Parteien und Parteiensysteme Vorlesung

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Anzahl der ausgefüllten und eingesandten Fragebögen: 211
Advertisements

Präsentation zum Europäischen Parlament
politischen System der EU
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil3.
Berg-Schlosser : VL : Vergleichende Politikwissenschaft
Die Deutschen im Herbst 2008
= = = = 47 = 47 = 48 = =
Forschungen zu Kosten und Finanzierung
Informationsveranstaltung für Diplomkulturwirte Allgemeine Hinweise Zur Diplomprüfung im Fach Politikwissenschaft Sophie Haring Lehrstuhl für Politikwissenschaft.
Rechneraufbau & Rechnerstrukturen, Folie 2.1 © W. Oberschelp, G. Vossen W. Oberschelp G. Vossen Kapitel 2.
Teil 1: Warum 1 % Beitrag für die IG Metall
Internet facts 2008-II Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. September 2008.
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil2.
Mittelwert, Median, Quantil
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr
Das Schröder-Blair Papier
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr VWL 2. Semester
AWA 2007 Natur und Umwelt Natürlich Leben
International Disability Alliance
Lernarrangement 3 Seite 33/34 Übungen
Europäisches Parlament I: Präsidenten und Parteien
EuropaRAThaus Erklärung Für ein Europa der Bürgerinnen und Bürger „Wir einigen keine Staaten, wir verbinden Menschen“ (Jean Monnet) Anlässlich.
Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Übersicht über die Lehrveranstaltung Grundlegende Bestimmungsfaktoren der Praxis.
Die Politisierung europäischer Identität in der Euro-Schuldenkrise Präsentation auf der Perspektiv-Konferenz „Quo vadis Europa?“, 24. Mai 2012 Konvent.
20:00.
Die Aufgaben und die Arbeitsweise einer Amnesty - Gruppe
Eine Einführung in die CD-ROM
Dokumentation der Umfrage
Parteien in der Bundesrepublik Deutschland
Where Europe does business Lück, JDZB | Seite © GfW NRW 252 a.
DAS WICHTIGSTE VOM BUNDESPARTEITAG BIS 6. DEZEMBER.
WS 2004/ Staatsorganisationsrecht - PD Dr. Jürgen Bröhmer
Einführung in das Öffentliche Recht für Nichtjuristen
16. November 2009 Referent: Christian Lips
Ergebnisse und Wirkungen der Politik: Ein Überblick
Politisches System Schweiz
Parteiorganisationen im Wandel
Einleitung Politische Ideen und ihre Träger Vorlesung WS 2000/2001 Institut für Politikwissenschaft Universität Bern, Andreas Ladner.
Aufgabensammlung Thermodynamik Frank-Michael Barth ISBN: © 2014 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Abbildungsübersicht / List of Figures.
Der Ablauf eines Clear Rex Klärzyklus
Stadt Weilburg Vielfalt tut gut – Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie und kompetent. für Demokratie – Beratungsnetzwerke gegen Rechtsextremismus.
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
Politik der DDR in den 70er und 80er Jahren
Eine lllustration der Herausforderungen des Stromsystems der Zukunft
Landtagswahl Baden-Württemberg 2011
Vielfalt tut gut – Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie und kompetent. für Demokratie – Beratungsnetzwerke gegen Rechtsextremismus Von 2007 bis.
Szenisches Lernen Wie Theaterelemente den Unterricht bereichern
Die Bundesrepublik Deutschland
Zahlentheorie und Zahlenspiele Hartmut Menzer, Ingo Althöfer ISBN: © 2014 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Abbildungsübersicht / List.
Demokratiedefizit in Europa
MINDREADER Ein magisch - interaktives Erlebnis mit ENZO PAOLO
Das politische Quiz Personen und Ämter Aus der Geschichte Wahlen und
Folie Beispiel für eine Einzelauswertung der Gemeindedaten (fiktive Daten)
法學德文名著選讀(一) Lektion 4 范文清 / 蕭雯娟.
Dokumentation der Umfrage BR P2.t Ergebnisse in Prozent n= 502 telefonische CATI-Interviews, repräsentativ für die Linzer Bevölkerung ab 18 Jahre;
Uwe Jun Typen und Funktionen von Parteien
Parteien und Verfassungsorgane
Forschungsprojekt Statistik 2013 „Jugend zählt“ – Folie 1 Statistik 2013 „Jugend zählt“: Daten zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
3. Fachtagung im Projekt Pflegebegleiter am 24. November in Bad Honnef Projekt Pflegebegleiter 3. Fachtagung Ein Projekt fasst Fuß KURZVERSION DER PRÄSENTATION.
Folie Einzelauswertung der Gemeindedaten
Schaubilder zur Struktur und Parteiorganisation Fassung 29. März 2006
Der Zukunft getreue Kämpfer? Die SPD zwischen Krise und Erneuerung Zweite Sitzung Siegen – 20. Mai 2006 Christian Krell, M.A. |
Datum:17. Dezember 2014 Thema:IFRS Update zum Jahresende – die Neuerungen im Überblick Referent:Eberhard Grötzner, EMA ® Anlass:12. Arbeitskreis Internationale.
Parlamentarische Demokratie in der BRD
1 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest KIM-Studie 2014 Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
Parteienlandschaft Deutschland
Berg-Schlosser : VL : VergleichendePolitikwissenschaft
Demokratiequalität Österreichs, unter Berücksichtigung des EU- Beitritts Gmeiner, Elik-Gülen, Süzgen.
Gemeinsamer Ausschuss und Bundesversammlung
FB Frauen- und Gleichstellungspolitik Internationaler Frauentag 2009 Das haben wir auf dem Zettel.
 Präsentation transkript:

Parteien und Parteiensysteme Vorlesung 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Gliederung: - Basis- und Überblicksliteratur - Leitthesen - Kapitel 1: Einordnung - Kapitel 2: Parteiensysteme - Kapitel 3: Innensichten der Parteien - Kapitel 4: Parteien im politischen System - Kapitel 5: Parteien auf komplexen Wählermärkten - Kapitel 6: Reformanstrengungen der Parteien   28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Basis- und Überblicksliteratur (weitere Literaturhinweise am Ende der jeweiligen Themenblöcke der Vorlesung)   Alemann, Ulrich von: Das Parteiensystem in der Bundesrepublik Deutschland, Opladen 2000. Beyme, Klaus von: Parteien im Wandel. Von den Volksparteien zu den professionalisierten Wählerparteien, Opladen 2000. Dittberner, Jürgen: „Sind die Parteien noch zu retten?“ Die deutschen Parteien: Entwicklungen, Defizite, Reformmodelle, Berlin 2004. Duverger, Maurice: Die politischen Parteien, Tübingen 1959.   28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Basis- und Überblicksliteratur (weitere Literaturhinweise am Ende der jeweiligen Themenblöcke der Vorlesung)   Gabriel, Oscar W. u.a. (Hrsg.): Parteiendemokratie in Deutschland, 2. Aufl. Bonn 2001 Glaab, Manuela (Hrsg.): Impulse für eine neue Parteiendemokratie, München 2003. Katz, Richard S./Mair, Peter (Hrsg.): Party Organizations: A Data Handbook on Party Organizations in Western Democracies, 1960-1990, London 1992. Kießling, Andreas: Politische Kultur und Parteien im vereinten Deutschland, München 1999. Kirchheimer, Otto: Der Wandel der westeuropäischen Parteien, in: PVS, H.6, 1965, S. 20-41.   28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Basis- und Überblicksliteratur (weitere Literaturhinweise am Ende der jeweiligen Themenblöcke der Vorlesung)   Korte, Karl-Rudolf: Wahlen in der Bundesrepublik Deutschland, 4. Aufl. Bonn 2003. Korte, Karl-Rudolf/Fröhlich, Manuel: Politik und Regieren in Deutschland, Paderborn u.a. 2004 (UTB-Buch erscheint im Juni). Lipset, Seymour Martin/Stein, Rokkan: Cleavage Structures, Party Systems and voter Alignments: An Introduction, in: Dies. (Hrsg.), Party Systems and Voter Alignments, New York, No.1 1967, S. 1-64. Mair, Peter u.a.(Hrsg.): Parteien auf komplexen Wählermärkten. Reaktionsstrategien politischer Parteien in Westeuropa, Wien 1999. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Basis- und Überblicksliteratur (weitere Literaturhinweise am Ende der jeweiligen Themenblöcke der Vorlesung)   Michels, Robert: Zur Soziologie des Parteiwesens in der Demokratie, Stuttgart 1911. Mintzel, Alf: Die Volkspartei. Typus und Wirklichkeit, Opladen 1984. Niclauß, Karlheinz: Das Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland, 2. Aufl. Paderborn 2002. Nohlen, Dieter: Wahlrecht und Parteiensystem, 3. Aufl. Opladen 2000. Panebianco, Angelo: Political Parties. Organization and Power, Cambridge 1988. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Basis- und Überblicksliteratur (weitere Literaturhinweise am Ende der jeweiligen Themenblöcke der Vorlesung)   Poguntke, Thomas: Parteiorganisation im Wandel. Gesellschaftliche Verankerung und organisatorische Anpassung im europäischen Vergleich, Opladen 2000. Sartori, Giovanni: Parties and Party Systems, Cambridge 1976. Walter, Franz/Dürr, Tobias: Die Heimatlosigkeit der Macht. Wie die Politik in Deutschland ihren Boden verlor, Berlin 1999. Wiesendahl, Elmar: Parteien in Perspektive, Opladen 1998. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Leitthese Kapitel 1: Einordnung Parteien sind professionelle Machterwerbs-organisationen und Problemlösungsagenturen. Macht- und Sachfragen sind untrennbar miteinander verflochten. Volksparteien sind die fortschrittlichste Organisationsform politischer Willensbildung in einer Demokratie. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Leitthese Kapitel 2: Parteisysteme Parteisysteme spiegeln in freiheitlichen Demokratien gesellschaftliche Grundkonflikte wider. Erfolgreich ist diejenige Partei, die die Kraft besitzt, einem gesellschaftlich bedeutenden Konflikt politisch Ausdruck zu verleihen. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Leitthese Kapitel 3: Innenansichten der Parteien Parteien sind lose verkoppelte Anarchien. Ein filigranes Machtmobile erfordert von den Parteifunktionären tägliche Integrations-leistung und Mehrheitsbildung. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Leitthese Kapitel 4: Parteien im politischen System Die Bundesrepublik Deutschland ist eine Parteiendemokratie. Für die demokratische Willensbildung sind Parteien unverzichtbar, für den Wahlakt unersetzbar, für die Regierungspraxis essentiell. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Leitthese Kapitel 5: Parteien auf komplexen Wählermärkten I Parteien orientieren sich professionell am Marktgeschehen. In der Mediendemokratie haben sich ihre Strukturen präsidentialisiert. Parteien sind durch die Marktorientierung extrem gegenwartsfixiert. Ihre Zukunftsfähigkeit leidet darunter.   28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Leitthese Kapitel 5: Parteien auf komplexen Wählermärkten II Die Einstellung der Bevölkerung gegenüber den Parteien hat sich zeitgleich dramatisch verschlechtert. Der Repräsentationselite begegnen viele häufig mit offener Verachtung. Ein Missverhältnis zwischen allgemeinem Machtanspruch und der sozialen Basis breitet sich aus. Damit Demokratie nicht erstarrt, fordern viele das Monopol der Parteien aufzubrechen.   28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Leitthese Kapitel 6: Reformanstrengungen Die Parteien werden basislos und pflegebedürftig. Bei anhaltendem Trend sind sie langfristig nicht mehr kampagnenfähig. Die Reformüberlegungen tendieren in drei Richtungen: plebiszitär (Alle Macht dem Volke!), basisdemokratisch (Alle Macht den Mitgliedern!), elitär (Alle Macht den Funktionären!).   28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Kapitel 1 - Einordnung 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Gliederung a) Parteienforschung b) Definition, Begriff: Partei und Parteiensysteme c) Klassifizierung d) Entstehung/Genese e) Einbindung in Verfassungs- und Rechtssystem f) Funktionen g) Entwicklungstypologie (Volkspartei) h) Parteienstaat - Parteiendemokratie    i) Spezial-Literatur Kapitel 1 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

a) Parteienforschung Zentrales Forschungsfeld der Polikwissenschaft Empirische Parteienforschung: - Partei als Organisation (Institutionalismus; Parteitypus; Programmatik); - Partei in der Regierungsverantwortung (Regierungsforschung/Steuern/Führen); - Partei im Elektorat (Wahlforschung/Beziehung zur Gesellschaft) 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

b) Definition: Partei und Parteiensysteme Partei: Dauerhafte Vereinigung von Bürgern, die bestrebt sind, auf dem Weg über Wahlen Einfluss zu nehmen. Hingegen: Parteien s y s t e m forschung Richtet Aufmerksamkeit auf die Gesamtheit der Parteien in einem System (Struktur, Entwicklung,Beziehungen) 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Begriff Parteisystem: Gesamtheit der in einem politischen System agierenden Parteien und Struktur ihrer wechselseitigen Beziehungen Quelle: http://www.karl-rudolf-korte.de/lerneinheit1/le365st4362.htm 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

c) Klassifizierung Parteientypen Klassifikationsmerkmal Parteitypen Struktur der Mitglieder und Wähler Interessenpartei, Klassenpartei Volkspartei Soziale Herkunft der Wähler Arbeiterpartei, Bauernpartei Mittelstandspartei Organisationsstruktur Honoratiorenpartei, Kaderpartei, Massenpartei, Kartellpartei Gesellschaftliche Ziele Wählermaximierung., Ämtermaximierung-, Policy orientierte Partei Politisch-ideologische rechtsextreme, konservative, christliche, liberale, grüne, sozialistische, sozialdemokratische, kommunistische Parteien Einzugsbereich Volks- und Interessenpartei Stellung zum politischen System Systemkonforme (z.B. SPD, CDU) und Systemfeindliche Parteien (z.B. NPD, KPD) Grad der Institutionalisierung Etablierte und nichtetablierte Parteien Herrschaftsanspruch Demokratische, autoritäre und totalitäre bzw. Staats- und Einheitsparteien 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

d) Entstehung/Genese Das moderne Parteiwesen hat sich parallel zur Demokratisierung und zur Parlamentarisierung (Ausbildung des Wahlrechts) entwickelt. 19. Jahrhundert: Clubs, Komitees, Faktionen, Honoratiorenparteien Erweiterung des Wahlrechts/Partizipation: erste Massenparteien mit Unterstützung intermediärer Organisationen (z.B. SPD, Zentrum im Kaiserreich). 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Entstehung/Genese Typus des Berufspolitikers Modernisierungsprozesse: Pluralisierung von Lebensstilen; Säkularisierung; Dienstleistungsgesellschaften Volkspartei Von der Ideologie zum Markt seit den 50er Jahren: von der Weltanschauungspartei zur wählerorientierten Konkurrenzpartei. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

e) Einbindung in Verfassungs- und Rechtssystem Die Parteien haben eine herausgehobene Stellung im Art. 21 GG Für die demokratische Willensbildung sind die Parteien unverzichtbar, für den Wahlakt unersetzbar, für die Regierungspraxis essentiell. Parteienprivileg! 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Einbindung in Verfassungs- und Rechtssystem Artikel 21 [Parteien] (1) Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. Ihre Gründung ist frei. Ihre innere Ordnung muss demokratischen Grundsätzen entsprechen. Sie müssen über die Herkunft und Verwendung ihrer Mittel sowie über ihr Vermögen öffentlich Rechenschaft ablegen. (2) Parteien, die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden, sind verfassungswidrig. Über die Frage der Verfassungswidrigkeit entscheidet das Bundesverfassungsgericht. (3) Das Nähere regeln Bundesgesetze. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Einbindung in Verfassungs- und Rechtssystem In Art. 2 Abs. 1 des Parteiengesetzes heißt es: "Parteien sind Vereinigungen von Bürgern, die dauernd oder für längere Zeit für den Bereich des Bundes oder eines Landes auf die politische Willensbildung Einfluß nehmen und an der Vertretung des Volkes im Deutschen Bundestag oder einem Landtag mitwirken wollen, wenn sie nach dem Gesamtbild der tatsächlichen Verhältnisse, insbesondere nach Umfang und Festigkeit ihrer Organisation, nach der Zahl ihrer Mitglieder und nach ihrem Hervortreten in der Öffentlichkeit, eine ausreichende Gewähr für die Ernsthaftigkeit dieser Zielsetzung bieten. Mitglieder einer Partei können nur natürliche Personen sein." 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

f) Funktionen Funktion Erläuterung 28.12.2004 Personalstruktur Auswahl der Personen zur Besetzung politischer Ämter (Übernahme politischer Verantwortung) Interessenselektion Auswahl von Vermittlungsagenturen Interessen zwischen Interessen- gesellschaftlichem und vertretung Interessen- Zusammenfassung politischem System aggregation bzw. Bündelung von Interessen Interessen- Äußerung von artikulation Interessen und Einspeisung in das politische System Programmfunktion Integration verschiedener Interessen zu einem Gesamtprogramm Partizipation Bereitstellung konventioneller Verbindungen zwischen Bürgern und politischem System; Kommunikation und Verbesserung der Informationsflüsse zwischen Bürger und Staat Legitimation und Integration Verankerung der politischen Ordnung im Bewusstsein der Bürger und der gesellschaftlichen Kräfte Quelle: Schreyer/Schwarzmeier: Grundkurs Politikwissenschaft, Wiesbaden 2000, S. 125. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Funktion von Parteien im Einzelnen Fast man die politikwissenschaftliche Literatur zum Funktionskatalog von politischen Parteien zusammen, ergeben sich folgende Aufgaben: Personalrekrutierung: Parteien wählen Personen aus und präsentieren sie bei Wahlen zur Besetzung politischer Ämter. Interessenartikulation: Parteien formulieren öffentliche Erwartungen und Forderungen gesellschaftlicher Gruppen und Kräfte an das politische System. Programmfunktion: Parteien integrieren unterschiedliche Interessen in eine Gesamtvorstellung von Politik, in ein politisches Programm, für das sie um Zustimmung und um Mehrheit werben. Partizipationsfunktion: Parteien stellen eine Verbindung her zwischen Bürgern und politischem System; sie ermöglichen politische Beteiligung von einzelnen und Gruppen mit Aussicht auf Erfolg. Legitimationsfunktion: Indem Parteien die Verbindung herstellen zwischen Bürgern, gesellschaftlichen Gruppen und dem politischen System, tragen sie zur Verankerung der politischen Ordnung im Bewußtsein der Bürger und bei den gesellschaftlichen Kräften bei." (Sutor 1994, S. 146) Quelle: http://www.karl-rudolf-korte.de/lerneinheit1/le365st4362.htm 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Funktionen: Harmel/Janda 1994 -Vote-seeking: Streben nach Wählerstimmen -Office-seeking: Streben nach politischen Ämtern -Policy-seeking: Streben nach Umsetzung der Programmatik in Problemlösungen -Democracy-seeking: Streben nach hoher Mitgliederbeteiligung, Optimierung der innerparteilichen Demokratie 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

g) Entwicklungstypologie Merkmale des Volksparteienkonzeptes Funktionale Kriterien Volkspartei- konzept Strukturelle Merkmale „entideologiertes“ Programm Weitere Begriffe: Demokratische Struktur des Parteiensystems • Interner Ausgleich Verschiedener Interessenlagen • Soziale Heterogenität der Wählerschaft • Stimmungsmaximierungs- prinzip • „catch-all-party“ Oder „Allerweltsparteien“ (Kirchheimer) • „multi-policy-party“ (Downs) • starker Parteiapparat und starke Parteiführung • differenzierte Organisation • untergeordnete Rolle des einzelnen Mitglieds 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

h) Parteienstaat - Parteiendemokratie Parteienstaat (Gerhard Leibholz 1967): Eine rationalisierte Erscheinungsform der plebiszitären Demokratie im modernen Flächenstaat; Parlament mit gebundenen Parteibeauftragten! Parteiendemokratie: Parteien spielen eine bedeutende Rolle für die pol. Willensbildung und Entscheidungsfindung (Repräsentation). 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Parteienstaat - Parteiendemokratie Repräsentation: Das Sichtvergegenwärtigen von Nichtgegenwärtigem (Pitkin ) Gleichzeitig: ein Prinzip/Technik zur Ausübung von Macht, wobei die Ausübung der politischen Macht auf die Zustimmung der Regierten zu gründen ist. Bedingung: Mandatsträger müssen im voraus Auftrag und Vollmacht erhalten. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

i) Spezial-Literatur zu Kapitel 1 Alle einführenden Werke! Speziell: Robert Harmel/Kenneth Janda: An integrated theory of party goals and party change, in: Journal of Theoretical politics 1994, No. 6, S. 259-287. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Kapitel 2 - Parteiensysteme 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Gliederung a) Begriff und Typologien (institutionelle und soziokulturelle Veränderungen) b) Wandel/Phasen des deutschen Parteiensystems    c) Spezial-Literatur zu Kapitel 2 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

a) Begriff und Typologien (institutionelle und soziokulturelle Veränderungen) Wie entstehen Parteisysteme? Wie lassen sich Parteisysteme erklären? - Institutionelle Erklärungsmuster (quantitativ) - Soziokulturelle Erklärungsmuster (qualitativ/cleavage) 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Parteisystem Definition Gesamtheit der in einem politischen System agierenden Parteien und Struktur ihrer wechselseitigen Beziehungen. Beim institutionellen Erklärungsansatz sind untersuchbar: a. Zahl der Parteien b.Größenverhältnisse c. ideologische Entfernungsbeziehung d. Interaktionsmuster e. Beziehung zur Gesellschaft f. Stellung zum politischen System Wie kommt es zur Vielfalt von Parteiensystemen? Wie ist erklärbar, daß es überall sogenannte linke bzw. rechte Parteien gibt? 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Institutionelle Erklärungen Die ältere Parteienforschung (institutionalistisch) erklärte relativ mechanisch die Formierung von Parteiensystemen mit der Wirkung von Wahlsystemen. Dies ist jedoch als monokausale Aussage äußert fragwürdig. Denn auch ein relatives Mehrheitswahlrecht verhindert beispielsweise nicht immer die Fragmentierung des Parteiensystems, wie Kanada zeigt. Ebenso können auch Verhältniswahlsysteme durchaus zu überschaubaren Parteiensystemen (2 Lager) wie in Deutschland führen. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Typologien von Parteisystemen Zwei Typologien sollen vorgestellt werden: Giovanni Sartori: „Parties and Party Systems“, Cambridge 1976 Klaus von Beyme: „Parteien in westlichen Demokratien“, München 1984 Anders als bei Duverger ("Le partis politique" Paris 1951) oder Hermens, die institutionelle, numerische Variablen in den Mittelpunkt rückten, fragte Sartori nach den Prozessen der Regierungsbildung. Parteisysteme formieren sich danach durch spezifische Prozesse der Regierungsbildung. In drei Richtungen wirkt sich das aus: 1. Fragmentierung Je mehr Parteien in seinem System, desto fragmentierter ist das politische System. 2. Polarisierung Wie weit unterscheiden sich die Parteien von einer gedachten Mitte? 3. Innere Dynamik Wie weit bewegen sich die Parteien auf die Mitte zu bzw. von der Mitte weg? Quelle: http://www.karl-rudolf-korte.de/ lerneinheit1/le365st4362.htm 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Typologien von Parteisystemen Klaus von Beyme differenziert in Anlehnung an Sartori folgendermaßen seine Parteiensystem-Typologie: 1. Zweiparteiensysteme mit alternierender Regierung (USA) 2. Gemäßigter Pluralismus - mit alternierenden Flügelparteien möglichst ohne Koalition (Großbritannien) - alternierende Flügelparteien mit dauerhaftem Koalitionspartner (Bundesrepublik Deutschland) - gemäßigter Pluralismus mit Koalitionen der Mitte oder großen Koalitionen (Österreich bis Ende 1999, Schweiz) 3. Polarisierter Pluralismus - mit Fundamentalopposition, die die Mitte zerreibt (Weimarer Republik) - Abschwächende zentrifugale Wirkungen der Fundamentalopposition (Israel, Italien) 4. System einer hegemonialen Partei im polarisierten Pluralismus (Japan) Quelle: http://www.karl-rudolf-korte.de/ lerneinheit1/le365st4362.htm 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Parteiensystem/Fragmentierung Parteiensystem/    Polarisierungs-   Dynamik Fragmentierung grad Zweiparteiensystem     null      zentripetal Mehrparteiensystem     gering   zentripetal Vielparteiensystem     stark     zentrifugal Nohlen, Dieter: Wahlrecht und Parteiensystem. 3. Aufl., 2000, S. 66 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Deutschland: Ein gemäßigt bipolares Parteiensystem 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Parteien in den USA Wählerkoalition (party in the electorate) Die Parteien in den USA sind in vielerlei Hinsicht absolut unterschiedlich im Vergleich zu den europäischen Parteien. Drei Bedeutungen: Wählerkoalition (party in the electorate) Party in congress Party as organization Besonderheiten: Zweiparteiensystem: Republikaner - Demokraten; (Herrschaftsbestellungsfunktion und relatives Mehrheitswahlrecht); Patronageparteien (von Beginn an praktisches Verhaltensmuster zur Besetzung aller Staatsämter), locker organisierte Interessenverbände, Wahlkartelle; Für konfessionelle Weltanschauungsparteien nach europäischem Muster war ebensowenig wie für ideologisch-doktrinäre Gruppierungen Raum in einem Gemeinwesen, das zwischen Kirche und Staat strikt trennte und dem der politische und wirtschaftliche Liberalismus als selbstverständlich-naturgewolltes Prinzip des öffentlichen Lebens galt. Ebensowenig konnten sich Klassenparteien auf Dauer in einem gesellschaftlichen Umfeld behaupten, das ständische Strukturen überwunden hatte, die Chance der Startgleichheit für jedermann postulierte und durch die offene Grenze im Westen Ausweichmöglichkeiten für den bot, der mit seinen Lebensbedingungen unzufrieden war. Parteien in den USA Quelle: http://www.karl-rudolf-korte.de/lerneinheit1/le365st4362.htm 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Parteien in den USA Besondere Funktionen: Plattform für Wahlkämpfe Bindeglied zwischen den Regierungsteilen (Kongreß ist nach Parteikriterien organisiert) Stärken und Schwächen: auf Bundesebene zersplittert; Regierungssystem ist auf Machtteilung aus; Parteien zentralisieren jedoch die Macht; Vorwahl-System hat Handlungsspielraum extrem eingeschränkt. Parteien in den USA Quelle: http://www.karl-rudolf-korte.de/lerneinheit1/le365st4362.htm 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Parteien in Großbritannien Grundsätze der Staatsordnung Das Westminster-Modell Das Westminster-Modell (Beispiel für autoritatives parlamentarisches Regierungssystem) Typus: repräsentative Demokratie Kombination aus - parlamentarischem Regierungssystem - und relativem Mehrheitswahlsystem Nach Lijphart lassen idealtypisch folgende Kriterien für das Westminister Modell aufstellen: - ungeschriebene Verfassung; - Parlamentssouveränität; - Ein-Parteienregierung (im Wechsel!) auf Grundlage knapper Mehrheiten; - Zweiparteiensystem; - Machtfusion von Exekutive und Parlamentsmehrheit; - Abwählbarkeit der Regierung durch das Parlament; - asymmetrisches Zweikammer-System; - eindimensionales Parteiensystem mit dominanter Konfliktlinie; - relative Mehrheit in Einerwahlkreisen; - zentralistische Staatsorganisation; - strikt repräsentativdemokratische Verfassung Abweichungen von diesem Modell lassen in vielfacher Hinsicht heute in Großbritannien nachweisen. Besonders durch das Devolution Projekt und den Regierungsstil von Blair ist die ursprüngliche Ausprägung des Modells relativiert worden. Quelle: http://www.karl-rudolf-korte.de/lerneinheit1/le365st4362.htm 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Soziokulturelle Erklärungsmuster Parteien sind Ausdruck sozialstruktureller Konfliktlagen (cleavages). Aus der unterschiedlichen Mischung dieser Konfliktlagen lassen sich Parteisysteme erklären. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Erklärungsansätze zur Entwicklung von Parteisystemen Trotz aller wahlrechtlichen und institutionellen Unterschiede in den verschiedenen Ländern finden sich in nahezu allen Parteiensystemen christdemokratische, sozialistische oder sozialdemokratische, liberale und neuerdings auch grüne Parteien mit jeweils eigener Wählerschaft. Seymour M. Lipset und Stein Rokkan entwickelten in ihrer über ein Dutzend Länder berücksichtigenden Untersuchung in den sechziger Jahren ein zweistufiges Modell, mit dessen Hilfe sich die Ausprägungen und auch Veränderungen von Parteiensystemen in ihren Grundzügen erklären lassen. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte Quelle: http://www.karl-rudolf-korte.de/lerneinheit1/le365st4362.htm

Erklärungsansätze zur Entwicklung von Parteisystemen Demnach hängt die Herausbildung der westeuropäischen Parteiensysteme eng mit dem Demokratisierungsprozeß im 19. und 20. Jahrhundert zusammen. Die verschiedenen Länder durchliefen hierbei eine vergleichbare Entwicklung. Idealtypisch betrachtet waren jeweils vier grundlegende Probleme zu bewältigen: erstens das Verhältnis von Zentrum und Peripherie im Zuge der nationalen Staatengründung sowie zweitens der Konflikt zwischen Kirche und weltlicher Macht um die politische und kulturelle Vorherrschaft im neuen Staat, drittens die im Zuge der beginnenden Industrialisierung auseinanderstrebenden Interessen von ländlich-agrarischen und städtisch-handwerklichen Gebieten sowie schließlich viertens die Auseinandersetzungen zwischen Kapital und Arbeit. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte Quelle: http://www.karl-rudolf-korte.de/lerneinheit1/le365st4362.htm

Cleavage Wie und warum entstehen Parteien? Lipset/Rokkan: Für die Entstehung und Veränderung der europäischen Parteiensysteme waren soziale Spannungslinien von großer Bedeutung. Vier grundlegende Konfliktlinien „Cleavages“ verantwortlich: Zentrum/Peripherie Staat/Kirche Stadt/Land Kapital/Arbeit „eingefrorene Konfliktlinien“ ?! Immer verteilungspolitische (Arbeit) Konflikte und wertbezogene (Kultur) 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Konfliktlinien 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Quelle: http://www.karl-rudolf-korte.de/lerneinheit1/le365st4362.htm 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Quelle: http://www.karl-rudolf-korte.de/lerneinheit1/le365st4362.htm 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Erklärungsansätze zur Entwicklung von Parteisystemen In all diesen Fällen koalierten politische Eliten mit den betroffenen und politisierten Bevölkerungsgruppen, um die entsprechenden Interessen mit Nachdruck vertreten zu können. Diese zunächst loseren Verbindungen entwickelten sich zu stabilen Parteiorganisationen und verankerten so die genannten Konfliktlinien ("cleavages") dauerhaft in den nationalen westeuropäischen Parteiensystemen. Liberale, christdemokratische und auch sozialistische Parteien gehen in ihren Wurzeln auf diese tiefgreifenden Auseinandersetzungen zurück. Quelle: http://www.karl-rudolf-korte.de/lerneinheit1/le365st4362.htm 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Erklärungsansätze zur Entwicklung von Parteisystemen Außerdem systematisierten Lipset und Rokkan die Voraussetzungen, unter denen sich neue Gruppen - wie etwa die in den achtziger Jahren aufkommenden ökologischen Parteien - in bestehenden Parteiensystem behaupten können. Ihr Erfolg ist grundsätzlich von vier Faktoren abhängig. Quelle: http://www.karl-rudolf-korte.de/lerneinheit1/le365st4362.htm 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Erklärungsansätze zur Entwicklung von Parteisystemen Vier Schwellen: Legitimationsschwelle Integrationsschwelle Repräsentationsschwelle Mehrheitsschwelle So stellt sich erstens die Frage nach der Legitimität des neuen Protestes und zweitens die nach den politischen Rechten und Möglichkeiten ihrer Träger. Beide Hürden stellen heute zumindest in den westlichen Demokratien für neue Parteien keine besonderen Hindernisse mehr dar. Drittens bleibt zu untersuchen, ob vorhandene Parteien den neuen Protest möglicherweise ihrerseits aufgreifen können und viertens gilt es, das Beharrungsvermögen der etablierten Strukturen in Rechnung zu stellen. Lipset und Rokkan haben mit diesem Ansatz ein Modell entwickelt, das dem Handeln politischer Eliten - ihren Fähigkeiten, politische Projekte zu formulieren und sich dafür dauerhafte Unterstützung von Seiten der Wählerschaft zu sichern - sowie auch der Bereitschaft der Bevölkerung zur aktiven politischen Teilnahme und Auseinandersetzung für die Ausprägung und Veränderung von Parteiensystemen einen hohen Stellenwert beimißt. Quelle: http://www.karl-rudolf-korte.de/lerneinheit1/le365st4362.htm 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Erklärungsansätze zur Entwicklung von Parteisystemen Dominant sind noch immer der Klassenkonflikt sowie der konfessionelle Konflikt, wie Beispiele aus den EU-Staaten deutlich zeigen. Fraglich bleibt, ob auch ein sogenanntes Postmaterialismus Cleavages seit den 80er Jahren hinzugekommen ist. Mit dem Postmaterialismus-Cleavages wird die Veränderung der Parteienlandschaft seit den 70er Jahren durch kulturelle Erklärungsmuster versucht zu interpretieren. Ronald Inglehart arbeitete die Bedeutung von kulturellen Konflikten, den Wertekonflikten, heraus. Konflikte sind demnach nicht sozialstrukturelle oder Interessenkonflikte, sondern kulturelle Konflikte zwischen Postmaterialisten (Erfüllung sozialer Bedürfnisse; Zugehörigkeit, Achtung, Selbstverwirklichung) und Materialisten (Pflicht- und Akzeptanzwerte, Sicherheitsbedürfnis). Quelle: http://www.karl-rudolf-korte.de/lerneinheit1/le365st4362.htm 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Neue Cleavages durch Wertewandel? Ronald Inglehart: The Silent Revolution 1977 Neues cleavage: Postmaterialismus gegen Materialismus Postmaterialismus: Erfüllung sozialer, nicht materieller Bedürfnisse Neues Cleavage?? Eher auch ein Ergebnis von ökonomischen Verteilungskämpfen (neue Berufsgruppen, Dienstleistungsgesellschaft etc.) ?? 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

b) Wandel/Phasen des deutschen Parteiensystems -Kontinuität und Neubeginn 1945-51: 12 Parteien im Bundestag! -Konzentration 1952-61: Aufsaugen kleinerer Parteien durch die Union, Anwachsen der SPD -Stabiles Zweieinhalb-Parteiensystem 1961-83: CDU/CSU, FDP, SPD; nur noch zwei Konfliktdimensionen abgebildet; Volksparteien:Mitte-Orientiertheit; Koalitionswechsel FDP 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

b) Wandel/Phasen des deutschen Parteiensystems Zwei-Parteigruppen-System (seit 1983) und Regionalsystem Ost (ab 1990): Einzug der Grünen; Schwächung der etablierten Volksparteien; neue Konfliktlinien?; neue Koalitionsoptionen; Transformation des Parteiensystems West auf Ost mit einer Ausnahme: PDS 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Entwicklung des bundesdeutschen Parteiensystems I Gemäßigt bipolares Parteiensystem große Pole von Volksparteien CDU/CSU und SPD : Drift zur Mitte Seit 1983 Einzug der Grünen in Bundestag: Zwei-Parteigruppen-System (Zwei Blöcke-System) Union/FDP vs. SPD/Grüne 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Entwicklung des bundesdeutschen Parteiensystems II Seit 1990: Zwei-Parteigruppen-System erhalten geblieben zusätzlich: regionales Dreiparteiensystem in neuen Bundesländern (PDS) aber: Parteienwettbewerb ist in neuen Bundesländern anders strukturiert (Wählerbindung, cleavages) 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

CDU/ CSU SPD Die 50er Jahre Die 90er Jahre bis heute: Dominanz einer Partei: CDU/CSU CDU/ CSU SPD FDP Die Liberalen überleben als Kleiner Koalitionspartner Die SPD bleibt im 30% - Turm Kleinere Parteien verschwinden oder fusionieren mit den Großen Merkmal: „Konzeptionelle Stetigkeit & politische Stabilität“ Die 60er/70er/80er Jahre Symmetrisches Drei-Parteiensystem: Ungefähres Gleichgewicht der großen Parteien – Folge: politischer „Zentrismus“ Die FDP ist zu beiden Seiten koalitionsfähig und Entscheidet über die Regierungszusammensetzung Die 90er Jahre bis heute: Asymmetrisches (Fünf-)Parteiensystem: Keine Mehrheit garantiert Die Wahlentscheidung garantiert nicht die gewünschte Regierungsbildung B90/ Grüne PDS Die SPD ist multi-koalitionsfähig PDS und Grüne haben nur eine Option FDP und CDU/CSU haben zwei Optionen 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Entwicklung des Bundesdeutschen Parteiensystems Konsequenzen der Asymmetrie: Regierungsfähige parlamentarische Mehrheiten werden schwieriger zu beschaffen sein. Mehrheitsbildung ist vom Wähler schlechter zu steuern. (Koalitionsaussage/Regierungswahlen?) Quelle: http://www.karl-rudolf-korte.de/lerneinheit1/le365st4362.htm 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

c) Spezialliteratur zu Kapitel 2 Eith, Ulrich/Gerd Mielke (Hrsg.): Gesellschaftliche Konflikte und Parteiensysteme, Wiesbaden 2001. Kielmansegg, Peter Graf: Mehrheiten sind nie mehr garantiert, in: FAZ v. 23.8.2002. Nohlen, Dieter: Wahlrecht und Parteiensystem,3. Aufl. Opladen 2000. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Kapitel 3 - Innenansichten der Parteien 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Gliederung: Organisation Mitglieder Innerparteiliche Demokratie/Partizipation Machtgefüge Finanzierung Spezial-Literatur zu Kapitel 3 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

a. Organisation Parteien als Organisationen   Parteien als Organisationen „Ihre innere Ordnung muss demokratischen Grundsätzen entsprechen.“ (GG Art.21) Parteiengesetz §§ 6 bis 16: Vertikaler Aufbau Funktionaler Aufbau Regionaler Aufbau Grundrechte der Mitglieder 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

a. Organisation Externe Bedingungen: Transparenz Kandidatenaufstellung 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vierstufiger Aufbau der Parteien: Ortsebene Kreisebene Landesebene Bundesebene Pötzsch, Horst: Die Deutsche Demokratie, Bonn 2003. S. 38 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

SPD: Organisationsstruktur Präsidium PV wählt das Präsidium aus seiner Mitte Kontroll- kommission Bundesschieds- kommission Parteirat muss vor wichtigen Beschlüssen des Parteivorstandes gehört werden Parteivorstand kontrolliert wählt wählt wählt Parteirat Bundesparteitag 20 Bezirks und Landesverbände Bezirks-/ Landesparteitag entsenden VertreterInnen entsenden 480 Delegierte 350 Unterbezirke und Kreisverbände Unterbezirks- parteitag entsendet Delegierte entsendet Delegierte Rund 12.500 Ortsvereine Mitglieder- versammlung Rund 630.000 SPD - Mitglieder (Eigene Darstellung: Quelle: http://www.spd.de/servlet/PB/ menu/1009931/index.html) 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Bündnis 90/Die Grünen: Parteiaufbau Bundesvor-stand Länderrat Bundesschieds- gerichts Bundesrechnungs-prüferInnen Entsendet Delegierte Delegierte aus den Landtagsfraktionen, Bundestagsfraktion, Europaparlament und Bundesarbeitsge-meinschaften berät wählt wählt wählt Parteirat wählt Bundesversammlung (Bundesdelegiertenkonferenz) Bundesfrauenrat Bundesfinanzrat Bundesarbeitsge- meinschaften Landesarbeits- gemeinschaften wählt Entsendet Delegierte 750 Delegierte/ gewählt durch die Kreisverbände Landesverbände / Mitgliederversammlungen Kreis- und Ortsverbände / Mitgliederversammlung Mitglieder 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte Quelle:http://www.gruene-partei.de/rsvgn/rs_rubrik/0,,767,00.htm

CDU: Organisationsstruktur Bundesgeschäftsstelle Bundesvorstand Präsidium Parteigericht Bund/Land/Kreis Bundesausschuß Bundesparteitag Landesparteitage 17 Landesverbände Landesvorstände Kreisparteitage 732 Kreisverbände Kreisvorstände ca. 11.800 Stadt-/Gemeindeverbände, Stadtbezirks- u. Ortsverbände Rund 580.000 CDU Mitglieder* (Eigene Darstellung; *Zahl aus dem Jahr 2003/Quelle: http://www.cdu.de/) 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Parteien als Organisationen in der Parteiensoziologie Festgefügte dauerhafte Organisationsform; Aufbau eines organisatorischen Apparates: Ziel oder Zweck?   Robert Michels „Soziologie des Parteiwesens“ 1911 „ehernes Gesetz der Oligarchie“ (kleine Gruppe übt Herrschaft aus) Trennung von Parteiführung und Parteimitgliedern 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Parteien als Organisationen in der Parteien-soziologie Moisei Ostrogorski „Democracy and the Organiszation of Political Parties“ 1902; Parteiorganisationen denken nur an den eigenen Nutzen: Gemeinwohl wird zu wenig beachtet. Auswege: Neue soziale Bewegungen, Bürgerinitiativen, Ausserparlamentarische Opposition, plebiszitäre Ergänzungen, primaries ?? Ergänzungen zu diesen Fragen werden beim Unterkapitel „Machtgefüge“ erneut aufgegriffen! 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Der Parteiapparat: Größe des Apparates besagt nichts über den machtpolitischen Einfluss!   SPD unter Müntefering mit neuem Bundesgeschäftsführer Rollenverteilung: Vorsitzender, Bundesgeschäftsführer, Generalsekretär 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

CDU Parteiapparat Niclauß, Karlheinz: Das Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland., 2. Aufl., Paderborn u.a., S. 167. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

SPD Parteiapparat Parteivorsitzende/r Eigene Darstellung Stellv.Vorsitzende/r Stellv.Vorsitzende/r Stellv.Vorsitzende/r Stellv.Vorsitzende/r Stellv.Vorsitzende/r SchatzmeisterIn GeneralsekretärIn Revision I Revision II Bundesgeschäfts- führerIn Planungsstab Abteilung I Parteileben/ Parteiorganisation Abteilung II Zielgruppen Abteilung III Internationale Politik Abteilung IV Kommunikation Abteilung V Presse/ Interne Medien Abteilung VI Finanzen/ Vermögens- Verwaltung Eigene Darstellung 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

b. Mitglieder Rund 4 Prozent der Wahlberechtigten sind Mitglied in einer Partei in Deutschland.    Nicht repräsentativ: Altersaufbau Verteilung Frauen und Männer Berufsgruppen Bildungsgrad “Aderlass” Nachwuchskrise und Überalterung 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Pötzsch, Horst: Die Deutsche Demokratie, Bonn 2003. S. 39 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Wiesendahl, Elmar: Parteiendemokratie in der Krise? Das Ende der Mitgliederparteien. In: Manuela Glaab (Hrsg.): Impulse für eine neue Parteiendemokratie : Analysen zu Krise und Reform, München 2003. S. 15-18. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Wiesendahl, Elmar: Parteiendemokratie in der Krise? Das Ende der Mitgliederparteien. In: Manuela Glaab (Hrsg.): Impulse für eine neue Parteiendemokratie : Analysen zu Krise und Reform, München 2003. S. 15-18 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Wiesendahl, Elmar: Parteiendemokratie in der Krise? Das Ende der Mitgliederparteien. In: Manuela Glaab (Hrsg.): Impulse für eine neue Parteiendemokratie : Analysen zu Krise und Reform, München 2003. S. 15-18 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Wiesendahl, Elmar: Parteiendemokratie in der Krise? Das Ende der Mitgliederparteien. In: Manuela Glaab (Hrsg.): Impulse für eine neue Parteiendemokratie : Analysen zu Krise und Reform, München 2003. S. 15-18 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Wiesendahl, Elmar: Parteiendemokratie in der Krise? Das Ende der Mitgliederparteien. In: Manuela Glaab (Hrsg.): Impulse für eine neue Parteiendemokratie : Analysen zu Krise und Reform, München 2003. S. 15-18 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Wiesendahl, Elmar: Parteiendemokratie in der Krise? Das Ende der Mitgliederparteien. In: Manuela Glaab (Hrsg.): Impulse für eine neue Parteiendemokratie : Analysen zu Krise und Reform, München 2003. S. 15-18 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Niedermayer, Oskar: Parteimitgliedschaften im Jahre 2002. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen (ZParl), Heft 2/2003, S. 283. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Niedermayer, Oskar: Parteimitgliedschaften im Jahre 2002. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen (ZParl), Heft 2/2003, S. 286. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Niedermayer, Oskar: Parteimitgliedschaften im Jahre 2002. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen (ZParl), Heft 2/2003, S. 287. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Niedermayer, Oskar: Parteimitgliedschaften im Jahre 2002. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen (ZParl), Heft 2/2003, S. 288. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Niedermayer, Oskar: Parteimitgliedschaften im Jahre 2002. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen (ZParl), Heft 2/2003, S. 288. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Der Teufelskreis des Parteimitgliederschwunds ausbleibender Mitglieder- nachwuchs unattraktiver Parteibeitritt schrumpfender Jungmitglieder- anteil überalternde Parteimitglied-schaft Wiesendahl, Elmar: Parteiendemokratie in der Krise? Das Ende der Mitgliederparteien. In: Manuela Glaab (Hrsg.): Impulse für eine neue Parteiendemokratie : Analysen zu Krise und Reform, München 2003. S. 15-18 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorfeldorganisationen Parteistiftungen Fazit: Repräsentationslücke, entkoppelte Parteiendemokratie, basislos, gegenwartsfixiert, anfällig für Populismus Mitgliederpyramide: Einfaches Mitglied Ehrenamtlich Aktive Hauptamtlich Aktive Mandatsträger Vorfeldorganisationen Parteistiftungen 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

c. Innerparteiliche Demokratie/ Partizipation   Begriff für Strukturen und Prozesse im Innern der Parteien Normativ zwei Ausrichtungen: Ökonomische Theorie der Demokratie: Effizienz und Flexibilität der Führungspersonen sind wichtig; Großorganisationen behindern das eher; Demokratie- und Effizienznorm O d e r 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

  Pluralistische, komplexe Demokratietheorie: repräsentative, zugangsoffene und durch Wahlen legitimierte pluralistische innerparteilicheEliteherrschaft, bei der die Mitglieder weitgehend von der Politikformulierung ausgeschlossen sind. O d e r Basisdemokratisch: strikte Beteiligung der Basis an allen innerparteilichen Willensbildungsprozessen 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Das fiktive Modell des Aktivbürgers! Mitgliederprofile/Motive/Typen (Dittberner 2004, S. 98ff): Die Erfahrung der ersten Mitgliederversammlung (Stimmungsbericht) Karrieristen Moralisten Vereinsmenschen Ewige Basisvertreter Realisten Zahler Öffentliche Mitglieder Schattenmitglieder   28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Hauptamtlich Aktive/Funktionäre Basisvorstände Empirische Befunde zu den Bindungsmotiven von Parteimitgliedern: (Niedermayer in: Gabriel 2001) Gemeint ist die Bindung der Mitglieder nicht der Kontext des Wählens! 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vielschichtig, mehrdimensional, Kombination; Motive: Vielschichtig, mehrdimensional, Kombination;   Bindungsmotive verändern sich im Verlauf der Mitgliedschaft; Dominanz normativer und politischer Bindungsmotive im Westen sowie einer geringeren Bedeutung affektiver Motive; materielle Motive bilden das Schlusslicht; 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Im Osten dominieren eher weltanschaulich-ideologische Gründe (bei CDU/FDP); bei SPD und Gründen eher politisch-instrumentelle Motive;   Langfristige Veränderungen der Motive: Verschiebung in Richtung politisch-instrumenteller Motive 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Niedermayer 2001, S. 310: „Die Sicht der Partei als politischer Lebensgemeinschaft, in der man sich gesinnungs- und gefühlsmäßig aufgehoben fühlt, verliert zu Gunsten einer instrumentellen Sicht der Partei als politischer Zweckorganisation an Bedeutung.“ Das hat Auswirkungen auf Partizipation und innerparteiliche Willensbildung!   CDU als „Familie“ SPD als „Verein“ 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Rekrutierung von Mitgliedern (vgl. Dittberner 2004S. 119ff):   Die „Ochsentour“ Die Quereinsteiger: Fakultative Quereinsteiger Regionale Quereinsteiger Parteipolitische Quereinsteiger Systemische Quereinsteiger Professionelle Quereinsteiger 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Erfolg und Misserfolg entscheiden sich vorher Oberstes Organ Parteitage als Verbindungsglied zwischen Organisation, Mitgliedschaft und innerparteilicher Demokratie: Stimmungsbild Erfolg und Misserfolg entscheiden sich vorher Oberstes Organ Professionell, harmonisch, perfekt inszeniert Mediendemokratie verändert die politische Kommunikationsstrukturen (früher einwöchige Parteitage! ohne Phönix) Tendenz zur indirekten, medienvermittelten Kommunikation      28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Das Pfadmodell innerparteilicher Partizipation Hallermann, Andreas: Partizipation in politischen Parteien. Vergleich von fünf Parteien in Thüringen. Jenaer Beiträge zur Politikwissenschaft, Bd. 8., Jena 2003, S.125. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

d. Machtgefüge   Kann man von der Organisation der Parteien und der Mitgliederstruktur auf das Machtgefüge schließen? Wie sieht das interne Machtgefüge der Parteien aus? Die traditionelle Organisationsforschung tendiert entweder dahin, die Oligarchisierungtendenzen zu betonen oder die Parteien als relativ homogene Gebilde zu charakterisieren. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Politische Rationalität: Neuere Ansätze: formelle Hierarchie in den Parteien wird anerkannt, aber nicht gleichgesetzt mit dem Machtgefüge. Formelle Hierarchie der Parteivorsitzenden nutzt wenig angesichts informeller Netzwerke. Politische Rationalität: Kernkompetenz von Politikern: integrierend Mehrheiten zu organisieren. Politik ist Tagesintegrationswerk. Mehrheiten schmieden und Wiederwahl absichern, sind die Schlüsselvariablen für politischen Machterwerb und Machterhalt. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Unterschiedliche Organisationsrationalitäten kennzeichnen den politischen und den ökonomischen Bereich. Politische Rationalität (z.B. in Parteien) steht damit im Gegensatz zur ökonomischen Rationalität (z.B. in Unternehmen) (dazu Korte/Fröhlich 2004 Kap.4; Lösche/Walter 1992: 196): 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

unterschiedliche Legitimationsbasis, innerparteiliche Partizipation als Demokratiegebot differenzierte öffentliche Exponiertheit, Erwählte in der Wirtschaft Gewählte in der Politik Heterogene Polyarchie in der Partei Hierarchische Macht- und Steuerungszentralisierung in Unternehmen Nur geliehene Loyalitäten in der Politik 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Organisationsziel ist keineswegs eindeutig festgelegt bei Parteien. i.d.R. effiziente, hierarchieorientierte Entscheidungsfindung in Wirtschaft, hingegen in der Politik: improvisieren, taktieren, lavieren. „Kunst des Kuhhandels und Flickwerks“; Die Organistationsgrenzen der Parteien sind nach außen hin nicht klar definiert; Organisationsziel ist keineswegs eindeutig festgelegt bei Parteien. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Wirtschaftlichkeit, gemessen an betriebswirtschaftlichen Effizienzkriterien existiert innerhalb der Parteien nicht. Es dominieren in den Parteien informelle Abstimmungsprozesse. Es existiert ein Wildwuchs von Gremien und Entscheidungsstrukturen nebeneinander (Patchwork), fragmentierte Binnenwelten Unfertige, regelungsschwache Parteien gemessen an der Organisationsrationalität von Unternehmen. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

a) Das garbage-can-Modell (March) Modelle, um das Organisations- und Machtgefüge der Parteien zu erklären: a) Das garbage-can-Modell (March) Die Organisation als “Mülleimer”, in die alle Mögliche hineingepackt und abgeworfen werden kann. Alles liegt durcheinander. Bei freiwilliger Mitgliedschaft ist das Modell durchaus vorstellbar, zumal March gegen den Idealtypus einer streng, formalen, hierarchischen Ordnung protestieren wollte. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

b) Lose verkoppelte Anarchie-Modell (March/Olson/Weick/Wiesendahl) Organisierte Anarchie Fragmentierte, lose verkoppelte Anarchie Das bedeutet nicht Abkoppelung, sondern flexible Bindung in einer Organisation, in der die Verpflichtungsfähigkeit der Mitglieder durch die Führung überaus gering ist. Dahinter steht nicht das reine Chaos, sondern eher kompliziert geknüpfte Netzwerke. Es ist ein kompliziertes, professionelles Zusammenspiel zwischen wenigen, strategie-kompetenten Personen an der Spitze. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

c) Stratarchie-Modell (Eldersveld/v. Alemann) Modell der gestuften und geschichteten Herrschaft von pluralen Eliten und Teilgruppen in den Parteien. Keine Gruppe hat die völlige Kontrolle, nicht die Parteiführung über die Basis und nicht umgekehrt (v. Alemann 2000: 146) 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

d) Zwischen Anarchie und Strategie (J. Schmid 2004) Nach außen: Repräsentation von Cleavage (Strategie) und gleichzeitig Pluralisierung/Mediatisierung (Anarchie). Nach innen: Zentralisierung/Parteimanagement (Strategie) und gleichzeitig Mikropolitik/ Interessenkonflikte (Anarchie) 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Im demokratischen Sektor sind Öffentlichkeit, Partizipation, Mehrheitsentscheid legitim und notwendig, im strategischen Bereich dominieren statt dessen Geheimhaltung, interne Beratung und Hierarchie (auch Raschke 2002: S. 223) 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Verschiebung der Machtzentren? (Dieser Gedanke wird nochmals aufgegriffen im Kapitel 5)   Tendenziell kann eine Entmachtung der mittleren Ebene der „Funktionäre“ in den Parteien analysiert werden. Direkte Kommunikation zwischen der Führung und den Mitgliedern über die Medien. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

e. Finanzierung der Parteien und des Parteiensystems Korte, Karl-Rudolf: Wahlen. 4. Aufl., Bonn 2003, S. 123. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

  Die Finanzierung der Parteien ist von Beginn an problematisch gewesen. Sie ist abhängig vom Stellenwert den man den Parteien in der Gesellschaft und im Staat zuweist. Artikel 21 des Grundgesetzes hat den Parteien in Deutschland einen verfassungsrechtlichen Status eingeräumt - nicht zufällig unmittelbar nach dem Artikel 20, der Staatsfundamentalnorm (der Verfassung in Kurzform). Wenn man Parteien als gemeinwohlorientierte Problemlösungsinstanzen einordnet, sollte die Finanzierung gesichert sein. Das Grundgesetz verrät darüber nur sehr wenig. "Sie müssen über die Herkunft und Verwendung ihrer Mittel sowie über ihr Vermögen öffentlich Rechenschaft ablegen." Das hatte Konsequenzen. Denn bis heute ist es ein verfassungsrechtlich höchst umstrittenes Thema, wie die Parteienfinanzierung konkret auszusehen hat. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Drei Grundsätze sind dem Grundgesetz in diesem Kontext zu entnehmen:   Der Grundsatz der Staatsfreiheit, der es dem Staat verwehrt, durch Vergabe von finanziellen Mitteln Einfluss auf die Willensbildung in den Parteien zu nehmen; Der Grundsatz der Chancengleichheit der Parteien, der dem Staat untersagt, durch Regelungen den Wettbewerb der Parteien untereinander zu steuern; Der Grundsatz für die Bürger auf Teilhabe am Prozess der politischen Willensbildung, wobei der Gesetzgeber die steuerliche Begünstigung von Spenden beschränken muss. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Transparenz und Rechenschaft Das Parteiengesetz von 1994 regelt, dass der Präsident des Bundestages, die Höhe der den Parteien zustehenden Mittel jährlich zum 1. Dezember festsetzt. Dies geschieht auf der Grundlage der Rechenschaftsberichte, die die Parteien bis zum 30. September des dem Rechnungsjahr folgenden Jahrs beim Präsidenten des Bundestages einzureichen haben. Diese Rechenschaftsberichte müssen von einem Wirtschaftsprüfer geprüft werden und bestimmten Vorgaben des Parteiengesetzes entsprechen. Sie werden anschließend als Bundestagsdrucksache der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Bundestagspräsident hat zu prüfen, ob die Bericht den Anforderungen des Gesetzes entsprechen. Wenn nicht, dann müssen Zahlungen an die Parteien nicht erfolgen. Unklar bleibt, wenn sich die Unrichtigkeit des Rechenschaftsberichts erst später herausstellt. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Finanzierungsgrundlagen seit 31.01.1994 Einführung einer "absoluten Obergrenze" für den Gesamtumfang der direkten staatlichen Zuwendungen an die Parteien. Überschreiten die rechtlichen Ansprüche der Parteien die Obergrenze, werden sie prozentual entsprechend gekürzt. Mit dieser Kappung wird ein Auswuchern der Zuwendungen verhindert. Seit 3.12.1998 auf 133 Millionen Euro heraufgesetzter Sockelbetrag. Senkung der Publizitätsgrenze für Spenden (Spenden an Partei, aber auch Direktspenden an einzelne Politiker) auf 10.000 Euro pro Jahr. Bei größeren Spenden sind die Spender namentlich in den Rechenschaftsberichten aufzuführen. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Senkung der steuerlichen Begünstigungsgrenze für Spenden und Mitgliedsbeiträge auf 3000 Euro je Person und Jahr. Juristische Personen, Körperschaften (Firmen) erhalten für ihre Spenden keine Steuerbegünstigung. Bindung der staatlichen Zuwendungen an die Wählerzahl als auch an die Spenden- sowie Beitragseinnahmen der Parteien. Eine Wahlkampfkostenerstattung gibt es seit 1994 nicht mehr. Parteien mit über 0,5% der gültigen Stimmen (bei Landtagswahlen 1%) erhalten für jede Listenstimme bei Bundes-, Europa- und Landtagswahlen jährlich 0,85 Euro bis zur nächstfolgenden Wahl; bei den 5 Millionen Stimmen übersteigenden Stimmen reduziert sich die Zahlung auf 0,70 Euro je Stimme. Außerdem erhält jede Partei 0,38 Euro für jeden Beitrags- oder Spendeneuro von Privatpersonen (bis zu 3.300 Euro pro Person) 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Geldquellen der Parteien: Zu 90% aus Beiträgen, Spenden und öffentlichen Zuschüssen (Nassmacher 2001, S. 168-174) - plutokratische Finanzierung - Basisfinanzierung - Nutznießerfinanzierung - Staatliche Finanzierung 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Korte, Karl-Rudolf: Wahlen. 4. Aufl., Bonn 2003, S. 125. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Reformüberlegungen im Umfeld der Spendenregelung Spenden ist eine Möglichkeit, um an der politischen Willensbildung teilzunehmen. Die Parteien sind auf Spenden angewiesen. Großspender und Großspenden sind jedoch immer im Verdacht der Korruption. Vom Gesamtanteil der Einnahmen nehmen bei der CDU die Spenden in den neunziger Jahren ca. 18 % ein (CSU 28%, SPD 7%, FDP 25 %, Grüne 24%). Davon machte der Anteil an Großspenden (über 20.000 DM seit 1994; vorher: über 40.000 DM) nur eine kleinen Teil aus: CDU 9%, CSU 8%, SPD 4%, FDP 8%, Grüne 6%. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Korte, Karl-Rudolf: Wahlen. 4. Aufl., Bonn 2003, S. 124. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Höchstgrenze von Spenden festlegen. Vorschläge: Spenden juristischer Personen vollständig verbieten. Aber Unternehmer können weiter spenden, deshalb im Mittelpunkt: effektive Kontrolle und angemessene Sanktionen prüfen. Höchstgrenze von Spenden festlegen. Strafbarkeit aktiver oder passiver Abgeordnetenbestechung (In F, Italien und USA ist Abgeordnetenbestechung strafbar). Veröffentlichungspflicht bei Direktspenden an Politiker schon ab 5000 Euro. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Finanzierung der Parteien in vergleichender Perspektive Großbritannien Kein staatliches Geld für die Parteien. Der britische Staat überlässt die Parteien sich selbst. Damit wächst die Rolle der Spender. Labour bezieht reguläre Einnahmen vor allem durch Zuwendungen der Gewerkschaften. USA Immer wieder hat der Bundesgesetzgeber versucht, die Rolle des Geldes in ein Regelkorsett zu zwingen und so den Einfluß der organisierten Interessen zu bändigen. Dabei ging es um die Offenlegung von Geldquellen, um Höchstgrenzen für Wahlkampfausgaben und Spenden sowie um die öffentlichen Kostenerstattung. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

USA Wollen Präsidentschaftsbewerber in den Genuß staatlicher Kostenerstattung und Finanzierung kommen, müssen sie mindestens 100.000 Dollar in 20 Bundesstaaten gesammelt haben, wobei die Einzelspende den Betrag von 250 Dollar nicht überschreiten darf. Kandidaten, die sich verpflichten, bei den Ausgaben für die Vorwahlen die gesetzliche Höchstgrenze einzuhalten, erhalten die Kosten des Hauptwahlkampfes gänzlich zurück. Frankreich Frankreichs Parteien ist es seit 1995 verboten, Spenden von Unternehmen entgegenzunehmen. Auch von Privatpersonen dürfen nur Spenden bis zur Höhe von rund 16.000 DM (50.000 Franc) pro Jahr entgegengenommen werden. Das neue Gesetz von 1995 hat dazu geführt, daß bei der Parteienfinanzierung der Staat an die Stelle der Unternehmen getreten ist. 1998 stammten rund 50 Prozent der Finanzmittel der französischen Parteien aus der Staatskasse. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

f. Spezial-Literatur zu Kapitel 3 Alemann, Ulrich von 2000: Das Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland, Opladen, bes. 125-127 Dittberner, Jürgen 2004 Lösche, Peter/Walter, Franz 1992: Die SPD, Darmstadt Naßmacher Karl-Heinz, in: Gabriel u.a. (Hrsg.) 2002, S. 159-178 - Niedermayer in: Gabriel u.a. (Hrsg.) 2001, S. 297-312. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

f. Spezial-Literatur zu Kapitel 3 - Raschke, Joachim 2002: Politische Strategie, in: Nullmeier/Saretzki (Hg.), Jenseits des Regierungsalltags, Frankfurt/M. S. 207-241. Schmid, Josef/Zolleis, Udo 2004: Zwischen Strategie und Anarchie. Der Erfolg von Parteiorganisationen (i.E.) Wiesendahl, Elmar 1998: Parteien in Perspektive, Wiesbaden, bes. 242-249. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Kapitel 4 - Parteien im politischen System 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Gliederung: a) Europäische Parteien/Wahlen zum Europäischen Parlament b) Spezial-Literatur zu Kapitel 4 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

a) Europäische Parteien/Wahlen zum Europäischen Parlament Regierungskonferenz (Europäischer Rat) von Nizza Dezember 2000 hat eine Neufassung des Parteienartikels Art. 191 EGV beschlossen. Parteienstatut: (Europäische Parteien sind): Politische Organisationen, die beim EP eine Satzung hinterlegt haben, die eine Fraktion im EP bilden, bilden wollen oder beabsichtigen, sich einer anzuschließen, die die Grundsätze der Demokratie, der Achtung der Grundrechte sowie der Rechtsstaatlichkeit einhalten. Parteienfinanzierung: Ein gewisses Maß an Repräsentativität und ein Mindestmaß an finanzieller Selbständigkeit soll gewahrt werden. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Definition: Europäische Parteien sind föderative Vereinigungen von nationalen oder regionalen Parteien aus mehreren Mitgliedstaaten der EU, die in ihren Orientierungen und Zielsetzungen übereinstimmen und die sich zu einer ständigen Zusammenarbeit auf der Grundlage einer vereinbarten Satzung und eines von den zuständigen Organen verabschiedeten Programms zur Verwirklichung einer gemeinsamen Politik verpflichten. Ihr Aktionsfeld ist das politische System der Union. Im Europäischen Parlament schließen sich ihre Abgeordneten in gemeinsamen Fraktionen zusammen. Transnationale Bündnisse der klassischen politischen Familien der Sozialdemokraten (SPE), der Christlichen Demokraten (EVP), der Liberaldemokraten (ELDR) 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Das Europäische Parlament wird nach den Europawahlen 2004 aus 732 Abgeordneten bestehen. Korte, Karl-Rudolf: Wahlen in der Bundesrepublik Deutschland. 4. Aufl. Bonn 2003, S. 70 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Korte, Karl-Rudolf: Wahlen in der Bundesrepublik Deutschland. 4. Aufl. Bonn 2003, S. 70 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Kommunikationsprobleme zwischen nationaler und europäischer Ebene. Zustand und Entwicklung einer Europäischen Partei sind wesentlich abhängig von der Fähigkeit ihrer nationalen Mitgliedsparteien, einen gemeinsamen Willen zu artikulieren, und von ihrer Bereitschaft, gemeinsam zu handeln.   Kommunikationsprobleme zwischen nationaler und europäischer Ebene. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Parteien und Fraktionen im EP: „Arbeitsparlament“ keine „Versammlung“ mehr! In der Regel zur großen Koalition gezwungen, um die Rechtsetzung im Mitentscheidungsverfahren gegen den Rat der EU zu beeinflussen. Problem bei der Wahrnehmung: keine Polarisierung! Allerdings seit 1999: EVP, Europäische Liberale, Demokraten und Reformpartei (ELDR) verfügen über ausreichende Mehrheit zur Blockierung von bereits in den Parlamentsausschüssen angenommenen Änderungsanträgen. Mitwirkungsrechte im Entscheidungsverfahren („Gesetzgeber“) drastisch ausgeweitet! 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Zusammenspiel mit Kommission und vor allem Rat der EU.   Vergleich mit nationaler Ebene: Zwei Kammern Auch der Deutsche Bundestag kann bei zustimmungspflichtigen Gesetzen nicht alleine entscheiden! Kein Recht zur förmlichen Gesetzgebung. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Wahlen zum EP: Nebenwahl Stimmungswahl Protestwahl Alibiwahl Korte, Karl-Rudolf: Wahlen in der Bundesrepublik Deutschland. 4. Aufl. Bonn 2003, S. 70 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Korte, Karl-Rudolf: Wahlen in der Bundesrepublik Deutschland. 4. Aufl. Bonn 2003, S. 84 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

- Keine europäische Listen - Keine regierungsbildende Funktionen - Eingeschränkte Kontrollrechte - Keine Aufmerksamkeit - Fehlende europäische Öffentlichkeit - Geringe Wahlbeteiligung - Einstufung als nicht so wichtige Wahl 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Korte, Karl-Rudolf: Wahlen in der Bundesrepublik Deutschland. 4. Aufl. Bonn 2003, S. 71 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Schwierige Agenda Setting Komplexe Mobilisierung Keine Polarisierung Problematik: Nationale Stimmungswahl? Wohl kaum, angesichts der geringen Wahlbeteiligung (in keiner Weise repräsentativ) Schwierige Agenda Setting Komplexe Mobilisierung Keine Polarisierung Fehlende Personalisierung Einstellungen: distanzierter Pragmatismus Geringe Wahlbeteiligung nutzt i.d.R. kleinen Parteien (Mobilisierung) und konservativ-bürgerlichen Parteien (Pflichtgefühl). 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Polymorphes Wahlsystem bei den EP Wahlen: Nationale Regelung des Wahlrechts. Nur Eckwerte sind Grundlage der Verträge. Wahlrecht: allgemein, direkt, geheim, aber nicht gleich! „gleich“ – Mandatskontingentierung Verhältniswahlsystem mit sehr unterschiedlicher technischer Ausgestaltung   28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

b) Spezial-Literatur zu Kapitel 4: Themenheft “Aus Politik und Zeitgeschichte” B 17/2004, darin aktuelle Informationen über Europäische Parteien, EP-Wahlen, Wahlsystem etc. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Kapitel 5 - Parteien auf komplexen Wählermärkten 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Gliederung: Parteien im Elektorat Wählermarkt und zwei zentrale Erklärungsansätze des Wahlverhaltens Wie stellen sich die Veränderungen des Wählermarktes für die Parteien dar? Reaktionen der Parteien auf die Veränderung des Wählermarktes e. Spezial-Literatur zu Kapitel 5 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

a) Parteien im Elektorat Der Wandel von Weltanschauungs- und Programmparteien zu wählerorientierten Konkurrenzparteien.   Umstellung von Ideologie auf Markt. Verändert die Beziehungen grundsätzlich: Führung, Organisation und auch Beziehung zur Gesellschaft. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

b) Wählermarkt und zwei zentrale Erklärungsansätze des Wahlverhaltens: 1. Der soziologische/sozialstrukturelle Ansatz Wahlverhalten = Gruppenverhalten Familiäre, berufliche, gesellschaftliche Loyalitäten beeinflussen das individuelle Wahlverhalten   28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Korte, Karl-Rudolf: Wahlen. 4. Aufl., Bonn 2003, S. 92. Wahlentscheidung Korte, Karl-Rudolf: Wahlen. 4. Aufl., Bonn 2003, S. 92. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

2. Der individualpsychologische/sozialpsychologische Ansatz Wahlverhalten = Ausdruck einer individuellen psychologischen Beziehung zu einer Partei. Der persönliche Entscheidungsprozess ist abhängig von vorhandenen längerfristigen Parteineigungen. Kausalitätstrichter: Partei-Identifikation Kandidaten Issues 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Korte, Karl-Rudolf: Wahlen. 4. Aufl., Bonn 2003, S. 96. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

c) Wie stellen sich die Veränderungen des Wählermarktes für die Parteien dar? Veränderte Sozialstruktur Strukturelles Dealignment: soziale Gruppen verlieren ihre inneren Zusammenhalt 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

c) Wie stellen sich die Veränderungen des Wählermarktes für die Parteien dar? Dealignment bezeichnet die Lockerung oder den Rückgang und die Auflösung der über Sozialstruktur, Milieus und Parteiidentifikation vermittelten Bindungen in der Wählerschaft an die Parteien. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

c) Wie stellen sich die Veränderungen des Wählermarktes für die Parteien dar? Niedergang der Parteiidentifikation/Niedergang der Partei-Wähler-Beziehungen/Erosion der Volksparteien-Demokratie; Der politische Kompass der Wähler geht verloren; Wähler als „Schnäppchen-Jäger“; hohe Volatilität 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

c) Wie stellen sich die Veränderungen des Wählermarktes für die Parteien dar? Volatilität/Volatility: Flüchtigkeit, Sprunghaftigkeit Powi: Konstanz und Wandel in den Parteipräferenzen der Wählerschaft Die Veränderung in der Stärkerelation wird gemessen, nicht individuelles Wechselwählerverhalten. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

c) Wie stellen sich die Veränderungen des Wählermarktes für die Parteien dar? Erosion der Volksparteiendemokratie: Wählerische Wähler; Immer weniger Wähler sind parteipolitisch gebunden; Immer mehr Wähler wechseln ihre Parteipräferenz; Der Wandel/Wechsel vollzieht sich in immer kürzeren Abständen. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

90 % 1977 2000 1990 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme % 1977 2000 1990 Quelle: Schmitt-Beck, Rüdiger: Kampagnenwandel und Wählerwandel. "Fenster der Gelegenheit" für einflussreichere Wahl-kämpfe, in: Ulrich Sarcinelli/Jens Tenscher (Hrsg.), Machtdarstellung und Darstellungsmacht. Beiträge zur Theorie und Praxis moderner Politikvermittlung, Baden-Baden: Nomos 2003. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Quelle: Schmitt-Beck, Rüdiger: Kampagnenwandel und Wählerwandel. "Fenster der Gelegenheit" für einflussreichere Wahl-kämpfe, in: Ulrich Sarcinelli/Jens Tenscher (Hrsg.), Machtdarstellung und Darstellungsmacht. Beiträge zur Theorie und Praxis moderner Politikvermittlung, Baden-Baden: Nomos 2003. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Korte, Karl-Rudolf: Wahlen. 4. Aufl., Bonn 2003, S. 102. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Korte, Karl-Rudolf: Wahlen. 4. Aufl., Bonn 2003, S. 101. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Korte, Karl-Rudolf: Wahlen. 4. Aufl., Bonn 2003, S. 117. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

c) Wie stellen sich die Veränderungen des Wählermarktes für die Parteien dar? Modifizierte Werthaltungen Issue-Wettbewerb Wählerfluktuation zwischen Regierungs- und Oppositionspartei 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

d) Reaktionen der Parteien auf die Veränderung des Wählermarktes Die Nicht-Reaktion Professionalisierung im Bereich der Parteiorganisation und Pragmatismus Gewichtsverschiebungen in der Parteiorganisation: Entmachtung der mittleren Ebene Kandidaten - Typen- Teams 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Strategische Antworten: neue Wählergruppen Strategische Antworten gegenüber anderen Parteien: Programmatischer Drang zur Mitte Policy-orientierte Reaktionen Mediatisierung: Reduzierung von Komplexität; Infotainment Etatisierung der Parteien 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

e) Spezialliteratur zu Kapitel 5 Jun, Uwe: Professionalisiert, medialisiert und etatisiert. Zur Lage der deutschen Großparteien am Beginn des 21. Jahrhunderts, in: ZParl, H. 4 2002, S. 770- 789. Korte/Fröhlich: Politik und Regieren in Deutschland, dort Kapitel 4 Mair, Peter/Müller, Wolfgang/Plasser, Fritz (Hrsg.): Parteien auf komplexen Wählermärkten, Wiens 1999 Schmitt-Beck, Rüdiger/Stefan Weick: Die dauerhafte Parteiidentifikation – nur noch ein Mythos?, in: Informationsdienst Soziale Indikatoren, Nr. 26, 2001, S. 1-5. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Kapitel 6 - Reformanstrengungen der Parteien 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Gliederung Reformanstrengungen der Parteien a) Wozu?   a) Wozu? b) Quadratur des Kreises? c) Differenzierung von Reformansätzen d) Probleme der Reformfähigkeit der Parteien e) Spezial-Literatur zu Kapitel 6  28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

a) Wozu? Ausgangspunkt der Reformüberlegungen sind die in Kapitel 3-5 erarbeiteten Befunde: Wer die Not-wendigkeit der Parteien in einer Wahl-Demokratie anerkennt, sollte am Erhalt der Parteien ein Interesse haben. Je nach zugeschriebenem Funktions-schwerpunkt erfolgen andere Reformüberlegungen: Bei Vote-seeking: Professionelle und strategische Ausrichtung am Wählermarkt   28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Problemlösungsangebote; policy-Orientierung; Kompetenz-Zentren Bei Office-seeking: Koalitionsmöglichkeiten offenhalten; Intensivierung der Fraktionsparteien Bei Policy-seeking: Problemlösungsangebote; policy-Orientierung; Kompetenz-Zentren Bei Democracy-seeking: Mitgliederbasis stärken; Gremien-Kultur beleben; Mitentscheidungsrechte der Mitglieder ausbauen 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

b) Quadratur des Kreises? (vgl. Kießling 2003) Einerseits wird von den Parteien erwartet, sich wieder stärker programmatisch zu profilieren (unverwechselbares Profil, nicht Nachahmung, sondern Produkt-Innovation), andererseits reduziert die Mediendemokratie alles auf Personalisierung. Einerseits stellt die Geschlossenheit eine zentrale Erfolgsbedingung der Partei dar. Andererseits wird die Aufnahme heterogener Bevölkerungsschichten in den Parteien erwartet.     28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Quadratur des Kreises? (vgl. Kießling 2003) Einerseits ist professionelle Medienstrategie im Wahlkampf gefordert, andererseits bleibt dabei die aktive Mitgestaltung der Partizipationsanreiz auf der Strecke. Mediatisierung-Partizipations-Dilemma. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

c) Andere Möglichkeit der Differenzierung von Reformansätzen: (Alemann/Strünck/Wehrhöfer 2003; Florack/Grunden/Korte 2004)   Plebiszitär: Alle Macht den Wählern? Vorwahlen nach dem amerikanischem Muster der primaries. Kumulieren und Panaschieren. Öffnung der Parteistrukturen Wie passt das zum Konzept der Mitgliederpartei? 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Basisdemokratisch: Alle Macht den Mitgliedern? Funktionäre werden als Delegierte entmachtet. Urwahlen Kreisversammlung entscheidet über Wahlkreiskandidaten. Integration direkt-demokratischer Instrumente Widerspricht der Idee einer repräsentativen Parteiendemokratie.   28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Quelle: Wiedendahl, Elmar: Noch Zukunft für die Mitgliederparteien? In: Klein, Ansger/ Schmalz-Bruns, Rainer (Hrsg.): Politische Beteiligung und Bürgerengagement in Deutschland, S. 369. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Quelle: Wiedendahl, Elmar: Noch Zukunft für die Mitgliederparteien? In: Klein, Ansger/ Schmalz-Bruns, Rainer (Hrsg.): Politische Beteiligung und Bürgerengagement in Deutschland, S. 369. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Beteiligung der Mitglieder Jahr Partei Thema Partei-ebene Beteiligung der Mitglieder Jahr   SPD Befragung zum Bundesvorsitz der Partei Bund 56,7% 1993 Befragung zum Spitzenkandidaten und zur zukünftigen Koalition Bremen 53,95% 1995 FDP Mitgliederentscheid zum „großen Lauschangriff“ 43,09% Urwahl zum Spitzenkandidaten bei der Landtagswahl Baden-Württem-berg 54,77% 2000 B90/ Grüne Mitgliederentscheid zur Trennung von Amt und Mandat 56,64% 2003 Mitgliederentscheide und Beteiligung. Quelle: Auskünfte der Parteien 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Partizipationsanreize bieten bei Sach- und Personalentscheidungen. Auch Netzwerkbildung! Elitär: Alle Macht den Funktionären? Extreme Personalisierung in professionell geführter Kartellpartei.   28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Quelle: Politik und Kommunikation, Oktober 2003, S. 22 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

d) Probleme der Reformfähigkeit der Parteien: Die innerparteiliche Machtstruktur Revitalisierung der Parteiendemokratie? Neue Beteiligungswünsche integrieren. Die Organisationswirklichkeit der Parteien verändern. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Über Funktionen eine Revitalisierung erreichen? (v. Alemann 2002:208ff) Partizipation Transmission Selektion Integration Sozialisation Selbstregulierung Legitimation   28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

Vorzug: Die Systemleistung der Parteien liegt darin, dass sie mehrheitlich akzeptable Konzepte für die Gesamtstaatsführung erarbeiten und verwirklichen wollen, die über die Vertretung spezifischer ökonomischer, sozialer, ökologischer Interessen hinausgehen. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte

e) Spezial-Literatur zu Kapitel 6   Alemann, Ulrich von/Strünck, Christoph/Wehrhöfer, Ulrich: Neue Gesellschaft- alte Parteien?, in: M. Machnig/H.-P. Bartels (Hrsg.): Der rasende Tanker, Göttingen 2001, S. 26-34.    Kießling, Andreas: Chancenmanagement als Reformoption, in: Glaab (Hrsg.) 2003, S. 69-94. 28.12.2004 Vorlesung Parteien und Parteiensysteme Sommersemester 04 Prof. Dr. Dr. K.-R. Korte