Traditionelle Dialektologie

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 Präsentation transkript:

Areale / (sozio-) dialektale Variation des Deutschen I (gesamtdeutsche Perspektive)

Traditionelle Dialektologie Fokus auf den Grunddialekten des ländlichen Raums Städte als inhomogene Sprachräume zumeist nicht in die Untersuchungen einbezogen Häufig nur ein Sprecher pro Ort als Repräsentant der Mundart Soziale Einflussfaktoren auf Sprache nicht untersucht Ziel: geographische Varianten des Deutschen zu kartieren (diatopische Funktion: geographische Differenzierungen von Sprache erforschen)

Georg Wenker Pionierarbeit in der traditionellen Dialektologie (letztes Viertel d. 19. Jh.) Ziel: akkurate Sprachlandschaftskarte für Deutschland Forschungsprogramm: Fragebögen in alle Teile Deutschlands versandt → 48.500 retourniert Zwischen 1926 und 1956 Veröffentlichung von 129 Dialektkarten

• – mitteldeutscher Dialektraum •– oberdeutscher Dialektraum Ostmitteldeutsch •– niederdeutscher Dialektraum • – mitteldeutscher Dialektraum •– oberdeutscher Dialektraum Westmitteldeutsch

Oberdeutsche Dialekte Vier Gründe für Einteilung: Entwicklung der Diphthonge zu Monophthonge (Bsp.: guot – gut) Vorliegen oder Fehlen des velaren Reibelautes /ç/ (ich, möchte, Mädchen) Diminutivsuffixen (Bsp.: Pferd; Alem. „Pferdli“, Oberfr. „Pferdle“, Bair.-Ö. „Pferderl“) Pronomen der 2. Pers. Plural (Bsp.: Bair.-Ö. „ihr → es“, „euch → enk“)

Dialektlinguistik  Soziolinguistik Traditionelle Dialektlinguistik: teilt geographische Sprachräume ein Soziolinguistik: legt das Augenmerk auf den Sprecher Sozio-Dialektologie: pragmatische, kommunikative und soziale Aspekte

Themen & Probleme der Soziodialektologie Soziale Verteilung der Dialekte Nationale und regionale Standards Dialekte von Ballungsräumen und Betrieben Perzeptionsdialektologie Dialektkontinuum Dialektale Funktionen in der Kommunikation Dialekt als Sprachbarriere

Einstellung gegenüber Dialekten niederdeutsche Dialekte („Platt“) im Verschwinden → relativ niedriger Status Oberdeutsche Dialektregion → Mundart hohe Wertschätzung Mitteldeutsche Dialektregion → nimmt Zwischenstellung ein Schweiz: Mehrheit spricht Dialekt → Dialekthöhepunkt

Überdachung vs. Trennung durch Standardsprache deutschsprachiger Dialektraum vs. niederdeutsche – niederländische Mundartenlandschaft

Perzeptionslinguistik Einstellungen und Bewertungen von Sprachen und Sprechern Einstellungen: Selbsteinschätzung Fremdeinschätzung: Tabellen mit Beliebtheit deutscher Dialekte Dialekterkennungstest

Perzeptionslinguistik Selbsteinschätzung vs. Wissenschaftliche Daten Sprachanpassungserwartungen „sprachliche Mischehen“ In Dialekten: unbeliebte Laute oder unschöne phonetische Kombinationen?

Wiener Spezifikum „Wienerische“ wird zu Gunsten des Standarddeutschen verdrängt Nicht, wie früher angenommen, verschiedene Bezirke → verschiedene Dialekte Stigmatisierung vs. Romantisierung

Dialekt-Revival Markanter Sprachgebrauchswandel Niedrige Zahl an Dialektsprechern: gruppenspezifisches Sprachverhalten, Registerwechsel, Kontextstile, Abstufungen und Kontinuum von Standard zu Dialekt Öffentlicher vs privater Dialektgebrauch

Dialekt-Renaissance Schweiz: Dialekt-Höhepunkt Neues dialektales Selbstbewußtsein in Deutschland Österreich (ähnlich wie Bayern): Trend zu mehrstufiger Polyglossie Dialekt-Revival in Musik: z.B. Hip Hop (perVers, A.geh, Skero, die Vamummtn,...), „Folk“/Singersongwriter (der Nino aus Wien, Ernst Molden, Attwenger,...)