Die Präsentation wird geladen. Bitte warten

Die Präsentation wird geladen. Bitte warten

BM ‚Politische Systeme‘

Ähnliche Präsentationen


Präsentation zum Thema: "BM ‚Politische Systeme‘"—  Präsentation transkript:

1 BM ‚Politische Systeme‘
Massenmedien und Politik TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

2 Gliederung der Vorlesung
Was ist Politik? Was ist ein ‚politisches System‘? Warum und wie vergleicht man politische Systeme? Wie läßt sich politische Macht ausüben und bändigen? Welche Arten politischer Systeme gibt es? Wie wandeln sich politische Systeme? Welche Strukturen und Funktionen besitzen die zentralen Elemente moderner politischer Systeme? Die Reihenfolge des Stoffes wurde im Vergleich zur bisherigen Einführung verändert. Die nunmehr verfügbaren Präsentation sind der Gliederung der Vorlesung wie folgt zugeordnet: Was ist Politik? – „Was ist Politik“ Was ist Wissenschaft? – „Was ist Wissenschaft“ Was ist ein ‚politisches System‘? – „Das politische System“ Warum und wie vergleich man politische Systeme? – „Systemvergleich“ Wie läßt sich politische Macht bändigen?– „Sicherung und Bändigung von Herrschaft“ Welche Arten politischer Systeme gibt es? – 1) „Gute politische Ordnung“, 2) „Arten politischer Systeme“ Wie wandeln sich politische Systeme? - „Wandel politischer Systeme“ TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

3 zentrale Elemente moderner politischer Systeme
politische Kultur  politische Sozialisation  politische Eliten  Interessengruppen  Parteien  Wahlsysteme, Wahlkämpfe, Wahlverhalten Parlament  Regierung und Verwaltung Massenmedien Föderalismus  TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

4 zentrales politisches Entscheidungs-system
Das politische System Forderungen Massenmedien Gesellschaft Verwaltung Unterstützung zentrales politisches Entscheidungs-system Auswirkungen Rückkoppelung Legitimität Entscheidungen / Regeln TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

5 (politische) Funktionen von Massenmedien
 Medien sind nicht einfach Beobachter, sondern Mitakteure des politischen Prozesses! Information über Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur Hilfestellung für persönliche Meinungs- und Urteilsbildung Kontrolle politischer Akteure Unterhaltung (‚Infotainment‘) Mit all dem wirken die Massenmedien ein auf die politische Soziokultur - politische Deutungskultur ... und entfalten DEUTUNGSMACHT TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

6 Macht hat drei ‚Gesichter‘ :
etwas durchsetzen Durchsetzungsmacht eine Entscheidung verhindern Verhinderungsmacht jene Begriffe prägen, anhand welcher erörtert wird, was durchgesetzt oder verhindert werden soll kommunikative Macht = wichtigste Macht von Massen medien und von Journalisten TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

7 politisch folgenreichste Medien
Weiterwirkung des Informations-verhaltens und der Informations-quellen von Meinungsführern im zweistufigen politischen Kommunikationsprozeß für jedermann: Hörfunknachrichten Fernsehnachrichten Lokalzeitung / sonstige Tageszeitung zusätzlich für politisch Aktive und für politische Meinungsführer: politische Qualitätspresse (FAZ, SZ, FR, WELT, ZEIT ...) politische Wochenmagazine (SPIEGEL, FOCUS, STERN) politische Fernsehmagazine TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

8 Worin besteht die politische Macht von Massenmedien?
sind Mitkonstrukteure von Wirklichkeit formen öffentliche Meinung – und zwar weitgehend ‚hinter dem Rücken‘ der Öffentlichkeit Mediennutzung, Medienkompetenz ändern ‚normale‘ politische Prozesse allein schon durch ihre Existenz durch ‚Medialisierung‘ (auch: ‚Mediatisierung‘) der Politik entsteht Pseudo-Politik graduelle Abkoppelung des wechselbezüglichen Medien- und Politiksystem von realen Problemlagen TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

9 massenmediale Mitkonstruktion von Wirklichkeit
Massenmedien sind nicht einfach ‚Spiegel von Wirklichkeit‘, sondern ... Konstrukteure von (überaus selbstbezüglicher [ Details]) Medienwirklichkeit = für fast jedermann wichtigste Informationsquelle über die Operationswirklichkeit außerhalb der eigenen Lebenswelt Mitkonstrukteure jener Perzeptions- und Redewirklichkeit, von der ausgehend Menschen ihre Operationswirklichkeit (um-) prägen Wirkungsweise des Thomas-Theorems Problem: Operationswirklichkeit und Medienwirklichkeit weichen aufgrund der Funktionslogik der Konstruktion von Medienwirklichkeit deutlich voneinander ab! Systematische und politisch überaus folgenreiche Verzerrung der Medienwirklichkeit im Vergleich mit der Operationswirklichkeit verschärft durch ‚anwaltschaftlichen Journalismus‘: Macht ohne Mandat TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

10 Selbstbezüglichkeit von Massenmedien
Politiker richten sich genau darauf ein: ‚aufschaukelnde‘ Rückkopplung nur wenige Medien unterhalten ausgedehnte Korrespondentennetze, was sie überwiegend abhängig macht von einer recht kleinen Gruppe von Nachrichtenagenturen und Bilder- bzw. Filmdiensten Journalisten sind oft nicht weniger unsicher als ihr Publikum in ihren Prioritätensetzungen und Bewertungen, was dazu führt, daß sie sich überaus stark orientieren ... an der ‚herrschenden Meinung‘ unter Journalisten an (nationalen) Leitmedien (etwa: SPIEGEL, BILD). Wirtschaftlicher Wettbewerb der Medien führt dazu, daß sich immer wieder die meisten Redaktionen und Journalisten denselben Themen widmen, um nicht der Konkurrenz ein wirkungsvolles Thema zu überlassen (‚Rudeljournalismus‘) Gefahr: Entkoppelung von Medienwirklichkeit und Operationswirklichkeit Bevölkerung sieht die (politische) Welt durch die (politische) Brille der Meinungsführer unter den Journalisten TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

11 Entkoppelung von Realentwicklung einerseits und Nachrichtengebung sowie öffentlicher Meinung andererseits: Arbeitsmarkt TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt MedienTenor 100 / 2000, S. 6

12 typische Verzerrungsquellen der Medienwirklichkeit
Details: Selbststudium! Nachrichtenwerte (Def.) Vorrang des Außer- gewöhnlichen Negativismus Neophilie Eigendynamik von Themenkarrieren Linksverschiebung des politischen Einstellungsspektrums von Journalisten im Vergleich mit dem Bevölkerungsdurchschnitt Agenda setting und Agenda cutting (verschärft durch anwaltschaftlichen Journalismus) medienspezifische Darstellungszwänge ins Negative und sich rasch Wandelnde verzerrtes Bild der Operationswirklichkeit Thema verschwindet – Problem bleibt Problem gelöst – niemand erfährt‘s ungleiche Ausgangslage im Kampf um die diskursive Hegemonie bei den Meinungsführern Thema wird entwunden - wem zum Vorteil? Thema wird aufgedrängt – zu Lasten eines anderen Themas Durchsetzung ‚politisch korrekter‘ Äußerungen; Folge: Risse zwischen öffentlicher und privater Kommunikation Nötig: ‚Dekodierungskompetenz‘ (durch Medienpädagogik) TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

13 Nachrichtenfaktoren ... sind Merkmale von Ereignissen, die deren Nachrichtenwert bestimmen Der Nachrichtenwert eines Ereignisses ist um so höher, je mehr der folgenden Merkmale das Ereignis aufweist: Status: Macht oder Rang eines Akteurs, der in das Ereignis involviert ist Relevanz: besonders große Tragweite, gerade auch für Rezipienten; etwa: regionaler Bezug, Bedeutung für eigene Lebenslage ... ‚Abnormalität‘: skandalträchtig, besonders neu, besonders gut ... Dynamik: überraschender, offener oder zur Erscheinungsperiodik der Medien passender Ereignisablauf Konsonanz: Affinität des berichteten Ereignisses zu wichtigen Themen nicht alle dieser Merkmale machen ein Ereignis auch ‚an sich‘ wichtig und wegen seiner Wichtigkeit berichtenswert! TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

14 ‚Linksdrall‘ der Massenmedien
Die ‚Linksverschiebung‘ der Journalistenschaft ‚Linksdrall‘ der Massenmedien internationale Journalistenumfrage anwaltschaftliche Beeinflussung der Bevölkerung bei aktuellen Themen Verteilung der politischen Selbsteinstufung der deutschen Bevölkerung auf dem links-rechts-Spektrum TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

15 Vorrang des Außergewöhnlichen
alte Journalistenregel: „Hund beißt Mann“ ist KEINE Meldung! „Mann beißt Hund“ IST eine Meldung! Perzeptionswirklichkeit des naiven Mediennutzers: ‚Die Welt ist voll von hundebeißenden Männern!‘ Dringendes politisches Problem: ‚Schützt die Hunde endlich vor den Männern!‘ TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

16 Nah- und Fernbild I: innerhalb und außerhalb der Lebenswelt
allgemeine wirtschaftliche Lage = Summe der persönlichen wirtschaftlichen Lagen !! zur persönlichen wirtschaftlichen Lage Wie erklärt sich der Widerspruch? Lebenswelt = Information aus eigener Erfahrung zur allgemeinen wirtschaftlichen Lage Operationswirklichkeit außerhalb der eigenen Lebenswelt = Information aus Massenmedien Massenmedien: geprägt durch ‚Negativismus‘ TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

17 Nah- und Fernbild II: innerhalb und außerhalb der Lebenswelt
allgemeine wirtschaftliche Lage = Summe der persönlichen wirtschaftlichen Lagen !! zur allgemeinen wirtschaftlichen Lage Wie erklärt sich der Widerspruch? Lebenswelt = Information aus eigener Erfahrung Operationswirklichkeit außerhalb der eigenen Lebenswelt = Information aus Massenmedien zur persönlichen wirtschaftlichen Lage Massenmedien: geprägt durch ‚Negativismus‘ TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

18 politische Korrektheit – Grundgedanken und Motive
Man schreibt durch (informelle) Hinweise und Sanktionen vor, wie jemand etwas bezeichnen oder von etwas sprechen soll, wenn er sich nicht als Außenseiter, Ignorant oder Schlechtmensch zu erkennen geben und anschließend ausgrenzen lassen will. Motive: Kommunikationshygiene: ‚Verwendet keine schlechten Worte, Begriffe, Argumente!‘ Volkspädagogik: ‚Was man nicht auf eine bestimmte Weise ansprechen darf, wird man auch nicht auf eine bestimmte Weise ansehen und verstehen!‘ Machtsicherung: ‚Wer die Begriffe besetzt hält, besitzt die kommunikative und diskursive Hegemonie!‘ TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

19 politische Korrektheit – Probleme
Freiheitsbeschränkung durch freiwillige oder nahegelegte Selbstzensur Heuchelei im öffentlichen Diskurs: ‚Redekitsch‘ Trennung zwischen privatem und öffentlichem Diskurs – fatal für eine offene Gesellschaft und ihre diskursbegründete Demokratie! TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

20 medienspezifische Darstellungszwänge
Massenmedien ‚desinformieren‘ auch ohne Absicht und aus guten Gründen! Platzmangel in Printmedien, Zeitmangel in Fernsehen und Hörfunk Komplexes wird fragmentarisch dargestellt und bleibt darum in seiner Gesamtstruktur unverstanden Trivialisierung des verläßlich Mitgeteilten und Verstandenen unterschiedliche Darstellungschancen selbst gleichermaßen des Berichtenswerten gute Chancen: Skandalisierbares, Dramatisierbares, Personalisierbares, Visualisierbares schlechte Chancen: Strukturelles, langfristig Wirkendes, nur anhand systematisch-abstrakter Begriffe angemessen Beschreibbares; darunter auch: Sachpolitik Sonderproblem dessen im Fernsehen: Bild/Ton-Schere adressatenorientierte Darstellungsgrenzen bei nötiger Zielgruppenbindung reale Wichtigkeit der Kenntnisnahme meist genau anders herum! TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

21 Effekte der Formung öffentlicher Meinung durch Massenmedien
Prägung der Wahrnehmung dessen, was ein Problem ist (‚Themenkarriere‘) was wie zu bewerten wäre was andere denken (‚sozialoptische Täuschungen‘) wirklichkeitskonstruktiver Anschlußmechanismus: Schweigespirale / Redespirale Negativismus bei der Wahrnehmung von Wirklichkeit außerhalb der eigenen Lebenswelt (= negativeres Fernbild, positiveres Nahbild) d.h.: von jenem Teil Operationswirklichkeit, für dessen Ausgestaltung die Verantwortung nicht bei einem selbst, sondern bei ‚den Politikern‘ liegt! Folgen: Politik- und Politikerverdrossenheit, abnehmendes Systemvertrauen, Entlegitimierung TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

22 Berichterstattung und Bevölkerungsmeinung: Arbeitslosigkeit
MedienTenor 107 / 2001, S. 60 TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

23 Prägung politischer Bewertungen durch Massenmedien: George Bush
TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

24 Prägung politischer Bewertungen durch Massenmedien: Gerhard Schröder
TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt MedienTenor 100 / 2000, S. 7

25 Beispiel einer sozialoptischen Täuschung
Abschlußmechanismus: Schweigespirale TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

26 Die Schweigespirale Menschen wollen sich nicht gerne isolieren.
Zusammenwirken von individuellen psychischen Prozessen und massen medialer Wirklichkeitskonstruktion Die Schweigespirale Menschen wollen sich nicht gerne isolieren. Sie haben gutes Gespür für Mehrheitsmeinungen in der sie umgebenden Redewirklichkeit (‚Meinungsklima‘, ‚Meinungsdruck‘). Redewirklichkeit speist sich stark aus Medienwirklichkeit. Letztere kann falsche Eindrücke von Minderheits- und Mehrheitsmeinung vermitteln (‚sozialoptische Täuschung‘). Wer seine Meinung in der Minderheit empfindet, wird sich mit deren Äußerung eher zurückhalten, um sich nicht (weiter) zu isolieren. Wer sich auf unabsehbare Zeit isoliert fühlt, wird er seine Minderheits-meinung oft in Richtung auf die Mehrheitsmeinung ‚korrigieren‘. Zunächst nur vermeintliche Minderheitsmeinungen werden so zu realen Minderheitsmeinungen. Über diese realen Meinungsveränderungen können die Massenmedien objektiv informieren, was den Meinungswandel verstärkt und besiegelt. TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

27 Mediennutzung der Bürger
hochgradig selektiv: meist nur eine einzige Zeitung (in der Regel: die Lokalzeitung) hauptsächliche allgemeine politische Information aus Hörfunk- und Fernsehnachrichten überwiegend so, daß vor allem der eigenen Meinung Entsprechendes zur Kenntnis und ernstgenommen wird akzeptiert und behalten werden eher Bilder als Argumente und Fakten (‚Traue nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast!‘) reale Pluralität der Medien kommt beim Großteil der Bürger nicht an Darstellungsdifferenziertheit der Qualitätsmedien kommt beim Großteil der Bürger nicht an TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

28 Medienkompetenz der Bürger
In der Regel kaum Wissen über ... die Konstruktionseigentümlichkeiten von Medienwirklichkeit Rollenverständnis und Rollenverhalten von Journalisten Besitzverhältnisse von Medienunternehmen und deren potentielle politische Folgen Prägung politischer Prozesse durch Politiker/Journalisten-Symbiosen typische Folgen: geringe ‚Dekodierungskompetenz‘ und geringe ‚Resistenz‘ gegenüber Medienwirklichkeit statt differenzierter Kritikfähigkeit viel eher: Generalverdacht gegenüber Meldungen und Fakten, die nicht ins politische Bild Passendes berichten (‚lügt wie gedruckt‘, ‚traue nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast!‘) oft naiver Glaube an die Richtigkeit von Meldungen, welche die eigene Ansicht bekräftigen; dabei ‚Bildgläubigkeit‘ (‚mit eigenen Augen gesehen!‘) TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

29 politische Veränderungswirkungen von Massenmedien I
... nur bei Fehlen von Zensur! Allein schon das Aufkommen und die Existenz freier und kritischer Massenmedien wirkt(e) verändernd auf Politik: der öffentlichen Erörterung entzogenes Regierungshandeln ist seither nicht mehr möglich bzw. gilt nicht mehr als rechtens (‚legitim‘) Einbeziehung eines (großen) Teils der Regierten in den politischen Diskurs die Regierenden haben auch kein Monopol mehr auf die Ausgestaltung politischer Kommunikation, sondern konkurrieren mit Journalisten um Darstellungs- und Deutungsmuster Ende ‚obrigkeitlichen‘ Politikerverhaltens dergestalt entsteht unabweisbare öffentliche Verantwortlichkeit der Regierenden in Verbindung mit dem Wiederwahlmechanismus: wirksame demokratische Kontrolle in deren Folge wird es rational, Handlungen zu unterlassen, die man vor Journalisten oder Öffentlichkeit nicht überzeugend rechtfertigen kann. Überdies werden Versuche rational, Journalisten und Massenmedien für die eigenen politischen Zwecke zu funktionalisieren. TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

30 politische Veränderungswirkungen von Massenmedien II
... nur bei Fehlen von Zensur! erhöhte Notwendigkeiten politischer Kompromißbildung, da die Medien politischem Pluralismus und seinen Vetogruppen eine massenwirksame Plattform schaffen gute Folge: besonders breite und belastungsfähige Basis für Politik, die aus solcher Kompromißbildung hervorgeht (‚Legitimation durch Kommunikation‘) schlechte Folge: Politikstillstand (‚Politiker-Mikado‘), wo solcher öffentlich vermittelbarer Kompromiß nicht erreichbar scheint besondere Wichtigkeit von Wahlkämpfen als Verdichtung aktiver politischer Kommunikation seitens von Politikern gute Folge: Im Zusammenhang mit Wahlkämpfen steigt das Politiker- und Systemvertrauen meist an, weil die politische Kommunikation sich aus rein journalistischer Prägung löst. schlechte Folge: Vor Wahlen unterbleibt viel sinnvolle Politik, sofern sie als ‚den Medien und dem Wähler nicht vermittelbar‘ gilt. TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

31 politische Veränderungswirkungen von Massenmedien III
Folge massenmedialer Berichterstattung ist in einzelnen Fällen, doch immer wieder: Stimulation von Nachahmungstaten Gründe: Nachahmung Wunsch, nun um so leichter die bereits erregte öffentliche Aufmerksamkeit zu erlangen Fazit: Massenmedien sind nicht einfach nur Beobachter und Berichterstatter, sondern auch Kristallisationspunkte weitergehenden Handelns! journalistische Verantwortung TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

32 Der ‚Wiederwahlmechanismus‘
... hat ein Amt auf Zeit. Er verdankt sein Amt freien Wahlen. Er kann wiedergewählt werden. Er möchte so gerne wiedergewählt werden. Er ist aber abhängig von der freien Entscheidung der Wähler. Also fühlt er starken Anreiz sein Amt so führen, daß ihn die Wähler wirklich wiederwählen wollen. Und darum kann er während seiner Amtszeit nicht allzu lange oder allzu weit von dem abweichen, was die Wähler zu akzeptieren bereit sind! TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

33 ‚Verantwortlichkeit‘
ist die Grundlage von politischer Kontrolle besteht aus folgenden Wirkungszusammenhängen: A muß B auf seine Fragen antworten; er ist ihm ‚verantwortlich‘. B ist völlig frei, mit A‘s Antworten und damit, was er dabei hört, zufrieden zu sein – oder mit den Antworten bzw. mit dem unzufrieden zu sein, was er von A hört . B kann als Reaktion auf A‘s Antworten Dinge tun, die A wünscht oder fürchtet. Also wird A solche Reaktionen antizipieren und – wenn er schon B‘s Fragen nicht ausweichen kann – solche Dinge möglichst unterlassen, über die zu berichten sich für A nachteilig auswirken kann (‚Antizipationsschleife‘, ‚Vorauswirkung der Kontrolle‘) Grundsatz: ‚Verantwortlichkeit darf nicht versickern!‘ TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

34 idealerweise bewerkstelligt ... So entsteht: ‚Mediokratie‘
Pseudo-Politik Folge: Zeit und Kraft werden vom Umgang mit Realproblemen abgezogen! geplantes Kommunikationsmanagement und bewußte, nicht selten überlegt gestylte Kommunikationsdramaturgie (‚spin doctoring‘) von vorbereitenden Hintergrundgesprächen über ein vereinbartes Timing von Artikeln und Interviews bis hin zur ‚Lichtregie‘ auf Parteitagen Schaffung von Pseudoereignissen von ‚Sommerreisen‘ über als wichtig avisierte Pressekonferenzen bis hin zu Gipfeltreffen als Medienspektakeln Inszenierung symbolischer Politik Ersetzung (nicht nur Begleitung) instrumentell wirksamen Handelns durch kommunikativ beeindruckendes Handeln idealerweise bewerkstelligt ... - auf demoskopischer Grundlage So entsteht: ‚Mediokratie‘ - durch ‚bestellte‘ journalistische Begleitung TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

35 Medialisierung / Mediatisierung
= politische Klasse paßt sich den neuen Rahmenbedingungen an, welche das Mediensystems setzt, zumal in demokratischen Systemen. Das heißt: Differenzierung nach Arbeits-, Durchsetzungs- und Darstellungskommunikation Selektion von Personen und Positionen nach Gesichtspunkten massenmedialer Vermittelbarkeit (‚Ersetzung von Demokratie durch Demoskopie‘) Politiker/Journalisten-Symbiosen Erscheinungsform abhängig vom (zu erwartenden) Rangplatz in der Kommunikationshierarchie TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

36 Warum wird die politische Macht der Massenmedien oft übersehen?
Die machtpolitische Rolle der Massenmedien ist selbst überaus selten Gegenstand massenmedialer Berichterstattung. Folge: Sie fällt nicht auf. Wird diese Rolle von Politikern thematisiert, wird dies als ‚billige Medienschelte‘ hingestellt und übel genommen, mitunter auch durch besonders kritische Berichterstattung über solche ‚Diffamierer‘ bestraft. Folge: Politiker kuschen lieber vor wichtigen Journalisten und Medien Journalisten gelten sich selbst und anderen in erster Linie als Beobachter und Berichterstatter, nicht aber als Akteure, und dieses Selbst- und Fremdbild wird auch nachdrücklich verteidigt. Folge: Die Rolle von Journalisten als (Mit-) Akteuren wird leicht übersehen. Es bedarf analytischer Distanz, geeigneter analytischer Kategorien und entsprechender Forschungsergebnisse, um die Machtrolle von Medien und Journalisten angemessen erkennen und beschreiben zu können. Folge: Wer – wie die meisten – solche Kategorien oder Befunde weder kennt noch zu nutzen weiß, bleibt selbst blind und dem (Vor-) Urteil anderer gegenüber hilflos. TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

37 Medienmacht als Faktum
Medienmacht ist – wie wirtschaftliche Macht – zwar große, doch keine demokratisch legitimierte Macht. ‚Macht ohne entziehbares Mandat – ganz im Unterschied zur politischen Macht! Im freiheitlichen Staat ... verbieten sich ... Zensur zensurähnliche Journalistenkontrolle gibt es keine massenwirksam kontrollierende Gegengewalt, weil die zu kontrollierenden Journalisten doch selbst den Zugang zur ihnen Macht spendenden Öffentlichkeit kontrollieren funktionales Äquivalent zur fehlenden ‚Kontrolle der Kontrolleure‘: ‚Geschäfte auf Gegenseitigkeit‘ zwischen Politik und Journalismus: gute Behandlung gegen gute Information wirtschaftliche und administrative Einflußnahme von (gewählten!) Politikern auf Medienunternehmen TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

38 Medienmacht als Problem
Medienmacht verzerrt den politischen Willensbildungsprozeß... durch die Eigentümlichkeiten der Konstruktion von Medienwirklichkeit durch eher anwaltschaftlichen als moderierenden Journalismus durch die Anpassung der politischen Klasse an diesen (neuen) Machtfaktor Dennoch gibt es keine ... mit Pluralismus und Freiheit vereinbaren institutionellen Mechanismen zur Korrektur jener Verzerrungen sinnvolle Alternative zu jener Rolle, die Massenmedien derzeit spielen. einzige ‚Aushilfen‘: politische Bildung der Bürgerschaft mit Medienkompetenz als Ziel Pflege eines journalistischen Professionsethos, welches die behandelten Probleme ernstnimmt und gering hält TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

39 Graphische Zusammenfassung
Politiker Journalisten Rezipienten OW MW PW TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt

40 Damit sollte klar sein, auf welche Weise und warum sich Medienwirklichkeit von politischer Operationswirklichkeit unterscheidet über welche Mechanismen Medienwirklichkeit und öffentliche Meinung zusammenhängen Wie Politiker – mit welchen Folgen – auf die Medialisierung ihre Handlungsfeldes reagieren eine wie große wirklichkeitskonstruktive und machtpolitische Rolle Massenmedien als politische (Mit-)Akteure spielen was angesichts dessen sinnvollerweise zu tun ist TU Dresden - Institut für Politikwissenschaft - Prof. Dr. Werner J. Patzelt


Herunterladen ppt "BM ‚Politische Systeme‘"

Ähnliche Präsentationen


Google-Anzeigen