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Was motiviert zum politischen Engagement?

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Präsentation zum Thema: "Was motiviert zum politischen Engagement?"—  Präsentation transkript:

1 Was motiviert zum politischen Engagement?
Wolfgang Palaver

2 Mein (biographischer) Zugang
Politisierung durch die Friedensbewegung gegen Rüstungswahnsinn; Pax Christi Begeisterung für politische Theologie Entdeckung der Kirche als „andere Polis“ im Gegensatz zu konstantinischen Verschmelzungen von Thron / Partei und Altar, entdeckte ich die Kirche (n) als politische Kontrastgesellschaft (Yoder, Hauerwas) theologische Politik statt politische Theologie Der Schritt in die Lokalpolitik (2010) mein interreligiöses und interkulturelles Engagement führte mich vom Pfarrgemeinderat in den Gemeinderat von Jenbach Hauerwas, Stanley (1995): Selig sind die Friedfertigen. Ein Entwurf christlicher Ethik. Hrsg. und eingeleitet von R. Hütter. Übersetzt von G.M. Clicqué. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener. 159: "Die erste sozialethische Aufgabe der Kirche ist diejenige, Kirche zu sein - als Dienstgemeinschaft. Eine solche Behauptung mag wohl selbstbezogen klingen, solange wir uns nicht daran erinnern, daß das, was Kirche zur Kirche macht, die treue sichtbare Verkörperung der Friedensherrschaft Gottes in der Welt ist. Als solche hat die Kirche keine Sozialethik; die Kirche 'ist' eine Sozialethik.„ Rasmusson, Arne (1995): The Church as Polis: From Political Theology to Theological Politics as Exemplified by Jürgen Moltmann and Stanley Hauerwas. Notre Dame: University of Notre Dame Press. Hauptunterschied: Verhältnis zum Staat Grundfehler: Identifikation mit politischer Macht Ausweg: Kirche als „polity“, als Polis; Liturgie als politische Kategorie

3 Motivation durch Visionen von einer besseren Welt
religiös: Sehnsucht nach dem Reich Gottes wichtige Wurzel für Sozialismus … Utopie; Prinzip Hoffnung ( ; E. Bloch) politische Theologie, Theologie der Befreiung John Lennon‘s Song Imagine (1971) Hymne der Friedensbewegung H.E. Richter mit J. Weizenbaum: politisches Engagement aus Sorge um die Welt die Rettung der Welt hängt von einer/einem jeder/jeden ab (in Gemeinschaft) Wechselbeziehung zwischen Machen und Erkennen jüdischer Messianismus als Wurzel des Sozialismus

4 John Lennon: Imagine a World With No Religion
Imagine there's no heaven It's easy if you try No hell below us Above us only sky Imagine all the people living for today Imagine there's no countries It isn't hard to do Nothing to kill or die for And no religion too Imagine all the people Living life in peace You may say I'm a dreamer But I'm not the only one I hope someday you'll join us And the world will be one Imagine no possessions I wonder if you can No need for greed nor hunger A brotherhood of man Imagine all the people Sharing all the world You may say I'm a dreamer But I'm not the only one I hope someday you'll join us And the world will live as one Hinweise auf John Lennon: R. Dawkins; M. Albright (2006); R. Cantalamessa (2. Adventpredigt 2006) Dawkins, The God Delusion (2006) 1f: “Imagine, with John Lennon, a world with no religion. Imagine no suicide bombers, no 9/11, no 7/7, no Crusades, no witch-hunts, no Gunpowder Plot, no Indian partition, no Israeli/Palestinian wars, no Serb/Croat/Muslim massacres, no persecution of Jews as 'Christ-killers', no Northern Ireland 'troubles', no 'honour killings', no shiny-suited bouffant-haired televangelists fleecing gullible people of their money ('God wants you to give till it hurts'). Imagine no Taliban to blow up ancient statues, no public beheadings of blasphemers, no flogging of female skin for the crime of showing an inch of it.” „nothing to kill or die for” (vgl. Simone Weil)

5 H.E. Richter: Wechselbeziehung zwischen Machen und Erkennen
„Es gibt eine kreisförmige Wechselbeziehung zwischen Machen und Erkennen. Wenn man nicht macht was man als notwendig, wenn auch mit persönlichen Unannehmlichkeiten behaftet, erkannt hat, dann kann man irgendwann auch nicht mehr erkennen, was zu machen ist. Wer Anpassungszwängen taktisch nachgibt, wohl wissend, dass er ihnen mit vertretbarem Risiko widerstehen könnte und auch sollte, wird nach und nach die Unzumutbarkeit von Anpassungsforderungen gar nicht mehr wahrnehmen, d.h., die eigene Gefügigkeit auch nicht mehr als Fluchtreaktion durchschauen. Alles erscheint normal: die Verhältnisse, denen er sich ergibt, und der Verzicht auf Gegenwehr, den er eben gar nicht mehr erlebt.“ hier taucht auch das Thema „Opfer“ auf

6 Stéphane Hessel: Empört Euch!
S. Hessel (geb. 1917) französischer Widerstandskämpfer ruft zum Widerstand im Geist der Résistance auf; Erstaunen über die heutige Passivität; Tanz um das Goldene Kalb (Geld, Konkurrenz) gegen die sich immer weiter öffnende Schere zwischen ganz arm und ganz reich Menschenrechte und der Zustand unseres Planeten wider die Gleichgültigkeit; Aufruf an junge Menschen Hessel, Stéphane (82011): Empört Euch! Übersetzt von M. Kogon. Berlin: Ullstein.

7 andere Motive nicht übersehen …
Macht (Ist Politik geil?) H. Kissinger: „Macht ist das stärkste Aphrodisiakum.“ Geld (eine Form von Macht) aktuelle Lobbying-Affaire Berufspolitik (Beamte in Politik; Parteiwechsel um das Mandat zu erhalten; Monetarisierung der Lokalpolitik …) Power is the ultimate aphrodisiac. As quoted in The New York Times (28 October 1973) Lesser known variant: Power is the great aphrodisiac. As quoted in The New York Times (19 January 1971)

8 Die Schattenseiten des Politischen
sich auf die diabolischen Mächte des Politischen einlassen M. Weber, H. Plessner Freund-Feind-Unterscheidung Carl Schmitt; Dolf Sternbergers Kritik bleibt doch zu sehr an der Oberfläche die Feindschaft gegen Reagan (Bush …) motivierte die Friedensbewegung Kraft der Solidarisierung gegen gemeinsame Feinde (Sozialstaat; Entwicklungshilfe …) W. Palaver (2002): "Die antike Polis im Lichte biblischer Gewaltanschauung. Die mimetische Theorie René Girards zum Problem des Politischen", in: C. Gestrich (Hg.): Die Aktualität der Antike. Das ethische Gedächtnis des Abendlandes. Berlin, Max Weber betonte in seinem Vortrag "Politik als Beruf" von 1919, dass alles politische Handeln immer wieder auch mit Gewalt zu tun habe und die politischen Menschen sich diesen "diabolischen Mächten" stellen müssten, wolle man nicht, dass sie unbewusst blieben und sich dadurch in ihrer Gefährlichkeit verschärften. Mit Goethes Mephistopheles forderte Weber daher auf, dem Teufel altersgerecht zu begegnen: "Der Teufel, der ist alt, / So werdet alt, ihn zu verstehen!“ Wenige Jahre nach Weber hat auch Plessner festgehalten, dass mit der „Wirklichkeit rechnen mit dem Teufel rechnen" heiße. W. Palaver (1998): Die mythischen Quellen des Politischen. Carl Schmitts Freund-Feind-Theorie. Stuttgart. C. Schmitt (1987): Der Begriff des Politischen. Berlin. D. Sternberger (1986): Die Politik und der Friede. Frankfurt am Main. Gegen Schmitt definierte Sternberger den „Frieden“ als den „Grund und das Merkmal und die Norm des Politischen“. Weil er sich nicht wie Schmitt auf die Realität der Gewalt einließ, glaubte er, durch Vereinbarungen allein Frieden herstellen zu können. Das ist letztlich naiv und wurzelte im relativen Frieden in der Bundesrepublik Deutschland während des Kalten Krieges, der es – wenn man nicht über die Grenzen hinausschaute – erlaubte, von der Realität der Gewalt im Politischen abzusehen.

9 Politik und Sündenböcke
Politiker beherrschen die Logik des Sündenbocks oder fallen ihr selbst zum Opfer Könige sind verzögerte Sündenböcke Ödipus Kajaphas Canettis Machtfigur des Überlebenden opfert andere, um sich selbst zu erhalten »Der König regiert nur kraft seines künftigen Todes; er ist nichts anderes als ein Opfer, das seiner Opferung, ein zum Tode Verurteilter, der seiner Hinrichtung harrt.« (HG 159) Girard erwähnt als Beispiel eine Kultur, in der die Könige in einer Verfolgungsjagd ermittelt wurden, bei der der Langsamste von der verfolgenden Gemeinde zum König gemacht wurde. R. Zundel (1989): "Der schwere Abschied. Vom Leiden der Politiker nach dem Entzug von Macht, Öffentlichkeit, Apparat und Wirkungsmöglichkeiten", in: Die Zeit Nr. 15 (vom 7. April), 45f: »So wie König Lear erlebt, daß er die neuen Verhältnisse stört, so werden alternde Politiker – Adenauer hat es erfahren, Brandt hat es formuliert – zum ›Sündenbock vom Dienst‹. All das, was den Erfolg zu hemmen scheint, wird ihnen aufgepackt. Dann kann es passieren, daß der Koalitionspartner wie 1961 den Wahlkampf mit dem publikumswirksamen Slogan bestreitet: mit der Union, aber ohne Adenauer. Dann wird einer wie Willy Brandt in den letzten Jahren seiner Parteiführerschaft für viele seiner Genossen zum Inbegriff eines verfehlten Konzepts, der Hoffnung auf eine rotgrüne Mehrheit. Und die Illusion breitet sich aus, wenn nur der Sündenbock vertrieben sei, hätten sich auch die Probleme gelöst.« E. Canetti: „Der Augenblick des Überlebens ist der Augenblick der Macht. Der Schrecken über den Anblick des Todes löst sich in Befriedigung auf, denn man ist nicht selbst der Tote. Dieser liegt, der Überlebende steht.“

10 Politik und Opfer Moderne: Absage an das Opfer
keine Sündenböcke mehr Kultur der Menschenrechte Absage an die Opferung kann die Hingabe, das Selbstopfer erfordern oft gibt es nur die Alternative zwischen Abschieben von Gewalt (Sündenbock) oder Ertragen von Gewalt (Hingabe) der „gute Hirte“ (Joh 10) im Gegensatz zum „Überlebenden“ S. Weil, Mahatma Gandhi Systematisch genauso wichtig ist aber Girards Einsicht, dass sich die Gewalt, die letztlich hinter allen Opfern steht, nicht einfach wegerklären lässt. Sie muss – solange sie vorhanden ist – entweder auf jemanden anderen abgewälzt (Sündenbockmechanismus) oder als Leiden ertragen und dadurch überwunden werden (christliche Hingabe). Guter Hirte gegen den Überlebenden: Joh 10, Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. 12 Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, läßt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander. Er flieht, 13 weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt. 14 Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, 15 wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. Weil: „Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen. Wer des Schwert nicht nimmt (oder es fallen läßt), wird am Kreuz umkommen.“ Gandhi: „Der Grundgedanke der Satyagraha ist das ,Festhalten an der Wahrheit’, darum heißt Satyagraha ,Kraft der Wahrheit’. Ich habe es auch ,Kraft der Liebe’ oder ,Kraft der Seele’ genannt. Schon bei den ersten Versuchen der Anwendung der Satyagraha entdeckte ich, dass das Streben nach Wahrheit es nicht erlaubt, dem Gegner Gewalt anzutun, sondern dass er durch Geduld und Mitgefühl von seinem Irrtum abgebracht werden muss. (...) Satyagraha nahm also die Bedeutung von Verteidigung und Rechtfertigung der Wahrheit an: Verteidigung nicht, indem man dem Gegner Leid zufügte, sondern indem man selbst Leiden ertrug.“

11 Vaclav Havel: Bereitschaft zum Lebensopfer ermöglicht ethische Politik
J. Lennon: „nothing to kill or die for“ S. Weil (1909–1943) Pazifismus vor 1939: „verbrecherischer Irrtum“ „Der Pazifismus kann nur dann Unheil anrichten, wenn er zwei Arten des Abscheus vermengt: den Abscheu vor dem Töten und den Abscheu vor dem Sterben.“ V. Havel; J. Patočka ( ); Charta 77 gegen „lieber rot als tot“ „Die Abwesenheit von Helden, die wissen wofür sie sterben, ist der erste Schritt zu den Leichenhaufen derer, die nur noch wie Vieh geschlachtet wurden.“ aber: kein politisches Projekt rechtfertigt einen einzigen unfreiwilligen Tod Havel, Václav (1990): Am Anfang war das Wort. Texte von 1969 bis Übersetzt von J. Bruss. Reinbek bei Hamburg. 105f: „lieber rot als tot“: „Eine solche Losung ist nämlich ein untrügliches Zeichen, daß derjenige, der sie ausruft, sein Menschsein als die Fähigkeit, persönlich für etwas zu bürgen, was über ihn selbst hinausragt, und also im äußersten Falle auch das Leben seinem Sinn zu opfern, aufgegeben hat. Patočka hat einmal geschrieben, daß ein Leben, das nicht bereit ist, sich selbst für seinen Sinn zu opfern, es nicht wert ist, gelebt zu werden. Nur daß auf der Welt eines solchen Lebens und solchen ‚Friedens’ (d.h. der ‚Herrschaft des Tages’) am leichtesten Kriege entstehen: es fehlt in ihr nämlich der einzige und wirkliche – nämlich vom Mut zum größten Opfer verbürgte – sittliche Damm gegen sie. Der irrationalen ‚Interessenssicherung’ sind Tür und Tor geöffnet. Die Abwesenheit von Helden, die wissen wofür sie sterben, ist der erste Schritt zu den Leichenhaufen derer, die nur noch wie Vieh geschlachtet wurden. Mit anderen Worten: Die Losung ‚Lieber rot als tot’ irritiert mich nicht als Ausdruck der Kapitulation vor der Sowjetunion. Sie erschreckt mich als Ausdruck des Verzichts des westlichen Menschen auf den Sinn des Lebens und sein Bekenntnis zur unpersönlichen Macht als solcher. Diese Losung sagt nämlich in Wirklichkeit: Nichts lohnt das Opfer des Lebens. Nur daß ohne den Horizont des höchsten Opfers jedes Opfer seinen Sinn verliert. Oder: Es lohnt gar nichts mehr. Nichts hat Sinn. Das ist die Philosophie der reinen Negation des Menschseins.“ 106: kein politisches Projekt rechtfertigt aber einen einzigen unfreiwilligen Tod;

12 Antipolitik: Perspektive der Opfer (G. Konrad)
„Antipolitik ist das Politisieren von Menschen, die keine Politiker werden und keinen Anteil an der Macht übernehmen wollen. Antipolitik betreibt das Zustandekommen von unabhängigen Instanzen gegenüber der politische Macht, Antipolitik ist eine Gegenmacht, die nicht an die Macht kommen kann und das auch nicht will. Die Antipolitik besitzt auch so schon und bereits jetzt Macht, nämlich aufgrund ihres moralisch-kulturellen Gewichts. ... Antipolitik ist in anderen Dimensionen und anderen Gefilden tätig als die Regierung. Die Antipolitik ist weder Stütze noch Opposition der Regierung, sie ist anders.“ „Antipolitik? Überprüfung der herrschenden politischen Philosophien, der ideologisch bestimmten Pseudorealpolitik, Verteidigung der Menschenrechte aus der Perspektive der möglichen Opfer.“ Konrád, György (1985): Antipolitik. Mitteleuropäische Meditationen. Übersetzt von H.-H. Paetzke. Frankfurt am Main: Suhrkamp. —— (1991): Friedenspreis des Deutschen Buchhandels Ansprachen aus Anlaß der Verleihung. Frankfurt am Main: Verlag der Buchhändler-Vereinigung GmbH.

13 Politisches Engagement lebt von außerpolitischen Quellen
Politik bleibt auf Antipolitik verwiesen, will sie nicht ihren eigenen Versuchungen der Macht verfallen lebendige kirchliche Gemeinden als Gegenpol Johannes Paul II. als Vertreter der Antipolitik der Gegenpol der staatsfernen Gemeinschaften (Mennoniten, Bahai …) Zivilgesellschaft; Lebenswelt: nicht alles ist Politik, Politik darf nicht alles sein Habe ich ein antipolitisches Widerlager für mein politisches Engagement? Roß, Jan (2003): Der Papst. Johannes Paul II. – Drama und Geheimnis. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. 82: „Was einem diplomatischen Routinier wie Casaroli […] wie mangelnder Sinn für die Realitäten der Politik vorkam, war in Wirklichkeit die bewußte und entschiedene Weigerung, diese Realitäten anzuerkennen. Nicht unpolitisch ist Wojtylas Haltung, sondern ‚antipolitisch’, um einen Begriff zu verwenden, den der ungarische Schriftsteller György Konrád geprägt hat. Der Antipolitiker spielt nicht mit, er entzieht sich der Logik der Macht − einerlei, ob es die Staats- und Blockräson der Supermächte ist, die Europa unter sich aufgeteilt haben, oder die Herrschaftstechnik von Zuckerbrot und Peitsche, mit der das totalitäre Regime seine Bürger zugleich unterdrückt und moralisch kompromittiert. Sucht man eine diesseitige, weltliche Parallele zu Wojtylas Menschenrechtsverteidigung im Sinne des II. Vatikanums, so ist sie am ehesten bei den mitteleuropäischen Dissidenten zu finden.“

14 Mystik und Widerstand Religion – im weiten Sinn verstanden – ist für Widerstand wesentlich Gandhi: selbst Atheisten sind in ihrem Einsatz für moralische Grundsätze und für die Wahrheit ein Beleg für die religiöse Natur des Menschen („Wahrheit ist Gott“) D. Sölle (Mystik und Widerstand, 1997); kritisiert Klerikalismus und vor allem auch die moderne Illusion eines religionsfreien Widerstands Warum Religion? Festhalten an Wahrheit und Liebe; Standpunkt außerhalb bloß vorherrschender Mehrheiten Bereitschaft, Leiden auf sich zu nehmen Sölle, Dorothee (2007): "Du stilles Geschrei". Wege der Mystik. Stuttgart: Kreuz. Gandhi [ ]: „Ich glaube, daß das Gebet die wahre Seele und Essenz aller Religion ist, und daher muß das Gebet das innerste Zentrum im Leben des Menschen sein, denn kein Mensch kann ohne Religion leben: Bradlaugh, dessen Atheismus wohl bekannt ist, hat nicht aufgehört, seine innerste Überzeugung zu verkünden. Er hatte dafür, daß er die Wahrheit sprach, viel zu leiden, aber er hatte seine Freude daran, und er sagte, daß die Wahrheit ihre eigene Belohnung enthält. Er war also nicht unempfänglich für die Freude, die daher kommt, daß man sich an die Wahrheit hält. Und diese Freude ist nicht gänzlich weltlich, sondern sie kommt aus der Verbindung mit dem Göttlichen. Darum habe ich gesagt, daß auch ein Mensch, der die Religion von sich weist, dennoch nicht ohne Religion lebt und nicht ohne sie leben kann.“ [zu Bradlaugh: Gandhi, Hinduismus 78]

15 Sölle über Widerstand und Religion
„Wenn es ein Grundirrtum des Klerikalismus ist, nur auf das Niederknien zu achten, so ist die moderne Illusion, den aufrechten Gang möglichst religionsfrei einzuüben, nicht viel besser dran. Die Abwesenheit des wahren Lebens verlangt nach Heil, nach Versöhnung, und jeder Traum vom guten Leben, jede Gestalt der utopischen Sehnsucht in den verschiedensten Kulturen ist religiös und zielt auf eine weitergehende Befreiung. Sie wird mit der Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln ebenso wenig erfüllt wie mit der Errungenschaft freier Wahlen. Die Gefahr, Religion als das Opium des Volkes zu missbrauchen, scheint mir heute allerdings sehr viel kleiner als die andere, die Menschen der Sprache ihrer Sehnsucht und Ihrer Mystik entwöhnt und sie auf die Erfüllung materieller Bedürfnisse zusammenschrumpft.“ Sölle, Dorothee (2007): "Du stilles Geschrei". Wege der Mystik (Gesammelte Werke 6). Stuttgart: Kreuz, 357. Ziel dieses Buches: Überwindung der fatalen Trennung von Religion und Ethik „Wenn es wahr ist, dass Gott Liebe ist, dann ist die Trennung von Religion und Ethik – universitätstechnisch gesprochen: von systematischer Theologie und Sozialethik – gefährlich und selbstzerstörerisch für beide Seiten. Sie entleert die Religion, reduziert ihre [ / ] weltliche Erfahrungsbasis und macht die Ethik zur beliebigen Verabredung einzelner Stämme und Horden.“


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