Medizinische Psychologie Petra Beyer SS 06 Das soziale Netz Medizinische Psychologie Petra Beyer SS 06
Definition: Soziale Netzwerke vermitteln den Hilfebedürftigen durch ihr Regionalisierungsprinzip psychisch Kranken, Alten, Behinderten etc. die Hilfe dort, wo sie leben und ihren Lebensmittelpunkt haben Ziel: Unterstützung der Bewältigungsmöglichkeiten für psychisch und chron. Kranke (z.B. durch Verbesserung der örtlichen Infrastruktur)
Wozu ist das wichtig? Sozialpolitische: Zunahme der Bedeutung familiärer Pflege- und Betreuungsleistung für alte und behinderte Menschen & chron. Kranke 65-80% der Gesundheitsleistungen massiver Gesundheitsprobleme werden außerhalb des professionellen Systems bewältigt Ca. 100 000 Selbsthilfe-Initiativen in Deutschland übernehmen 70 000 wichtige präventive und Versorgungsaufgaben im Bereich gesundheitliche Versorgung & psychosoziale Bewältigung chron. Krankheiten Extra: Der Einsatz von investierten 50€ öffentlicher Fördermittel erzeugte im Gesundheitsbereich einen Gegenwert an freiwilliger ehrenamtlicher und gegenseitiger Hilfe von 350E 1998: 40.2% Bev. Erwerbstätig 32,9 % ganz oder teilw. Durch Angehörige versorgt 26.9% lebten von Rente, Pensionen, Vermögen oder sonst. Unterstützung
Was gehört alles dazu? Ambulante Versorgung Vereinsleben Selbsthilfegruppen Ottawa Charta für Gesundheitsförderung Persönliches soziales Umfeld Ottawa Charta: Seit 1986 Gesundheitliches Laiensystem. Organisierte gegenseitige Unterstützung von Betroffenen in Selbsthilfe-Initiativen für den Alltag Motto: Gesundheit entsteht dort wo man lebt, arbeitet, liebt. Sie entsteht dadurch, dass man für sich und andere sorgt, eigene Entscheidungen treffen kann und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände ausüben kann UND dass die Gesellschaft in derman lebt Bedingungen herstellt, die das ermöglicht.
EXKURS: Gruppenentwicklung Das Wesen einer Gruppe: Mind. 2 Personen In Interaktion zueinander Gemeinsame Aufgaben / Ziele Über einen gewissen zeitl. Rahmen Zusammengehörigkeitsgefühl Bilden interne Rollen / Strukturen Gemeinsame Normen (Verhaltensmaßstäbe) Da das Thema nicht zu viel hergibt, ein Exkurs zur Sensibilisierung von Prozessen in der Gruppen und als Überleitung zur Soziometrie. => ist aber optional
Faktoren spontaner Gruppenentwicklung (nach Shaw,1981) bei Attraktivität der Gruppenmitglieder Gruppenaktivitäten Gruppenziele Gruppenmitgliedschaft
Konflikte in der Gruppe Als Motor für Dynamik und Veränderung Wirken belastend Erzeugen Lösungsdruck Haben starke Tendenz zu eskalieren Sind Störungen, die Handlungsablauf unterbrechen und zur Orientierung zwingen
Verdeckte Konflikte TN engagieren sich nicht in der Gruppenarbeit Argumente werden in großer Heftigkeit vorgetragen Ungeduld untereinander Mangelnde Bereitschaft aufeinander zuzugehen Zweifel und Sinn an der Gruppensitzung äußern Subtile persönlich Angriffe
Folgen von Gruppenkonflikten Emotionen: Wut, Ärger Physiologisch: Adrenalinstoß, Durchblutung, Schwitzen Wahrnehmung: Verlust Objektivität, Verzerrungen, Selektivität und Interpretation Kommunikation: Beziehung- vor Inhaltsebene, Verlust an Offenheit u. Aufrichtigkeit, Zurückhaltung von Informationen, Drohungen, Druck Einstellungen: Abnahme des Vertrauens, negative Unterstellungen, Abwertungen
Ursache von Konflikten Unterschiedlicher Informationsfluss untereinander Ungenügende Kontakte und Kommunikation Externe Störfaktoren Unterschiedliche Ressourcenverteilung Unterschiedliche Interessen Bildung von Untergruppen
Soziometrie (Moreno, 1974) Verfahren zur Diagnose und Analyse von Gruppenstrukturen Befasst sich mit jeder Art menschlicher Beziehung Erfasst emotionale Beziehungsgeflechte in einer Gruppe durch Wahlen oder Ablehnungen anderer Gruppenmitglieder unter einem bestimmten Aspekt sozialen Kontaktes Mittel zur Veränderung und Behebung von Störungen Forschungs- u. Auswertungsmethode
Ziel: Mittel zur Veränderung und zur Behebung von Störungen Es können wichtige Differenzen zwischen offiziellenund inoffiziellen Gruppenstrukturen sichtbar gemacht werden Liefert Ergebnisse von Wahlverhalten, Stabilität von Gruppenstrukturen, sozio-ökonomische Stellung, soziometrischer Status Im Psychodrama als Interventionsinstrument
Vorteile Spielerische Herangehensweise an Beziehungen der Gruppenmitglieder untereinander Liefert konkret (visuelle) erkennbare Ansatzpunkte für Restrukturierung und Veränderungen
Untersuchungsgegenstände in der Soziometrie Interaktionsmuster Kommunikationsmuster Status (Rollen, Hierarchien) Führung Cliquen (Subgruppen, Außenseiter, etc.) Gruppenkohäsionen
Erhebungsmethode 1.) Befragung von zwischenmenschliche Präferenzen in einer Gruppe Kriterium: z.B. Arbeit Anzahl: offen oder festgelegt Rangfolge: am liebsten – gerne – etc. Sympathie/Antipathie: mit wem würden sie am liebsten…? Einstellung/Vh: Mit wem möchten sie arbeiten….? Wahrnehmung: Wer meinen Sie, wird sie wählen/ablehnen? => Beschreibt die Position und Funktion einer Person in der Gruppe
Erhebungsmethode 2.) Beobachtung: Beobachtung nach best. Kategorien (z.B. Interaktionsverhalten: verbal / non-verbal?) => Rückschluss auf soziale Beziehungen zwischen den Gruppenmitgliedern => Rückschluss auf Struktur der Gruppe => Rückschluss auf Kommunikation in der Gruppe Wiederholungszeitpunkt => erfasst Gruppendynamik Beobachtungsformen: Verdeckt, offen Teilnehmend, nicht teilnehmend Systematisch, unsystematisch Mit / ohne Hilfsmittel (Video) Situation (natürlich oder künstlich) Selbst- oder Fremdbeobachtung
Graphische Darstellung eines Soziogrammes Zimmer 1 Zimmer 2 Wie sehen hier die Strukturen aus? A A B B C C D Zimmer 1 Patient D ist häufiger Ansprechpartner D kommuniziert mit C & B, nicht mit A A wird von allen gemieden Zimmer 2 Zwischen B, C, E erscheint enge Bindung D ist isoliert und versucht nur mit C eine Kontaktaufnahme D E
Weiteres Beispiel: Zielscheibensoziogramm (Northway) Vorteil: Es hebt v.a. den Rang der Gruppenmitglieder besser hervor Neg. Wahlen werden nicht berücksichtigt obwohl auch möglich bei Bedarf D C E A Kreise stellen Quartile dar: 4 Konzentrischen Kreise Im innersten Kreis ist die Person mit den meisten Stimmen Im nächsten das Viertel mit den nächst höheren soziometrischen Rängen Nachteil: Strukturelle Merkmale wie z.B.Cliquen wedren hier optisch verzerrt B F
…jetzt eine Übung! Anfertigen eines Soziogramms (z.B. Familienstruktur) Erarbeiten der Konsequenzen Erarbeiten von Ressourcen und Defizite Welche Konsequenzen hat das für die Therapie