Intro iMPERiUM ROMANUM regional 2 Limes Kastelle Soldaten belgica

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 Präsentation transkript:

Intro iMPERiUM ROMANUM regional 2 Limes Kastelle Soldaten belgica Confluentes Mogontiacum Augusta Treverorum Borbetomagus GALLIA belgica Lopodunum Noviomagus Castra Regina Aquae Argentorate Castra Batava iMPERiUM ROMANUM Arae Flaviae Vindobona Augusta Vindelicorum Lentia Lauriacum GERMANIA superior Carnuntum RAETIA Limes Kastelle Soldaten Pons Aeni Iuvavum Cambodunum Aquincum Basilea NORICUM Brigantium Augusta Rauracum Vindonissa Veldidena Virunum Aventicum regional 2 PANNONIA Genava Tridentum Emona Lugdunum Augusta Praetoria Technische Vorbemerkung: Hergestellt mit PP 2003. Bei Verwendung anderer Versionen von PP kommt es mitunter zu irritierenden Fehlfunktionen. Vorbemerkung zur Steuerung: VORWÄRTS mit Maus, Pfeil abwärts, Space-Taste oder Return, ZURÜCK mit Pfeil aufwärts, ENDE mit Esc(ape). Außerdem können durch Mausklick auf Hyperlinks am unteren Rand (z. B. "Kastelle", 2, 3 ...) bestimmte Folien angesteuert werden. Das Symbol  zeigt die Möglichkeit an, mit der Maus über bestimmte Objekte zu fahren und zusätzliche Informationen zu bekommen. Da viele Folien in Overlay-Technik angelegt sind, sind nur im Präsentationsmodus alle Ebenen zu sehen. Kommentar: Mit Klick auf rechte Maustaste – Bildschirm – Vortragsnotizen werden während der Bildschirmpräsentation die fallweise den Folien gewidmeten schriftlichen Kommentare eingeblendet. Inhaltliche Vorbemerkung: Wie in den anderen Präsentationen dieser Reihe (Imperium Romanum regional) wird mit Materialien vornehmlich aus der Region versucht, die Militärgeschichte in der Provinz darzustellen, und zwar in den genannten Themenblöcken "Limes – Kastelle – Soldat – Truppen - Veteranen". Mediolanum Aquileia Ariminum Altinum Ravenna Pisae Bononia Genua Verona Placentia Cremona Mursa Sirmium ITALIA ALPES Augusta Taurinorum ILLYRICUM Schöffmann 2006 Limes Kastelle Soldat Truppen Veteranen Arelate 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Salonae Massilia

halbierte Eichenstämme Obergermanischer Rätischer Limes 548 km lange Grenzanlage vom Rhein zur Donau mit 120 Kastel- len und 900 Türmen, Wall u. Graben, Mauern oder Palisaden ausgebaut ~ 85 – 150 n. Chr. gewartet und bewacht von Auxiliartruppen Militär Limes Limes Rekonstruktion Rainau-Buch (BW) limes, -itis m.: Schwelle Ackerrain Grenzweg 3 m halbierte Eichenstämme Rekonstruktion Großerlach-Grab (BW) 2 - 3m 2 m Der aufgeschüttete Erdwall war 9 m breit und einst mehr als 2 m hoch. Davor lag der ursprünglich 8 m breite und und 2,5 m tiefe Graben. Der Höhenunterschied zwischen Grabensohle und Wallkrone betrug ursprünglich mindestens 5 Meter. Unmittelbar vor dem Graben verlief die Palisade aus Eichenholz. Im Endausbau weist der obergermanische Limes Palisaden auf, während in Rätien eine Mauer ausgeführt wurde (Ressourcen ?). 8 m 2,5 m Verlauf des Limes bei Welzheim (BW) Limes Kastelle Soldat Truppen Veteranen IR 2 regio i 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Militär Limes Burgus Limes BURGUS Rekonstruktion eines Burgus aus der 1. Ausbauphase. Rainau-Buch Militär Limes Burgus Limes BURGUS 900 Wachttürme (burgi) in Sichtweite voneinander Kommunikation durch Feuer- und Hornsignale OG: Wachstube UG: Unterkunft und Eingang KG: Vorrat u. Gerät Detail von der Trajanssäule in Rom (113): Burgus mit Fackel und Scheiterhaufen. Limes Kastelle Soldat Truppen Veteranen IR 2 regio 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Militär Limes Funktion Kontrolle des Waren- und Personenverkehrs Annäherungshindernis Machtdemonstration AD ARMA ! Abwehr von isolierten Angriffen Größere u. konzertierte Invasionen ??? Legionslager VINDONISSA Die ältere Vorstellung, der Limes sei eine hermetisch abgeriegelte Militärgrenze gewesen, wurde mittlerweile aufgegeben. Es hat durchaus Waren- und Personenverkehr gegeben, allerdings unter Kontrolle. Den germanischen Hermunduren z. B. war erlaubt, "passim" sich in Rätien zu bewegen und das sogar bewaffnet (Tacitus). Am ehesten wird der Limes beschrieben als "Abschreckung durch demonstrative Militärpräsenz". Das System funktionierte, solange das Imperium ausreichend Ressourcen zu Verfügung hatte, Truppen nicht an andere Brennpunkte abzog und solange die Germanen zu größeren und konzertierten Invasionen nicht willens und imstande waren. Limes Kastelle Soldat Truppen Veteranen IR 2 regio i 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Militär Limes Castellum Idealtypisches Kastell für eine Auxiliarkohorte (500 Mann) Principia: Stabsgebäude mit Kommandatur,Aerarium, Schreibstube, Basilica, Heiligtum, Armarium Praetorium: Wohnsitz des Kommandanten Valetudinarium: Lazarett Fabrica: Werkstätten Horrea: Speicher, Magazin Contubernium: Baracke mit 10 Mannschaftskammern für je 8 Mann und Offizierskammern Kastell Ruffenhofen in einer MR-Aufnahme decu-manus cardo Das Kastell einer Auxiliarkohorte ist nur eine Spielart in einer größeren Menge von Ausformungen, die von Kastellen für nur 20 Mann über die Kastelle für Reiteralen bis zu den Legionslagern für etwa 6000 Mann reichen. Die prinzipiellen Elemente einer solchen Militäranlage (Wall, Mauer, Tore, Zentrum im Schnittpunkt von Cardo und Decumanus, Contubernium) sind hier gut sichtbar. – Die Thermen, unverzichtbarer Bestandteil im Soldatenalltag, sind in kleineren Castellen durchwegs außerhalb situiert. - Aerarium: etwa zu vergleichen mit "Tresor": Hier wurden die Truppengelder (Sold, Investitionskapital), aber auch ein zwangsweise einbehaltener Teil der schon zugeteilten Praemien aufbewahrt, die der Soldat erst bei seiner Entlassung erhielt. - Heiligtum: Kaiserkult, Feldzeichen Neben castellum tauchen auch die Bezeichnungen castra und castra hiberna auf.  Limes Kastelle Soldat Truppen Veteranen IR 2 regio i 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Militär Limes Castellvicus vicus - canabae Zivilsiedlung entlang der Ausfallstraßen planmäßig angelegte Streifenparzellen unter Befehlsgewalt des Kommandanten im Umland bisweilen eigene Landwirtschaft, Ziegelei, Steinbruch Familien der Soldaten, Thermen, Gewerbe canabae aus conopéum aus gr. konopion "Himmelbett, Bett mit feinmaschigem Mückennetz". Vgl. Kanapee. vicus ist die im Nachhinein aufgesetzte Bezeichnung, während der Soldatenjargon eher den ersten Begriff verwendete. Familien der Soldaten: Es war zwar den Soldaten (bis Anfang des 3. Jhdt.) verwehrt, während ihrer Dienstzeit eine legale Ehe einzugehen. Dennoch hatten sie Frauen, mit denen sie eine Ehe in der Form des usus eingingen und Familien gründeten bzw. die ihnen an ihre Garnisonsorte nachzogen. Die Vielfalt der bei Militärstandorten nachgewiesenen Gewerbe beweisen die wirtschaftliche und zivilisatorische Bedeutung von Garnisonen. Händler, Spediteure, Wirte, Bäcker, Metzger, Töpfer, Schuster, Schreiner Limes Kastelle Soldat Truppen Veteranen IR 2 regio i 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Militär Soldat Ausrüstung Helm, Schwert, Dolch, Schild, 2 Wurfspieße, Panzer, Gürtel =29 kg Marschgepäck: Tragstange, Mantel, Kochtopf, Proviant (für drei Tage), Feldflasche, Ledertasche mit persönl. Wertsachen = 18 kg "muli Mariani" Auxiliarsoldat Legionär So einheitlich, wie hier suggeriert, war die Ausrüstung nicht: z.B. gibt es nebeneinander Ketten-, Streifen- und Schuppenpanzer, die Helmform ändert sich mehrmals, und das Kurzschwert wird im 4. Jhdt. ersetzt durch das Langschwert (tiefgreifende Änderung der Kampftechnik ?). Es tauchen auch hin und wieder (in Abbildungen auf Grabsteinen) Hosen, keltische Kapuzenmäntel und Stiefel auf. Die beiden unteren Helme sind Paradehelme, wobei Gesichtshelme nur an Standorten von Reitertruppen nachgewiesen werden. mulus Marianus: "Maultier des Marius" - Spottname für die schwerbepackten Soldaten. Seit der Heeresreform des Feldherrn Marius 104 v. Chr. mussten die Soldaten ihr gesamtes Gepäck selbst mit sich tragen, damit die Truppe unabhängig vom Begleittross schneller und flexibler würde. - Die fast nicht glaubhaften Gewichtszahlen stammen aus der experimentellen Archäologie. Zierblech (Lupa Romana) von Legionärsgürtel, Frühkastell Brigantium Limes Kastelle Soldat Truppen Veteranen IR 2 regio i 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Militär Soldat Alltag Soldat i Alltag im Lager "Testudo" – Ausschnitt von der Trajanssäule, Rom. Militär Soldat Alltag Soldat Alltag im Lager militärisches Training: Marschieren, Formationsübungen, Zweikampf und Speerwerfen u. ä. Wachdienst, Reparatur- und Reinigungsarbeiten; Strafdienste Arbeit am Bau (Limes, Lager, Straßen, Brücken) und in Produktionsbetrieben Dass auch der römische Militärdienst mühsam und öde war, wird nicht überraschen. Wichtiger scheint mir die Information zu sein, dass die römische Armee in Friedenszeiten zu öffentlichen Bauarbeiten herangezogen wurde, eigene Produktionsbetriebe, insbesondere Steinbrüche und Ziegeleien betrieben; dass die Ziegelstempel eine wichtige Quelle für die Erforschung der Truppenbewegungen darstellen; dass die Soldaten ihre Freizeit lieber in den canabae verbrachten, wird auch nicht überraschen. ludus latrunculorum (latro = archaisch "Krieger"): ein Strategiespiel für 2 Spieler mit je 8 (?) Spielsteinen. Ziel ist es, möglichst viele gegnerische Spielsteine durch Zangenoperation aus dem Spiel zu werfen. Als Spielsteine haben sich solche aus opakem Glas erhalten, es dürften aber auch gefärbte Münzen verwendet worden sein, die an den Sieger fielen. Freizeit: Thermen, Spiel, Wein und canabae ... Spielbrett aus Marmor für den ludus latrunculorum, 3./4. Jhdt., AO Zürich. verschiedene Ziegeltypen, Ziegelstempel der Legio III Italica in Regensburg Limes Kastelle Soldat Truppen Veteranen IR 2 regio i 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Militär Sold Tagessold (in HS) ... der Lohn stipendium + donativa (Prämien) + annonae (Proviantgeld) Lohnarbeiter (mit Verpfl.) 1.Jhdt. 2-3 HS 301 20 HS 1 kg Schweinefleisch 1.Jhdt. 3 HS 301 24 HS einbehalten wurden Beiträge zur "Sterbekasse" für Waffenreparaturen u. ä. Strafgelder Bestechungsgelder Zunächst scheint die Entwicklung der Soldhöhe (stipendium) der steigenden politischen Bedeutung des Militärs zu entsprechen. Stellt man aber diese Zahlen den wenigen Vergleichswerten (in Sesterzen) gegenüber, kann von einer Steigerung eigentlich nicht mehr gesprochen werden. Vielmehr spiegeln die Zahlen nur die Stabilität von Löhnen und Preisen bis etwa 150 und die darauffolgende Inflation wieder. Doch das Stipendium war nur eine Komponente, zu denen donativa und annonae traten. Für beide Arten von Zusatzeinkommen gibt es nur globale Summen und diese nur fallweise. Die donativa scheinen zunächst (späte Republik und 1. Jhdt. n. Chr.) nur fallweise für besondere Leistungen ausgeschüttet worden zu sein, ab dem späten 1. Jhdt. (Domitian) jedoch immer regelmäßiger. Noch vager wird die Einschätzung eines durchschnittlichen Soldatensoldes durch die angeführten Einbehaltungen und Bestechungsgelder. Es scheint durchaus üblich gewesen zu sein, sich von unerwünschten Diensten durch entsprechende Zahlungen oder Testamentserklärungen zugunsten der Zenturionen freizukaufen. Somit kann über die Einkommenssituation eines Gemeinen gesagt werden, dass sein Einkommen bescheiden, aber regelmäßig war, was am antiken Arbeitsmarkt selten zutraf. Außerdem gilt, dass die Offiziere das 20-30fache eines Soldes eines Gemeinen einstreiften, was dem Kastencharakter der römischen Gesellschaft durchaus entspricht. Nicht zu übersehen ist, dass eine Garnison für das Umfeld einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellte, was die aus dem Boden schießenden Kastelldörfer mit ihren Handwerksbetrieben, Wirten, Händlern, Spediteuren und Bordellen deutlich vor Augen führen. Sold eines Gemeinen Sold eines jungen Offiziers Sold eines Staboffiziers Limes Kastelle Soldat Truppen Veteranen IR 2 regio i 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Militär Truppen i  in Rätien ~ 150 stationierte Truppen A II FLAVIA PIA FIDELIS A I HISPANORUM AURIANA A I ROMANORUM PIA FIDELIS A I FLAVIA GEMELLIANA Militär Truppen LEGIO III ITALICA in Rätien ~ 150 stationierte Truppen 60 Centurien a 80 4.800 Stab, Meldereiter Handwerker etc. 1.600 C I FLAVIA CANATHENORUM SAGITTARIA C I BREUCORUM VICTRIX C III THRACUM VETERANA C IIII GALLORUM C V BRACAR-AUGUSTANORUM C VI LUSITANORUM PIA FIDELIS C II RAETORUM C I RAETORUM ~170 verlegt nach Castra Regina AUXILIA (~ 150 n.) Ala (500 equites) Ala millenaria (1000) Cohors (500 pedites) Coh. mill. (1000) Coh. equitata (500) L XIII Gemina 14-45 C II AQUITANORUM EQUITATA C II BRACAR-AUGUSTANORUM EQUITATA C III BRITANNORUM EQUITATA C III THRACUM EQUITATA C IX BATAVORUM EQUITATA EXPLORATORUM L XXI Rapax -70 L XI Claudia -101  Garnisonen am Limes, sepa- rate Truppenteile im Inneren Auxiliartruppen: Schon in der späten Republik (Marius, Caesar) wurden Hilfstruppen aus dem eroberten Land rekrutiert und in weit entfernte Garnisonen verlegt. Das ursprüngliche ethnische Prinzip wird im 1. Jhdt. n. Chr. fallweise durchlöchert, im 2. Jhdt. aufgegeben. Ala = Reitertruppe, Cohors = Fußtruppe; Cohors equitata = Mischform. Prinzipiell haben diese eine Kampfstärke von 500 Mann (+ Stab etc), die "millenaria" - Einheiten 1000 Mann. Kommandiert werden die Truppen von einem Präfekten und 6 Centurionen. Numeri: hier nicht berücksichtigte kleine Aufklärungseinheiten (?). Die Nummerierung gibt die Reihenfolge der Aufstellung wieder: es wurden z. B. schon in der Okkupationszeit 4 Cohortes Raetorum (et Vindelicorum, wie es ursprünglich hieß) ausgehoben, die von 1-4 durchnummeriert waren. Die Namensgebung der Truppen ist uneinheitlich: Sie gibt den Gründer (Kaiser) wieder, die Herkunft, eventuell eine Waffengattung und verliehene Ehrentitel. So bedeutet C I FLAVIA CANATHENORUM SAGITTARIA, dass diese Einheit von Ks. FLAVIUS Vespasianus gegründet wurde, ursprünglich nur aus Soldaten vom Stamm der Canathenen (Syrien) rekrutiert wurde und dass sie eine Bogenschützen-Einheit war. Legion: Nach der Provinzwerdung waren in Rätien nur kleinere Legionsteile beim Statthalter stationiert. Vor oder um 170 verlegte Ks. Marcus Aurelius die kurz vorher ausgehobene Legio III Italica nach Regensburg (Markomannenkrieg). – In Legionen wurden lange nur römische Bürger aufgenommen; im 2. Jhdt. ergänzten sich Legionen schon aus der Provinz, in der sie standen, und ab 211 (Const. Antoniana) wird dieses Kriterium obsolet. Legionen unterscheiden sich von Auxiliartruppen durch ihre Größe, durch ihre einheitlichere und bessere Bewaffnung, durch höheren Sold und durch mehr und besser ausgebildete Offiziere. Legionen betreiben auch Produktionsbetriebe und Detachements werden auch für andere Aufgaben (z.B. Benefiziarier) im Inneren eingesetzt. Ihre Veteranen wurden seit Caesar in Kolonien angesiedelt und mit Landgütern begabt. ethnisches Prinzip im 2. Jhdt. aufgegeben Limes Kastelle Soldat Truppen Veteranen IR 2 regio i 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Militär Kosten allgemein ... der Preis der Sicherheit Kosten: Sold, Prämien, Veteranen, Waffen, Gerät, Pferde, Unterhalt, Bauten, Wartung "subsidia" für verbündete Stämme (foederati) unter Ks. Domitian (81-96) jährliche Militärausgaben ~ 200 Millionen Denare = 75-80% des Gesamtbudgets zunehmende Abhängigkeit der Politik vom Militär  höhere Solde u. Prämien  Inflation 68/69 "Vier-Kaiser-Jahr" 20 "Soldatenkaiser" 235-280 Ansiedlung von germanischen foederati in Grenznähe Germanisierung der Armee Germanen lernen römische Zivilisationsgüter, Waffen und Armeeführung kennen und schätzen ... zunehmend höhere subsidia an foederati  Inflation DIese Folie stellt -sehr vereinfachend – bestimmte politische Folgewirkungen des römischen Imperialismus heraus. Zu Kosten siehe http://www.archaeologie-online.de/magazin/thema/2001/04/e_1.php <14.02.06> Zu Inflation: Tatsächlich hat die Inflation der römischen Währung zwei Ursachen: die ständige Münzverschlechterung seit Septimius Severus (193-211) und der über die Armee gestiegene Geldumlauf, der den Geldwert erst recht sinken ließ.  mehr dazu Limes Kastelle Soldat Truppen Veteranen IR 2 regio i 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

"missio honesta" die ehrenvolle Entlassung Militär Diplom IMP(erator) CAESAR DIVI NERVAE F(ilius) NERVA TRAIANUS AUGUSTUS GERMA- NICUS DACICUS PONTIFEX MAXIMUS [...] "missio honesta" die ehrenvolle Entlassung Ks. Trajan 98-117, Nachfolger und Adoptivsohn von Ks. Nerva verleiht gewissen Soldaten der unten angeführten, in Rätien stehenden Truppen anlässlich ihrer ehrenvollen Entlassung nach 25 oder mehr Dienstjahren das Eherecht und das Bürgerrecht, das sich auch auf die Frau und Kinder erstreckt. Datum: 30. Juni 107 PR(idie) K(alendas) IULIAS C(aio) MINICIO FUNDANO C(aio) VETTENIO CO(n)S(ulibus) aus der 1. Ala Hispanorum Auriana [dem Gemeinen] [...] ALAE I HISPANORUM AURIANAE [...] MOGETISSAE COMATULLI F(ilio) BOIO ET VERECUNDAE CASATI FILIAE UXORI EIUS SEQUAN(ae) ET MATRULLAE FILIAE EIUS Mogetissa, Sohn des Comatullus, einem Bojer, und Verecunda, Tochter des Casatus, seiner Frau, einer Sequanerin, sowie seiner Tochter Matrulla. Ein Militärdiplom bestand aus zwei beschrifteten Metallplatten. Diese Täfelchen waren mit einem durch die beiden mittleren Löcher gezogenen Draht zusammengebunden, der an den Enden mit den Zeugensiegeln (aus Blei) verschlossen wurde. Die Außenseite der einen Tafel enthält die Namen der Zeugen, die andere Seite zeigt eine Abschrift des innenliegenden Textes.So konnte man den Inhalt des Diploms feststellen, ohne die Siegel zu brechen. Beglaubigt durch die Namen und Siegel der Zeugen (aus einer Art von Notariatskanzlei in Rom) war aber allein der Text auf den Innenseiten. Die Befugnis zur Erteilung des Bürgerrechtes sowie des Privilegs der rechtsgültigen Ehe lag in der Kaiserzeit beim Kaiser. Der Kaiser erteilte im 1. Jh. n.Chr. die genannten Privilegien nur an ausgewählte Armeeeinheiten, im 2. Jh. n.Chr. aber generell bei ehrenhafter Entlassung. Er erteilte die genannten Privilegien an alle zu entlassenden Soldaten der Einheit in einem Rechtsakt, in einer sogenannten "constitutio". Diese Konstitution wurde erstens in den Akten der kaiserlichen Verwaltung aufbewahrt und zweitens, für alle sichtbar, in Rom auf einer grossen Bronzetafel ausgehängt. Vom Ende des 1. Jh. (88/90 n.Chr.) an gibt es nur noch einen Aushängeort, nämlich "die Mauer hinter dem Augustustempel bei der Minerva"; leider sind alle bronzenen Konstitutionen aus Rom verloren. Die beglaubigte Abschrift wurde dem Soldaten von seinem Kommandanten ausgehändigt. Korrekter Formulartext s. http://www.uni-tuebingen.de/limes-museum/sqhm/alf/texte/1116entlassung.html <13.02.06> Maße des vorliegenden Exemplar: 16,3 x 13 cm, Dicke 15 mm; Bronzeblech. Mogetissa wird als Boius bezeichnet. Diese Volksbezeichnung reicht für eine Lokalisierung seiner Heimat nicht aus, denn Bojer tauchen vom Wienerwald bis Böhmen und auch in Gallien auf. Er war zu Zeit Kaiser Domitians (81-96 n.Chr.) in die Armee eingetreten und diente 25 Jahre als Reiter in der Ala I Hispanorum auriana. Eindeutiger ist die Herkunft seiner Frau Verecunda, die als Sequanerin bezeichnet wird. Die gallischen Sequaner sind schon länger romanisiert, so dass ihr durchaus römisch anmutender Name plausibel ist. Ebenfalls plausibel, weil häufig anzutreffen, ist, dass die Kinder schon lateinische Namen tragen. Zur Namensgebung: Nichtrömer erkennt man an ihrem nichtdreiteiligen Namen. Häufig lässt der Namen selbst eine eindeutige Klassifizierung als keltisch oder germanisch nicht zu, von rätisch ganz zu schweigen. Zu berücksichtigen ist, dass bei der Rekrutierung ein Militärschreiber diese ihm fremden Namen irgendwie verschriftlichte, die Endung fast immer latinisierte oder dem Rekruten überhaupt einen ähnlich klingenden lateinischen Namen gab (Bsp. Firmus, Sohn des Ecco, s.u. nächste Folie). Nach der Bürgerrechtsverleihung übernimmt der Neubürger als sein neues Gentilnomen häufig einen Namensteil jenes Herrschers, der ihn zum römischen Bürger gemacht hatte. Mogetissa könnte also, ähnlich wie jener Veteran aus Leiden M. Traianius Gumattius sich in Hinkunft [?] Traianius Mogetissa genannt haben. Militärdiplom von Weißenburg, Bronze, 16,3 x 13 cm. FO Weißenburg (Biriciana) AO München Beglaubigte Abschrift der Bronzetafel, die in Rom hinter dem Tempel des Augustus [am Palatin] beim Standbild der Minerva angeschlagen ist. Limes Kastelle Soldat Truppen Veteranen IR 2 regio i 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Militär Veteran i ... oder: "Was hat Mogetissa davon ?" ... der Lohn der Angst ... Auszahlung von einbehaltenen praemia "Abfertigung" (mehrere Jahresgehälter) Zuweisung eines fundus (in der Provinz) Legitimierung seiner Familienverhältnisse D M Röm. Bürgerrecht: keine Kopfsteuer Römisches Recht ius commercii politische Partizipation Erbrecht, Vertragsrecht, provocatio ad Caesarem Niederlassungsrecht, Gewerbe, Handel, Eigentum theoretisch in Rom [?], faktisch in lokalen Kommunen M TRAIANIUS COMA TULLI F PAPIRIA MO GETISSA NAT BOIUS VETER ALAE I HISP AUR EQ VIVUS SIBI ET VERECUNDAE UX Praemia oder donativa: "Belohnungen", ursprünglich für besondere Leistungen, mehr und mehr regelmäßige Geldspenden der Kaiser anl. ihres Herrschaftsantrittes, Geburtstages u. ä. Anlässen. Ein Teil dieser Belohnungen wurde zwangsweise im Aerarium (~"Kasse") der Truppe als Pfand (und wohl auch als zinsenloser Kredit) einbehalten. Außerdem scheint (zeitl. und räuml. Unterschiede !) es eine Art von "Sterbekasse" gegeben zu haben, die von Bruchteilen des Soldes gespeist wurde, um die Begräbniskosten, insbesondere den teuren Grabstein zu finanzieren. Auch dieser Anteil wurde dem Veteran bei dieser Gelegenheit ausbezahlt. "Abfertigung" und "Landzuweisung": Die Veteranenversorgung rückt seit Sulla ins Blickfeld der Politik, wird von Caesar und Augustus großzügig als Klientelpolitik gehandhabt und bleibt in der Kaiserzeit eine ständige Aufgabe der Herrscher und der lokalen Kommanden. Dabei sind so große Unterschiede in der Art und im Ausmaß festzustellen, dass keine allgemein gültige Beschreibung möglich ist. Gegeben hat es eine Geldzahlung in der Höhe mehrerer Jahressolde oder die Zuweisung von Land, wobei das Ausmaß mehrere Dutzend von Hektar betragen konnte. Die Landzuweisung war bisweilen auch ein Mittel gezielter Siedlungspolitik: Caesar siedelt seine Veteranen an strategischen Orten an, Augustus vornehmlich in senatorischen Provinzen. Landzuweisungen im großen Stil konnte es aber nur in neu erobertem oder brach liegendem Land geben. In Rätien ist eine deutliche Besiedelung in Form der villa rustica und Urbarisierung der Umgebung von Augsburg und Regensburg, des Streifens zwischen Donau und Limes sowie des Nördlinger Ries festzustellen. Während der Anteil von Kolonisten aus Italien, Gallien und Alpen eher gering einzuschätzen ist, wird der Großteil dieser Neusiedlungen auf Veteranen zurückzuführen sein. Legitimierung der Familienverhältnisse: Bis ins 2. Jhdt. war den Gemeinen eine Heirat verwehrt, was sie aber nicht daran hinderte eine Partnerschaft (oder wie das heute heißt) einzugehen. Solche Partnerschaften wurden mit diesem Privileg legitimiert, d. h. eine vorhandene coniunx, auch eine peregrine, wird zur legitimen uxor und nimmt Teil am Bürgerrecht des Mannes. Gleichzeitig werden eventuell schon vorhandene Kinder in diesen regulierten Rechtsstand aufgenommen (allerdings nur bis 140 n. Chr.). Das conubium galt – wie im Formulartext der Miltärdiplome jedesmal betont wird – nur für je eine Frau. Mit dem Bürgerrecht waren iura (politische Rechte, die Geltung des günstigeren Römischen Rechtes), honores (Namen, Toga) und munera (Steuern, Miltärdienst; notfalls werden Veteranen auch wieder eingezogen!) verbunden. Ich beschränke mich hier auf die Vorteile, die der Neubürger gegenüber einem Peregrinen genoss. Nicht zu unterschätzen ist der soziale Aufstieg, der damit verbunden war: Jetzt ist Mogetissa ein gemachter Mann! Grabstein (Veteran aus Köln) + fiktive Inschrift: so könnte es gewesen sein ...l ORI F C sozialer Status Limes Kastelle Soldat Truppen Veteranen IR 2 regio i 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Bsp Firmus i Schicksale  Nischen-Aediculum Inschrift – Podest Tunica Lederpanzer Paenula (kelt. Kapuzenmantel) Riemenschurz Schwert Dolch 2 Lanzen Begleitfiguren: Sklave in Cuculla Erbe in Toga [F]IRMUS / ECCONIS F / MIL EX COH RAETORUM / NATIONE M / ONTANUS / ANN XXXVI / STIP X..II / HERES [E]X TES / POT  F(ilius) / MIL(es) EX COH(orte) ANN(orum) XXXVI / STIP(endiorum) X..II / TES(tamento) / PO(sui)T Firmus bekam bei seinem Eintritt in die Armee einen lateinischen Namen, nach dem Patronymikon (Ecco) war er aber Kelte oder Räter. Außerdem wird er mit natione montanus näher bestimmt, was keine "Gebirgsjägereinheit" meint, sondern seine Herkunft aus einem Bergvolk. Als seine Einheit wird eine Cohors Raetorum genannt. Tatsächlich werden nach der Okkupation 4 rätische Kohorten ausgehoben, die zunächst am Rhein und in Germania inferior, z. B. im Germanenfeldzug des Germanicus 16 n. Chr. eingesetzt werden. Räterkohorten sind verwickelt in die Kämpfe des 4-Kaiserjahres 69 und bei der Niederschlagung des Bataveraufstandes 70. Dies und gewisse stilistische Phänome (Rosetten in den Zwickeln und am Giebel des Aediculum) lassen an eine Zeitstellung im 1. Jhdt. denken. Seine Dienstzeit ist wegen einer Fehlstelle (..) nicht eindeutig: In das Spatium würden die Ziffern X, V und II passen, für I wäre der freie Raum wieder zu groß. Berücksichtigt man sein Lebensalter und den üblichen Dienstantritt zwischen dem 20. und 23. Lebensjahr, wird eine Ergänzung von II plausibel, was eine Dienstzeit von 14 Jahren und einen Dienstantritt im 22. Lebensjahr ergibt. Nicht unmöglich ist eine Ergänzung von V, was einen frühen Dienstantritt mit 19 Jahren ergäbe. Der Sklave (als "Fuscus" in einer winzigen Beischrift genannt) als Begleitfigur deutet einen (bescheidenen) Wohlstand an. Die in Toga gekleidete Figur muss wohl der anonyme Erbe sein, dessen Kleidung ihn als römischen Bürger ausweist. Ein Sohn kann es nicht sein, da Firmus und seine potentiellen Nachkommen das Bürgerrecht erst nach einer ehrenvollen Entlassung nach 25 Dienstjahren erhalten hätte. Hiezu könnte die Beobachtung passen, dass Auxiliarsoldaten sich häufig veranlasst sahen oder dazu auch gedrängt wurden, bei Dienstantritt einen Erben zu bestimmen und dies schriftlich in den Truppenlisten deponieren zu lassen. Als solche Erben tauchen Kameraden, aber auch Offiziere auf. Dass ein Offizier nicht in seiner Montur sondern im Friedensgewand dargestellt wird, mag kompositorische Gründe haben (Hervorhebung des Soldaten Firmus). Auf jeden Fall macht die Toga deutlich, dass Firmus einen Römer wenigstens zum Erben hat ... Grabstein des Firmus, Soldat der C. Raetorum. 2.H.1.Jh.,Kalkstein, 144 cm. FO Andernach, AO Bonn Limes Kastelle Soldat Truppen Veteranen IR 2 regio i 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Bsp Bassus i Schicksale  T(itus) FLAVIUS BASSUS MUCALAE / F(ilius) DANSALA EQ(ues)ALAE NORI/ CORU(m) TUR(ma) FABI(i) PUDENTIS / AN(norum) XXXXVI STIP(endiorum) XXVI H(eres) F(aciendum) C(uravit) T FLAVIUS BASSUS MUCALAE / F DANSALA EQU ALAE NORI/ CORU TUR FABI PUDENTIS / AN XXXXVI STIP XXVI H F C Nischen-Aediculum häufiges Bildmotiv "galoppierender Reiter" Pferd mit Fransen, lunulae u. phalerae geschmückt Lederpanzer, Helm, Ovalschild, Lanze, Langschwert Begleitfigur: Sklave mit 2 Lanzen und Ovalschild  Grabstein des T. Flavius Bassus, Reiter der Ala Noricorum aus Thrakien. Ende 1. Jhdt. Kalkstein, 122 cm. FO Köln, AO Köln Grabstein des Rufus Sita, Reiter der VI. Thrakischen Kohorte, ~ 50. Kalkstein, 153 cm. Glevum / Gloucester (UK). Bassus stammte aus Thrakien, vom Volksstamm der Dansaler, und war Reitersoldat in der Ala Noricorum, die aber vermutlich erst nach dem Bataveraufstand 70 nichtnorische Soldaten aufnahm. Sein dreiteiliges Nomen weist ihn als römischen Bürger aus, der sein Bürgerrecht – nach 25jähriger Dienstzeit oder – wegen besonderer Leistungen – auch schon früher unter einem der flavischen Kaiser (69-96) erhalten hat. Anm.: Ligaturen (in Zeile 1, 2 und 4) sind Zeichenkombinationen, die von den Steinmetzen eingesetzt wurden, um Fehler zu korrigieren und/oder um Platz zu sparen. Limes Kastelle Soldat Truppen Veteranen IR 2 regio i 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Bsp Celerinus i Schicksale  M VAL CELERINVS / PAPIRIA ASTIGI / CIVES AGRIPPINE / VETER LEG X G P F / VIVOS FECIT SIBI / ET MARCIAE PRO / CVLAE VXORI M(arcus) VAL(erius) CELERINVS / PAPIRIA (tribu) ASTIGI / CIVES AGRIPPINE(nsis) VETER(anus) LEG(ionis) X G(eminae) P(iae) F(idelis) / VIVOS FECIT SIBI / ET MARCIAE PRO / CVLAE VXORI häufiges Bildmotiv "Totenmahl" ? Celerinus in Toga auf Kline, dreibeiniges Tischchen mit Bechern, Krug Diener in Hosen Frau in Stola mit Früchtekorb Korb mit Spindeln  Bonn Leiden Marcus Valerius Celerinus ist in Südspanien (Astigis, heute Ecija) in die 10. Legion eingetreten. Er kommt mit der 10. Legion im Jahre 70 n. Chr. von Spanien an den Niederrhein, wo er nach 25 Dienstjahren in dem Legionslager Noviomagus Batavodurum/Nijmegen entlassen wird, das römische Bürgerrecht erhält und dem Stimmbezirk Papiria zugewiesen wird. In Noviomagus weiß man allerlei von der aufstrebenden Provinzhauptstadt Colonia Claudia Ara Agrippinensium/Köln, einer 50 n. Chr. gegründeten Veteranenkolonie, zu erzählen. M. Valerius Celerinus geht mit gefülltem Beutel nach Köln. Er lernt die Kölnerin Marcia Procula kennen und lieben - er heiratet sie, wird Kölner Bürger (civis Agrippinensis) und vergisst, nach Spanien zurückzukehren. Die Legio X Gemina ist wahrscheinlich identisch mit der Legio decima, der Lieblingslegion Caesars. Nach dem Bürgerkrieg liegt die 10. Legion in Hispania ulterior, von wo sie in neronischer Zeit nach Pannonien in Marsch gesetzt wird und in Carnuntum/Deutsch Altenburg Lager bezieht. Aber bereits im Jahre 68 n. Chr. wird sie wieder nach Spanien zurückgeschickt. Sie ergreift 69 n. Chr. für Vitellius Partei und schließt sich nach dessen Besiegung Vespasian an, der sie im Jahre 70 n. Chr. von Spanien zur Bekämpfung des Bataveraufstandes an den Niederrhein holt, wo sie zunächst in Harenatium/Rindern lagert. Im Frühjahr 71 n. Chr. bezieht sie das Legionslager Noviomagus Batavodurum/Nijmegen. Nach dem 1. Dakerkrieg wird die 10. Legion an die Donau verlegt, wo sie zunächst von 103—107 n. Chr. in Aquincum/ Budapest lagert. Noch unter Traian bezieht sie 107 n. Chr. das Legionslager Vindobona/Wien, wo sie bis ins 4.Jh. n. Chr. bleibt. Vexillationen (Kommandos) der 10. Legion kämpfen um 150 n. Chr. in Mauretanien, 171 n. Chr. gegen die Quaden und 197 n. Chr. gegen die Parther in Mesopotamien. Die zwei Vergleichsstücke können zeigen, dass die Steinmetze nach vorhandenen Vorlagen arbeiteten, wobei jedoch die deutlich erkennbaren Unterschiede die Qualität ihres Handwerkes ausmachen. Bonn: Grabstein des C. Julius Primus, Reiter der Ala Noricorum Leiden: M. Traianius Gumattius, Veteran der Ala Afrorum. Grabstein des M. Valerius Celerinus, Veteran der 10. Legion, und seiner Gemahlin Marcia Procula. FO Köln, AO Köln. Limes Kastelle Soldat Truppen Veteranen IR 2 regio i 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Bsp Poblicius i Schicksale   14,6 m L(ucio) POBLICIO L(ucii) F(ilio) TERE (tina tribu) / VETERA(no) LEG(ionis) V ALAVDA(e) EX TESTAMENTO / ET PAVLLAE F(iliae) ET VIVIS / […]O MODESTO L(ucio) P[…] / [H(oc)] M(onumentum) H(eredem) [N(on) S(equetur)]   Reliefschmuck an der rechten Seitenwand 4,6 m Der Grabturm des L. Poblicius, von dem wir sonst nichts wissen, zeigt sehr deutlich, dass Veteranen zu erstaunlichem Reichtum und damit auch zu gesellschaftlichem Rang in einer Provinzstadt kommen konnten, den sie oder ihr Erben in exzessivem Grabkult dokumentierten. Grabturm des L. Poblicius, aus Fragmenten rekonstruiert. ~ 40 n. Chr. FO Köln, AO Köln. Limes Kastelle Soldat Truppen Veteranen IR 2 regio i 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Ende Limes Kastelle Soldat Truppen Veteranen Gesichtshelm eines Reitersoldaten, 3. Jhdt. Limesmuseum Aalen. Limes Kastelle Soldat Truppen Veteranen Ende IR 2 regio 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18