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Zur Syntax der Determiniererverdopplung

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Präsentation zum Thema: "Zur Syntax der Determiniererverdopplung"—  Präsentation transkript:

1 Zur Syntax der Determiniererverdopplung
Ellen Brandner, Konstanz Berlin,

2 Determiniererverdopplung ist hauptsächlich aus süddeutschen Dialekten bekannt:
Bairisch: a so a grossa Bua Alemannisch: e so e klari sach Standarddeutsch: so ein grosser Junge ein so grosser Junge

3 Fragestellung typisch dialektale Redundanz?
eher nicht, bisher haben sich die Redundanzfälle im Dialekt eher als "Explizitheit" erwiesen, die wertvolle Hinweise auf die Komplexität der funktionalen Struktur liefern, s. Barbiers et al (2008), Brandner (2008), Weiss (2001) Bedeutungsunterschiede? wäre dann nur für das Standarddeutsche zu erwarten, da hier unterschiedliche Positionen besetzt werden können Für Bairisch wird behauptet, dass die Verdopplung immer präferiert ist, s. Kalluli & Rothmayr (2008) konstante Interpretation?

4 Mehrere Lesarten des indefiniten Artikels
Dass der indefinite Artikel (IA) verschiedene Lesarten hat, ist aus der semantischen Literatur sehr wohl bekannt: reine Existenzinterpretation (Ich habe ein Fahrrad) Allquantor-ähnlich (Eselssätze: wenn P. einen Esel hat, dann schlägt er ihn) prädikativ (Du bist doch ein Eumel!) (sub-) kind-Lesart, definitorisch (Ein Dackel ist ein Hund mit kurzen Beinen) spezifische Lesart (Eine Sache musst du dir jetzt noch anhören) (= Numeral?) …?  IA führt lediglich eine Variable ein, die dann durch weitere (abstrakte) Operatoren im Satz entsprechende Bedeutung hinzugewinnen kann, s. Kratzer (2004), zurückgehend auf Partee (1986) Frage: schlägt sich diese Multifunktionalität nieder auch in z.B. verschiedenen syntaktischen Positionen bzw. finden sich morpho-syntaktische Eigenheiten, die dem Sprachlerner auch entsprechende Hinweise auf die jeweiligen Operatoren liefern können? Insbesondere: handelt es sich bei den beiden IAs in der Verdopplungsstruktur jeweils um zwei verschiedene Lesarten und sind die entsprechenden syntaktischen Positionen mit einer unterschiedlichen Semantik verbunden ?

5 Kalluli & Rothmair (2008) Rekursive DP-Struktur
Grundidee: der 'untere' Determinierer realisiert eine Auswahlfunktion (choice function, s. Reinhart (1997)), so ist ein Quantor und quantifiziert über die Auswahlfunktion (in diesem Fall spezifiziert es eine spezielle Auswahlfunktion) Der ‚obere‘ Determinierer realisiert Kardinalität (=1) Probleme: Redundant(?) Auswahlfunktion, die quantifiziert wird von einem Element, das wiederum ein Element auswählt?! Kardinalitätslesart für den oberen IA kann nicht stimmen: zwei unterschiedliche Versionen im Alm: oan  Numeral schwa  indef. DET a. oan so en huet b. #oan so en guete Wii a) ist nicht ungrammatisch, aber hat dann nur die Kardinalitätslesart; das gilt nicht für e so en huet b. Kann „gerettet“ werden durch eine overte partitive Konstruktion: hesch no oan vo dem so guete Wii (wo…) Auswahlfunktion führt normalerweise zu einer spezifischen Lesart des indef. Determinierers, vgl. auch Zimmermann (2010)

6 Skizze der Analyse Der untere indefinite Artikel in der Determiniererverdopplungsstruktur (DVS) hat tatsächlich eine ganz spezielle Lesart und zwar die (Unter-)Gattungs-/definitorische Lesart, s. z.B. Cohen (2001) diese Lesart wird induziert durch 'so', das als Äquativpartikel charakterisiert wird.  Einschränkung im wesentlichen auf die ein-so-ein-Adj-Nomen Variante in Exklamativen bzw. Equativstrukturen In der vorgeschlagenen Analyse 'bleibt' der indefinite Artikel in der DIV-Position (Borer, 2005), die 'Konzepte‘ (≈ Massennomen) in quantifizierbare Einheiten aufteilt (Klassifikatorenposition) [D [Num [ (Equativ) [ DIV [Nomen]]]] ein so ein Der ‚obere‘ IA dient lediglich der existentiellen Abbindung (oder kann alternativ als Numeral in Num generiert Kardinalität realisieren  sichtbar im Dialekt) Eine zweite Lesart in der DVS ist eine Partitiv-Lesart (Teilmenge bei Massennomen), ist aber wohl nur im Bairischen gebräuchlich ein-wenig/viel/bissl-ein-Nomen Wenn man Partitivität als eine spezielle Variante von Unter-Gattungen ansieht, ist eine einheitliche Analyse möglich.

7 Konstruktionstypen der DVS
kanonischer Fall: ein so ein guter Wein, ein ganz ein guter Wein  Gradpartikel? aber: *ein sehr ein guter Wein ein besonders/sehr ___ guter Wein vs. * ___ besonders/sehr ein guter Wein b) Im Bairischen auch mit schwachen Quantoren: a wenig /viel/bissl/ a Nomen c) In manchen Dialekten (Schweizerdeutsch und teilweise Bairisch) kann auch der definite Artikel< verdoppelt werden: Glaser & Frey (2008): „Du hesch doch de viel de schönere Garte“ Auch im Englischen möglich, Elliott Lash (pc): the much nicer garden much the nicer garden the much the nicer garden

8 Zu c): Verdopplung des definiten Artikels
Überprüfung dieser Daten in SynAlm = (Syntax des Alemannischen: einheitliche Fragebögen für das ganze alemannisch-sprachige Gebiet ( inner-alemannische Mikrovariation) „Du hesch doch (de) viel (de) schönere Garte“ FB3_2b-1_judg5_det_syn_det-doubling, (N= 766) Verdopplung wurde generell abgelehnt; jedoch gemischtes Ergebnis bei: „viel der schönere“

9 Zu c): Verdopplung des definiten Artikels
Aufteilung nach Ländern: Gut akzeptiert in CH (Schweiz) und VA (Vorarlberg) Stark abgelehnt in BW (Baden-Württemberg und EL (Elsass) Du hast doch viel den schöneren Garten (SynAlm FB3_2b.1);

10 Klare areale Aufteilung  definiter Artikel hat eine leicht andere Merkmalsspezifikation in diesen Dialekten Im ALM (und Engl.) beschränkt auf Komparative; Spekulation: bei einem Komparativ kann die DP zumindest 'relativ' gesehen als unik identifiziert werden und ist damit kompatibel mit der (schwachen!) Version des definiten Artikels

11 Zu c): Verdopplung des definiten Artikels
Fazit: Die Verdopplung des definiten Artikels ist extrem eingeschränkt – sowohl was den Konstruktionstyp angeht als auch die areale Verteilung. Dies kann mit einer mikro-variationellen Analyse der lexikalischen Einträge erfasst werden. Keinesfalls ist diese Art der Verdopplung vergleichbar mit „Determiner-spreading“ z.B. im Griechischen, s. Alexiadou (2014) Auch scheint die Verwendung des definiten Artikels keinesfalls obligatorisch zu sein; es ist lediglich eine Option, die ermöglicht wird, durch eine leichte Ausweitung der Merkmalsspezifikation vom schwachen definiten Artikel

12 Zu b): Verdopplung bei schwachen Quantoren (a weng a N)
SynAlm Daten: die Verdopplung in diesem Konstruktionstyp wird insgesamt nicht sehr gut akzeptiert: in BW etwas häufiger, ganz starke Ablehnung in CH zu dieser Konstruktion gab es zusätzlich in FB3 eine Übersetzungsfrage "Hast du mir ein wenig Zucker?" (FB3_3-4_trans_det_sem_determiner-with-quant-mass-noun) Resultat: lediglich 4,6 % der Informanten haben eine Verdopplung aktiv produziert. aber: interessanterweise ist die Akzeptanz von 4-1 höher in den Gebieten in BW, die an Bayern angrenzen; auch die aktiven Übersetzungen kamen aus dem Grenzgebiet zu Bayern  Interferenz?

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15 Zu b): Verdopplung bei schwachen Quantoren
Im Bairischen auch möglich/gefordert: „Ich brauch noch a Geld", s. Merkle (1976) Der IA tritt auch ohne Quantor auf  Verdopplung ist nur ein Seiteneffekt Auch diese Verwendungsweise wurde in SynAlm systematisch untersucht: Ü: "Ich brauch noch Kaffee für morgen früh" (FB3_3-1_trans_det_sem_determiner-with-mass-noun-object) Resultat: 15,2 Prozent haben mit indef. Artikel übersetzt Die areale Verteilung ist ähnlich wie bei IA mit schwachem Quantor, Akzeptanz am höchsten nahe der bairischen Grenze eindeutig Sprachkontakt Es handelt sich wirklich um einen IA, der direkt mit dem Nomen kombiniert: Flexion richtet sich nach dem Genus des Nomen: en kaffee vs. e mehl

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17 Zu b): Verdopplung bei schwachen Quantoren
Fragen: Was lexikalisiert der indefinite Artikel in dieser Position? Warum tritt er in manchen Varianten overt auf, in anderen nicht? Bedeutet das unterschiedliche Strukturen? Vorschlag: es handelt sich um die overte Realisierung von Partitivität, die universell bei episodischen Verwendungen bei Massentermen auftritt und damit als strukturelle Position immer vorhanden ist. Borer (2005): Nomen sind semantisch/lexikalisch nicht festgelegt bzgl. der Massen-/Individualterm-Unterscheidung (die Unterscheidung [± atomisch] ist enzyklopädisch und nicht in der Grammatik). Projiziert die Grammatik keine weitere Struktur, kommt es per default zu einer MT-Interpretation; Die DIV-Position erstellt Einheiten, über die dann weiter quantifiziert werden kann  keine reine MT-Interpretation mehr Eine mögliche Einheit ist die Teilmenge, insbesondere bei [-atomisch]; diese wird relevant vor allem in episodischen Sätzen, da in einer aktuellen Situation natürlich nur eine Teilmenge der ‚Substanz‘ gemeint sein kann. ein realisiert die DIV-Position

18 Zu b): Verdopplung bei schwachen Quantoren
Vgl. auch MHD: dâ legen uns an ein gras NL 1623,3, dô was ein snê gevallen GL 1196, (zitiert nach Paul et al :387), s. auch Presslich (2000) Es handelt sich dann jeweils um eine Teilmenge des gesamten Grases/Schnees der Welt, die in der aktuellen Situation relevant ist. Die DIV-Position ist in diesen Sätzen universell vorhanden (Interpretation!). Die overte Realisierung kann aber qua pragmatischer Implikatur unterbleiben. sehr anfällig für Interferenz (Position ist strukturell vorhanden, konkrete Lexikalisierung kann variieren) Typisches Beispiel für ‚Konvention‘: die Variation besteht aus null vs. overt Zwischenstatus in der Grammatikalität (Schwankung zwischen Akzeptanz und aktiver Produktion in BW)

19 Zu b): Verdopplung bei schwachen Quantoren
DIV ein DIVP wenig NP Wasser D DIV‘ Der obere IA dient der existentiellen Abbindung der Quantität und tritt auch im Standarddeutschen regulär auf! Fazit: In dieser Struktur gibt es tatsächlich eine „Verdopplung“ Die IAs sind jedoch unterschiedlich positioniert innerhalb der Struktur und haben damit eine unterschiedliche Interpretation

20 Zu c): Verdopplung bei Gradpartikeln
so ein/ganz ein (Adj) N (ein so/ganz ein netter Junge) Gradpartikel? Ein so ein guter Wein Ein so __ guter Wein __ so ein guter Wein %Ein ganz ein guter Wein Ein ganz __ guter Wein % __ ganz ein guter Wein *Ein sehr ein guter Wein Ein sehr __ guter Wein * __ sehr ein guter Wein Zwei Lesarten von 'ganz': (i) Das ist ein ganz GUTer Wein ≈ ziemlich guter Wein #Das ist ein so GUTer Wein a)≈/≈ ziemlich (welcher Wert auch immer) guter Wein b) unvollständig – hier fehlt etwas! (ii) Das ist ein GANZ ein guter Wein ≈ "vollkommen guter Wein"  "keine Widerrede!„ #Das ist ein SO ein guter Wein unvollständig – hier fehlt etwas! In dieser Äußerung wird die expressive Ebene relevant, s. Potts (2006) Hierzu passt auch die Beobachtung in Merkle (1976:89), dass der definite Artikel im Bairischen nur mit ganz auftritt: de ganz de Gscheite ; hier geht es nicht um Gradierung, sondern um die Verstärkung der Evaluation!

21 Zu c): Verdopplung bei Gradpartikeln
Zwei unterschiedliche Strukturen a) ein [ganz guter] Wein  Gradpartikel ≈ vom Typ her wie sehr/mittelprächtig/besonders…. b) ein [ganz] [ein guter Wein]  expressiv, Einstellung/Bewertung zu diesem Wein Frage: gilt das auch für so-ein? ein [so] [ein guter Wein]  expressiv, Einstellung/Bewertung zu diesem Wein ein [so guter] Wein  Gradpartikel(????) aber: folgender Kontrast: a. des isch etzt aber mol en bsunders (*en) guete Wii! b. des isch etzt aber mol aber en ganz (en) guete Wii! c. *des isch etzt aber mol en so guete Wii! d. *des isch etzt aber mol en so en guete Wii!

22 Zu c): Verdopplung bei Gradpartikeln
Weitere Beobachtung: Das ist ein so ein guter Wein, dass ich ihn empfehlen kann/wie ich ihn noch nie getrunken habe *Das ist ein ganz ein guter Wein, dass ich ihn empfehlen kann/wie ich ihn noch nie getrunken habe Das ist ein so __ guter Wein, dass ich ihn empfehlen kann *Das ist ein ganz __ guter Wein, dass ich ihn empfehlen kann *Das ist ein sehr __ guter Wein, dass ich ihn empfehlen kann Das ist ein sehr/ganz guter Wein – und zwar so einer [dass ich ihn empfehlen kann] Außerdem: im Gegensatz zu allen bisher behandelten Konstruktionen gibt es bei so auch im Standarddeutschen Variation bzgl. der Position des IAs. Standarddeutsch: so ein grosser Junge ein so grosser Junge Weiterer Unterschied zu ganz: ein so ein Wein (wie dieser hier) *ein ganz ein Wein  sehr und ganz sind reine Gradpartikel, die nur mit Adjektiven auftreten können  Bei so kommt noch eine andere Komponente ins Spiel!

23 Zu c): Verdopplung bei Gradpartikeln
‚unteres‘ D tritt in Kombination mit so auch bei Massentermen auf: (ein) so ein Wein (wie dieser hier) (ein) so ein guter Wein! ein so guter Wein *ein so Wein auch bei Uniqua: (eine) so eine Welt (wie diese hier) (eine) so eine schöne Welt! eine so schöne Welt *eine so Welt bei Individualtermen: (ein) so ein Auto (wie dieses hier) (ein) so ein schönes Auto! ein so schönes Auto *ein so Auto Equativstruktur

24 Zu c): Verdopplung bei Gradpartikeln
‚unteres‘ D tritt in Kombination mit so auch bei Massentermen auf: (ein) so ein Wein (wie dieser hier) (ein) so ein guter Wein! ein so guter Wein *ein so Wein auch bei Uniqua: (eine) so eine Welt (wie diese hier) (eine) so eine schöne Welt! eine so schöne Welt *eine so Welt bei Individualtermen: (ein) so ein Auto (wie dieses hier) (ein) so ein schönes Auto! ein so schönes Auto *ein so Auto Exklamativstruktur

25 Zu c): Verdopplung bei Gradpartikeln
‚unteres‘ D tritt in Kombination mit so auch bei Massentermen auf: (ein) so ein Wein (wie dieser hier) (ein) so ein guter Wein! #ein so guter Wein *ein so Wein auch bei Uniqua: (eine) so eine Welt (wie diese hier) (eine) so eine schöne Welt! #eine so schöne Welt *eine so Welt bei Individualtermen: (ein) so ein Auto (wie dieses hier) (ein) so ein schönes Auto! #ein so schönes Auto *ein so Auto „unfertig“ bei neutraler Intonation

26 Zu c): Verdopplung bei Gradpartikeln
‚unteres‘ D tritt in Kombination mit so auch bei Massentermen auf: (ein) so ein Wein (wie dieser hier) (ein) so ein guter Wein! ein so guter Wein *ein so Wein auch bei Uniqua: (eine) so eine Welt (wie diese hier) (eine) so eine schöne Welt! eine so schöne Welt *eine so Welt bei Individualtermen: (ein) so ein Auto (wie dieses hier) (ein) so ein schönes Auto! ein so schönes Auto *ein so Auto Ungrammatisch, da kein flektierendes Element dem Nomen vorangeht

27 Equativ- und Exklamativstrukturen
Beobachtung 1 Auch bei V1-Exklamativen tritt systematisch ein indefiniter Artikel bei Massennomen auf, s. Brandner (2010): Wichtig: es ist nicht notwendigerweise ein Adjektiv vorhanden! Ist das ein Wein! Hat der ein Glück! Spricht der ein Deutsch! (die Beobachtung geht zurück auf H. Obenauer) Welchen semantischen Beitrag leistet der IA hier? In welcher Position ist er zu verorten? Beobachtung 2 Zusätzlich wird in der Literatur berichtet, dass häufig „seltsame“ morphologische Realisierungen des indefiniten Artikels in dieser Umgebung auftreten: mit einer so ein roten Brühe Lindauer (1991) Folgendes Beispiel aus Staedele (1927): Ich het gern e so en Huet wie du hesch

28 Irreguläres Flexionsverhalten
Relevanter Punkt: spurious en tritt auch bei Pluralen auf (normalerweise bare plural bei indefinit) Irreguläres Flexionsverhalten Seltsame Flexion, 'untypische' Distribution erinnert an spurious en im Niederländischen, s. Bennis et al (1998), den Dikken (2006), Corver (2004): a. wat voor ’n boeken? (wat voor-construction) what for a books ‘what kind of books?’ b. wat ’n idioten! (wat-exclamative construction) what a idiots ‘such idiots!’ c. zulke etters van ’n jongens (N van N-construction) such pusses of a boys ‘those jerks of boys’ Predicate inversion: zugrundeliegender small clause; en ist ein „linker“, der die Inversion auslöst; er trägt keine weitere Bedeutung All diesen Konstruktionen liegt eine "so-Struktur" zugrunde, in dem so für eine noch zuzuweisende Eigenschaft steht

29 Irreguläres Flexionsverhalten
Seltsame Flexion findet sich auch in der 'Umgangssprache' im Deutschen: Mit so nen Mann als Hauptdarsteller!!! mit so einem > mit so-nem (mas) würde gerne mit so ne frau ne feste bezihung anfangen mit so einer > mit so-ner (fem) Ich bin selber km mit so nen Auto gefahren. mit so einem > mit so-nem (neut) Also bitte versuch erst gar nicht mit so nen leuten in Kontakt zu kommen (nackter Plural) (Daten aus Google-Suche vom )

30 Die Interpretation des ‚unteren‘ IA bei ein-so-ein-N
Hypothese 1: Der IA in dieser Position realisiert die spezielle Lesart Unter-Gattung (sub-kind), s. Carlson (1977). Normalerweise wird für Gattungs-Lesart entweder der definite Artikel benutzt oder ein nackter Plural: a. Der Löwe ernährt sich ausschließlich von Fleisch b. Löwen ernähren sich ausschließlich von Fleisch Pluralität aller Entitäten, die durch eine gemeinsame Eigenschaft beschrieben werden  induktiv Manchmal kann allerdings auch der IA auftreten, s. Krifka et al (1995), Burton-Roberts (1976) a. A potato contains vitamin C b. A gentleman opens the door c. A madrigal is polyphonic Allerdings sind die Artikel nicht frei austauschbar: a. The dodo became extinct in the 17th century b. Dodos became extinct in the 17th century c. *A dodo became extinct in the 17th century

31 Die Interpretation des ‚unteren‘ IA bei ein-so-ein-N
Eine Unter-Gattung wird durch "Definitionen" bestimmt, Cohen (2001:199): "... are often in the form of a genus and a differentia; the differentia distinguishes the terms to be defined from other species under the same genus.“ a.* A madrigal is popular b. Madrigals are popular c. A madrigal is a popular song d. A madrigal is popular when it is short  Der IA ist dann möglich, wenn vorausgesetzt werden kann, dass es noch weitere Unter-Gattungen gibt: a. ?*Ein Wein hat viel Alkohol b. Ein Dessertwein enthält mindestens 12% Alkohol c. Ein Tafelwein darf unterschiedliche Traubensorten enthalten

32 Die Interpretation des ‚unteren‘ IA bei ein-so-ein-N
Der Unter-Gattungsbegriff ist relational: ein Begriff, der in einem Satz als Genus gilt, kann in einem anderen Kontext als Unter-Gattung interpretiert werden: Ein/*der Wein enthält doch viel mehr Alkohol als ein/*das Bier (Über-Gattung: alk. Getränke) Der IA ist hier nicht obligatorisch, aber wesentlich besser als in einer rein generischen Aussage oder bei Massentermen in einem episodischen Kontext: #Ein Wein steht auf dem Tisch (modulo Partitivität) Adjektivmodifikation führt automatisch zur Einführung von Unter-Gattungen: Ein guter Wein Ein schlechter Wein Ein teurer Wein Dadurch können ad-hoc-kinds gebildet werden, s. Umbach & Gust (2013) – auch mit Unika: In so einer Welt [wie gerade beschrieben] will ich nicht leben.

33 Die Interpretation des ‚unteren‘ IA bei ein-so-ein-N
Sobald ein Nomen in einer Vergleichskonstruktion auftritt (mit so), muss der IA auftreten Grund: so ist ein Verweis auf eine Eigenschaft, die im linguistischen oder nicht-linguistischen Kontext gesucht werden muss; diese Eigenschaft definiert - durch die Equation - die Eigenschaften des Referenten; Dies setzt jedoch voraus, dass es Referenten von diesem Typus gibt, die (leicht) andere Eigenschaften haben - andernfalls wäre die Equationsbildung bedeutungslos. [so…wie ] = λĸ̄.λP<e,t>.λoe λo’e :ĸ̄ ⊂ ᵔP ∧ ĸ̄‘[ ĸ̄‘⊂ ᵔP ∧ ĸ̄‘ ≠ ĸ̄ ]. ᵕĸ̄ (o) ∧ o’P(o’) Die Equationsbildung ist kategorienneutral: So ein Wein [wie dieser hier] ist nicht zu verachten! Ich möchte so einen Wein [wie du immer nimmst] Ich bin schon sooo groß [Zeigegeste] Ich bin schon so groß [dass ich bald in die Schule komme] Er hat sich so (sehr) geärgert [wie ich] Er hat sich so (sehr) geärgert [dass er die Rechnung zerrissen hat] s. auch Anderson & Morcycki (2013)

34 Exklamative und ein-so-ein-N
Hypothese2: Exklamative beruhen auf einer Equativ-Konstruktion: 2 Typen: direkter Vergleich von zwei Individuen/Eigenschaften (wie…) so…[dass…] (mit einer gradierbaren Eigenschaft), s. Meier (2003) Spricht der ein Deutsch! Paraphrase: er spricht ein Deutsch derart (= so ein Deutsch) [dass ich darüber erstaunt bin] Wie ist das laut! Paraphrase: es ist so laut, [dass ich verärgert bin] Ist der süß!/Wie süß der ist! Paraphrase: der ist so süß [dass ich erstaunt/erfreut…bin] "Semi-performativ" Hypothese: so als korrelatives Element nimmt in diesem Fall einen dass-Satz zu sich, der die expressive Äußerung enthält Das ist ein so __ guter Wein, dass ich ihn empfehlen kann *Das ist ein ganz __ guter Wein, dass ich ihn empfehlen kann *Das ist ein sehr __ guter Wein, dass ich ihn empfehlen kann Auch hier ist der IA in der DIV-Position; Unter-Gattungen sind die minimale Abweichung vom reinen Massenterm; Klassifikation  quantifizierbare Einheiten

35 …ein so ein Wein… 'unterer' IA realisiert hier Partitivität vgl. ein wenig ein Wasser IA muss in diesem Fall realisiert werden, da der Specifier leer ist D (ein) EquatP Equat‘ CP DIVP Equat so C‘ wie DIV‘ NP DIV ein dieser hier (ist) Wein

36 *ein so Wein ein solcher Wein solch ein Wein *solcher ein Wein DIV-Position kann auch durch Flexion realisiert werden! vgl. auch spurious en, bzw. die so-nen Fälle! D ein Equat Equat CP DIVP Equat solch- C‘ wie DIV‘ NP DIV -er ein dieser hier (ist) Wein

37 Ein so ein guter Wein en so (en) guete Wii (wie der do) däd ich it verkaufe – dringg en lieber selber! des isch en so (en) guete Wii, dass mon doch lieber selber dringgt! (exklamativ, expressiv) D ein Equat Equat CP DIVP Equat so C‘ a) wie b) dass Wo ist dann Platz für den 'unteren' IA ??? DIV‘ gut- NP DIV -er dieser hier (ist) man ihn selber trinkt ich erstaunt bin Wein

38 Das Adjektiv verbindet sich direkt mit dem Nomen qua Adjunktion.
 Unter-Gattungen von 'guten Weinen' Aber die Struktur mit Adj in DIV-Position liefert dieselbe Interpretation: Unter-Gattung von 'gutem Wein' wird etabliert durch Adj in DIV. so präsupponiert, dass es weitere Unter- Gattungen von guten Weinen gibt tatsächlich optional D ein Equat Equat CP DIVP Equat so C‘ wie dass DIV‘ NP DIV ein dieser hier (ist) man ihn selber trinkt ich erstaunt bin guter Wein

39 Ein Traum von einer Torte
Was für ein Buch/Bücher D ein Equat Equat NP DIVP Equat Ø Traum (von) Was (für) DIV‘ NP DIV einer ein Bücher Torte Buch

40 Zusammenfassung I Die von Borer (2005) vorgeschlagene funktionale Position DIV (Klassifikatoren) wurde verallgemeinert Unter-Gattung); hat aber prinzipiell empirische Bestätigung gefunden und dient (auch) als Input für die Equativstruktur Partitivität kann als eine Art ‚triviale‘ Unter-Gattung gesehen werden (Teilmenge), damit können alle ‚unerwarteten‘ Auftreten des IA in den Dialekten auf einer gemeinsamen Basis erklärt werden. Semantisch-lexikalische Unterschiede in der Merkmalsspezifikation einzelner funktionaler Lexeme können als der Ort für Mikrovariation festgemacht werden (def. Determinierer)

41 Zusammenfassung II Die DVS ist ein typisches Beispiel für "Explizitheit" im Dialekt/der gesprochenen Sprache Die genauere Analyse hat gezeigt, dass eine semantisch motivierte, fein-abgestufte funktionale Struktur sehr gut motiviert werden kann und eine hervorragende Basis für eine umfassenden Grammatiktheorie ist, die sowohl semantische als auch morpho-syntaktische Gegebenheiten im Detail berücksichtigen kann Semantisch-lexikalische Unterschiede in der Merkmalsspezifikation einzelner funktionaler Lexeme können als der Ort für Mikrovariation festgemacht werden (def. Determinierer) Optionalität – also Gleichwertigkeit bzgl. der Mächtigkeit ist in der natürlichen Sprache gegeben (Adj in DIV oder an NP adjungiert). Genau dies scheint auch der Ort zu sein, von dem aus sich Sprachen auseinanderentwickeln können  diachrone Perspektive Eine theoretisch informierte Vorgehensweise bei der dialektalen Datenerhebung ist essentiell

42 Ausgewählte Referenzen
Anderson,C. & M. Morzyicki ‘Degrees as Kinds’. To appear in Natural Language and Linguistic Theory. Bennis, Hans, Norbert Corver and Marcel den Dikken Predication in nominal phrases. Journal of Comparative Germanic Linguistics 1: 85–117. Borer, Hagit. 2005, Structuring Sense, Vol I. Oxford: Oxford. University Press Brandner, Ellen On the syntax of verb-initial exclamatives. Studia Linguistica 64 (1) S Cohen, Ariel On the generic use of indefinite singulars. Journal of Semantics, 18:3, Kallulli, Dalina, and Antonia Rothmayr The syntax and semantics of indefinite determiner doubling constructions in varieties of German. The Journal of Comparative Germanic Linguistics 11.95–136. Krifka, M., Pelletier, F., Carlson, G., ter Meulen, A., Chierchia, G., and Link, Genericity: an introduction. In Carlson & Pelletier, Meier, C The meaning of too, enough and so...that. Natural Language Semantics 11, 69–107.

43 Ausblick für Englisch:
so nice a girl *a so nice girl Englisch hat keine Adj-Flexion, dadurch ist die DIV-Position nicht ausreichend lizensiert und ein IA muss eingesetzt werden D (a) Equat Equat CP DIVP Equat so C‘ such that nice DIV‘ NP DIV a girl

44 Außerdem wurde überprüft: generische Verwendungsweise des indefiniten Artikels:
Ich mag en Wii lieber als/wie e Bier Akzeptanz: CH = 4,3% BW = 20% Ein Süßmost verträgt nicht jeder Akzeptanz: CH = 3,4% BW = 21% Obwohl mögen ein individual-level Prädikat ist, kann so ein Satz im Prinzip auch episodisch gelesen werden: In aller Regel/meistens/normalerweise mag ich ….  Test mit einem Satz, in dem nur die generische Lesart möglich ist: ÜA: Wasser kocht bei 100 Grad (FB3_3-3_trans_det_sem_determiner-with-mass-noun-subject) Resultat: 23,8 % haben überhaupt einen Artikel gesetzt (183 von 766); davon gab es 3 IAs (Informanten aus Ulm!) Konklusion: Bei der Verdopplung mit schwachen Quantoren realisiert der IA Partitivität (Teilmenge) und besetzt die DIV-Position Dieses Vorkommen gab es auch schon im MHD; in manchen Varietäten hat sich das erhalten, eventuell sogar ausgeweitet auf Sätze, in denen eigentlich der definite Artikel bzw. ein reines Nomen/Plural erwartet wird (generisch)

45 Austausch zwischen definitem und indefinitem Artikel bei generischen Lesarten:
Ich mag en Wii lieber als/wie e Bier Akzeptanz: CH = 4,3% BW = 20% Ein Süßmost verträgt nicht jeder Akzeptanz: CH = 3,4% BW = 21% Obwohl mögen ein individual-level Prädikat ist, kann so ein Satz im Prinzip auch episodisch gelesen werden: In aller Regel/meistens/normalerweise mag ich ….  Test mit einem Satz, in dem nur die generische Lesart möglich ist: ÜA: Wasser kocht bei 100 Grad (FB3_3-3_trans_det_sem_determiner-with-mass-noun-subject) Resultat: 23,8 % haben überhaupt einen Artikel gesetzt (183 von 766); davon gab es 3 IAs (Informanten aus Ulm!) Konklusion: Bei der Verdopplung mit schwachen Quantoren realisiert der IA Partitivität (Teilmenge) und besetzt die DIV-Position Dieses Vorkommen gab es auch schon im MHD; in manchen Varietäten hat sich das erhalten, eventuell sogar ausgeweitet auf Sätze, in denen eigentlich der definite Artikel bzw. ein reines Nomen/Plural erwartet wird (generisch)

46 Borer (2005): Nomen sind semantisch/lexikalisch nicht festgelegt bzgl
Borer (2005): Nomen sind semantisch/lexikalisch nicht festgelegt bzgl. der mass/count Unterscheidung (die Unterscheidung [± atomisch] ist enzyklopädisch und nicht in der Grammatik). DIV-position: [D [Num [ DIV [Nomen]]] die viele(n) Bücher Buch ein Buch  eine Instanz das Buch  def. Artikel ist diskursanaphorisch, übernimmt die Spezifikation des Antezedenz  keine overte Realisierung von DIV das Buch  generisch 'Überbleibsel' aus dem MHD: dâ legen uns an ein gras NL 1623,3, dô was ein snê gevallen GL 1196,4 (zitiert nach Paul et al :387), s. auch Presslich (2000) Es handelt sich um eine Teilmenge des gesamten Grases der Welt! Problem: Das ist aber wenig Wasser! *Das ist aber ein wenig Wasser! Problem: ein wenig ein Wasser vs. *ein viel ein Wasser much vs many

47 Zu c): Verdopplung bei Gradpartikeln
Sehr ist traditionell im Süddeutschen eher ungebräuchlich, dazu auch Merkle (1976), und wird häufig durch so ersetzt: Überprüfung in SynAlm Übersetzung Wenkersatz 29 "Unsere Berge sind nicht sehr hoch – eure sind viel höher" (FB1_6-1_trans_wenker29_syn_data) Resultat: sehr 29% (N= 287 von 986) so 26% (N= 261 von 986) die restlichen 45%: andere Varianten: arg, besonders, ziemlich,…auch teilweise einfach weggelassen So kann tatsächlich als Gradpartikel fungieren in diesen Varianten

48 Irreguläres Flexionsverhalten
Bei oblique markierten DPs (z.B. PPs) kann nur ein Determinierer die volle Flexion tragen: Vorgegebenes Beispiel aus der Staedele-Grammatik zum Bodenseealemannischen (Staedele 1927): Vun era so e sach sott ma halt au d‘finger ewegloo von einer so (einer) Sache sollte man halt auch die Finger weglassen


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