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Sozialgeographie: Räumliche Strukturen der Gesellschaft

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Präsentation zum Thema: "Sozialgeographie: Räumliche Strukturen der Gesellschaft"—  Präsentation transkript:

1 Sozialgeographie: Räumliche Strukturen der Gesellschaft
VO © Peter Weichhart 3 Std., 4 ECTS-Punkte Dienstag, 17:00 –18:00 HS 4C und Mittwoch, 12:00 – 14:00; Hs. 5A, Kapitel 29.01; 29.02; 29.05;  (B11-3.2) (B07-3.2) (L2-b2, L2-b3, L2-b-zLV) Modul 05/03 Fragestellungen und Erkennt- nisse der verhaltenswissen- schaftlichen Sozialgeographie II WS 2013/14 Sozgg05/03/01

2 Hypothesen der Mental-Map-Forschung I
Menschliche Vorstellungsbilder über die Realität sind subjektiv gefärbt, verzerrt, schematisiert, mit Zusätzen versehen und unvollständig. Sie entstehen im Zuge des Sozialisationsprozes- ses und der Enkulturation und werden im Rahmen einer aktiven Interaktion mit der Umwelt erworben. Sie sind nach subjektiven und kulturspezifischen Dimensionen der Welterfahrung strukturiert. Sozgg05/03/02

3 Hypothesen der Mental-Map-Forschung II
Mental Maps sind auf die lebensweltlichen Sinnzu- sammenhänge alltagspraktischer Erfahrung bezogen. Sie besitzen immer auch „räumliche“ oder auf „Räumlichkeit“ bezogene Elemente (Orientierungs- informationen, Hinweise auf Lagerelationen in der Ding- und Körperwelt). Entstehungsprozess: Umweltkognition (environmental cognition). Sozgg05/03/03

4 Cognitive Kartierung (Cognitive Mapping/Spatial Cognition)
Vorstellungsinhalte, die sich auf Lage- und Stand- ortattribute von lebensweltlichen Phänomenen be- ziehen. Das „Produkt“ des kognitiven Kartierens wird als „Mental Map“ bezeichnet. Sozgg05/03/04

5 Cognitive Mapping A process „...composed of a series of psycho-
logical transformations by which an individual acquires, codes, stores, recalls, and decodes information about the relative locations and attributes of phenomena in his everyday spatial environment...“ R. M. DOWNS und D. STEA, 1973, S (Hervorhebung P. W.) Sozgg05/03/05

6 Kognitives Kartieren „Kognitives Kartieren ist ein abstrakter Begriff,
welcher jene kognitiven oder geistigen Fähig- keiten umfasst, die es uns ermöglichen, In- formationen über die räumliche Umwelt zu sammeln, zu ordnen, zu speichern, abzuru- fen und zu verarbeiten. Diese Fähigkeiten än- dern sich mit dem Alter (oder der Entwicklung) und dem Gebrauch (oder Wissen).“ R. M. DOWNS und D. STEA, 1982, S. 23. Sozgg05/03/06

7 Ursachen für die „Verzerrungen“ von Mental Maps
unzureichende Information; Fehleinschätzung von Distanzen und Wegzeiten; Vorurteile, emotionale Bindung oder Ablehnung von Gebieten und Orten; Zweckbezug und Handlungskontext; etc. Mental Map: „...the mental image or construct, that people use to remember or anticipate activity in geographical space.“ (JAKLE, BRUNN & ROSEMAN, 1977, S. 305 Sozgg05/03/07

8 Die Welt in den Vorstellung von Ronald Reagan
Sozgg05/03/08

9 Die Entwicklung raumbezogener Kognition bei Kindern
J. PIAGET, 1929, The Child‘s Conception of the World; J. PIAGET und B. INHELDER, 1956, The Child‘s Conception of Space; G. T. MOORE und R. G. GOLLEDGE, Hrsg., 1976, Environmental Knowing. Sozgg05/03/09

10 Die Entwicklung raumbezogener Kognition bei Kindern
Raumbezogene Kognition entwickelt sich Hand in Hand mit der generellen kognitiv-intellektuellen Entwicklung des Kindes; Erarbeitung kognitiver „Schemata“, die als Modelle der räumlichen Struktur von Umwelt dienen; einfache Schemata in der frühen Kindheit werden im Entwicklungsverlauf durch komplexere ersetzt. Sozgg05/03/10

11 Die kognitive Entwicklung des Menschen I
Sensomotorische Phase: Geburt bis Ende des 2. Lebensjahres; Welterfah- rung über konkretes Handeln; Nahumgebung; egozentrischer Raumbegriff; Mutter als Bezugs- größe für Richtung und Distanz. Präoperationale Phase: Ende des 2. bis Ende des 7. Lebensjahres, Ent- wicklung eines topologischen Raumverständnis- ses. Sozgg05/03/11

12 Die kognitive Entwicklung des Menschen II
Konkret operationale Phase: 7. – 11. Lebensjahr; Erfassung von Raumvor- stellungen unabhängig vom eigenen Handeln; Formal operationale Phase: Kognitive Bewältigung von Raumabstraktionen, Koordinatensystem, relative Lage, etc. Sozgg05/03/12

13 Der Weg nach Hause Quelle: J. A. JAKLE, S. BRUNN
Und C. C. ROSEMAN, 1976, S. 77 Sozgg05/03/13

14 Die Entwicklung der räumlichen Kognition
Ontogenese, Phylogenese, Mikrogenese KONKRET ABSTRAKT EGOZEN- TRISMUS PERSPEK- TIVISMUS Kleinkind Vorschulalter Mittlere Kindheit Adoleszenz Intellektuelle Entwicklung Generelle Sensomotori- sche Phase Präoperationale Phase Konkret opera- tionale Phase Formal operatio- nale Phase Raum- Kon- zept s-m Raum p-o Raum k-o Raum f-o Raum Räuml. Bezie- hungen Topologischer Raum (Mutter-Kind- Dyade) Projektiver Raum Euklidischer/metrischer Raum Quelle: J. R. GOLD, 1980, Fig. 5.3., S. 69, verändert Sozgg05/03/14

15 Mikrogenese I Formale Ähnlichkeiten mit den Entwicklungsstufen
raumbezogener Kognition bei Kindern; selektives, egozentrisches Bild mit Betonung der Standorte eigener Aktivitäten; Entwicklung eines einfachen kognitiven „Raumge- rüstes“ aus Knoten, Kanten und Attributen; Orientierung über symbolische Repräsentationen von Ortsbeziehungen (Viertelsnamen, Gebäude- bezeichnungen; Navigation erfolgt primär nach topologischen Kriterien. Sozgg05/03/15

16 Mikrogenese II Wiedererkennen von Routen und baulichen Struk-
turen nach mehrmaliger Wahrnehmung, Erinne- rung an Richtungsänderungen und Lagerelationen, „Gefühl“ für Entfernungen; „Landmarken“ können immer besser als räumliche Bezugspunkte eingesetzt werden, die zum „Ein- klinken“ oder Vernetzen neuer räumlicher Informa- tionen nutzbar gemacht werden; zunehmende Verknüpfung der primär „linearen“ Informationen zu flächenhaften Strukturen. Bedeutung der „Legibility“ (Lesbarkeit) Sozgg05/03/16

17 „Navigation“, Richtungs- und Distanzwahrnehmung
Menschliche Orientierungssysteme sind (vor allem am Beginn von Lernprozessen) durch ein egozentrisches Referenzmodell gekennzeichnet; euklidische oder kompassähnliche Orientierungs- systeme sind keine notwendige Voraussetzung für eine korrekte Navigation; räumliche Distanzen sind kognitiv besser zu fas- sen als zeitliche Erstreckungen (Wegzeiten). Sozgg05/03/17

18 Das Raumsystem der Alfuren
lodaja lowau (dem Meer zu) lodi lokai Quelle: D. Reichert, 1996, S SozggI/05/03/18

19 Das Raumsystem der Alfuren
lowau lowau Quelle: D. Reichert, 1996, S ; E. HÖLZL, Österr. Mittelschulatlas Sozgg05/03/19

20 Empirische Befunde zur Distanzwahrnehmung I
Die Distanzwahrnehmung ist durch die Lage der Schätzstrecke zu zentralen Bezugspunkten der Aktionsräume beeinflusst (Wohnstandort – Stadt- zentrum); USA: Distanzen in Richtung CBD werden über- schätzt, stadtauswärts unterschätzt; Westeuropa: Distanzen in Richtung CBD werden unterschätzt, stadtauswärts überschätzt: „BRENNAN‘s Law“. Sozgg05/03/20

21 Empirische Befunde zur Distanzwahrnehmung II
Die Distanzwahrnehmung wird von der Attrakti- vität eines Stimulus beeinflusst; Hohe Attraktivität (bzw. Präferenz) führt zur Unter- schätzung der Distanz, niedrige Attraktivität zur Überschätzung; Die Genauigkeit der Distanzschätzung ist abhängig von der Vertrautheit mit der räumlichen Situation; Kognitive Distanzen ändern sich mit der Direktheit der Route; je größer die Zahl der Richtungsände- rungen und Knoten, desto eher wird sie überschätzt. Sozgg05/03/21

22 „Systematic Distortions in Urban Cognitive Maps“ (LLOYD/HEIVLY, 1987)
Fragestellung: Wird die Raumvorstellung von Stadt- bewohnern von der Lage ihres Wohnstandortes im Gefüge des Siedlungskörpers beeinflusst? These: Bewohner unterschiedlicher Stadtviertel (mit vergleichbaren soziodemographischen Attri- buten) entwickeln signifikant unterschiedliche kog- nitive Karten ihrer Stadt, weil sie ihre Raumvor- stellungen aus unterschiedlichen Perspektiven kartieren. Sozgg05/03/22

23 Systematic Distortions...
„... occure on aggregate cognitive maps when in- dividual mappers, who are using a normal process and complete information, consistently produce the same error.“ R. LLOYD und C. HEIVLY, 1987, S. 192 Ursachen systematischer Verzerrungen: coding heuristics rotation heuristic reference points Sozgg05/03/23

24 Coding Heuristics Bei der Aufnahme und Verarbeitung von Information
über die Umwelt werden sehr einfache Verfahren (Heuristiken) eingesetzt, die mit Notwendigkeit zu systematischen Verzerrungen führen. Beispiel: Die Winkel von Straßeneinmündungen werden in der Regel nicht „gespeichert“. Die Ko- dierung erfolgt vielmehr nach einem binären System von „rechts“ und „links“. Mögliche Folge (im Sinne einer systematischen Ver- zerrung): in der Mental Map wird ein rechtwinkeliges Straßensystem reproduziert. Sozgg05/03/24

25 Rotation Heuristic „Näherungsverfahren“, die generell bei der Speiche-
rung, Verarbeitung und Repräsentation visueller In- formationen eingesetzt werden. Neue visuelle Informationen werden in einen be- stehenden Bezugsrahmen (frame of reference) ein- gepasst und erforderlichenfalls durch Rotation an die Achsenstruktur des Bezugsrahmens angegli- chen. Wird vor allem dann eingesetzt, wenn eine Figur oder „Szene“ eine „natürliche Orientierung“ oder Achse aufweist. Sozgg05/03/25

26 Rotation Heuristic „When a figure has a natural orientation that does
not quite correspond to that of its frame of reference, conditions are ideal for invoking the rotation heu- ristic, that is, of convergence of the coordinates in- duced by the figure to the coordinates of the frame of reference.” B. TVERSKI, 1981, S. 415 Sozgg05/03/26

27 Reference Points „Geographers have been aware ... that distances
to near places tend to be overestimated and distan- ces to far places tend to be underestimated. The effect can be described as an expansion of space near a reference point so that distances to near places are exaggerated and distances to places far from the reference point are contracted.“ R. LLOYD und C. HEIVLY, 1987, S. 196, Hervorhebung P. W. Sozgg05/03/27

28 Untersuchungsgebiete und „Landmarks“
Quelle: R. LLOYD und C. HEIVLY, 1987 SozggI/05/03/28

29 Erhebungsmethodik A B (Referenzdistanz) C D E F Landmarken G H .......
X ? M Sozgg05/03/29

30 Mittlere Schätzfehler nach Unter-suchungs-gebieten
Quelle: R. LLOYD und C. HEIVLY, 1987, Fig. 2 Sozgg05/03/30

31 Kognitive und aktuelle Position der Landmarken aus der Sicht des Eastside-Samples
Quelle: R. LLOYD und C. HEIVLY, 1987, Fig. 5 Sozgg05/03/31

32 Kognitive und aktuelle Position der Landmarken aus der Sicht des Westside-Samples
Quelle: R. LLOYD und C. HEIVLY, 1987, Fig. 6 Sozgg05/03/32

33 Kognitive und aktuelle Position der Landmarken aus der Sicht des Downtown-Samples
Quelle: R. LLOYD und C. HEIVLY, 1987, Fig. 4 Sozgg05/03/33

34 Schlussfolgerungen I Die aggregierten Mental Maps der Bewohner eines
Stadtviertels werden signifikant durch die Position des Wohnstandortes im Gesamtgefüge des Sied- lungskörpers beeinflusst. Es existieren systematische Verzerrungen kollek- tiver Mental Maps, die für die Bewohner bestimmter Stadtteile erstaunlich homogen ausfallen. Die kognitiven Karten sind so strukturiert, dass die Hauptverkehrsverbindungen zwischen Wohnquartier und Zentrum an zentrale Bezugsgrößen der räum- lichen Orientierung angepasst werden. Sozgg05/03/34

35 Schlussfolgerungen II
Kurze Distanzen werden generell überschätzt. Dies gilt vor allem für jene Bereiche, die im Zen- trum der jeweiligen Aktionsräume stehen. Zentral gelegene Stadtteile werden mit geringe- ren Verzerrungen wahrgenommen als periphere Gebiete. Mittelpunkt für die „Rotationsheuristik“ der Ver- einfachung von städtischen Mental Maps ist das Stadtzentrum. Sozgg05/03/35

36 „The Image of the City“ K. LYNCH, 1960
Konzentration auf die visuellen Komponenten kog- nitiver Schemata der Stadt; Zentrales Konzept „Legibility“: Die „Leichtigkeit“, mit der Individuen die verschiedenen Elemente der Stadtgestalt zu einer kohärenten mentalen Repräsentation verschmelzen können. Untersuchungsgebiete: Boston, Los Angeles und Jersey City; Probanden waren Mittelschichtbewoh- ner, die über ihre Wahrnehmung des Stadtzen- trums befragt wurden. Sozgg05/03/36

37 Typologie visueller Elemente kognitiver Schemata der Stadt
Paths (Pfade oder Kanäle, entlang derer sich Menschen bewegen) Edges (Kanten oder Grenzen) Districts (Gebiete) Landmarks (Landmarken) Nodes (Knoten, strategische Orte der Stadt) Sozgg05/03/37

38 Mental Map von Boston Quelle: P. L. KNOX und S. MARSTON, 2001, S. 288
Sozgg05/03/38

39 Mental Map von Los Angeles
Quelle: K. LYNCH, 1968, S. 172 Sozgg05/03/39

40 „Middle West“ als „vernacular region“
Der Begriff „vernacular region“ kennzeichnet eine alltagsweltliche („volkstümliche“) Wahr- nehmungsregion. Beispiele: Innviertel, Salzkammergut, Wald- viertel, Allgäu, Ruhrgebiet, ... Sozgg05/03/40

41 The Middle West O K Quelle: J. R. SHORTRIDGE, 1985, Fig. 1
Sozgg05/03/41

42 Composite view of the Middle West
Symbol für das „länd- liche Amerika“ Based on cognitive maps drawn by college students from 32 states. Isolines indicate percentage of respondents who marked an area as part of the Middle West region. Quelle: J. R. SHORTRIDGE, 1985, Fig. 1 Sozgg05/03/42

43 Anpassung von Image und Realität
Der Ostteil der ursprünglich gemeinten Re- gion entspricht in seinen aktuellen sozio- ökonomischen Gegebenheiten nicht mehr den traditionellen Imagezuschreibungen des kleinstädtisch-ländlichen Amerika. Deshalb wird die Wahrnehmungsregion in Richtung auf jene Gebiete verlagert, wo noch eine gewisse Entsprechung zwischen Image und Realität besteht. Sozgg05/03/43

44 Untersuchungsgebiete in Salzburg
Lehen Parsch Nonntal Aigen SozggI/05/03/44

45 Lehen - ein stigmatisierter Stadtteil von Salzburg
Wie nehmen die Bewohner das eigene Quartier wahr, wie grenzen sie es ab? Sozgg05/03/45

46 Operationalisierung und Erhebungsdesign
„Gebundene graphische Erhebungstechnik“ Prüfung, ob die Probanden mit einem Stadtplan umgehen können Die Probanden werden gebeten, die ihrer Meinung nach gegebenen Grenzen des Stadtteils „Lehen“ in den Plan einzuzeichnen. Sozgg05/03/46

47 Analyseverfahren und Auswertung der Ergebnisse
Digitalisierung der individuellen Grenzlinien; Darstellung in einer Gesamtkarte; Auszählung der von den subjektiven Grenz- linien umschlossenen Rasterfelder. Sozgg05/03/47

48 Das „offizielle“ Lehen und die Sicht der Bewohner
„Mentale Okkupation“ von Teilen Lieferings Sozgg05/03/48

49 Nennungen pro Zählraster
in Prozent der möglichen Nen- nungen Ignaz-Harrer- Straße Sozgg05/03/49

50 Der Einfluss der Wohndauer auf das kognitive Raumkonzept „Lehen“
Quelle: P. WEICHHART, 1992 Sozgg05/03/50

51 Urteilsstereotype über Lehen
Salzburger Schüler: „Proletenviertel“, „Dreck“, „verrufen“, „brutal“, „unsicher“, „hohe Kriminalität“, „zu viele Leute“ Thomas BERNHARD: Lehen ist ... „... der tagtägliche fürchterliche Schönheits- fehler Salzburgs ... ein Schmutz- und Schand- fleck, dessen sich die ganze Stadt schämt...“ Quellen: R. OTAVNIK, 1987, T. BERNHARD, 1976 Sozgg05/03/51

52 Ursprünge der Urteilsstereotype
Gezielte Ansiedlungspolitik für die Unter- schicht; Massenwohnbauten, „Wohnsilos“; hohe Bebauungsdichte, hohe Wohndichte, soziale Segregation; hohe Verkehrsbelastung, Stadion. Lehen, ein „stigmatisierter Stadtteil“ Sozgg05/03/52

53 Index der sozialen Ranglage
Sozgg05/03/53

54 Hypothese: Die „Ausstülpung“ des kognitiven Raum-
konzepts von Lehen ist – wie das „West- wärtswandern“ des Mittelwestens – auf eine Anpassung an den zeit-räumlichen Wandel der sozialen Gegebenheiten zu- rückzuführen. Sozgg05/03/54

55 Das Raumkonzept von Lehen wird auf
Unterschichtquartier mit einem hohen Anteil der sozialen Grundschicht, schlechte Bausubstanz Das Raumkonzept von Lehen wird auf jenes Nachbargebiet ausgeweitet, in dem das Attribut der sozialen Minder-wertigkeit heute tatsächlich zutrifft. Medium der Dissonanzbewältigung für kollektive Raumwahrnehmung Sozgg05/03/55

56 Kognitive Dissonanzbewältigung durch „Grenzverschiebung“
Dieses Modell erklärt auch den Einfluss der Wohndauer auf das kognitive Raumkonzept von Lehen. „Neubürger“ orientieren sich stärker am öffent- lichen Image von Lehen. Für sie besteht daher ein dringender Bedarf für eine Dissonanzbe- wältigung. Sozgg05/03/56

57 Zwischenresümee I Fragen der raumbezogenen Kognition und Mental
Maps stellen ein ertragreiches Thema der Sozial- geographie dar. Das zentrale Konzept der „Mental Maps“ wird uneinheitlich und widersprüchlich verwendet: wertneutrales designatives Wissen über räumliche Strukturen; Algorithmen zur Lösung von Navigationsproblemen; Darstellung evaluativer Attribute räumlicher Strukturen. Sozgg05/03/57

58 Zwischenresümee II Mental Maps beziehen sich sowohl auf die singu-
lären Raumkonzepte einzelner Individuen als auch auf kollektive Raumvorstellungen. Kollektive Mental Maps: Gruppenspezifische Welt- bilder oder methodische Artefakte? Assoziative Kraft der Kartenmetapher: Entspricht die kognitive Struktur der menschlichen Raum- wahrnehmung tatsächlich den Ordnungsrelationen und Strukturprinzipien einer Karte (Symmetrie, Konnektivität, ...)? Sozgg05/03/58

59 Karten im Kopf? Quelle: R. M. DOWNS und D. STEA,
1982, Abb. 8.1, S. 347. Sozgg05/03/59

60 „Kognitive Mapping?“ „Terms like image, pictures in the head, and mental map have tended to become vague entities that do not correspond to psychological reality. Metaphors have heuristic value if they are not taken literally. It cannot be assumed that people walk about with pic- tureres in the head, or that people‘s spatial behavior is guided by picture-like images and mental maps that are like real maps...“ Y.-F. TUAN, 1975, S. 210 Quelle: D. STEA und R. M. DOWNS, 1970, S. 5. Sozgg05/03/60

61 Wichtige Kritikpunkte
Die Raumvorstellungen sind nicht in einem einzigen kognitiven Konstrukt („Einheitskarte“ integriert, sondern auf handlungsspezifische Teilkonstrukte verteilt. Raumbezogene Vorstellungsinhalte können eine ausgeprägte Asymmetrie aufweisen (BRENNAN‘s Law). Die Isolierung „räumlicher“ Aspekte der Umwelt- wahrnehmung entspricht nicht der lebensweltlichen Realität von Vorstellungsinhalten. Sozgg05/03/61

62 Ergebnisse der Hirnphysiologie
„Physiologischer Ort“ der Raumwahrnehmung ist ein spezifisches neuronales System im Hippo- campus (Wulst im Seitenventrikel des Gehirns). Patienten mit KORSAKOFF-Syndrom (zeitliche und räumliche Orientierungsprobleme) weisen neu- ronale Degradierungserscheinungen im Bereich des Hippocampus auf. Im Hippocampus werden kognitive Karten als neu- ronal fixierte Repräsentationen der räumlichen Um- welt gespeichert. Sozgg05/03/62

63 Drei Theorien der Raumwahrnehmung
„Radical Image Theory“: Raumbezogene Information wird generalisiert und vereinfacht; sie ist im Gedächt- nis als bildhafte Struktur verfügbar. Conceptual-Propositional Theory: Visuelle und räum- liche Informationen sind als Propositionen (Sätze, Behauptungen) gespeichert. Dual-Coding-Theory (A. PAIVIO): verbale und bild- hafte Informationen werden in einem verknüpften Gedächtnissystem parallel verarbeitet. Die DuaI-Coding-Theory ist gut kompatibel mit der Hippocampus-Theorie. Sozgg05/03/63


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