Brüssel – vermeintlich fern: Einblicke in das europapolitische Denken und Handeln deutscher Regionalzeitungsredaktionen Dipl.-Journ. Torsten Schäfer, M.E.S.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Öffentliche Verwaltung in der Demokratie
Advertisements

Hochschul-PR in Deutschland Ziele, Strategien, Perspektiven
JUGEND für Europa Deutsche Agentur JUGEND IN AKTION Expertentreffen Strukturierter Dialog Gustav-Stresemann-Institut Bonn.
politischen System der EU
Begleiter auf dem Weg nach Westen Deutsche und nordische Baltikumpolitik zwischen 1991 und 2004.
der Bundesrepublik Deutschland
Ekkehard Nuissl von Rein Erfahrungen aus dem deutschen Programm
Überlegungen zur künftigen Kohäsionspolitik
Wirtschaftskultur in Europa
Einführung in die Internationalen Beziehungen
Gerhard Vowe & Marco Dohle
Dieter Grunow Europäisierung und Verwaltungskultur Vortrag am Gliederung Vorbemerkung: Öffentliche Verwaltung im Kontext der Globalisierung.
Vorlesung: Mediennutzung und Medienwirkung
Weitere Infos  Vorbesprechung:
Master of Arts in Politikwissenschaft mit Spezialisierung Leitfaden für Lehrende: Leistungsverbuchung in QISPOS für den Masterstudiengang Politikwissenschaft.
Die Organisation der Professionals
nach dem Konzept „Netzwerke Offener Hilfen (NetOH)“
Religion und Politik.
Politische Kultur im Ost- und Westvergleich. Ost – West Vergleich.
International Disability Alliance
Nachhaltigkeit, Umweltjournalismus und die neue grüne Gesellschaft Referent: Dr. Torsten Schäfer, GEO International.
Institutionen der EU. Institutionen der EU EU EK Aufgabe der Kommission Auch die Vertretung von EU-Interessen sowohl gegenüber dem Ministerrat als.
Nachhaltigkeit am Beispiel des Projekts Reform der beruflichen Bildung Marokko 1. Ganzheitlicher Ansatz Zieldimension: Qualifikation der Auszubildenden.
Perspektiven für die Gemeinsame Agrarpolitik
Bundesfachgruppe Statistische Ämter des Bundes und der Länder.
Tagung des Hattinger Kreises am Juni 2008
Die Politisierung europäischer Identität in der Euro-Schuldenkrise Präsentation auf der Perspektiv-Konferenz „Quo vadis Europa?“, 24. Mai 2012 Konvent.
Informationsquellen zu Europa für Regional- und Lokaljournalisten Kontakt: Katrin Abele Pressestelle Vertretung der Europäische Kommission.
Gegenwartsdiagnose Was bedeutet heute „arbeiten“?
"Künstler helfen Obdachlosen" - SKM Augsburg
Neuer Art. 93a Medienpolitik: «Der Bund fördert die Vielfalt und die Unabhängigkeit der Medien... … Er anerkennt dabei die Bedeutung der Medien für die.
Ziele des Profils Wirtschaft
Artikel von Michael Lambek, 1985 Betrachtung Trance/Besessenheit: menschlich, sozial u. geschichtlich in kulturellen Kontexten, Produkt geschichtlicher,
TEIL I Ökonomisches System Medien- System Gesellschafts- System
1 Gruppe 7 Die Gentechnologie als kontroverses Medienthema Eine Zeitungsinhaltsanalyse von 1997 bis 1999.
SOZIALWISSENSCHAFT FÜR DIE STADTENTWICKLUNG IN DER WISSENSGESELLSCHAFT Josef Hochgerner Zentrum für Soziale Innovation Beitrag zum Fachsymposium stadt:forschung:politik,
Religiöse Vielfalt – Bedrohung oder Chance?
Ergebnisse einer Verlagsbefragung
„Citizenship in Europa“
Regionale Innovationsnetzwerke in Deutschland - Allgemeine Grundlagen sowie praktische Beispiele aus Nordrhein-Westfalen Prof. Dr. Petra Moog.
Kreative Potentiale in Bielefeld Eine Bestandsaufnahme.
Demokratie und Entwicklung: Ghana auf guten Wegen?
Lage der Agrarwirtschaft Ungarns nach dem EU-Beitritt
1 Prof. Dr. Hans J. Lietzmann Jean-Monnet-Professor for European Politcs Europastudien 3. Theoretische Perspektiven Jawaharlal Nehru University / Neu-Delhi.
Wie schreibe ich eine gute Abschlussarbeit?
Ein System….
Mentoren und Mentorinnen
ZUKUNFTSTAG NIEDERÖSTERREICH Zukunft. Bürgerbeteiligung. Neue Wege in der Kommunikation mit den Bürgern BADEN, 7. NOVEMBER 2014 Dr. Serge Embacher, Berlin.
Drei alternative Interaktionsstile
Advocacy Coalitions Carina Greil und Alena Lauchs.
Öffentliche Internet-Zugangs- und Lernorte als Bestandteil der sozialen Stadtteilentwicklung Olaf Schroth TU Hamburg-Harburg.
Der Europäische Bürgerbeauftragte
Identität europäisch gedacht ?!?
Der Policy-Prozess in der EU
FH-GELSENKIRCHEN || EJÖ || PROF. OBERMEIER || JTK SS 2005 || STEFAN GEWECKE PR FÜR FORTGESCHRITTENE INTERNATIONALE PR || MARKETING UND PR ||
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Dr. Petra Bendel Vorlesung: Einführung in die Politische Wissenschaft Vorlesungsteil Internationale Politik II: Empirischer.
Grundlagen der Internationalen Beziehungen
Umweltlernen in Organisationen: Wie Betriebe umweltverträglich handeln lernen Umweltsoziologische Fragestellungen und Methoden Dr. Corinna Fischer PS
Die Krise der Demokratie Chancen und Auswege SPD Blumberg
Präsentation Schulpraktikum PS Schulkartographie THEMENGEBIET:ArbeitsmarktTeam: Dietl Reinhard Keskin Hacer Spring Rene.
SE: Sicherheitspolitik nach dem Ost-West-Konflikt
Demokratiequalität Österreichs, unter Berücksichtigung des EU- Beitritts Gmeiner, Elik-Gülen, Süzgen.
Dagmar Much Empirische Erhebung Bildungsträger und Bildungsplaner.
1 Neue Regionalgeographie Regionalgeographische Ansätze im Unterricht der sekundar Stufe 1.
Bausteine Verbraucherinnen und Verbraucher im Wirtschafts- geschehen
Konfliktmanagement.
GK/LK Sozialwissenschaften Informationen Klasse 9 1. Februar 2016.
Öst. BetriebsrätInnen zur EU-Erweiterung Befragung im Frühjahr ein Zwischenbericht Tom Schmid
Unterrichten und Lernumgebungen gestalten
 Präsentation transkript:

Brüssel – vermeintlich fern: Einblicke in das europapolitische Denken und Handeln deutscher Regionalzeitungsredaktionen Dipl.-Journ. Torsten Schäfer, M.E.S.

1.Ausgangslage und Fragestellung Persönlicher Hintergrund Erste Lektüre: Forschungsdefizite! Regionalzeitung als eigentliches Massenmedium Reichweite 62% Regionalpresse als potenzieller Hauptfaktor europ. Öffentlichkeit EU-Politik regional stark wirksam Darstellungspflicht der Presse Unter welchen Bedingungen entsteht europ. Öffentlichkeit in der Region? Fazit: Regionalpresse nicht untersucht explorative Strukturstudie: Unter welchen Bedingungen entsteht europ. Öffentlichkeit in der Region? Politikfeldfokus: Regional-/Agrarpolitik. Aktuell: Umweltpolitik Analyse

rundlagen 2. Europäische Öffentlichkeit: Grundlagen Das integrationstheoretische Verständnis der Arbeit EU-Demokratiedefizit: Legitimations- und Partizipationsdefizite Öffentlichkeit als wichtiger Partizipationsfaktor! Betonung der Input-Legitimation gegenüber der Output-Legitimation Republikanische Demokratie: Partizipation, Transparenz, Subsidiarität Bürger im Betrachtungsmittelpunkt, Betonung regionaler Demokratie Subsidiarität neu gedacht: als Prinzip der Demokratie von unten

2. rundlagen 2. Europäische Öffentlichkeit: Grundlagen Das Öffentlichkeitsverständnis der Arbeit Diskursive vs. repräsentativ-liberalen Theorie liberale Theorie! Paneuropäische Öffentlichkeit vs. Europäisierung Europäisierung! Untersuchung der Teilöffentlichkeit Umwelt zur begrifflichen Vertiefung Ergebnis: Europ. Öffentlichkeit als Überlappung nationaler Konfliktdebatten Regionalzeitungen offenbar träge bei der EU-Umweltberichterstattung

2. rundlagen 2. Europäische Öffentlichkeit: Grundlagen Wie ist nun eine demokratiefunktionale E. Ö. zu definieren? Vertikale Europäisierung Horizontale und synchrone Europäisierung Interaktive Europäisierung Kollektive Identität Inwieweit existiere Strukturen einer solchen Öffentlichkeit? Inhaltsanalysen: Nur in Ansätzen existent: kurze Zeiträume, Krisenfälle Fazit: Es gibt ein großes europäisches Öffentlichkeitsdefizit

2. rundlagen 2. Europäische Öffentlichkeit: Grundlagen Wie berichten Regionalzeitungen über die EU? Inhaltsanalysen: Weniger und nationaler als überregionale Medien Wichtige Rolle der Nachrichtenagenturen Starke Ereignisfixierung, wenige Hintergründe Selten regionale Perspektiven auf EU-Politik Fazit: Starke Defizite Öffentlichkeitsdefizit ist v.a. regionales Defizit!

3. Vermutete Gründe des Öffentlichkeitsdefizits Brüssel: Überforderung der EU-Korrespondenten Brüssel: Politische Strukturen fehlende Nachrichtenwerte Brüssel: Informationsflut, Komplexität Schwächen der EU-Öffentlichkeitsarbeit in Brüssel und Deutschland Offenbar EU-Angst und großes Unwissen in den Redaktionen Scheinbar wenige Eigenrecherchen Verlass auf Agenturen

4. Methodik und Forschungsfragen Forschungsfragenkomplexe 1. Ökonomisches Umfeld2. Redaktionelle Organisationsstrukturen 3. Kooperation mit EU-Korrespondent4. Rolle der Nachrichtenagenturen 5. Regionalisierungsstrategien6. EU-Politikfelder 7. Prozess der Nachrichtenauswahl8. Einstellungen und Meinungen 9. Rolle der Regionalzeitung10. Europawissen 11. Rechercheprozesse Forschungsfragen teilnehmende Beobachtung Modifizierung Ableitung von Interviewfragen teilstrukturierte Leitfadeninterviews

5. Beantwortung derForschungsfragen 5. Beantwortung der Forschungsfragen Ökonomisches Umfeld: Prekär! Strukturelle/konjunkturelle Krise Zeit-, Platz- und Personalmangel partielle Desillusionierung Organisation: 9 Redaktionen ohne Korrespondent, 11 ohne Redakteur Korrespondent unerlässlich: erhöht Autonomie, initiiert Eigenrecherchen Ressortstruktur fördert Korrespondentenkontakt; Newsdesk schlechter Korrespondent: Passive Haltung der Redaktionen Kaum Teamarbeit, behinderte Lernprozesse durch Kommunikationslücke

5. Beantwortung der Forschungsfragen BedeutungPolitikfeld (Genereller Regionalbezug) Häufige BerichterstattungRegionalförderung, Verbraucherschutz Gelegentliche BerichterstattungUmwelt, Landwirtschaft, Wettbewerb Seltene BerichterstattungHochschulpolitik Agenturen: Essentiell für bei Blätter ohne Korrespondent (77 %) hohe Agenturgläubigkeit geringere Eigeninitiative Regionalisierung: absolute Gestaltungsstrategie, ohne EU-Perspektive! Politikfelder: Umwelt durchaus ein Faktor, v. a. als Konfliktthema

5. Beantwortung der Forschungsfragen Nachrichtenauswahl: Klare Zunahme zwischen 2003 und 2008 Leserinteresse geteilt: Brüssel-Union vs. Verbraucher-Union Faktoren: Relevanz und räumliche Nähe; zu starke Verbraucherperspektive Probleme: Keine Konflikte, kein Personal Kritik am Demokratiedefizit Republikanisches Demokratiedenken, regionaler Aufmerksamkeitswunsch Einstellungen: Verlage zurückhaltend, Chefredaktionen eher pro EU Redaktionen und v.a. Ressortleiter europaffin politische Vertiefung

5. Beantwortung der Forschungsfragen Regionalzeitung und Europäisierung: Besondere Rolle erkannt Aber nur 50 % für europäische Identität und Themenpräferenz selten EU kein Sendungsdrang Widerspruch zur Europafreundlichkeit Selten Serien, Podien, Beilagen kreatives Potenzial aber vorhanden Europawissen: Bei Ressortleitern stark, bei Redakteuren oft defizitär Europarecherche: Kaum Nachrecherche, Scheu vor Brüssel-Kontakten Unkenntnis der Onlinequellen und Vernachlässigung regionaler Quellen

5. Beantwortung der Forschungsfragen Nutzungshäufigkeit von EU-Recherchequellen

6. Praktische Implikationen Großer Aus- und Weiterbildungsbedarf Ausweitung der Angebote Anschluss jeder Redaktion an Korrespondent; Besuche und Telefonate dpa-Landesdienst-Korrespondent für Brüssel EU-Pressearbeit lokalisieren Ökonomischer Rahmen: Staatliche Presseförderung EU-Demokratisierung und -politisierung

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!