„Die orientalische Stadt“

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Ist die Gasometer-City Teil des „Stadt-Zentrums“
Advertisements

Heidelberg, November 2009 Stadtteilrahmenplan Altstadt - Entwicklungskonzept und Maßnahmenvorschläge Erste Sitzung des Runden Tisches Pro Altstadt am 10.
Außereuropäische Stadttypen
Golfclub Straubing Stadt u. Land e.V.Zukunft braucht Erweiterung Klicken Sie auf das Bild Golfplatzerweiterung zur 27 Loch-Anlage.
Stadtentwicklung und Mobilität
Workshop der funktionsteiligen Mittelzentren des Landes Brandenburg
- 1 - Kleinstädte in ländlichen Räumen Projektziele: Untersuchung von deutschen Kleinstädten (bis 7000 Einwohner) in unterschiedlichen Typen ländlicher.
Wirtschaftskultur in Europa
Aktuelle Situation zunehmende Internationalisierung, da sich ökonomische und ökologische, politische und soziale Entwicklungen in hohem Maße in weltweiten.
Die Stadt ist der Ort der Integration des Fremden Hartmut Häußermann Stadt- und Regionalsoziologie Humboldt-Universität zu Berlin
Berlin: von der geteilten zur gespaltenen Stadt
Orientalische Stadt.
Was ist Globalisierung?
Institut für Soziologie Programm der Vorlesungsreihe
Exkursion 2006 „Naher-Osten: Syrien und Jordanien“
Dahrendorfs „Hausmodell“
Modulforum „Christlicher Glaube in säkularer Gesellschaft“
Religionsbegriffe 1.) Unterscheidung zwischen menschlicher und göttlicher Sphäre: „Sorgfältige Verehrung der Götter“ (Cicero) „Wiederverbindung des Menschen.
5.7.06Josef Kühnbach, Referat HLL auf der Tagung Bildungssteuerung HLL – Haus des lebensbegleitenden Lernens Work in progress.
Wohnraumförderung im ländlichen Raum Wohnen sozial gestalten
Gleichzeitigkeit von Schrumpfung und Wachstum
Sozialraumorientierung als moderne Maxime für Professionalität in der Sozialen Arbeit - Gesellschaftspolitische, fachliche und organisatorische Umsetzungsbedingungen.
Der europäische Wirtschaftsraum
Zeitenwende im Stadtraum – Neue und wieder entdeckte Strukturen für Mensch und Umwelt Name
Städte brauchen soziale Stabilität Herzlich Willkommen im Forum 3 Soziale Stadt beim Zukunftskonvent der NRWSPD.
EuropaRAThaus Erklärung Für ein Europa der Bürgerinnen und Bürger „Wir einigen keine Staaten, wir verbinden Menschen“ (Jean Monnet) Anlässlich.
Wo wohnst du? Ich wohne ……...
Geschichte der Religionen in Deutschland
KOSOVO.
Raumzeitstrukturen Zeiten der Stadt und Lebensqualität Bozen 12. und Prof. Dr. Dietrich Henckel Technische Universität Berlin Institut für Stadt-
DISPARITÄTEN Disparität = räumliche Ungleichheit innerhalb einer Volkswirtschaft, „unausgeglichene Raumstruktur“ Ebenen: ökonomisch, sozial, kulturell,
Die demographische Herausforderung der lokalen Politik
Geschichte der Religionen in Deutschland
Daseinsvorsorge als globale Herausforderung. Rosa-Luxemburg-Stiftung politökonomische Perspektive die allgemeinen Produktionsbedingungen des.
Grün Gewachsen: Bilanz
Megacitys - Riesenstädte wachsen immer weiter
Wirtschaftsgeographie: Die Räumlichkeit der Wirtschaft
Religion und Politik in den USA – grundlegende Unterschiede zu Europa
Urban Audit und Indikatoren der regionalen Disparitäten
Erscheinungsformen der Religionen in der Bundesrepublik Deutschland.
Räumliche Orientierung Lehrveranstaltungsraum:
UUniv.-Prof. Dr. Peter Jurczek
Case Management als Aufgabe des Pflegestützpunktes In einem Pflegestützpunkt wird die Beratung über und die Vernetzung aller pflegerischen, medizinischen.
Funktioniert Vukovar als Gemeinschaft? Nur teilweise Nur teilweise Funktioniert als geteilte Gemeinschaft, in nationalen Gruppierungen.
Feedback from WWW )18-22 mai )sheraton hotel and towers congress center, new york city, USA 3)keine teilnehmerliste, meine schätzung: ca.
Förderungsmaßnahmen der Europäischen Union für die Stadtgebiete
Die Sternenuhr Wir entdecken die Wissenschaften LTAM Steffen M. 2003/04 Kneip R.
Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Worphausen Das aktive Dorf am Rande des Teufelsmoores Herzlich willkommen.
Standortpolitik Wirtschaft an Lahn und Dill Chart No April 2004 Klimaindex 117,6 Bereich Punkte (aktuelle Lage + Erwartungen) 76,0 Tiefstand.
Raumentwicklungskonzept Schweiz
Untersuchungsgebiet Himbach- West
Breitband: Basis der Digitalisierung
Öffentliche Internet-Zugangs- und Lernorte als Bestandteil der sozialen Stadtteilentwicklung Olaf Schroth TU Hamburg-Harburg.
Staudinger Wer bin ich?. Staudinger Wer bin ich? Technische Hinweise Nutzen: Anklicken eines Puzzlesteins  Entfernen Klick neben das Puzzlefeld  nächste.
Die lateinamerikanische Stadt
Sichtbarkeit von Religion, Karlsruhe, 23. Oktober 2013, © H.R.Hiegel 01 Danke für die Initiative und die Einladung. Ich werde versuchen, 5 Punkte zu unterbreiten.
(C) R.SIE Der Elektromotor S N
RID/03/04/01 © Peter Weichhart Modul 03/04 Der „Nutzen“ raumbezogener Identität Raumbezogene Identität SS VO 1 Std., 2 ECTS-Punkte Dienstag.
EWigg02/02/01 © Peter Weichhart Modul 02/02 Grundtatsachen und Rahmen- bedingungen der Wirtschaft Wirtschaftsgeographie: Die Räumlichkeit der Wirtschaft.
DIE WIRTSCHAFTSSEKTOREN
Unternehmen, Betrieb und Firma
1. Europa 1.1. Grenzen Europas.
Türkei Ado, Noémie, Mickael und Catia Klasse 9MO2
Verhalten in Parks und auf Plätzen in Österreich Eine quantitative Untersuchung (MTU) im Auftrag des Vereins ISOF April 2015 ISOF - Initiative für Soziale.
Landesentwicklungsplan (LEP) Regionalplanung Kurzvortrag von Günter Striewe vor der Bürgerversammlung der B/G/L am 24. Juni 2015 in der Reusrather Schützenhalle.
Ibbenbüren Städtebauliches Entwicklungskonzept (nach § 171 b BauGB) - Erweiterung der Fassung vom
Befragung Wetzikon 2007 Gemeinde Wetzikon Bevölkerungsbefragung 2007.
Wandel städtischer Strukturen unter dem Einfluss der Tertiärisierung
Die chinesische Stadt - am Beispiel von Peking-.
Stadt bauen – mit den Bürgern
 Präsentation transkript:

„Die orientalische Stadt“ 0.0 01/16

Inhalt Einleitung Merkmale/ Elemente Segregation/ Wohnen-Arbeiten Sackgassengrundriss Bazar Schlussbemerkung 0.1 02/16

Einleitung Politisch, gesellschaftlich und kulturell eigenständige Stadtentwicklung „Orientalisches Städtemodell“ von Vorderasien bis Nordafrika zu finden Auch „islamische Stadt“ genannt Ersten Städte vor mehr als 5000 Jahren Räumlich betrachtet von Istanbul bis Marrakesch Meist das islamisch geprägte Gebiet im einstigen Orient 1.1 03/16

Einflüsse Hellenische und römische Einflüsse Landes- und gesellschaftsspezifische Einflüsse (arabisch, iranische, türkische) Seit dem 7. Jh. durch den Islam Durch Kolonialherrschaft In den letzten Jahren durch Industrialisierung, Modernisierung (Verwestlichung), Globalisierung Kulturelle, politische, religiöse Einflüsse Kolonialzeit durch Briten, Franzosen, Italiener, Russen, Osmanen Fehlen Einflüsse aus Renaissance, Aufklärung, Trennung von geistlicher und politischer Autorität Islamische Stiftungen mit starkem Einfluss Seit Anfang des 19. Jh. Europäisch-westliche Ideen und Konzepte in Stadtplanung und Stadtgestaltung Ungebremster Einfluss des Westens hat zur Folge, dass die traditionellen orientalischen Stadtstrukturen und Lebensformen zunehmend überprägt und zerstört werden. 1.2 04/16

Beispiel Samarkand Durch Kolonialzeit sichtbarer Gegensatz zwischen Altstadt (Medina) und Neustadt der Europäer. Stadt in Usbekistan 14 Jh. v. Chr. 1.3 05/16

Merkmale städtischer Räume Wirtschaftlich und soziale Zweiteilung in Altstadt (mit Stadtmauer, Moscheen, Bazar) und Neustadt Starke räumliche Segregation nach demographischen, insbesondere ethnischen, religiösen und sozialen Merkmalen Große sozioökonomische Disparitäten (Hüttensiedlungen) Geringe Steuerung der Stadtentwicklung durch Politik und Planung Starke Umlandverflechtung (Wasserknappheit) Neustadt mit Geschäftsstrassen, Einkaufszentren, Bürostandorten Wasser muss von weither beschafft werden 2.1 06/16

Bauliche Merkmale Sackgassengrundriss Gebäude mit Innenhofhaustyp Schmucklose Fassaden nach außen Moschee als religiöses Zentrum Bazar/ Souk als wirtschaftliches Zentrum Stadtmauer (häufig mit integriertem Palast/ Zitadelle) 2.2 07/16

Modelle der orientalischen Stadt Konzentration um die medina mit moschee und bazar Viertelbildung Befestigung mit burg aussen Friedhöfe ausserhalb 2.3 08/16

Elemente Planmäßig und regelhaft angelegt Nutzungszonen sind nach Funktionen in Wohn- und Gewerbegebiete getrennt Wohngebiete nach religiösen Merkmalen differenziert In der Altstadt sind die Hauptmoschee und der Bazar Moscheen, Bazar, Koranschulen, Bäder, Heiligengräber und Friedhöfe als kulturell eigenständige Leistungen Es fehlen demokratische Institutionen, Einrichtungen kommunaler Autonomie und Selbstverwaltung Zitadellen als Ausdruck dominanter Machtausübung 2.4 09/16

Segregation Bevölkerung besteht aus mehreren Religions- und ethnischen Gruppen Eigene Wohngebiete (Viertel) mit eigenen wirtschaftlichen, religiösen und gesellschaftlichen Einrichtungen Im Unterschied zur europäischen Stadt weniger nach sozialen Merkmalen als durch Ethnie und Religion bestimmt Im Stadtkern stärker als im Umland Je nach Herkunft, Sprache und Religion relativ homogene Wohngebiete Sunniten, Schiiten, Armenier, Syrer, Christen, Juden, Muslime Haushalte unterschiedlicher sozialer Schicht leben zusammen Im Umland mehr europäischer Einfluss – soziale Unterscheidung 3.1 10/16

Arbeiten & Wohnen Trennung in Europa erst im Zuge der Industrialisierung, im Orient als Tradition Gewerbestandorte nach Lage und Erreichbarkeit (Bazar, Handwerk/ Gewerbe in Wohngebieten, Industrie/ Dienstleistungen am Stadtrand) Großer Teil der Bevölkerung lebt in Großwohn- und Hüttensiedlungen Informelle Siedlungen am Rande vieler Städte, z.B. Kairo 3.2 11/16

Sackgassengrundriss Sackgassen und Wohngassen sind Eigentum der Anlieger Sackgassen und Innenhofhäuser als Ausdruck abgeschirmter Privatsphäre ethnische Segregation wird baulich manifestiert Große Wertschätzung der Privatsphäre Moschee und Bazar bilden mit öffentlichen Plätzen, Brunnen und Durchgangsstrassen den öffentlichen Bereich Bindeglied zwischen öffentlichen und privaten Raum ist der halböffentliche Sektor in Form der Sackgassen und Innenhöfe Im Laufe der Zeit unregelmäßiger Privatisierung von Stadtteilen Gegensatz zu repräsentativen Fassaden des europäischen Mittelalters 3.2 12/16

Beispiele 3.3 13/16 Sackgassengrundriss Schmucklose Fassade – Orientierung nach Innen 3.3 13/16

Bazar Weltweit einzigartige Organisationseinheit von Produktion (Handwerk), Einzelhandel, Großhandel und Finanzierung In der Regel eingeschossig, überdacht, unbewohnt, außerhalb der Geschäftszeiten geschlossen Verschlechterung durch moderne Produktion und Bedarfsveränderungen Umstellung auf Kunstgewerbe, Nischenprodukte Aufgrund der Enge und hohen Dichte sind Esel und Handgezogene Karren die Verkehrsmittel Beschäftigung von Frauen und Kindern, Nebenerwerb Umweltbelastung aufgrund der Enge 4.1 14/16

Funktionen Funktionale Entsprechung europäischer Hauptgeschäftszentren, nicht strukturell Ware wird offen angeboten, ohne Abtrennung und Preisauszeichnung Handel und Produktion sind nach Bedarfsgruppen getrennt und nach Sozialprestige differenziert Nähe von Religion und Wirtschaft findet Ausdruck im städtebaulichen Nebeneinander von Hauptmoschee und Bazar Gold und Silber dicht an der Moschee, Textilien und Gewürze etwas weiter weg, geruchs- und lärmintensive handwerkliche Tätigkeit an der Peripherie der Medina (Schmiede, Gerberei) 4.2 15/16

Schlussbemerkung Der ungebremste Einfluss des Westens hat zur Folge, dass die traditionellen orientalischen Stadtstrukturen und Lebensformen zunehmend überprägt oder auch zerstört werden. Eine Eigenständigkeit der orientalischen Stadt ist kaum mehr erkennbar. Sollten wir nicht eher traditionelle Elemente einfließen lassen als „kolonialistische“ Ansätze verfolgen? 5.1 16/16