Einführung in die Fachdidaktik Mathematik 5

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Mathematik und Allgemeinbildung
Advertisements

Haus 1: Fortbildungsmaterial – Entdecken, beschreiben, begründen
Vom Kernlehrplan zum schulinternen Lehrplan
Individuelles Fördern in der Schule durch
Kompetenzorientierter Unterricht
„Neue Aufgabenkultur“ oder „neue“ Aufgabenkultur ?
Binnendifferenzierung im Mathematik-Unterricht der SEK II
Kompetenzorientierter Mathematikunterricht
Aufgaben im Mathematikunterricht
Was heißt Kompetenzorientierung ?
TU- Dresden Dipl. Psych. Jenny Krist Prof. Dr. Hermann Körndle
Problemlösen Wesentliche Tätigkeit in der Wissenschaft Mathematik
Zeitgemäßer Mathematik-unterricht mit dem Mathematikbuch
Kompetenzorientierung im Geschichtsunterricht
Reform der Notengebung
Merkmale einer neuen Lernkultur
TIE-Tagung in Soltau, Barbara Soltau, IQSH Modellversuche und Schulentwicklung.
mathe online – mathe offline
Umgang mit Heterogenität
Strategien beim kooperativen Lernen
Kompetenzen im Kontext KiK
Für Naturwissenschaftlicher Unterricht, der die Aufgabe scientific literacy ernst nimmt, sollte gelten Kontextorientierung Offenheit (z.B. auch bei experimentellen.
DIE NEUE REIFEPRÜFUNG IN MATHEMATIK 18. APRIL 2012 LANDESELTERNVERBAND 18. APRIL
Überprüfen von Leseverständnis
Unendlich – endlich Mathematik für junge Philosophen
Zentrale Diskussionspunkte in Fragen religiöser Kompetenzentwicklung
KOMPETENZORIENTIERTES UNTERRICHTEN
Ein ganz besonderes Thema?
Worin zeigt sich kompetenzorientierter Religionsunterricht?
mathe online und Medienvielfalt im Mathematikunterricht
Kompetenz -, Lern - und Prüfungsbereiche Anforderungsbereiche
Kompetenzorientiert unterrichten … was heißt das und wie geht das?
Friederike Maier Hochschultag HWR Berlin 2013
Eine Modellierungsaufgabe
Regionale Dienstbesprechung Willich,
„Es geht los – wir drehen…“ Wochenrückblick vom bis
Zentrale Leistungsüberprüfungen
SPRACHERWERB in FÜNF FERTIGKEITEN. 1. Hören 2. Lesen 3. An Gesprächen teilnehmen 4. Zusammenhängend sprechen 5. Schreiben.
Standards & Kompetenzen
Kompetenz als die bei Individuen verfüg- baren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen.
Arbeiten mit Kompetenzrastern und Checklisten
Lehrplan Technik GOSt.
Lehren und Lernen mit Dynamische Mathematik
für Schülerinnen und Schüler der Fachoberschule
Auswertung des Fragebogens für Videobeobachter/innen
Kompetenzorientierte mündliche Reifeprüfung
Unterricht bewerten Modul 3.
Cornelsen Workshop Deutsch-Unterricht in dualen Fachklassen nach den neuen kompetenzorientierten Bildungsplänen.
Funktionale Abhängigkeiten
Lesekompetenz Zwischen Standardisierung und Genussfähigkeit
Wann ist ein Mensch kompetent?
Neue Medien und die Vermittlung mathematischer Inhalte Franz Embacher Institut für Theoretische.
Didaktik der Algebra (2) Zur Begründung des Algebraunterrichts Warum unterrichten wir Algebra?
Didaktik der Algebra und Funktionenlehre 1 Prof. Dr. Kristina Reiss Lehrstuhl für Didaktik der Mathematik Universität Augsburg Wintersemester 2004/05.
mathe online Ein Brückenschlag von der Schule zur weiterführenden Ausbildung Petra Oberhuemer Franz Embacher
Dagmar Much Empirische Erhebung Bildungsträger und Bildungsplaner.
Unterricht vorbereiten und durchführen
Vergleichsarbeiten (VERA)
Kompetenzorientierte Aufgaben an der Realschule
„Backen und St. Martin“ Wochenrückblick vom bis Ein Kind der Riesengruppe brachte uns in dieser Woche eine große Weltkarte von zu Hause.
Kooperatives Lernen.
Innermathematische Aufgaben Dirk Hadasik. Produktive Aufgaben sind komplexer als die üblichen, meist auf eine Lösung und einen Lösungsweg zugeschnittenen.
Prof. Dr. Andreas Voss, Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg Präsentation am Freitag, 27. März 2009, TU Dortmund, Fakultät Erziehungswissenschaft.
Lesen & Schreiben Aufgabenkultur & Leistungsermittlung Rechtenthal 16./17. März 2015 Tel.:
NMS ENTWICKLUNGSBEGLEITUNG BUNDESWEITES VERNETZUNGSTREFFEN APRIL 2009 Herzlich Willkommen!
1.Lernwirksamer Unterricht 2. Lernziele 3. statements 4. Aufgabentypen 5. Gute Lernaufgaben 6. ES «Prägnant formulierte Lernaufgaben bilden das Tor zum.
Inhalte und Methoden im Literaturkurs Inhaltsfeld Medien Einsatz in einer der ersten Unterrichtsstunden im Literaturkurs - Inhaltsfeld Medien.
Kompetenzmodelle als Grundlage für die Aufgabenentwicklung
 Präsentation transkript:

Einführung in die Fachdidaktik Mathematik 5 Günter Hanisch guenter.hanisch@univie.ac.at Günter Hanisch, Fachdidaktik, Fakultät für Mathematik, Uni-Wien

Kompetenzorientierter Mathematikunterricht – Wie kann kompetenzorientierter M-Unterricht umgesetzt werden?

Begriffsklärung: Kompetenz Keine einheitliche Definition Verbindung von Wissen und Können Begriffsdefinition von Weinert für Bildungsstandards und neue Reife- und Diplomprüfung

Weinert: Kompetenzen sind die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können.

Mathematische Kompetenz (OECD) Ist die Fähigkeit „die Rolle zu erkennen und zu verstehen, die die Mathematik in der Welt spielt, fundierte mathematische Urteile abzugeben und sich auf eine Weise mit der Mathematik zu befassen, die den Anforderungen des gegenwärtigen und künftigen Lebens einer Person als konstruktivem, engagiertem und reflektierendem Bürger entspricht” (Deutsches PISA-Konsortium 2001, PISA 2000, S. 23).

Abgeben von fundierten mathematischen Urteilen „Es ist richtig, dass 1+2=3 ist.“ „Die Lösung der Gleichung x2=2 ist für x aus Q die leere Menge.“ „Ob es eine Menge gibt, deren Mächtigkeit größer als die Menge der natürlichen Zahlen aber kleiner als die der reellen Zahlen ist, ist eine Sache der Definition.“

Kompetenzorientierung Grundfrage: Was ist guter Unterricht? Normativ Empirisch Didaktisch Ziel von Unterricht: bereits vorhandene Kompetenzen auf ein höheres Niveau hin zu fördern und entwickeln

Allgemeine Merkmale nach Kratz: „Einbeziehung offener Aufgaben mit breitem Differenzierungspotenzial Erarbeiten vielfältiger Lösungen, Vergleichen und Bewerten von Lösungen Einsatz von Methoden und Materialien, die zur Binnendifferenzierung geeignet sind und der Heterogenität der Lernenden gerecht werden Inner- und außermathematische Vernetzungen Vorstellungsaktivierung, Problemlösen, Modellieren, Argumentieren, Begründen Durchgängige Stimulierung von Eigenaktivität, Stärkung der Eigenverantwortung für den Lernprozess, sowohl in Erarbeitungs- als auch in Übungsphasen (intelligentes Üben) Methodenvariation im Rahmen einer klaren Unterrichtskultur mit vielen Schüler-Kooperationsphasen Erkennbar beurteilungsfreie Arbeitsatmosphäre, wo Fehler Lernanlässe sind Reflexion über das Vorgehen und über Mathematik Einsatz digitaler Werkzeuge zum Entdecken, zur Begriffsbildung, zur Visualisierung und zur Entlastung von Kalkülen an geeigneten Stellen“

Mathematik – konkrete Erfahrungen

Mathematik – konkrete Erfahrungen

Mathematik – konkrete Erfahrungen

Kreativität schulen In einer Konditorei wird eine neue Mehlspeise entwickelt. Wie kann Mathematik dabei hilfreich sein? Was ist bei der Renovierung eines Raumes/eines Hauses alles zu berücksichtigen und wo könnten auftretende Fragen mit Hilfe der Mathematik beantwortet werden? Was ist beim Bau einer Zufahrtstraße zu beachten und wo wird dabei Mathematik benötigt? Wir machen einen Spaziergang und haben die Mathematikbrille auf – wo überall ist Mathematik enthalten?

Faktoren von geistiger Beweglichkeit Reduktion (Fähigkeit zur Vereinfachung und Betrachtung von Teilaspekten) Reversibilität (Fähigkeit zur Umkehr von Gedankengängen) Aspektbeachtung (Fähigkeit zur gleichzeitigen Beachtung von mehreren Aspekten, Erkennen und Variation von Abhängigkeiten) Aspektwechsel (Fähigkeit zur Umstrukturierung von Sachverhalten oder Einnahme eines anderen Blickwinkels) (Bruder & Collet, 2010, S. 18-22).

Gute Aufgaben Nach Leuders: Authentizität – Bedeutsamkeit – Relevanz Offenheit Aufforderungscharakter (gegeben durch Anwendungsrelevanz, aktuellen Bezug, kognitiven Konflikt, Bezug zur Wahrnehmungswelt der Schüler/innen, Präsentationsform, innermathematische Eigenschaften)

Aufgaben zum Lernen und Aufgaben zum Prüfen fördern und ermöglichen Kreativität, eigenes Entdecken und Neugier bewirken Leistungserwartung und Leistungserleben gestatten Fehler als Chance billigen Fehler nicht haben Aufforderungscharakter und Problemorientierung sind von außen veranlasst (z.B. Test, Probe, Klassenarbeit) ermöglichen Kooperation und Kommunikation sind meist eine Einzelleistung sind oft prozessorientiert sind oft produktorientiert unterstützen den Aufbau von Kompetenzen zeigen, wie bestimmte Kompetenzen angewendet werden

Entwicklung von Lernaufgaben „1. das Lernthema […] festlegen, 2. Aufgabenteile zusammensuchen, 3. das neu zu Lernende festlegen, 4. klären, ob das neu zu Lernende von den Lernenden selbstständig bearbeitbar ist (Knackpunkte erkennen) und ob das Lernthema als Lernaufgabe sinnvoll ist, 5. Informationen zur Auswertung zusammenstellen und Lernprodukte festlegen, 6. eine Ablaufstruktur festlegen, 7. Bearbeitungsaufträge formulieren, Materialien und Hilfen erstellen.“ (Leisen, 2010, S. 66)

Aufgabenformate Offen Halb-offen Konstruktionsaufgabe Multiple-Choice Lückentext Zuordnungsaufgabe usw.

Offenes Format 472 a) (7z + 5w + 5m) − (4z + 3w + 4m) = ... = 3z + 2w +m, also wurden 3 Zwerghasen, 2 Wellensittiche und 1 Meerschweinchen verkauft; b) (7z + 5w + 7m) − (4z + 3w + 4m) = ... = 3z + 2w + 3m, also wurden 3 Zwerghasen, 2 Wellensittiche und 3 Meerschweinchen verkauft. Vorausgesetzt wird, dass keine Tiere dazu gekommen und keine verstorben sind.

Offenes Format

Offenes Format

Offenes Format 637 p = 84 × Anzahl der Tage + 0,35 × gefahrene Kilometer

Halboffenes Format 735 a) 8,2 dm b) 19,9 cm 733 63x + 87x = 9000 => Nach einer Stunde.

Konstruktionsaufgabe

Konstruktionsaufgabe 899 a) Im Allgemeinen entsteht ein gleichschenkliges Trapez. b) Ja! Ist die Sehnenlänge gleich lang wie der Normalabstand der Sekanten, entsteht ein Quadrat. Die Eckpunkte des Quadrats erhält man als Schnittpunkte der Kreislinie mit 2 aufeinander normal stehenden Durchmessern.

Multiple-Choice

Multiple-Choice

Zuordnungsaufgabe

Lückentext

Lückentext

Unterrichtsmethode Nicht nur die Wahl der Aufgabe beeinflusst den Unterricht und das Lernen, sondern auch die Wahl der Unterrichtsmethode

Überblick über Unterrichtsmethoden