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Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten

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Präsentation zum Thema: "Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten"—  Präsentation transkript:

1 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Suizidalität: Foliensammlung für Fortbildungen verschiedener Zielgruppen Konzept: David Althaus / Rita Schäfer / Ulrich Hegerl Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München Die hier vorgestellte Fortbildung umfasst eine Dauer von rund 4 Stunden. Je nach Zielgruppe und Zeitkontingent sollte sie jeweils angepasst werden.

2 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Die Ausweitungspartner bundesweit Flensburg Rostock Lübeck Wilhelmshaven Hamburg-Harburg Ostfriesland Schwerin Gifhorn Berlin Bielefeld Magdeburg Eisenhüttenstadt Düsseldorf Göttingen Leipzig Bad Wildungen Bonn Dresden / Kreischa Aachen Schwalm-Eder-Kreis Gießen Wetteraukreis Wiesbaden Würzburg Bamberg rot: Ausweitungspartner blau: in Planung Mainz Groß-Gerau Ansbach Alzey Nürnberg Erlangen Cham Fürth Stuttgart Regensburg Ingolstadt Neckar-Alb Augsburg Göppingen Dillingen Wasserburg Bad Grönenbach Kempten

3 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Begriffsbestimmung Die hier vorgestellte Fortbildung umfasst eine Dauer von rund 4 Stunden. Je nach Zielgruppe und Zeitkontingent sollte sie jeweils angepasst werden.

4 Definition von Suizidalität
Unter Suizidalität verstehen wir das Potential aller seelischen Kräfte und Funktionen, das auf Selbstvernichtung tendiert (Haenel u. Pöldinger 1986) „Suizidalität ist die Summe aller Denk- und Verhaltensweisen von Menschen oder Gruppen von Menschen, die in Gedanken durch aktives Handeln, Handeln lassen oder passives Unterlassen den eigenen Tod anstreben bzw. als mögliches Ergebnis einer Handlung in Kauf nehmen.“ (Wolfersdorf, 2000) Nach Wolfersdorf ist dabei „Bewusstheit“ ein wesentlicher Faktor

5 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Ist Suizidalität immer krank? Suizidalität per se ist keine Krankheit Auch viele ( psychisch „gesunde“) Menschen erleben im Laufe des Lebens Situationen, in denen sie sich mit der Möglichkeit des eigenen Todes beschäftigen und den eigenen Tod als Möglichkeit bedenken Ein großer Teil berichtet in diesem Zusammenhang über passive Todeswünsche und Suizidgedanken Diese Auseinandersetzung kann Teil eines Trauerprozesses sein und ist oft ein vorübergehender Zustand Meist geht davon keine akute Gefahr eines Suizids aus. Risiko steigt erheblich, wenn Vorstellungen sehr drängend werden und konkrete Pläne gemacht werden Aber: bei Verdacht sollte Suizidalität immer genau exploriert werden

6 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Epidemiologie Die hier vorgestellte Fortbildung umfasst eine Dauer von rund 4 Stunden. Je nach Zielgruppe und Zeitkontingent sollte sie jeweils angepasst werden.

7 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Todesursachen im Vergleich: 2001 Suizid 11000 Drogen 1835 Verkehr 7100 Mord 914 Obwohl mehr Menschen durch Suizid versterben als durch Drogen, Verkehr, Mord und Aids zusammen, wird die Suizidprävention gesundheitspolitisch bisher eher stiefmütterlich behandelt. Mit dem Kompetenznetz „Depression, Suizidalität“ wurde erstmals in der Bundesrepublik ein großes Forschungsprojekt von staatlicher Seite ins Leben gerufen, das sich diesem wichtigen Bereich widmet. Aids 900 2000 4000 6000 8000 10000 12000 (Daten des Bundesamtes für Statistik und BMI)

8 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Suizide in Deutschland 2002 900 800 Männlich Weiblich 700 600 Anzahl der Suizide 500 400 300 200 100 1-5 5-10 10-15 15-20 20-25 25-30 30-35 35-40 40-45 45-50 50-55 55-60 60-65 65-70 70-75 75-80 80-85 85-90 90 Jahre + (Daten des Bundesamtes für Statistik)

9 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Anzahl Suizide Männer in Deutschland 2002 762 Tsd. 38 jährige 900 800 601 Tsd. 62 jährige Männlich 700 600 375 Tsd. 0 jährige Anzahl der Suizide 500 400 32 Tsd. 90 jährige 300 200 100 1-5 5-10 10-15 15-20 20-25 25-30 30-35 35-40 40-45 45-50 50-55 55-60 60-65 65-70 70-75 75-80 80-85 85-90 90 Jahre + (Daten des Bundesamtes für Statistik)

10 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Anzahl Suizide Frauen in Deutschland 2002 716 Tsd. 38 jährige 900 623 Tsd. 62 jährige 800 Weiblich 700 600 355 Tsd. 0 jährige Anzahl der Suizide 500 400 300 112 Tsd. 90 jährige 200 100 1-5 5-10 10-15 15-20 20-25 25-30 30-35 35-40 40-45 45-50 50-55 55-60 60-65 65-70 70-75 75-80 80-85 85-90 90 Jahre + (Daten des Bundesamtes für Statistik)

11 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Suizidraten in Deutschland 2002 120 100 Männlich Weiblich 80 60 Anzahl der Suizide pro 40 20 Das Risiko, durch einen Suizid zu versterben, ist für Männer rund dreimal so hoch wie für Frauen. Vor allem mit dem Alter steigt die Gefahr einer Selbsttötung deutlich an. Suizide bei Kindern sind dagegen sehr selten. Erst ab dem 14. Lebensjahr nehmen Selbsttötungen deutlich zu. In Deutschland ist es in den letzten 20 Jahren zu einem kontinuierlichen Rückgang der Suizidraten gekommen von rund 20 Suiziden/Jahr/ Menschen auf 15 Suizide. Die Ursachen hierfür sind nicht geklärt. Ein möglicher Grund könnte eine bessere medikamentöse und therapeutische Versorgung psychisch kranker Menschen sein, die die Hauptrisikogruppe für Suizid bilden. Suizidversuche sind rund 10 mal häufiger als Suizide. Hauptrisikogruppe sind hierbei vor allem junge Frauen. 1-5 5-10 10-15 15-20 20-25 25-30 30-35 35-40 40-45 45-50 50-55 55-60 60-65 65-70 70-75 75-80 80-85 85-90 90 Jahre + (Daten des Bundesamtes für Statistik)

12 Suizidraten je 100.000 Personen in den Alten und Neuen Ländern
5 10 15 20 25 30 35 40 45 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 männlich West weiblich West männlich Ost weiblich Ost Anzahl der Suizide pro

13 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Kindersuizide in Deutschland (unter 15 Jahre) 160 140 120 100 Anzahl der Suizide 80 60 40 Diese und die folgenden Folien zeigen, dass die Suizide von Kindern und Jugendlichen in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren insgesamt rückläufig sind. Jährlich Fluktuationen nach oben und unten sind „normal“ und sollten nicht überinterpretiert werden. In anderen Ländern (z.B. GB) gibt es teilweise andere Entwicklungen und entsprechende Meldungen („Suizide bei Jugendlichen nehmen zu“) werden dann schnell von Medien aufgegriffen und pauschalisiert. In unseren Augen ist das wenig hilfreich und trägt nicht dazu bei, dass suizidalen Jugendlichen professioneller geholfen wird. 20 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 0-10 Jahre 10-15 Jahre

14 Suizide je 100.000 in der Altersgruppe der 10-15 Jährigen
1 2 3 4 5 6 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Jungen West Mädchen West Jungen Ost Mädchen Ost Anzahl der Suizide pro

15 Suizide in der Altersgruppe der 15-20 Jährigen
100 200 300 400 500 600 Anzahl der Suizide Jungen Mädchen 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002

16 Suizidraten der 15-20 Jährigen in den Alten und Neuen Ländern
18 16 14 12 10 Anzahl der Suizide pro 8 6 4 2 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Jungen West Mädchen West Jungen Ost Mädchen Ost

17 Suizidraten der 20-25 Jährigen in den Alten und Neuen Ländern
5 10 15 20 25 30 35 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Anzahl der Suizide pro Jungen West Mädchen West Jungen Ost Mädchen Ost

18 Suizide in der Altersgruppe der 80-85 Jährigen
100 200 300 400 500 600 700 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 männlich weiblich Anzahl der Suizide

19 Suizidraten der 80-85 Jährigen in den Alten und Neuen Ländern
50 100 150 200 250 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Männer West Frauen West Männer Ost Frauen Ost Anzahl der Suizide pro

20 Suizidmethoden in Deutschland (1980-1997)
1 000 2 000 3 000 4 000 5 000 6 000 7 000 8 000 9 000 10 000 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 Hausgas Erhängen Sprung Vergiftungen Erschießen Anzahl der Suizide

21 Suizide durch Vergiftungen mit Hausgas (1980-1997) in Deutschland
200 400 600 800 1 000 1 200 1 400 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 Anzahl der Suizide

22 Arbeitslosigkeit und Suizidalität in den neuen Bundesländern
1980 1982 1984 1986 1988 1981 1983 1985 1987 1989 1990 1992 1994 1996 1998 1991 1993 1995 1997 1999 2002 2001 2003 2000 Suizide Arbeitslosigkeit 1000 3000 4000 5000 6000 5 10 15 20 25 Anzahl der jährlichen Suizide Arbeitslosenquote in %

23 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Ärztlich erfasste Suizidversuchsraten (ab 18 Jahre) in Nürnberg (Dunkelziffer 30-50%) 250 200 Männer Frauen 150 Anzahl der Suizidversuche je 100 50 Suizidalen Handlungen können verschiedene Motive zugrunde liegen. Nicht immer steht der definitive Todeswunsch im Zentrum der Intention, sondern auch interaktionelle Aspekte spielen eine wichtige Rolle („Appellativer Suizidversuch“). Dies gilt insbesondere für suizidale Handlungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Während die Suizidraten in dieser Altersgruppe vor allem bei Mädchen und Frauen sehr niedrig sind, finden wir hier die mit Abstand meisten Suizidversuche. In aller Regel handelt es sich dabei um nicht-lebensgefährliche Intoxikationen (z. B. mit Psychopharmaka). Durchschnittlich endet nur jede 50. suizidale Handlung der 15-20jährigen Mädchen tödlich. Dies bedeutet nicht, dass Suizidalität im Jugendalter ungefährlich wäre. Suiziddrohungen-, Ankündigungen oder suizidale Handlungen sollten stets ernst genommen werden. Allerdings zeigen sich - nicht zuletzt in Abhängigkeit des Alters und der spezifischen Lebenssituation - sehr unterschiedliche Ursachenkonstellationen, die später bei der weiteren Behandlung zu berücksichtigen sind. >80 18-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70-79 Mädchen von Jahren beginnen am häufigsten suizidale Handlungen. Die Letalität ist dabei jedoch sehr niedrig

24 Relation von Suiziden zu Suizidversuchen in verschiedene Altersgruppen (Nürnberg 2000-2001)
700 600 47 500 400 Fallzahl 54 300 527 200 298 74 100 117 <39 Jahre 40-59 Jahre >60 Jahre Suizidversuche Suizide bei Mädchen unter 20 J. führt nur jede 50. suizidale Handl. zum Tod bei Männern über 80 J. enden 7 von 10 „Suizidversuche“ tödlich

25 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Häufigkeit & Letalität verschiedener Methoden 1,7% Sturz aus Höhe Erhängen /Erdrosseln Erschießen 5 Methoden stehen für 76% aller Suizide! Ertrinken Überrollen lassen Erschießen 6,8% 0,7% 7,1% 43,5% 54,2% 60,0% 63,5% 84,2% Letalität 8,6% Erhängen /Erdrosseln 0,9% Ertrinken 2,1% Überrollen lassen 7,6% Sturz aus Höhe 16,4% sonstige Medikamente Mit Hilfe dieser Folie soll zwischen verschiedenen Suizidmethoden differenziert werden. Die bei suizidalen Handlungen sehr häufig verwendeten Methoden sind meist nicht tödlich. Besonders tödliche Methoden sind von daher von weniger tödlichen zu unterscheiden. In Bezug auf Prävention hat dies Relevanz, weil das Vorhandensein einer geeigneten Methode ein wichtiger Risikofaktor ist. Wenn beispielsweise eine Person Zugang zu einer Schusswaffe hat, so erhöht dies das Suizidrisiko deutlich. 14,5% Stiche / Schnitte 39,5% Überdosis Psychoph. 0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0% 80,0% 90,0% Anteil an suizidalen Handlungen in Nürnberg 2001 (Suizide + Suizidversuche)

26 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Ursachen und Risikofaktoren Die hier vorgestellte Fortbildung umfasst eine Dauer von rund 4 Stunden. Je nach Zielgruppe und Zeitkontingent sollte sie jeweils angepasst werden.

27 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Ursachen von Suizidalität soziale und biologische Ursachen: Transgenerationale familiäre Häufung Genetische Disposition Veränderungen der Impulskontrolle / neuronale Veränderungen? psychische Erkrankungen kulturelle und religiöse Einflüsse Auslösesituationen Krisensituationen (Zuspitzung durch Situationen, für deren Bewältigung nicht ausreichend Ressourcen zu Verfügung stehen) Wichtig ist die Verdeutlichung, dass eine kritische Situation oder Krise allein keine ausreichende Bedingung für einen Suizid ist. Es ist vielmehr das Zusammentreffen von Situation und Disposition welches eine besondere Gefahr bergen kann. Der genetische Faktor von Suizid wird von Laien häufig überschätzt. Zwillings- und Adoptionsstudien legen einen nur kleinen bis moderaten Zusammenhang nahe. Menschen, die sich das Leben nehmen, tun dies im Allgemeinen unter schwerstem Leidensdruck und bei subjektiv erlebtem Verlust jeglicher Wahlmöglichkeiten. Die Vorstellung eine Freitods oder eines Bilanzsuizids auf der Basis rationaler Entscheidung ist in den meisten Fällen unhaltbar.

28 Die Motive suizidaler Handlungen
Nur ein Teil der Menschen, die suizidale Handlungen durchführen, suchen primär den Tod. Es können bei suizidalen Handlungen unterschiedliche psychologische Motive vorliegen. Einteilung nach Feuerlein (1971): suizidale Pause: Unterbrechung einer unerträglichen Situation suizidale Geste: Wirkung auf andere Menschen im Vordergrund, appellativer Aspekt suizidale Handlungen im engeren Sinn: Todeswunsch vorherrschend Eine eindeutige Unterscheidung nicht immer möglich im Einzelfall können verschiedene Intentionen gleichzeitig bestehen, wobei meist eines dominant ist

29 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Depression und Suizidalität bis zu 15 % mit schwerer Depression versterben durch Suizid ca. 25 % weisen einen Suizidversuch auf ca. 70 % haben Suizidgedanken 90 % der Suizidenten litten unter psychiatrischen Erkrankungen, am häufigsten Depression (40-70 %) Wenn eine Depression vorliegt, dann sollte die Suizidalität immer aktiv exploriert werden! Depression und Suizidalität sind zwei sich überlappende Phänomene. Studien zeigen, dass fast die Hälfte späterer Suizidenten in den vier Wochen vor dem Suizid noch in hausärztlicher Behandlung war (meist ohne dass es dabei zur Thematisierung der Suizidalität gekommen wäre).

30 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Akute Suizidalität: Risikogruppen für Suizid: ältere Männer für Suizidversuch: junge Frauen (14-24 Jahre) Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen (Depression Suchterkrankungen, Psychosen) akute krisenhafte Ereignisse (z.B. Arbeitslosigkeit, Schulden, Scheidung, Inhaftierung, Verlusterlebnisse, Traumatisierung) Mangelnde Unterstützung durch Angehörige oder Freunde. Keine Einbindung in feste Strukturen, soziale Isolierung Zeit nach der Entlassung aus stationär psychiatrischer Behandlung Chronische körperliche Erkrankungen Suizidversuche in der Vorgeschichte oder in der Familiegeschichte Hohe narzisstische Kränkbarkeit starke Verleugnungstendenz und mangelndes Hilfesuchverhalten („mir geht es gut; ich brauche keine Hilfe..“)

31 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Indikatoren für akute Suizidgefahr Drängende Suizidgedanken Große Hoffnungslosigkeit und starke Schuldgefühle Starker Handlungsdruck („ich halte das nicht länger aus!“) Massive narzistische Kränkung starke Impulsivität (erhöhte Gefahr bei Drogen- oder Alkoholkonsum) Zunehmender sozialer Rückzug Verabschiedung von Menschen, Verschenken von Wertgegenständen Regelung letzter Dinge (Testament, Versicherungen, Papiere) Offene und verdeckte Ankündigung von Suizid („es wird aufhören, so oder so...“) Patient reagiert gereizt, aggressiv oder ist agitiert Konkrete Suizidpläne oder Vorbereitung suizidaler Handlungen

32 Das Präsuizidale Syndrom
Nach Ringel (1953) beinhaltet das Präsuizidale Syndrom als zentrales Merkmal die „Einengung“ der Person. Vereinfachend: Der Betroffene sieht seine Situation hoffnungslos; er erkennt keinerlei Wahlmöglichkeiten oder Alternativen. Seine Gefühle reduzieren sich auf Depression und Angst Sein Blick ist zunehmend „tunnelartig“ auf den Suizid als einzigen Ausweg fokussiert.

33 Protektive Faktoren bei Suizidalität
Familiäres / Soziales Umfeld: Familie, Kinder, Partner, Freunde Medizinische / psychologische Versorgung: Arzt, Medikamente,Therapeut Arbeit & finanzielle Absicherung Tagesstruktur Angebot vor Ort / Krisendienst etc.

34 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Die eigenen Erfahrungen zum Thema Suizid Die hier vorgestellte Fortbildung umfasst eine Dauer von rund 4 Stunden. Je nach Zielgruppe und Zeitkontingent sollte sie jeweils angepasst werden.

35 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Die eigenen Erfahrungen mit Suizidalität 10 Min Austausch zu zweit: Wo und wie ist Ihnen Suizidalität begegnet (beruflich oder privat)? Was waren die beteiligten Gedanken und Gefühle? Wie haben Sie damals reagiert? Wie beurteilen Sie rückblickend die Situation? Bis hier war der Teil über Suizid recht „fachlich und distanziert“. Wir haben uns auf einer emotionsarmen Ebene genähert. Nun wenden wir uns mit dieser einfachen Übung dem Erleben des Einzelnen zu. Der Effekt ist in der Regel sehr stark. Das vertrauliche Sprechen über die eigenen Erfahrungen mit Suizid ruft damit verbundene unangenehme Bilder und Gefühle wie Unsicherheit, Hilflosigkeit, Trauer und Wut in Erinnerung. Die Stimmung in der Gruppe hat sich nach dieser Übung verändert. Eine anschließende kurze Auswertung im Plenum ist sinnvoll.

36 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Verschiedene Ansätze in der Suizidprävention und deren Wirksamkeit Die hier vorgestellte Fortbildung umfasst eine Dauer von rund 4 Stunden. Je nach Zielgruppe und Zeitkontingent sollte sie jeweils angepasst werden.

37 Allgemeinbevölkerung bezogene Strategien
SUIZIDPRÄVENTION Kriseninterventions-Zentren, Telephon-Seelsorge, etc. Programme an Schulen u. Jugendzentren Erschwerter Zugang zu Mitteln Aufklärung der Allgemein-Bevölkerung Berichterstat-tung in Presse und Medien Fortbildung niedergel. Allgemein-mediziner Verbesserung sozialer Lebensbedingungen z.B. Arbeitslosigkeit Regulierte Ausgabe von Medikamenten Hausgasentgiftung Verschärfung der Waffengesetzte Entgiftung von Autoabgasen Einzäunung ge-fährlicher Orte Erschwerter Zugang zu Drogen Erstellung eines Medienguide Entstigmatisierung Enttabuisierung von Affekt. Störungen Auf die Allgemeinbevölkerung bezogene Strategien Drogenabhängige Strafgefangene Versorgungsoptimierung depressiver Patienten mit Antidepressiva und Lithiumprohylaxe Borderline PS Schizophrenie Aus Psychiatrie entlassene Patienten Pat. nach Suizidversuch Stationäre psych. Patienten Ältere sozial isolierte Menschen Auf Hochrisikogruppen fokussierende Strategien

38 Methodische Probleme bei der Evaluation von Suizidprävention
Wenig Wissen, was wirksam ist und was nicht kleine Stichprobengrößen kaum experimentelles Vorgehen aus ethischen Gründen Mangelnde Kontrolle und Randomisierung zweifelhafte Erfolgskriterien und geringe Übertragbarkeit der Ergebnisse Keine einzelne Methode allein kann das Problem „Suizidprävention“ lösen.

39 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Die Diagnose des aktuellen Suizidrisikos Die hier vorgestellte Fortbildung umfasst eine Dauer von rund 4 Stunden. Je nach Zielgruppe und Zeitkontingent sollte sie jeweils angepasst werden.

40 Skalen zur Erfassung des Suizidrisikos
Fragen im BDI oder HAM-D Beck-Hopelessness-Scale (20 items) SAD (Sad person scale for assessing suicide; 10 items) Problem: Erkennen von Suizidalität stützt sich auf Kooperationsbereitschaft des Betroffenen Skalen sind in der konkreten Akutsituation kaum anwendbar Viele falsch-positive Ergebnisse Kann das diagnostische Gespräch nicht ersetzen

41 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Thematisierung von Suizidalität: Die Thematisierung von Suizidalität ist für Betroffene meist eine Entlastung, wenn: das Gegenüber ganz auf den Einzelnen eingehen kann ein vertrauliches Gespräch unter vier Augen stattfindet das Gegenüber keine Angst vor dem Thema hat der Klient seine Gefühle zeigen darf bei Bedarf konkrete Hilfe vermittelt wird Aber: Vorsicht vor Thematisierung von Suizid im Klassenverband oder z.B. im Konfirmationsunterricht: auch bei gut gemeinter Vermittlung sind Folgen schwer einschätzbar weil kein Nachfragen beim Einzelnen möglich ist bei manchen „gefährdeten“ Jugendlichen kann dadurch ein „Imitationseffekt“ ausgelöst werden (Werther-Effekt) günstiger: Frage thematisieren, welche Hilfsangebote es gibt, wenn Jugendliche in einer Krise sind (siehe Infopaket für Lehrer: „Keinen Plan mehr? Wer hilft Dir, wenn Du nicht mehr weiter weißt?“)

42 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Die verschiedenen Stadien von Suizidalität Mäßige Hohe Suizidgefahr Suizidgefahr Suizidgedanken Suizidideen Suizidpläne Vorbereitungen Anzahl betroffener Menschen Die Unterteilung in Erwägungsphase, Ambivalenzphase und Entschlussphase stammt von Pöldinger. Diese Folie soll helfen, zwischen verschiedenen Formen der Akuität von Suizidalität zu unterscheiden. Die Gefährdung der einzelnen fluktuiert zu verschiedenen Zeitpunkten stark. Für die Prävention ist vor allem die Phase der Erwägung und der Ambivalenz von Bedeutung. In der Entschlussphase wird keine Hilfe mehr gesucht; kommt es zu einer suizidalen Handlung, dann geschieht dies meist innerhalb von 6-12 Stunden nach dem definitiven Entschluss; damit sind hier Interventionsmöglichkeiten stark eingeschränkt. Wichtig: Nicht jeder Suizident durchläuft zwangsläufig all diese Phasen. Oft kann auch sehr plötzlich eine hohe Suizidgefahr eintreten, ohne dass zuvor über einen längeren Zeitraum die anderen Phasen durchlaufen wurden. Suizidale Handlungen Passive Todeswünsche Erwägung Ambivalenz Entschluss

43 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Abklärung von Suizidalität: Kernfragen vom Allgemeinen zum Konkreten: passiver Todeswunsch? abstrakte Suizidgedanken? konkrete Suizidideen? aktive Planung? Vorbereitungen? Suizidankündigungen? frühere Suizidversuche Seelsorger haben oft eine große Scheu, die Suizidalität direkt zu thematisieren. Machen Sie daher in einem kurzen Beispiel deutlich, wie eine Thematisierung konkret aussehen könnte und scheuen Sie sich dabei nicht, sehr konkret zu werden. Die nächste Folie gibt dabei Formulierungshilfen, mit welchen Worten ein derartiges Gespräch geführt werden könnte. Für eine Bewertung entscheidend: Wie hoch ist der akute Handlungsdruck einzuschätzen?

44 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Abklärung von Suizidalität: Formulierungshilfen „Gibt es in ihrer derzeitigen schwierigen Situation auch Gedanken an den Tod?“ „Was genau meinen Sie damit, dass Todsein besser wäre?“ „Denken Sie dabei auch an Suizid?“ „An was denken Sie genau, wenn Sie sagen, sie könnten sich umbringen?“ „Haben Sie sich die ... (z.B. Medikamente) schon besorgt?“ „Wie oft und wie lange kommen die Gedanken an Suizid?“ „Haben Sie darüber schon mit jemandem gesprochen?“ „Haben Sie schon einmal versucht sich das Leben zu nehmen?“ „Gibt es denn auch Dinge, die Sie noch am Leben halten?“ Demonstration vor dem Plenum (Rollenspiel)

45 Thematisierung von Suizidalität:
Aber: Vorsicht vor Thematisierung von Suizid im Klassenverband oder z.B. im Konfirmationsunterricht: auch bei gut gemeinter Vermittlung sind Folgen schwer einschätzbar weil kein Nachfragen beim Einzelnen möglich ist bei manchen „gefährdeten“ Jugendlichen kann dadurch ein „Imitationseffekt“ ausgelöst werden (Werther-Effekt) günstiger: Frage thematisieren, welche Hilfsangebote es gibt, wenn Jugendliche in einer Krise sind (siehe Infopaket für Lehrer: „Keinen Plan mehr? Wer hilft Dir, wenn Du nicht mehr weiter weißt?“)

46 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Beispiel: Gespräch mit Betroffenem Auswertung der exemplarischen Demonstration eines Gesprächs zwischen Betroffenem und Helfer. Beobachtungen aus dem Plenum: Wahrnehmung und Einordnung eigener Gefühle. Was hat der Helfer gut gemacht, was sehen Sie kritisch? Wie schätzen Sie akute Suizidalität ein?

47 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Fallbeispiel für Rollenspiel / Demonstration (beliebig für männl. oder weibl. Person) Herr X hat von sich aus um einen Gesprächstermin gebeten. Was spontan berichtet wird: Er ist Anfang 40, wirkt extrem niedergeschlagen und berichtet, dass es ihm in letzter Zeit immer schlechter gehe. Er wisse gar nicht, was er tun solle, seine Frau habe sich von ihm getrennt und sei mit den beiden gemeinsamen Kindern (2J.; 4J.) ausgezogen. Er halte diese Trennung nicht aus. Alles erscheine ihm so hoffnungslos. Er fühle sich manchmal so verzweifelt und einsam, dass er abends öfters zur „Flasche greife“, um das „irgendwie runterzuspülen“. Er sei bisher nie in psychiatrischer Behandlung gewesen. Die Freundschaften seien mit den Beziehungsproblemen in die Brüche gegangen. Er schleppe sich nur noch in die Arbeit (Beamter). Er wisse in seiner Verzweifelung einfach nicht mehr, was tun, aber er merke, dass er die Situation immer weniger ertrage. Was nicht spontan berichtet wird: Er erzählt von selbst nichts über seine Suizidideen; tatsächlich denkt er immer häufiger daran, sich das Leben zu nehmen. Er hat aber noch keinen konkreten Plan. Er hat bereits mehrere Abschiedsbriefe an die Frau verfasst, ohne sie je abzuschicken. Er steht unter starkem Handlungsdruck. Hier können Sie selbstverständlich auch andere Beispiele verwenden. Es hat sich bewährt, dass der Referent die Rolle des Suizidenten übernimmt und ein Teilnehmer die Rolle des Helfers. Damit sind die Teilnehmer in Ihrer natürlichen Rolle und das Rollenspiel wird authentischer. Ziel der Übung besteht darin auf der Basis einer wertschätzenden, akzeptierenden Haltung sehr genau den Grad aktueller Suizidalität herauszuarbeiten. Der Helfer soll: 1) Zuhören 2) Aushalten 3) Nachfragen Vorsicht vor vorschnellen Interventionen! Der Berater soll keine voreiligen Lösungen anbieten. In diesem Rollenspiel besteht seine Hilfe aus Zuhören und eventuell Weitervermitteln. Läuft ein Rollenspiel schlecht, dann schnell abbrechen oder unterbrechen, klären und neu beginnen bzw. fortsetzen.

48 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Umgang mit Suizidalität Die hier vorgestellte Fortbildung umfasst eine Dauer von rund 4 Stunden. Je nach Zielgruppe und Zeitkontingent sollte sie jeweils angepasst werden.

49 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Umgang mit Suizidalität Viel Zeit nehmen (eventuell Folgetermine absagen) Geduldiges Zuhören und Erfassung der Auslöser Keine vorschnellen Beschwichtigungen! Akzeptieren der Suizidalität als Ausdruck einer Krise Ermutigung zum Ausdruck eigener Gefühle Ausdruck stellvertretender Hoffnung Erfassung vorhandener Ressourcen Angehörige einbeziehen Antisuizidpakt schließen Krisenplan besprechen Bei Agitation und Angst: Sedierung (Benzodiazepine) Kurzfristige Wiedereinbestellung Bei Bedarf: Stationäre Einweisung in Klinik Die Therapie der Suizidalität kann weder Aufgabe eines Hausarztes noch eines Beraters oder Seelsorgers sein; hier sollte immer eine zeitnahe Überweisung an einen Spezialisten stattfinden. Die Hauptaufgabe des Hausarztes oder Pfarrers bei der Thematik „Suizidalität“ besteht also vor allem darin, eine mögliche Gefahr rechtzeitig zu erkennen und den Patienten an geeignete Stellen weiterzuleiten.

50 Beispiel für Non-Suizidvertrag
zwischen und  Ich, werde bis zur nächsten Sitzung (am ) am Leben bleiben und mein Leben auch nicht unabsichtlich in Gefahr bringen, egal, was passiert und egal, wie ich mich fühle. Ich werde bis dahin alle Möglichkeiten nutzen, die mir dabei helfen, dieses Versprechen zu halten. Im Falle einer akuten Verschlechterung werde ich mich sofort an wenden. Sollte kurzfristig nicht verfügbar sein, so werde ich mich an das diensthabende Pflegepersonal wenden, mit der Bitte um Unterstützung.“ Datum Unterschrift Patient Unterschrift Therapeut

51 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Vorgehen bei akuter Suizidalität Zeitgewinn. Suizidalität in der Regel kein Dauerzustand. Akute suizidale Krise kann in relativ kurzer Zeit wieder abklingen. Kann eine suizidale Handlung verzögert werden, so erhöhen sich deutlich die Chancen, dass der Mensch überlebt. Einfühlsam Zuhören. (keine Lösungsvorschläge unterbreiten, geduldiges und verständnisvolles Zuhören reicht) zusätzlich Hilfe hinzuzuziehen. Gibt es (oder gab es) einen behandelnden Psychiater. Besteht ein Vertrauensverhältnis zum Hausarzt? Welche Beratungsstellen gibt es vor Ort? Wo ist die nächste psychiatrische Klinik oder Notfallambulanz? Gegebenenfalls zu Arzt oder in Notfallambulanz begleiten

52 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Thematisierung von Suizidalität im Schulunterricht Die hier vorgestellte Fortbildung umfasst eine Dauer von rund 4 Stunden. Je nach Zielgruppe und Zeitkontingent sollte sie jeweils angepasst werden.

53 Thematisierung von Suizidalität im Schulunterricht
Vorsicht vor Thematisierung von Suizid im Klassenverband! Thematisierung sollte nur durch geschulte Person stattfinden (z.B. durch Mitarbeiter von AK-Leben; auch bei gut gemeinter Vermittlung sind Folgen schwer einschätzbar weil kein Nachfragen beim Einzelnen möglich ist bei manchen „gefährdeten“ Jugendlichen kann dadurch ein „Imitationseffekt“ ausgelöst werden (Werther-Effekt) günstiger: Frage thematisieren, welche Hilfsangebote es gibt, wenn Jugendliche in einer Krise sind (siehe Infopaket für Lehrer: „Keinen Plan mehr? Wer hilft Dir wenn Du nicht mehr weiter weißt“ unter

54 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Wenn eine Klasse eine suizidale Handlung mitbekommt: Möglichkeiten der Thematisierung des Suizids Es sollte vermieden werden: den Suizidale Handlungen als unverständlich, geheimnis-umwoben darzustellen und somit erst interessant zu machen. („Wo er doch alles hatte, was das Leben so zu bieten hat.“) romantisierende Motive bzw. Ziele zu unterstellen. („Ewig vereint sein“; „Er war zu gut, zu sensibel für diese Welt.“) zu schlichte und einfache Gründe anzubieten. („Die Mutter hat Schuld“; „Selbstmord wegen Übergewicht“) die Haltung und Handlung des Suizidenten als heroisch, bewundernswert, billigend darzustellen. („In dieser Situation war es nur allzu verständlich, dass...“) Diesen Aspekt empfehlen wir optional für spezielle Zielgruppen. Für manche Berufsgruppen mag es sehr relevant sein, wie überhaupt im Anschluss an einen Suizid oder auch Suizidversuch über die Thematik gesprochen und kommuniziert werden kann. Insbesondere für Lehrer oder Pfarrer, die möglicherweise dieses Thema vor einer Klasse oder Kirchengemeinde aufgreifen müssen, kann dies wichtig ein. In vielen Fortbildungen würden wir aber eher empfehlen, auf dieses Thema zu verzichten und auf Literatur zu verweisen.

55 Wenn eine Klasse eine suizidale Handlung mitbekommt: Möglichkeiten der Thematisierung des Suizids
... wird ein Folgeeffekt geringer, wenn: klar wird, dass hier jemand den Eindruck hatte, seine Probleme nicht lösen zu können. deutliche Alternativen aufgezeigt werden, z.B. wo Hilfe erhältlich ist (z.B. Behandlung einer Depression) eher Berichte folgen, in denen Bewältigungen aufgezeigt werden. mehr Hintergrundinformation über Suizidgefährdung und ein mögliches Vorgehen gegeben werden.

56 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Unterbringung gegen den Willen des Betroffenen Die hier vorgestellte Fortbildung umfasst eine Dauer von rund 4 Stunden. Je nach Zielgruppe und Zeitkontingent sollte sie jeweils angepasst werden.

57 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Vorgehen bei Fremdeinweisung Falls akute Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt und sich der Patient nicht als kooperativ zeigt: Polizei verständigen, die dann vor Ort entscheidet, ob die betreffende Person in eine Klinik gebracht wird. Fast immer folgen die Beamten dabei der Empfehlung des Arztes Patienten wird von Polizei und Sanitätern in eine psychiatrische Klinik gebracht. Fachärztliche Urteil entscheidet über Unterbringung in einer geschlossenen Abteilung. In den meisten Bundesländern kann Patient gegen seinen Willen nur 24 Stunden in einer Klinik untergebracht werden. Eine längere Unterbringung gegen den Willen des Patienten ist nur durch richterlichen Beschluss möglich, der innerhalb der Stunden durch die Klinik eingeholt werden muss. Gesetzliche Grundlagen von Unterbringungen ist Ländersache: 1. Selbst- o. Fremdgefährdung: öffentlich-rechtliche Unterbringung. Juristische Grundlage: ländereigene Gesetze (Voraussetzung zur Unterbringung unterscheiden sich zwischen den Bundesländern aber nicht wesentlich). Antragsberechtigt: Verwaltungsbehörde und die entsprechende Einrichtung/Klinik Gegen Willen des Patienten: Antragsfrist 1 Tag, in BaWü 3 Tage. Formale Voraussetzungen für richterlichen Beschluss zur Unterbringung: fachärztliches Gutachten und persönliche Anhörung des Betroffenen. 2. Unterbringung von Minderjährigen und von Erwachsenen, die unter gesetzlicher Betreuung stehen: zivilrechtliche Unterbringung. Bei fehlender Einwilligung seitens des Patienten genügt die bloße Behandlungsbedürftigkeit als Unterbringungsanlass. Vormund / Betreuer muss beim zuständigen Vormundschaftsgericht Unterbringung unverzüglich veranlassen. Formale Voraussetzungen für richterlichen Beschluss: fachärztliches Gutachten und persönliche Anhörung des Betroffenen.

58 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Vorgehen im Falle akuter Suizidalität: Fallbeispiel „Die Polizei wird verständigt, dass ein Mann auf dem Dach eines Hochhauses steht und zu springen droht.“ Hier ist es hilfreich deutlich zu machen, dass ein passiver Todeswunsch etwas ganz anderes ist als eine aktive Suizidplanung. Passive Todeswünsche können Ausdruck einer gegenwärtigen Krise sein und werden von einem großen Teil der Menschen im Laufe des Lebens erfahren. Aktive Suizidplanung kommt hingegen nur sehr selten vor.

59 Organisatorisches Nachalarmieren: (Rettungskräfte, Notfallseelsorger, polizeipsychologischer Dienst u.s.w.) Sicherheitsvorkehrungen treffen: Absperren: Zurückdrängen Schaulustiger, da Zurufe dieser oft betrunkener Personen provozieren: "Nun spring doch endlich, wenn du dich traust!" - Verkehr umleiten Vorgehen absprechen mit Feuerwehr und RD/NA: Die Schritte der Kontaktaufnahme und die ggf. parallel eingeleiteten technischen Maßnahmen müssen mit allen Beteiligten abgesprochen werden. Einigung, wer spricht mit Person wie und von welchem Ort aus

60 Organisatorisches Kontaktaufnahme von Drehleiter oder vom Dach aus. Notfalls mit Handfunkgerät oder Telefon. Wenn möglich kein Megaphon nehmen, da der Betroffene nicht mit dem gleichen Mittel antworten kann und Schaulustige und Presse/Medien mithören würden Immer Kontakt über einen zweiten Mann im Hintergrund, der über Handfunksprechgerät die Verbindung nach "unten" hält. Eigensicherung beachten! Wichtig: Vor der ersten Kontaktaufnahme immer erst versuchen, Informationen bei Umstehenden, Nachbarn, Familienmitgliedern usw. einzuholen: Wie heißt der Mann? Was ist passiert?

61 Kontaktaufnahme Nie überstürzt handeln und den Betroffenen durch plötzliches Auftauchen in Panik versetzen! Ankündigen, dass Sie kommen und mit ihm reden wollen Polizeiuniformen lösen oft starke Aggressionen aus, vor allem bei alkoholisierten Personen. (evtl. Uniformjacke ausziehen!) Bevor Sie sich nähern, sein Einverständnis einholen! Er kann bestimmen, wie nahe Sie kommen, er hat hier die Autonomie, er kann die Situation gestalten! "Kann ich ein bisschen näherkommen?!"

62 Kontaktaufnahme "Einen Schritt weiter, und ich springe!" - Keinesfalls auf jemanden zugehen, der zu springen droht! So nah wie möglich und so fern wie nötig! Erste Kontaktaufnahme: sich vorstellen, und versuchen ins Gespräch zu kommen, Name erfragen (mein Name ist..... ich möchte gerne mit Ihnen sprechen. Ich will Ihnen meine Hilfe anbieten..... Gesprächsbasis schaffen, Vertrauen zu gewinnen suchen. Deshalb: Keine unüberlegten Handlungen, keine unangekündigten Aktionen der Hilfskräfte. vermitteln, dass Gegenüber die Kontrolle über Situation hat und dass keinerlei Zeitdruck besteht Zentrale Strategie: Zeit gewinnen!

63 Versuchen Sie herauszufinden....
In welcher körperlichen Verfassung ist er? Wie lange kann er sich da halten? Zugriffsversuch aber nur bei hochgradiger Erschöpfung oder geistiger Verwirrung. Eigensicherung beachten! Ein Überrumpeln des Suizidanten kann beim Scheitern der Aktion ein Springen in Panik hervorrufen und Sie selbst gefährden (Absturz durch Mitreißen!). Bekommen Sie so möglichst schnell heraus, ob er Wahnvorstellungen hat (Psychose, z.B. CIA verfolgt ihn, er hört Stimmen, erzählt abstruse Geschichten, innere Logik stimmt nicht) Argumentieren Sie nicht gegen den Wahn. Lassen Sie sich die Wahninhalte ein. So gewinnen Sie Vertrauen Beziehung zum Gegenüber herstellen!

64 Mögliche Gesprächsimpulse
"Was kann ich für Sie tun? Wie kann ich Ihnen helfen?" Nicht bedrängen oder werten: "Machen Sie doch keinen Unsinn, kommen Sie herunter!" beharrliche Kontaktaufnahme auch wenn der andere schweigt; notfalls so tun, als würde man im Gespräch sein ("Talkdown!"): sie müssen sehr verzweifelt sein, dass sie hier raufgeklettert sind..... Auch banale Äußerungen, ohne jemanden lächerlich zu machen: "Ich bin ganz außer Atem vom Heraufklettern..." oder "Wie sind Sie denn hier herauf gekommen?" können den Betroffenen zum Reden bringen. Das Sprechen über Probleme hat einen therapeutischen Effekt und man erhält wichtige Informationen, z.B. ob der Betroffene bewusstseinsklar oder ob er alkoholisiert ist, ob er Wahnvorstellungen hat. Beziehung zum Gegenüber herstellen!

65 Weitere Gesprächsangebote
Will er mit Arzt, dem Pfarrer, einem Psychologen reden? Pfarrer/in ist oft Person des Vertrauens, Notfallseelsorger zu Beginn des Einsatzes nachalarmieren lassen Wenn Suizident mit (Ehe)partner,Verwandte oder Freunde sprechen will, Namen, Adressen, Telefonnummern erfragen. gewünschte Person (Partner, Verwandter usw.) durch zweiten Einsatzleiter (besser Pfarrer, Arzt, Psychologe) auf dieses Gespräch vorbereiten und prüfen, ob die Person willens oder auch in der Lage ist, zu solch einem Gespräch. Vorsicht, wenn viel aggressive Gefühle im Spiel ist: Bedenken Sie die Möglichkeit der Rache des Lebensmüden, der nur darauf wartet, vor den Augen der herbeigerufenen Person hinunterzuspringen (Bestrafung der Angehörigen).

66 Grundsätzliches Keine Tricks, keine Gewalt! Machen Sie keine falschen Versprechungen Keine paradoxe Intervention: "Springen Sie doch...!" Selbstschutz: das autoaggressive Verhalten kann sich auf den anderen richten. Bei vorhandener Schusswaffe nie in Sichtweite, bei Messer nie in Reichweite gehen! Falls Sie den Erstkontakt aufgenommen haben: nur ablösen lassen, wenn der "Springer" damit explizit einverstanden ist, dass z.B. "der Pfarrer" jetzt mit ihm/ihr reden würde. Zur Sicherung des anderen im Hintergrund bleiben. Überlassen Sie es dem anderen, die Richtung des Gesprächs zu bestimmen. Hören Sie aufmerksam zu, zeigen Sie Interesse und Anteilnahme an der Person und seinen Problemen Das Gespräch an sich ist bereits suizidpräventiv!

67 Kränkung vermeiden "Wie wäre es eigentlich, wenn Sie jetzt mit mir heruntersteigen würden? Ich und meine Kollegen helfen Ihnen dabei." Frage: Wie kommt er aus dieser Situation raus, ohne sein Ansehen zu verlieren? Z.B. Feuerwehreinsatzjacke zum Überziehen anbieten (so ist er nicht so schnell erkennbar für die Schaulustigen und die Presse) Bedenken zerstreuen wegen Übernahme von Einsatzkosten oder des Gesichtsverlusts bei bekannt werden der Tat. Angst vor einer Einweisung in eine "Klapsmühle" offen diskutieren und hierzu ein Gespräch mit dem (unten wartenden) Notarzt oder einem Psychologen anbieten.

68 Juristisches Ein Suizidant muss vor sich selbst geschützt werden, das beurteilt ein Psychiater/Nervenarzt in der Klinik. Darauf hinwirken, dass der Betroffne sich freiwillig vorübergehend in psychiatrische Klinik begibt. Darauf hinweisen, dass er in der Regel schneller wieder entlassen werden kann (oft schon am nächsten Tag), wenn er sich freiwillig ins Krankenhaus bringen lässt. Bei einer Zwangseinweisung wegen Selbstgefährdung kann das unter Umständen länger dauern.

69 Mensch in akuter Suizidgefahr
Zusammenfassung: Mensch in akuter Suizidgefahr Können professionelle Helfer Hinzugezogen werden? Intervention nicht möglich ohne die Gefahr der Eskalation (z.b. auf Brücke, auf Hausdach, Kontakt per Telefon) nein ja Zentrale Strategie: Zeitgewinn bis zum Abklingen der gegenwärtigen akuten Suizidgefahr Ermutigung zu offenem Gespräch. Suizidalität ernstnehmen, geduldig zuhören Verständnis zeigen weitere Hilfe hinzuzuziehen Kontakt herstellen, ohne dabei Risiko einzugehen Vorsicht vor Eskalation durch übereiltes Handeln Jede Form von Druck vermeiden bis auf Hörweite nähern, ruhig und freundlich ansprechen sich vorstellen, und versuchen ins Gespräch zu kommen beharrliche Kontaktaufnahme auch wenn der andere schweigt notfalls so tun, als würde man im Gespräch sein vermitteln, dass Gegenüber die Kontrolle über Situation hat deutlich machen, dass keinerlei Zeitdruck besteht Vorsicht vor Kränkungen oder Provokationen Wenn der andere erzählt, aufmerksam zuhören und spiegeln keine vorschnellen Beschwichtigungen Verständnis für schwierige Situation signalisieren, Ausdruck stellvertretender Hoffnung Hinweis auf weitere Hilfsmöglichkeiten Ruhe bewahren, bis der andere bereit ist, die Gefahrenzone zu verlassen Begleitung des Betroffenen in psychiatrische Klinik, in psychiatrische Ambulanz, zu Krisendienst, zu behandelnden Arzt, zu behandelndem Psychotherapeuten im Notfall: Hilfe auch gegen den Willen des Betroffenen vermitteln

70 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Die Situation nach einem Suizid: Überbringung von Todesnachricht und Umgang mit den Angehörigen

71 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Die Hinterbliebenen nach erfolgtem Suizid Bei jedem Suizid sind rund sechs Menschen unmittelbar betroffen Auswirkungen von allen Suiziden betreffen damit allein in Deutschland jährlich etwa Menschen Die Trauer nach einem Suizid erstreckt sich bei nahen Angehörigen oft über mehrere Jahre Hinterbliebene haben erhöhtes Risiko an einer Depression zu erkranken ABER: Trauernde Hinterbliebene sind nicht automatisch als psychisch krank einzuschätzen!

72 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Die Hinterbliebenen nach erfolgtem Suizid Heute geht man davon aus, dass die Trauer nach Suizid nicht notwendigerweise schwerer ist als bei anderen schweren Verlusterlebnissen Aber: Besonderheiten im Verarbeitungsprozess können eine große Rolle spielen Stigmatisierung („der hat es wohl nicht ausgehalten bei ihr...“) Scham Schuldgefühle Gefühl der Zurückweisung (durch den Verstorbenen)

73 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Nach erfolgtem Suizid Wenn kein natürlicher Tod vorliegt, muss Arzt unverzüglich Polizei informieren, damit die Todesursache geklärt werden kann. Zuständig ist der Zentrale Kriminaldienst (ZKD). Oft kommt aber zunächst der Streifendienst zum Einsatz, Für Polizei doppelte Aufgabenstellung: Ermittlungen, um Fremdverschulden (Mord oder Totschlag) auszuschließen. (z.B.Fundort sichern, die Leiche beschlagnahmen) Mit Angehörigen in einer Extremsituation konfrontiert, die u.U. den Suizid noch gar nicht realisiert haben und fassungslos sind. wichtig: Sensibilität und Rücksichtnahme auf Hinterbliebene bei der Durchführung der erforderlichen Ermittlungen Die Überbringung von Todesnachrichten, aber auch die Bestattung von Suizidenten und eine längere Begleitung der Angehörigen gehören zu den schwierigen Aufgaben des Seelsorgers.

74 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Die Überbringung einer Suizidnachricht Grundsätzliches: Todesnachrichten nie telefonisch durchgeben Todesnachrichten am besten immer im Team (z.B. mit einem Polizeibeamten) überbringen und sich mit diesem vorher absprechen, wer welchen Part übernimmt Der Überbringer der Todesnachricht sollte über folgende Bereiche sachkundig sein: wie und wo kam es zum Suizid? Wo befindet sich der Tote jetzt? Wer kann weitere Auskunft geben? Planen Sie ausreichend Zeit (mindestens 30 Minuten) ein (es kann auch deutlich länger dauern). Während für Seelsorger der Tod und seine Folgen oft Teil des täglichen „Geschäfts“ sind, so gilt für die Hinterbliebenen das Gegenteil. Es ist sinnvoll, dass sich Pfarrer immer wieder klar machen, dass sie Menschen in einer Extremsituation begegnen, in der diese besonders verletzlich und hilflos sind. Dabei können die unmittelbaren Reaktionen auf den Suizid ganz unterschiedlicher Art sein. Während die einen völlig gefasst wirken – vielleicht sogar gleichmütig -, kann es auch vorkommen, dass die Angehörigen den Suizid laut schreiend, hilflos schluchzend, mit den Fäusten schlagend usw. aufnehmen. Wie der einzelne genau reagieren wird, ist vorher kaum zu sagen. Allgemein gilt für die Überbringung einer Suizidmeldung das gleiche wie für die Überbringung jeder anderen Todesnachricht. Ein paar zentrale Grundregeln seien hier nochmals wiederholt:

75 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Die Überbringung einer Suizidnachricht Verhalten vor Ort: Unbedingt eindeutige Identifizierung des Gegenübers („Sind Sie der Vater von....“). Die Nachricht erst nach dem Betreten der Wohnung überbringen.„Ich muss Ihnen eine schlimme Nachricht überbringen, dürfen wir bitte hineinkommen, können wir uns bitte zunächst setzen?“. Anwesende Unbeteiligte sollten nicht zugegen sein. („Möchten Sie dass Ihre Kinder dabeibleiben?“). Überbringen Sie jetzt Ihre Nachricht ohne Umschweife, und ohne falsche Hoffnungen aufkommen zu lassen („Ich muss Ihnen mitteilen, dass Ihr Sohn verstorben ist. Er wurde vor einer Stunde erhängt im Wald aufgefunden. Er war bereits tot “) Keine Mitleids- und Beileidsfloskeln, stattdessen Verständnis und Anteilnahme (Bei starker emotionaler Reaktion: viel Zeit lassen, das Gegenüber weinen lassen etc.).

76 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Die Überbringung einer Suizidnachricht 6. Lassen Sie den Angehörigen jetzt nicht alleine (Suizidgefahr). Bei körperlichem Zusammenbruch oder extremen psychischen Reaktionen Arzt rufen. 7. Auf Fragen geduldig und bereitwillig Auskunft geben („Wo ist der Tote verstorben? Wo ist er nun? Wer hat ihn gefunden?“ Etc.). 8. Fragen Sie den Angehörigen, wen er informieren möchte und welche Personen zur Unterstützung benachrichtigt werden könnten. Bleiben Sie bei den Hinterbliebenen, bis weitere Unterstützung und Hilfe eingetroffen ist. Hinterlassen Sie Ihre Visitenkarte oder eine Kontaktadresse, falls die Hinterbliebenen nochmals mit Fragen an Sie herantreten möchten.

77 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
„Den Verstorbenen noch mal sehen“ Besteht bei den Hinterbliebenen der Wunsch, den Toten noch einmal zu sehen, so unterstützen Sie ihn darin (sprechen Sie die Möglichkeit im Vorfeld bereits mit der Polizei ab). Meist erleichtert dies die Realität des Todes zu begreifen und ist Teil des Abschieds. Bereiten Sie sie auf den Anblick vor (wenn Sie möchten, können Sie den Toten noch einmal sehen. Sein Körper ist aber sehr entstellt. Das sollten Sie vorher wissen....) Wird der Angehörige abgehalten, den Toten zu sehen, so kann es geschehen, das die Imagination viel schrecklichere und dauerhaftere Phantasien erschafft, als dies bei der Konfrontation mit der konkreten Wirklichkeit der Fall wäre.

78 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Nach einem Suizid: was brauchen die Ange-hörigen vom behandelnden Arzt /Therapeuten Gesprächsangebote (auch mehrmals und auch bei Vorwürfen und Ankündigungen von rechtlichen Schritten gegen den Arzt/Therapeuten. Manchmal rühren sich Angehörige erst nach Wochen) Verständnis für ihre Gefühle, insbesondere Schuld- und Schamgefühle, die auch als Ärger auf den Suizidenten oder die Klinik verschoben und projeziert werden. Erklärungs- und damit Distanzierungshilfe über die Fakten des Geschehens Unterstützung bei rechtlichen Abläufen z. B. mit Polizei, Versicherungen nach Wolfersdorf 2004

79 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Selbsthilfe für Angehörige nach Suizid AGUS (Angehörige um Suizid) wurde 1989 gegründet z.Zt. über 400 Vereinsmitglieder und über 30 feste Gruppen Die Vermittlung von Kontakten zu ähnlich Betroffenen und/oder regionalen Selbsthilfegruppen erfolgt durch das Büro in Bayreuth. AGUS-Büro Wilhelmsplatz Bayreuth Tel Fax Die Überbringung von Todesnachrichten, aber auch die Bestattung von Suizidenten und eine längere Begleitung der Angehörigen gehören zu den schwierigen Aufgaben des Seelsorgers.

80 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Nach einem Suizid: Die Situation der „Helfer“ Die Überbringung von Todesnachrichten, aber auch die Bestattung von Suizidenten und eine längere Begleitung der Angehörigen gehören zu den schwierigen Aufgaben des Seelsorgers.

81 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Nach einem Suizid: Ängste und Gefühle auf therapeutisch- pflegerischer Seite Schuldgefühl und Selbstanklage (Angst versagt zu haben und Fehler gemacht zu haben) Angst vor Schuldvorwürfen von außerhalb (Angehörige, Klinikleitung, Justiz) In Klinik: Sorge um Mitpatienten wegen deren Suizidalität (Nachahmungsgefahr) Eigene Stabilität und eigenes Lebensgefühl u.U. in Frage gestellt Gefühle von Ärger, Aggression, Kränkung, Verletzung nach Vogel & Wolfersdorf1987

82 Nach einem Suizid ... Für Therapeuten und professionelle Helfer ist es wichtig, sich klar zu machen, dass: die Arbeit mit depressiven und suizidalen Menschen immer das Risiko mit einschließt, dass es zum Suizid kommt es unmöglich ist, akute Suizidalität immer rechtzeitig zu erkennen; vor allem wenn der Betroffene sie vertuscht; es unter unseren Klienten/Patienten immer wieder Menschen geben kann, die sich gegen das Leben entscheiden, ohne dass wir es verhindern können.

83 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Nach einem Suizid: was braucht das therapeutisch-pflegerische Team? Gesprächsmöglichkeiten: kurzfristig zur aktuellen Entlastung und kurzfristigen Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit insbesondere mit den betroffenen Mitpatienten bzw. den Angehörigen des Suizidenten Regelung der konkreten Abläufe z. B. Leiche muss liegen bleiben wie gefunden, Kripo anrufen, aktuell Aussage nur zur Sachlage weitere Aussagen erst später (Aussagegenehmigung einholen, Bericht an Klinikleitung, Sicherstellung (und Kopie) der Krankenblattunterlagen des Patienten,) nach Wolfersdorf 2004 Im Laufe der Fortbildung sollte deutlich gemacht werden, dass immer nur ein Teil von Suiziden präventiv verhindert werden kann. In vielen Fällen kann die Suizidgefahr nicht erkannt werden. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass Betroffene die eigene Suizidalität erfolgreich verbergen. Insofern ist ein „Scheitern“ unvermeidbar und immer wieder Teil der Arbeit, wenn man mit suizidgefährdeten Menschen zu tun hat. Sehr vielen Laien ist dieser Umstand so explizit nicht vertraut. Somit können vollzogene Suizide schwere Schuldgefühle auslösen.

84 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Nach einem Suizid: was braucht das therapeutisch-pflegerische Team? Unterstützung durch Klinikleitung (Chefarzt, Ärztlicher Direktor, Verwaltungsleiter, Pflegeleitung): Es geht nicht um Schuldvorwürfe sondern um Verstehen des Ablaufes zum Suizid als Basis von Bewältigung und Erhalt der eigenen Arbeitsfähigkeit, Identität und Trauerfähigkeit. Gesprächs-/Bearbeitungsmöglichkeit im Team, in einer externen Supervision Gesprächsrunden bzw. Einbringen in Stationsversammlung, in Gruppen- und Einzeltherapie mit Mitpatienten Gesprächsangebote an die Angehörigen (eventuell auch des Chefarztes) nach Wolfersdorf 2004

85 Zusätzliche Erläuterungen für Dozenten
Nach einem Suizid: Thematisierung des Suizids in der Schule oder innerhalb einer Patientengruppe Es sollte vermieden werden: den Suizid als unverständlich, geheimnisumwoben darzustellen und ihn somit erst interessant zu machen. („Wo er doch alles hatte, was das Leben so zu bieten hat.“) romantisierende Motive bzw. Ziele zu unterstellen. („Ewig vereint sein“; „Er war zu gut, zu sensibel für diese Welt.“) zu schlichte und einfache Gründe anzubieten. („Die Mutter hat Schuld“; „Selbstmord wegen Übergewicht“) die Haltung und Handlung des Suizidenten als heroisch, bewundernswert, billigend darzustellen. („In dieser Situation war es nur allzu verständlich, dass...“) Diesen Aspekt empfehlen wir optional für spezielle Zielgruppen. Für manche Berufsgruppen mag es sehr relevant sein, wie überhaupt im Anschluss an einen Suizid oder auch Suizidversuch über die Thematik gesprochen und kommuniziert werden kann. Insbesondere für Lehrer oder Pfarrer, die möglicherweise dieses Thema vor einer Klasse oder Kirchengemeinde aufgreifen müssen, kann dies wichtig ein. In vielen Fortbildungen würden wir aber eher empfehlen, auf dieses Thema zu verzichten und auf Literatur zu verweisen.

86 Nach einem Suizid: Thematisierung in der Schule oder innerhalb einer Patientengruppe
... wird ein Folgeeffekt geringer, wenn: klar wird, dass hier jemand den Eindruck hatte, seine Probleme nicht lösen zu können. deutliche Alternativen aufgezeigt werden, z.B. wo Hilfe erhältlich ist (z.B. Behandlung einer Depression) eher Berichte folgen, in denen Bewältigungen aufgezeigt werden. mehr Hintergrundinformation über Suizidgefährdung und ein mögliches Vorgehen gegeben werden.

87 Literatur: Wolfersdorf, -.M. (2000) Der suizidale Patient in Klinik und Praxis. Suizidalität und Suizidprävention. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart Dorrmann W: Suizid. Therapeutische Interventionen bei Selbsttötungsabsichten (3. korr. Auflage). München: Pfeiffer Verlag 1998 Bronisch, Götze, Schmidtke, Wolfersdorf (2002) Suizidalität: Ursachen, Warnsignale, therapeutische Ansätze. Schattauer Verlag Stuttgart Améry, J. (1976) Hand an sich legen. Ein Diskurs über den Freitod. Klett Cotta Gerd Mischler (2000) Von der Freiheit, das Leben zu lassen Kulturgeschichte des Suizids. Europa Verlag, Hamburg


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