Was soll der Mensch tun – zum Guten hin?

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© Anselm Dohle-Beltinger 2010
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Was soll der Mensch tun – zum Guten hin?
 Präsentation transkript:

Was soll der Mensch tun – zum Guten hin? Wesen und Ziele der Ethik

Die Hauptbereiche der Ethik • Metaethik • deskriptive Ethik • normative Ethik • angewandte Ethik

Die Hauptbereiche der Ethik

Grundtypen der Ethik 1. Ethik des Seins (Wie sollen wir sein?) => Tugendethik Welche Haltung oder Einstellung führt mich dazu, so zu handeln, wie ich handle? Jede Handlung, die einer moralisch guten d. h. tugendhaften Haltung oder Einstellung entspringt, ist gut. 2. Ethik des Handelns (Was sollen wir tun?)

Die Aspekte einer Handlung

Die Aspekte einer Handlung Was soll ich tun? (= bedarf eines Maßstabs für die moralische Beurteilung einer Handlung)   erstrebtes Ziel/Motiv Handlung erreichtes Ziel/Folgen Was will ich tun? Warum will ich tun, was ich tun will? Was tue ich? Wie tue ich, was ich tue? Was erreiche ich durch das, was ich tue? Jede Handlung, die das Ziel und die Absicht hat, einem Menschen zu helfen, ist gut. Jede Hilfeleistung ist moralisch gut. Jede Handlung, die zur Folge hat, dass einem Menschen geholfen wird, ist gut.

Grundtypen der Ethik Ethik des Handelns (Wie sollen wir handeln?) => Gesinnungsethik => Pflichtethik => Verantwortungsethik

Das Problem der Moralbegründung Was ist „gut“? Was heißt „guter“ Charakter? Was ist eine „gute“ Absicht? Woran erkenne ich eine „gute“ Handlung? Worin zeigt sich eine „gute“ Folge?

Das Problem der Moralbegründung Was ist „das Gute“? Vergnügen (Hedonismus) Glückseligkeit (Eudämonismus) Macht (Machiavellismus) Selbstverwirklichung …..

Das Problem der Moralbegründung Bevor ich jedoch die Frage stelle, was moralisch gut bzw. schlecht ist, also mein Verhalten in einer bestimmten Situation nach moralischen Maßstäben ausrichte, stellt sich die Frage, warum ich überhaupt nach moralischen Maßstäben handeln soll. (vgl. Karl und Karla: Zwei Probleme mit der Moral)

Das Problem der Moralbegründung Auf diese Frage haben Menschen zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten unterschiedliche Antworten gegeben. Grundsätzlich gilt, dass es kein zwingendes und unwiderlegbares Argument für moralisches Verhalten gibt, das auch einen nur am Selbstinteresse orientierten Egoisten überzeugt.

Das Problem der Moralbegründung Das Münchhausen-Trilemma Der Versuch einer Letztbegründung der Moral bzw. des Guten, also die Beantwortung der grundsätzlichen Frage, warum es gut ist moralisch zu handeln, führt nach dem so genannten Münchhausen-Trilemma von Hans Albert in eine logische Sackgasse, in der es nur drei alternative Antwortmöglichkeiten gibt: der infinite Regress (eine unendliche Reihe von Antworten) der logische Zirkel (in der Reihe der Antworten wird irgendwann auf den Ausgangspunkt als Voraussetzung zurückgegriffen) Dogmatismus (an die Stelle einer Begründung tritt eine unbegründete Behauptung)

Das Problem der Moralbegründung Das am häufigsten angeführte Argument für moralisches Verhalten ist der Verweis darauf, das ein am Allgemeinwohl orientiertes Handeln auch für den Einzelnen langfristig am Vorteilhaftesten ist (vgl. die Goldene Regel).

Das Problem der Moralbegründung Jedoch ist es in der sozialen Realität niemandem freigestellt, nach moralischen Grundsätzen zu handeln oder nicht. Jede Gesellschaft übt einen erheblichen Druck auf ihre Mitglieder aus, sich nach bestimmten moralischen Regeln zu verhalten. Verstöße gegen die Moral werden sanktioniert und in einigen besonders wichtigen Fällen (die im Strafgesetzbuch aufgeführt werden) sind diese Sanktionen sogar institutionalisiert. Was eine Gesellschaft für gut und richtig hält, zeigt sich an den in dieser Gesellschaft gültigen Werten und Normen.

Werte und Normen Wert = etwas, das für wünschenswert gehalten wird (z. B. Ordnung) „Ein Wert ist eine explizite oder implizite Auffassung vom Wünschenswerten, spezifisch für ein Individuum oder charakteristisch für eine Gruppe, die die Auswahl unter möglichen Handlungsweisen, Handlungsmitteln und Handlungszielen beeinflusst.“ (Kluckhohn)

Werte und Normen Norm = von einem Wert abgeleitete Richtlinie des Verhaltens (z. B. sein Zimmer aufräumen, seine Bleistifte anspitzen) Nach dem Grad ihrer Verbindlichkeit werden unterschieden: Kann-Normen Soll-Normen Muss-Normen

Werte und Normen Funktionen von Normen Orientierung: Normen sind Ersatz für die mangelnde Instinktgebundenheit des Menschen. Entlastung: Der Mensch wird vom dauernden Nachdenken über "gut oder böse" entlastet, er braucht nur noch in Konfliktsituationen zu entscheiden. Stabilität: Integration des persönlichen Verhaltens in die soziale Gemeinschaft Schutz: Unverletzlichkeit der Würde jedes Menschen

Werte und Normen Nachteile von Normen Einschränkung der persönlichen Freiheit Zwang zur Einhaltung Nachlassen der kritischen Reflexionsbereitschaft Belohnungsdenken Normenkonflikte

Das Problem der Moralvermittlung Wer vermittelt in unserer Gesellschaft Werte und Normen? Eltern Lehrer Politiker Schauspieler Schule Kirche … Auf welche Weise werden Werte und Normen vermittelt? vorbildhaftes Verhalten Strafe Belohnung Einsicht Appell

Das Problem der Moralvermittlung Wertevermittlung durch Vorbilder: Warum wir Vorbilder brauchen Vorbilder sind erforderlich auf dem Weg vom Kind zum Erwachsenen. Kinder und Jugendliche lernen durch die Orientierung an und das Nachahmen von Vorbildern. Die ersten und prägendsten Vorbilder sind Mutter und Vater. Kinder lernen von ihren Eltern verschiedene Verhaltensmuster, auf die sie als Erwachsene dann als „eingeschliffene Verhaltensweisen“ zurückgreifen können, ohne nachzudenken. Auch die Art und Weise, wie Eltern vorgehen, um bestimmte Verhaltensweisen ihrer Kinder durchzusetzen, wird für die Kinder zu einem solchen Verhaltensmuster. Besonders in der Pubertät identifizieren sich Jugendliche mit vielen verschiedenen Vorbildern bzw. Idolen. Welche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens als Vorbilder herangezogen werden, ist vom Zeitgeist d.h. von den gesellschaftlichen Werten und Normen der jeweiligen Epoche abhängig.

Das Problem der Moralvermittlung Wertevermittlung durch Institutionen: Pro und contra Gehlen Adorno Der Mensch ist ein Mängelwesen d.h. er hat u.a. eine mangelhafte Instinktausstattung. Deshalb brauchen Menschen Institutionen, die sie entlasten, indem sie ihnen bestimmte Verhaltensweisen vorschreiben. Die Menschen werden durch Institutionen fremdbestimmt. Institutionen sind eine für den Menschen bedrohliche Macht. Die Fremdbestimmung durch die Institutionen ist auf die Natur des Menschen zurückzuführen. Die Institutionen haben einen übermächtigen Charakter angenommen, weil die Beziehungen zwischen den Menschen undurchsichtig geworden sind. Institutionen beschränken zwar die Freiheit, schützen den Menschen aber vor sich selbst und verschaffen ihm Sicherheit. Institutionen bewirken Anpassung und Unterordnung und verhindern, dass die Menschen das in ihnen liegende Potenzial verwirklichen. Sie führen zur Verkrüppelung der Menschen. Institutionen ersparen den Menschen die Auseinandersetzung mit grundsätzlichen Überlegungen und gewisse Lebensirrtümer. Menschen sind Anhängsel der Institutionen.   Das Glück der Menschen ist nur Schein, solange ihnen nicht Selbstbestimmung und Verantwortung für sich selbst zugemutet wird.

Alters- und geschlechtsspezifische Moralvorstellungen Die deskriptive Ethik hat Theorien aufgestellt, die bestimmte Moralvorstellungen abhängig machen vom Alter oder Geschlecht eines Menschen.

Altersspezifische Moralvorstellungen Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung Lawrence Kohlberg war ein US-amerikanischer Psychologe und Professor für Erziehungswissenschaft an der Harvard University School of Education. Kohlberg begründete eine Theorie, die die moralische Entwicklung von Menschen in Stufen einteilt: die Stufentheorie des moralischen Verhaltens.

Altersspezifische Moralvorstellungen

Geschlechtsspezifische Moralvorstellungen Carol Gilligan war eine Schülerin von Lawrence Kohlberg und begründete eine Theorie, nach der es tendentiell geschlechtsspezifische Moralvorstellungen gibt, die Gilligan mit den Stichworten „Gerechtigkeit“ und „Fürsorge“ charakterisiert.

Geschlechtsspezifische Moralvorstellungen Gerechtigkeitserwägungen sind nach Gilligan eine typisch männliche Perspektive, während Fürsorgeerwägungen typisch weiblich sind.

Geschlechtsspezifische Moralvorstellungen

Geschlechtsspezifische Moralvorstellungen Gertrud Nunner-Winkler hat mit Hilfe empirischer Untersuchungen jedoch nachgewiesen, dass diese Unterschiede nicht auf der Geschlechtszugehörigkeit, sondern wesentlich auf der unterschiedlichen Sozialisation von Jungen und Mädchen beruhen.

Moralkritik Die vorherrschende Moral einer Gesellschaft wird oft Gegenstand von systematischer Kritik. Dabei unterscheidet man zwischen der „rechtfertigenden“ und der „entlarvenden“ Moralkritik.

Moralkritik Die „rechtfertigende“ Moralkritik weist auf die Diskrepanz zwischen den Wertvorstellungen, die eine Gesellschaft vertritt und anstrebt und die tatsächlich gelebt werden hin.

Moralkritik Die „entlarvende“ Moralkritik will zeigen, dass Moralvorstellungen bestimmten eigennützigen Interessen oder Ideologien dienen. Daher verlangt sie oft die Zerstörung solcher Moralvorstellungen.