Methodische Grundlagen der Evaluation

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Die Europäische Dimension?
Advertisements

ENTITLE Jana Sommeregger Folie 1 EU-Projekt ENTITLE Vorstellung Graz,
Risiko-Management im Projekt
Workshop Vorstellung / Übersicht
Anforderungen an wissenschaftliche Arbeit
Inhalte Die Gemeinschaftsinitiative EQUAL Zielsetzung und Programm Vorgehensweise Die Entwicklungspartnerschaft Berlin DiverCity Partnerinnen Zielsetzung.
Evaluation von Gesundheitsförderung im Unterricht und in der Schule
Evaluation.
Ekkehard Nuissl von Rein Erfahrungen aus dem deutschen Programm
Transparenz und Mobilität durch Anrechnung von Lernergebnissen in der beruflichen Bildung (CREDIVOC)
EUROPÄISCHE GEMEINSCHAFT Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung © Interreg IV Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein è Europa wird wettbewerbsfähigster.
Klein, Gesund und Wettbewerbsfähig DNBGF Tagung 18. / 19. Oktober Wo stehen wir jetzt? Zusammenfassung und Empfehlungen an künftige Programmpolitik Dr.
Projektumfeld Gesellschaftliche Strömungen Strukturen/ Gliederung
Evaluation. Gliederung Definition von Evaluation Charakterisierung Ziele und Aufgaben Formen und Methoden Richtlinien Methodenkoffer Literatur.
Gliederung Begriffsklärung Systematische Evaluation
Evaluation – Grundlagen im Rahmen des Moduls zur Qualifizierung der SLK in Niedersachsen.
„Erfolgsfaktoren für Bildungsmanagement und Wissensmanagement“
Veränderung Organisationen:
Strategisches Controlling
Versuch einer Definition Was ist Evaluation!?
Universität Stuttgart Institut für Kernenergetik und Energiesysteme LE 3.2- LM 8 - LO 9 Definitionen zu LM 8.
Was ist Qualität ? Qualität von Produkten oder Dienstleistungen ist das Gesamtergebnis aller Aktivitäten in jeder Phase des gesamten Leistungsprozesses.
Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gGmbH Dr. G. Dubiel 19/01/07 Transfermechanismen und Bedingungen für den Transfererfolg: Erfahrungen.
EQUAL-PROGRAMMEVALUATION Workshop: Innovation und Netzwerke
Workshop: Qualifizierung für Groupware 7. September 1999 Dortmund Herzlich willkommen zum.
VL Trainingswissenschaft 2
Einführung in die Sportwissenschaft Wissenschaft und Praxis
Einführung in die Sportwissenschaft Wissenschaft und Praxis
Neues BMBF-Fachprogramm
Evaluation der Gründungsförderung im Hinblick auf die Förderung weiblicher Existenzgründungen (länderbezogen, länderverleichend) II. Entwicklung.
Rebound-Effekte und Psychologische Handlungsmodelle
Reboundeffekte aus psychologischer Sicht: Theoretische Einbettung
Gutachten Begutachtung von Dissertationen Erstellung von Gutachten
Service Design by EstherKnaus® Der Benchmark für Dienstleistungen
Balanced Scorecard Knut Hinkelmann
ZEvA Expert ein neuer Beratungsansatz für Hochschulen
Informations-veranstaltung LAG JAW
Ablauf der Evaluation von Dienstleistungseinrichtungen.
Das Projekt allwiss Projektphasen, Arbeitschritte und Output im Überblick Martina Josten, Inmit Kick-off-Veranstaltung zum Projekt allwiss Trier,
Deutsche Digitale Bibliothek Ein großes Vorhaben nimmt Gestalt an 1.
- 1 Förderprogramm eTEN Call Mai bis 10. September 2003.
Ergebnisse und Wirkungen der Politik: Ein Überblick
Soziale Netzwerke: ökonomische und technische Konzepte Seminar im WS 2009/2010 PD Dr. Lilia Waehlert.
Der Europäische Forschungsraum. Eine Vision der Zukunft? Astrid-Marietta Hold / A 300 SS 2008.
Diplomarbeit Karina Forsich
SOZIALWISSENSCHAFT FÜR DIE STADTENTWICKLUNG IN DER WISSENSGESELLSCHAFT Josef Hochgerner Zentrum für Soziale Innovation Beitrag zum Fachsymposium stadt:forschung:politik,
EXTERNE EVALUATION RÜCKMELDEKONFERENZ Grundschule Am Appelbach
Qualitätsmanagement in kommunalen Verkehrsplanungsprozessen
Abschluss mit Anschluss?
Grundlagen des Praxismanagements Die QM- Richtlinie in der Praxis
Perspektive Gemeinwesen? Prof. Dr. Albrecht Rohrmann
Regionale Innovationsnetzwerke in Deutschland - Allgemeine Grundlagen sowie praktische Beispiele aus Nordrhein-Westfalen Prof. Dr. Petra Moog.
IT Kosten Reduzierung und effizientere Dienstleistungen Wir optimieren Strukturen und Prozesse und reduzieren dabei Ihre IT Kosten Ihr OPTICONSULT International.
Auswertung Evaluation Evaluierung You havent defined it until you say how you will measure it Umfrage Formulare langweilig Muss müde Ende Schublade Kontrolle.
REGIONAL POLICY EUROPEAN COMMISSION Überlegungen zur Zukunft städtischer Aktionen EU Kohäsionspolitik nach 2013 Dr. Alexander FERSTL, Europäische Kommission,
Evaluation der Lernenden Region RegioNet-OWL - Vorstellung des Evaluationskonzepts auf der Beiratssitzung am
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
Megatrends und deren Anknüpfungspunkte in der Steiermark
Leseförderung als Element von Schulentwicklung  zwei miteinander verknüpfte Probleme Implementation von Leseförderung an Schulen (PPM) Implementation.
Advocacy Coalitions Carina Greil und Alena Lauchs.
GK/LK Sozialwissenschaften
Empirische Sozialforschung am Beispiel der Limburger Nordstadt
Umweltlernen in Organisationen: Wie Betriebe umweltverträglich handeln lernen Umweltsoziologische Fragestellungen und Methoden Dr. Corinna Fischer PS
Dagmar Much Empirische Erhebung Bildungsträger und Bildungsplaner.
SysBO an RS 2.VeranstaltungWürzburg 4. März 2015 Systematische Berufsorientierung an Realschulen in Unterfranken Gerhard Waigandt Teamleiter Berufsberatung.
Praxis als wichtiger Faktor in der akademischen Lehre Hans Paul Prümm.
1 Systemische Beratung Clemens Finger – Martin Steinert Systemische Beratung
Forum 3: Instrumente Wie kontrolliert man vertrauensvoll? Zur Eignung von Instrumenten der Qualitätsbewertung und -sicherung Impulsreferat Dr. Peter Heil.
Vertiefungsfach Wirtschafts- und Sozialpolitik: „Evaluierung wirtschafts- und sozialpolitischer Maßnahmen. Theorie und Praxis“ WS 2016/17 Stefan Angel,
Thomas Kostal  Gabriel Obermann  Rupert Sausgruber Vertiefung Masterstudium Öffentliche Wirtschaft und Infrastrukturökonomie Institut für Finanzwissenschaft.
 Präsentation transkript:

Methodische Grundlagen der Evaluation Vivien Lo v.lo@isi.fraunhofer.de Fraunhofer ISI Institut System- und Innovationsforschung Seminar Angewandte Wirtschaftsgeographie SS 2005: Fragestellungen und methodische Ansätze der regionalen Innovationsforschung Evaluation förderpolitischer Maßnahmen und Instrumente

1. 2. 3. 4. 5. Gliederung Notwendigkeit und Definition Die vier W-Fragen Entwicklung und Ausblick Fallstricke Praxisbeispiele

Warum Evaluation in der Innovationspolitik? 1. Notwendigkeit und Definition Warum Evaluation in der Innovationspolitik? Innovationspolitik muss geeignete Zielsetzungen und Instrumente für die Anpassung und Modernisierung des Innovationssystems bereitstellen, ihre Interventionen im Geflecht der vielfältigen Akteure abstimmen und dies auf absehbare Zeit unter der Bedingung knapper werdender staatlicher Mittel tun (Kuhlmann/Holland 2005). Weitergehende Priorisierung und kontinuierliche Bewertung der bisherigen Innovationspolitik

Definition Evaluationsforschung = Teilbereich der empirischen Forschung mit dem Ziel der Bewertung von Maßnahmen oder Interventionen (Bortz/Döring 1995) Evaluation: Bewertung von Programmen, Interventionen, Maßnahmen sowie Entwicklung formaler Regeln und Kriterien für die Erfolgs- und Wirkungskontrolle dieser Maßnahmen (fteval 2003)

Anwendungsbereiche in der Innovationspolitik Forschung: z.B. Bewertung des Standes der Forschung in einem bestimmten Technologiegebiet Projekte/Programme: z.B. Assessment der Kompetenzzentrenprogramme Systeme: z.B. Evaluation der Netzwerkförderung in Sachsen Strukturen/Institutionen: z.B. Evaluation der Betreuungsstrukturen zum 6. Rahmenprogramm

2. Die vier W-Fragen Wann? Was? Wie? Warum? Zu welchem Zeitpunkt im Programm soll evaluiert werden? Was? Was steht auf der Agenda der Evaluation? Wie? Welche Methoden werden eingesetzt? Warum? Wozu dient die Evaluation? Was folgt aus der Evaluation?

a) Wann: Zu welchem Zeitpunkt soll evaluiert werden? Ex-ante Evaluationen Entwicklung, Design, Weiterentwicklung Transfer der Evaluationsergebnisse Implementation, Management Interim/ begleitende Evaluationen Ex-post Evaluationen Eigene Darstellung nach fteval Standards, Wien 2003

b) Was: Was steht auf der Agenda der Evaluation? Zielausrichtung und Zielerreichung Zielgruppendefinition und -erreichung Instrumentenwahl und -ausgestaltung Wirksamkeit/Effektivität Effizienz Weiterentwicklung/ Handlungsempfehlungen Wurden die Ziele erreicht? Waren die Annahmen richtig? Ist die Zielgruppe die richtige? Wurde die Zielgruppe erreicht? Sind die Instrumente geeignet? Welche direkten/indirekten, intendierten/ nichtintendierten Wirkungen gibt es? Waren Implementierung und Verwaltung effizient? Welche hemmenden und fördernden Faktoren gibt es? Passfähigkeit und Komplementarität mit anderen Instrumenten?

c) Wie: Welche Methoden werden eingesetzt? Übliche Methoden: Studium von Hintergrundmaterial (zur Entwicklung der Maßnahme, zur Zielgruppe) Interviews (Experten, Fördernehmer) Schriftliche Befragung Auswertung vorhandener Daten und Informationen des Monitorings beim Projektträger (Antragseingang, Gutachten, Endberichte) Fallstudien Workshops Internationaler Vergleich, Benchmarking Bibliometrie, Patentstudien Peer/Panel Review Mikro/makroökonomische Modelle, ökonometrische Modellierung

Der richtige Methodenmix Primärerhebung, Sekundärdaten, Daten beim Projektträger Evaluierung durch Peers oder Evaluationsexperten Qualitativ und/oder Quantitativ Validität, Reliabilität Kontrollgruppe

Typische Erfolgskriterien Umsätze durch Lizenzen und Patente Gesicherter und zusätzlicher Umsatz Gesicherte und zusätzliche Arbeitsplätze Umsätze durch Produkte/Dienstleistungen Einstieg in neue Technologiefelder Angemeldete und genehmigte Patente und Marken Verstetigung von FuE-Aktivitäten Technischer Erfolg Ökonomischer Erfolg

Zentrales Erfolgskriterium: Additionalität Additionalität I: Zusätzlich ausgelöste Aufwendungen/Beschäftigung in FuE und Umsätze durch FuE Additionalität II: Schnelleres Durchführen von FuE-Projekten Höheres Risiko von FuE-Projekten Additionalität III: Verhaltensveränderung im Sinne von Verstetigung von FuE oder Lernen von Innovationskooperationen

Warum: Wozu dient die Evaluation? Legitimierung Verwendung öffentlicher Mittel Wie und mit welcher Wirksamkeit werden Mittel eingesetzt Wie kann die Effektivität und Effizienz erhöht werden Qualitätsmanagement und Qualitätsentwicklung zwischen den konkurrierenden Interessen verschiedener Akteure in der Innovationspolitik Information Steuerung Kontrolle Vermittlung

Warum: Was folgt aus der Evaluation? Summative Evaluation: Maßnahme bereits abgeschlossen, Zusammenfassung der Wirksamkeit Formative Evaluation: Abwicklung der Maßnahme und deren Wirkungen werden fortlaufend kontrolliert, Einsatz bei Entwicklung und Implementierung neuer Maßnahmen, erkundend angelegt

3. Fallstricke Problem der Zurechenbarkeit Privater technischer Erfolg öffentlicher Nutzen (Wissens-diffusion) Privater technischer Erfolg öffentliche Förderung Privater ökonomischer Erfolg FuE und Innovation sind keine unidirektionalen, linearen Prozesse, sondern rückgekoppelte, soziale Prozesse Geförderte Projekte häufig eingebettet in "Projektfamilie", keine einzelne Zurechenbarkeit Zielerreichung zum Teil nur indirekt messbar (z.B. FuE-Kooperationen), Indikatoren mit üblichen Problemen behaftet Ziele auf politischer, Unternehmens- und Projektebene können sich unterscheiden

Die "Bring-Lücke" (Delivery Gap) Was sich politische Entscheider wünschen Was Evaluatoren sagen Zeitige Information für Entscheidungsgrundlagen Es kann Jahre dauern, bis Forschung Früchte trägt Klare Zuordnung von Wirkungen zu Investitionen Lineare Zusammenhänge sind selten, Additionalität ist nur schwer zu messen Objektiver Beweis von Exzellenz in der Forschung Peers verteidigen ihr Feld und internationale Kollegen Zentrale Indikatoren für Monitoring und Benchmarking Indikatorenwahl nicht eindeutig, manipulierbar Quelle: nach Sturn/Zinnöcker 2003

Die "Kunden-Lücke" (Customer Gap) Was sich Evaluatoren wünschen Was politische Entscheider sagen Klar definierte Zielhierarchie Programme entstehen aus politischen Kompromissen mit verschiedenen, z.T. konfligierenden Zielen Garantierte Unabhängigkeit Empfehlungen müssen innerhalb realistischer Grenzen liegen Angemessene Zeit und Ressourcen für die Evaluation Resultate werden in kürzester Zeit benötigt Voller Zugang zu Informationen und Stakeholdern Daten sind nicht zugänglich, Betroffene haben keine Zeit Quelle: nach Sturn/Zinnöcker 2003

4. Zukünftige Bedeutung von Evaluationen Forschungs- und Innovationspolitik muss zunehmend nachweisen, dass sich Investitionen lohnen Nachweis und Hinwirken, dass Marktversagen nicht durch Staatsversagen ersetzt wird European Research Area ERA/ Lissabon Ziel: 2010 den wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum zu erreichen Zunehmende Verankerung: Standard bei EU-Projekten, Abteilung Evaluation im BMWA Professionalisierung durch Festlegung von Standards in nationalen Fachverbänden (z.B. DeGEval, fteval)

5. Praktische Beispiele Evaluierung und Weiterentwicklung der Netzwerkstrategie des Freistaates Sachsen Evaluierung der österreichischen Betreuungsstrukturen für das 6. EU-Rahmen­programm für Forschung, technologische Entwicklung und Demonstration Assessment "Zukunft der Kompetenzzentrenprogramme (K plus und K ind/net) und Zukunft der Kompetenzzentren" System Programm Institutionen System Programm System Institutionen