Kapitel 4 Geld- und Finanzmärkte

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Kapitel 4 Geld- und Finanzmärkte © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

4.1 Die Geldnachfrage Geld kann für Transaktionen verwendet werden, bringt jedoch keine Zinsen. Es gibt zwei Arten von Geld: Bargeld (Münzen und Banknoten) und Sichtguthaben (Girokonten). Festverzinsliche Wertpapiere bringen einen positiven Zinssatz i, können aber nicht für Transaktionen verwendet werden. Die Anteile an Geld und Wertpapieren, die gehalten werden, sind abhängig von der Anzahl an Transaktionen und dem Zinsatz auf Wertpapiere. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Semantische Fallen: Geld, Einkommen und Vermögen Unterscheide: Bestandsgröße: wird zu einem bestimmten Zeitpunkt gemessen Stromgröße: wird pro Zeiteinheit gemessen Stromgröße Bestands- größe Bestandsgrößen Stromgrößen Vermögen Einkommen Geld Ersparnis Staatsschuld Neuverschuldung © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Semantische Fallen: Geld, Einkommen und Vermögen Einkommen besteht aus der Arbeitsvergütung und Kapitalerträgen in Form von Zinsen und Dividenden. Das Einkommen wird in Einheiten pro Zeiteinheit ausgedrückt, es handelt sich also um eine Stromgröße. Ersparnis ist der Teil des Einkommens nach Abzug der Steuern, der nicht ausgegeben wird. Auch hierbei handelt es sich um eine Stromgröße. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Semantische Fallen: Geld, Einkommen und Vermögen Das Finanzvermögen oder einfach das Vermögen ist der Wert aller Finanzanlagen abzüglich aller Verbindlichkeiten. Das Vermögen ist der Bestand an Vermögen zu einem gegebenen Zeitpunkt, es handelt sich also um eine Bestandsgröße. Finanzanlagen, die man direkt zum Kauf von Gütern einsetzen kann, werden Geld genannt. Geld beinhaltet Bargeld sowie Sichteinlagen. Auch Geld ist eine Bestandsgröße. Unter Investitionen verstehen Ökonomen den Kauf von neuen Anlagegütern, von Maschinen über Fabriken bis hin zu Bürogebäuden. Der Kauf von Aktien oder anderen Finanzanlagen wird dagegen als Finanzinvestition bezeichnet. Ökonomisch korrekte Ausdrucksweise wichtig! © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Die Ableitung der Geldnachfrage Die Geldnachfrage (Md): steigt proportional mit dem Nominaleinkommen (PY) und hängt negativ vom Zinssatz i ab (wobei L(i) eine Funktion des Zinssatzes ist). Verständnisfrage: Wieviel Wertpapiere würden Sie bei einem Zinssatz i=0 halten? © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Die Ableitung der Geldnachfrage Die Geldnachfrage Md (PY) Für ein gegebenens Nominaleinkommen erhöht ein niedrigerer Zinssatz die Geldnachfrage. Mit steigendem Zinssatz geht die Liquiditäts-präferenz und damit auch die Geldnachfrage zurück. c i2 M2 Zinssatz, i M i a b M1 i1 Geldmenge, M © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Die Ableitung der Geldnachfrage Die Geldnachfrage Md (PY) M i a M´ Md´ (PY´ > PY) b Bei einem gegebenen Zinssatz verschiebt eine Erhöhung des Nominaleinkommens die Geldnachfrage nach rechts. Zinssatz, i Geldmenge, M © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

4.2 Die Bestimmung des Zinssatzes, i Nehmen wir an, die Zentralbank entscheidet sich, eine Geldmenge in Höhe von M zur Verfügung zu stellen, so dass M = Ms . Geld sei gleichbedeutend mit Bargeld. Die Rolle von Banken als Anbieter von Geld (und Sichguthaben) wird im nächsten Abschnitt eingeführt. Ein Gleichgewicht auf dem Geldmarkt stellt sich dann ein, wenn das Geldangebot gleich der Geldnachfrage ist: © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldnachfrage, Geldangebot und der Gleichgewichtszinssatz Die Bestimmung des Zinssatzes M Ms i Md i Gleichgewichtszins i, Md = Ms A Der Zinssatz spielt sich im Gleichgewicht so ein, dass die (zinsabhängige) Geldnachfrage dem Geldangebot entspricht. M © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldnachfrage, Geldangebot und der Gleichgewichtszinssatz Die Auswirkungen eines höheren Nominaleinkommens auf den Gleichgewichtszins M Ms i Md´ (PY´ > PY) Md (PY) A´ i2 Mit steigendem Nominaleinkommen verschiebt sich die Geldnachfragekurve nach rechts, der Gleichgewichtszins steigt. i1 A M © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Zusammenfassung Md = PY L(i) (-) Die Nachfrage nach Geld hängt ab vom: Transaktionsvolumen – proportional zum Nominaleinkommen PY Zinssatz i (inverse Beziehung) Formal: Md Geldnachfrage Md = PY L(i) (-) PY Nominaleinkommen L(i) Liquiditätsnachfrage nach Geld ist Funktion des Zinses i (-) L(i) ist invers zum Zins i © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldnachfrage und Zinsen – Empirische Evidenz Wie gut bildet die Geldnachfragegleichung die Realität ab? Teile beide Seiten durch PY L(i): Kassenhaltungskoeffizient: Geldhaltung / Nominaleinkommen - wenn Zinssatz hoch ist, dann sollte L(i) niedrig sein - wenn Zinssatz niedrig ist, dann sollte L(i) hoch sein Empirische Evidenz: siehe folgende Folien © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldnachfrage und Zinsen – Empirische Evidenz (USA, 1970-2005) Der Zinssatz und der Kassenhaltungskoeffizient bewegen sich gegenläufig. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldnachfrage und Zinsen – Empirische Evidenz (Deutschland, 1970-2005) Auch in Deutschland bewegen sich Zinssatz und Kassenhaltungskoeffizient gegenläufig. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldnachfrage und Zinsen – Empirische Evidenz Streudiagramm (Deutschland, 1970-2005): Negative Beziehung zwischen Änderung des Zinses und Änderung des Kassenhaltungskoeffizienten © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldnachfrage und Zinsen – Empirische Evidenz Deutschland: Kassenhaltungskoeffizient nimmt zu USA: Kassenhaltungskoeffizient geht zurück © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldpolitik und Offenmarktgeschäfte Die Auswirkungen eines höheren Geldangebots auf den Gleichgewichtszins i Ms M Ms´ M´ Md A´ Eine Zunahme des Geldangebots verschiebt die Geldangebotskurve nach rechts; der Gleichgewichtszins sinkt. i2 i1 A M © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldpolitik und Offenmarktgeschäfte Wie kann die Zentralbank das Geldangebot verändernund was geschieht, wenn sie es verändert? Geldmengenerhöhung: Zentralbank kauft Wertpapiere und bezahlt mit neu geschöpftem Geld Geldmengenverringerung: Zentralbank verkauft Wertpapiere und entzieht damit dem Wirtschaftskreislauf Geld Derartige Operationen werden Offenmarktgeschäfte genannt, da sie am “Offenen Markt” für Wertpapiere durchgeführt werden. In modernen Volkswirtschaften steuern alle Zentralbanken die Geldmenge über solche Offenmarktgeschäfte. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldpolitik und Offenmarktgeschäfte Die Bilanz der Zentralbank und die Wirkung einer expansiven Offenmarktpolitik Die Aktiva der Zentralbank bestehen aus den Wertpapieren, die sie hält. Ihre Passiva entsprechen der Geldmenge. Bei einer expansiven Offenmarktpolitik kauft die Zentralbank Wertpapiere und stellt in gleichem Umfang zusätzliches Geld bereit. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldpolitik und Offenmarktgeschäfte In einer expansiven Offenmarktoperation kauft die Zentralbank Wertpapiere im Wert von 1 Mio. € und erhöht so das Geldangebot um 1 Mio. €. EZB kauft im Rahmen ihrer Offenmarktgeschäfte Wertpapiere: Menge an Zentralbankgeld im Wirtschaftskreislauf erhöht sich Preis für Wertpapiere steigt Zinssatz sinkt © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldpolitik und Offenmarktgeschäfte Zusammenhang zwischen Zins und Wertpapierpreis: Wertpapier mit Auszahlung von 100 im nächsten Jahr Laufzeit ein Jahr i: Zinssatz für Laufzeit von einem Jahr Beispiel: Wie bestimmt sich der Preis PB des Wertpapiers (B) heute? Es besteht eine inverse Beziehung zwischen Wertpapierpreis und Zins: Für Anleihe mit einjähriger Laufzeit: für i = 5,3 % gilt: PB = 95 PB *(1+ i) = 100 € zum Beispiel: für i = 11,11 % gilt: PB = 90 © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldpolitik und Offenmarktgeschäfte Warum? Dahinter steht folgendes Arbitragekalkül: Eine Alternativanlage vom Betrag € X heute zum Zins i bringt mir im nächsten Jahr den Ertrag € X * (1 + i) Will ich einen Ertrag von X * (1 + i) =100, muss ich also heute anlegen: Falls PB > X, würde deshalb keiner das Papier B kaufen (Der Preis des Bonds wäre zu teuer; er müsste auf PB =X sinken) Falls PB < X, würden alle nur das Papier B kaufen wollen (Dies treibt den Preis des Bonds auf PB =X hoch) © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldpolitik und Offenmarktgeschäfte Ich halte ein altes Wertpapier (Restlaufzeit von einem Jahr) mit Nominalwert 100 € und Nominalzins 20% . Gesamtauszahlung in einem Jahr also: 120 € Wie hoch ist der Kurs des Papiers PB heute? Vergleiche mit der Rendite von neuen, einjährigen Papieren Falls aktueller Zins für einjährige Papiere i= 20% Wer heute 100 € in neue Papiere anlegt, erhält in einem Jahr genau 120 € Solange PB (1+i) >120, kauft jeder lieber neue Papiere; auch für mich wäre es besser, zu verkaufen Falls PB (1+i) <120, kauft jeder lieber das alte Papier; schon für PB <100 bekäme man im nächsten Jahr 120 Effektivrendite: i=0,2: 1+i=1,2 Kurs: PB = 120/(1+i)=120/1,2 = 100 © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldpolitik und Offenmarktgeschäfte Gesamtauszahlung meines Papiers in einem Jahr: 120 Kurs bei i = 20% PB *1,2 = 120, also PB = 120/ 1,2 = 100 Angenommen, der Zins heute steigt auf i = 50% Neue Papiere bringen dann eine Rendite von 50% Wie wirkt sich das auf den Kurs meines Papiers PB aus? Der Kurs muss so stark sinken, dass die Effektivrendite auf 50% steigt! Solange PB (1+i) >120, sind neue Papiere attraktiver Erst falls PB (1+i) =120, bringt das alte Papier die gleiche Effektivrendite Kurs bei i = 50% PB = 120/1,5 = 80 Kurs bei i = 25% PB = 120/1,25 = 96 © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldpolitik und Offenmarktgeschäfte Fällt der Zins unter 20%, bringen neue Papiere eine niedrigere Rendite. Mein Papier wird dadurch wertvoller; der Kurs steigt auf über 100. Angenommen, der Zins heute sinkt bis auf i = 0% Erst bei PB (1+i) =120 bringt mein altes Papier die gleiche Effektivrendite Kurs bei i = 0% PB = 120/1 = 120 Kurs bei i = 10% PB = 120 /1,1 = 109,090909 Beachte: Allein schon Zinssenkungen, die nur erwartet (antizipiert) werden, wirken sich bereits unmittelbar heute auf die Kurse aus Fazit: Inverser Zusammenhang zwischen Zins und Wertpapierkurs Je länger die Laufzeit, desto stärker der Effekt auf die Kurse © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldpolitik und Offenmarktgeschäfte Bisher: Wertpapier mit einjähriger Laufzeit Test: Wertpapier mit unendlich langer Laufzeit Gegenwartswert eines Papiers mit jährl. Ertrag X bei Zins i: © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldpolitik und Offenmarktgeschäfte Wirkung von Offenmarktoperationen: Expansive Offenmarktoperation: Erhöhung der Geldmenge,Zinssenkung Zentralbank kauft Wertpapiere im Tausch gegen Zentralbankgeld Effekt: Zinssatz sinkt, da Nachfrage nach Wertpapieren steigt Kontraktive Offenmarktoperation: Verringerung der Geldmenge, Zinserhöhung Zentralbank verkauft Wertpapiere Effekt: Zinssatz steigt, da Nachfrage nach Wertpapieren sinkt © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldpolitik und Offenmarktgeschäfte Zusammenfassung: Der Zinssatz wird durch Gleichheit von Geldnachfrage und Geldangebot bestimmt. Die Zentralbank kann den Zinssatz beeinflussen, indem sie das Geldangebot verändert. Die Zentralbank verändert das Geldangebot mittels Offenmarktgeschäften. Der Kauf von Wertpapieren erhöht das Geldangebot und reduziert den Zinssatz. Der Verkauf von Wertpapieren senkt das Geldangebot und erhöht den Zinssatz. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

4.3 Die Bestimmung des Zinssatzes, II Finanzintermediäre sind Institutionen, die Einlagen von Privatpersonen und Unternehmen erhalten und damit festverzinsliche Wertpapiere oder Aktien kaufen oder auch Kredite an andere Privatpersonen oder Unternehmen vergeben. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Die Bilanz von Zentralbank (a) und Geschäftsbanken (b) © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Was Banken machen Einen Teil der eingezahlten Einlagen behalten die Geschäftsbanken als Reserve (zum Teil als Bargeld, zum Teil auf Konten, die die Geschäftsbanken bei der Zentralbank haben). Gründe: Einzahlungen und Auszahlungen der Anleger sind nicht gleich groß, die Geschäftsbank muss immer eine gewisse Menge an Bargeld bereithalten. Um Schulden gegenüber anderen Banken zu decken. Um die gesetzlichen Mindestreserveverpflichtungen zur erfüllen. Diese fordern, Reserven in Höhe eines Prozentsatzes der Sichtguthaben zu halten: Seit 1999 liegt der Mindestreserve-Satz (festgelegt von der EZB) bei 2%. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Was Banken machen Kredite entsprechen ungefähr 70% des Vermögens der Geschäftsbanken nach Abzug der Reservepflicht. Die restlichen 30% entfallen auf Wertpapiere. Das Vermögen der Zentralbank besteht aus den von ihr gehaltenen Wertpapieren. Die Verbindlichkeiten der Zentralbank bestehen aus dem von ihr geschaffenen Geld, dem Zentralbankgeld. Neu ist, dass nicht das gesamte Zentralbankgeld in Form von Bargeld von Nicht-Banken gehalten wird. Ein Teil davon wird als Reserve von den Geschäftsbanken gehalten. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Bankenzusammenbrüche Nehmen wir an, es kommen Gerüchte auf, dass die Geschäfte einer Bank nicht gut laufen und einige Kredite nicht zurückgezahlt werden können (selbst wenn das in Wahrheit nicht der Fall ist). Dies wird einige Kunden dazu veranlassen, ihre Konten bei dieser Bank zu kündigen. Wenn ausreichend viele auf diese Weise handeln, dann gehen die Reserven der Bank zur Neige und es kommt zu einem Bankenzusammenbruch. Um dies zu vermeiden, existiert eine EU-Richtlinie zur Einlagensicherung. Dadurch sind 90% jeder Einlage bis zu einem Wert von maximal 20.000 € je Gläubiger gesetzlich geschützt. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Angebot und Nachfrage nach Zentralbankgeld © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Die Nachfrage nach Geld, Reserven und Zentralbankgeld Nachfrage nach Bargeld: Nachfrage nach Sichtguthaben: Beziehung zwischen Sichteinlagen (D) und Reserven (R): Nachfrage nach Reserven durch die Geschäftsbanken: Nachfrage nach Zentralbankgeld: Dann: Da Dann: © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Die Bestimmung des Zinssatzes Im Gleichgewicht ist das Angebot an Zentralbankgeld (H) gleich der Nachfrage nach Zentralbankgeld (Hd): Oder anders: © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Die Bestimmung des Zinssatzes Gleichgewicht auf dem Markt für Zentralbankgeld Der Gleichgewichtszins spielt sich so ein, dass Nachfrage und Angebot an Zentralbankgeld gleich sind. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

4.4 Zwei alternative Ansätze zur Analyse des Gleichgewichts Die Gleichgewichtsbedingung, dass das Angebot an Reserven gleich der Nachfrage nach Reserven sein soll, lautet: Der Tagesgeldmarkt ist ein Markt für Reserven. Im Gleichgewicht entspricht die Nachfrage (Rd) dem Angebot (H-CUd). Der Zinssatz, der auf dem Markt für Reserven bestimmt wird, heißt Tagesgeldsatz. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie

Geldangebot, Geldnachfrage und der Geldschöpfungsmultiplikator Das gesamte Geldangebot ist gleich dem Zentralbankgeld multipliziert mit dem Geldschöpfungsmultiplikator. Dann: Geldangebot = Geldnachfrage High-powered money bringt zum Ausdruck, dass eine Erhöhung des Zentralbankgeldes (H) das gesamte Geldangebot um ein Vielfaches steigen lässt. © Pearson Studium 2009 © Olivier Blanchard/Gerhard Illing: Makroökonomie