Die Schweiz im Spiegel der Anti-Minarett-Initiativdebatte Erfahrungen, Einsichten, Perspektiven 7 Thesen zur Diskussion von Andreas Gross (Zürich/St-Ursanne)

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Internationale Verpflichtungen und die Rolle des Bundes bei der Bekämpfung Häuslicher Gewalt Sylvie Durrer.
Advertisements

Präsentation zum Europäischen Parlament
Weibliche Armutsentwicklung in Magdeburg Auswertung der Anhörungen im März und Mai Stand der aktuellen Umsetzung Heike Ponitka, , Politischer.
Präsentation der Arbeitsgruppen-Ergebnisse AG II: Betriebliche Gegenwehr in der Krise.
Aufbruch zu neuen Ufern? Wie sieht die Zukunft der Frauenhausarbeit aus? 7. Fachforum Frauenhausarbeit vom Dezember 2008 in Erker / Berlin.
Neues BMBF-Fachprogramm
Zukünftige Möglichkeiten der Direkten Demokratie und ihre Grenzen 1. Winterthur 2. Die Seele der DD 3. Zukünftige Möglichkeiten I: Die Demokratisierung.
Die EU: Eine Föderation in der Krise - die schlummernden föderalistischen Potenziale zugunsten einer Festigung der europäischen Integration Diskussionsbeitrag.
Basel-Stadt.
D ACH V ERBAND S CHWEIZERISCHER P ATIENTENSTELLEN DVSP Gesundheitswesen Schweiz – werden wir europäisch? Vor- und Nachteile aus politischer Sicht Jean-François.
1 Symposium Qualitätsmanagement April 2010 hl Die Schweiz auf dem Weg zu einem nutzenorientierten Gesundheitssystem Schlussfolgerungen aus den Thesen.
Le défi démocratique: Quelle corrélation entre le niveau de la démocratie et le degré de la protection sociale ? Conseil de lEurope – Com. Sociale/Santé/Famille.
Warum haben Kinder Rechte?
Präsentation und Diskussion des Leitfadens
Von der „Aussen“- zur Weltinnenpolitik: Souveränität und Direkte Demokratie angesichts der transnationalen Transformation Von Andreas Gross, Politikwissenschafter,
Demokratie als Demokratisierung und kontinuierliche politische Aufgabe verstehen Zur politischen Kultur Europas - der EU und der EU-Mitglieder Beitrag.
Religion in Staat und Gesellschaft Chinas
Pädagogisch philosophische Fragen
Statistisches Amt des Kantons Basel-Stadt Schweizerische Statistiktage 2010, Neuchâtel Erste kantonale Jugendbefragung Basel-Stadt (2009 ) Konzept und.
Zuchtstier……. Meine Frau und ich waren auf einer Tierschau, das erste was wir sahen, waren diese Zucht-Stiere. Wir gingen zur ersten Einhegung, dort hing.
Wissensdiagnostik im FSU
DD im globalen Vergleich - DD und Konkordanz Die Seele der Direkten Demokratie (DD): Legitimation durch Diskussion DD im globalen Vergleich - DD und Konkordanz.
Wie wir als Schweizer für die Direkte Demokratie (DD) in Europa wirken können: Erfahrungen, Einsichten, Perspektiven 7 Thesen zur Diskussion von und mit.
Kommunikation als Seele der Direkten Demokratie (DD) - Verständlichkeit als deren notwendige Voraussetzung Von Andreas Gross, NR/VR, 8 Jahre Red’kom’präs.mit.
Menschenrechte als politische Aufgabe
Le conseil de lEurope et la Démocratie en Europe de lEst Le conseil de lEurope et la Démocratie en Europe de lEst Von Andreas Gross Université Populaire.
Die EU als Brennpunkt der schweizerischen Ausspolitk Einige Thesen zur Reflexion und Diskussion über die Zukunft der schweizerischen Europapolitik von.
Wo liegen die politischen Grenzen Europas ? „Work in progress“
Fernuniversität Aufgabenlösung. Fragestellung: Wie bewältigt die Schweiz derzeit die Herausforderungen an die Staaten? (Staatslehre S. 9 bis 14)
Partner im Dialog: Volksentscheide, Demokratie und Rechtsstaat. Das rheinland-pfälzische Reformprojekt mehr Bürgerbeteiligung wagen im Lichte schweizerischer.
Die Direkte Demokratie (DD) ermöglicht die gesellschaftliche Selbstverständigung: Kommunikation als die Seele der DD.
Sich eine Stimme geben- Die Landesarmutskonferenz Baden- Württemberg Selbstorganisation von Obdachlosen und Anderen (Beitrag von Roland Saurer, Okt. 2013)
Einheit 6 Die Europäische Menschenrechtskonvention - EMRK.
Die Angst vor dem Islam ist völlig unberechtigt!
Workshop FamConnector – Aktivitäten auf der Plattform: Malen & Zeichnen und Lernen.
Ich bau nicht mit Ihr.. Ich bau mit Ihr. Ich bau nicht mit Ihr.
Laufbahnbegleiter Schreinerpraktiker/Schreinerpraktikerin EBA
13. November Verfolgte Christen heute Christen sind Opfer totalitärer Regime. Religiöser Fundamentalismus vermischt mit Nationalismus ist eine andere.
Sonntag der verfolgten Kirche
Interkulturelle Kompetenz
Im Handel(n) stärker werden: Für gute Arbeit – für gutes Leben „Wer nicht weiß, wo er hin will, geht nur zufällig den richtigen Weg!“ Unser Zukunftsbild.
Wissenschaft im gesellschaftlichen Kontext Kontroverse Thematik KG S.
Учебник Г.И.Ворониной „Deutsch, Kontakte 10-11”.
Wem viel vergeben wird… Lukas-Evangelium 7,36-50.
Der Leser als Kunde Ideen für eine kundenorientierte Bibliothek
Dr. Nicole Gallina Einführung in die Politikwissenschaft Sitzung vom 7.12.
Schwerpunkt I: Internationales Recht/ Politikwissenschaft Juristische Fakultät: Informationsveranstaltung zur Schwerpunktwahl im Studiengang Law in Context.
Walther Ch. Zimmerli Stiftungsprofessur „Geist und Technologie“ Duales System oder Pluralität der Bildung? Das Fachkräfteproblem als Treiber einer Bildungsdebatte.
Öffentliches Recht I Organe der Europäischen Gemeinschaft Ass. Jur. N. Nolting-Lodde.
Hessischer Referenzrahmen Schulqualität
Politik in der Demokratie - Leben ist nicht Schicksal Einige Thesen zur Reflexion und Diskussion über Politische Bildung von Andi Gross Pädagogische Hochschule.
Die Schweiz und Europa - CH und EU Eine schwierige Beziehung mit grosser, langer Geschichte und vielen kleinen Geschichten, die von der Schweiz bald einmal.
Thesen zur Diskussion an der
Flüchtlinge: Bedrohung oder Segen? Gebet: Bitte um Vergebung für den nationalen Götzendienst der Angst (Jes 44,8-10) Um Befreiung der Herzen zu dem Blick.
FerienLEO Deliktsrecht Wiss. Mit. RA Dr. Bernhard Ulrici Fall 3: Folgenreiche Eifersucht (BGH NJW 2002, 2232)
Workshop Bayley Scales of Infant and Toddler Development III
Informationen für Schülerinnen und Schüler
Kanton Zürich Bildungsdirektion Volksschulamt Stand: Dezember 2015 Der Lehrplan 21 für den Kanton Zürich Kurzinformation für Eltern.
Das neue Hessische Kerncurriculum Geschichte Sek. II Kompetenzorientierung und Standardbasierung in Sek. II.
Keine Angst vor Demokratie Politische Bildung als Chance.
Politik Einführung Wer macht Politik Wie macht man.
Kanton Zürich Bildungsdirektion Volksschulamt Stand: April 2016 Zürcher Lehrplan 21 Kurzinformation für Eltern.
Schweizer Geschichtsbuch 4 Handreichungen für den Unterricht Folie 0© 2012 Cornelsen Verlag, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. 2. Die Schweiz nach 1945.
Schweizer Frühling Liberec, den 27. März 2013 Die direktdemokratischen Instrumente und ihre Wirkungsweise in der Schweiz Dr. Corsin Bisaz c2d-center for.
Das politische System Österreichs Quelle: Bernauer T. et al.: Einführung in die Politikwissenschaft, Nomos, Baden-Baden,
Roma, Sinti und Jenische Menschenrechte Zentrum für Demokratie Aarau
Gesundheit für alle - ein realistisches Projekt
Kompetenzniveaus Lernlupe Mathematik
Was will die Initiative?
Ergänzungsvorlage zum
 Präsentation transkript:

Die Schweiz im Spiegel der Anti-Minarett-Initiativdebatte Erfahrungen, Einsichten, Perspektiven 7 Thesen zur Diskussion von Andreas Gross (Zürich/St-Ursanne) Politikwissenschaftler und National-/Europarat, mit den Schülerinnen und Schülern des Gymnasium Leonhard im Grossratssaal des Rathauses in Basel Basel, den 24. November 2009 /

I. Eine Volksinitiative an der Grenze der Zulässigkeit Europ. Menschenrechts-Konvention (EMRK) Religionsfreiheit / Religionsfrieden Internationale Friedensordnung Fehlende Schweiz. Verfassungsgerichtsbarkeit Zwingendes Völkerrecht/ fehlende kritische parlamentarische Menschenrechtssensibilität

II. Selbst wenn sie von Volk und Ständen angenommen würde, könnte diese VI nichts ändern ! Sie würde im Fall eines Rekurses gegen ein schweizerisches Urteil gegen den Bau eines Minaretts vom Strassburger Gerichtshof für die Menschenrechte kassiert !

III. Eine Volksinitiative, der es gar nicht um ihren Text ging: Worum dann? Minarette als «Herrschafts-Anspruch»? Geht es um «den Islam»? Um Zwangsheiraten, Beschneidungen, fehlende Kirchen in Iran oder Saudi-Arabien?

IV. Es geht um grosse Ängste vieler vor wem, vor was ? Existenzängste persönlicher, ökonomischer Art ? Angst um das Christentum ? Wut über totalitäre frauen- und menschenfeindliche Herrschaften ? «Bewirtschaftung» und Instrumentalisierung von Ängsten, ohne sich um deren Quellen zu kümmern

V. Es geht um den Umgang mit dem Unbekannten, Fremden Lange Tradition entsprechender Volksinitiativen seit 1964 (« Ausländer, Asylbewerber, Flüchtlinge ») Weshalb sind wir so unfähig, konstruktiv mit « Fremdem » umzugehen ? Ängste sind dort am grössten, wo die « Fremden » am seltensten sind...

VI. Was können und müssen wir aus dieser Erfahrung lernen ? Gesellschaftlich relevantes Wissen muss unter die Leute......die Leute müssen aufnahmefähig sein für gesellschaftliches Wissen. Es gibt mehr eine Bringschuld als eine Holschuld !

VII. Die Schweiz muss lernen, auch in die Infrastruktur der (Direkten) Demokratie zu investieren ! Parteien müssen ihrer in der Verfassung genannten Aufgabe, zur Meinungsbildung beizutragen, auch ohne wirtschaftliche Sonderinteressen nach kommen können. Die Bürger müssen die Zeit haben, Bürger sein zu können. Qualitätszeitungen müssen trotz Qualität überleben können Volksabstimmungskampagnen müssen fair, transparent und kommunikativ sein.