Vorbemerkung zu Theorien Idealismus und Realismus

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Vorbemerkung zu Theorien Idealismus und Realismus Theorien Internationaler Politik (1): Idealismus und Realismus VO Internationale Politik (Prof. Brand), 5.12.2008 Vorbemerkung zu Theorien Idealismus und Realismus Neo-Realismus und Kosmopolitismus Café-Haus Basistext aus Tobias ten Brink: „Staatenkonflikte“ 50-57, 130-145

I. Kant (1795): klassischer Idealismus Aufklärung, Demokratisierung Freiheit und Gleichheit als unveräußerliche Rechte bedarf der Gesetze Herrschaft der Gesetze national und Völkerrecht gegen Despotie, gegen Herrschaft der Gewaltmittel Menschenbild: nicht per se positiv, aber mittels Vernunft und Erfahrung lernfähig entscheidend bleibt Gesellschaft, kritisch gegenüber Staat Misstrauen in monarchische Herrscher Republik einzige friedliche Verfassung

Kant international (2) Menschen bilden Staaten als Schutz, um Angriffe/Kriege zu vermeiden  qua Vernunft nicht-kriegerischer Staat Vertrauen kann entstehen: „wechselseitiges Zutrauen im künftigen Frieden“ eigentlich Weltrepublik, da aber nicht gewollt: föderales System freier Staaten dazu: Weltbürgerrecht und Besuchsrecht in anderen Ländern SOLL-Bestimmungen für gutes Zusammenleben: Einmischungsverbot, Abrüstungsgebot, Verschuldungsverbot, Anerkennung von (Welt-) Bürgerrechten

Idealismus (3) – Norman Angell (1910) histor. Hintergrund: Erster Weltkrieg, League of Nations Ursache: Machtpolitik, Imperialismus nach katastrophaler Erfahrung: Idee einer guten Welt Grundfrage: Wie SOLL int. Politik beschaffen sein, um Weltfrieden zu verwirklichen? Normen und Werte wichtig (Herrschaft der Gesetze) menschliche Einsicht und Vernunft Rolle von Kooperation und Diplomatie wichtiger als militärische und andere Machtmittel Akteure sind Individuen und international Individuen und Staaten internationale Politik als Positivsummenspiel positives Verständnis von Marktwirtschaft

Realismus: Edward H. Carr (1939), Henry J. Morgenthau (1948) histor: entstanden in Zeiten des Ost-West-Konflikts, Idealismus Grund für Faschismus und Zweiten Weltkrieg Realismus als politische Theorie rationaler und guter Außenpolitik Grundfrage: wie IST int. Politik beschaffen? realistisch sein, Fakten erkennen durch Vernunft  positivistische Theorie nicht moralisch sein, gute Absichten und idealistisch Hauptannahmen: (1) internationales System ist anarchisch (2) es geht um Macht und Sicherheit der Nationen, die wachsen soll; Hobbes´sches Menschenbild auf Staaten projiziert Staat kann sich bei Strafe des Schadens/Untergangs keine Moral leisten interest defined as power  power als Kontrolle über andere „Politik“ als autonome Sphäre, um Macht zu mehren

Realismus (2) internationale Politik: zentral souveräne Nationalstaaten, „nationales Interesse“: Macht akkumulieren, garantiert Sicherheit (Kolonien spielen keine Rolle) Frieden als balance of power, Abschreckung, notfalls militärische Gewalt – Anerkennung andere Interessen „high politics“ (Sicherheit) wird privilegiert gegenüber „low politics“ Kooperation/Bündnisse zur Absicherung von Machtinteressen Selbsthilfe wegen Konkurrenz wichtiger als Kooperation int. Politik als Nullsummenspiel der Machtverteilung Inneres nationaler Gesellschaften als „black box“ Wissenschaftler: sieht Politikern über Schulter, will verstehen

Fragen?

Neo-Realismus Hauptvertreter Kenneth Waltz (Ende 1970er) weniger Außenpolitiktheorie, sondern systemisch IP-Theorie nicht Menschenbild, sondern System („structure“), Sicherheitsdilemma wegen anarchischen Bedingungen – Selbsthilfe, Kriege natürlich, Kooperation schwierig Staaten („units“) zentrale Akteure int Politik; innenpolitische Verhältnisse unwichtig --- Verhalten der Staaten identisch schwächere Staaten neigen zu Bündnissen (R.Kagan – EU) Stabilität am ehesten im bipolaren System Fragen: warum Konstellation im Kalten Krieg stabil? Warum Machtverlust USA in 1970ern? Politisch-ökonomischer Neorealismus: Robert Gilpin, Charles Kindleberger (hegemonic decline)  Folien am Ende dieser VO-ppt (für Master) im Netz von englischer Vorlesung zu Neo-Realismus für Interessierte, nicht prüfungsrelevant!  Neo-Institutionalismus (Keohane/Nye, Czempiel) übernächste Woche

Kosmopolitismus: aktuelle Version des Idealismus wie Kant: bewusster Vorgriff auf vernünftige Verhältnisse  sollen Defizite aktueller Entwicklungen offen legen Frage der Herstellung von Weltbürgerschaft unter Bedingungen der Globalisierung aktuelle Konflikte schaffen gemeinsame Problem- und Handlungshorizonte  Lernprozesse Werte der Aufklärung sollen global gelten: Gleichheit, Freiheit, gegenseitige Anerkennung Ergänzung der ökonomischen Globalisierung, Rolle der Nationalstaaten (Welt-)Öffentlichkeit als zentraler Mechanismus der Verständigung Aufwertung der UNO bekannte Vertreter: David Held, Jürgen Habermas und Ulrich Beck idealistisch, d.h. abstrahiert von Tatsache der Konkurrenz Problem: globale Verhältnisse heißt westliche Verhältnisse

Fragen?

Fragen untereinander klären Café-Haus Fragen untereinander klären dann: welche Menschenbilder liegen dem Idealismus und dem Realismus zugrunde? welche Rolle spielt der nationale Staat in der internationalen Politik? welche Dimensionen von Idealismus/ Kosmopolitismus und (Neo-)Realismus schließen sich aus, welche ergänzen sich? welche der beiden Positionen ist in der Welt von heute plausibler?

kommende Woche: Prof. Sablowski zu ökon. Globalisierung lesen Basistext: Bieling, Hans-Jürgen (2007): Internationale Politische Ökonomie, 105-140 aktueller Text zur Finanzkrise (fakultativ): www.akweb.de/ak_s/ak533/36.htm Bis kommende Woche!

Neo-Realism „classical“ realism neo-realism: Kenneth Waltz neo-realism: Robert Gilpin

„classical“ realism Hans Morgenthau (1948): „Politics among Nations“, Henry Kissinger, Edward Carr not a theory but a school of thinking developed in 1930s-1950s in the tradition of Macciavelli, Hobbes - WW II historical background „Realism“ versus „idealism“: power versus reason (League of Nations, UNO)  idealism is ideology and dangerous; Cold War is not about ideologies but about power State system: anarchy Realism: power and coercion are the constitutive form of (international) politics; anthropological assumptions Crucial: „national interest“, but also considering other interests Major interest of a state in foreign politics: accumulate and maintain power  major orientation to civilise int´l politics: balance of power (except Morgenthau: moral is crucial, diplomacy)

neo-realism: Kenneth Waltz 1979: „Theory of International Politics“ NR is not a theory of political economy Major questions: (a) why was political constellation during Cold War stable?; (b): hegemonic decline of U.S: in 1970s Systemic theory of international politics (no assumptions on state behavior)  the structure IMPOSES on states specific behavior Focus on „high politics“: security

Systemic theory: Waltz (2) 1) UNITS of the system: states A) major interest of states and politics: survival, territorial and functional integrity B) rational strategies but not sure what other states intend to do: if aggressive and expansionist C) states have different power and power resources (capabilities)  what happens IN states: not interesting, black box 2) STRUCTURE of the system, cannot be changed by states, relatively independent  states have to behave in accordance A) ordering principle: anarchy (not hierarchy, monopoly of force) B) no international division of labor, „take care of yourself“ C) distribution of capabilities – power; 3 different types: unipolar, bipolar (most stable), multipolar  Int´l. politics: tendency to balance of power; states have to compare their power resources to others – arming, alliances

neo-realism: Robert Gilpin Focus is less stability but change; less security but political economy, less structural but actors with their preferences and interests, there is a hierarchical division of labor driving force: states want to attract capital International system has A) different units (states) B) interact regularly C) act under condition of some form of control CHANGE: is a state expect more benefits than costs subsystemic factors (state policies, technological developments) are more important than for Waltz

Hegemoniy stability theory (HST) Ch. Kindleberger: expanding liberal world order needs a hegemon: stable framework as collective good Hegemon (Britain, U.S.) secures framework, might accept direct disadvantages – question of ideology („American values“), common interests, technological and economic dynamics Liberal economic orientation emerges IN national society of hegemon (social purpose and domestic power distribution favorable), source of power is internal dynamic and large market; Gilpin – U.S. hegemony because of enlightened self-interest and security objectives  FUNCTIONS of hegemon engine of growth for others, create rules, stabilizes in moment of crisis, manage currencies, structure military order

Gilpin / HST (2) Crucial is uneven growth: regional and temporal shift of economic dynamic and in different sectors  structural changes in world economy; individual nations need to adjust; hegemon is over time not able hegemon loses power when A) over time competitors gain economic power B) hegemon tend to consume more than invest and spend to much in military C) diffusion of technology and knowledge undermines position Growth / emerging states challenge hegemon, hegemon loses ability and willingness to perform its functions; no explanation when and how this happens answer might be crisis, economic nationalism, open conflicts