Gewalt und Delinquenz junger Menschen in Bremen 2008 – 2010

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 Präsentation transkript:

Gewalt und Delinquenz junger Menschen in Bremen 2008 – 2010 Zwischenbericht über Ziele, Methoden und erste deskriptive Ergebnisse Prof. Dr. Peter Wetzels und Dr. Katrin Brettfeld

Zielsetzungen des Gesamtvorhabens Parallel zur Umsetzung des Bremer Handlungskonzepts "Stopp der Jugendgewalt": Analyse der Veränderung des Umfangs und der Struktur der Jugendkriminalität und -gewalt zwischen 2008 und 2010 unter Einschluss der Delikte, die nicht angezeigt wurden, d.h. im Dunkelfeld verblieben sind. Analyse möglicher kriminalitäts- und gewaltbegünstigender Faktoren und ihrer Veränderungen zwischen 2008 und 2010. Feststellung, inwieweit präventive Zwischenziele des Handlungsprogramms realisiert wurden. Einschätzung der Belastung Bremens und Bremerhavens mit Jugendgewalt und –kriminalität im Vergleich zu anderen Städten auf Basis vergleichbarer, Dunkelfeld, Anzeigeverhalten sowie Registrierungs-wahrscheinlichkeit einschließender Indikatoren.

Notwendigkeit von Befragungen zur Erfassung von Dunkelfelddaten 1. Handlungskonzept kann zur Veränderung von Anzeigeverhalten und Registrierungswahrscheinlichkeit führen. Hellfelddaten der Polizei (PKS) als Indikator der Veränderungen und Wirkungen des Konzeptes daher unzureichend. Befragungsdaten stellen Option der multimodalen Kontrastierung dar (über Opfererlebnisse und Anzeigeverhalten sowie über Tathandeln und delinquenzbedingte Polizeikontakte). 2. Offizielle Statistiken erlauben keine Erkenntnisse über die den möglichen Veränderungen zugrunde liegenden Prozesse. Deshalb Befragungsdaten zu Einstellungen, Kompetenzen, Norm- und Wertvorstellungen sowie sozialen Lebensbedingungen direkt erheben. 3. Offizielle Statistiken enthalten fast keine Informationen über weichere Formen von Gewalt und Aggression, z.B. im schulischen Kontext. Deshalb Befragungsdaten über Erfahrungen auch mit weicheren Daten wie Bedrohungserleben, Opfererlebnisse sowie Tathandeln.

Design der Bremer Studie Veränderung von Umfang und Struktur der Jugendkriminalität: Vergleich von zwei verschiedenen Geburtskohorten (13-18 Jahre alt) Standardisierte Befragung der Klassenlehrer/innen der Schülerstichprobe 9. Jahrgang Standardisierte Befragung repräsentative Stichproben I Jugendliche der 9. Jahrgangsstufe. Bremen/Bremerhaven Ende 2008/Anfang 2009 Standardisierte Befragung der Klassenlehrer/innen der Schülerstichprobe 9. Jahrgang Standardisierte Befragung repräsentative Stichproben Jugendliche der 9. Jahrgangsstufe. Bremen/Bremerhaven Ende 2010/Anfang 2011 Standardisierte Befragung der Klassenlehrer/innen der Schülerstichprobe 7. Jahrgangsstufe repräsentative Stichproben Jugendliche der 7. Jahrgangsstufe Bremen und Bremerhaven individuelle Veränderungen von Einstellungen und Verhalten Standardisierte Befragung der Klassenlehrer/innen der Schülerstichprobe 7. Jahrgangsstufe Standardisierte Befragung repräsentative Stichproben II Jugendliche der 7. Jahrgangsstufe Bremen und Bremerhaven Veränderung von Umfang und Struktur der Jugendkriminalität: Vergleich von zwei verschiedenen Geburtskohorten (12-16 Jahre alt) Ziele: Bestimmung Ausgangslage Beschreibung von Umfang und Struktur der Jugendgewalt Größenordnung des Dunkelfeldes Regionale Verteilung über Stadtteile, Vergleiche mit anderen Städten Analyse relevanter Einflussfaktoren (Einstellungen, Kompetenzen, soziale Lage, etc.) Bereits bestehende Aktivitäten zur Prävention (Lehrerangaben) Ziele: Veränderungsmessung Veränderungen des Umfangs und Struktur der Jugendgewalt seit 2008 Wandel der Dunkelfeldanteile ggfs verschiedene Entwicklungstendenzen in Regionen Veränderungen bei Einstellungen, sozialen Kompetenzen und anderen Einflussfaktoren Identifikation von Risikogruppen Umsetzung des Handlungskonzeptes, dessen Akzeptanz und Bewertung Design der Bremer Studie Jugendkriminalität und Jugendgewalt 2008-2010

Die erste Befragungswelle in Bremen und Bremerhaven 2008/2009 Erhebungszeiträume: Bremen: 3.12.2008 – 23.02.2009 Bremerhaven: 9.01.2009 – 27.02.2009 Teilgenommen haben: 89 Klassen 9. Jahrgang (50 Schulen) 83 Klassen 7. Jahrgang (47 Schulen) Jugendliche mit verwertbaren Fragebögen: aus 7. Jahrgangsstufe n=1.467 aus 9. Jahrgangsstufe n=1.364 Jugendliche insgesamt n=2.831 Davon n=2.128 Bremen Stadt n= 693 Bremerhaven N=127 Lehrkräfte Diese unterrichten n=2.689 Jugendliche in den erreichten Schulklassen.

Raten der jugendlichen Opfer elterlicher Gewalt 7. und 9 Raten der jugendlichen Opfer elterlicher Gewalt 7. und 9. Jahrgangsstufe, Land Bremen 2008/2009 2.1 3.3 Vergleiche: Misshandlung bei Jugendlichen, 9. Jahrgangsstufe HB: 5,7% Durchschnitt in deutschen Großstädten 2009: 5,6% BHV: 6.3% Quote in Hamburg 2005: 6.0%

Problem- und Risikokumulationen Prozentuale Verteilung der Problemkumulationen in Bremen und Bremerhaven

Prozent Jugendliche mit hohe Problemkumulation (4 und mehr Probleme) nach Schulform

Raten jugendlicher Opfer von Gewalt in letzten 12 Monaten (ohne weitere Täter- oder Tatortspezifikation)

Opferraten im überregionalen Vergleich (9. Jahrgangsstufe)

Anzeigequoten im überregionalen Vergleich

Täterraten selbstberichteter Delinquenz (Prävalenz)

Prävalenzraten selbstberichteter Delinquenz (letzte 12 Monate) nach Klassenstufe (gewichtete Daten)

Polizeikontakte wegen Straftat in letzten 12 Monaten Versatilität (Anzahl unterschiedlicher Deliktsarten je Täter) gültige Fälle % der gültigen n % Polizeikontakt wegen Straftat 1 722 25.8% 7.9% 2 323 11.6% 22.0% 3 147 5.3% 30.8% 4 94 3.4% 48.9% 5 59 2.1% 63.8% 6 31 1.1% 75.1% Total (nur Delinquente) 1 376 49.1% 20.2% Alle Jugendlichen 2 799 100% 12.4% Vergleichswerte für 9. Jahrgangsstufe (% mit delinquenzbedingtem Polizeikontakt im letzten Jahr bezogen auf alle Delinquenten) : Bremen 21,4% Bremerhaven 31,1% Land Bremen 23,4% Hamburg 2005: 15,5% Niedersachsen 2004: 12,1% Hannover 2000: 10,5% München 2000: 12,5% Leipzig 2000: 10,5% Hamburg 2000: 11,3% I

Täter personaler Gewaltdelinquenz (letzte 12 Monate) (Inzidenzklassen) nach kumulierter Problembelastung

Rate delinquenzbedingter Polizeikontakte bei Jugendlichen, die Gewaltdelikte begangen haben Insgesamt: Bremen: 34,6% Bremerhaven: 41,5% Gestuft nach Anzahl der Gewaltdelikte

Gewalttäterraten im Städtevergleich Referenzzeitraum 12 Monate, nur Jugendliche der 9. Jahrgangsstufe

Schulschwänzen in der 7. und 9 Schulschwänzen in der 7. und 9. Jahrgangsstufe: Schülerselbstberichte und Lehrereinschätzungen Prävalenzraten und Quoten für 5 und mehr Tage (ohne FS) Bundesweiter Durchschnitt für 5 und mehr Tage Schwänzen in Großstädten (9. Jahrgang): 16,1%

Prävalenzraten selbstberichteter Delinquenz (letzte 12 Monate) nach Intensität des Schulschwänzens

Rate massiver Schulschwänzer (5 und mehr Tage) in Abhängigkeit von Problemkumulation

Rate Schulschwänze, die keine Reaktion auf ihr Schwänzen erlebt haben nach Intensität des Schulschwänzens

Rate der Opfer Rate der Mehrfachopfer von Schulgewalt (nur Gewaltdelikte) nach Erhebungsort

Rate der Opfer und Mehrfachopfer von Schulgewalt (nur Gewaltdelikte) nach Schulform

Vergleich der Opferraten für Schulgewalt bei Schülern der 9 Vergleich der Opferraten für Schulgewalt bei Schülern der 9. Jahrgangsstufe in Bremen und Bremerhaven mit bundesweiten Daten aus Baier et al. (2009): Prävalenzraten und Mehrfachviktimisierung

Vergleich der Täterraten für Schulgewalt bei Schülern der 9 Vergleich der Täterraten für Schulgewalt bei Schülern der 9. Jahrgangsstufe in Bremen und Bremerhaven mit den bundesweiten Daten aus Baier et al. (2009): Prävalenzraten und Mehrfachtäterschaft

Verfügbarkeit von Maßnahmen zur Gewaltprävention (Bremen: N=93; BHV: N=34)

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit