Die thermische Evolution der Erde

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 Präsentation transkript:

Die thermische Evolution der Erde Institut für Geowissenschaften Universität Potsdam

Übersicht zur Vorlesung

Vor 200 Millionen Jahren Superkontinent Pangea

Vor 70 Millionen Jahren

Heute

Motor der Plattentektonik Dynamik des Erdinnern

Antriebskraft: thermische Konvektion Rayleigh Zahl „Ra“ Ra = 0Tgd3  thermal buoyancy layer thickness viscosity thermal diffusivity - thermal expansivity 0 - density g - gravity

Die Erde als thermodynamisches System

Generelle Methode (I): Beobachtung & Verallgemeinerung Sorgfältige Beobachtung ist notwendig, um die Komplexität der wechselwirkenden Prozesse richtig und möglichst vollständig wahrnehmen zu können. => Geologie Diese Komplexität beruht aber in vielen Fällen auf relativ einfachen Grundprinzipien und Symmetrien (wie z.B. Zeitinvarianz), die die Dynamik des "System Erde" bestimmen. => Geophysik Beide Methoden sind unverzichtbar, führen aber oft in gegensätzliche Richtungen ! Für beide Methoden werden zudem unterschiedliche Fähigkeiten benötigt - das macht einen grossen Teil des besonderen Reizes der Geowissenschaften aus.

Generelle Methode (II): Beobachtung & Verallgemeinerung Langjährige Erfahrung besagt, dass wir zwar viele unserer Erkenntnisse der Entwicklung von immer detaillierteren Modellen und Theorien verdanken, aber sorgfältige Beobachtung und Analyse von Daten immer ihre Bedeutung besitzen und behalten werden, im Gegensatz zu Theorien: Diese haben, wie alle Lebewesen in der Biologie, nur eine endliche Lebenszeit (Mike Sandiford) ..

Globale Beobachtungsgrössen in der Geophysik Topographie Geoid (~ Höhe Meereswasserspiegel) Magnetfeld Seismizität Wärmefluss weitere: Schwerefeld Krustendicke („Moho“) Seismizität im tiefen Erdinnern Plattengeschwindigkeiten (GPS) in situ Spannungsfeld

Topographie der Erde

Alter der ozeanischen Kruste

Entstehung der Erde Solare Nebel (Staub) Scheibe Bildung von Planetesimalen Akkretierung der Erde aus Planetesimalen Aufschmelzen der gesamten Planeten-OF (Magma-Ozean) Herausbildung des Erdkerns

Temperaturprofil bei der Erdkernentstehung CMB In den Stadien I und II sind die Temperaturen zu niedrig, um einen Differentiationsprozess in Gang zu bringen. Im Stadium III beginnt die Formierung von Erdkern und Erdmantel. MLB Stevenson (1989)

zur Erdkernentstehung Hypothese(n) zur Erdkernentstehung Impakt von Meteoriten mit Fe-Kern(en) Migration der Schmelze durch Risse Bildung von eisenreichen Blobs Absinken bedingt durch Rayleigh-Taylor Instabilität endgültiger Kerndurchmesser erst nach mehreren 100 Ma erreicht

Temperaturprofil im Erdinnern heute Weitgehend adiabatischer Temperaturverlauf im Erdmantel Konduktives T-Profil in den beiden thermischen Grenzschichtem CMB MLB Stacey (1994)

Lord Kelvin und das Alter der Erde (1864) Von dem gemessenen Wärmefluss an der der Erdoberfläche kann man durch Lösung der 1D Wärmeleitungs-Gleichung unter bestimmten Annahmen auf das Alter der Erde schliessen. Ergebnis ~ 65 Ma ! Aber: Vernachlässigung radioaktiver Energiequellen Vernachlässigung des konvektiven Wärmetransports

Lord Kelvin und das Alter der Erde (1864) Stüwe (2002)

Radioaktive Quellen von thermischer Energie Stacey (1994)

Radioaktive Quellen von thermischer Energie Stacey (1994)

Radioaktive Quellen von thermischer Energie Spohn (1998)

Energie Bilanz der Erde (heute) 1 TW = 1012 W Wärmefluss durch Oberfläche ~ 42 TW Stacey (1994)

Abkühlrate der Erde pro Ga („secular cooling“) ~ 10 TW geteilt durch ∆E = 3.7 x 1027 Ws ergibt ca. ∆T ~ 100 K pro Ga (ist max. Wert)

Wärmetransport (1) - Konduktion

Wärmetransport (2) - Konvektion

Konvektion transportiert Wärme effektiver ! d 2a compare time scales: ! for ascent of the blob ! and with we obtain Rayleigh number Ra

Plattentektonik auf dem Mond ?

Plattentektonik auf dem Mond ?

Wärmetransport (3) - Elektromagn. Strahlung Energietransport direkt durch elektromagnetische Strahlung (z.B. über das Planck‘sche Strahlungsgesetz „black body“ oder die Sonnenstrahlung auf die Erdoberfläche) vernachlässigbar in der Lithosphäre (bei tiefen Temperaturen) zunehmende Bedeutung im tiefen Erdinnern (unterer Mantel)

Wärmefluss: Ozeane vs. Kontinente Stacey (1994)

Wärmefluss: Ozeane vs. Kontinente

Wärmefluss: Kontinente Stacey (1994)

Wärmefluss: Ozeane bathymetry

Wärmefluss: Ozeane Stacey (1994)

Wärmefluss: Ozeane

Wärmefluss: Ozeane und Kontinente cratonic & oceanic geotherms

Alles zusammen: Global gemitteltes Tiefenprofil der Temperatur („global geotherm“)

Einfache (0D) Evolutionsmodelle für die Erde McGovern & Schubert (1989)

Einfache (0D) Evolutionsmodelle für die Erde Stacey (1994)

Einfache (0D) Evolutionsmodelle für die Erde Franck & Bounama (1995)

Einfache (0D) Evolutionsmodelle für die Erde Franck & Bounama (1995)

Einfache (0D) Evolutionsmodelle für die Erde Franck & Bounama (1995)

Zusammenfassung (I) Die Erde verfügt über einen erheblichen, wenn auch wirtschaftlich nicht leicht nutzbaren Energieinhalt von etwa 1031 J, der gegenwärtige mittlere Oberflächen-wärmefluss beträgt ca. 42 TW. Geologische Prozesse, die mit der Konvektion in Mantel und Kern verbunden sind, setzen Wärme in andere Energieformen wie Deformationsarbeit, kinetische und potentielle Energie und magnetische Feldenergie um.

Zusammenfassung (II) Beispiele solcher Prozesse sind Vulkanismus, Erdbeben-tätigkeit, die Verschiebung von Kontinenten, Hebungen und Senkungen von Krustenblöcken, die Aufwerfung von Faltengebirgen sowie die Erzeugung des Magnetfeldes. Einfache Evolutionsmodelle für die thermische Entwicklung der Erde auf der Grundlage von parametrisierten Konvektionsmodellen für den Oberflächenwärmefluss gestatten eine qualitativ richtige Beschreibung der Entwicklung des mittleren Energieinhalts der Erde.