Stig Tanzmann, Arbeitsstelle Landwirtschaft, EED

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 Präsentation transkript:

Stig Tanzmann, Arbeitsstelle Landwirtschaft, EED „Die Rolle Multinationaler Konzerne bei der Ausbreitung der Grünen Gentechnik und des Einsatzes von Agrargiften“ Weimar, 4. Dezember 2010 Stig Tanzmann, Arbeitsstelle Landwirtschaft, EED 03.02.2006 Master 2006

Grüne Gentechnik in Brasilien Die Grüne Gentechnik würde in Brasilien schon Mitte der 90iger Jahre massiv unter der Regierung Cardoso propagiert. Viele Multinationale Betriebe waren hier aktiv, denn sie hatten ein massives Interesse an der Einführung der Technologie. Die Technologie konnte aber erstmal nicht gegen die Widerstände aus Umwelt- und Kleinbauernverbänden durchsetzen werden. In der Opposition war auch Lulas PT strikt gegen die Grüne Gentechnik. 03.02.2006 Master 2006

Grüne Gentechnik in Brasilien Seit Anfang der 90iger Jahre wuchs die Anbaufläche für Soja in Brasilien massiv an. Die Ernte stieg von 15 Mio. t auf 60 Mio.t Unkrautbekämpfung ist ein wichtiger Kostenpunkt bei Sojaanbau. Daher verfolgten die brasilianischen Anbauer mit großem Interesse die Entwicklung in Argentinien. Dort wurden die ersten GVOs ab 1996 zugelassen. Ab 1998 begann der Schmuggel von Monsantos RR Soya über die argentinisch-brasilianische Grenze nach Rio Grande de Sul. Dieser Schmuggel wurde von den jeweiligen Regierungen toleriert. Der GVO Anbau konnte aber auf die Grenzeregionen beschränkt werden. Vor allem Rio Grande de Sul und Parana. 03.02.2006 Master 2006

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Grüne Gentechnik in Brasilien Erst in Lulas Regierungszeit wurde der Anbau von RR Soja legalisiert. Dies geschah im Jahr 2005. Wahrscheinlich war es sein Kooperationsangebot an das Agrobusiness, dem er in seiner gesamten Regierungszeit das Agrarministerium überließ. Die Einnahmen, die durch die Soja Exporte erzielt wurden spielten eine große Rolle in der Hungerbekämpfunkstrategie. Parallel dazu wurde eine Ministerium für Kleinbauernfragen gegründet. 03.02.2006 Master 2006

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Grüne Gentechnik in Brasilien Innerhalb der Regierung gab es immer große Konflikte, um die Grüne Gentechnik, mit dem Kleinbauern-, dem Gesundheits- und dem Umweltministerium auf der einen Seite und dem Landwirtschaftsministerium auf der anderen Seite. Teilweise standen sie sich diese vor Gericht gegenüber. Meist setzte sich das Landwirtschaftsministerium durch. 03.02.2006 Master 2006

CTNBio Die Arbeit der Zulassungsbehörde CTNBio ist äußerst umstritten. Die Zusammensetzung des Entscheidungsgremiums ist exakt so, dass die pro Gentechnik Fraktion immer eine Mehrheit hat. Um die Zulassung zu beschleunigen wurde der Rahmen so verändert, dass eine einfache Mehrheit für ein Zulassung reicht. Die CTNBio ist mit vielen Wissenschaftlern besetzt, die eindeutig pro GVOs sind. Sie haben häufig in einschlägigen Unternehmen oder Forschungseinrichtungen gearbeitet, oder sind in ihren Vorständen vertreten. Haftung und Interessenskonflikte sind völlig unzureichend geregelt. 03.02.2006 Master 2006

CTNBio Paradox ist die Situation, dass teilweise mehrere Ministerien gegen die Zulassung stimmen, es aber trotzdem zu einer Zulassung kommt. Schwierig ist auch, dass die Arbeit bei CTNBio unentgeltlich ist. Die Prüfer ihr Einkommen also wo anderes erwirtschaften müssen und somit nicht unabhängig sind. Somit haben sie auch wenig Zeit für eine intensive Prüfung der Daten. Es gibt keine eigenen Forschungsinstitutionen die kritisch hinterfragen könnten, was an Daten vorgelegt wird. Für die Zivilgesellschaft ist es schwer an die Unterlagen, die zu einer Zulassung geführt haben zu gelangen. 03.02.2006 Master 2006

CTNBio Das brasilianische Rechtssystem machte es aber der Zivilgesellschaft über Klagen möglich mehr Transparenz durchzusetzen. Die Transparenz wurde für weitere Klagen genutzt. So haben unter anderem die EED Partnerorganisationen AS-PTA und Terra de Direitos erfolgreich gegen die Zulassung des Bayer Liberty Link Mais geklagt. Weiter wurde erreicht, dass für alle zugelassenen GVO Pflanzen das post release Monitoring massiv verbessert werden muss. 03.02.2006 Master 2006

Grüne Gentechnik weltweit Die ersten GVOs die eine wirtschaftliche Bedeutung bekamen wurden ab 1996 in den USA zugelassen und von Monsanto angemeldet. Es handelt sich vor allem um Variationen der RR Technologie (Soja, Baumwolle, Mais, Raps). Später kam dann die Bt-Technologie hinzu. Seit dieser Zeit hat Monsanto einen massiven Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten. Andere Firmen wie Bayer, BASF und KWS stiegen erst später in den Markt ein. Monsanto hatte auch die ersten Zulassungen für Importe nach Europa. Zu Beginn der Technologie war Europa Hauptabnehmer von GMO Soja. Heute ist es China. 03.02.2006 Master 2006

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Grüne Gentechnik weltweit Deutsche Firmen kamen mit ihren Produkten spät auf den Markt und haben bei der Zulassung viel größere Probleme. Zusätzlich ist z.B. Bayers Liberty Link LL Technologie noch umstrittener. Im Gegensatz zu Monsanto haben die deutschen Konzerne eine gewachsene Tradition und ein Standing in der Pflanzenzüchtung. Sie haben ein starkes Interesse ihre konventionellen Sorten weiter zu vermarkten und setzen nicht nur auf Grüne Gentechnik. Wie Monsanto es tut. 03.02.2006 Master 2006

Monsanto in Brasilien Der brasilianische Markt hatte und hat für Monsanto große Bedeutung (24 Mio.ha Soja). Die Zulassung von RR Soja und später Bt-Mais waren von großer Bedeutung für den Konzern. Monsanto startet mit großen Versprechungen an die Landwirte in Brasilien. Die drei Hauptversprechen waren: Die Kosten des GMO Soja Anbaus sollten 50 USD unter dem des konventionellen liegen. Es sollte nur noch eine Spritzmittelanwendung notwendig sein (Round up). Die Erträge sollten höher liegen. 03.02.2006 Master 2006

Monsanto in Brasilien Keines dieser Versprechen konnte langfristig gehalten werden. 50 $ Dollar geringer Kosten bestanden eigentlich nur als das Saatgut aus Argentinien eingeschmuggelt wurde. Mit der Legalisierung des Anbaus begann Monsanto seine Lizenzgebühren einzutreiben und die Preise zu erhöhen. So stiegen die Kosten massiv an. Nur in den ersten drei Jahren reduzieren sich in der Regel die Spritzmittelaufwendungen. Die Erträge von RR Soja sind höchstens ebenso hoch wie die konventionellen. Meist liegen sie aber 5 bis 10 % den Erträgen von konventioneller Soja. 03.02.2006 Master 2006

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Monsanto in Brasilien Monsanto hat ein umfangreiches System der Kontrolle aufgebaut um seine Patengebühren einzutreiben. Diese werden ab einer Verunreinigung der Ernte von 1% fällig. Das bedeutet, dass auch große Teile der konventionellen Produktion als GMOs vermarktet werden müssen und so die Anbauzahlen in Brasilien unklar sind. Wird die Ernte erst beim Aufkauf als GMO klassifiziert ist die Patengebühr höher, 3,5% statt 2,7%. So wird viel konventioneller Anbau von vorn herein als GMO angegeben, weil 1% Verunreinigung nicht zu verhindern ist. Der Konzern hat also ein Interesse an der Verunreinigung. Die führt zu hohen Kosten bei den Landwirten und entfremdet sie immer mehr von der Technologie. 03.02.2006 Master 2006

Monsanto in Brasilien Bei der Unkrautbekämpfung stehen die Landwirte heute vor großen Problemen. Nur in den ersten Jahren reduziert sich der Spritzmittelaufwand. Danach steiget der Spritzbedarf teils massiv an, weil die Unkräuter resistent gegen Round up werden. In Brasilien gibt es inzwischen mindestens 22 dieser Superunkräuter. So werden immer mehr Anwendungen nötig. Gleichzeitig müssen immer stärkere Gifte wie z.B. 2,4 D eingesetzt werden um den monokulturellen Anbau zu halten. Ein weiteres Problem ist die Anfälligkeit der RR Soja gegen Roste. Der Pestizideinsatz stieg in den letzten Jahren massiv. 2009 war ein Rekord Jahr, es wurden 1 Mio. Tonnen eingesetzt. 03.02.2006 Master 2006

Monsanto in Brasilien Hier kommen dann verstärkt die deutschen Agrarchemie Konzerne ins Spiel. Sie haben dann Spritzmittel im Angebot, die zusätzlich zu Round up gebraucht werden. Teilweise bestehen bei ihnen Überlegungen ihre Züchtungen gegen ihre eigenen Spritzmittel resistent zu machen, damit diese in höheren Dosen angewandt werden können. Die RR Technologie bleibt in soweit interessant, als in der Erschließung und Bereinigung neuer Flächen nützlich ist. Die RR Technologie hat die Abhängigkeit von Pestiziden massiv verstärkt und nicht verringert. 03.02.2006 Master 2006

Monsanto in Brasilien Die Erträge von RR Soja liegen höchstens auf dem Niveau konventioneller Sorten. Gerade in Brasilien gibt es viel Sortensuche die zeigen, dass die konventionellen Erträge häufig 5-10% höher sind (Welthunger). 03.02.2006 Master 2006

Sojaanbauer in Brasilien Nach der ersten Euphorie beginnen die Anbauer immer stärker den eisernen Griff der Konzerne zu fühlen. Die Preise für GVO Saatgut und Glyphosat sind zwischenzeitlich stark gestiegen und haben den Anbau unrentabel gemacht. Daher gibt es wo möglich eine starke Bewegung weg vom GVO Soja. Konventionelles Saatgut ist aber nur noch eingeschränkt vorhanden, da die Multis kein Interesse an seiner Vermarktung haben. APROSOJA (Association of Soya Producers of Mato Grosso State) und ABRANGE (Brazilian Association of Non Genetically Modified Grain Producers) haben sich daher an den Staat und Embrapa gewendet und dieses Jahr wurde eine konventionelles Saatgutprogramm aufgelegt. 03.02.2006 Master 2006

Soja in Brasilien Grundsätzlich ist die GMO Soja Strategie gescheitert und die hohen Anbauzahlen zeigen vor allem die Abhängigkeit von den monopolartigen Strukturen. Brasilien ist der größte Exporteur von GVO freiem Soja. ABRANGE exportiert jährlich über 7 Mio. t, vor allem nach Europa. Das Potential ist noch viel größer. Anders sieht es bei anderen Feldfrüchten vor allem bei Mais aus. Hier sind die Gefahren auch noch größer. Kontamination über Auskreuzung ist hier viel einfacher. Die Saatgutbanken der Kleinbauern sind massiv bedroht. 03.02.2006 Master 2006

Was können wir tun, Was sollten wir diskutieren? Wichtig ist es die Nulltoleranz bei Importen von GMOs zu verteidigen. Ansonsten ist die gentechnikfreie Produktion in Brasilien in Gefahr. Europa ist ihr Absatzmarkt. Beeinflussung der EU Agrarpolitik im Sinne von nur noch GMO freie Futtermittel zu importieren. Aufbau einer eigenen Proteinversorgung. Diskussion über das Blairhouse Agreement und das Tiermehlverfütterungsverbot. Reduzierung des Fleischkonsums. Unterstützung der Kleinbauern. Unterstützung von Klagen. 03.02.2006 Master 2006

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit !!! 03.02.2006 Master 2006