Modelle frühkindlicher Bildung und ihre Umsetzung im Technologiepark

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Modelle frühkindlicher Bildung und ihre Umsetzung im Technologiepark

§ 1 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG) „Jedes Kind hat das Recht auf Erziehung und Bildung zu einer eigenständigen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.“ Welchen Kriterien muss ein Modell genügen, in dem jedes Kind dieses recht erhält?

Gut belegt ist: Die Verweildauer im Kindergarten hat einen positiven Einfluss auf den Schulerfolg IGLU Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung PISA Programme for International Student Assessment EPPE Effective Preschool and Primary Education (Längsschnittstudie mit Kontrollgruppen und statistischer Mehrebenenanalyse zur Wirksamkeit frühkindlicher Bildungsseinrichtungen in England, Laufzeit: 12 Jahre, Beginn 1997)

EPPE "Effective Provision of Pre-School Education" Design: 1. Teilstudie (1997-2003): Untersuchung der kognitiven und sozialen Entwicklung von Kindern im Vorschulalter. Effekte der Vorschulerziehung in verschiedenen Einrichtungsarten und im Unterschied zur Nichtteilnahme. 4 Messzeitpunkte (Tests, Videobeobachtung, Interviews) 2. Teilstudie (2003-2008): Nachhaltigkeit der Vorschulerziehung und Zusammenwirken von Familie, Vorschulerziehung und Schule. 2 Messzeitpunkte + Verwertung der staatlichen Schulleistungstests Zeitlich versetzt wurde die Studie "Researching Effective Pedagogy in the Early Years (EPEY)" zur pädagogischen Qualität von Vorschuleinrichtungen durchgeführt. Methoden: hierarchisch-lineare "Mehrebenenanalyse" (Multi Level Modelling, statistischer ex-post-facto-Analyseansatz). Verbindung von individueller (interaktionistischer) Untersuchung linearer Wirkungsalgorithmen mit der systemischen Kontextanalyse, die nicht nur Einflusssphären auf einer Wirkungsebene berücksichtigt, sondern immer auch die hierarchische Verschränkung der Strukturebenen. Stichprobe: 3000 Kinder beginnend im Alter von drei bis vier Jahren. Kontrollgruppe von Kindern ohne vorschulische Förderung enthalten. Miterhoben wurden Daten über die Eltern, das Wohnumfeld und die vorschulischen Einrichtungen, die die Kinder besuchen.

Wesentliches Ergebnis für die Ausgangsfragen

Welche Institution ist besser? EPPE (Effective Preschool and Primary Education) 1997-2003 (1. Teilstudie) Feststellung und Beschreibung der Wirkungen 'Frühkindlicher Bildung' in bestimmten Einrichtungen auf die Kenntnisse, die intellektuelle und die sozial-emotionale Entwicklung bis zum Eintritt in die Grundschule.

Ergebnisse Pre-School (Kinder waren 3 Jahre alt) Hohe Qualität der Vorschulerziehung hatte signifikant positiven Effekt auf die kognitive und soziale Entwicklung der Kinder. Qualitätsmomente: Kombination aus Bildungsarbeit und sozialpädagogischen Angeboten emotional und interaktiv intensive Erzieherin-Kind-Beziehungen eine hohe Qualifikation des Personals Wissen der Fachkräfte über Curriculum und die Entwicklung von Kleinkindern hochwertiges Angebot in Bereichen wie Sprachentwicklung kognitive Förderung Mathematik und Literacy Besser ausgebildete Fachkräfte machten mehr Bildungsangebote und führten häufiger Gespräche, bei denen das Denken der Kinder angeregt, aber nicht dominiert wurde. Wenn schlechter qualifizierte Kolleginnen und Kollegen mit ihnen zusammen in der gleichen Gruppe arbeiteten, erwiesen sie sich als bessere Pädagoginnen und Pädagogen (Modelllernen)

Ergebnisse Ende 1. Schuljahr und Ende 2. Schuljahr Nachhaltigkeit der Vorschulerziehung und Zusammenwirken von Familie, Vorschulerziehung und Schule 2. EPPE Teilstudie (2003-2008): Ergebnisse Ende 1. Schuljahr und Ende 2. Schuljahr Wichtigste Einflussbereiche: Das familiäre Umfeld (das "Home learning environment HLE" und die Eltern) Die Vorschuleinrichtungen Die Grundschulklassen

Wirkung auf die kognitive Entwicklung Für die kognitive Entwicklung mit 5 Jahren ist das frühe familiäre Umfeld und dabei vor allem das Qualifikationsniveau der Mütter bedeutsam Eine gleichsinnige und somit verstärkende Wirkung hat der Besuch qualitativ anspruchsvoller Vorschuleinrichtungen Bei Grundschulen, die im fachlichen Bereich gut sind, weisen die Kinder mit 10 Jahren eine signifikant höhere Leistung in Lesen und Mathematik auf als Kinder aus fachlich weniger guten Grundschulen Siehe dazu den aktuellen Bericht von Sammons et al. 2007: EPPE 3-11. Cognitive Outcomes in Year 5

Wenn eine Vorschuleinrichtung besucht wurde: zu beiden Erhebungszeitpunkten signifikant bessere Leistungen im kognitiven Bereich als Kinder der Vergleichgruppe. Damit konnte vor allem für den kognitiven Bereich gezeigt werden, dass eine qualitativ hochwertige vorschulische Bildung, Erziehung und Betreuung sich positiv auswirkt und dass dieser Effekt im Rahmen der ersten beiden Schuljahre durch die Schülerinnen und Schüler ohne Vorschulbesuch nicht aufgeholt wird.

Auswirkung einer „glücklichen“ Entwicklungskette auf das Sozialverhalten „Gutes“ Elternhaus + hochwertiger Kindergarten + fachlich anspruchsvolle Grundschule bewirken ein deutlich positiveres Sozialverhalten eine höhere Stabilität (Resilienz) Gemessene Dimensionen: Hyperaktivität, Selbststeuerung, Antisozialität und Prosozialität

Einzelne Wirkungen Einfluss des Elternhauses wirkt bis zum Alter 10 J., insbesondere bzgl. Hyperaktivität und Selbststeuerung Ein Entwicklungsfeld hat einen besonders hohen Einfluss auf das Sozialverhalten im Alter von 10 Jahren: qualitativ (auch curricular) anspruchsvolle Kindergärten Eine curricular anspruchsvollere Vorschuleinrichtung wirkt sich dabei besonders auf eine bessere Selbststeuerung aus Ein fürsorglich-emotional anspruchsvollerer Kindergarten führt zu geringerer Hyperaktivität und zu höherem prosozialen Verhalten Die Kombination von anspruchsvollem Kindergarten und fachlich guter Grundschule wirkt sich hinsichtlich des Sozialverhaltens ebenso positiv nachhaltig aus wie im kognitiven Bereich Ein guter Kindergarten kann die sozialen Nachteile einer fachlich weniger profilierten Grundschule bis zum Alter von 10 J. in allen vier Sozialverhaltensbereichen ausgleichen Gute Kindergärten wirken sich etwas stärker im Bereich Selbststeuerung und Prosozialität aus Fachlich gute Grundschulen wirken im Bereich Hyperaktivität und Antisozialität mildernd

Qualitäten Entscheidend ist, ob die ganze Kette an Bildung, Erziehung und Betreuung folgende Merkmale aufweist: Möglichst hohe Qualität des Elternhauses: hochqualifiziertes Personal bzw. Eltern, die gut mit dem Kind umgehen, zuverlässige Fürsorglichkeit, genügend Anregungen, (nicht dominierende) Kommunikation mit dem Kind, Zuwendung Möglichst hohe Qualität des Kindergartens: hochqualifiziertes Personal (auch Personalmix), curricular und zuverlässig fürsorglich-emotional anspruchsvolles Arbeiten mit dem Kind, (nicht dominierende) Kommunikation, zu vertieftem Arbeiten anregen, Bildungsangebot mit Schule abgestimmt Fachlich gute Grundschule: hochqualifiziertes Personal (auch Personalmix), keine Defizitperspektive, sondern Orientierung an Ressourcen und Stärken Heterogenität der Kinder wird geachtet und wertgeschätzt Eltern und Kindertageseinrichtungen sind wichtige Erziehungspartner Anspruchsvolle Aufgabenkultur, selbstgesteuertes und vertieftes Lernen, Bildungsangebot mit Schule abgestimmt.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit…. Weiterführende Veröffentlichung: http://www.grundschulpaedagogik.uni-bremen.de/schuleingangsphase/Anfangsunterricht-Gutachten(NRW)/ca2008_01Anfangsunterrichtgutachten_NRW.pdf

Untersuchungsdesign der zweiten EPPE-Studie (3-11)[1] [1] Quelle: EPPE-Homepage [http://www.ioe.ac.uk/schools/ecpe/eppe/eppe3-11/eppe3-11design.htm – 20080106]