Einführung in die Soziolinguistik Herbstsemester 2015

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 Präsentation transkript:

Einführung in die Soziolinguistik Herbstsemester 2015 Genderlekte Einführung in die Soziolinguistik Herbstsemester 2015

Inhaltverzeichnis Begriff Anfänge der Untersuchungen Die 70er und 80er Jahre Zwei-Kulturen Theorie Gesprächskonflikte Besonderheiten im Sprachgebrauch

Einleitende Anmerkungen Beginn der Forschungen in den USA, anschließend in Europa erste Beobachtungen der geschlechtspezifischen Unterschiede in der Ethnolinguistik, Dialektologie umstrittene Fragen, ob es systemische geschlechterrollenspezifische Unterschiede gibt, und ob sie verdienen, Varietät genannt zu werden

Begriff Genderlekte, Sexlekte, fm-Varietäten, linguistische Geschlechterforschung, geschlechtspezifische Sprechweisen, feministische Linguistik Genderlinguistik untersucht die Abhängigkeit der Sprache vom sozialen Geschlecht Genderlekt ist ein hypothetisches Sprachsystem als Funktion des sozialen Geschlechts

Aufgaben Die die Gesellschaft kennzeichnenden Machtstrukturen, wie sie sich in der Sprache und im Kommunikationsverhalten widerspiegeln, aufzuzeigen die sprachlichen Besonderheiten der Geschlechtersprachen zu erforschen Ausgangspunkt: hierarchisch-patriarchalisches Geschlechterverhältnis wird auf sprachlicher Ebene reproduziert

Untersuchungsgegenstände Geschlechtspezifisches Sprachverhalten, das Resultat einer kulturspezifischen Rollenerwartung ist Stimmhöhe, Melodie, Lautstärke werden im soziolinguistischen Zusammenhang seltener untersucht Geschlecht als soziale Erscheinung oder soziales Geschlecht

Untersuchungen Begründerinnen der feministischen Linguistik Robin Lakoff und Mary Richie Key Übernahme der Idee in Deutschland durch Senta Trömel-Plötz Frauensprache im Mittelpunkt soziolinguistischer geschlechterbezogenen Untersuchungen jedoch keine Feststellung von einer allgemeinen Frauenvarietät alle anderen Varietäten als geschlechtsneutral oder als männlich

Untersuchungsergebnisse Bisherige Untersuchungsergebnisse im Bereich der „Frauensprache“: Frauen mittleren Alters sprechen mehr Hochdeutsch oder eine standardnähere Varietät Frauen mittleren Alters oder Frauen als Mütter achten besonders auf die korrekte Sprache Frauen sind im Gebrauch des Formeninventars „näher“ an der Standardnorm als Männer Frauen orientieren sich an prestigebesetzten Sprachgebrauchsweisen

Untersuchungsergebnisse im Schulalter sprechen und erzählen Mädchen besser als Jungen zur Beschreibung von Tätigkeiten oder Vorgängen verwenden Jungen mehr Wörter und Sätze als Mädchen vermehrter Gebrauch von Unsicherheitsmarkierungen, Rückversicherungsfragen, empathischen Adjektiven, Euphemismen, Diminutiva, überhöfliche, hyperkorrekte Sprachformen

Untersuchungsergebnisse seit den achtziger Jahren Diskussionen um geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen Frauen neigen zum Code-Switching und können von einem Code in einen anderen wechseln andere Merkmale des weiblichen Sprachgebrauchs – wie etwa emotionaler Wortschatz, Kooperativität, Konsensorientierung, Gesprächsarbeit – sind eher nicht Frauen, sondern den westlichen Zivilisationen typisch

Frauen- und Männerstile FRAUENSTIL MÄNNERSTIL Unsicherheitsmarkierungen, Rückversicherungsfragen, empathische Adjektive, Euphemismen, Diminutiva, überhöfliche, hyperkorrekte Sprachformen, kooperatives Gesprächsverhalten, Fragestellungen, Defizithypothese Unterbrechungen und Unterbrechungsversuche Steuerung des Gesprächsthemas, längere Redezeit, verzögerte oder ausbleibende Hörerrückmeldungen, Differenzhypothese

Sex(o)lekt vs. Genderlekt Sexus: biologische oder physiologische Unterscheidung von Männern und Frauen Gender: soziale Identifizierung Im Deutschen: Geschlecht sowohl als biologisches oder physiologisches als auch soziales Merkmal

Hirnhemisphären Rechte Hemisphäre: räumliches Denken Wächst schneller bei Männer Sprache - eingeschränkt Linke Hemisphäre: Sprache und Kommunikation Wächst schneller bei Frauen Sprache – nicht eingeschränkt

Anfänge der Untersuchungen Fritz Mauthner (1921) (Sprachphilosoph) Otto Jaspersen (1925)

Wilhelm von Humboldt (1835) Frauen drücken sich in der Regel natürlicher, zarter und dennoch kraftvoller, als Männer aus. Ihre Sprache ist ein treuerer Spiegel ihrer Gedanken und Gefühle [...]. Wirklich durch ihr Wesen näher an die Natur geknüpft, durch die wichtigsten und doch gewöhnlichsten Ereignisse ihres Lebensin größere Gleichheit mit ihrem ganzen Geschlecht gestellt, [...] verfeinern und verschönern sie die Naturgemäßheit der Sprache, ohne ihr zu rauben, oder sie zu verletzen. Ihr Einfluss geht im Familienleben und im täglichen Umgang so unmerklich in das gemeinsame Leben über, dass er sich einzeln nicht festhalten lässt.

Otto Jespersen (1925) Darüber besteht jedoch kein Zweifel, dass die Frauen in allen Ländern davor zurückschrecken, gewisse Körperteile und gewisse natürliche Verrichtungen mit den unmittelbaren und oft derben Bezeichnungen zu benennen, die Männer und vor allem junge Leute bevorzugen, wenn sie unter sich sind. Die Frauen ersinnen deshalb harmlose und schönfärbende Wörter und Redensarten [...]

Die Sprache von Frauen (nach Jaspersen)

Die 70er und 80er Jahre Neue Frauenbewegungen in den USA Robin Lakoff, 1975: „Language and Women‘s Place“ Mary Ritchie Key, 1975: „Male/Female Language“ Helga Andersen, Gisela Klann u. a., 1978: „Sprache und Geschlecht“ Ingrid Guentherodt u. a., 1980: „Richtlinien zur Vermeidung sexistische Sprachgebrauchs“

William Labov (1972) Frauen verwenden weniger “stigmatisierte Formen” Frauen entwickeln gegenüber soziolinguistischen Normen eine höhere Sensibilität als Männer Frauen verfügen über eine größere sprachliche Variationsbreite als Männer

Peter Trudgill und Lesley Milroy (1974, 1987) Frauen bemühen sich aufgrund ihrer gegenüber Männern sozioökonomisch schwierigeren Situation um größere sprachliche Korrektheit Frauen orientieren sich mehr am sprachlichen Standard als Männer, sind aber sprachlich nicht „konservativer“

Robin Lakoff (1973) Frauen besitzen einen differenzierten Wortschatz im Bereich der Farbbezeichnungen Frauen verwenden schwächere Ausrufe, z. B. oh dear! (vs. männlich shit!), goodness! (vs. männlich damn!) Frauen verwenden Adjektive, die Assoziationen von Trivialität erwecken, z. B. adorable, charming, lovely (vs. männlich oder neutral great, terrific, cool) Frauen stellen häufig Fragen und verwenden angehängte Frageformen, z. B. Sure it is hot here, isn’t it? Frauen neigen zur Verwendung von Unschärfemarkierungen, z. B. you know, kind of Frauen drücken sich höflicher aus als Männer

Friederike Braun und Ursula Pasero (1990er) Frauen orientieren sich in Aussprache und Grammatik an der hochsprachlichen Norm. Frauen sind höflicher und indirekter als Männer: sie kennzeichnen ihre Äußerungen z. B. häufiger als Bitten. Frauen sprechen andere häufig mit Namen an. Sie beziehen ihr Gegenüber aktiv in das Gespräch ein. Männer sind in Gesprächen auf die Rolle des Sprechenden orientiert. Der Gesprächstil von Frauen ist kooperativer. Dagegen erscheint der Gesprächsstil von Männern kompetitiv.

Deborah Tannen und John Gray (1990 und 1992) Frauen und Männer leben in verschiedenen „Kulturen“. Ihre Sprachen und kommunikativen Verhaltensweisen unterscheiden sich fundamental. Frauen und Männer sprechen unterschiedliche „Genderlekte“. Die unterschiedlichen Sprachen von Frauen und Männern haben ihre Ursache schon im Kindesalter. Die unterschiedlichen Kommunikationsformen sind weder zu bewerten, noch zu überwinden.

Geschlechtstypische Register und Gesprächsstile

Zwei-Kulturen Theorie (nach Tannen) Berichtsebene: report-talk Sinnebene Inhaltsaspekt Universalität Beziehungsebene: rapport-talk Beziehungsebene Beziehungsaspekt Partikularität

Gesprächskonflikte KRITIK: Mechanisches Zählen von Unterbrechungen Funktion der Unterbrechungen: kooperativ / kompetitiv

Geschlechterspezifische Aussprachevarianten im Russischen (Studie von Strewe 1993)

Geschlechterspezifische Aussprachevarianten im Russischen (Studie von Strewe 1993)

Ergebnisse der russischen Genderlekt-Forschung nach Potapova/Potapov 2006 Frauen sprechen betontes [o] und [э] stärker diphtongisiert aus: Nas v sanat[uo]rij otpravljajut. Frauen verwenden mehr Aspiration, Labialisation und Nasalisation zur emotionalen Markierung. Frauen markieren Expressivität stärker durch Prosodie als Männer. Männer verwenden zur expressiven Markierung stärker lexikalische Mittel als Frauen.

Untersuchung bei der „Fernsehdiskussion“ (Ulrike Gräßel, 1991) Bestätigt werden konnte nicht, dass Männer mehr Redezeit beanspruchen, mehr Redebeiträge liefern, mehr unterbrechen, häufiger selbst das Wort ergreifen und Frauen wiederum nicht mehr Bezüge herstellen, häufiger ihre Gesprächspartner ansprechen und mehr Rückversicherungsfragen stellen. Bestätigt werden konnten die Thesen, dass Frauen mehr Unterstützungen geben (insbesondere Minimalreaktionen), häufiger die Sätze anderer Personen vollenden (Höreraktivität), häufiger als Männer Fragen statt Aussagen formulieren und Männer demgegenüber häufiger die eher dominante Geste des erhobenen Zeigefingers verwenden, während Frauen im Bereich der Mimik häufiger ein abschwächendes Lächeln zeigen.

Untersuchung bei der „Fernsehdiskussion“ (Helga Kotthoff, 1992) In der männlich dominierten Debatte entsteht ein Gefälle zwischen Experten und Laien (nicht Gelehrten), was in der weiblich dominierten Diskussion so gut wie keine Rolle spielt. Auch in der weiblich dominierten Gesprächsrunde ist der männliche Gesprächsstil überlegen, d.h. auch geladene Expertinnen lassen sich in den Hintergrund drängen.

Untersuchung im Hochschulbereich (Elisabeth Kuhn 1992) Frauen formulieren Seminarplananordnungen vorsichtiger. Frauen neigen eher dazu, Aufforderungen abzuschwächen. Sowohl Professorinnen als auch Professoren setzen die Erwähnung der Institution bei der Formulierung ihrer Anforderungen ein, wobei Männer eher darstellen, dass sie selbst für die Anforderungen verantwortlich sind und Frauen das Ziel haben, durch die Erwähnung der Institution weniger autoritär zu erscheinen.

Untersuchung im Hochschulbereich (Susanne Günthner, 1992) Auch die kulturelle Zugehörigkeit beeinflusst das Sprachverhalten. Deutsche Dozentinnen weisen mehr Konfrontationsbereitschaft auf, während die chinesischen Studentinnen sich indirekter ausdrücken Das Status- und Machtgefälle sowie die Asymmetrie hinsichtlich der Sprachkompetenz spiegeln sich ebenfalls im Sprachverhalten wider Es zeigen sich Unterschiede im Sprachverhalten zwischen den chinesischen Studenten und Studentinnen. Chinesinnen bemühen sich mehr um Kompromisse als Chinesen.

Exkurs: Es fängt in der Kindheit an… Mit Mädchen und Jungen wird anders gesprochen Es werden unterschiedliche Antworten erwartet Freizeit in gleichgeschlechtlichen Spielgruppen Geschlechtsspezifische Sprechweisen schon bei Dreijährigen

Untersuchungen von Kindern (Amy Sheldon) Mädchen- und Jungengruppen im Alter von 3-4 Jahren Unterschiedliche Strategien der Konfliktlösung Mädchen versuchen den Konflikt abzuschwächen

Untersuchungen von Kindern Jungen spielen in größeren, hierarchisch strukturierten Gruppen zusammen Die Spiele der Jungen haben meistens Gewinner und Verlierer Jungen prahlen oft mit ihren Fähigkeiten und streiten miteinander

Untersuchungen von Kindern Mädchen spielen meistens in kleineren Gruppen, oder zu zweit Im Mittelpunkt des sozialen Lebens steht die beste Freundin Bei den Spielen der Mädchen gibt es häufig keine Gewinnerin oder Verliererin Mädchen prahlen nicht mit ihren Fähigkeiten

Untersuchungen von Kindern (Jaqueline Sachs) Jungen werden auf späteres Berufsleben vorbereitet Von ihnen wird erwartet, ihre Interessen durch den Gebrauch strikterer Sprache zu vertreten Mädchen hingegen werden auf ihre spätere Familienwelt vorbereitet Mädchen neigen dazu, ihre Vorschläge mit Formulierungen wie "Lasst uns...", "Wollen wir nicht..." einzuleiten, während Jungen sich häufig Befehle erteilen

Ein Beispiel aus dem Sketch “Garderobe” M: “Ich finde, du siehst toll aus in dem, was du anhast.” F: “Komplimente helfen mir im Moment überhaupt nicht.” M: “Gut, dann zieh das lange blaue mit den Schößchen an.” F: “Du findest also gar nicht so toll, was ich anhabe!” M: “Doch, aber es gefällt dir ja scheinbar nicht.” F: “Es gefällt mir nicht? Es ist das schönste, was ich habe.” M: “Dann behalt es doch an.” F: “Eben hast du gesagt, ich soll das lange blaue mit den Schößchen anziehen.” M: “Du kannst das blaue mit den Schößchen anziehen oder das grüne mit dem spitzen Ausschnitt oder das, was du anhast.” F: “Aha, es ist dir also völlig Wurst, was ich anhabe.”

Fazit Geschlechtspezifische Sprachunterschiede sind bisher nicht eindeutig nachgewiesen worden die Geschlechter weisen keine eigenständigen linguistischen Merkmale auf Abhängigkeit von anderen Faktoren wie Alter, Situation, Kontext, Umgebung, Hautfarbe, Sozialstatus, Ausbildung, Thema die Geschlechter verfolgen unterschiedliche Konversationsstile

Fazit Zuverlässige Aussagen über den Einfluss des Geschlechts sind nur dann möglich, wenn es gelingt, alle andere Einflussfaktoren bei der Analyse auszuschließen. Das ist aber kaum möglich

Literatur und Quellen Vortrag erarbeitet nach der Präsentation von Asta Vitukynaitė und Emilija Žilinskaitė und nach der Präsentation von Daumantas Katinas, Einführung in die Soziolinguistik, Herbstsemester 2013 Humboldt, W., Über die Verschiedenheiten des menschlichen Sprachbaues. In: Werke. Bd. 3. Stuttgart 1963, S. 253 Jespersen, O.: Die Sprache. Ihre Natur, Entwicklung und Entstehung. Heidelberg 1925, S. 229 Lesley Milroy 1987. Language an d Social Networks. London: Blackwell Lakoff R., 1973: Language and woman’s place. In: Language in Society 2, S. 45–80 Dittmar, N., 1997: Grundlagen der Soziolinguistik: Ein Arbeitsbuch mit Aufgaben. Tübingen. Löffler, H. 2005: Germanistische Soziolinguistik. Berlin. Thaler, V. 2005: Sprechen Frauen tatsächlich anders als Männer? In: Grazer Linguistische Studien 63. Graz. Peter Trudgill 1974: The Social Differentiation of English in Norwich. Cambridge: University Press Werner H. Veith „Soziolinguitik. Ein Arbeitsbuch“, Tübingen 2002 http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_sprach_literatur_und_kulturwissenschaften/slavistik/studium/unterrichtsmat/ss%2008/vorl_kultwiling_gender4.pdf (Stand: 12.10.2013)