„Sinn- und Lebenswelten der Jugend“

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 Präsentation transkript:

„Sinn- und Lebenswelten der Jugend“ Einblicke in die U27 – Wie ticken Jugendliche?

Vorrangige Lebensziele Bedürfnis nach Zugehörigkeit, nach Anerkennung, nach Selbstverwirklichung und vor allem ein tiefes Bedürfnis nach Sicherheit.

Was in den Lebensperspektiven ganz oben steht Harmonische Familie, Gute Freunde, später einmal ein sicherer Job, der natürlich auch Spaß macht, eine feste Paarbeziehung, alles in allem ein angenehmes Leben, das in geordneten Bahnen verläuft

„Ich bin ich – und ich will nicht allein sein“ Jugendszenen punkten als soziale Netzwerke, als informelle Gruppierungen, in denen sich junge Menschen mit gemeinsamen Freizeitinteressen zusammenfinden und jenseits des Einflussbereiches von Erwachsenen „ihr eigenes Ding“ durchziehen können.

Sinus Milieus in Österreich 2010

3 große Wertströmungen (© Heidelberger Institut Sinus-Sociovision) Grundorientierung A: geprägt von traditionellen Werten der 50er wie „Pflichterfüllung“ oder „Ordnungsstreben“. Ab 60er Modernisierungsschub - Grundorientierung B. Hauptwerte: „Selbstverwirklichung“, Individualisierung“, „Genuss“. Wandel von pflicht- zu selbstbezogenen Werten. Ab den 90er weiterer Modernisierungsschub - Neuorientierung C: Gekennzeichnet durch Multioptionalität, Experimentierfreude und Leben in Paradoxien - Jungen Lebenswelten von heute! Leitwerte sind außerdem Flexibilität, Mobilität, Komplexitätsakzeptanz („Reality-Sampling“) – und Unverbindlichkeit.

Werte: Akzeptanz von Komplexität, Inszenierung, Multioptionalität … Das Leitmedium der Jahrgänge bis 1969 ist das Buch; Zugänge zur Wirklichkeit sind dominant kognitiv; Werte: Vernunft, Emanzipation, Identität, Solidarität…. Das Leitmedium der Jahrgänge ab 1970 ist eine multimediale Integration von TV und PC; Zugänge zur Wirklichkeit: Ästhetik, Design. Werte: Akzeptanz von Komplexität, Inszenierung, Multioptionalität …

Ästhetisierung des Alltags in Wertebereichen B und C Jugendliche können sich über besondere, unverwechselbare ästhetische/ kommunikative Praxen und über spez. Freizeitpräferenzen definieren. Sie machen anhand von ästhetisierten Elementen (Musik, Kleidung, Sprache...) ihre Lebensstile transparent, signalisieren, wer man sein will und als wer man respektiert werden kann.

Traditionelle Milieutendenz (4%) „Was ist (moralisch) gut Traditionelle Milieutendenz (4%) „Was ist (moralisch) gut? Was wird von mir erwartet? Wo gehöre ich hin?“ Logik: Reproduktion des Vorfindlichen Maßstab ist das Endergebnis – da will man kein Risiko eingehen. Übernehmen Werte, Orientierungen und soziale Formen der eigenen Familie und führen sie fort. Sie wollen einen Beitrag leisten, sich als angenehm und nützlich erweisen, übernehmen ohne Probleme Verantwortung

Milieutendenz Bürgerliche Mitte (14%) „Was kann ich erreichen Milieutendenz Bürgerliche Mitte (14%) „Was kann ich erreichen? Wo gehöre ich hin?“ Logik: Wegkommen und Ankommen Heute Spaß haben und sich trotzdem anstrengen, um später ein „normales“ Leben führen zu können; Typisch: sich jetzt vom Lebensentwurf der Eltern moderat abzugrenzen und diesen später anzustreben. Modisch, aber normal sein - auf keinen Fall will man als altbacken gelten, aber auch nicht als ausgeflippt.

Milieutendenz Konsum-Materialisten (11%)“Wer ist in Milieutendenz Konsum-Materialisten (11%)“Wer ist in? Was haben die anderen? Wo gibt es das günstig?“ Lebenswelt ist geprägt von der Erfahrung, auf sich allein gestellt zu sein. Herauskommen aus dem elterlichen Umfeld; es einmal besser haben; aufsteigen. Ausgeprägte Lust am Einkaufen, luxuriöse Unterhaltungs-elektronik und Modemarken sind signifikante Symbole für Modernität, Prestige und Teilhabe. Logik: Ankommen Alltagserfahrung: Ablehnung

Postmaterielle Milieutendenz (6%) „Wer bin ich. Was ist richtig Postmaterielle Milieutendenz (6%) „Wer bin ich? Was ist richtig? Wie will ich leben? Wollen eine (eigene) Position und einen starken (moralisch-weltanschaulichen) Maßstab finden und aus diesem heraus Widerstand leisten und kritisieren. Rationaler Weltbezug. Im Vergleich zu anderen Jugendlichen stärkstes politisches Bewusstsein mit idealistischer Betonung von sozialer Gerechtigkeit im globalen Kontext. Logik der Postmateriellen: Kritik/Weltverbesserung u. Selbstentdeckung

Milieutendenz HEDONISTEN (26%): „Wer ist angepasst, wer nicht?“ Suche nach Fun und Action; Ausbrechen aus den Zwängen des Alltags (anders sein als die „Spießer). Häufig auch Underdog/Loser-Gefühle; aggressive Abgrenzung nach oben (Bonzen!) und nach unten (Ausländer, Sozialschmarotzer) Wachsende Frustration aufgrund der krisenhaften gesellschaftlichen Entwicklung; steigende Protest- und Gewaltbereitschaft Überdurchschnittliche Körpermodifikationen. Logik der Hedonisten: „Leben jetzt“ und Abgrenzung Für ca. 40% ist diese Lebenswelt Durchgangsstadium

HipHop Sprache, Bewegung, Bilder Grundwerte: Peace, Respect, Unity + Having Fun Do the right thing but hang loose

Codes im HipHop Bilder: Wandmalereien mit Spraydose, sogenannte Graffiti, die im Normalfall „illegal“ an Häuserwände, Züge etc. in den urbanen Zentren plaziert werden.

Musikalischer Code: skandierter Sprechgesang, das „Rappen“, das in den Urspüngen der Kultur die Vermittlung von Nachrichten aus der unmittelbaren Wohnumgebung der HipHop-Leute hatte. US-amerikanischer Rap, deutscher HipHop, aber auch Reggae

Körpersprachliche Codes „Breakdance“, eine akrobatisch anmutende Aufführung von teils halsbrecherischen Tanzfiguren zum monotonen Rap. Breakdance wird auch zur Austragung von Rang- und Hierarchie-Konflikten angewendet.

Durch einen spezifischen, lässig gelangweilten schleppenden Gang, durch Handgesten oder auch durch entsprechende Grußrituale, wird die Zugehörigkeit zur Szene demonstriert.

Dress Code: Street-Style weite Klamotten in Übergrößen, Baggypants, d.h. Hosen, die tief im Schritt hängen. alles möglichst locker und „easy“ frei nach dem Lebensmotto: „do the right thing, but hang loose“

Schreib-Code auf Flyern,Plakaten und T-Shirts aus der Szene ist stark an den weichen, fließenden und runden Formen der Graffiti-Kunst ausgerichtet.

Sprach-Code Fett: überdurchschnittlich gut, cool (phat) Synonyme: dick, fresh Poser: Einer, der nur so tut, als ob Jemandem Props geben: jemandem Respekt und Anerkennung geben Real: Echt, authentisch; Synonym: street

……und schließlich Szene-Medien Internet Szene Marken Szenemagazine Iodown, Backspin, The Message, Juice, Rap Sheet Graffiti „derbe Reime“ Szene Marken Illmatic, Eckö, WuWear, Fubu, Southpole, Spiewak, Pelle pelle, Carthart, Wreecked, Mecca, Cargo, Russel Atheletics, Adidas

Milieutendenz Moderne Performer (25%) „ Wer ist interessant und spannend? Was kann ich erreichen? Wo gibt es noch was?“ Aufsaugen von Möglichkeiten, Kontakten u. verschiedenen Ansichten: sich nicht auf eine Gruppe oder Meinung festlegen / reduzieren lassen. Pragmatischer und unideologischer Weltbezug: Sich selbst alle Wege und Optionen offen halten. Ambitionierte private und berufliche Ziele. Formal hoch gebildet, leistungs- u. zielorientiert, selbstsicher, ehrgeizig, pragmatisch. Logik der Performer: Multioptionalität Entsprechen am stärksten Leistungsansprüchen und Lebensstilen der postmod. Leistungs-, Medien und Erlebnisgesellschaft

Milieutendenz Experimentalistische Jugendliche (14%): „Wer könnte ich noch sein? Wie kann man etwas anders sehen? Was wurde noch nie (so) gesehen? Wo finde ich Anstöße“? Lust am Entdecken, Erfinden und Erleben von neuen Formen und Perspektiven. Individualistisches Ausprobieren von medialen, technischen und ästhetischen Inszenierungen. Finden meist eine gute Balance zwischen Pflichten und Exploration. Lieben Ästhetik des Widerspruchs – v.a. im Hinblick auf ihren modischen Stil. Logik der Experimentellen: Exploration und Kreation Sind auf der Dauersuche nach dem eigentlichen Leben, der wirklichen Welt.

Bezug zu Kirche Traditionelle Bürgerliche Postmaterielle Kirche ist unhinterfragtes Fundament, auf dem sie stehen. Fühlen sich der Kirche zugehörig. Modernisierung der Kirche ist ihnen wichtig – soll Interessen der Jugendlichen mehr berücksichtigen. Bürgerliche Sind eher kirchlich integriert, wenn sie in religiös geprägtem Elternhaus aufgewachsen sind. Zeigen nicht viel Widerstand z.B. gegenüber von Eltern gewünschtem Kirchenbesuch. Moderate Kritik Postmaterielle Kirche wird kritisch hinterfragt, als autoritär, konservativ, unfreundlich und bürokratisch erlebt. Ab 16 finden sie Jugendgruppen meist altbacken, behäbig und selbstgenügsam. „Es engagieren sich die in der Kirche, die woanders nicht landen können“. Gottesdienste werden als steif und altmodisch erlebt. Sind für Architektur der Kirchen sehr sensibel. Basteln gerne Religionsmix.

Bezug zu Kirche Konsum-Materialisten Hedonisten fehlender Erlebnischarakter, Kirche ist langweilig, Pfarrer altmodisch – „verstehen keinen Spaß“. Gläubige Sport- und Popstars haben religiöse Vorbildfunktion. Fremden Religionen wird mit Misstrauen begegnet. Hedonisten „Verbotskirche“ - uninteressant Wegen Gleichgültigkeit keine weitere Auseinandersetzung Sinnsuche wird zunächst brüsk abgewiesen, weil es eng mit kirchlichen Sinnvorgaben verbunden scheint. Sind sehr auf Sinnsuche, nur auf anderen Pfaden. Vordergründig glaubens- und kirchenfern – tiefere Sinnsuche darf nicht konventionellen Normen entsprechen.

Bezug zu Kirche Experimentalisten Moderne Performer wird besorgt-distanziert wahrgenommen. Ist in Gefahr, den Anschluss an die Menschen zu verlieren - spricht nicht die Sprache der Menschen. Überzeugung, dass kirchliche Mitarbeiter keinen Zugang zu ihrer Welt finden und diese gar nicht verstehen können: Bemühungen wirken verkrampft, sind entweder anbiedernd oder moralinsauer. Experimentalisten wird mit Geboten und Zwängen konnotiert. „Vorschreibende Kirche“ nimmt ihr Grundbedürfnis nach Leben nicht ernst. Gelegentlich wird Kirche benutzt – um mehr übers Ich herauszufinden (Klostertage, Taizé, Pilgern). Beschäftigen sich intensiv mit Lebenssinn.

Danke für die Aufmerksamkeit