Implikationen ökonomischer Strukturen Am Beispiel aktueller Formen von Mediennutzung ANSÄTZE EINER ÄSTHETIK MEDIENWIRTSCHAFTLICHER GESCHÄFTSMODELLE -

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 Präsentation transkript:

Implikationen ökonomischer Strukturen Am Beispiel aktueller Formen von Mediennutzung ANSÄTZE EINER ÄSTHETIK MEDIENWIRTSCHAFTLICHER GESCHÄFTSMODELLE -

KAPITEL 1 – ZUR ÄSTHETIK VON GESCHÄFTSMODELLEN THESE: Durch die zunehmende Ausdifferenzierung medienwirtschaftlicher Strukturen bekommen diese Strukturen selbst eine mediale bzw. ästhetische Qualität Die ökonomische Dimension in der Medienwissenschaft: Weitgehend vermeintlich neutral Hollywood-Studio-Systems (production studies, z.B. John Thornton Caldwell) erste Dekade filmischer Produktion (z.B. Uricchio) Mediengeschichte als Unternehmensgeschichte (z.B. Hickethier) Kulturwissenschaftliche Ansätze wie die Diskursökonomie 2 Disclaimer ! Verwendung der Terminologie zwischen Kultur- und Wirtschaftswissenschaften

UNTERNEHMENSNETZWERKE Mikrounternehmen [Micro Business Models] (MBMs) Ökonomische Ökosysteme (Rachel Rosmarin): MySpace – Facebook Herausforderung für ökonomische Modelle (BSP Wertschöpfung) Z.B. Wertshops oder Wertnetzwerke Z.B. Wertschöpfung verlagert sich auf den Raum zwischen Unternehmen Z.B. MBMs als wechselseitige Unterstützungsfunktionen ( brandslisten, Spotcloud ) 3

PRAKTISCHE FRAGEN Archivierung medienwirtschaftlicher Geschäftsmodelle Oft charakteristischerweise häufig modifiziert (BSP Foursquare ) Evtl. als Formalismus, aber: viele Information gehen dabei verloren Kanonisierung bzw. Bestimmung von Fixpunkten für den Diskurs BEISPIEL: Funktion der Kanonbildung für die Filmanalyse Kanon muss bereitgestellt (und im Folgenden variiert) werden Systematik zur Zitierbarkeit Ähnlich wie bei Computerspielen: beides interaktive Systeme 4

EINFÜHRUNGSBEISPIEL BEISPIEL: Game Jams Start-Up Jams (BeMyApp, StartupBus) Übertragung von Designlogik (design thinking) auf Geschäftsmodelle Synonymie von Unternehmen, Plattform, Ästhetik etc. Dazu Eric Ries, The Lean Start-Up Rapid Prototyping als Prinzip wird verlagert von den Produkten auf die Unternehmensstruktur (Wertversprechen, Monetarisierungskonzept, Personalentwicklung etc.) 5

EIN ANSATZ: SOFTWARE STUDIES Softwareanwendungen als sozio-technische Systeme (Niederer/van Dijk) BEISPIEL Wikipedia FAZIT Bislang nicht auf kommerzielle Modelle angewendet Fokussiert einzelne, zentrale Anwendungen ( Photoshop, After Effects etc.) Betrachtet nicht die Wechselwirkung ökonomischer und technologischer Faktoren BSP: Mayor-System in Foursquare 6

MÖGLICHE ÄSTHETISCHE KATEGORIEN DER BETRACHTUNG VON MEDIENUNTERNEHMEN Genre-Theorie Textualitätskonzepte: Inter- und Paratextualität, vast narratives Epistemologie BEISPIEL Waveforms in SoundCloud ökonomisch motiviert, aber machen Klang/Musik zur Kommunikationseinheit Grundbegriffe der Semiotik Avant-garde Remediation und Metaphern Spielmechaniken (patterns in game design), BSP: unexpected rewards 7

KAPITEL 2 – ÖKONOMISCHE RATIONALITÄT ALS GRUNDPRINZIP VON MEDIENNUTZUNG Ökonomische Aktivitäten werden zunehmend ästhetisch überhöht ökonomische Rationalität wird zunehmend zum Orientierungsrahmen für Mediennutzung BEISPIEL Semantisierung von Bezahlvorgängen durch In-App-Purchases oder Game Bundles 8

PROFESSIONALISIERUNG VON MEDIENNUTZUNG Z.B. Semantik der Investition in transmediale Franchises (Jenkins) Mediennutzer nicht nur Prosumenten sondern auch Verkäufer bzw. Vermittler von Medieninhalten BEISPIEL Fiverr oder OpenSky (Blogger als Verkäufer) Auch Aufmerksamkeitsökonomien als Bezugsrahmen für Mediennutzung 9

VOM COGNITIVE SURPLUS ZUM FINANCIAL SURPLUS Cognitive surplus: TV als Ventil für gesellschaftliche Spannungen, die aus der gesamtgesellschaftlichen Zunahme an Freizeit resultieren (Clay Shirky) Financial surplus: durch die sinkenden Grenzkosten medialer Grund- versorgung bleibt ein Restbudget, welches sinnvoll investiert werden will 10

MEDIENNUTZUNG ALS SEKUNDÄRFUNKTION Als eine Konsequenz werden Medieninhalte selbst zur Währung (Sekundärfunktion) bzw. als solche genutzt: BEISPIEL social download ( Soundcloud ) BEISPIEL spielerische Sekundärnutzung sozialer Plattformen ( Followars, Twimon, SCVNGR ) BEISPIEL LoKast Initiierung von Mediennutzung als Katalysator ökonomisch motivierten Handelns 11

KAPITEL 4 – MEDIA PROCESSING [MEDIENVERARBEITEN] THESE: die zunehmende Ausprägung ökonomischer Rationalität produziert ein Überangebot an medialen Plattformen und Inhalten, welches Druck erzeugt und charakteristische Gegenstrategien hervorbringt BEISPIEL die panoptische Qualität sozialer Netzwerke Vergleichbarmachung der eigenen Interaktion (feedback loops) Gestaltungselemente wie Echtzeitfunktionen und Verminderung von Friktion (Like- oder +1-Button) 12

AUTOMATISIERUNG ALS FOLGE EINES ÖKONOMISCH MOTIVIERTEN ÜBERANGEBOTS GEGENSTRATEGIE: Mehrfachverwertung bzw. Prozessoptimierung der eigenen Mediennutzung, d.h. –produktion und –konsumption (BEISPIEL Twitter/Ping-Kooperation) BEISPIEL Buffer, Ifttt D.h. Selbstauferlegung ökonomischer Rationalität als Technik der Komplexitätsreduktion 13

HACKING VON GESCHÄFTSMODELLEN Semantik des Hacking: Ausnutzung systemischer Schwachstellen bzw. Überforderung des Systems durch nicht prozessierbares Verhalten Erfordert zumindest intuitives Verständnis der ökonomischen Strukturen (parallel zu media literacy) BEISPIEL Sniping von Auktionen (Surowiecki) BEISPIEL: Groupon – hacking the retail system (Matt Schwarz) BEISPIEL Biodeals Umwidmung des Modells Groupon auf gesunde Ernährung 14

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Fragen, Anregungen, Kommentare? 15

GRUNDSTRUKTUR Kapitel 1 Kapitel 2 Kapitel 3 Kapitel 4 16

MEDIENKONGLOMERATE ALS FOLGE ÖKONOMISCHER RATIONALITÄT Befördert durch Apps verlagern sich Medieninhalte zunehmend von Produkten in Inhalte BEISPIELE Movieclips.com, Neue Referenzeinheiten medienwissenschaftlicher Betrachtung Auch bestehende Referenzeinheiten zumindest partiell orientiert an ökonomisch motivierten Distributionsformen 17

KAPITEL 3 – APP STUDIES THESE: App Studies als Ergänzung des Software Studies-Ansatzes um eine ökonomische Komponente sowie als Fokusverschiebung hin zu kleinen aber vernetzten Einheiten Software Studies aktuell immer ausdifferenzierter: web studies, platform studies, code studies (auch z.T. game studies) etc. Nicht mehr Photoshop/After Effects sondern Konglomerate kleiner Apps Wechselverhältnis zwischen technischer und ökonomischer Ebene 18