Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) Kindheit - Wohlstand?!

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 Präsentation transkript:

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) Kindheit - Wohlstand?! Referentinnen: Prof. Dr. Cornelia Wustmann/ Prof. Dr. Maria-Eleonora Karsten

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 1 Gliederung 1.Dimensionen einer Chancengleichheit 2.Allgemeine Verfügbarkeit von Bildung 3.Diskriminierungsfreier Zugang zur Bildung 4.Annehmbarkeit und Adaptierbarkeit 5.Spannungsverhältnisthese – Möglichkeitsräume/ Dispositionsspielräume 6.Weiterführende Aspekte 7.Literatur

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 2 Dimensionen einer Chancengleichheit

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 3 Dimensionen einer Chancengleichheit -Allgemeine Verfügbarkeit von Bildung -Diskriminierungsfreier Zugang zur Bildung -Annehmbarkeit von Bildung -Adaptierbarkeit von Bildung (Sozialpaktausschuss der Vereinten Nationen 2004)

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 4 Allgemeine Verfügbarkeit von Bildung -Qualitative Rahmenbedingungen Sozialraum Organisation -Bedarfsgerechtes Angebot (Gesundheit, soziale Teilhabe, Integration, soziale Infrastruktur) Mädchen und Jungen Mütter, Väter Erzieherinnen/ Erzieher

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 5 Diskriminierungsfreier Zugang zur Bildung -Barrieren -Soziales Milieu (Migration, Armutslagen, Bildungsferne) -Mädchen und Jungen -Rechtliche Schranken (z.B. rechtliche Regelungen für Kinder ohne Aufenthaltsgenehmigung)

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 6 Scheinbar eindeutige Situationen gibt es selten. Es geht vielfach um die Kaschierung von Armutsanzeichen Wenn Erzieherinnen Kaschierungen nicht einschätzen können, nehmen sie dem Mädchen/Jungen notwendige Bildungs- und Erfahrungsmöglichkeiten und tragen dazu bei, dass dem Mädchen/Jungen wesentliche Bereiche der Bildung unzugänglich sind.

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 7 Ergo: Auch wir als Erwachsene müssen erkennen, was dahinter steckt – auch das ist ein wesentlicher Beitrag zur Chancengleichheit.

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 8 Annehmbarkeit und Adaptierbarkeit -Förderung Spracherwerb -Personalstruktur und Personalentwicklung

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 9 These: Kindheit wird zunehmend im Spannungs- verhältnis zwischen Aufwachsen in materieller Armut (und sorgenbelastetem Familienklima) und gleichzeitigem materiellen Anpassungsdruck gelebt. Es gilt somit die Möglichkeitsräume aufzufinden und auszubauen.

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 10 Will man sich dieser These nähern, ist es notwendig, sich eingehender mit der Armutsforschung und speziell der Forschung zur Kinderarmut zu beschäftigen, um Hinter- gründe zu erhellen. Denn es lässt sich fragen, was sich hinter dem Begriff „Kinderarmut“ eigentlich verbirgt bzw. wie man ihn empirisch fassen kann.

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 11 Zudem scheint der kindliche familiäre Background entscheidend für die Betroffenheit von Armut und den Umgang damit zu sein. Außerdem liegt die Vermutung nahe, dass Armut in verschiedenen Bereichen die Entwicklung von Kindern tangiert.

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 12 1.Kinderarmut ist die aktuell verbreiteste und brisanteste Armutsform in der Bundesrepublik. 2.Kinderarmut kann nicht durch Aufwertung traditioneller Familienformen wirksam bekämpft werden. 3.Armut tangiert in ihren vielfältigen Manifestationen die Entwicklung von Kindern in den verschiedensten Bereichen.

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 13 1.Kinderarmut ist die aktuell verbreiteste und brisanteste Armutsform in der Bundesrepublik. Die Entwicklung der Armut, so Butterwegge (2000), ist zwar abhängig vom sozialen und soziokulturellen Wandel einer Gesellschaft, unterliegt jedoch in gleichfalls steigendem Maße wirtschafts-, verteilungs- und sozialpolitischen Weichenstellungen und den familiären Gegebenheiten.

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 14 Habich/Heady und Krause (1991) stellen fest, dass neben den „zentralen Lebensereignissen“ wie bspw. Trennung oder Scheidung auch „soziologische Risikofaktoren“ über Ausmaß und Dauer der Armut bestimmen. Letztere sind Strukturelemente, die sich einerseits -innerhalb der bestehenden Gesellschaftsordnungen nicht außer Kraft setzen lassen und andererseits -politische Rahmenbedingungen, die von aktuellen Kräfteverhältnissen zwischen Institutionen, Parteien, Verbänden und sozialen Bewegungen abhängen.

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 15 Kinder können dabei viel schneller zwischen die Fronten geraten, weil sie nicht direkt und unabhängig von der jeweiligen Familienform wie von der Erwerbsbiographie ihrer Eltern unterstützt werden. Dies impliziert, dass sich die Rechte eines Kindes aus seiner eigenen Identität als Kind statt aus seiner Beziehung zu einem anspruchberechtigten Elternteil ableiten.

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 16 2.Kinderarmut kann nicht durch Aufwertung traditioneller Familienformen wirksam bekämpft werden. … sondern - so ließe sich ergänzen – nur durch die Bereitstellung/Verbesserung der sozialen Infrastruktur und entsprechender Dienste für die davon (potentiell) Betroffenen.

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 17 In einer reichen Gesellschaft sind viele Kinder arm, was umso mehr erstaunt, als sie gleichzeitig die Überalterung, den mangelnden Nachwuchs und nachlassenden Kinderreichtum der Familie beklagt. Honig/Ostner (2001) stellen bspw. heraus, dass die Semantik des Begriffs „Kinderarmut“ noch Mitte 1970er Jahre als Armut an Kindern verstanden wurde (Familien mit weniger als 2 Kindern galten als „kinderarm“). Jetzt sind es die Kinder selbst, die „arm“ sind. Ein starker Hinweis auf einen veränderten Status von Kindern.

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) Armut tangiert in ihren vielfältigen Manifestationen die Entwicklung von Kindern in den verschiedensten Bereichen Walper (1997) stellt heraus, dass es bisher massiv an deutschen Untersuchungen zu Konsequenzen von Armut für die Entwicklung von Kindern mangelt. Die verfügbaren stammen überwiegend aus den USA.

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 19 Studie: Ernährungsweise und –zustand von Nürnberger Grundschulkindern

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 20 Walper (1997) fordert, dass unter der Prämisse der Bedeutung des außerfamilialen Kontextes, wie er in den Armutsstudien aus den USA festgestellt wurde, Nachbarschaftskontexte, Freundeskreise von Kindern sowie die institutionellen und informellen Betreuungs- und Freizeiteinrichtungen wesentlich stärker berücksichtigt werden sollten.

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 21 Diese Kontexte stellen eine wesentliche soziale Ressource dar, die es den Kindern erlaubt, wichtige Erfahrungen nachzuholen, die ihnen in der Familie verwehrt bleiben: - Sei es die Anerkennung und der Rückhalt, den die belasteten Eltern nicht im erforderlichen Maße geben können, oder - sei es auch nur eine „Aus-Zeit“ von den beengten Lebensverhältnissen und möglichen Konflikten mit Eltern und Geschwistern.

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 22 Insofern können solche Kontexte vielfach kompensatorisch wirken und negative Konsequenzen von Armut abfangen helfen. Trotzdem stellt sich die Frage, ob außerfamiliäre Einflüsse nicht auch problemsteigernd wirken können. Es ist bekannt, dass problembelastete Kinder mit geringen sozialen Kompetenzen nur schlechte Chancen haben, ohne äußere Hilfe jene Freunde zu finden, die ihrer Entwicklung zuträglich wären. Häufig werden gerade solche Kinder von den kompetenteren Peers abgelehnt oder zumindest ignoriert: Welche Gruppe von Kindern ist dann die kompetenteste?

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 23 Sie stellt heraus – und damit kann ich an die mittlere These anschließen – dass es sozialpolitisch umso wichtiger ist, in Zeiten finanzieller Knappheit für Kinder und Jugendliche aus ökonomisch – und ich füge hinzu – belasteten Familien alternative Lern- und Freizeitkontexte bereitzustellen, die ein Gegengewicht zu negativen Erfahrungen oder auch nur fehlenden Anregungen und eingeschränkter Unterstützung durch die Eltern bieten.

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 24 Das Hauptanliegen politischer Bestrebungen muss es allerdings bleiben, das Armutsrisiko für Kinder und Jugendliche zu senken und Familien in die Lage zu versetzen, stärker am allgemeinen Wohlstand unserer Gesellschaft teilzuhaben

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 25 -Vor allem in seiner späteren Weiterentwicklung als „Spielräume-Konzepte“ werden armutsbedingte Einschränkungen als Beeinträchtigungen der individuellen Handlungsmöglichkeiten und Optionen interpretierbar. -Er ermöglicht zudem, die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Lebensbereichen in den Blick zu nehmen. -Es berücksichtigt auch die subjektive Perspektive der Wahrnehmung und Bewältigung von Lebenslagen.

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 26 -Es ist ein multidimensionales Konzept, das nicht allein die Einkommenssituation betrachtet, sondern Unterversorgung in verschiedenen Lebensbereichen berücksichtigt. -Es ist ein Konzept, das sich dazu eignet, die individuelle Armutslage im Kontext struktureller gesellschaftlicher Rahmenbedingungen zu betrachten.

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 27 Lebensbereiche/ Spielräume: 1. den Einkommens- und Versorgungs-, 2. den Lern- und Erfahrungs-, 3. den Kontakt- und Kooperations-, 4. den Muße- und Regenerations-, 5. den Entscheidung- und Dispositionsspielraum eines Menschen In diesem Sinne ist dies die „Lebenslage als Lebensgesamtchance“ der Individuen.

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 28 „Kinder sind 20 Prozent der Gesellschaft, aber 100 Prozent der Zukunft.“ (Brown 2008)

Nifbe Ringveranstaltung in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg und dem Bildungsverbund Nordost-Niedersachsen (April/Mai2009) 29 Literatur Bacher, J. (1998): Einkommensarmut von Kindern und subjektives Wohlbefinden. In: In: Mansel, J./ Neubauer, G. (1998): Armut und soziale Ungleichheit bei Kindern. Über die veränderten Bedingungen des Aufwachsens. Opladen, S Brown, G. (o.J): In: URL: Stand: Buhr, P. (2001): Übergangsphase oder Teufelskreis? Dauer und Folgen von Armut bei Kindern. In: Klocke, A./Hurrelmann, K. (Hrsg.): Kinder und Jugendliche in Armut. Umfang, Auswirkungen und Konsequenzen. Wiesbaden, S Butterwegge, C. (2000): Armutsforschung, Kinderarmut und Familienfundamentalismus. In: ders. (Hrsg): Kinderarmut in Deutschland. Ursachen, Erscheinungsformen und Gegenmaßnahmen. Frankfurt a. M./ New York. Chassé, K.A./ Zander, M./ Rasch, K. (2005): Meine Familie ist arm; Wie Kinder in Grundschulalter Armut erleben und bewältigen. 2.Auflage; VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH: Wiesbaden, S.53ff Habich, R./ Headey, B./ Krause, P. (1991): Armut im Reichtum — Ist die Bundesrepublik Deutschland eine Zwei-Drittel-Gesellschaft?, in: Rendtel/ Wagner (1991), 488–509 Honig, M.-S.; Ostner, I. (2001): Das Ende der fordistischen Kindheit. In: Klocke, A./Hurrelmann, K. (Hrsg.): Kinder und Jugendliche in Armut. Umfang, Auswirkungen und Konsequenzen. Wiesbaden, S Olk, T.; Mierendorff, J. (1998): Kinderarmut und Sozialpolitik. Zur politischen Regulierung von Kindheit im modernen Wohlfahrtsstaat. In: Mansel, J./ Neubauer, G. (1998): Armut und soziale Ungleichheit bei Kindern. Über die veränderten Bedingungen des Aufwachsens. Opladen, S Rendtel, U./ Wagner, G. (Hrsg.) (1991): Lebenslagen im Wandel — Zur Einkommensdynamik in Deutschland seit 1984, Frankfurt a. M./New York Walper, S. (1997): Wenn Kinder arm sind – Familienarmut und ihre Betroffenen. In: Böhnisch, L.; Lenz, K.: Familien. Eine inderdisziplinäre Einführung, Weinheim und München, S Walter C, Friedrich L, Leonhäuser I-U (2008): Ernährungsweise und –zustand von Nürnberger Grundschulkindern. Eine regionale Studie zur Untersuchung sozioökonomisch bedingter Unterschiede. Ernährung - Wissenschaft und Praxis 2 (2): Zander, Margherita (2008): Armes Kind – starkes Kind? Die Chance der Resilienz. Wiesbaden