Vorlesung Einführung in die Soziologie - Grundfragen der Soziologie SoSe 2010 12. Veranstaltung (09.07.10) Globalisierung, globale Ungleichheit & nachhaltige.

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 Präsentation transkript:

Vorlesung Einführung in die Soziologie - Grundfragen der Soziologie SoSe Veranstaltung ( ) Globalisierung, globale Ungleichheit & nachhaltige Entwicklung ________________________________________________________________________ Prof. Dr. Karl-Werner Brand, TUM, School of Education, FG Soziologie, Kontakt:

Zur Erinnerung: Nationale Ungleichheitsforschung  Lohnarbeit & Kapital: Klassentheoretischer Ansatz (Karl Marx)  Klassen + ständische Prinzipien sozialer Differenzierung (Max Weber)  Soziale Schichtungskonzepte (Soziologie der 50er-70er Jahre)  Ab 80er Jahre: Neue soziale Ungleichheiten (Geschlecht, ethnische Herkunft, Alter, Region, alleinerziehende Mütter etc.)  Differenzierung nach sozialen Lagen  „Individualisierung“ fördert Ausdifferenzierung sozialer Milieus + Lebensstile  Lebensstilforschung (z. B. SINUS Lebensstilmilieus)  Bourdieu verknüpft soziale Lage (bedingt durch unterschiedliche Verfügung über ökonomische, kulturelle + soziale Kapitalien) + Lebensstilforschung mithilfe des „Habitus“-Konzepts  Gelten diese Konzepte auch im internationalen Konzept, in Bezug auf globale Ungleichheiten??

 Pluralisierung der Lebenswelten - Zerfall der Sinnwelten: Individuum muss zwischen verschiedenen Welten und Rollen hin- und herpendeln und mit verschiedenen Werten jonglieren  Ausbildung der „persönlichen Identität“ wird zur Aufgabe und Leistung  Der Einzelne als „Konstrukteur“ und „Jongleur“ seiner Biographie („Bastelbiographie“)  Aber: Abhängigkeit moderner Biographien von den institutionellen pol. + wirtschaftl. Rahmenbedingungen (Rentenalter, Krippenzeiten, Arbeitsmarktchancen….)  Paradox: Vereinzelung + Standardisierung (Bsp. Fern- sehen): Wir kommen uns individuell vor, sind aber in hohem Maße von Medien und Werbung geprägt  Und: heutige „Schicksalsschläge“ (wie Verlust eines Arbeitsplatzes, Scheidung) gelten als persönliches Versagen – auch wenn sie gesellschaftliche Massenphänomene sind  Doppelgesichtigkeit der Individualisierung: Neue Freiheiten und Handlungsspielräume, aber auch neue Zwänge und Zumutungen  Individualisierung als neue Form der „Vergesellschaftung“ Zur Erinnerung: Was ist Individualisierung (U. Beck) ?

Elitäre Rekrutierungsmechanismen  Weltweite Ausdehnung von Handelsbeziehungen (zwischen um das 17- Fache)  International operierende Großkonzerne (zwischen von auf mit ausländischen Töchtern); Verlagerung von Produktion in Billiglohnländer  Weltweite Verflechtung der Finanzströme  Anwachsen des Flugverkehrs (Personenkilometer von um das 100-Fache)  Anwachsen des internationalen Tourismus (von ca. um das 25-Fache, von 25 Mio auf 635 Mio)  Entmachtung nationalstaatlicher Politik durch den „Sachzwang“ des Weltmarkts  Weltweiter Daten- und Informationsaustausch  Entstehung einer globalen Medien- und Konsumkultur  Globale Umweltzerstörung und Umweltprobleme mit globalen Auswirkungen (Klimawandel, Regenwaldabholzung)  Internationalisierung politischer Entscheidungsprozesse  … (siehe: Eickelpasch 1999, S. 130) „Globalisierung“: Vieldeutiger Begriff

Elitäre Rekrutierungsmechanismen (siehe: Eickelpasch 1999, S. 132) „Globalisierung“: Dimensionen DimensionenErscheinungsformen ökonomisch -Globalisierung des Handels, der Produktion, der Dienstleistungen -Weltweite Geld- und Finanzströme informationstechnisch - Weltweiter Datenaustausch über Internet, Computer… ökologisch - Globale Umweltzerstörung oder Umweltzerstörung mit globalen Folgen (Regenwaldabholzung, Klimawandel) politisch -Souveränitätsverlust des Nationalstaats -Internationalisierung politischer Entscheidungsprozesse (EU, OECD..) kulturell -Weltweite Vereinheitlichung von Symbolen und Konsummustern -Gleichzeitig: Wiederbelebung lokaler Kulturen und Identitäten, Entstehung von Mischkulturen sozial - Entgrenzung u. Enträumlichung von sozialen Beziehungen (Internet!) - Bewusstsein von weltweiten Folgen des Alltagshandelns

 Entgrenzung und Enträumlichung von Handeln  Auseinanderfallen der territorialen Einheit von Staat, Wirtschaft, Kultur  Wachsende weltweite Verbundenheit und Interdependenz (= wechselseitige Abhängigkeit), nicht nur ökonomisch  Aber auch: große Unterschiede der Einbezogenheit und Handlungs- fähigkeit unterschiedlicher Regionen und Bevölkerungsgruppen  Drastische, sich verschärfende globale Ungleichheit (s. Readertext, Evers, D., S. 543 ff) „Globalisierung“: Elemente einer Definition

Globale Ungleichheit: Das Erbe des Kolonialismus  Europäischer Kolonialismus (Ende des 15. bis Mitte des 20. Jahrhunderts): zunächst wirtschaftl. motivierte Eroberung  Handelsstützpunkte  staatliche Sanktionierung (nur China + Japan nie systematisch erobert)  Zunächst „traditionelles Plünderungsschema“  mit Industrialisierung Europas Fokussierung auf Rohstoffe  Umstrukturierung der tradition. Wirtschaften der Kolonialländer (Privatisierung; landwirtschaftl. Monokulturen; Sklavenhandel)  traditionelle Herrschaftstrukturen durch Kolonialverwaltung ersetzt)  „Kulturimperialismus“: europäische Kultur (Sprache, Sitten, Moral, Religion) erschien den nichteuropäischen ‚von Natur‘ aus überlegen  Missionsschulen (europäische Sozialisation einheimischer Eliten)  Nach 1. Weltkrieg: Aufstieg der USA + Japan zu Großmächten; Sozialistische Revolution in Russland eröffnete Entwicklungsalternativen (Unterstützung von Befreiungsbewegungen); China wird kommunistisch.  Politische Unabhängigkeit nach dem 2. Weltkrieg (1947 Indien, in 60er Jahren afrikanische Staaten) beließ die ehem. Kolonialländer in hoher wirtschaftlicher Abhängigkeit vom Weltmarkt, der durch die hoch industrialisierten Länder (USA + Westeuropa) und durch mächtige transnationalen Konzerne beherrscht ist

Unterentwicklung & Entwicklungsstrategien Modernisierungstheorie (50er/60er Jahre): nach westl. Vorbild konzipiertes Entwicklungsmodell (= „nachholende Entwicklung“); Entwicklungshilfe für großtechnische Projekte soll Sprung in die Moderne ermöglichen „Dependencia“-Theorie (80er Jahre): versucht Unterentwicklung mit Blick auf Lateinamerika zu erklären. Abhängigkeit der nationalen Eliten gegenüber reichen Geberländern + Kooperation mit transnationalen Konzernen (Bündnisse von Bürokratie, Militär und Unternehmer) hat Bildung einer starken, autonomen Mittelschicht verhindert und Ungleichheit verschärft. „Weltsystemansatz“ (I. Wallerstein): seit Beginn der Moderne haben ungleiche Handelsbeziehungen ein Netz globaler Produktions- und Verbraucherbeziehun- gen geschaffen. Die Triebkraft dieses Weltsystems ist der kapital. Wettbewerb, in dem die kapitalstarken Industrieländer große Vorteile haben.  Ausbildung einer globalen Arbeitsteilung zwischen „Kernländern“, „Peripherie“ (z. B. afrikanische Länder) und „Semiperipherie“ (die sich im System auf und ab bewegen, z. B. asiatische Tigerstaaten). Versucht zu zeigen, wie sich globale Wirtschaftsstrukturen + Abhängigkeiten auf die Entwicklungspfade der einzelnen Länder auswirken.

Nachhaltige Entwicklung: ein neuer Entwicklungsansatz  Hintergrund: wachsende globale ökologische Probleme + wachsende globale Armutsprobleme  UN Brundtland-Kommission  Brundtland-Bericht 1987 („Our Common Future“): Leitbild „nachhaltiger Entwicklung“ (sustainable development). Propagiert eine Entwicklungsstrategie, die Umwelt- und Entwicklungspolitik, „top down“- + partizipative „bottom up“-Ansätze integriert  UNCED Konferenz in Rio 1992 [„Agenda 21“]  Definition von nachhaltiger Entwicklung im Brundtland-Report (1987): „Dauerhafte (nachhaltige) Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können. Zwei Schlüsselbegriffe sind wichtig: (a) der Begriff 'Bedürfnisse', insbesondere die Grundbedürfnisse der Ärmsten der Welt sollen Priorität haben, (b) der Gedanke von Beschränkungen, die der Stand der Technologie und der sozialen Organisation auf die Fähigkeit der Umwelt ausübt, gegenwärtige und zukünftige Bedürfnisse zu befriedigen.“ (Hauff, 1987: 46)

Zentrale Merkmale des Leitbilds „nachhaltiger Entwicklung“  „Nachhaltige Entwicklung“ nicht nur neues Leitbild umweltpolitischer Problem- lösung, sondern neues, globales Modell gesellschaftlicher Entwicklung, das die ökologischen & sozialen Defizite des bisherigen industriellen Fortschritts- und Wachstumsmodells korrigieren will.  Anthropozentrischer Fokus (Grundbedürfnisansatz)  Globale, integrative Problemperspektive  starke Betonung des inter- und intragenerativen Gerechtigkeitsprinzips  partielle Kritik des modernistischen, technisch-ökonomischen Entwicklungs- modells der Nachkriegsjahrzehnte, unter Beibehaltung des wirtschaftlichen Wachstumsimperativs – aber „qualitativ“ modifiziert (umweltverträgliches Wachstum)  Nachhaltige Entwicklung ist nicht identisch mit Klimapolitik: Klimaerwärmung verschärft allerdings die bestehenden Probleme nachhaltiger Entwicklung erheblich, eine „low carbon society“ verringert sie um einiges !!

NE - Leerformel oder Motor gesellschaftlicher Umgestaltung? Einerseits: Beeindruckende Fülle an Initiativen, Modellen und Aktivitäten auf allen gesellschaftlichen und politischen Ebenen in den vergan- genen 15 Jahren (vom privaten Konsumverhalten & Unternehmens- initiativen über Ansätze lokaler & regionaler Nachhaltigkeit bis hin zu nationalen Nachhaltigkeitsstrategien & internationalen Formen der Umweltregulierung + Programmen der Armutsreduzierung

NE - Leerformel oder Motor gesellschaftlicher Umgestaltung? Andererseits: Wachsende globale Umwelt- und Armutsprobleme; wachsende Kluft zwischen Reich und Arm (sowohl in Industrie- wie in Schwellen- und Entwicklungs- ländern) – obwohl sich linke und rechte Gruppierungen, Kirchen, Wirtschaft & NGOs gleichermaßen auf „Nachhaltigkeit“ als Richtschnur ihres Handelns berufen  Nachhaltige Entwicklung wird so leicht zur Leerformel.

Leitbild „Nachhaltiger Entwicklung“ = kontrovers strukturiertes Diskursfeld Das normative Leitbild der ‚nachhaltigen Entwicklung’ eröffnet ein neues, kontrovers strukturiertes Diskursfeld. Das ist geprägt … a) … durch die gemeinsame Anerkennung der Tatsache, dass ökologische, soziale und wirtschaftliche Entwicklungsprobleme eng miteinander verknüpft sind („wie“ und mit welcher Gewichtung wird aber sehr unterschiedlich gesehen), b)... durch eine diffuse, integrierende Norm globaler und generationenübergreifender Verantwortlichkeit (was dabei Vorrang hat und wie „intergenerative“ Gerechtigkeit sicher gestellt werden kann, z. B. durch technische Entwicklung, Liberalisierung des Weltmarkts oder neue Lebensstile, wird sehr kontrovers gesehen), c)… durch den Kampf konkurrierender, gesellschaftlicher Akteure (auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene) um die Durchsetzung ihrer spezifischen Deutung von Nachhaltigkeit und der damit jeweils verknüpften Umsetzungsstrategien  Welche Deutungen und Strategien setzen sich durch? Welche Akteurskoalitionen bilden sich? Welche haben größere Durchsetzungsmacht? Welche finden öffentliche Resonanz?

Bsp.: Die Struktur des deutschen Nachhaltigkeitsdiskurses (Brand et al. 2000)

Wandel in Richtung Nachhaltigkeit ist das mühsame Bohren harter Bretter (gegen etablierte Interessen- und Machtstrukturen, tief verwurzelte Denkweisen & Alltagsroutinen),....setzt ein Bewusstsein der Dringlichkeit der Probleme und des „Kurswechsels“ voraus (= Aufgabe der Wissenschaftler, NGOs & Medien).... wird erleichtert, wenn es sich auf die Erprobung („Machbarkeit“) neuer Praktiken in gesellschaftlichen Nischen zurückgreifen kann (z. B. nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung, „Best Practice“-Modelle, regenerative Energieversorgung, nachhaltiges Produktdesign, Umstieg auf Bio-Landbau & Konsum, neue politische Steuerungsinstrumente etc.),....muss die politischen Gelegenheitsfenster nutzen, die sich durch öffentliche Problemdebatten und Katastrophen öffnen (z. B. Ölpest im Golf von Mexiko) Von selbst entsteht kein nachhaltiger Entwicklungspfad!!