9.2. Keynesianismus und Monetarismus im Vergleich

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
3. Das keynesianische Modell der Volkswirtschaft
Advertisements

5. 3 Keynes: Die IS-Kurve J. R. Hicks: „Mr
5. 3 Keynes: Die IS-Kurve J. R. Hicks: „Mr
Festes Wechselkurssystem Ausgangssituation (Punkt A)
- Überblick - Wirtschaftspolitische Maßnahmen - Volkswirtschaftliche Kenngrößen
Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW
5.3. Neuklassische Konjunkturtheorie
10 Die Phillipskurve Ca 6% ALQ Ursprüngliche Phillipskurve:
6. Chaos-theoetische Konjunkturerklärung
5. Monetaristische Konjunkturtheorien
 funktionelle Unabhängigkeit EZB BBK
5.2 Erweiterungen Einnahmen/Ausgabenmodell um einkommensabhängige Investitionen und Steuern Investitionen nicht mehr rein autonom, sondern einkommensabhängig:
6.1. Neoklassische Synthese
9.1 Monetarismus (auch: Neoquantitätstheorie)
7. Konvergenz oder Divergenz von Regionen
2.3 VGR-Kreislaufdarstellung
Lösung: Keynes Demo dY = -144,5 dT = + 36,125 Insgesamt 8 Punkte.
8 Konjunktur und Wachstum
4. Geldschöpfung und Geldpolitik
Tutorium: Wirtschaftliche Grundlagen für den Arbeitslehreunterricht
Einführung in die Wirtschaftspolitik
Geldpolitik in Europa - EZB und EWWU
i IS LM + Z - Y Monetäre Außenwirtschaft
Staatsaufgaben Wirtschaftlicher Teil
Der einfache Wirtschaftskreislauf
Wirtschafts- und Sozialpolitik
ARTEN VON WIRTSCHAFTSPOLITIK
Bereiche der Wirtschaftspolitik
Geld, Geldpolitik und Inflation
Krisen mit Keynes erklärt
Was heißt Staatsverschuldung?
Kapitel 17 Erwartungen, Wirtschaftsaktivität und Politik
3.1 Grundlagen Klassische/neoklassische Theorie
Frühere Einteilung der Konjunkturphasen
Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
Die makroökonomische Kontroverse: NCM vs. NKM
Das Keynesianische Makromodell II Geldnachfrage und -angebot
Berechnungsgrundlagen des Bruttosozialprodukts


Wird die Schuldenbremse eine Konjunkturbremse?
Einführung in das Thema Staatsverschuldung Dr. Gérard Bökenkamp Liberales Institut.
Wir sind besser als wir glauben. Aber das muss nicht so bleiben.
Umbau des Sozialstaats in der Krise Impulsreferat
Güter-, Geld- und Finanzmärkte: Das IS-LM-Modell
„Kurs 2020: Haushalte auf Konsolidierungspfad?“
Anatomie der Finanzkrise
Wirtschaftliche Entwicklung und Wirtschaftspolitik
Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik
China 中华人民共和国.
Wdhlg. AVWL 2: Das Mundell-Fleming Modell
Tutorium Makroökonomik
Geldpolitik in Europa - EZB und EWWU
Die Rolle der Zentralbanken
Die makroökonomische Kontroverse: NCM vs. NKM
Kap 11: Gesamtwirtschaftliche Nachfrage II
Kap. 10: Gesamtwirtschaftliche Nachfrage I
EZB und Geldpolitik des Eurosystems
Das Magische Viereck.
Die Keynesianische Theorie
Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik
Geldpolitik in Europa - EZB und EWWU
Konjunkturpolitik.
5. Übung Makroökonomische Theorie. Staatsausgaben Staatsausgaben umfassen im weiteren Sinn alle Ausgaben, die von der öffentlichen Hand getätigt werden.
Die Bundesrepublik Deutschland
1 Magisches Viereck Hoher Beschäftigungsstand. 2.
Magisches Viereck.
Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die finanzielle Situation der Kommunen.
SPEZIALISIERUNG: GELD- UND KONJUNKTUR Dr. Elisabeth Springler.
Dr. Jens Siebel, FH Kaiserslautern Das IS-LM-Schema
 Präsentation transkript:

9.2. Keynesianismus und Monetarismus im Vergleich Zwei „idealtypische“ Konzeptionen der Konjunkturpolitik: „Rules vs Discretion“ Keynesianischer Ansatz Monetaristischer Ansatz Instabilität des privaten Sektors Staat ist Konjunkturverursacher Geldnachfrage inhärent instabil, Geldmenge nicht steuerbar Umlaufsgeschwindigkeit wird erst durch unstete Geldpolitik instabil Nachfragesteuerung durch Fiskalpolitik möglich und sinnvoll Scheitert an mangelnder Disziplin der Politik und Wirkungsverzögerungen*) Privater Konsum relativ instabil, da von Einkommen abhängig Vermögen bzw. Langfristeinkommen ist relativ stabil Antizyklische Globalsteuerung mithilfe von Geld- und Fiskalpolitik Regelbindung von Geld- und Fiskalpolitik Buildt-In-Stabilizers (AL-Versicherung, Progressivsteuer etc) unzureichend Verstärkung der Zyklen durch politische Motive (Phillipskurve) *) siehe weiter unten U. van Suntum VWL III, WS 2008/09 Foliensatz 9.2

Probleme: Zeitverzögerungen, Dosierung und Wirkung Probleme: Zeitverzögerungen, Dosierung und Wirkung antizyklischer Konjunkturpolitik Inside lags: Recognition lag (Erkennen der Konjunkturlage) Action lag (Planung der Maßnahmen, Einsatzentscheidung) Instrumental lag (politische Durchsetzung, Administration) Outside lags: Reaction lag (Reaktionsentscheidung der HH und Unternehmen) Operational lag (praktische Reaktion der HH und Unternehmen) Dosierungsproblem: Dynamik der Konjunktur könnte verstärkt werden oder bei zu geringer Dosis kaum reagieren Erwartungsbildung: eventuell veränderte Reaktionen im Zeitverlauf U. van Suntum VWL III, WS 2008/09 Foliensatz 9.2

Optimales Assignment der Konjunktur- und Beschäftigungspolitik (nach SVR) Preisniveaustabilität Angemessenes und stetiges Wirtschaftswachstum außenwirtschaftliches Gleichgewicht Hoher Beschäftigungsstand SVR: Nicht mit einer Waffe auf mehrere Ziele schießen! Zentralbank (EZB) => Preisniveaustabilität Tarifparteien/Sozialpolitik => hoher Beschäftigungsstand Finanz/Ordnungspolitik => angemessenes Wirtschaftswachstum Fiskal/Geld/Lohnpolitik => stetiges Wachstum (Konjunktur) Währungspolitik => außenwirtschaftliches Gleichgewicht U. van Suntum VWL III, WS 2008/09 Foliensatz 9.2

Beispiel regelgebundene Fiskalpolitik: Strukturelles Defizit (vgl. Jahresgutachten 2003/04, Anhang IV) Gesamtes Defizit des Staatshaushalts Strukturelles, d.h. abzubauendes Defizit Einmalige Sonder- ausgaben (z.B. Flut)*) Verschwinden bei Erholung der Konjunktur automatisch Konjunkturell bedingte Mindereinnahmen und Mehrausgaben*) „dauerhaft akzeptable Neuverschuldung“ = Nettoinvestitionen Staat *) Bei Sondereinnahmen bzw. konjunkturellen Minderausgaben oder Mehreinnahmen erhöht sich das strukturelle Defizit entsprechend U. van Suntum VWL III, WS 2008/09 Foliensatz 9.2

Zu beachten: Der Staat spart im Sinne der VGR auch bei hohem Defizit! Staatskonto in der VGR Staatsverbrauch (z.B. Beamtengehälter) Verfügbares Einkommen des Staates Ersparnis Staat Nettoinvestitionen des Staates Finanzierung Ausgaben (negativer) Finanzierungssaldo Staat (= Defizit) Übertragungen (z.B. Sozialhilfe) Verfügbares Einkommen ./. Staatsverbrauch = Ersparnis Staat Verfügbares Einkommen ./. Ausgaben = Finanzierungssaldo Staat U. van Suntum VWL III, WS 2008/09 Foliensatz 9.2

Beispiel für regelgebundene Geldpolitik: Geldmengenregel der EZB Yreal p Ausgangspunkt Quantitätsgleichung: B m = M = v (B = Geldbasis, m = Geldschöpfungsmultiplikator, M = Geldmenge) Daraus folgt für die entsprechenden Zuwachsraten g: gM = gYreal + gP - gv Daraus ergibt sich der EZB-Zielpfad für die Geldmenge derzeit wie folgt: gYreal = 2% (trendmäßiger Anstieg des realen BIP bzw. des PP) gP = 2% (angestrebte maximale Inflationsrate im Euroraum) gv = -0,5% (trendmäßiger Rückgang der Umlaufsgeschwindigkeit) => gM = 4,5 % (mittelfristiger Zielpfad für Geldmengenausweitung M3) U. van Suntum VWL III, WS 2008/09 Foliensatz 9.2

In der Praxis sieht alles etwas anders aus... Konjunkturpolitik (und heutige Konjunkturtheorie) präferiert Mischung aus rules und discretion. Z.B. SVR: Grundsätzlich Regelbindung, aber in Notfällen auch direkte Nachfragesteuerung EZB verfolgt „Zwei-Säulen-Strategie“: Geldmengenbeobachtung und direkte Beobachtung der aktuellen Inflationsentwicklung => zinspolitische Entscheidungen Assignment ist umstritten: EZB sieht sich z.B. Preisniveaustabilität verpflichtet, Regierungen wollen sie dagegen oft zu konjunkturpolitischem Handeln oder zu Wechselkurspolitik veranlassen Tarifparteien weisen Verantwortung für Vollbeschäftigung weit von sich (und stattdessen dem Staat zu) Fiskalpolitik verletzt fortwährend Art. 115 Grundgesetz (Defizit < Investitionen) und auch den Stabilitätspakt (Defizit < 3% des BIP) U. van Suntum VWL III, WS 2008/09 Foliensatz 9.2