Grundlagen der thermischen Spritztechnik Oberflächentechnik 1.15 Dipl. Ing. Martin Kirchgaßner
Grundlagen der thermischen Spritztechnik Einleitung und Prinzip Vergleich zu anderen Oberflächentechnologien Beanspruchungsprofil Verfahren und Technologien Warmspritzen - Kaltspritzen Werkstoffe Charakterisierung von Spritzschichten Anwendungen
Maß an Funktionserfüllung Einsatzbedingungen Maß an Funktionserfüllung Konstruktive Gestaltung Werkstoff
Prinzip des thermischen Spritzens
Zweck des thermischen Spritzens Bekämpfung von Korrosion Verschleiß Oberflächenveredelung besondere thermische und elektrische Eigenschaften Dekor
Verschleißschutz Korrosionsschutz Thermische Isolation Elektrische Isolation Elektrisch leitende Schichten Gleitschichten Antihaftbeläge Oxidationsschutz Heißgaskorrosionsschutz Dekoration
Anwendungen Anwendungen Vorbeugende Instandhaltung: Beschichten Instandsetzung: Aufbau und Beschichten Instandsetzung: Aufbau und Beschichten Verschleissschutz Verschleissschutz Korrosionsschutz (Oxidation) Korrosionsschutz (Oxidation) Ausbessern von Bearbeitungsfehlern / falsche Toleranzen Ausbessern von Bearbeitungsfehlern / falsche Toleranzen
Die wichtigsten Oberflächenverfahren Beeinflussung der Randschicht Mechanische Oberflächenverfestigung Strahlen Rollen Druckpolieren Randschichthärten Flammhärten Induktionshärten Impulshärten Elektronenstrahlhärten Laserstrahlhärten Thermochemische Oberflächenverfahren Aufkohlen Borieren Carbonitrieren Chromieren Nitrieren Nitrocarburieren Physikalische Abscheidung aus der Gasphase (PVD) Aufdampfen Sputtern Ionenplattieren Chemische Abscheidung aus der Gasphase (CVD) Titannitrid Titancarbid Titancarbonitrid Aluminiumoxid
Die wichtigsten Oberflächenverfahren Aufbringen bzw Die wichtigsten Oberflächenverfahren Aufbringen bzw. Abscheiden von Überzügen Mechanische Verfahren Walzplattieren Sprengplattieren Thermische Verfahren Auftragschweißen Aufschmelzen Auflöten Aufsintern Mechanothermische Verfahren Thermisches Spritzen ohne Einschmelzen Thermisches Spritzen mit Einschmelzen Detonationsbeschichten Chemische Verfahren Stromlose Metallabscheidung (z.B. Vernickeln) Chem. Reaktionsschichten (z.B. Phosphatieren) Elektrochemische Verfahren Verchromen Vernickeln Dispersionsschichten Anodische Oxidation
Schichtdickenbereiche von Oberflächenbeschichtungen
Vorteile des thermischen Spritzens optimale Anpassung der Bauteiloberfläche an die Beanspruchung geringe thermische Beanspruchung des Grundwerkstoffes Verarbeitung nahezu aller Werkstoffe Metalle, Legierungen Keramik Kunststoffe großer Schichtdickenbereich 0,1- 10 mm < 250°C !
Verfahrensübersicht nach DIN 32530 Thermisches Spritzen mit nachträglichem Schmelzverbinden Thermisches Spritzen mit gleichzeitigem Schmelzverbinden Thermisches Spritzen ohne Nachbehandlung Schmelzbad-spritzen Flammspritzen Draht/Pulver Kondensator- entladungsspr. Flammspritzen Pulver Flammschock-spritzen Draht-Licht- bogenspritzen Hochgeschwin- digkeitsspr. Plasmaspritzen
Aufbau einer Kaltbeschichtung
Phasen des Spritzprozesses: Aufschmelzen des Zusatzwerkstoffes Zerstäuben und Beschleunigung des auf- bzw. angeschmolzenen Partikel Flugphase Aufprall und Verbindung mit dem Grundwerkstoff Flugphase: große spezifische Oberfläche der Pulverpartikel rasche Wärmeabgabe temperaturabhängiges Gaslösungsvermögen Reaktion mit Gasatmosphäre kein Gleichgewichtszustand durch rasche Abkühlung viele Fehlstellen, teils haftungsverbessernd
Haftung der Spritzschichten abhängig von folgenden Faktoren: Aktivierungszustand der Grenzschicht, Reinheit thermische und kinetische Energie der Spritzpartikel Porengehalt Oxidgehalt
Haftungsmechanismen mechanische Verklammerung Adhäsion physikalisch: Annäherung auf Gitterdimension chemisch: Austausch von Valenzelektronen bei affinen Werkstoffen Epitaxie: strukturgleiches, orientiertes Anwachsen des Gastgitters auf dem Wirtsgitter metallurgische Wechselwirkungen Diffusion Reaktion partielles Verschweißen
Haftungsmechanismen beim thermischen Spritzen mechanische Verklammerung Adhäsion (physikal. Adsorption, Chemisorption) Epitaxie metallurgische Wechselwirkung (Diffusion, Reaktion) partielles Verschweißen
Haftzugfestigkeit verschiedener Spritzverfahren
Vergleich thermische - kinetische Energie FS...Flammspritzen LBS...Lichtbogenspritzen PS...Plasmaspritzen HGS...Hochgeschwindigkeitsspritzen DS...Detonationsspritzen Temperatur [°C] 3000 °C PS 2000 °C DS LBS FS HGS 2. Generation HGS 1000°C 100 300 500 700 900 Partikelgeschwindigkeit [m/s]
Vorbereiten der Oberfläche metallisch blank fettfrei Vorwärmen 70 - 80 °C Mechanische Aktivierung der Oberfläche Rauhstrahlen (Hartgußkies, Al2O3) Rauhtiefe Rt>30 µm Gewindeartiges Vordrehen (Vorsicht bei dynamischer Beanspruchung) Schleifen (keramisch gebundene Schleifsteine) Vorwärmung (60 - 200°C)
Flammspritzen: Flammentemperatur: bis 3160°C Partikelgeschwindigkeit: 20-100m/s Spritzabstand: 100-200mm Spritzzusätze: Pulver, Drähte Substrate: Metall, Keramik, Holz, Kunststoff, Glas Auftragsrate: Draht: 2-15kg, Pulver: 1-5kg
Aufbau eines Pulverflammspritzgerätes
Grundwerkstoff Pulver Spritzabstand 150 mm Pulver für Beschichtung
Hauptparameter beim Pulverflammspritzen: Flammenleistung Flammeneinstellung Preßluft Pulver-Transportgas Durchfluß Pulver: Morphologie, Zusammensetzung Spritzabstand Umfangsgeschwindigkeit\Vorschub Vorwärmtemperatur
Prinzip des Drahtflammspritzens:
Hauptparameter beim Drahtflammspritzen: Flammenleistung Flammeneinstellung Preßluft Drahtvorschubgeschwindigkeit Draht: Durchmesser, Zusammensetzung Spritzabstand Umfangsgeschwindigkeit\Vorschub Vorwärmtemperatur
Vorteile der Flammspritzens: breite Palette an Zusatzwerkstoffen v. a. in Pulverform metallisch oder nichtmetallisch geringe Investitionskosten geringe Bauteilerwärmung nachträglich einschmelzbare Legierungen “Warmspritzen” WC-hältige Beschichtungssysteme
Prinzip des Lichtbogenspritzens:
Hauptparameter beim Lichtbogenspritzen: Drahtvorschub/Stromstärke groß: grobe Struktur, niedrigere Spannungen, niegrigere Oxidgehalte, höhere Porosität klein: feinere Struktur, höhere Spannungen, weniger Wärmeeinbringung, geringere Porosität, höherer Oxidgehalt Spannung hoch: höhere Lichtbogentemperatur, feinere Struktur, höherer Oxidgehalt, höhere Spannung niedrig: niegrigere Lichtbogentemperatur, gröbere Struktur, niedrigere Oxidgehalt, Druck des Zerstäubermediums hoch: feinere Struktur, höherer Oxidgehalt, geringere Porosität, höhere Spannung niedrig: gröbere Struktur, niedrigerer Oxidgehalt, höhere Porosität, geringere Spannungen Umfangsgeschwindigkeit\Vorschub Spritzabstand groß: höherer Oxidgehalt, weniger Wärmeeinbringung, weniger Spannungen klein: weniger Oxide, höherer Wärmeeintrag, mehr Spannungen
Lichtbogenspritzen Anwendungen: Maschinenteile: Verschleißschutz, Reparatur Werkstoff: Stahl, NiCr, Fülldraht Korrosionsschutz: Atmosphäre, Offshore Al, Zn, AlZn Elektrik, Elektronik: Widerstände, Varistoren, Kondensatoren, usw. Al, Cu, Zn, NiCr Andere Anwendungen: z.B. Formenbau Zn, Pb, Al, NiAl, Fülldrähte
Lichtbogenspritzen: Lichtbogentemperatur: bis 5000°C Partikelgeschwindigkeit: 100-300 m/s Spritzabstand: 100-250mm Anlagen bis 600A Spritzzusätze: elektrisch leitfähige Drähte Durchmesser 1,6 - 4,8 mm Substrate: Metall, Keramik, Holz, Kunststoff, Glas Auftragsraten: Al bis 15kg/h Zn bis 200kg/h Stahl bis 30kg/h
Hauptvorteile des Lichtbogenspritzens: hohe Spritzgutmenge große Flächenleistung gute Reproduzierbarkeit hohe Haftzugfestigkeit kostengünstiges Verfahren keine Kosten für Brenngas/Sauerstoff hohe Auftragsrate Lichtbogen brennt nur während des eigentlichen Beschichtens geringere Vorwärmung
Prinzip des Plasmaspritzens:
Prinzip des Detonationsbeschichtens:
Prinzip des Hochgeschwindigkeitsflammspritzens:
Aufbau einer Warmbeschichtung
Wolframkarbide in einer selbstfließenden Matrix
Thermisches Spritzen mit gleichzeitigem Einschmelzen Standardverfahren (Eutalloy) Aufspritzen mit gleichzeitigem Einschmelzen Gasschmelzschweißen - v.a. Diffusionsbindung zum Grundwerkstoff in allen Positionen verwendbar sparsame und punktgenaue Auftragung an Kanten Reparatur von Graugußteilen Korrosions- und Verschleißschutz Arbeiten mit Zusatzstab
Thermisches Spritzen mit gleichzeitigem Einschmelzen Arbeitsweise Standardverfahren (Eutalloy) Werkstückvorbereitung: Entfetten, Schmutz, Zunder entfernen metallisch blanke Oberfläche: am besten mit keramisch gebundenen Schleifscheiben schleifen Kanten brechen, auf r=2-3 abrunden vorwärmen auf 50-200 °C - Vorpulvern (0,1-0,2 mm Schicht aufspritzen) zur Vermeidung von Oxidation bei massiven Bauteilen weiterwärmen auf 300°C (Blauwärme) örtlich weitererwärmen und gleichzeitig spritzen und schmelzen Abkühlung an ruhender Luft bzw. in Granulat Schichtdicke 0,5 - 2,0 mm
Thermisches Spritzen mit gleichzeitigem Einschmelzen Standardverfahren (Eutalloy) Option 2-stufige Arbeitsweise
Thermisches Spritzen mit gleichzeitigem Einschmelzen Hochleistungsverfahren (Eutalloy SF) wassergekühltes Spritzsystem für hohe Auftragsraten bei gleichzeitigem Spritzen und Schmelzen, konzentrierte Flamme bis 4kg/h Spritzgutmenge Auftragsrate > 90 % dichte, eingeschmolzene Beschichtungen, Diffusion zum Grundwerkstoff thermische Leistung bis 28 kW Auftragsdicke in einer Lage 0,8 - 3,0 mm Auftragungen in Position
Thermisches Spritzen mit gleichzeitigem Einschmelzen Anwendungsbeispiele Schnecke z. B. Ziegel-Preßschnecken Stabilizer in der Erdölindustrie Glasformen
Thermisches Spritzen mit gleichzeitigem Einschmelzen Werkstoffe selbstfließende Legierungen auf Basis NiCrBSi mit und ohne Hartstoffverstärkung (WC)
Drahtförmige Zusatzwerkstoffe Massivdrähte: Stähle, Al, Cu, Zn, Sn, Ni, Mo sowie entsprechend ziehbare Legierungen Fülldrähte: Legierungen FeCrBC Kompositschichten Metall/Karbid, Metall/Borid, Metall/Oxid intermetallische Verbindungen 3Ni + Al --> Ni3Al + Q Röhrchendraht Falzdraht
Herstellung pulverförmiger Zusatzwerkstoffe
Herstellungsverfahren Gasverdüsung Index: 1 Pfanne 2 Gasdüsen 3 Reaktor 4 Lagerbehälter 5 Zyklon 3 1 2 N 4 5 RotoTec B+A/GV 1.0/35/2000
Pulverförmige Zusatzwerkstoffe
Gasverdüstes Pulver
Wasserverdüstes Pulver
Sprühgetrocknetes Pulverpartikel
Gesintert gebrochenes Pulver (Wolframkarbid/Kobalt)
Wolframschmelzkarbid, geschmolzen gebrochen
Weitere Charakterisierungsmethoden: Haftzugversuch Härteprüfung: Kleinlasthärteprüfung (HV0,3, HV1) Mindestschichtstärke empirisch 4-15x Eindrucktiefe Einfluß von Bindung, Lamellenstruktur, Porosität, Phasenanteile
Charakterisierung von Spritzschichten: Phasen Homogenität Poren Risse Oxide Diffusionszonen teilweise- oder unaufgeschmolzene Partikel Einschlüsse
Haftzugversuch nach DIN 50 160: