Literaturwissenschaftliche Methoden II (Poststrukturalismus)

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 Präsentation transkript:

Literaturwissenschaftliche Methoden II (Poststrukturalismus) (späte) Kultursemiotik, Dekonstruktion, gender studies, post-colonial studies

Systemdenken von FII > Strukturalismus Spannungsfelder entstehen durch die Dynamik der Struktur Paradebeispiele dafür sind Saussures und Jakobsons Arbeit mit Paradigmatik und Syntagmatik

Strukturalismus Was tut sie. Einer meint dass sie „Strukturen und Beziehungsgefüge in den weitgehend unbewusst funktionierenden Mechanismen kultureller Symbolsysteme“ untersuche „Systemcharakter der Struktur“ „Funktionalität der Teile im Verbund einer Einheit“ „Das Verständnis eines Objekts ergibt sich erst durch den Vergleich mit anderen Objekten und durch die Betrachtung ihrer Stellung“

Philologische Tendenzen bei Jakobson „Russkij filolog“ Linguistische Momente in den Definitionen der poetischen Funktion der Sprache In der ersten Definition: Funktion der SPRACHE In der zweiten Definition: Paradigmatik Beispiel „Wir sind sie“ (Brecht) Metonymie und Metapher (Syntagmatik und Paradigmatik)

Strukturalismen slawisch Vladimir Propp – Morphologie des Märchens Märchen auf ein invarantes Ensemble von „Funktionen“ reduziert Einzelmärchen nach dem Muster des „Sujets“ als Auswahl und Reihung dieser Funktion

Strukturalismen allgemein Férdinand de Saussure Claude Lévi-Strauss – anthropologisches Auffinden von Mustern im Verhalten und Zeichensetzung südamerikanischer Stämme, mit binären Aufteilungen wie „roh“ vs „gekocht“, „rund“ vs. „länglich“ usw. Algierdas Greimas – Weiterführung Propps Jacques Lacan – Einpassung der Theorien Freuds in strukturelles Denken

Lotman und strukturalistische Semiotik 1 Zeichentheorie gab es bei Saussure – Beginn des Strukturdenkens in der Sprache Was meint Lotman mit „Kunst als Sprache“? „eine jede Sprache verwendet Zeichen, die ihr ‚Lexikon‘ bilden [...]; eine jede Sprache besitzt bestimmte Regeln der Verknüpfung dieser Zeichen; eine jede Sprache stellt eine bestimmte Struktur dar, und diese Struktur ist ihrem Wesen nach hierarchisch.“ (20)

Lotman und strukturalistische Semiotik 2 Unter „Sprache“ wollen wir jedes Kommunikationssystem verstehen, das sich in besonderer Weise geordneter Zeichen bedient. (21) natürliche Sprachen, künstliche Sprachen, sekundäre Sprachen

Lotman und strukturalistische Semiotik 3 Sekundär modellbildende Systeme natürliche Sprache als Material UND Nach dem Typ der Sprache gebaut „Die Auffindung syntagmatischer und paradigmatischer Zusammenhänge in der Malerei und im Film (Ėjzenštejn, Tynjanov, Ėjchenbaum...) gestattet es, auch diese Künste als Objekte der Semiotik anzusehen, d.h. als Systeme, die nach dem Typ der Sprachen gebaut sind.“ (23)

Lotman und strukturalistische Semiotik 4 „.. um die mit den Mitteln der Kunst übermittelte Information empfangen zu können, muß man ihre Sprache beherrschen.“ (29)

Fazit Lotman I Ist strukturalistisch, weil folgende Voraussetzungen erfüllt werden: „weitgehend unbewusst funktionierenden Mechanismen kultureller Symbolsysteme“ „Systemcharakter der Struktur“ liegt vor Besonderheit dieses Systems: es ist das Sprachsystem bzw. der Typ des Sprachsystems

Grenzen des Strukturalismius: Diskursanaylse, Foucualt (1926-84) Ausgangspunkt I: Institutionen des Ausschlusses Wahnsinn und Gesellschaft (1961) Geburt der Klinik (1963) Überwachen und Strafen (1975) Geschichte der Sexualität (1976-1984) Aufgangspunkt II: Postmarxistischer Meta-Strukturalismus Die Ordnung der Dinge (1966) Archäologie des Wissens (1969) Die Nachfolge Foucaults Gilles Deleuze (1925-1995; Kerngedanke: Historizität des Ödipalen; Machtcharakter des Wissens; Verfeinerung der Vorstellung vom Episteme) Friedrich Kittler (1943-2011; Kerngedanke: Historizität des Subjekts; Hauptwerk: „Aufschreibesysteme“)

Grenzen des Strukturalismius: Diskursanaylse Die Nachfolge Foucaults Gilles Deleuze (1925-1995; Kerngedanke: Historizität des Ödipalen; Machtcharakter des Wissens; Verfeinerung der Vorstellung vom Episteme) Friedrich Kittler (1943-2011; Kerngedanke: Historizität des Subjekts; Hauptwerk: „Aufschreibesysteme“)

Grenzen des Strukturalismius: Diskursanaylse Foucault in slawischen Ländern: vereinzelte Übersetzungen in Russland, Polen und Tschechoslowakei vor der Wende, Rezeption hauptsächlich nach dem Zusammenbruch des Kommunismus 1989-1990 Für Rezeption von Foucault und andere Poststrukturalisten zentral: Michail Ryklin

Marxismus – Strukturalismus - Foucault Diskurs-Kampf statt Klassenkampf Diskursive Formationen statt Herrschaft einer bestimmten sozialen Klasse (Feudalismus, Kapitalismus, Merkantilismus usw.) DESWEGEN: direktere Relevanz für Literaturwissenschaft, da es hier um die Geschichte des öffentlichen Wortes geht

Foucault und Diskursanalyse Gefängnis, Heilanstalt, Sexualität und die diskursive Macht des Ausklammerns „Was ist ein Autor“ ist im Kontext des Nachvollzugs der Bedingung und Geschichte der „Sagbarkeit“ zu sehen „Sagbarkeit“ ist abhängig von dem „Episteme“ einer Epoche und auch von den dazu gehörenden Zwangsmaßnahmen

Dekonstruktion Macht die Differenz zwischen Literaturwissenschaft und Philosophie hinfällig Warum? Weil beide Texte der Dekonstruktion unterliegen Trotzdem: Paul de Man (1919-1983) ist eher literaturwissenschaftler und Jacques Derrida eher Philosoph (1930-2004)

Was ist aber die Dekonstruktion? Aufdeckung von metaphysischen Voraussetzungen vergangener Denkarten Eine Art verschärfter Ideologiekritik Bei de Man – Aufdeckung und das Durcharbeiten der Rhetorizität Bei Derrida – Aufdeckung von Setzungen der Präsenz dort, wo es keine gibt, insbesondere was die Präsenz des sprechenden Subjekts in der Kommunikation angeht. Daher die Privilegierung der SCHRIFT (écriture)

Derridas Dekonstruktion Die konsequenteste Aushebelung der AUTORINTENTION als Faktor eines Textes DENN in der Schrift ist der Autor notwendigerweise Abwesend Diese banale erscheinende Tatsache hat weiterreichende Konsequenzen als es auf den ersten Blick erscheint

Dekonstruktion Grundgedanken – Derrida Exemplarische Lektüre: Searle, Austin und die Signatur Konferenz zur „Kommunikation“ Das kommunikative „Ereignis“ setzt einen „Kontext“ voraus Dieser „Kontext“ setzt aber Wiederholt-Sein und Wiederholbarkeit voraus (Iterabilität), was aber dann die Einmaligkeit dieser Kommunikation relativiert „are the prerequisites of a context ever absolutely determinable?“

ABER: wie kann man den Kontext einer Schrift restlos nachvollziehen? „are the prerequisites of a context ever absolutely determinable?“ „sind die Voraussetzungen eines Kontexts immer absolut bestimmbar?“ Kontext – das, woraus das Verstehen, die Gültigkeit, das Funktionieren einer Äußerung hervorgeht. ABER: wie kann man den Kontext einer Schrift restlos nachvollziehen?

Schlüsselsatz 1 (313) 1. Since every sign, as much in the "language of action" as in articulated language (even before the intervention of writing in the classical sense), supposes a certain absence (to be determined), it must be because absence in the field of writing is of an original kind if any specificity whatsoever of the written sign is to be acknowledged. 2. If, perchance, the predicate thus assumed to characterize the absence proper to writing were itself found to suit every species of sign and communication, there would follow a general displacement: writing no longer would be a species of communication, and all the concepts to whose generality writing was sub

Schlüsselsatz 2 (313-314) 2. If, perchance, the predicate thus assumed to characterize the absence proper to writing were itself found to suit every species of sign and communication, there would follow a general displacement: writing no longer would be a species of communication, and all the concepts to whose generality writing was subordinated (the concept itself as meaning, idea, or grasp of meaning and idea, the concept of communication, of sign, etc.) would appear as noncritical, ill-formed concepts, or rather as concepts destined to ensure the authority and force of a certain historic discourse. Let us attempt then […] to characterize the absence which seems to intervene in a fashion specific to the functioning of writing.

Schlüsselsatz 3 (314) A written sign is proffered in the absence of the addressee. How is this absence to be qualified? One might say that at the moment when I write, the addressee may be absent from my field of present perception. But is not this absence only a presence that is distant, delayed, or in one form or another idealized in its representation? It does not seem so, or at very least this distance, division, delay, différance must be capable of being brought to a certain absolute degree of absence for the structure of writing, supposing that writing exists, to be constituted. It is here that différance as writing could no longer (be) an (ontological) modification of presence. My "written communication" must, if you will, remain legible despite the absolute appearance of every determined addressee in general for it to function as writing, that is, for it to be legible. It must be repeatable-iterable in the absolute absence of the addressee or of the empirically determinable set of addressees. This iterability (iter, once again, comes from itara, other in Sanskrit, and everything that follows may be read as the exploitation of the logic which links repetition to alterity), structures the mark of writing itself, and does so moreover for no matter what type of writing (pictographic, hieroglyphic, ideographic, phonetic, alphabetic, to use the old categories). A writing that was not structurally legible-iterable beyond the death of the addressee would not be writing.

Schlüsselsatz 3 (314) A writing that was not structurally legible-iterable beyond the death of the addressee would not be writing. Wenn man dieses Prinzip generalisiert, so versteht man Derridas Privilegierung der Schrift als Modell der sprachlichen Äußerung. In der Schrift ist keine Präsenz, sondern Verschiebung und Aufschub. Das verändert jedwede Vorstellung von der „Kommunikation“, auch der literarischen

Fazit Dekonstruktion (Derrida) für die Literaturwissenschaft dadurch ist die Rekonstruktion von Autorintention erledigt Dekonstruktion wird dergestalt durchgeführt, dass nachvollzogen wird, wie Texte ihre eigenen Vorstellungen von sich selbst in der Behauptung konterkarrieren Texte werden nicht von außen dekonstruiert, sondern dekonstruieren sich selbst Literatur als privilegierter Ort der Dekonstruktion, unter anderem deshalb, weil hier die Präsenz des Autors scheinbar am emphatischsten behauptet wird

Dekonstruktion Schreiflicht auf de Man Exemplarische Lektüre: Rilke – der „Herr“ als die Leerstelle in der Mitte der Sprache – Radikalisierung von Jakobsons „shifter“ Rhetorizität und Unentscheidbarkeit Rhetorizität – Fortführung von Nietzsches „Wahrheit als Herr von Metaphern“ Unentscheidbarkeit: Radikalisierung von Jakobsons Umgang mit Tropen

Gender theory Grundgedanken – Butler Exemplarische Lektüre: Judith Butler Gender nicht als biologisch (Präsenz!), sondern als diskursiver Konstrukt Auch und vielleicht sogar vor allem der literarische Diskurs fundiert die dominierende Präsenz des Männlichen Analogie der Machtpräsenz des Autors mit der Machtpräsenz des Männlichen (klare und offene Inspiration von Derrida)

Schlüsselsätze Butler 1 (26) Kann die „Konstruktion“ […] auf eine Frage der Wahl reduziert werden? Beauvoir stellt fest, daß man zwar zur Frau „wird“, aber daß dies stets unter gesellschaftlichem Druck geschieht. Und dieser Zwang geht eindeutig nicht vom anatomischen „Geschlecht“ aus. […] Daher kann Geschlecht keine vordiskursive, anatomische Gegebenheit sein. Tatsächlich wird sich zeigen, daß das Geschlecht (sex) definitionsgemäß immer schon Geschlechtsidentität (gender) gewesen ist.

Schlüsselsätze Butler 2 (27) (Paraphrase) Irigaray: das weibliche gender liegt jenseits der maskulin, „phallogozentrisch“ strukturierten Sprache, und ist gar nicht „ein“ Geschlecht, sondern mehrere. Es ist „das Nichtrepräsentierbare“

Schlüsselsätze Butler 3 (28-29) Metaphysik des Subjekts Irigaray weitergedacht: Die humanistischen Konzeptionen des Subjekts neigen in erster Linie dazu, eine substantielle Person zu unterstellen, die als Träger verschiedener, wesentlicher und unwesentlicher Attribute auftritt. Eine humanistische feministische Position würde also die Geschlechtsidentität als Attribut einer Person begreifen, die wesentlich als eine ihrer geschlechtlichen Bestimmbarkeit vorangehende Substanz oder als „Kern“ charakterisiert ist und ein universales Vermögen der Vernunft, der moralischen Überlegungen oder Sprache bezeichnet. ABER: laut Irigaray ist Geschlecht „ein Punkt sprachlicher Abwesenheit“ (29) was das Weibliche von Beauvoir als das „andere“ redikalisiert. DAMIT: ist das Subjekt nicht nur historisch konstruiert (Foucault) und in der sprachlichen Äußerung nicht präsent (Derrida) oder ein Produkt rhetorischer Operationen… es ist auch GENDERED

Fazit Butler für die LW Es ist nicht ein biologischer Zufall, dass die Literatur historisch betrachtet eine Domäne der Männer war. Die Literatur war der Ort, in der diese männliche Dominanz sprachlich verfasst wurde/ist. Das ist die Kehrseite des „Autorenprinzips“ von Foucault: in der Literatur erschreibt sich das MÄNNLICHE Subjekt, oder, anders gesagt, dieses Subjekt ist strukturell männlich. Der weißliche Diskurs – mit Foucault formuliert – unterliegt dem radikalsten diskursiven Ausschluss

Frage: gilt all das nur für den „Westen“? Deprimierendes slawistisches Fazit für Diskursanalyse, Dekonstruktion und gender theorie Kaum originäre und originelle Denker_innen zur Literatur in diesem Bereich, dafür aber ein fundierter Nachvollzug in den meisten slawischen Ländern Frage: gilt all das nur für den „Westen“?