SoWi VL- 1 Barta: Zivilrecht online Rechtsquellen des Privatrechts Wir unterscheiden: Rechts-Entstehungs- und Rechts- Erkenntnisquellen Generelle und individuelle.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Dritter Interdisziplinärer Politischer Salon „Zeit für Allmende“
Advertisements

Dr. Handl - Politische Bildung
Grundbegriffe der Pädagogik: Bildung, Sozialisation, Erziehung
X. Soziale Gerechtigkeit
Interkulturelle Kompetenz der Lehr- und Fachkräfte LWL Münster 10./
Arbeits- und Präsentationstechniken 1 Teil A: Wissenschaftstheoretische Grundlagen Prof. Dr. Richard Roth WS 2011/2012 APT 1 Prof. Dr. Richard Roth.
Subjekt und Moderne Vorlesung
Verantwortung übernehmen heißt Antworten geben-
Barbara Wörndl Hochschule Merseburg (FH)
Vorlesung Gesellschaftliche Grundlagen der Kultur
David Émile Durkheim.
Do. 26. Nov.: II. Zur „Objektivität“ der „sozialen Tatsachen“
Vorstellungsbildung im Literaturunterricht
Vorstellungsbildung im Literaturunterricht
2. Neuköllner Präventionstag
Lesen und Exegese 1) Hilfe zum umfassenderen Verstehen. 2) Schutz vor Fehlinterpretationen. Wie verhalten sich Lesen und Exegese zueinander?
Politik für Nicht-Politiker
Körper und Wissen Hans Joas: Kreatives Handeln.
EuropaRAThaus Erklärung Für ein Europa der Bürgerinnen und Bürger „Wir einigen keine Staaten, wir verbinden Menschen“ (Jean Monnet) Anlässlich.
Immanuel Kant: "Der Rechtsstaat" Ein Referat von: Christian Fichtner &
„Ethik und Religionen“ in der Primarschule - Elterninformation
Rechtsquellen des Privatrechts
Willkommen an der Hochschule für Wirtschaft Zürich HWZ!
Helmut Passing  Geboren 1951 im Rheinland,
Vorbesprechung PS 1 WiWi
Radbruch‘sche Formel.
Literatur interpretieren
Familienföderation e.V.
Übersicht: Gesellschaft, Kultur, Institution, Organisation
Übersicht Ausgangslage
Die Ordnung des menschlichen Zusammenlebens Menschen leben in Staaten.
Was möchten wir heute tun?
Staatstheorie der Aufklärung 1:
Buddhismus, Hinduismus Christentum, Islam, Judentum
Vienna Conference on Consciousness Teil I "Was ist die neuronale Grundlage des Bewußtseins? Wo ist es im Gehirn?" Beitrag von Michael L. Berger (Center.
1. Übungseinheit Grundlagen des Rechts (Stolzlechner S. 1-35, 62-68)
„Qualität des Lebens und Qualität der Schule“
Barta: Zivilrecht online
Aufbau der Rechtsordnung
法學德文名著選讀(一) Lektion 6 范文清 / 蕭雯娟.
Der Heilige Geist wohnt und wirkt in dir …
Die logische Unzulänglichkeit der Grundnorm Peter Warta, Wien IRIS 2006.
Werte – Normen - Erziehungsziele
„Die rechtliche Dimension des Gesundheitsbegriffs“
Werte und Normen Gymnasium Alfeld
Personalentwicklung hier: (Interkulturelle) Aus- und Weiterbildung
Warum wir nicht sündlos sind
Grundkurs praktische Philosophie 20. Dezember 2004 Politische Freiheit
Souveränität und Macht Macht und Gewalt Souveräntität und Macht Macht und Gewalt Unterschied: Steuerbeamter - Räuber? Was ist eine Rechtspflicht? Legal.
Ein Projekt stellt sich vor – Dauer nur 3 Minuten!
Freiheit und Gerechtigkeit
Herzlich Willkommen zur 11
Hausaufgabe 1 Was ist Sozialpsychologie und wie unterscheidet sie sich von anderen, verwandten Disziplinen? Einführung
Theologie der Verbände
Das Fach „Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde“ stellt sich vor
Partizipation im Übergang – gemeinsam gestalten
Disability Mainstreaming Impuls auf der 4. Sitzung der ressortübergreifenden Arbeitsgruppe „Leitlinien der Berliner Seniorenpolitik am Christine.
GK/LK Sozialwissenschaften Informationen Klasse 9 1. Februar 2016.
Regierungsformen.
SoWi Ü 4- 1 Barta: Zivilrecht online Schenkung: §§ 938 ff ABGB qDie Schenkung ist Vertrag, durch den sich jemand verpflichtet, einem andern eine Sache.
SoWi Ü 5- 1 Barta: Zivilrecht online AGB (1) - Allgemeines qZweck: Kaufmännisch-rechtliche Rationalisierung l AGB : Vertragsschluß unter Beifügung von.
Kap 2 - Kauf-Tausch 1 Barta: Zivilrecht online Kauf und Tausch qPraktische Bedeutung...! qRegelung im Gesetz: l Tausch: Austausch "Sache gegen Sache“;
Kap 7 - Schuldverhältnisse 1 Bárta: Zivilrecht online Entstehungsgründe von Schuldverhältnissen  § 859 ABGB: > Die persönlichen Sachenrechte, vermöge.
Gestaltungsspielräume im Urheberrecht Bernd Juraschko, Justiziar und Leiter Wissenschaftliche Services DHBW Lörrach
Was ist Arbeit? Soziologische Perspektive Franz Bär, Christos Karagiannis, Jakob Liedl.
Folie 1 Kulturelle Vielfalt: eine ethische Reflexion Peter Schaber (Universität Zürich)
Politische Bildung & Wirtschafts- und Sozialgeschichte
 Präsentation transkript:

SoWi VL- 1 Barta: Zivilrecht online Rechtsquellen des Privatrechts Wir unterscheiden: Rechts-Entstehungs- und Rechts- Erkenntnisquellen Generelle und individuelle Rechtsquellen Gesetze/ Verordnungen ↔ zB Verträge/ Urteile Rechts-Entstehungsquellen sind insbesondere: –GesetzesR; §§ 8, 9 ABGB –GewohnheitsR; § 10 ABGB - Heute auch Richterrecht - trotz § 12 ABGB; vgl Gschnitzer, in: FGL 465 ff und 645 ff (1993) Rechts- Erkenntnisquellen sind Hilfsmittel um das geltende Recht in Erfahrung zu bringen: BGBl, LGBl, Urkunden, Urteile, Bescheide, Verträge usw

SoWi VL- 2 Barta: Zivilrecht online 7: Bundesgetz, mit dem Regelungen über den Erwerb von Rechten an Gebäuden und Wohnungen von Bauträgern getroffen werden (Bauträgervertragsgesetz – BTVG) und das Wohnungseigentumsgesetz 1975 geändert wird Nationalrat Gesetzgebungs- Regierungs- Ausschuss- Bundesrat periode vorlage bericht Legende: Jahrgang 1997 Ausgegeben am 10. Jänner 1997 Teil I I 7. Bundesgesetz: Bauträgervertragsgesetz - BTVG und Änderung des Wohnungseigentumsgesetzes 1975 (NR: GP XX RV 312 AB 450 S. 53. BR: AB 5358 S. 620.) FÜR DIE REPUBLIK ÖSTERREICH Bundesgesetzblatt

SoWi VL- 3 Barta: Zivilrecht online Gesetz: Mittel der Gesellschaftssteuerung Wir verdanken dieses Rechtsinstrument den Griechen, die es aus dem Alten Orient übernommen haben; insbes aus Mesopotamien: Hier gab es seit dem Ende des 3.Jts. eine schriftliche Gesetzgebung; zB Codex Ur-Namma Seit ~ 650 v.C.: Thesmos als Akt normativer, aber noch nicht demokratischer Rechtsetzung – löst das alte nomologische Wissen (M. Weber) ab ~ 508 v.C. (Reformen des Kleisthenes): an die Stelle des Thesmos tritt das demokratische von der Volksversammlung beschlossene Gesetz – Nomos

SoWi VL- 4 Barta: Zivilrecht online Funktionen des Rechts (1) Friedens-, Ordungs- und (Rechts)Sicherheits- funktion → Konfliktlösung und -vermeidung Gerechtigkeitsfunktion Herrschafts- und Herrschaftskontrollfunktion Grundsätzliches Selbsthilfeverbot; §§ 19 und 344 ABGB, § 1 StGB ∞ Rechtsschutzgarantie ↔ Widerstandsrecht – Entstehung von Kultur durch Gewaltverzicht (S. Freud) Anpassung der RO an den sozialer Wandel – Gestaltung der Lebensbedingungen  Rechtspolitik/ social engineering austeilende ausgleichende

SoWi VL- 5 Barta: Zivilrecht online Funktionen des Rechts (2) Soziale Integration – Ausgleich Verhaltenssteuerung + Bildung durch das Recht und seine Werte –Orientierungs- oder Wegweiserfunktion Sicherung von Freiheit und Gleichheit: Seit Solon 594/3 V. C. Recht als Instrument der Teilhabe des gesamten (!) Volkes am Staat und seinen Institutionen: Ebenfalls schon solonisch!

SoWi VL- 6 Barta: Zivilrecht online Normen als Wegweiser Normen/Paragraphen/Rechtsvorschriften sind Wegweiser für menschliches Verhalten; daher: –nicht die Sanktion (der Norm) steht im Vordergrund, –sondern ihre Orientierungsfunktion Auch andere Sozialnormen dienen als gesellschaftliche Wegweiser: Sitte + Moral + Religion → folgende Folie Recht ↔ unterscheidet sich von Sitte und Moral etc. durch seine Erzwingbarkeit → Zwangsgewalt des Staates

SoWi VL- 7 Barta: Zivilrecht online Sozialnormen - Arten Recht Sitte: mehr oder weniger gefestigter gesellschaftlicher Brauch iSv erwünschtem äußeren Verhalten  Wechselwirkung zwischen Recht und Sitte: zB §§ 879 (gute Sitten) und 914 ABGB (Verkehrssitte); § 346 U/HGB (Gewohnheiten und Gebräuche unter Kaufleuten); Trauerjahr der Witwe Moral: wendet sich im Gegensatz zu Sitte und Recht (forum externum) nach innen (Gewissen; forum internum  auch hier Wechselwirkungen mit dem Recht: zB § 879 ABGB, § 1 UWG

SoWi VL- 8 Barta: Zivilrecht online SEIN und SOLLEN (1) Für den Rechtspositivismus ist diese Unterscheidung eine absolute! – SEIN  SOLLEN als Gegensätze  legal isolationism vorbereitet vom römischen Recht (F. Schulz); vgl H. Kelsen, Über Grenzen zwischen juristischer und soziologischer Methode (1911/1970) Die Wirklichkeit sieht aber anders aus: der Seinsbereich soll rechtlich geleitet/geführt und schließlich beurteilt und gestaltet werden; denn das rechtliche Ergebnis zielt idR auf eine Änderung von Seinszuständen ab – Es existieren Übergänge! Beispiel: Menschliches (Fehl)Verhalten [= Seinsbereich] wird rechtlich mit dem Ziel beurteilt/korrigiert [= Sollensbereich] (erneut) eine Änderung im Seinsbereich herbeizuführen. – Oder: Deliktisches Verhalten  Prozess/Urteil  Strafe/Schadenersatz etc erzwingt rechtskonformes Verhalten: zB Strafvollzug → Resozialisierung

SoWi VL- 9 Barta: Zivilrecht online SEIN und SOLLEN (2) Explikative/erklärende und = Kausalwissenschaften Welt des Seins, der Realität, des tatsächlich Gegebenen … sie wollen das tatsächliche Verhalten der Dinge in ihrem naturnotwendigen Kausalzusammen-hang aufzeigen und erklären Ergebnis: Gewinnung von Naturgesetzen iS naturnotwendiger Abläufe! Normative Disziplinen = Normwissenschaften Welt des Sollens, der Idealität … ihnen geht es nicht darum, was wirklich geschieht, sondern was geschehen soll; sie stellen Regeln auf, schreiben ein Verhalten vor, fordern ein Sein oder Nicht-Sein Ergebnis: Normerzeugung (= es soll, muss aber nicht so geschehen) H. Kelsen, Über die Grenzen juristischer und soziologischer Methode (1911, 1970) Auf diesem Unterschied beruht Kelsens Einteilung in:

SoWi VL- 10 Barta: Zivilrecht online SEIN und SOLLEN (3) Explikative oder Kausalwissenschaften: –Naturwissenschaften –Historische Wissenschaften –Soziologie: sie erforscht die „Naturgesetze“ des sozialen Zusammenlebens –Psychologie Normwissenschaften: –ReWi –Ethik –Logik –Grammatik Beispiele Unzulässige Verquickungen zwischen der explikativen und normativen Betrachtungsweise nennt Kelsen: (Methoden)Synkretismus