Trophoblastinvasion Aspirin: Verbesserung der Transformation der Spiralarterien des Uterus Dopplersonografie A. Uterina :Notch

Meta Analyse – Beginn Aspirin 100 mg 16 SSW (Roberge, Ultrasound Obstet Gynecol, 2013)

Schwangerschaft hat keinen Einfluss auf Entwicklung oder Progression der diabetischen Nephropathie – aber … Transitorisches Nephrotisches Syndrom 10% mit fortgeschrittener NP dialysepflichtig direkt nach Frühgeburt 16 Jahre nach Geburt: 35% verstorben, 19% dialysepflichtig* GFR ml/min/1,73 m²: 45% Dialyse 12 Jahre postpartal** 1 Jahr nach Transplantation warten  75% Lebendgeburtenrate *Rossing K et al, Diabetologia 2002; 45:36 **Kitzmiller J, Diabetes Care 2008;31:1060 Diabetische Nephropathie: Risiken Mutter

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit