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BM ‚Politische Systeme‘

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Präsentation zum Thema: "BM ‚Politische Systeme‘"—  Präsentation transkript:

1 BM ‚Politische Systeme‘
Parteien TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

2 Gliederung der Vorlesung
Was ist Politik? Was ist ein ‚politisches System‘? Warum und wie vergleicht man politische Systeme? Wie läßt sich politische Macht ausüben und bändigen? Welche Arten politischer Systeme gibt es? Wie wandeln sich politische Systeme? Welche Strukturen und Funktionen besitzen die zentralen Elemente moderner politischer Systeme? Die Reihenfolge des Stoffes wurde im Vergleich zur bisherigen Einführung verändert. Die nunmehr verfügbaren Präsentation sind der Gliederung der Vorlesung wie folgt zugeordnet: Was ist Politik? – „Was ist Politik“ Was ist Wissenschaft? – „Was ist Wissenschaft“ Was ist ein ‚politisches System‘? – „Das politische System“ Warum und wie vergleich man politische Systeme? – „Systemvergleich“ Wie läßt sich politische Macht bändigen?– „Sicherung und Bändigung von Herrschaft“ Welche Arten politischer Systeme gibt es? – 1) „Gute politische Ordnung“, 2) „Arten politischer Systeme“ Wie wandeln sich politische Systeme? - „Wandel politischer Systeme“ TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

3 zentrale Elemente moderner politischer Systeme
politische Kultur  politische Sozialisation  politische Eliten  Interessengruppen  Parteien Wahlsysteme, Wahlkämpfe, Wahlverhalten Parlament  Regierung und Verwaltung Massenmedien Föderalismus  TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

4 Gliederung des Gedankengangs
‚Ort‘ von Parteien im politischen System Parteien und Parteiungen Entstehung von Parteien Prägefaktoren und Arten von Parteien Funktionen von Parteien TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

5 zentrales politisches Entscheidungs-system
Das politische System Forderungen Massenmedien Gesellschaft Verwaltung Unterstützung zentrales politisches Entscheidungs-system Auswirkungen Rückkoppelung Legitimität Entscheidungen / Regeln Parteien TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

6 Parteien sind ... organisatorische Zusammenschlüsse von ...
dauerhafte öffentlich agierende bei Wahlen Kandidaten präsentierende organisatorische Zusammenschlüsse von ... sozial und / oder interessenmäßig und / oder durch gemeinsame politische Ziele verbundenen Personen, die in einem politischen System danach streben, die Ausübung öffentlicher Macht und Herrschaft in ihrem Sinne zu gestalten zu diesem Zweck politische Führungspositionen besetzen wollen. Zugleich sind Parteien offen agierende ‚Interessengruppen in eigener Sache‘. TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

7 Seit wann gibt es Parteien?
Immer schon gibt es um Einfluß und Ämter konkurrierende politische Gruppierungen (‚Parteiungen‘). Arten: Clans, konkurrierende Dynastien, Klientelgruppen, Verschwörer ... Beispiele: Optimaten vs. Popularen in Rom, Grüne vs. Blaue in Byzanz, Ghibellinen vs. Guelfen in Oberitalien, Lancaster vs. Tudor in englischen Rosenkriegen Moderne Parteien unterscheiden sich von traditionellen Parteiungen in den folgenden, den Parteiungen fehlenden Merkmalen: TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

8 Parteiungen unterscheiden sich von Parteien so:
Nur eine traditionelle ‚Parteiung‘ liegt vor, wenn folgendes fehlt: Parteien sind ... dauerhafte öffentlich agierende bei Wahlen Kandidaten präsentierende organisatorische Zusammenschlüsse von ... sozial und / oder interessenmäßig und / oder durch gemeinsame politische Ziele verbundenen Personen, die in einem politischen System danach streben, die Ausübung öffentlicher Macht und Herrschaft in ihrem Sinne zu gestalten zu diesem Zweck politische Führungspositionen besetzen wollen. Zugleich sind Parteien offen agierende ‚Interessengruppen in eigener Sache‘. TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

9 Über traditionelle Parteiungen gehen moderne Parteien also wie folgt hinaus:
- Dauerhaftigkeit Unterscheidungsmerkmale: ‚Parteiungen‘ sind ... - Beteiligung an Wahlen dauerhafte öffentlich agierende bei Wahlen Kandidaten präsentierende organisatorische Zusammenschlüsse von ... sozial und / oder interessenmäßig und / oder durch gemeinsame politische Ziele verbundenen Personen, die in einem politischen System danach streben, die Ausübung öffentlicher Macht und Herrschaft in ihrem Sinne zu gestalten zu diesem Zweck politische Führungspositionen besetzen wollen. Zugleich sind Parteien offen agierende ‚Interessengruppen in eigener Sache‘. - Öffentlichkeit TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

10 Parteien entstehen gemeinsam mit ...
modernem Parlamentarismus moderner Gewaltenteilung samt Recht auf Opposition moderner Demokratie modernen Verkehrs- und Kommunikationsmöglichkeiten Fazit: Parteien sind Hervorbringungen des 18./19. Jhdts. Achtung: Parteien autoritärer und totalitärer Diktaturen sind strukturell viel enger verwandt mit christlichen Orden als mit demokratischen verfassungs-staatlichen Parteien! TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

11 Parteien und Parlamentarismus
Parteien entstehen in den (aufkommenden) Parlamenten als auf Dauer gestellte, von gemeinsamen Interessen bzw. politischen Zielen geleitete Gruppierungen (‚Clubs‘, ‚Fraktionen‘). Triebkraft: Nur als Mannschaft konnten Parlamentarier zum ernstzunehmenden Machtfaktor gegenüber der Krone oder gegenüber einer rivalisierenden Parlamentariergruppe werden. Voraussetzung: Denkfigur und Verhaltensprinzip des ‚freien Mandats‘. Das heißt: Abgeordnete können sich im Parlament ohne besondere Ermächtigung durch jene, die sie entsenden (‚imperatives Mandat‘), in eigener Verantwortung nach rein politischen Gesichtspunkten fallweise oder dauerhaft zusammenschließen. Wo und wann? England, 18. Jhdt. TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

12 Parteien und gewaltenteilendes Recht auf Opposition
Man lernte, zweierlei auseinanderzuhalten: Gegnerschaft zum politischen System und zu seiner amtierenden Regierung (= potentieller oder realisierter Hochverrat) Unterstützung des politischen Systems, und dennoch Gegnerschaft zur amtierenden Regierung (= Opposition) Erst mit der Entstehung der Denkfigur von ‚Opposition‘ wird vorstellbar und akzeptabel, daß politische Gruppierungen ganz offen die Regierung bekämpfen und trotzdem nicht als Staatsfeinde behandelt werden Wo und wann? England, 18. Jhdt. Trennung von ‚government‘ und ‚constitution‘ TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

13 Parteien und moderne Demokratie
Auch auf dem europäischen Kontinent nach der Französischen Revolution: Einrichtung von Zwei-Kammer-Parlamenten mit einem gewählten ‚Abgeordnetenhaus‘ (‚Frühparlamentarismus‘). Periodische Wahlen (mit eingeschränktem Wahlrecht) werden üblich. Für Wahlen braucht es Kandidaten, die jemand rekrutieren, den Wählern vorschlagen und im Wahlkampf unterstützen muß (‚Wahlvereine‘). Es erweist sich als sinnvoll, derartige Organisationen auch zwischen den Wahlen aufrechtzuerhalten. TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

14 Parteien und moderne Verkehrs- und Kommunikationsmöglichkeiten
Wie entsteht eigentlich die Möglichkeit, ‚Wahlvereine‘ auch in großen Staaten als dauerhafte, flächendeckende, integrierte, zum gemeinsamen Handeln befähigte Organisationen auszubauen? Nur dank moderner Verkehrs- und Kommunikationsmöglichkeiten: Eisenbahn, Auto Telegraph, Telephon, Telefax, Internet Massenpresse, Radio, Fernsehen TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

15 Entstehung von Parteien
Parteien entstehen aus parlamentarischen Gruppierungen: von oben nach unten Parlament moderne Verkehrs- und Kommunikationsmöglichkeiten Trennstrich ziehen durch Unvereinbarkeit zwischen Parteiamt und Parlamentsmandat? Partei A Partei B Partei C Recht auf Opposition Parteien entstehen aus periodischen Wahlen: von unten nach oben Wählerschaft TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

16 Inhaltliche Ausrichtungen von Parteien
Liberale Parteien: Gegen (jegliches) ancien régime! Konservative Parteien: ‚Urkonservatismus‘: Gegen Liberalismus! Liberalkonservatismus: Gegen die Gegner des liberal weiterentwickelten neuzeitlichen Staates! Sozialistische Parteien: Gegen die Ausgrenzung von (neu entstehenden) Unterschichten! Gegen liberale und (liberal-)konservative Parteien, welche sich um die Unterschichten nicht kümmern! Ökologische Parteien: Gegen alle Parteien, die sich nicht um eine Politik der Nachhaltigkeit bemühen! = persönliche Position TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

17 Organisationsmuster von Parteien
Zielkreis der Mitgliedschaft Klientelpartei vs. Volkspartei Umfang der Mitgliedschaft Mitgliederpartei vs. Wählerpartei Ausmaß der Beteiligung der Mitglieder an der innerparteilichen Willensbildung pluralistische vs. zentralistische Partei Basisdemokratie vs. ‚ehernes Gesetz der Oligarchie‘ Stellenwert von Programm und Programmdiskussion Programmpartei vs. (Kanzler-)Wahlverein Umfang und Stellung der ‚hauptamtlichen‘ Parteimitglieder Gewichtsverteilung zwischen parlamentarischer und außerparlamentarischer Partei auch: Grad der Vereinbarkeit von Parteiamt und Parlamentsmandat Typologisierungsmöglichkeiten für Parteien TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

18 Funktionales Selbstverständnis
‚staatstragende‘ Partei vs. revolutionäre Partei ‚Altpartei‘ vs. Protestpartei Regierungspartei vs. Oppositionspartei Hegemonialpartei vs. strukturelle Minderheitspartei Typologisierungsmöglichkeiten für Parteien TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

19 Prägefaktoren von Parteien
Typ des politischen Systems Struktur des Regierungssystems Wahlrecht konkrete Rechtsstellung der Parteien wirtschaftliche Basis der Parteien Parteiensystem politisch-kulturelle Erwartungen an Parteien Beschaffenheit der Gesellschaft TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

20 Typ des politischen Systems als Prägefaktor
demokratischer Verfassungsstaat mit pluralistischer Gemeinwohlkonzeption und periodischen freien Wahlen, bei denen Parteien mit unterschiedlicher Zielsetzung konkurrieren autoritäre oder totalitäre Diktatur mit ‚Wahlen ohne Auswahl‘ Jeweils ganz unterschiedliche Parteifunktionen und Parteistrukturen! TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

21 Struktur des Regierungsystems als Prägefaktor
parlamentarisches vs. präsidentielles Regierungssystem Parteien als Mannschaften vs. Parteien als Wahlvereine von Individualisten Konkurrenzdemokratie vs. Konkordanzdemokratie offene Konkurrenz um Machtanteile vs. verdeckte Insider-Arrangements Bundesstaat vs. zentralistischer Einheitsstaat vielfältige innerparteiliche Strukturen und Konkurrenzmöglichkeiten vs. ‚Monokultur‘, ggfs. gelindert durch vom Wahlrecht erzeugtes Mehrparteiensystem TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

22 Wahlrecht als Prägefaktor
Verhältniswahlrecht ohne Sperrklausel: viele, auch kleine Parteien Verhältniswahlrecht mit Sperrklausel: Mehrparteiensystem Absolutes Mehrheitswahlrecht: in der Regel zwei Wahlgänge – und darum wenige ‚Parteifamilien‘, viele (fluktuierende) Parteien Relatives Mehrheitswahlrecht: Zweiparteiensystem mit ‚Nebenparteien‘ TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

23 konkrete Rechtsstellung der Parteien als Prägefaktor
Vorschriften über Erlangung der Rechtsstellung einer Partei freie Gründung vs. staatliche Anerkennung Vorschriften über erzwungenen Verlust der Rechtsstellung als Partei freie Verbietbarkeit durch Regierung vs. ‚Parteienprivileg‘ Vorschriften über den inneren Aufbau der Parteien Territorialprinzip vs. Produktionsstättenprinzip innerparteiliche Demokratie vs. ‚demokratischer Zentralismus‘ Jeweils unterschiedliche Parteifunktionen und Parteistrukturen! TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

24 wirtschaftliche Basis als Prägefaktor
Parteienfinanzierung zulässige bzw. staatlich geförderte Arten: Mitgliedsbeiträge, Spenden, staatliche Zuschüsse, Erträge aus eigener wirtschaftlicher Tätigkeit Offenlegungsvorschriften, Grad ihrer Durchsetzung, sowie gesellschaftliche Reaktionen auf die Rechtspraxis Art der wirtschaftlichen Tätigkeit, die Parteien erlaubt ist (z.B.: Kapitalbeteiligung an und Einfluß auf Massenmedien) Unterschiede in der Art und Mischung der Finanzquellen, welche einer Partei zur Verfügung stehen TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

25 Parteiensystem als Prägefaktor
Parteien versteht nur, wer sie begreift als in harter Konkurrenz stehende Wettbewerber auf einem engen und nicht zu erweiternden Markt um Stimmen, Sitze und Ämter (‚Nullsummen-Spiel‘) Prägefaktoren jenes Marktes: Anzahl der Wettbewerber: Zwei-, Drei- oder Mehrparteiensystem Typen der konkurrierenden Parteien (inhaltliche Ausrichtung, Selbstverständnis, Organisationsmerkmale) Spielregeln des Parteienwettberwerbs: Wahlrecht und Taktung der Wahlen Konkurrenzdemokratie vs. Konkordanzdemokratie TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

26 politisch-kulturelle Erwartungen als Prägefaktor
Maximalerwartung: Partei als ‚geistige Heimat‘ derer, die sich mit ihr identifizieren Parteiprogramm liefert politische Antworten ‚aus einem Guß‘ und ein geschlossenes Weltbild Minimalerwartung: Partei präsentiert qualifizierte Kandidaten Partei verwaltet politische Macht anhand weniger, doch verläßlicher Prinzipien pragmatisch Jeweils unterschiedliche Parteifunktionen und Parteistrukturen! TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

27 Beschaffenheit der Gesellschaft als Prägefaktor
Art und Ausprägung jener tiefgreifenden, sozial und kulturell verfestigten gesellschaftlichen Konfliktlinien (‚cleavages‘), entlang welcher die bestehenden Parteien einst entstanden etwa: konservativ-liberal, kirchlich-antikirchlich, Kapital-Arbeit, nationale Mehrheit-nationale Minderheit, Stadt-Land, Industrie-Landwirtschaft Vorliegen, Auflösung oder Fehlen fester ‚soziomoralischer Milieus‘, in denen Parteien fest verwurzelt sind, deren typische Interessen sie vertreten können und auf deren Unterstützung sie zählen dürfen Stammwähler vs. Wechselwähler Jeweils unterschiedliche Parteifunktionen und Parteistrukturen! TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

28 Funktionen von Parteien
Aus guten Gründen spiegelbildlich zu den Parlamentsfunktionen! Bindeglied- bzw. Netzwerkfunktion Responsivitätsfunktion Führungsfunktion Personalmarktsfunktion Rekrutierungsfunktion Sozialisationsfunktion Kandidatenpräsentationsfunktion Parteien leisten viel mehr als die ‚Mitwirkung an der politischen Willensbildung‘ des Volkes! TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

29 Die Bindeglied- bzw. Netzwerkfunktion von Parteien I
Parteien sind ... Bindeglieder zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Subsystemen und dem zentralen politischen Entscheidungssystem Netzwerke oder ‚Kanalsysteme‘, über welche zwischen der Gesellschaft und ihrem politischen Entscheidungssystem ausgetauscht werden ... Informationen Forderungen Unterstützungsleistungen Personal ... in Erfüllung solcher Aufgaben entwickelten sie sich ja auch vom Parlament zur Gesellschaft und von der Gesellschaft zum Parlament! TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

30 Die Bindeglied- bzw. Netzwerkfunktion von Parteien II
vertikale Vernetzung in / über ... Sozialmilieus, in denen die Parteien (noch) wurzeln vorpolitischen Raum der Bürgerinitiativen, Vereine und Verbände Gliederungsebenen der Parteien: Ort – Kreis/Unterbezirk – Land – Bund – Europa horizontale Vernetzung mit / von ... (auf der jeweiligen Ebene) Lebenswelten der Bürger Kommunen Interessengruppen Medien Verwaltungsbehörden anderen Parteien Parlamenten Regierungen Mittel: Mehrfachmitgliedschaft von Parteiführern in unterschiedlichsten Gremien, v.a.: Verbindung von Parteiamt und Parlamentsmandat! Nicht jede Partei muß alles leisten – doch alle zusammen sollten das schaffen! Ohne diese Leistungen fehlt es einem komplexeren politischen System an den Voraussetzungen für effiziente, responsive politische Führung! TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

31 Die Responsivitätsfunktion von Parteien
(klientelspezifische) Aufnahme von Problemen, Sorgen, Wünschen Anregungen aus der Gesellschaft Im Unterschied zu Interessengruppen müssen Parteien die Interessen verschiedenster gesellschaftlicher Gruppen bündeln, wenn sie mehrheitsfähig werden oder bleiben wollen! Einbringung all dessen in den Prozeß der politischen Willensbildung und Entscheidungsfindung durch ... Programmbildung der Parteien Verschränkung der innerparteilichen Willensbildung mit der innerstaatlichen Willensbildung in Parlament und Regierung Erfüllung der Netzwerkfunktion erzeugt Responsivitätsketten Funktionale Äquivalente zur staatlichen Responsivitätssicherung durch politische Parteien: ‚aufgeklärte Obrigkeit‘ Revolten, Revolutionen = Verbindung von Parteiamt und Parlamentsmandat wenig wünschenswert, da viel höhere Transaktionskosten! TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

32 Mittel der Responsivitätssicherung
bezüglich Parteien und Parteiführern: periodische freie Wahlen in Verbindung mit dem ‚Wiederwahlmechanismus‘ öffentliche Meinung und Demoskopie bezüglich politischem System insgesamt: staatliche Ämter erreicht man nur getragen von einer bei den Wahlen erfolgreichen Partei ( Verbindung von Parteiamt und öffentlichem Amt). aufgrund der Verbindung von staatlichem Amt und Parteiführungsfunktion rechnen die Bürger (Fehl-)Leistungen des politischen Systems stark jenen Parteiführern und deren Parteien zu, die jeweils wichtige Ämter innehaben. Wessen Politik zu Wahlniederlagen führt, verliert nicht nur sein öffentliches Amt, sondern wird meist auch als Parteiführer abgelöst. Darum haben Parteiführer große Anreize, die Parteipolitik so auszugestalten, daß die parteipolitisch geprägte Staatspolitik im großen und ganzen für jene Wählergruppen akzeptabel ist, von denen die machtpolitische Stellung der Partei abhängt. Immer wieder persönliches und institutionelles Lernen nötig / aufgezwungen! TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

33 Der ‚Wiederwahlmechanismus‘
... hat ein Amt auf Zeit. Er verdankt sein Amt freien Wahlen. Er kann wiedergewählt werden. Er möchte so gerne wiedergewählt werden. Er ist aber abhängig von der freien Entscheidung der Wähler. Also fühlt er starken Anreiz sein Amt so führen, daß ihn die Wähler wirklich wiederwählen wollen. Und darum kann er während seiner Amtszeit nicht allzu lange oder allzu weit von dem abweichen, was die Wähler zu akzeptieren bereit sind! TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

34 Die Führungsfunktion von Parteien
Zielfindungsfunktion: zu lösende Probleme erkennen lohnenswerte Ziele vorschlagen Programmentwicklungsfunktion: Interessen und Problemlösungsmöglichkeiten so bündeln, daß – durch Versuch und Irrtum a posteriori zu erkennen – auf das Gemeinwohl ausgerichtete und zugleich die Wiederwahl der Partei sichernde Politik entstehen kann Programmdurchführungsfunktion: Umsetzung des Programms in konkrete Entscheidungen nach Maßgabe der Mehrheitsverhältnisse Lernen aus der Praxis samt nötiger Programmveränderung Erklärungs- und Werbungsfunktion (‚explaining policy‘): Erläuterung der ergriffenen Maßnahmen gegenüber Bürgern Auseinandersetzung mit Kritik TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

35 Vertiefendes zur Führungsfunktion von Parteien
im parlamentarischen Regierungssystem Parteien sind nicht nur da zum .. Widerspiegeln von Bevölkerungsmeinungen Bekunden politischer Ziele sondern vor allem: zum gestaltenden politischen Handeln! Die Kernfunktion von Parteien ist darum ihre Führungsfunktion. Diese Kernfunktion kann nur erfüllt werden, wenn ... Parteien bereitwillig auf die politische Macht zugreifen Parteiführer die mit politischer Macht versehenen Ämter in Parlament und Regierung ausüben Solange der Zugang einer Partei zur Macht ausschließlich von ihrem Wahlerfolg abhängt, hat somit die Wählerschaft unmittelbaren Einfluß auf die Ausübung politischer Führung im politischen System = ‚von starken Parteien getragene Demokratie‘ TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

36 Personalmarktsfunktion von Parteien
Parteien sind in einem modernen politischen System die zentralen Institution der ... Rekrutierung Ausbildung Vermittlung politischen Führungspersonals zu jenen Stellen, die einer Partei – aufgrund ihres Wahlergebnisses – zur Machtausübung auf Zeit zufallen. Parteien sind also Karrierevehikel für Personen, die sich dauerhaft politisch betätigen wollen. Es hängt von der Struktur des Gesamtsystems ab, in welchem Grad diese ‚Personalmarktsfunktion‘ von Parteien zu übernehmen ist. TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

37 Rekrutierungsfunktion von Parteien
Parteien sind Anlaufstellen für Personen, die sich längerfristig politisch betätigen wollen besondere Rolle: Jugend-, Senioren-, Frauenorganisationen; Fachvereinigungen für Mittelstand, Arbeitnehmer usw. Im Idealfall gehen Parteien auch selbst auf fachkompetente und / oder wählerattraktive Personen zu, um sie für die Mitarbeit in der Partei zu gewinnen. Rekrutierungsprobleme und Rekrutierungsverzerrungen der Parteien führen zu Qualitätsmängeln beim politischen Führungspersonal eines Landes! TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

38 Sozialisationsfunktion von Parteien
In der Parteiarbeit erwerben Bürger spezielles politisches Know-how: praktische Erfahrungen mit ... Problemen, die Parteien und ihre Führer zu lösen haben Konsensstiftung und Konfliktmanagement Durchsetzungspraktiken (Selbst-) Darstellungspraktiken zielführenden Kommunikationspraktiken im Netzwerk der Partei In der Parteiarbeit ... bauen Bürger jene Kontakte und wechselseitigen Selbstverständlichkeiten auf, die nötig sind für eine erfolgreiche politische Arbeit an herausgehobener Stelle, und werden möglicherweise selbst Mitglied einer ‚Seilschaft‘. TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

39 Kandidatenpräsentationsfunktion von Parteien
Parteien wirken als Selektorat für Personen, die sich mit Aussicht auf Erfolg dem Elektorat stellen wollen Wer politische Macht ausüben will, muß zunächst einmal Gleichgesinnte hinter sich bringen! (Parteien = erste ‚Filterstelle‘ für politisches Personal) Parteien präsentieren den Wählern Kandidaten, für die sie selbst eine Art ‚Qualitätskontrolle‘ garantieren und sozusagen die ‚Produkthaftung‘ übernehmen Parteien werden zu Recht nach jenen (Spitzen-) Kandidaten beurteilt, über welche sie jene Inhalte ‚personalisieren‘, für die sie stehen Parteien übertragen ihr eigenes Ansehen als ‚eingeführte Marken‘ auf ihre Kandidaten Wer gewählt ist, verdankt das in der Regel eher dem Ansehen seiner Partei als seiner Person – weswegen er sein Amt meist verlieren wird, sobald sich seine Partei nicht länger mit ihm identifiziert: funktionslogische Grenze des ‚freien Mandats‘! TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

40 Probleme von Parteien Sicherung ihrer Verankerung in der Gesellschaft bei Erosion von deren soziomoralischen Milieus: wessen Interessen dauerhaft vertreten? auf wen die Wahlprogrammatik ausrichten? Rekrutierung leistungsfähiger und leistungswilliger Mitglieder mangelnde Attraktivität speziell parteipolitischen Engagements Mobilität von Leistungsträgern vs. Territorialität von Parteistrukturen gegebenenfalls: geringe Chancen für qualifizierte Quereinsteiger mangelnde Bürgerakzeptanz jenes pluralistischen Streits, den die Parteien arbeitsteilig für die Gesellschaft austragen Kritik am ‚Streiten statt Handeln‘ vs. Kritik an der ‚Austauschbarkeit‘ parteipolitischer Positionen (Selbst-) Überforderung von Parteien Politikillusion vs. Politikverdrossenheit TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

41 Lob der Parteien Nur sie stellen dauerhaft vielfältige Vernetzungen zwischen dem zentralen politischen Entscheidungssystem und der Gesellschaft samt ihren Organisationen sicher. Sie sind die am besten demokratisch legitimierten Organisationen eines freiheitlichen Staates, denn: Es werden nicht ‚Parlamente gewählt‘, sondern Parteien oder Parteileute in die Parlamente! Sie geben dem politischen Prozeß ... Berechenbarkeit entlang parteipolitischer Positionen Mitsteuerbarkeit seitens der Wählerschaft. ‚Parteienstaat‘ = eine von leistungsfähigen Parteien getragene Massendemokratie TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

42 Damit sollte klar sein, was Parteien sind warum es Parteien gibt
von welchen Faktoren Parteien wie geprägt werden was Parteien für ein politisches System leisten und umgekehrt: welche Einbußen ein komplexes, zumal demokratisches System erlitte, wenn es keine Parteien gäbe! Fazit: Der Anti-Parteien-Affekt ist nur populär, aber nicht intelligent! weiter mit: ‚Regierung und Verwaltung‘ TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

43 Einführungskurs ‚Politische Systeme‘
Noch Fragen? - Bitte! TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt


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