Pathogenese oder Salutogenese?

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 Präsentation transkript:

Pathogenese oder Salutogenese? Vorlesung „Klinische Psychologie“ Prof. Dr. Ralph Viehhauser

= die Entwicklung von Gesundheit Salutogenese Salus Genesis = die Entwicklung von Gesundheit

Das pathogenetische Paradigma führte: zu einer Überbetonung biomedizinischer Krankheitsmodelle. insbesondere bei chronischen und multifaktoriell verursachten Erkrankungen in eine Sackgasse, zu einer uferlosen, höchst aufwendigen Suche nach Risikofaktoren, zu einer Unterschätzung psychischer und sozialer Einflüsse, zu einer gewissen Passivität und Unmündigkeit des Patienten, zu der Vorstellung, dass Gesundheit nur durch die asketische Vermeidung aller potenziellen Risikofaktoren zu erreichen ist, zu einer erhobenen Zeigefingermentalität in der Prävention.

Wilhelm Griesinger (1861): „Alles, was ein Vorherrschen der Fantasie, was körperliche und psychische Weichlichkeit, was eine zu frühe Entwicklung des Geschlechtstriebes veranlassen könnte, müsste entfernt gehalten, es müsste immer so viel als möglich auf die einfachsten, geordnetsten äußeren Lebensverhältnisse, auf die Vermeidung anhaltender Leidenschaften, auf Gewöhnung an Unterordnung unter objektiv gegebene Verhältnisse gesorgt werden.“

Krafft-Ebing (1885) „Vor allem vermeide man alles, was die Sinnlichkeit wecken könnte. Viel und gut essen, Genussmittel, Stubensitzen, Stadtleben, Romanlesen, Tanzstunden frühe Einführung in das Leben der Gesellschaft sind schädlich.“

Antonovskys Idee zur Salutogenese „Durch den unvorstellbaren Horror des Lagers ge-gangen zu sein, gefolgt von Jahren eines Flücht-lingsdaseins, und sich dann in einem Land nieder-lassen zu müssen, das drei Kriege durchgemacht hat … und immer noch bei annehmbarer Gesundheit zu sein. Dies war für mich das dramatische Erlebnis, das mich bewusst zu einer Formulierung dessen bewegte, was ich das salutogenetische Modell nannte“ (Antonovsky, 1989).

Unterschiede zwischen Pathogenese und Salutogenese Gesundheit als Homöostase vs. Gesundsein durch Überwindung der Heterostase Verhältnis von Gesundheit und Krankheit: Dichotomie vs. Kontinuum Suche nach „Magic-bullet-Lösungen“ vs. aktive Adaptation Risikofaktoren vs. Gesundheitsfaktoren

Methapher vom Fluss des Lebens Wir alle sind vom Moment unserer Empfängnis bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir die Kante des Wasserfalls passieren, um zu sterben, in diesem Fluss. Das Wesen der Flüsse, in denen wir uns befinden, ist unterschiedlich. Äthiopier, Israelis und Schweden, gehobene und niedrigere Sozialschichten, Männer und Frauen sind alle in verschiedenen Flüssen, deren Strömungen und Strudel oder andere Gefahrenquellen variieren, aber niemand befindet sich jemals am sicheren Ufer. Kein Fluss ist sehr friedlich.

Methapher vom Skifahren Ich gehe davon aus, dass wir alle bildlich gesprochen, während unseres Lebens … eine lange Skipiste herunterfahren, an deren Ende ein unumgänglicher und unendlicher Abgrund ist. Die pathogenetische Orientierung beschäftigt sich hauptsächlich mit denjenigen, die an einen Felsen gefahren sind, einen Baum, mit einem anderen Skifahrer zusammengestoßen sind oder in eine Gletscherspalte fielen. Weiterhin versucht sie uns zu überzeugen, dass es das Beste ist, überhaupt nicht Ski zu fahren. Die salutogenetische Orientierung beschäftigt sich damit, wie die Piste ungefährlicher gemacht werden kann und wie man Menschen zu sehr guten Skifahrern machen kann.

Gesundheit Krankheit Pathogene Kräfte Salutogene Kräfte

Zusammenfassung der Grundannahmen des salutogenetischen Paradigmas Multidimensionales Gesundheits-Krankheitskontinuum. Nicht Gesundheit ist normal, sondern Krankheit. Pathogene sind allgegenwärtig und nicht alle überwindbar. Die Strategie der Krankheitsbekämpfung ist zu einseitig. Das eigentliche Rätsel ist, warum Menschen überhaupt gesund bleiben. Statt nur danach zu fragen, „was macht krank“, lohnt es sich, danach zu fragen, „was schützt die Gesundheit“.

Kriterien psychischer Gesundheit nach Jahoda

Faktoren seelischer Gesundheit nach Becker

Definition Kohärenzgefühl …eine globale Orientierung, die das Ausmaß ausdrückt, in dem jemand ein überdauerndes und dennoch dynamisches Gefühl des Vertrauens hat, dass die Anforderungen aus der internalen oder externalen Umwelt im Verlauf des Lebens strukturiert, vorhersagbar und erklärbar sind, die Ressourcen verfügbar sind, die nötig sind, um den Anforderungen gerecht zu werden und diese Anforderungen Herausforderungen sind, die Investitionen und Engagement verdienen (Antonovsky, 1993).