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Störung des Sozialverhaltens und Angststörung im Kindes- und Jugendalter: Ätiologie, Diagnostik und Intervention Andrea M. Beetz Dipl.-Psych., Dr. phil.

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1 Störung des Sozialverhaltens und Angststörung im Kindes- und Jugendalter: Ätiologie, Diagnostik und Intervention Andrea M. Beetz Dipl.-Psych., Dr. phil.

2 Literatur Gasteiger-Klicpera, Julius und Klicpera (Hrsg.) (2008). Sonderpädagogik der sozialen und emotionalen Entwicklung. Band 3. Hogrefe Verlag. Julius, Schlosser und Goetze (2000). Kontrollierte Einzelfallstudien. Hogrefe Verlag. Suess und Pfeifer (1999). Frühe Hilfen. Psychosozial-Verlag. Thurmair und Naggl (2007). Praxis der Frühförderung. Reinhardt Verlag.

3 Literatur Essau, C. (2003). Angst bei Kindern und Jugendlichen. Reinhardt,UTB. Hillenbrand, C. (2008). Einführung in die Pädagogik bei Verhaltensstörungen Papousek, Schieche, Wurmser (2004). Regulationsstörungen der frühen Kindheit. Hans Huber Verlag. Heisig, K. (2010). Das Ende der Geduld. Konsequent gegen jugendliche Gewalttäter. Herder.

4 Struktur Tag 1 und Tag 2 Angststörungen Übersicht
Selektiver Mutismus (Maik Herrmann) Ätiologie der Angststörung (Entwicklungspsychopathologie) Bindung und Caregiving Diagnostik der Angststörung Prävention und Interventionsprogramme Attributionstheorien

5 Struktur Tag 3 Verhaltensstörung Übersicht
Ätiologie der Verhaltensstörung Diagnostik der Verhaltensstörung Prävention und Interventionsprogramme Jugendkriminalität

6 Störungen in der Kindheit
Kissgen (2008): Verhaltensauffälligkeiten und emotionale Störungen sind persistent ungünstige Prognose hohe Kosten Intervention: Meist gerichtet auf Verhalten des Kindes Grund: Belastung der Eltern und Erzieher/Lehrer

7 Angst Erscheinungsbild Symptome s. sozial unsichere Kinder
Unterscheidung: habituelles Persönlichkeitsmerkmal Ängstlichkeit vs. aktueller Angstzustand (trait vs. state anxiety) Angst: eher diffus, wenig spezifisch Furcht: eindeutig bestimmbare Gefahr mit der Möglichkeit der Flucht/Vermeidung Entwicklungstypische Ängste: Fremdeln, Trennungsangst, Dunkelangst, Moster, Gespenster,Verletzungen, Gewitter; später schulbezogene Ängste, Leistungsangst; gesundheitsbezogene Ängste Meist mehrere Ängste gleichzeitig

8 Angst Unterscheidung „normale“ vs. pathologische Angst
Angst ohne wahrnehmbare Bedrohung Der Situation, Dauer, Intensität unangepaßt Kann nicht von Person unter Kontrolle gebracht werden Beeinträchtig Befindlichkeit massiv Nachteiliges Flucht – und Vermeidungsverhalten Chronischer Verlauf Behinderung bei den Entwicklungsaufgaben, Probleme in Familie, Peergroup, Schule

9 Angst ICD-10: Emotionale Störung des Kindesalter (phobische Störung, soziale Ängstlichkeit) Phobische Störungen Sonstige Angststörungen (Panik, generalisierte Angststörung etc.) Zwangsstörung (Zwangsgedanken und -handlungen) Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen (akute Belastungsreaktion, posttraumatische Belastungsstörung)

10 Angst Prävalenz 10-15% (Petermann 1999)
Für 8-Jährige bei 9,5%; für Jährige bei 18,6% Verlauf und Prognose Früher Beginn (vor 13. Lebensjahr) : oft chronischer Verlauf Je höher der Schweregrad, desto stabiler Geschlechtsspezifisch: Mädchen haben 2-4mal so häufig eine Angststörung (v.a. ab 15. Lebensjahr)

11 Angst - Symptome Fight – Flight – Reaction:
Aktivation des sympathischen Nervensystems des gesamten Stoffwechsels, Muskelanspannung, Ausschüttung von Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol Suche nach der Gefahrenquelle, Aufmerksamkeit, Anspannung, Vermeidung (Flucht) oder Kampf (Aggression) Vermeidung auch: Ablenkung, Distanzierung, Beschäftigung mit Dingen, Starren, Dissoziation; auch weinen, schreien (Essau)

12 Angst - Furcht – Phobie - Panik
Gefühlszustand: negative Emotion und körperliche Anspannung Zukunftsorientiert: Befürchtung, etwas nicht bewältigen zu können Normale Angst: natürliches Alarmzeichen, macht Körper bereit einer Bedrohung gegenüberzutreten oder zu entfliehen Diffuser und weniger spezifisch als Furcht und Phobie

13 Angst - Furcht – Phobie - Panik
Unmittelbare Alarmreaktion auf gegenwärtige Gefahr Gegenwartsbezogen, Fluchttendenzen, Sympathikusaktivierung Kurzlebig

14 Angst - Furcht – Phobie - Panik
Intensiver Wunsch die furchtauslösende Situation zu vermeiden Ist den Erfordernissen der Situation nicht angemessen (kleine Spinnen, etc.) Nicht willentlich kontrollierbar Fehlangepaßt

15 Angst - Furcht - Phobie - Panik
plötzliche, überwältigende, intensive Furcht mit körperlichen Symptomen

16 Kinder-Zwänge Zwangsähnliches Verhalten in der Kindheit häufig
V.a. im Alter von 2-4 Teil der normalen Entwicklung Dinge richtig machen wiederholungsorientiertes Verhalten Rituale

17 Kulturelle Unterschiede
Internalisierende/Externalisierende Störungen kulturabhängig Z. B. (Weisz et al. 1987) in Thailand mehr internalisierende Störungen, mit körperlicher Symptomatik In USA mehr externalisierende Probleme In Thailand mehr Wert auf Respekt und Zurückhaltung

18 Anormale Angst Angst ist anormal wenn:
Dauer und Intensität nicht angemessen Harmlose oder nicht bedrohliche Situation Chronisch Keine Erklärung, Möglichkeit der Reduktion oder Bewältigung Lebensqualität beeinträchtigt

19 Agoraphobie Deutliche und anhaltende furcht vor oder Vermeidung von mindestens 2 der folgenden Situationen: Menschenmengen Öffentliche Plätze Alleine Reisen Reisen mit weiter Entfernung von zuhause

20 Agoraphobie Wenigstens einmal müssen in der Situation zwei Angstsymptome vorhanden gewesen sein Vegetative Symptome (Schweißausbruch, Tremor, Herzklopfen) Thorax-Abdomen-beschwerden: Atembeschwerden, Beklemmung, Übelkeit Psychische Symptome: Schwindel, Unsicherheit, Schwäche, Derealisation, Depresonalisation, Trennungsangst

21 Spezifische Phobie Entweder: deutliche Furcht vor einem bestimmten Objekt oder einer bestimmten Situation (nicht soziale oder Agoraphobie) ODER deutliche Vermeidung solcher Objekte und Situationen (s.o.) Häufige Objekte: Tiere, Vögel, Insekten, Höhe, Donner, Fliegen, kleine geschlossene Räume, Blut und Verletzungen, Injektionen, Arzt oder Krankenhausbesuche Angstsymptome in den gefürchteten Situationen (aber darauf beschränkt) Deutliche emotionale Belastung durch Symptome oder Vermeidung

22 Spezifische Phobie Typen: Tiertyp (Spinnen, Hunde, etc.)
Naturgewalten (Sturm, Wasser) Blut-Injektionen-Verletzung Situativer Typ (Fahrstuhl, Tunnel, Brücken) Andere Typen

23 Soziale Phobie Situationen die gefürchtet werden:
Prüfung in der Schule Vor anderen sprechen Mit anderen Menschen sprechen (Angst, nichts zu sagen zu haben, oder Unsinn zu reden) In Gegenwart anderer essen oder trinken, schreiben, reden An einer Party, Veranstaltung teilzunehmen

24 Soziale Phobie Folgende Angstsymptome treten auf Erröten oder Zittern
Angst zu erbrechen Miktions-oder Defäkationsdrang oder Angst davor

25 Zwangsstörung Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen
Zwangsgedanken (Kinderreime, Lieder, Sätze hören, sexuelle Vorstellungen Zwangshandlungen (Waschen, Kontrollieren, Zählen, Die Handlungen lindern zeitweise die Angst, jedoch verfestigen sie diese auch

26 Generalisierte Angststörung
Sich ständig Sorgen machen über: z. B. was man anzieht, dass die Welt untergeht, Krieg, umgebracht zu werden, einen Unfall zu haben etc. Unkontrollierbarkeit der Besorgnis Körperliche Symptome: Anspannung, Kopfschmerzen, Übelkeit, Reizbarkeit, Müdigkeit, Einschlafschwierigkeiten, unruhiger Schlaf

27 Posttraumatische Belastungsstörung
Wiederkehrende und eindringliche belastende Erinnerungen an das Ereignis in Form von Bildern, Gedanken oder Wahrnehmungen Wiederkehrende belastende Träume vom Ereignis Handeln oder Fühlen, als ob das Ereignis wiederkehren würde, wiedererleben, Illusionen Intensive psychische Belastung Körperliche Reaktionen bei Erinnerungen an das Ereignis

28 Posttraumatische Belastungsstörung
Anhaltende Reizvermeidung und mind. 3 Symptome Gedanken, Gefühle, Gespräche Aktivitäten, Orte, Menschen Unfähigkeit, sich an wichtigen Aspekt des Traumas zu erinnern Vermindertes Interesse an wichtigen Aktivitäten Gefühl der Losgelöstheit oder Entfremdung Eingeschränkter Affekt Gefühl einer eingeschränkten Zukunft Insgesamt seitdem erhöhtes Arousal

29 Posttraumatische Belastungsstörung
Arousal: Ein-oder Durchschlafstörung Reizbarkeit oder Wutausbrüche Konzentrationsschwierigkeiten Hypervigilanz Erhöhte Schreckhaftigkeit

30 Akute Belastungsstörung
Während oder innerhalb eines Monats nach dem extrem traumatischen Stressor. Mindestens drei der Symptome: Emotionale Taubheit Derealisierung Verringerte Wahrnehmung der Umgebung Depersonalisation Dissoziative Amnesie Das Ereignis wird wiedererlebt, man vermeidet Reize die Erinnerungen auslösen.

31 Andere Phobien und Ängste
Schulvermeidungsverhalten Weigerung, den Unterricht zu besuchen, dann aber doch gehen Zur Schule gehen, aber während des Unterrichts wieder heimkommen Gar nicht zur Schule gehen Gründe: Vermeidung von Reizen die negativen Affekt auslösen Ausweichen unangenehmer sozialer oder Prüfungssituationen Aufmerksamkeit (zuhause) Positive Verstärkung (lieber mit Freunden, als in Schule)

32 Andere Phobien und Ängste
Prüfungsangst Intensive körperliche, kognitive und behaviorale Symptome von Angst, vor und während einer Prüfungssituation, wodurch die Leistung beeinträchtigt wird Schlechtere Schulleistungen Manchmal Fächerspezifisch Selbstkonzept: wenig Selbstachtung, mehr Sorgen

33 Andere Phobien und Ängste
Selektiver Mutismus Sprechen mit Personen zuhause (oder enge Freunde) normal, aber nicht mit Personen außerhalb der Familie Ängstlich Sprechen nur in Umgebung in der sie sich wohlfühlen Beginn oft im Alter 3-5 Länger als 4 Wochen (z. B. wenn in Kindergarten oder Schule)

34 Andere Phobien und Ängste
Phobien kulturspezifisch: s. S. 82/83

35 Sozial unsichere Kinder
Erscheinungsbild: schüchtern, gehemmt, kontaktscheu fallen nicht gleich als problematisch auf Vor allem im Kontext mit anderen und Anforderungen Durchsetzen eigener berechtigter Ansprüche Kontaktaufnahme mit Gleichaltrigen, Verabredungen Äußern eigener Meinung Eher still, erzählen kaum etwas, sprechen leise und undeutlich, wenig Emotionsausdruck, wirken apathisch oder weinerlich, kaum Blickkontakt, zappeln, bewegen sich kaum frei im Raum

36 Sozial unsichere Kinder
Häufigkeit 15% irgendeine Art von Angststörung 3-4% mit Funktionseinschränkung 5-6% sozialer Rückzug 5% körperliche Beschwerden 12,5% der Jungen, 8,6% der Mädchen ängstlich/depressiv Anscheinend eine Zunahme der Störung im Jugendalter 50% komorbid mit depressiven Symptomen (28-75%) Bereits im Vorschulalter diagnostizierbar – Stabilität (Veränderung zu anderer Angststörung möglich Beeinträchtigung im Sozialkontakt; evtl. Panikstörung, Agoraphobie

37 Sozial unsichere Kinder
Ursachen Biologische Faktoren: Irritierbarkeit im Säuglingsalter (limbisch-hypothalamisches System – erniedrigte Erregungsschwelle) Psychische Faktoren: verzerrte soziale Wahrnehmung, bedrohliche Interpretation, weniger sozial kompetent, Erwartung von Ablehnung; erhöhte Selbstaufmerksamkeit, intensive Sorgen, negative Selbstbewertung, kein Selbstvertrauen Soziale Faktoren: Trennungs- und Verlusterfahrungen (Scheidung, Tod, Umzug), übermäßiges Verwöhnen; Angstniveau der Mutter. Vermeidungsverhalten wird verstärkt; inkonsistentes Erziehungsverhalten

38 Depression Erscheinungsbild
Über längeren Zeitraum depressive Symptome (mind. 2 Wochen) Major Depression vs. dysthyme Störung (weniger starke Ausprägung) „double depression“: dysthyme Störung plus Phasen einer Major Depression Symptome: Depressive oder reizbare Stimmung Verlust von Interesse oder Freude Reduzierung der körperlichen Aktivität Körperliche Symptome: Müdigkeit, mehr oder weniger Schlaf, Gewichtsveränderung Verlangsamtes Denken, Gefühle der Wertlosigkeit, Konzentrationsprobleme

39 Depression Komorbidität: Bei 40% auch Angststörungen
Bei 25% expansive Verhaltensstörungen ADHS/HKS, Essstörungen

40 Depression Häufigkeit - 4,4% bei Kindern im Alter von 8-18 Jahren
Im Kleinkind – und Vorschulalter: ca 1% Lebenszeitprävalenz bei Jährigen: 15-20% Dysthyme Störung: 0-2% im Schulalter, 1-8% der Jugendlichen Verlauf Man wächst nicht einfach heraus, chronischer Verlauf, hohe Rückfallrate, große Beeinträchtigung Risiko für suizidale Handlungen

41 Essstörungen Erscheinungsbild Essen und Beziehung hängen eng zusammen
Veränderung des modernen Familienlebens Aussehen, Gewicht: Körperideal des Modells Fast nur in industriellen Wohlstandsgesellschaften (Habermas 2001) Suche nach Identität

42 Essstörungen Prävalenz Hohe Dunkelziffer Frauen: Männer 7:1 bis 10:1
Frauen: 1% Anorexie, 2-4% Bulimie v.a Jahre Kaum Zugehörigkeit zur unteren sozialen Schicht berufliche Risikogruppen (Models) Häufig eine Leistungsthematik; Selbstkontrolle als Leistung Wahrnehmung des Körpers gestört Oft fehlende Krankheitseinsicht

43 Essstörungen Verlauf Anorexie: 40% fast vollständige Genesung;
30% partiell Chronifizierung bei 15-20% Exitus: 10-15% Bulimie: 40-50% vollständige Genesung 20-30% partiell 20% Chronifizierung 0,5% Exitus Overeating, binge eating, Adipositas

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45 Modelle der Angststörung
Klassische Konditionierung Bsp. Kleiner Albert Generalisierung und Diskriminierung Kritik: Betroffene berichten oft kein traumatisches Ereignis am Beginn der Phobie Oft durch Beobachtungslernen

46 Modelle der Angststörung
Zwei-Faktoren-Theorie der Vermeidung (Mowrer 1969) Klassische Konditionierung Vermeidung verstärkt (negativer Verstärker) Kritik (Solomon et al 1953): Geht auch ohne Furcht, nur reines Vermeidungsverhalten Kein gutes Modell

47 Modelle der Angststörung
Lernen durch Beobachtung Stellvertretende Erfahrungen, Selbstwirksamkeitserwartung niedrig Kinder teilen häufig die Ängste ihrer Eltern

48 Modelle der Angststörung
Rachmans Modell (1977) 3 verschiedene Wege wie Phobien erworben werden Direkte klassische Konditionierung Modell- Lernen Informationsvermittlung/Wissensvermittlung

49 Modelle der Angststörung
Krankheits-Vermeidungs-Modell (Matchett/Davey 1991) Ekelreaktion, Ekel-Sensitivität adaptiver Nutzen ist die Prävention von Krankheitsübertragungen Tiere (Ratten, Schnecken, Spinnen), Schmutz (Krankheitserreger)

50 Modelle der Angststörung
Kognitive Modelle Beck and Emery (1985) Gefahren werden überbewertet Panikattacken (Clark 1988) Fehlinterpretation von Körperwahrnehmungen bei normaler Angstreaktion - Periode erhöhter Angst (durch Streit etc.) bei Beginn - Die Angst vor Attacken führt zur Hypervigilanz und Prüfung des Körpers auf Symptome

51 Modelle der Angststörung
Kognitive Modelle: S

52 Modelle der Angststörung
Psychoanalytische Theorie Innerpsychische Konflikte führen zur Angst Abwehrmechanismen – Verschiebung oder andere Abwehrmechanismen funktionieren nicht – dann Angst Konflikte z. B. Junge begehrt seine Mutter, Angst vor Vater – Verschiebung der Angst auf Pferd – Pferdephobie

53 Modelle der Angststörung
Bindungsmodell: s.u. Temperamentsmodell: Physiologische Prädisposition Verhaltenshemmung (ererbt) Hohe Erregung (Sympathikus), extreme Reaktionen auf Stress Persönlichkeitsmerkmal

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55 Entwicklungspsychopathologie
Erklärungsmodelle für Entwicklungsprobleme bzw. Einflußfaktoren der Entwicklung Protektive Faktoren und Risikofaktoren – identifiziert in Einzelfallstudien und quantitativen Studien Wirkung der Faktoren in verschiedenen Lebensphasen bedeutsam (z. B. Empathieentwicklung im Vorschulalter) Faktoren aus den Bereichen: intraindividuelle, familiär, soziales Umfeld

56 Entwicklungspsychopathologie
Ziel: Phänomene der Kontinuität und des Wandels von Störungen im Lebenslauf erklären Hohe Kontinuität z. B. tiefgreifende Entwicklungsstörung Autismus, externalisierende Verhaltensstörung, aggressives Verhalten bei Jungen Diskontinuität weniger gut untersucht; z. B. Kindliche Depression und Störung des Sozialverhaltens, die sich nicht mehr im Erwachsenenalter finden Frage nach protektiven Faktoren (Lehrerbeziehung, Partnerschaft; Fürsorge für ein Geschwisterchen)

57 Entwicklungspsychopathologie
Prognose: Frühe Störung sagt mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit spätere Störungen voraus z. B. Versagen bei alterstypischen Anpassungsleistungen – höchste Vorhersagekraft (Leistungsfähigkeit – Leistungsfähigkeit)

58 Entwicklungspsychopathologie
Probabilistische Betrachtungsweise: Entstehung und Entwicklung (Ätiologie) psychosozialer Probleme durch Zusammenspiel verschiedener personaler und sozialer Faktoren Störung ist nicht unausweichliches Ergebnis; die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Störung ist durch genetische, neurobiologische, psychologische und soziale Faktoren bedingt

59 Entwicklungspsychopathologie
Risikofaktor: Eine Variable, die, die statistische Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Störung erhöht z. B. Lebensereignis, Persönlichkeitsmerkmal, Verhaltensstil, soziale Umwelt kumulative Effekte : erst die Häufung von Risiken erhöht die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Störung Identische Risikofaktoren können zu unterschiedlichen Störungen führen (Multifinalität) Verschiedenen Risikofaktoren können zur gleichen Störung führen (Äquifinalität)

60 Entwicklungspsychopathologie
Protektiver Faktor/Schutzfaktor: Eine Variable, die die statistische Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Störung senkt bzw. die Effekte von Risikofaktoren kompensiert

61 Entwicklungspsychopathologie
Identifikation von protektiven Faktoren über eine Studie auf der Insel Kauai (Werner &Smith 1989, 1992, 2001). Längsschnittstudie über mehrere Jahrzehnte 30% der Kinder gehörten einer Hochrisikogruppe an 30% von diesen zeigten jedoch keine Auffälligkeit Psychische Resilienz (Widerstandsfähigkeit) durch personale/soziale Schutzfaktoren

62 Entwicklungspsychopathologie
Studie Kauai: Schutzfaktoren: Problemlöse- und Kommunikationsfähigkeit Selbstwirksamkeitserwartungen Planungskompetenzen Das Vorhandensein stabiler Bindungspersonen! Diskusssion: Ambiguität von Schutzfaktoren – daher Forschung zu kontext- und konstellationsspezifischen Bewältigungsprozessen

63 Entwicklungspsychopathologie
Passung, Goodness-of-Fit Passung zwischen den Anforderungen der Umwelt und Bewältigungskapazitäten einer Person Entwicklung einer Störung: ja/nein Bsp.: Migrantenkinder: in Ursprungsland/Familie angepaßt, im neuen Land überfordert AUCH: man sucht sich bestimmte Umweltbedingungen oder paßt sich die Umwelt an, kontrolliert sie Passungen werden ausgehandelt – dies kann bereits zu übermäßigem Stress führen Störung;

64 Entwicklungspsychopathologie
Diathese-Stress Modell Verletzlichkeiten/Vulnerabilitäten in der bio-psychischen Struktur einer Person (z. B. negative Sozialisationseffekte) starke Belastungen Zusammenbruch funktionaler Bewältigungsmöglichkeiten Störung/dysfunktionale Bewältigung Chronifizierung der Störung

65 Entwicklungspsychopathologie
Veränderung durch Erfahrung (s. auch Epigenetik) aber begrenzte Verhaltensflexibilität, bei Störung, daher oft Häufung einer Störung über Generationen hinweg (ähnliche Genetik und Umwelt) Genetik Schicksal Die Expression von Genen im Sinne von Verhalten unterliegt vielen Faktoren: - Umwelterfahrungen (Erziehung, Ernährung etc.)

66 Entwicklungspsychopathologie
Beispiel für eine Entwicklungspsychopathologische Betrachtungsweise: Störung des Sozialverhaltens (Dodge 2000) Verschiedene Entwicklungsstufen A) neuronale, endokrine, psychophysiologische Merkmale, die das Risiko erhöhen B) soziokultureller Kontext: Elternhaus (aggressionsbereit, niedriger sozioökonomischer Status) 2. Durch 1 bedingte spezifische Lebenserfahrungen in den ersten Lebensjahren – weiteres Risiko durch strenge Disziplinierung, emotionale Vernachlässigung, Aggression

67 Entwicklungspsychopathologie
3. Grundschulzeit: Defizite in der Selbstregulation; mehr soziale Zurückweisung, Schulleistungsprobleme negative Entwicklungsspirale - mehr negative Peerkontakte; mehr feindselige Attribution - relative Verfügbarkeit aggressiver Verhaltensweisen - laxer Erziehungsstil zuhause um Konflikte zu vermeiden jeder Faktor erhöht das Risiko sukzessive

68 Entwicklungspsychopathologie
Intraindividuelle Risikofaktoren Persönlichkeitseigenschaften Stile der Informationsverarbeitung Emotionsregulationsfähigkeit Motivation Strukturelle Eigenschaften der Hirnregulation

69 Entwicklungspsychopathologie
Intraindividuelle Risikofaktoren Neurobiologisch, temperamentsbezogen Bedeutung 3 cerebraler Subsysteme – steuern Verhaltenstendenzen, bereits in Säuglingen - Annäherungssystem - Verhaltenshemmungssystem (hoch: Angststörungen; niedrig: ADHS) - Kampf/Flucht (fight-flight) System Deren Balance/Interaktion ist beeinflußbar, z. B. durch Traumata Temperament (schwieriges Temperament bei Säuglingen: schlechter Schlaf-Wach-Rhythmus, , Unruhe, Gereiztheit)

70 Entwicklungspsychopathologie
Intraindividuelle Risikofaktoren 2. Emotional, motivational Qualität der Emotionsregulation Einfluss durch den Tonus des Nervus Vagus (niedriger Tonus= risk) Emotionalität (Grundstimmung) Emotionale Reaktivität (risk factor für externalisierende/internalisierende Vh-Störung) Risikofaktor: Geringe Impulskontrolle und vermeidende Emotionsregulationsstrategie Bindungsstile

71 Entwicklungspsychopathologie
Intraindividuelle Risikofaktoren 3. Kognitive Risikofaktoren Defizite im Problemlösen und Handlungsregulation - Wahrnehmung/Interpretation von Situationen - Generierung von Handlungsalternativen - Entscheidung für eine Alternative - Ausführung - Bewertung der Handlung SSV: z. B. negative Wahrnehmung, eingeschränkte Handlungsalternativen, niedrige Kontrollüberzeugung, niedriger IQ, ADHS

72 Entwicklungspsychopathologie
Soziale Risikofaktoren Familiensystem Immer Einfluss auf das Kind – Interaktion – Rückkoppelungsschleifen (Kind beeinflusst auch das Elternverhalten Risikofaktoren z. B. Verlust eines Familienmitglieds, Scheidung, behindertes Geschwisterkind, finanzielle Probleme, chronische Krankheit, psychische Störung eines Elternteils, ständiger Streit, Kriminalität, Bindungsdesorganisation, familiäre Gewalt, Missbrauch, Sekundäre Vulnerabilität im Diathese-Stress-Modell durch Erfahrungen Primäre Vulnerabilität: genetische Faktoren, Frühgeburtlichkeit, körperliche Schädigung, Geburtskomplikationen etc.

73 Entwicklungspsychopathologie
Soziale Risikofaktoren Familiensystem Übergang zur Elternschaft bereits kritische Phase – Anpassungsleistung: Weichenstellung für die Entwicklung der Kinder: Prävention/Intervention bereits in der Schwangerschaft/direkt nach der Geburt Partnerbeziehung: - Modellcharakter für den Umgang mit Konflikten/Streitkultur - Einfluss auf Erziehungsstil (Dimensionen Emotionalität und Kontrolle; Faktor Inkonsistenz des Erziehungsverhaltens)

74 Risikofaktoren der Angststörung
Familiäre Faktoren 2 Methoden der Familienforschung: Familiäre Häufung Was unterscheidet Familien mit einem Angstgestörten von den Familien ohne jemanden mit einer Angststörung Top-down-Studien: erwachsene Symptomträger ausgewählt, Forschung an deren Nachkommen Bottom-up-Studien: Kinder/Jugendliche mit Störung, Untersuchung deren Eltern und Verwandten

75 Risikofaktoren der Angststörung
Familiäre Faktoren Untersuchung des Erziehungsverhaltens der Eltern, weitere Faktoren über: Fragebogen für Eltern Fragebogen für die betroffenen Kinder Direkte Beobachtung im Laborsetting

76 Risikofaktoren der Angststörung
Familiäre Faktoren Angststörungen treten familiär gehäuft auf 34% der Kinder mit Angststörungen berichten von Angststörungen (und auch anderer Störungen, Depression, Alkohol, Drogen) der Eltern (Essau 2000) Kinder von Eltern mit Angststörungen haben ein 7-fach höheres Risiko selbst eine Angststörung (v.a. Trennungsangst) zu entwickeln Unklar ob genetisch oder Umwelt (!!! Immer eine Interaktion) Vulnerabilität, Temperament, Erregungsniveau

77 Risikofaktoren der Angststörung
Familiäre Faktoren Eltern von Personen mit Angststörung sind zurückweisender und kontrollierender (Bindungsdesorganisation/Vermeidung?!) Geringere Bindung an die Eltern, Entfremdung Ängstlicher Elternteil Inkonsistente Erziehung Fördern weniger die kindliche Selbständigkeit Mehr psychische Auffälligkeiten der Eltern (v.a. Vater) Mütter ängstlicher Kinder schätzen deren Bewältigungsfähigkeiten geringer ein

78 Risikofaktoren der Angststörung
Familiäre Faktoren Mutter-Kind Interaktion: kontrollierender Inkonsistentes Tadeln Übermäßige Fürsorge (Festhalten) – nur bei Kindern mit gehemmtem Verhalten – Anlage-Umwelt-Interaktion Mütter üben mehr aversive Kontrolle aus (Kritik, Strafe)

79 Risikofaktoren der Angststörung
Temperament Schwierig zu regulieren, ängstlich (Baby) Reizbarkeit (Kleinkindalter) Vorsichtigkeit und Introversion (Schulalter) Niedrige Reizschwelle, schnelle Aktivation des Sympathikus Verhaltenshemmung (Prävalenz 10-15%)

80 Risikofaktoren der Angststörung
Kognitive Faktoren Aufmerksamkeit selektiv auf bedrohliche Signale gerichtet Mehrdeutige Situationen werden als bedrohlich eingeschätzt Auffällig selbstbezogen – brauchen häufig Rückversicherung durch andere Menschen Wahrscheinlichkeit des Auftretens negativer Ereignisse wird überschätzt – eigene Fähigkeiten werden unterschätzt (S. Studien S )

81 Risikofaktoren der Angststörung
Lebensereignisse und Bewältigungsstrategien Mehr kritische Lebensereignisse, z. B. Auseinandersetzungen mit Eltern, Geschwistern, Umgang mit Peers, schlechte Noten, Verlust einer Freundschaft, Misshandlungen, chronische Erkrankungen Z. B. auch Scheidung der Eltern, Tod eines Verwandten, gingen Panikattacken bei Jugendlichen voraus (!!! Einbruch des Oxytozinsystems????) – weil damit meist die soziale Unterstützung heruntergefahren wird (weniger Zuwendung)

82 Prävalenz der Angststörungen
Phobien am häufigsten (3-11%) Zwangsstörung ( %) Panikstörung (1%) Generalisierte Angststörung (1%) Trennungsangst bei Achtjährigen (2.8%) Posttraumatische Belastungsstörung (1.3-6%) Kinder mit traumatischen Erfahrungen (40%)

83 Panikattacken Situationen in denen Panikattacken auftreten (King et al. 1996; S. 129)

84 Komorbidität Am häufigsten mit Depression: die Angststörung geht meist voraus Komorbiditätsraten 20-70% Auch mit anderen Angststörungen Und später auch mit Substanzmissbrauch

85 Psychosoziale Beeinträchtigung
Unterschiedliche Ausprägung, im Bereich: Kind Familie Peers Schule, soziale Aktivitäten etc. Wenig enge Kontakte zu Peers Mehr schulische Schwierigkeiten Mehr familiäre Schwierigkeiten Einsam, unbeliebt und vernachlässigt von Peers (Bsp. Angst vor ausgestopften Tieren)

86 Psychosoziale Beeinträchtigung
Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten Keller et al (1992): 76% der Kinder werden nicht behandelt 13% Einzelberatung 5%Familienberatung 5% psychologische Testung aber keine Behandlung

87 Psychosoziale Beeinträchtigung
Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten Wittchen et al (1998): am häufigsten bei: Panikstörung 81% Posttraumatische Belastungsstörung 63% Generalisierte Angststörung 58% Essau 2000: weniger als 20% der Betroffenen bekommen Hilfe S. 149 (Wege zur Behandlung)

88 Psychosoziale Beeinträchtigung
Fehldiagnosen: Die Kinder werden häufig fehldiagnostiziert: Nur körperliche Symptome: körperliche Erkrankung, etliche Untersuchungen Ohne Behandlung nimmt die Störung meist einen chronischen Verlauf – sie wächst sich nicht einfach aus (bis 70%) 43% (Leonard et al 1993) haben trotz pharmakologischer Behandlung nach 2-7 Jahren immer noch eine Zwangsstörung

89 Diagnostik Klinische Interviews Fragen
Verhaltensbeobachtung während des Gesprächs Unstrukturierte Interviews Wenig reliabel

90 Diagnostik Hochstrukturierte Interviews (Forschung)
Halbstrukturierte Interviews (mit Bildern) Quellen: Kind Aber unbedingt auch Eltern, evtl. Lehrer

91 Diagnostik Selbstbeurteilungsfragebögen Screening
Z. B. Angstfragebogen für Schüler, CBCL

92 CBCL Dimensionale Diagnostik:
Child Behavior Checklist – deutsche Version (CBCL) (Achenbach) meist verwendetes Instrument Frage bögen (Alter 4-18 Jahre; auch englische Version für 1 ½ - 5 Jahre) 1. Teil: Erfragen von Kompetenzen 2. Teil: 120 Einzelsymptome (Verhalten, Emotion, körperliche Beschwerden) Antwort auf einer dreistufigen Skala ( nicht zutreffend, manchmal, häufig) Elternfragebogen und Lehrerfragebogen (TRF, Teacher Report Form) Auch self-report ab 12 Jahre 8 Problemskalen: die meisten zuordbar zu externalisierend/internalisierend

93 Diagnostik Verhaltensbeobachtung
In der natürlichen Umgebung (Kamera zuhause oder in der Schule) Im Labor Behavioral Avoidance Task In vivo, schrittweises dem gefürchteten Reiz aussetzen Ratingskalen zur Verhaltensbeobachtung Preschool Observation Scale of Anxiety (30 Verhaltensweisen) Rollenspieltests

94 Diagnostik Selbstbeobachtung
Tägliches Tagebuch manchmal mit strukturierten Vordrucken (wo, wann, was mußte die Person tun, wie hat sie reagiert) Rating von Bezugspersonen (TRF Teacher Report Form, der CBCL, auch von Eltern auszufüllen)

95 Frühkindliche Regulationsstörungen
Bedeutung der Passung von Kind und Umwelt (Eltern): Schwieriges, impulsives Kind in toleranter Familie besser als in zwanghafter Familie Unstillbares Schreien oder wenig Responsivität beeinflußt sehr schnell die mütterliche Reaktionsbereitschaft Folge/Ursache?: Überschätzung des Grades der Absichtlichkeit (Hinde 1979) im kindlichen Verhalten durch die Eltern (Teufelskreis, falsche Wahrnehmung, Überschätzung des Problemverhaltens Hineininterpretieren von Bedeutung (mein Kind mag mich nicht): meist Projektionen eigener elterlicher Repräsentationen (S. 42 Fall)

96 Frühkindliche Regulationsstörungen
3 Wege wie psychische Störungen in der Kindheit entstehen: Bereits angeboren: Autismus, Störung der Kommunikation (z. B. Behinderung) Seelische Verletzung: Traumatisierung: Kind wird in besonderer Weise bedroht und verunsichert, ohne dass Hilfe von Erwachsenen erfolgt Störung der Eltern-Kind-Interaktion in der Feinabstimmung, durch kindliche, elterliche und situative Faktoren. Nicht extremes Trauma, sonder alltägliche Situationen zementieren diese Formen der Kommunikation

97 Frühkindliche Regulationsstörungen
Auch genetische Vulnerabilitäten Prävention: kleiner Eingriff (oft nur 4 Sitzungen, intermittierende Beratungsgespräche) mit großer Wirkung Durchbrechen der eskalierenden Teufelskreise (keine Engelskreise: s. Aktivierung/Stress des Caregivings, gemeinsame Interaktion, Deaktivierung, Oxytocin, Entspannung, happiness bei Mutter und Kind ….) Früherkennung und frühe Intervention

98 Frühkindliche Regulationsstörungen
Arten der frühkindlichen Regulationsstörung: Exzessives Schreien (29,4%) Schlafstörungen (62,8%) Fütterstörungen (40,4%) Dysphorische Unruhe (30,1%) Exzessives Klammern und Trotzen (20%) 1991: Münchner Sprechstunde für Schreibabies (N>1000 Familien )

99 Frühkindliche Regulationsstörungen
Kinder kamen im Alter von 0-55 Monaten Tabelle S. 53 (soziodemographische Daten) Zusammenhang zwischen exzessivem Schreien und späteren Verhaltensauffälligkeiten (Fütterproblemen; Shaver 1974; Schlafstörungen, erhöhte Ängstlichkeit Vorgestellt mit 7 Monaten: nur 10% hatten vorher KEINE Symptome Durchschnittlich verstreichen 9 Monate mit Symptom bis zum Erstkontakt zur Schreisprechstunde

100 Frühkindliche Regulationsstörungen
Pränatale Risikofaktoren (S. 64/66) (69%) Stress in der ersten Hälfte der SS (Cortisol dringt noch durch Placentaschranke), Angst, Depressionen (zusammen 46%) Schwere Hyperemesis Vorzeitige Wehen mit Tokolyse Schwangerschaftsdepression Perinatale Risikofaktoren (38,8%) Sectio Mangelgeburt (Gewicht) Postnatal (85,4%) Familiäre und kindliche Atopie (Hautprobleme) Neurologische Auffälligkeiten

101 Frühkindliche Regulationsstörungen
Intuitive elterliche Kompetenzen (intuitive Parenting) (Papousek) Vertrauen darin wird durch schwieriges Kind durchbrochen: Teufelskreis) Negatives feedback versträrkt Belastung im Übergang zur Elternschaft, Gefühl der Hilflosigkeit, Depression, geringes Selbstwertgefühl; Unfähigkeit Frühe Orchestrierungsphase (S. 96)

102

103 Prävention Ziele: Risiko für eine negative Entwicklung minimieren
Verbesserung der Erziehungskompetenz der Eltern, soziale Unterstützung der Eltern, Verbindung/Kontakt Eltern – Kindergarten – Schule Verbesserung der sozialen/kognitiven Kompetenz des Kindes Ausbau kind- und familienbezogener Resilienzfaktoren Ausbau der Beziehung zu Gleichaltrigen

104 Prävention Im Vorschulalter
Ca 20% aller Kinder zeigen klinisch relevante Verhaltensauffälligkeiten, Aggressionen, Trotzverhalten, Ängste oder Depression Diese Kinder sind stärker gefährdet, Misshandlungen durch Eltern und Geschwister und Lernschwierigkeiten zu erfahren Später mehr gefährdet für ungeschützten Geschlechtsverkehr, Trunkenheit, Verkehrsunfälle, Arbeitslosigkeit, Delinquenz Nur 1 aus 6 betroffene Familien nehmen Hilfe an Verhaltensstörung zeigt eine hohe Stabilität

105 Prävention Caplan (1964) Primärprävention:
Strategie um das Auftreten einer psychischen Störung zu reduzieren Sekundärprävention: Reduzierung der Dauer bestimmter Störungen Tertiärprävention: Strategie, um die Beeinträchtigungen durch die Störung zu minimieren

106 Prävention Munoz, Mrazek & Haggerty (1996)
Universelle präventive Intervention: Gesamte Bevölkerungsgruppe (Vorsorgeuntersuchungen etc.) Selektive präventive Intervention: Individuen oder Gruppen die bestimmte Risikofaktoren oder bereits Symptome haben (Frühgeborene, allein Erziehende, psychisch kranke Eltern) Indizierte präventive Intervention: Hochrisikogruppen: Personen, die Symptome zeigen, und Risikofaktoren aufweisen, Eskalation und weitere negative Konsequenzen verhindern

107 Präventionsprogramme
Ziele: Bedingt durch Ansatzpunkt: Durchführungsort (gute Erreichbarkeit; home based, school based, community based) Adressaten (Kind oder Eltern, oder Lehrer) Je jünger das Kind, desto eher Ansatz über die Eltern Je älter das Kind und je ausgeprägter die Symptome, eher kindzentriert (Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten) Multi-Komponenten-Programme (Kind/Eltern)

108 Präventionsprogramme
Ziele: Meta-Analysen zur Präventivintervention: Unterschiedliche Wirksamkeit: Zeitpunkt des Effekts (wann messen) (oft erst Monate später) Rekrutierung der Stichprobe (v.a. bei universeller Prävention, kontinuierliche Teilnahme, Motivationsprobleme) Dropout-Problem Erfolgsmaße: multidmodal (kognitiv, emotional, behavioral), daher multimethodal (Vh-beobachtung, Fragebogen, Test, Interview)

109 Präventionsprogramme
Ziele: Lösel & Beelmann (2003): Meta-Analyse: höchste Effekte bei kognitiv-behavioral (selektiv und indiziert besser als universelle Prävention) Primärprävention (z. B. Kriminalität) (Tremblay and Japel 2003) z.T. bereits während Schwangerschaft, z. T. im Alter von 4 Prävention inadäquates Elternverhalten Effekte: weniger Folge-SS, bessere familiäre Kommunikation, positivere Einstellung der Eltern, weniger Haftstrafen

110 Präventionsprogramme
Ziele: Kognitive Fähigkeiten Sehr stabil, daher frühe Intervention; gekoppelt mit Vh-Problemen Delinquenz: Beginn vor 3. Geburtstag; am besten Beginn in Schwangerschaft plus day-care-Angebote Bei mehrfachbelasteten Hochrisikokindern – kontinuierliche Betreuung anstatt einer Maßnahme Auswirkung auf kognitive und soziale Fähigkeiten, und Erziehungskompetenz der Eltern

111 Frühförderung und Bindung
Sarimski (2001): - prognostisch bedeutsamste Variable: Reponsivität der Mutter d.h. Initiativen des Kindes aufgreifen und unterstützen z. B. bei geistig behinderten Kindern, Frühgeborenen, cerebrale Bewegungsstörung Leyendecker (1997): Beziehung=Wirkung (von Eltern, aber auch Durchführende der Frühförderung) Sensibilität und geeignete Theorie!!! Feinfühligkeit: kindliche Signale 1) wahrnehmen 2) richtig interpretieren 3) angemessen und 4) prompt reagieren

112 Frühförderung und Bindung
Studie von van den Boom (1994, 1997): Risikostichprobe (N=100): hoch irritierbare Kinder aus sozioökonomisch schwachen Familien Intervention: 3 Hausbesuche (7.-9. Lebensmonat) mit Training der Feinfühligkeit Interventionsgruppe: 72% sicher gebunden Kontrollgruppe: 32% sicher gebunden Bindungssicherheit ist ein protektiver Faktor (Kissgen und Suess 2005)

113 Prävention im Vorschulalter
Ca. 20% aller Kinder haben klinisch relevante Auffälligkeiten wie Aggressionen, Trotzverhalten, Ängste, Depressionen (z. B. Ihle und Esse 2002) Gefährdet: Misshandlung durch Eltern zu erfahren Lernschwierigkeiten Ungeschützten Geschlechtsverkehr Alkohol am Steuer Verkehrsunfälle Arbeitslosigkeit Delinquenz

114 Prävention im Vorschulalter
Weniger als 15% der Familien, die Hilfe bräuchten, suchen Hilfen auf Universelle Präventionsprogramme: Kindzentriert: Präventionsprogramm zur Verhütung von sexuellem Missbrauch (Eck & Lohaus 1993) Interpersonal Cognitive Problem-Solving (Shure & Spivack 1982) Good behavior Game (Kellam et al 1998) Second Step (Faustlos) (Grossmann et al 1997)

115 Prävention im Vorschulalter
Universelle Präventionsprogramme: Elternzentriert: Triple P (Gruppentraining, Sander 1999) Multikomponenten-Programm: Seattle Social Development Project (Hawkins et al. 1992) Lehrerzentriert: Promoting Alternative Thinking Strategies (PATH, Greenberg &Kusche 1998) Incredible Years Series (IYS) (Webster-Stratton et al. 2001)

116 Fragebogen zum Kind

117 Bindung und Caregiving
Beschrieben in der Bindungstheorie von J. Bowlby (und M. Ainsworth) Bindung und Caregiving (Pflegeverhalten) sind komplementäre Verhaltenssysteme Biologisch angelegt, mit Hormonen und Stressregulation eng verknüpft Wichtige Funktion im gesamte Lebenslauf Bindung und Caregiving auch im Erwachsenenalter

118 Bindungstheorie John Bowlby: Bindungstheorie (1960)
basierend auf Beobachtungen von Mutter-Kind Dyaden zuhause und Kindern in Heimen Basierend auf Forschung von Harlow und Zimmerman (1958) ursprünglich: Mutter-Kind-Bindung Seit den 1990ern: Erwachsenenbindung (adult attachment), Partnerbindung Bindung zwischen Mensch und Tier Bindung ist ein wichtiger Aspekt eines gesunden emotionalen und sozialen Lebens von der Wiege bis zum Grab.(Bowlby 1969/1982)

119 Verhaltenssysteme Verhaltenssystem (George and Solomon 2000):
“ist ein biologisches System das die Regeln und Verhaltensweisen, die mit einem bestimmten Ziel in Verbindung stehen.” Bindungssystem im Kind Pflegeverhaltenssystem beim Elternteil Bindung und Caregiving sind komplementäre Systeme Sie stehen in Konkurrenz zu anderen Verhaltenssystemen: - affiliatives System (soziale Beziehungen) - sexuelles System - Exploration - Angst (bei Kind und Mutter) - Stressregulation

120 Bindungsverhaltenssystem
Ziel des Bindungsverhaltenssystems: Schutz: durch das Herstellen oder Aufrechterhalten von Nähe zur Bindungsfigur (Elternteil, jemand der mehr Ressourcen hat) (auch der Erhalt von Nahrung, Pflegeverhalten, und Trost ) Aktivierung des Systems wenn das Kind in Gefahr ist oder Stress erlebt Ziel : Schutz des Nachwuchses (reproductive fitness) Weiteres Ziel: Stressreduktion im Kind – soziale Unterstützung

121 Soziale Unterstützung
4 Formen sozialer Unterstützung: Instrumentale Unterstützung Unterstützung durch Information Vor allem in engen und vertrauensvollen Beziehungen: Emotionale Unterstützung Physischer Kontakt (Ditzen et al. 2007)

122 Bindungsverhalten Bindungsverhaltensweisen beinhalten:
Alle Aktionen die darauf abzielen, Nähe herzustellen und aufrecht zu erhalten Augenkontakt, weinen, rufen, Hände ausstrecken, sich auf jemanden zubewegen, sich am Elternteil festhalten, Widerstand gegen Trennung leisten

123 Bindungssystem - Aktivierung
Das Bindungsverhaltenssystem wird aktiviert durch : Internale Reize: Krankheit, Müdigkeit Hunger Schmerz Angst negative Emotionen Hormone (Oxytozin) Externale Reize: Situationen die Stress und Angst auslösen (weil potentiell gefährlich) - Trennung von Pflegeperson physische Gefahr Anwesenheit von Fremden unbekannte Umgebung Sturm mit Blitz und Donner Dunkelheit

124 Bindungssystem Deaktivierung
Das Bindungsverhaltenssystem wird deaktiviert durch: - Nähe zur Bezugsperson (Körperkontakt) Adäquates Pflegeverhalten Reduktion von Stress, Gefühl der Sicherheit

125 Pflegeverhalten Das Ziel des Pflegeverhaltenssystems ist der Schutz der Nachkommen Pflegeverhalten beinhaltet: Alle Aktionen die darauf abzielen, Nähe des Kindes herzustellen und aufrechtzuerhalten und Fürsorge zu zeigen, die Stress beim Kind reduzieren (Hunger, Schmerz etc) e.g. Blickkontakt, Zurückholen, Rufen, Hochheben, hingehen, berühren, Füttern, umsorgen, beruhigen

126 Pflegeverhalten - Aktivierung
Pflegeverhalten wird aktiviert durch: Situationen, die Eltern als angstauslösend, gefährlich, oder stressauslösend für das Kind wahrnehmen Internale Reize/Auslöser: Hormonspiegel(Oxytozin) Kulturelle Ansichten über richtiges Pflegeverhalten (Fütterzeiten, Alleinschlafen etc) Müdigkeit, Krankheit des Elternteils (sich versichern, dass das Kind nah ist, da man weniger Aufmerksamkeit aufbringen kann)

127 Pflegeverhalten - Aktivierung
Pflegeverhalten wird aktiviert durch : Externale Reize/Auslöser: Situationen die Stress und Angst auslösen und gefährlich für das Kind sind S. die externalen Auslöser beim Kind (attachment) Kindliche Merkmale: Kindchenschema (auch bei Tieren, see e.g. Füttern von Tieren im Zoo, oder fremde Hunde) Beeinflust durch eigene Bindung der Mutter Aktivierung hängt von der Sensitivität (korrekte Wahrnehmung von Bindungssignalen ab (Responsivität= adäquates Pflegeverhalten)

128 Pflegeverhalten - Deaktivierung
Das Bindungsverhaltenssystem wird deaktiviert durch: - Nähe des Kindes zur Bindungsperson (Körperkontakt) Deaktivierung des kindlichen Bindungsverhaltens Erfolgreiche Stressreduktion beim Kind

129 Bindungssystem - Emotionen
Die erfolgreiche Deaktivierung von Bindung und Pflegeverhalten wird von starken Empfindungen von Freude und Zufriedenheit begleitet. Erfolgloses Bindungs- und Pflegeverhalten (Aktivierung ohne Deaktivierung) ist verbunden mit Stress, Angst, Verzweiflung und Gefühlen der Hilflosigkeit, Ärger, Depression

130 Interaktion von Verhaltenssystemen
Bindung und Exploration: Die Bindungsfigur dient als: Sicherer Hafen bei Stress Sichere Basis für Exploration wenn das Bindungssystem deaktiviert ist und ein Gefühl der Sicherheit vorherrscht (s. playground behavior) Balance zwischen den beiden Systemen bei sicheren Kindern – Fähigkeit zu lernen (intellektuell und sozial) - Bindung steht auch in Konkurrenz mit dem affiliativen System, nach den ersten beiden Lebensjahren

131 Interaktion von Verhaltenssystem
Pflegeverhalten: Das Pflegeverhaltenssystem steht in Konkurrenz mit weiteren Verhaltenssystemen: Balance ist wichtig für gesunde Mutter-Kind Beziehung Das Sexualverhaltenssystem Eigenes Bindungssystem (Eltern, Partner) Pflegeverhalten für ein weiteres Kind Affiliatives System (Freunde) Explorationssystem (Arbeit) - Die Wichtigkeit des Pflegesystems verschiebt sich gemäß der Entwicklung des Kindes (z. B. Trennungen über mehrere Stunden sind erträglich)

132 Internales Arbeitsmodell (IWM)
Internale kognitive Repräsentation durch diese werden bindungsrelevante Erfahrungen evaluiert, emotional beurteilt und organisiert Beinhaltet Erwartungen über sich selbst (Selbstwert, Kompetenz) und die Pflegeperson (verläßlich, vertrauenswürdig, adäquat, sensitiv) Das IWM von Bindung entwickelt sich im ersten Lebensjahr durch wachsende Erfahrung mit den Bindungspersonen IWM von Pflegeverhalten ist verbunden mit den eigenen Erfahrungen von erhaltener Fürsorge, eigenem Bindungssystem, und Selbstkonzept (als gute Pflegeperson)

133 Internales Arbeitsmodell (IWM)
Funktion des IWM (Bowlby 1980): ...soziales Verhalten anderer und sich selbst in echten Beziehungen zu antizipieren und zu simulieren um dem Individuum antizipatorisches Verhalten zu ermöglichen Unbewußt in der Kindheit Bewußtseinsfähiger im Erwachsenenalter (aber nicht ganz) Beobachtbar bei Kindern (Verhalten, Strange Situation Test, Experimente zur Wiedervereinigung) Nur teilweise durch projektive Tests erfaßbar (Adult Attachment Projective), Interviews,(Adult attachment interview), oder Fragebögen

134 Sichere Bindung Primärstrategie: zielt auf sichere Bindung ab Konditionale Sekundärstrategien entwickeln sich, wenn das Bindungsverhalten des Kindes nicht adäquat und konsistent beantwortet wird. Dann entwickelt sich unsichere Bindung: Die unsichere Bindung dient immer noch einer organisierten Strategie: Schutz und Fürsorge von einer suboptimalen Pflegeperson und Umwelt zu bekommen Sichere Bindung: Vertrauen in die Verfügbarkeit einer Bindungsfigur; wird beruhigt durch die Nähe einer Bindungsfigur, zeit Trennungsschmerz, und zeigt offen Bindungsverhalten bei Stress/Gefahr/ Trennung. Exploration; Offenheit für eigene Gefühle und die anderer, gute Emotionsregulation ;

135 Unsichere Bindung Sekundärstrategien: Unsichere Bindung Unsicher-vermeidend (auch „abwertend“ bei Erwachsenen) Zeigt bei Stress (z. B. Trennung) kein Bindungsverhalten, hat aber physiologisch hohen Stress (cortisol, Spangler and Schieche 1998) versucht sich selbst zu beruhigen oder abzulenken durch Exploration, Herunterregulieren von Emotionen, Abwehrstrategie= Deaktivierung, negative Emotionen werden nicht adäquat reguliert Anpassung an eine Pflegeperson die nicht sensitiv und repsonsiv ist wenn Bindungsverhalten gezeigt wird. Keine Offenheit für Gefühle (selbst und andere), wenig Selbstwert.

136 Unsichere Bindung Sekundärstrategien: Unsichere Bindung Unsicher-ambivalent (auch „verwickelt“ bei Erwachsenen) Kind ist sehr anhänglich, bleibt immer nah bei Bindungsfigur, wenig Exploration, BF ist als unzuverlässig und unvorhersehbar hinsichtlich Responsivität und Verfügbarkeit abgebildet Im Schulalter immer noch anhänglich/klettenhaft, wehrt sich gegen Trennung, dauernde Aktivierung des Bindungssystems Ärger gegenüber BF wegen wahrgenommenen Mangels an Aufmerksamkeit Negative Emotionen sind nicht adäquat reguliert, eher ein Mangel an Regulation

137 Bindungsdesorganisation
Sichere, aber auch unsichere Bindung sind organisierte Strategien – die Pflegeperson gibt immerhin noch Fürsorge, die „gut genug“ ist Verlust der Organisation = Desorganisation (Main & Solomon, 1986) Zusammenbruch des Bindungsverhaltenssystems Das Kind sieht sich als hilflos und verletzlich in angstauslösenden Situationen an, die Bindungsfigur gibt keine Sicherheit Verletzende Erfahrungen können nicht in das IWM integriert werden, werden in einem extra, segregiertem System abgebildet (nicht bewußt zugängig) Angst im Bindungskontext – emotionale Ausbrüche/Aggression/Einfrieren -kontrollierendes Verhalten gegenüber Pflegeperson

138 Bindungsdesorganisation
Bindungsdesorganisation ist wie eine hoch-unsichere Bindung Ursachen Vernachlässigung oder Zurückweisung durch Eltern Missbrauch durch Eltern Drohungen das Kind zu verlassen Verlust einer Pflegeperson (ohne adäquate Fürsorge einer anderen Bindungsperson) Kontinuum von Bindungskategorien: Vermeidend ………………...Sicher ………………Ambivalent Zusätzlich: Bindungsdesorganisation: ja/nein (Schweregrad)

139 Bindung und psychische Gesundheit
Eine unsichere Bindung, v.a. eine Desorganisation, ist ein Risikofaktor für die sozio-.emotionale Entwicklung Bindung in der Normalbevölkerung (see Hartmann 2005) Sicher: 60-70% Unsicher: 30% (mehr vermeidend als ambivalent) Desorganisation: 10-15% Wahrscheinlich mehr unsichere heute!!! Höhere Prävalenz unsicherer/desorganisierter Bindung in klinischen Stichproben: Sichere Bindung ist ein protektiver Faktor für die Entwicklung

140 Bindung und psychische Gesundheit
Höhere Prävalenz unsicherer/desorganisierter Bindung in klinischer Population : – Angststörungen Psychosomatische Störungen Depression Ungefähr 90% der Kinder in Schulen für Erziehungshilfe haben eine unsichere Bindung, ungefährt 60-70% eine desorganisierte Bindung Eine sichere Bindung ist ein protektiver Faktor für die Entwicklung (Werner &Smith 1989, 1992, 2001)

141 Caregiving – flexible Integration
George und Solomon 2008: Caregiving das mit sichere Bindung einhergeht: flexibel, balanciert, integriert Wissen über Selbst und das Kind, Kooperation zwischen Mutter und Kind commitment (Verbindlichkeit) joy of parenting (Freude an der Elternschaft)

142 Caregiving – Unsichere Bindung
George und Solomon 2008: Mütter unsicher gebundener Kinder geben immer noch Schutz und Fürsorge, aber brauchen Abwehrmechanismen, um zurecht zu kommen – Sekundärstrategie Caregiving in Verbindung mit unsicher-vermeidender Bindung: Deaktivierung, um bindungsbedingten Stress aus dem Bewußtsein zu entfernen Umgeht die Aktivierung des Caregiving Systems Wichtigkeit von Caregiving ist erniedrigt (andere Verhaltenssystems sind vorrangiger)

143 Caregiving – unsichere Bindung
Caregiving in Verbindung mit unsicher-vermeidender Bindung : „distanced protection“ ( distanziertes Beschützen) : das Kind aus der Distanz überwachen, die Pflege anderen übertragen Ablehnung der kindlichen Bindungsbedürfnisse Keine Freude am Elternsein Betonung der Disziplin Mangel an Intimität Stärkere Aktivierung von Exploration und Affiliations

144 Caregiving – unsichere Bindung
Caregiving in Verbindung mit unsicher-ambivalenter Bindung : Kognitive Abtrennung als Abwehrmechanismus (Abtrennung der Emotion und Information von der Quelle) – nur Teile, nicht das Gesamtbild werden wahrgenommen Erhöhte Aktivierung des Pflegesystems „close protection“ – nahes Beschützen (das Kind in der Nähe halten) Positive Einstellung und Wahrnehmung von Kind und Elternsein Ständige Sorge, Gefühl der Schuld über eigene Ineffektivität Gefühl der Unzulänglichkeit Wenig Exploration und Affiliation

145 Caregiving – Desorganisierte Bindung
Ein deaktiviertes/funktionsuntüchtiges Pflegeverhaltenssystem Verzicht auf Pflegeverhalten(selten vollständig, s. Vernachlässigung) Gefühl der Hilflosigkeit, des Misslingens von Schutz, eigene Bindungsdesorganisation Verfehlt potentiell das Ziel des Pflegeverhaltenssystems Pflegeperson selbst löst Angst beim Kind aus Kind wird als kleiner Teufel wahrgenommen, der die Mutter zum Kontrollverlust bringt Einschränkung des Pflegeverhaltens (verläßt die Wohnung) Rollenumkehr, Kind als kleiner Engel

146 Ontogenese Das Bindungssystem existiert von Geburt an
- Entwickelt sich inhaltlich während der ersten Lebensjahre, 1. Jahr ist am wichtigsten - Nach 6-8 Monaten ist eine echte Bindung aufgebaut (Bindungsperson wird bevorzugt) Das Pflegeverhaltenssystem ist bereits in der Kindheit vorhanden - Inkomplett und nicht stabil - Entwickelt sich in der Pubertät und vollends mit der eigenen Elternschaft

147 Transmission Transmission von Bindungsrepräsentationen auf andere Bindungsfiguren, aber auch alle anderen langfristigeren und engeren Interaktionspartner (Freunde, Partner) Unsichere/desorganisierte Bindung wird zementiert, wenn keine konstanten neuen Erfahrungen, die nicht ins vorhanden Bild assimiliert werden, vorhanden sind – erst dann wird akkommodiert; z. B. Therapie, Lehrer-Beziehung, bindungsgeleitete Intervention . Caregiving: keine Studien: aber es ist wahrscheinlich dass das eigene Caregiving System auf andere Personen (z. B. Partner) übertragen wird

148 Bindung, Stress und Soziale Unterstützung
Maunder & Hunter (2001)nehmen folgende Effekte unsicherer Bindung auf Stressreaktionen an: Wahrnehmung von erhöhtem Stress Reduzierte Wirksamkeit von sozialer Unterstützung hinsichtlich des Abpufferns von Stress Abnahme adäquater physiologischer Stressreaktionen Personen mit unsicherer/desorganisierter Bindung können emotionale Unterstützung und Körperkontakt einer anderen Person nicht zur Stressregulation nutzen - die andere Person kann sogar den Stress erhöhen

149 Kriterien für Bindung Achtung: Nicht jede Beziehung ist eine Bindung!!! Kriterien (Ainsworth (1991) : Bindungsfiguren müssen eine verläßliche Quelle von Trost und Beruhigung sein, die auch Exploration erlaubt (sichere Basis) Bindungsfiguren werden bei emotionalem Stress aufgesucht um Nähe und Sicherheit zu erhalten ( sicherer Hafen) Die Nähe zur Bindungsfigur ist mit positiven Emotionen verbunden (Aufrechterhalten von Nähe) Trennungen von der Bindungsfigur sind mit negativen Emotionen assoziiert (Trennungsschmerz, Vermissen, Sehnsucht)

150 VIDEO Supernanny Mädchen Chantal

151 Bindungstheorie und Tiere
Bindung auch bei nichtmenschlichen Tieren Mutter-Kind Bindung Paarbindung

152 Bindung in Mensch-Tier-Beziehung
Mensch-Tier Beziehungen können die Kriterien erfüllen (e.g. Kurdek 2008) Sichere Basis Sicherer Hafen Aufrechterhalten von Nähe und positive Emotionen Trennungsschmerz Aspekte von Pflegeverhaltenssystem im MTB : Rollenwechsel wie auch in Partnerbindung - z.B. Füttern, pflegen, rufen (schon bei Kindern)

153 Bindung zu Tieren Bindung zu Tieren:
Nicht jede MTB ist eine Bindung!!! Tiere können nicht aktiv Emotionen, Ärger oder Angst, beim Menschen regulieren: ABER subjektiv wird das Tier als soziale Unterstützung wahrgenommen Verhalten des Tieres entspricht menschlichen Emotionen und Verhalten direkt (no double-bind) Tiere geben Trost und Gefühl der Sicherheit und Liebe Kurdek (2008, 2009): keine Transmission unsicherer Bindung auf Tiere – daher als sozialer Unterstützer für unsicher gebundene möglich

154 Mensch Tier Bindung Subjektiv können Tiere Bindungsbedürfnisse und Caregivingbedürfnisse befriedigen

155

156 Interventionen - Angststörung
Interventionen bezogen auf: Das Kind: Verringerung der Symptome (Angst und komorbide Störung) Verringerung der Beeinträchtigung Förderung der Kompetenzen

157 Interventionen - Angststörung
Interventionen bezogen auf: Die Familie: Abbau der familiären Dysfunktion Verbesserung der Interaktionen Stressreduktion Lebensqualität Familiäre Unterstützung

158 Interventionen - Angststörung
Interventionen bezogen auf: Die Gesellschaft: Verbesserung der Teilnahme an schulischen Aktivitäten Förderung geistiger und körperlicher Gesundheit Verringerung von Hospitalisierung

159 Interventionen - Angststörung
Verhaltensbezogen: Expositionsverfahren: dem Reiz aussetzen, auf Habituierung warten (denn starke körperliche Angstreaktionen können nicht über lange Zeit aufrecht erhalten werden) – neue Erfahrung, Angst und Vermeidung werden reduziert Systematische Desensibilisierung am häufigsten angewandte Technik allmähliches der Situation aussetzen Überlagerung der Angst durch Entspannung/pos. Emotion 1. Entspannungstraining, 2.Angsthierarchie, 3.Desensibilisierung

160 Interventionen - Angststörung
Systematische Desensibilisierung Entspannungstraining: meist Progressive Muskelentspannung Aufstellen einer Angsthierarchie: Bsp: Hundephobie: 1= Film ansehen, in dem Kinder mit Hund spielen 4= in einen Laden von außen sehen, in dem jemand Hund an der Leine hat 8= einen großen Hund streicheln

161 Interventionen - Angststörung
Systematische Desensibilisierung 3. Systematische Desensibilisierung Koppelung von Entspannung mit dem Item der Angsthierarchie In der Vorstellung oder in echt= in vivo ( wirksamer) Je älter, desto besser geht es auch in der Vorstellung Selbstverstärkungssätze Bsp. S. 209

162 Interventionen - Angststörung
Kontingenzmanagement Positive Verstärkung mutigen Verhaltens (Lob, Privilegien) Ignorieren des ängstlichen Verhaltens des Kindes Einschränken der Vermeidung gefürchteter Aktivitäten Lerntheoretische basiert, z. B. auch Shaping, Löschung Funktioniert nur bedingt

163 Interventionen - Angststörung
Emotive Vorstellungsübung Lazarus & Abramovitz (1962) Anstatt Entspannungstraining – eine positive aufregende Geschichte mit Lieblingsheld Items der Angsthierarchie werden in die Geschichte eingearbeitet, Kind trifft mit Helden schrittweise auf angstauslösende Reize (s. auch Hypnose) S. 214

164 Interventionen - Angststörung
Modell-Lernen Symbolisch (z. B. Film) Stellvertretend (anderer in vivo) Teilnehmend ( erst Modell beobachten, dann selbst machen) Einsatz von Token Sekundäre Verstärker (Token, Geld) Primärer Verstärker (Süßigkeit, oder Geld?)

165 Interventionen - Angststörung
Kognitive Techniken: Selbstinstruktionstraining (Meichenbaum 1975) Negative Selbstgespräche durch positive ersetzen Therapeut setzt sich Reiz aus und führt positives Selbstgespräch Kind führt Verhalten aus und gibt sich laut Anweisung Kind führt Verhalten aus und gibt sich leise Anweisung Kind führt Verhalten aus und gibt sich verdeckt Anweisung

166 Interventionen - Angststörung
Kognitive Verhaltenstherapie Selbstgespräche, positive Verstärkung, Modell-Lernen von Peers, Exposition Beispiele auf S FEAR-Plan Fühlst Du Dich ängstlich? Erwartest Du das schlimmes passiert? Aktionen, die man unternehmen kann Resultate und Belohnung

167 Interventionen - Angststörung
Kognitive Verhaltenstherapie Barrett et al 1996: Intervention bei 7-14 Jährigen mit Angststörung (soziale Phobie, Überängstlichkeit) Ohne Elterntraining 70% nach einem Jahr ohne Diagnose Mit Elterntraining 96% nach einem Jahr ohne Diagnose Dadds et al (1997): Präventionsprogramm für Kinder mit Symptomen: Kontrollgruppe ohne Intervention: nach 6 Monaten: 58% eine Störung Interventionsgruppe : nach 6 Monaten: 16% eine Störung

168 Interventionen - Angststörung
Das FREUNDE Programm: (Prävention) Prävention mit Elterntraining und Training für das Kind Die Detektiv-Technik: Was ist das Problem – ERKENNEN UNTERSUCHEN: Lösungsmöglichkeiten suchen LÖSEN: Plan zur Ausführung der Lösung s. Weitere Trainings S. 250

169 Interventionen - Angststörung
Systemische Ansätze Therapeutische Richtlinien (z. B. distanzierten Elternteil mehr einbeziehen) Weg des geringsten Widerstands (keine Machtkämpfe) Paradoxe Interventionen (Symptomkontrolle nachweisen) Restraining (was sind die negativen Folgen von Veränderung, Rückfall vorhersagen, Rückfall verschreiben) Strategische Distanzierung Aus dem Gleichgewicht bringen

170 Interventionen - Angststörung
Spieltherapie

171 Interventionen - Angststörung
Bindungsbasierte Interventionen und Prävention

172 Prävention - Bindung - STEEP
Steps towards effective, enjoyable parenting Hochrisikofamilien – bindungsbasierte Intervention (Egeland und Erickson 2004) Ansatz beim Kind und Bezugsperson Minnesota Parent Child Project (MPCP; 1975): aufwändige prospektive Längsschnittstudie 267 Schwangere mit mehreren Risikofaktoren (kein Schulabschluss, unterhalb der Armutsgrenze, Alter 12-34; ungewollt schwanger, oft kein fester Partner; Drogenerfahrung, Gewalt, sexueller Missbrauch etc.) Mehrere Untersuchungen in der Kindheit bis heute 15% hatten bis zum 4. Lebensjahr eine Traumatisierung erfahren 66% der misshandelten Frauen misshandelten ihre Kinder NICHT!

173 Prävention - Bindung - STEEP
66% der misshandelten Frauen misshandelten ihre Kinder NICHT! Schutzfaktoren: Emotional unterstützende Personen (Eltern, Pflegeeltern) Stabile und intakte Partnerschaft Intensive, mind. 6 Monate Beratung oder Psychotherapie Eigene Erfahrungen der Mutter sind weniger bedeutend, als ihre Einstellung und Integration früherer Erfahrungen für die Umsorgung des eigenen Kindes Bindungsklassifikation des Kindes im Altern von 1 Jahr sagt Problemlöseverhalten mit 3-4 voraus Sicher gebundene Kinder haben besseres Selbstwertgefühlt, Selbstvertrauen, Ego-Resilienz, Impulskontrolle etc.

174 Interventionen - Bindung - STEEP
Unsicher gebundene Kinder sind abhängiger und anlehnungsbedürftiger im Kindergarten. Oft hilflos oder indirekte Art der Kontaktaufnahme. Weniger im Spiel mit Gleichaltrigen. Eine sichere Bindung ist in jedem Fall die günstigste für die Entwicklung verschiedener Kompetenzen. Prinzipien von STEEP Unterstützung von Mutter-Kind Paaren, Bindungssicherheit fördern Sozial-ökologische Ausrichtung (Einbezug des sozialen Umfeldes) Individualisierte Vorgehensweise, angemessene Wahrnehmung des eigenen Kindes Jede Familie, jede Mutter, jedes Kind hat Stärken Veränderung geschieht in bedeutsamen Beziehungen 8 Ziele

175 Interventionen - Bindung - STEEP
8 Ziele von STEEP Förderung gesunder sowie realistischer Einstellung und Erwartung bezüglich Schwangerschaft, Geburt, Erziehung und Eltern-Kind- Beziehung Vermittlung von Grundlagenwissen zur kindlichen Entwicklung und Förderung realistischer Erwartungen bezüglich kindlichen Verhaltens Förderung feinfühliger und vorhersagbarer Reaktionen der Eltern auf die Signale des Kindes Befähigung der Eltern zur Perspektivenübernahme (seeing is believing; Videoaufnahmen besprechen)

176 Interventionen - Bindung - STEEP
8 Ziele von STEEP 5. Bereitstellung einer Sicherheit vermittelnden und entwicklungsförderlichen häuslichen Umgebung (Spielsachen, Sicherheit) 6. Hilfestellung für die Eltern bei der Etablierung sozialer Hilfen für sich und ihr Kind (Gruppentreffen) 7. Hilfestellung für Eltern bei der Etablierung angemessener Handlungsstrategien im Alltag (staatliche/städtische Hilfen) 8. Aufbau und Stärkung der Kompetenzen und des Selbstbewusstseins der Eltern

177 Interventionen - Bindung - STEEP
Umsetzung im Alltag Gut ausgebildete und feinfühlige Beraterinnen Laufzeit etwas über 2 Jahre mit Beginn in Schwangerschaft Hausbesuche (90 min) Gruppensitzungen alle 2 Wochen Evaluation Interventionsgruppe (N=80), Kontrollgruppe (N=74) STEEP: Besseres Verständnis für die Entwicklung des Kindes, mehr Kompetenz im Lebensalltag, weniger depressive Symptome Seltener Folgeschwangerschaft innerhalb 2 Jahre Höhere Feinfühligkeit

178 Interventionen - Bindung - STEEP
Evaluation Interventionsgruppe (N=80), Kontrollgruppe (N=74) STEEP: Besseres Verständnis für die Entwicklung des Kindes, mehr Kompetenz im Lebensalltag, weniger depressive Symptome Seltener Folgeschwangerschaft innerhalb 2 Jahre Höhere Feinfühligkeit Keine Unterschiede bei Bindungsstatus Weniger Desorganisation als in Kontrollgruppe

179 Interventionen - Bindung
Bindungsgeleitete Intervention in der schulischen Erziehungshilfe Hohe Prävalenz von Gewalt - , Verlust-, Vernachlässungserfahrunge bei Kindern in Settings der Erziehungshilfe im Vgl. zur Regelschule Unsichere Bindungsmuster (ca 90 %; ca 60% desorganisiert) Unsichere Bindung: Geringere Sozialkompetenz, mehr Symptome Transformierbarkeit der Bindungsrepräsentation (von sicher zu unsicher z. B .durch Scheidung der Eltern)

180 Interventionen - Bindung
Bindungsgeleitete Intervention in der schulischen Erziehungshilfe Am ehesten korrigierende Beziehungserfahrungen im therapeutischen/pädagogischen Setting Problem: Transfer der pathologischen Beziehungsstrategien auf die Lehrer-Schüler Beziehung; von beiden Parteien Lehrer verbringen viel Zeit mit den Kindern Vermittlung einer Diskontinuitätserfahrung

181 Interventionen - Bindung
Pädagogische Strategien Neue Bindungserlebnisse ermöglichen, damit sich das Kind von alten Bindungsmustern lösen kann – andere als responsiv und fürsorgend, sich selbst als wertvoll und liebenswert Feinfühligkeit der Lehrer steigern

182 Interventionen - Bindung
Pädagogische Strategien Neue Bindungserlebnisse ermöglichen, damit sich das Kind von alten Bindungsmustern lösen kann – andere als responsiv und fürsorgend, sich selbst als wertvoll und liebenswert ZIEL: Feinfühligkeit der Lehrer steigern

183 Interventionen - Bindung
Ambivalent unsichere Kinder: Bindungsfiguren sind unzuverlässig und inkonsistent im Verhalten Bindungssystem ist chronisch/sehr häufig aktiviert – abhängiges Verhalten gegenüber Bezugsperson, wenig Exploration Entgegenwirken: viel Regelmäßigkeit und Konsistenz in der Lehrer- Schüler Beziehung Z. B. an jedem Schultag oder festen Termin Zeit für das Kind nimmt, oder feste Begrüßungsrituale Terminabsagen: Wut des Kindes Ferien: Übergangsobjekte (Winnicott) – Postkarte, Gegenstand

184 Interventionen - Bindung
Ambivalent unsichere Kinder: Probleme im Schulsetting: Beziehungsunterbrechungen (Ferien) Lehrer kann die massiven Bindungsbedürfnisse so nicht befriedigen – Wut des Kindes und Provokationen komplementäres Verhalten des Lehrer (Zurückweisung) (diesem ist durch Training entgegenzuwirken) Verbalisieren der Emotionen durch nicht erfüllte Bindungsbedürfnisse (zeigt Feinfühligkeit) Schwierig: diese Kinder warten lange Zeit nur darauf, wieder enttäuscht zu werden, zur Bestätigung ihre Beziehungsschemas In Verhaltensmodifikation: keine Aufmerksamkeit auf störendes Verhalten. In Bindungsgeleiteter Intervention: Verbalisieren

185 Interventionen - Bindung
Unsicher - vermeidende Kinder: Angst vor Zurückweisung oder Misshandlung Meiden Augenkontakt zu Lehrer und physischem Abstand Weigerung, Beziehung einzugehen Überkontrollierende und omipotent Strategien Lehrer sollte Vermeidung akzeptieren Feinfühlig auf Kontrollbedürfnisse reagieren (Freiheit über Lernmaterial ) Dyadische Aktionen (Spiel, v.a. von Versorgungssituationen) von Lehrer und Kind Sachorientierte Beziehung

186 Interventionen - Bindung
Probleme bei unsicher-vermeidender Bindung Beziehung ist dann erst etabliert, wenn das Kind wieder beginnt alte Beziehungserfahrungen in dieser Dyade auszuagieren

187 Interventionen - Bindung
Desorganisiert gebundene Kinder Sie selbst sind vulnerabel und hilflos in angstauslösenden Situationen Bindungsfigur bietet keine Sicherheit in solchen Situationen Schmerzvolle _Bindungserfahrungen werden in einem abgetrennten System gespeichert Unkontrollierte Durchbrüche des segregated systems Zeigen kontrollierendes (strafend oder fürsorglich) Verhalten gegenüber der Bindungsfigur Intervention auf Verhaltenseben und Repräsentationsebene Integration von segregated systems in Psychotherapie

188 Interventionen - Bindung
Desorganisiert gebundene Kinder Intervention auf Verhaltensebene: Kinder dissoziieren während Unterricht, oder Durchbruch von Emotionen bei Bindungsstress (mit altem Trauma assoziiert, z. B. Trennung) In sichere Situation mit Kind gehen Kontrollierendes Verhalten des Kindes: wenn Bezugspersonen in Situationen von Stress selbst außer Kontrolle geraten (schlagen etc.) Kind übernimmt aggressives Modell der Bindungsfigur Konfrontation des Kindes mit inkompatiblen Beziehungserfahrungen (nicht strafend, wie so oft zu beobachten) – Metaphern mit Tieren

189 Interventionen - Bindung
Desorganisiert gebundene Kinder Intervention auf Verhaltensebene: Lehrer als sichere Basis/safe haven Kindliche Bedürnisse erst einmal verbalisieren,sobald Identifikation mit Tier in Geschichte, dann feinfühlig reagieren Alternative Strategien der Ärgerregulation Fürsorglich-kontrollierend: Verstärkung durch Rückzug der Bindungsperson/Elternteil Lehrer darf die Rolle des zu Versorgenden nicht annehmen, sondern zeigt, dass er der Verantwortliche ist Metapherngeschichten; Lehrer zeigt Fürsorgeverhalten

190 Interventionen - Bindung
Verabschiedung Wenn Kind an Regelschule zurückkehrt oder Ende der Schulzeit Reaktivierung von Trennungstraumata Erklären, wieso und warum: weil Kind so viele Fortschritte gemacht hat, nicht weil der Lehrer es nicht mehr mag Primat der Beziehung (Hillenbrand 1999) bei Intervention mit verhaltensgestörten Kindern Pilotstudie (Taumer 2004): Multiple-Baseline-Design Ambivalente: mehr Exploration, weniger Abhängigkeit Weniger externalisierende Symptome Sicher gebundenen Lehrern fallen bindungsgeleitete Interventionen/Feinfühligkeit leicht – unsichere Bindung beim Lehrer ist problematisch

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192 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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