PROFESSIONELLE BEGLEITUNG VON LERN- UND BILDUNGSPROZESSEN IN KINDERTAGESEINRICHTUNGEN Marc Schulz und Annette Richter Ziel Die ethnografische.

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PROFESSIONELLE BEGLEITUNG VON LERN- UND BILDUNGSPROZESSEN IN KINDERTAGESEINRICHTUNGEN Marc Schulz und Annette Richter Ziel Die ethnografische Rekonstruktion der Praxis prozessorientierter Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren (wie bspw. Bildungs- und Lerngeschichten, Early Excellent Ansatz, infans-Handreichungen) zur professionellen Begleitung von Bildungsprozessen in Kitas. Wir möchten am Projektende zeigen, welchen Nutzen die Verfahren für die Professionalisierung der Begleitung von kindlichen Bildungsprozessen haben, auf welche Weise die Verfahren das kindliche Lernen sichtbar machen und ob sie kindliche Bildungsprozesse angemessen beschreiben können Unser Projektteam Durchführung: Prof. Dr. Peter Cloos, Dr. Marc Schulz mit Hanna Käßmann und Annette Richter (Studierende der M.A. Erziehungswissenschaft) Laufzeit: 10/2008 bis 10/2011 Antragstellende: Prof. Dr. Meike Baader, Prof. Dr. Peter Cloos, Prof. Dr. Wolfgang Schröer (Kompetenzzentrum Frühe Kindheit Niedersachsen) Cluster zus. mit dem HAWK- Projekt „Deutungskompetenzen“ von Prof. Dr. Stefan Brée und Markus Kieselhorst Vorgehen Ethnografischer Zugang, d.h. Beobachtungen in den Kitas Insg. vier bis fünf nds. Kitas, die jeweils ca. 15 Tage lang von Marc Schulz begleitet werden Teilnehmende Beobachtungen der Tagesabläufe, insb. der Tätigkeiten der Erzieher/innen Schriftliche Beobachtungsprotokolle von Kind- Beobachtungen i.w.S., Gespräche in den Teams, mit den Kindern und Eltern Tonaufnahmen, Fotos und Videosequenzen Sammlung von Originaldokumenten wie Beobachtungsbögen, Notizen etc. Rekonstruktionen in der Forschungsgruppe Verdichtung der Protokolle in ethnographische Beschreibungen Dokumentenanalyse der Verfahrensbögen Sequentielle Interpretationen der Beobachtungs- protokolle Bisherige Arbeitsschritte Ab Winter 2008: Hospitationen in Kitas, die Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren in ihre Arbeit integrieren (in Nds. dominant: Bildungs- und Lerngeschichten bzw. Adaption des Early Excellent Ansatzes für Familienzentren) Frühjahr/Sommer 2009: 1. Beobachtungsphase über einen Zeitraum von 6 Wochen (BuLG, insg. 15 Tage); parallel erste Rekonstruktionen Herbst 2009: 2. Beobachtungsphase über einen Zeitraum von 5 Wochen (Schemata, insg. 13 Tage) Winter 2009/10: Dokumentenanalyse der Verfahrensbögen und Rekonstruktionen der Beobachtungsprotokolle Ausblick: Frühjahr bis Sommer 2010 werden zwei weitere Kitas besucht Erste empirisch gestützte Hinweise Individualistischer Bildungsblick Die Beobachtungsbögen erzeugen als Präskripte spezifischen (Bildungs-) Sinn, indem sie in ihrer Anlage bereits spezifische kindliche Tätigkeiten als Bildungsmomente fokussieren, nämlich a) auf Dauer und einen Ort angelegte Tätigkeiten und b) Tätigkeiten von Einzelkindern, während Beteiligte und Kontexte bestenfalls randständig auftauchen. Eine Bezugnahme auf eine performative bzw. soziale Theorie von Bildung ist dadurch kaum möglich. Die Anwendung der Dokumente erzeugt spezifische „Hinschau“- und „Ausfüll“-Praktiken, indem zeitgleich beobachtet, formuliert und dokumentiert werden muss. Dadurch werden die Protokolle objektiv gesehen ungenau, was einerseits den praktischen Vorteil hat, dass die Fachkräfte diese durch ihr eigenes Beobachtungswissen mündlich empirisch validieren können. Andererseits ist die Schriftlichkeit so dominant, dass der eingeschlagene „Deutungspfad“ sich weiter manifestiert und eine nicht vorhandene Bildungsbedeutsamkeit konstruiert wird. Beobachtung als aktive Tätigkeit der Bedeutsamkeitskonstruktion Die Beobachtung von kindlichen Aktivitäten durch die Erzieherinnen findet selbst notwendigerweise als aktiver Oszillationsprozess statt, der zwischen den Beteiligten verschiedentlich intensiv ausgestaltet wird. Die Positionen, wer nun Beobachtende, Zuschauende und Interagierende ist, werden immer wieder verschoben und stellt Erzieher/innen vor praktischen Beobachtungsprobleme. Zudem muss der Beobachtungsgegenstand permanent neu als bedeutsam konstruiert werden. Bildungsbegleitung als diskontinuierlicher Prozess Verfahrensvorschläge sind zwar auf Zirkularität angelegt, trennen dennoch die Beobachtung von der pädagogischen Folgehandlung der Bildungsförderung und reihen die Beobachtungs-, Dokumentations- und Förderschritte als lineare Abfolge auf. Sie vernachlässigen das mikroprozessuale Wechselspiel (und Brüche) pädagogischer Interaktionen, innerhalb dessen immer wieder offen ist, was nun als Fall konstruiert wird (sprich nicht alles „Bildung“ ist, sondern Bedeutung generiert wird und dies die pädagogische Praxis notwendigerweise irritieren muss). Bildungsförderung als hybride pädagogische Praxis Die Praxis der aus den Beobachtungen sich ergebende Bildungsförderung stellt sich als eine vielschichtige Tätigkeit von etwa Sprachförderung, Vermittlung von sozialen Regeln, Beziehungsarbeit heraus, die nicht nur das sich selbst bildende Kind in den Blick nimmt. Weiterführende Infos auch zu anderen Forschungsprojekten zur Frühen Kindheit unter www.fruehe-kindheit-niedersachsen.de und www.forschungsverbund-fbe.de