Philosophie der Gefühle

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 Präsentation transkript:

Philosophie der Gefühle Sabine A. Döring, Peter Goldie

Sabine A. Döring Sabine Döring is Professor of Philosophy at Universität Tübingen. She is also Board Member and Principal Investigator of the Tübingen cluster of excellence Center for Integrative Neuroscience (CIN). And she is speaker of the Mini-GK Grounding Self and Agency. She studied Philosophy, German Literature, Linguistics, and Psychology at Göttingen University. She was Research Associate in Philosophy at King's College London and The University of Manchester, and prior to that an Assistant Professor in Philosophy at Duisburg-Essen University, also doing research at UC Berkeley and St. Andrews University. Her main research areas are (meta-) ethics, aesthetics, and the theory of practical rationality, with an emphasis on emotion and the question of what role the emotions have to play in the theory of value. She is also interested in the philosophy of mind and the philosophy of the social sciences, in particular, in the philosophy of economics.

Peter Goldie Peter Goldie (1946–2011) was a British academic philosopher with interests in ethics and aesthetics. He was the Samuel Hall Chair in Philosophy and Head of the Philosophy Discipline Area of the School of Social Sciences at University of Manchester. After a 25-year career in business in the City of London, Goldie turned to Philosophy, in 1990. He studied at University College London and Oxford University for a DPhil on emotion, mood and character. Following this, he was a lecturer at Magdalen College, Oxford, for two years and King's College London before becoming a professor at Manchester in 2005.

Philosophie der Gefühle heute (Döring) Textsorte: Einleitung zu einem edierten Buch Ziel des Textes: Definitionen als Vorarbeit für eine „Philosophie der Gefühle“ bzw. „Theorie der Emotionen“ (im Kontext von Kognition) => präzise Definition von Emotionen – wie leiten Emotionen Handlungen/Handeln an (Rationalität von Handlungen) Geschichte der Theorie der Emotionen in der Philosophie

Philosophie der Gefühle heute (Döring) Definitionen: Emotionen = Gefühle im engeren Sinne, „emotionale Gefühle“ Beispiele für Emotionen/emotionale Gefühle: Furcht, Ärger, Empörung,. Neid, Trauer Bewunderung

Philosophie der Gefühle heute (Döring) Qualität von Emotionen/emotionalen Gefühlen: sie sind intentional, sie sind auf (etwas in der) die Welt gerichtet, sie repräsentieren dieses Etwas in der Welt (z.B. die Schlange als gefährlich) Emotionen sind Erlebnisse einer bestimmten Qualität und Intensität, sie sind „Feelings“ im engeren Sinne Emotionen sind evaluativ, d.h. wertend (etwas ist gefährlich) Emotionen sind handlungsmotivierend

Philosophie der Gefühle heute (Döring) Unterscheidung zu „nicht-emotionalen Gefühlen“: Nicht-emotionale Gefühle sind nur eine bestimmte Erlebnisqualität, ein Empfinden ohne Repräsentation des jeweiligen Etwas/Gegenstands (die Schlange wird wahrgenommen als etwas sich Bewegendes)

Philosophie der Gefühle heute (Döring) „Wiederentdeckung“ der Gefühle in der Philosophie erklärt sich aus dem evaluativ-repräsentationalen Inhalt von emotionalen Gefühlen => Emotionen/emotionale Gefühle sind nicht nur „blinde Antreiber“ von Handlungen, sie „verursachen“ nicht nur Handlungen, sondern können Handlungen rational machen => Neues Verhältnis von Ratio/Vernunft und Emotionen Bedeutung für eine philosophische Theorie der Werte

Philosophie der Gefühle heute (Döring) Wie lässt sich die Erlebnisqualität von Emotionen fassen? (Phänomenologie) => Involvieren Emotionen körperliche Reaktionen? Sind emotionale Gefühle „Körpergefühle“? Oder spielen Körperliche Erfahrungen eine untergeordnete Rolle für Emotionen? => ungeklärte Frage der Philosophie der Emotionen

Philosophie der Gefühle heute (Döring) Verhältnis von Emotion und Kognition: => Emotionen sind Kognitionen => Emotionen sind Konglomerate aus Wünschen und Überzeugungen Philosophie der Emotionen ist aktuell ein Angriff auf gängige Theorien des Geistes

Philosophie der Gefühle heute (Döring) Position Dörings: Kognitivistisches Verständnis von Emotionen: Emotionen haben einen repräsentationalen Inhalt und können daher eine kognitive Rolle spielen, d.h. sie können Zustände/Handlungen rational machen (23). Emotionen sind nicht nur „konativ“, d.h. nur motivierende Zustände oder nur Wünsche (diese wurden von Hume „Affekte“ = passions, sentiments genannt, die keine Repräsentation der Welt beinhalten) = nonkognitivistische „feeling“-Theorien

Philosophie der Gefühle heute (Döring) Gang der Argumentation – Herleitung der kognitivistischen Position: Emotionen im frühen Kognitivismus (29-31) Affektive Repräsentation der Welt (31-36) (Goldie und Helms) Jenseits der Passrichtung (36-43) Emotionen und praktische Gründe (43-49) Emotionen in der Theorie der Werte (49-59) Emotionen und Akteure (59-65

Philosophie der Gefühle heute (Döring) Emotionen und Werte: Emotionen sind eine spezifische Klasse/Form von Urteilen (über die Welt), E. entsprechen Wertungen über die Welt Emotion und Motivation (zum Handeln): E. können Handlungen motivieren E. funktionieren dann als (evaluative) Wünsche (etwas zu tun) => Ziel Dörings: „Theorie der rationalen Motivation durch Emotionen“ (43)

Philosophie der Gefühle heute (Döring) Position Dörings: Emotionen können Subjekte mit objektiven Handlungsgründen ausstatten, z.B. indem sie ein normatives Urteil rechtfertigen => gegen „kognitiv-konativ-Binarität“: „unsere Neigungen in der Gestalt emotionaler Gefühle werden zu einem unverzichtbaren Teil der Vernunft“ (59) => animal rationale wird zum animal emotionale „rational guidance“ ist nur ein Aspekt von Handlungsgründen und Autonomie

Emotionen und Gefühle (Goldie) Unterscheidung zwischen Emotion und Gefühl: Gefühle (feelings) = Erlebnisse einer bestimmten Qualität und Intensität, z.T. körperlich (Herzrasen) (Unterscheidung: körperliche Gefühle – gerichtete Gefühle mit Intentionalität) Emotionen = intentionale Zustände mit einem evaluativ- repräsentationalen Inhalt (emotionale Gefühle) – müssen nicht notwendig mit körperlichen Gefühlen einhergehen (Stolz) Ziel des Textes: Beide Dimensionen in eine „Theorie der Emotionen“ integrieren Bestimmen, wie aus Emotionen heraus gehandelt wird

Emotionen und Gefühle (Goldie) Unterscheidung in reflexives und nicht-reflexives Bewusstsein Reflexives Bewusstsein entspricht emotionaler Erfahrung (Beispiel: Autofahrer) Nicht-reflexives Bewusstsein impliziert keine Emotion (Beispiel: Rallyefahrer)

Emotionen und Gefühle (Goldie) Betont gegen die frühe kognitivistische Emotionentheorie, die einzelne Konglomerate identifiziert, den evaluativ-repräsentationalen Inhalt der Emotionen => Emotionen sind nicht nur schlicht „Urteile“, auch keine bloßen „Konglomerate“ aus Überzeugungen, Wünschen, Körpergefühlen – sondern: Emotionen sind komplexe mentale Zustände sui generis, in denen Erlebnisse unmittelbar verknüpft sind mit dem evaluativ-repräsentationalen Inhalt der Emotion

Emotionen und Gefühle (Goldie) Der gesamte Geist, Seele und Körper sind an Emotionen beteiligt Emotionen sind eine „gefühlte Bewertung“ bzw. ein „welt-gerichtetes Gefühl“, denen nicht-bewusste Dispositionen zugrunde liegen Emotionen sind affektive Repräsentationen der Welt Emotionen sind durch eine Narration charakterisiert, d.h. als Teil des Lebens einer Person Emotionen können zum Handeln motivieren, müssen dies aber nicht