Ziele der Entwicklungspolitik – Armutsbekämpfung oder Strukturpolitik?

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Soziale Dienste in Afrika – Problem oder Chance für die TZ ?
Advertisements

Women in Europe for a Common Future WECF
Agenda (lat.): was zu tun ist 21: für das 21. Jahrhundert
EU-Programm Jugend in Aktion Austrian National Agency.
Europäische Zusammenarbeit in der Jugendpolitik
Herausforderungen an die Consultingwirtschaft aus Sicht der KfW
JUGEND für Europa Deutsche Agentur JUGEND IN AKTION Expertentreffen Strukturierter Dialog Gustav-Stresemann-Institut Bonn.
Entwicklungszusammenarbeit zwischen Indien und Deutschland –
HINTERGRUND Umweltforschungsprogramm von 1997 umgesetzt (->
STAATLICHES SCHULAMT RASTATT
DESERTEC – Woher kommt der Strom der Zukunft ?
Friederike Sabiel 28. März 2009
Dr. Rainer Ellmies, Ulf Hillner (BMZ) Iserlohn, 12. Juni 2003
Armutsbekämpfung & Infrastruktur
Die 8 Millennium - Entwicklungs – Ziele der Vereinten Nationen: Die Bedeutung der Zivilgesellschaft Universal Peace Federation.
Überlegungen zur künftigen Kohäsionspolitik
Einführung in die Internationalen Beziehungen
Die Politische Ökonomie der Europäischen Union
Deutsche Entwicklungspolitik – Annex oder Korrekturmöglichkeit?
Entwicklungszusammenarbeit mit einem aufstrebenden Land wie Indien Dr. Jona Aravind Dohrmann Westhofen, 29.Mai 2008 Treff Aktiv Westhofen
Die deutsche Entwicklungspolitik
Dr. Valentin Aichele, LL.M.
MISEREOR-Fastenaktion 2007
Friedrichshainer Kolloquium 8. Dezember 2009
Fachverbundstagung Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung
Abteilungsstrategie 706 Fokussierung Diversifizierung
DEINE STIMME GEGEN ARMUT eine Aktion von. Auf den nächsten Seiten… VENRO, GCAP, MDG – Wer steht hinter der Aktion, welche Ziele werden verfolgt? Weiße.
Veranstaltung Entwicklungspolitik SS 2011
DEINE STIMME GEGEN ARMUT 2011: Einsatz erhöhen, Armut besiegen.
Die Nationale CSR-Strategie der Bundesregierung - „Aktionsplan CSR“ -
Eine Welt-PromotorInnen Programm – für eine moderne Eine Welt-Politik
Industrieland Deutschland
Bildung ist Gemeinschaftsaufgabe
Cover.
Mobilität für lokale und regionale Arbeitsmärkte 20 Dezember 2007 GTZ, Eschborn Denis Drechsler OECD Entwicklungszentrum Chancen und Risiken in den Partnerländer.
Department AFRICA Bericht der Netzwerksprecherin Empfehlungen des FP Netzwerktreffens 2009 Jutta Lorey-Wagner (Sambia) Netzwerksprecherin.
Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention: der BMZ-Aktionsplan
Dr. Matthias Meißner Project Manager – Systems of Social Protection
creative industries Fusion von Kultur und Technologie als Zukunftsfeld
Thesen Nachhaltige und gerechte Rohstoffpolitik NRW`s
StopArmut- Sonntag 19. Oktober 2008 Einstehen für eine gerechtere Welt!
Die Chancen und Herausforderungen für Regionen und Gemeinden unter Berücksichtigung der Verordnungsvorschläge der Europäischen Kommission für
IMPULSREFERAT Die Rolle des Breitensports auf europäischer Ebene
Regionale Innovationsnetzwerke in Deutschland - Allgemeine Grundlagen sowie praktische Beispiele aus Nordrhein-Westfalen Prof. Dr. Petra Moog.
Demokratie und Entwicklung: Ghana auf guten Wegen?
StopArmut 2015 Einstehen für eine gerechtere Welt!
REGIONAL POLICY EUROPEAN COMMISSION Überlegungen zur Zukunft städtischer Aktionen EU Kohäsionspolitik nach 2013 Dr. Alexander FERSTL, Europäische Kommission,
Globalisierung und Internationale Verantwortung
Wer sind wir? Klimawandel – Täter und Opfer
STAND UP- Der weltweite Aktionstag gegen Armut vom Oktober
CSO Development Effectiveness Gegen Kritik gefeit? NRO und ihre Wirksamkeit Kick-off-Veranstaltung zum Projekt der AG Globale Verantwortung CSO Development.
Qualitätsmanagement Zertifiziert nach DIN EN ISO 9001 : 2000 ZWH Bildungskonferenz 2004 Perspektiven des internationalen Projektgeschäfts a)Kurzvorstellung.
Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission KOO-CIDSE Aktivitäten zur Wirksamkeit Kick off Veranstaltung.
Wir stellen uns den Herausforderungen Präsentation der Prioritäten der schwedischen EU-Ratspräsidentschaft 1. Juli – 31. Dezember 2009.
Transnationale Kooperation bei grenzüberschreitenden UVP-Verfahren: Bedeutung, Chancen, zukünftige Herausforderungen und absehbare Trends Iris Valković.
für den ländlichen Raum“
Entwicklungsökonomie 1 SS 04
Gemeinsam für ein menschenwürdiges Leben für alle Datum Name, Funktion.
Wir sind Europa: Gemeinsam mehr erreichen EU-Entwicklungszusammenarbeit Europa-Planspiel März 2015.
Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) Niger und Burkina Faso
DEINE STIMME GEGEN ARMUT eine Aktion von. Auf den nächsten Seiten…  VENRO, GCAP, MDG – Wer und was steht hinter der Aktion, welche Ziele werden verfolgt?
SE: Sicherheitspolitik nach dem Ost-West-Konflikt
Grundzüge der Entwicklungsmodelle
Die Welt im Jahr 2050 — und der Beitrag des WWF dazu
Landwirtschaftliche Grossbetriebe im globalen Handel
Landwirtschaft in der Schweiz und in anderen Regionen auf der Welt
Verminderung von extremer Armut und Hunger
Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss ● Grundsätze wirksamer und verlässlicher ● Sozialleistungssysteme (2015/SOC 520) ● Berichterstatter: Prof.
Internationales/Europa Horst Mund Gewerkschaften und Globalisierung.
III. Entwicklungspolitische Institutionen
 Präsentation transkript:

Ziele der Entwicklungspolitik – Armutsbekämpfung oder Strukturpolitik? Ringvorlesung Entwicklungsökonomik: Wie wirksam ist Entwicklungszusammenarbeit? Universität Mannheim, 15. September 2010 Ronald Meyer, BMZ-210 Grundsätze u. Qualitätssicherung der Zusammenarbeit mit Ländern und Regionen

BMZ Etat Entwicklungspolitische Ziele und Schwerpunkte der Bundesregierung: Finanzmittel BMZ BMZ Etat

Entwicklungspolitische Ziele und Schwerpunkte der Bundesregierung Entwicklungspolitik ist werte- und interessenorientiert „Menschen die Freiheit geben, ohne materielle Not selbstbestimmt und eigenverantwortlich ihr Leben zu gestalten. Deutsche Entwicklungspolitik will dazu beitragen, dass Globalisierung zu einer Chance für alle Menschen wird“ Ziele der neuen Bundesregierung sind: Armut nachhaltig bekämpfen (v.a. Bildungsarmut) Wirksamkeit und Sichtbarkeit der Entwicklungspolitik erhöhen Strukturdefizite beheben (nat. u. int.) Zusammenarbeit mit Zivilgesellschaft stärken Engagement der Wirtschaft entwicklungspolitisch in Wert setzen

Entwicklungspolitische Ziele und Schwerpunkte der Bundesregierung Inhaltliche Schwerpunkte Bildung Gesundheit Ländliche Entwicklung Gute Regierungsführung Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung Klimaschutz Leitprinzip: Schutz der Menschenrechte

Entwicklungspolitische Ziele und Schwerpunkte der Bundesregierung: MDGs Millennium-Entwicklungsziele weiter zentraler Bezugsrahmen (Armut u. Hunger, Grundbildung, Gleichberechtigung, Senkung Kindersterblichkeit, Gesundheit Mütter, Bekämpfung HIV-AIDS, Malaria etc, Schutz natürlicher Ressourcen, Entwicklungspartnerschaft) Ziele der Millenniumserklärung (Governance, MR, F&S!) einbeziehen Mittel (0,7%-ODA-Ziel) und Effektivität erhöhen. Global gesehen beträchtliche Fortschritte. Aber: weiter große Herausforderungen v.a. bei Müttersterblichkeit, Hunger, Sanitärversorgung

Exkurs: Steuerung der bilateralen staatlichen EZ

Wirksamkeit entwicklungspolitischer Zusammenarbeit Internationale Fixpunkte: Paris Erklärung (2005) und Accra Aktionsplan (2008). Prinzipien wirksamer Entwicklungszusammenarbeit: Eigenverantwortung („Ownership“) Ergebnisorientierung und (gegenseitige) Rechenschaftspflicht Harmonisierung Stärkung und Nutzung der Partnersysteme Komplementarität und Arbeitsteilung (zunehmende Fragmentierung Akteure und Interventionen) Vorhersehbarkeit/Verlässlichkeit und Transparenz Dezentralisierung Geberstrukturen Effektivität in breiterem politischen Kontext (Regierungsführung, Gender, Menschenrechte, Umwelt zentrale Faktoren); besondere Situation fragile Staaten Süd-Süd-Kooperation

Z.Zt. 57 Partnerländer, Umsetzung über Länderstrategien (ownership!) Bilaterale Zusammenarbeit Finanzielle Zusammenarbeit, meist über zinsgünstige Kredite oder Zuschüsse, umgesetzt über KfW Entwicklungsbank Technische Zusammenarbeit, Transfer von Know-how, Beiträge als Zuschüsse, umgesetzt durch GTZ, Inwent, DED etc. Z.Zt. 57 Partnerländer, Umsetzung über Länderstrategien (ownership!) Zielgröße Bilateral vs. Multilateral: 2/3 – 1/3 Schwerpunkte in Afrika und Asien (bes. Dynamik Afgh.)

Wirksamkeit entwicklungspolitischer Zusammenarbeit: national Beispiel Veränderungen bilaterale staatliche Zusammenarbeit: Länderkonzentration und Schwerpunktbildung: Warum? Wirkungen, Signifikanz sowie Profilierungs- und Gestaltungsinteresse Effektiverer Einsatz des eigenen Instrumentariums (Verzahnung) und der eigenen Kapazitäten Komplementarität und Arbeitsteilung (andere Geber, EU, WB, VN u.a.); gemeinsame Ansätze Regionale Fokussierung (von 94 auf 57 Partnerländer + Länder in regionalen Programmen). Bewertungskriterien entwicklungspolitische Notwendigkeit, Governance-Situation, Relevanz und Signifikanz des dt. Beitrags, bes. politische Gründe, reg. Aspekte oder gewachsene Bindungen. Weniger Arbeitsschwerpunkte pro Land (Signifikanz, Kompetenz, „lead“) Verbesserung der deutschen Durchführungsstruktur Herausforderung thematische Ziele vs. Partnerorientierung Entwicklung! Unterschiede in Art der Zusammenarbeit je Ländergruppe (z.B. LDC vs. Schwellenländer)

Beispiel: Veränderungen seit 2000 Anteil der Entwicklungs- und Schwellenländer an der Weltwirtschaft in Kaufkraftparitäten (% des globalen BIP) Quelle: Shifting Wealth, OECD, 2010

Veränderungen seit 2000? (II) „Aufbau und aktive Gestaltung einer strategischen entwicklungspolitischen Partnerschaft für nachhaltige globale Entwicklung in gegenseitiger Verantwortung“ (Koalitionsvertrag der Bundesregierung, 2009) In Brasilien, China und Indien leben 706 Millionen von weniger als 1,25 USD pro Tag; Dies ist die Hälfte aller weltweit in absoluter Armut lebenden Menschen. Wirtschaftswachstum verbraucht Ressourcen. Indien und China verbrauchen pro Jahr 47 Prozent der weltweiten Kohle-Produktion und 12,2  Prozent der weltweiten Öl-Förderung. Schwellenländer sind auch Geber von Entwicklungshilfe Im Jahre 2008 sind seitens der „nicht-DAC-Geber“ schätzungsweise 12-15 Mrd. US-$ weltweit eingesetzt worden.

„Armutsbekämpfung oder Globale Strukturpolitik“ Natürlich beides: Armut reduzieren + Strukturen angehen Millenniumsentwicklungsziele + Klimawandel + Welthandel (Doha…) + ….. Herausforderung Folgen Finanz- und Wirtschaftskrise, Ernährungssicherung, Finanzierung (innovative Wege…) Entwicklungstendenzen: Folge z.B. neue Akteure – s. G20, BRICs, Stiftungen, nicht-traditionelle Kooperationsformen und Finanzströme, Kohärenz – Akteure/Themen -, Diskussion über „development effectiveness“, „aid architecture“, „future of ODA“, Dreieckskooperationen, Bedeutung der Wirtschaft für Entwicklung

Fazit Kein „entweder – oder“ zwischen Armutsbekämpfung und Globale Strukturpolitik. Beide Felder von hoher Relevanz. Stärkerer Fokus auf notwendige wirtschaftliche Entwicklungsprozesse (eine Schwachstelle der MDGs) Transparenterer Umgang mit dt. Interessen. Mehr Geld erforderlich, um MDGs zu erreichen. Aber Wirksamkeit und Entwicklungsergebnisse ebenfalls zentral. Eigenverantwortung und Rechenschaftspflicht. Stärkere Ausrichtung an Ergebnissen und Wirkungen statt an Inputs.

Exkurs: Steuerung der bilateralen staatlichen EZ Entwicklungsstrategie Partnerland Abstimmungsmechanismen Ebene Land Kontinuierlicher Dialog im PL Länderkonzept Konsultationen und Regierungsverhandlungen Schwerpunktstrategie Schwerpunkt Extern: PL – Bundesregierung: Zusage und völkerrechtliche Vereinbarung (Sub-) Schwerpunkt Programmvorschlag Gemeinsamer Teil Intern: BMZ – KfW/GTZ mittels Auftragsverfahren Maßnahme Module