Referentinnen: Evelyn und Sous

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 Präsentation transkript:

Referentinnen: Evelyn und Sous Die kognitive Entwicklung nach Jean Piaget Referentinnen: Evelyn und Sous 1

Gliederung Kurzbiografie von Jean Piaget Grundlagen Die Stufen der kognitiven Entwicklung Kritische Würdigung 2

Jean Piaget Jean Piaget (1896-1980) wurde in der Schweiz geboren, studierte dort Biologie und promovierte in diesem Fach. Im Rahmen seiner Arbeit an psychoanalytischen und psychologischen Instituten war er an der Entwicklung und Ausführung einer Testreihe zu Verständnis-Prozessen bei Kindern beteiligt. Als seine erste Tochter geboren wurde, begann er das Verhalten und insbesondere das Denken der Kinder genau zu beobachten. Seine Einsichten hielt er in Protokollen fest. Damit legte er den Grundstein zu einer mehr als 50-jährigen Forschungs- und Lehrtätigkeit zur geistigen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. 3

Grundlagen Nach Piaget findet Lernen im Wechselspiel von Assimilation und Akkommodation statt. Er bezeichnet diesen Prozess als Adaption. Kinder streben nach einem Gleichgewicht (Äquilibrium) zwischen der gegenwärtigen Wahrnehmung sowie dem Wissen und Verstehen und dem, was für sie aus irgendeinem neuen Phänomen, einer neuen Erfahrung oder einem neuen Problem ersichtlich wird. 4

Grundlagen Das Gleichgewicht bleibt ungestört, wenn die gegenwärtigen (in ihnen vorhandenen) Bedingungen ausreichen, mit der neuen Situation fertig zu werden. Ein Lernprozess findet jedoch dann statt, wenn das innere Gleichgewicht des Kindes gestört wird und das Kind versucht das Gleichgewicht wieder herzustellen (Äquilibration). 5

Assimilation, Akkommodation und Äquilibrium Assimilation meint eine Anpassung von neuen in die alten, vorhandenen Ordnungsstrukturen. Das Wahrgenommene wird so verändert, dass es zur vorhandenen kognitiven Strukturen passt. Akkommodation ist der Prozess, bei dem die kognitiven Strukturen so verändert werden, dass das Wahrgenommene wieder zu ihnen passt. 6

Assimilation, Akkommodation und Äquilibrium ...sind im Entwicklungsprozess aufeinander abgestimmt … und finden gleichzeitig statt. Beide Formen der Anpassung unterliegen einem allgemeinem Entwicklungsprinzip, dem Äquilibrationsprinzip (Gleichgewichtsmodell) 7

Assimilation, Akkommodation und Äquilibrium Beispiel: Wenn Kinder, die bis 10 zählen können, die Zahlen 11 bis 20 und 30 bis 100 kennen lernen, dann findet Assimilation statt. Wenn sie schon Zahlen 1 bis 10 addieren und subtrahieren können, schaffen sie das bald auch mit den Zahlen von 20 bis 100. Die Kinder müssen für das Rechnen mit den neuen Zahlen ihr Denkschema nicht ändern. Wenn sie aber multiplizieren und dividieren lernen sollen, reicht es nicht mehr aus, neue Objekte in bekannte Schemata zu integrieren. Denn sie müssen ein Schema ändern oder erweitern. Akkommodation findet statt. 8

Die Stufen der kognitiven Entwicklung ...werden von allen Kindern in der gleichen Reihenfolge durchlaufen ....werden von jeden Kind unterschiedlich schnell durchlaufen ....sind von grundlegender Bedeutung in Piagets Theorien

Die Stufen der kognitiven Entwicklung Die sensumotorische Stufe (ca. 0-2 Jahre) Die präoperatorische Stufe (ca. 2-6/7 Jahre) Die konkret-operatorische Stufe (ca. 6/7-12 Jahre) Die formal-operatorische Stufe (ab 12. Lebensjahr) 10

Sensumotorische Stufe (0-2 Jahre) Diese Stufe ist in 6 Phasen eingeteilt 1. Phase: Erste Differenzierung von Reizen Übung der angeborenen Verhaltensrepertoire (z.B. Saug-, Schluck- und Greifreflexe) Das Kind erkennt den Unterschied zwischen Flasche und Mutterbrust 2. Phase: primäre Kreisreaktionen (Reiz- Reaktionsmuster) Wiederholung der Handlungen, die zu einem angenehmen Ergebnis führen => erste Gewohnheiten und Fähigkeiten Die geübten Reflexe werden auf immer mehr Gegenstände der Umwelt angewendet => generalisierende Assimilation von Umweltgegebenheiten in die eigenen Handlungsorganen 11

Sensumotorische Stufe (0-2 Jahre) 3. Phase: Sekundäre Kreisreaktionen (Mittel zum Zweck) Handlungsweisen werden als Mittel zum Zweck benutzt Beginn des Suchens von versteckten Gegenständen, die vorher sichtbar waren. 4. Phase: Koordination der Handlungsschemata und ihre Anwendung auf neue Situationen (Versuch-Irrtum) Handlungen werden durch Experimentieren erweitert (z.B.: Ball werfen mit einer Hand oder zwei Händen) 5. Phase: tertiäre Kreisreaktion Entdeckung neuer Handlungsschemata durch aktives experimentieren (=>probieren einen Ball auf andere Weise zu werfen, mit einer-, mit zwei Händen, aus geringer oder größerer Höhe etc.) 12

Sensumotorische Stufe (0-2 Jahre) 6. Phase: Übergang vom sensumotorischen Intelligenzakt zur Vorstellung Praktisches experimentieren ist nicht mehr notwendig, da Handlungen innerlich vollzogen zu werden scheinen Diese Verinnerlichung von Handlungen charakterisieren den Übergang zum Denken Erreichung von Objektpermanenz (d.h. Systematische Suchen nach verschwundenen Objekten) => Konzept des permanenten Gegenstandes 13

Sensumotorische Stufe (0-2 Jahre) Die sensumotorische Stufe tritt überall dort in Erscheinung, wo es neue Fertigkeiten zu lernen gilt (z.B. in Handwerk und Sport) Der Unterschied ist, dass eine zu lernende Fertigkeit schon in der Vorstellung antizipiert ist (Beispiel: mentales Training bei Spitzensportlern)

Präoperatorische Stufe (2- 6/7 Jahre) Geistige Repräsentation: Fähigkeit über nicht in seiner Umgebung vorhandenen Objekten und Ereignisse nachzudenken  Repräsentation der Objekte durch geistigen Bildern, Klängen, Vorstellungen... Nutzung von Symbolen: Fähigkeit im Spiel Rollen zu übernehmen Gegenständen werden andere Symbole zugeordnet (z.B. wird eine Schachtel als ein Auto benutzt) Egozentrische Subjektivität ist trotz wichtigen Leistungen noch vorhanden 15

Präoperatorische Stufe (2- 6/7 Jahre) Das Experiment der drei Berge zeigt eine Form de egozentrischen Subjektivität Den Kindern wurde ein dreidimensionales, maßstabsgetreues Modell von drei verschiedenen geformten Bergen vorgelegt. Dann werden die Kinder gefragt wie die Berge für Betrachter an anderen Seiten des Tisches aussehen Kleine Kinder (unter 6) glauben, die anderen müssen das selbe sehen

Konkret-operatorische Stufe (6/7-11 Jahre) Reversibilität: Fähigkeit flexible und vollständige umkehrbare geistige Operationen durchführen zu können. Beispiel: Das Kind erkennt, dass der Prozess bei einem vollen Glas, das entleert wurde umgekehrt werden kann, wenn man den gleichen Inhalt wieder Hinein tut.

Konkret-operatorische Stufe (6/7-11 Jahre) Dezentrierung: Aufmerksamkeit kann auf mehrere Merkmale gleichzeitig gerichtet werden Kinder begreifen, dass Objekte mehr als eine Dimension besitzen (z.B. Größe u. Gewicht) Beispiel: Kieselstein ist klein und leicht Bowlingkugel ist klein und schwer Luftballon ist groß und leicht Auto ist groß und schwer

Konkret-operatorische Stufe (6/7 -11 Jahre) Beispiel: Wenn ein Baukasten 32 Klötze hat, muss ein Haus, dass aus allen Klötze des Bausteines gebaut wird, ebenfalls 32 Klötze haben. Identitätsprinzip: Grundlegende Eigenschaft von Objekten verändern sich nicht.

Konkret-operatorische Stufe (6/7-11 Jahre) Äquivalenzprinzip: Wenn irgend eine Eigenschaft von A mit irgendeiner Eigenschaft von B identisch ist und wenn B gleich C ist, muss A=C sein.

Konkret-operatorische Stufe (6/7-11 Jahre) Quantitative Invarianz: Erhaltung der Zahl, Menge werden durchblickt Sie verstehen, dass sich Flüssigkeit und feste Stoffe in ihren Volumen oder ihrer Masse nicht ändern, wenn nicht hinzugefügt oder weggenommen wird, auch wenn Form und Farbe sich verändern.

Formal-operatorische Stufe (12- Lebensende) Problemlösungsstrategien können entwickelt werden. Flexibles Denken + Argumentieren Perspektivenwechsel/ Emphatiefähigkeit Reale, aber auch abstrakte und hypothetische Denkprozesse nehmen zu Metakognition: Eigenes Verhalten und Denken kann reflektiert werden. 22

Kritische Würdigung Fähigkeiten der Kinder (in den von Piaget zugeordneten Stufen) werden unterschätzt Zu abstrakte Aufgaben Schema ist lückenhaft Erkenntnisse sind begrenzt Methoden werden oft als unwissenschaftlich bezeichnet 23

Kritische Würdigung Obwohl die Gesetzmäßigkeit der Stufenabfolge empirisch prinzipiell bestätigt werden konnte, ist häufig zu beobachten, dass Kinder in einigen kognitiven Bereichen schneller einer höheren Stufe zuzuordnen wären als in anderen Bereichen. Piaget nennt das "horizontale Verschiebung". Dies spricht jedoch gegen die Annahme Piagets, dass sich die Denkentwicklung bzw. die kognitiven Strukturen von einem Bereich sehr zügig auf andere Bereiche auswirken. 24

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! 25