7. Konvergenz oder Divergenz von Regionen

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 Präsentation transkript:

7. Konvergenz oder Divergenz von Regionen 7. Konvergenz oder Divergenz von Regionen? (Maßstab: Pro-Kopf-Einkommen Y/N) Absolute Beta-Konvergenz: In Regionen mit niedrigem Ausgangsniveau wächst das Pro-Kopf-Einkommen schneller als in Regionen mit höherem Ausgangsniveau Sigma-Konvergenz: Im Zeitverlauf gleichen sich die Pro-Kopf-Einkommen der Regionen langfristig an (absolute Beta-Konvergenz ist langfristig notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für Sigma-Konvergenz, da Tendenz durch andere Faktoren (WiPo etc.) unterbrochen werden kann) Bedingte Beta-Konvergenz: Je höher das Ausgangsniveau einer gegebenen Region bereits ist, desto langsamer wächst tendenziell ihr Pro-Kopf-Einkommen U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz

Ärmere EU-Länder haben aufgeholt Q: Michael Kutz, Seminararbeit RÖ Mai 2009 U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz

Aber Konvergenzprozess uneinheitlich und unstetig Q: Michael Kutz, Seminararbeit RÖ Mai 2009 U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz

Immer noch große Unterschiede auf NUTS 2-Ebene Q: Michael Kutz, Seminararbeit RÖ Mai 2009 U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz

„Eiserne Regel der 2%“ trifft in etwa auch für EU zu Beispiel 2%-Regel.xls Q: Michael Kutz, Seminararbeit RÖ Mai 2009 U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz

Theoretischer Hintergrund: Neoklassische Wachstumstheorie Annahmen: Cobb-Douglas-Produktionsfunktion Immobile Produktionsfaktoren Konstante Bevölkerungswachstumsrate n Konstante Sparquote s, konstante Abschreibungsrate d Zentrale Schlußfolgerungen: Pro-Kopf-Einkommen y = Y/N hängt von Kapitalintensität k = K/N ab Sinkende Grenzproduktivität des Kapitals => Pro-Kopf-Einkommen y stagniert langfristig (ohne technischen Fortschritt) Aber u.U. regional unterschiedliches steady state-Niveau von y wegen unterschiedlicher Parameter s, n und d => dann nur bedingte Betakonvergenz U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz

Theoretische Ableitung (Cobb-Douglas-Produktionsfunkton) (Kapitalintensität) (Pro-Kopf-Einkommen) Wachstumsraten in der Zeit , (in der Literatur auch häufig mit bezeichnet) sy = s Y/N (Ersparnis pro Kopf) d = Abschreibungsrate = prozentualer Kapitalverschleiß pro Zeit-EH U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz

U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz Es gilt: (Wachstumsrate des Kapitalstocks) Aus diesen drei Gleichungen folgt für das Wachstum der Kapitalintensität k (Kapitalausstattung pro Kopf): (Gleichung I) (prozentualer Zuwachs der Kapitalintensität (pro Zeiteinheit) U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz

U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz Aus Gleichung I folgt durch Multiplikation mit k: (Gleichung II) Absoluter Zuwachs der Kapitalintensität pro Zeit-EH) Umformung von Gleichung II erleichtert Interpretation: Kapitalvertiefung (höheres K/N) Ersparnis pro Kopf Kapitalbedarf für Erweiterung (n) und Erneuerung (d) des Kapitalstocks U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz

Grafische Interpretation: Gl. II: Tendenz zum Steady State Gl. I: Arme Regionen wachsen schneller (n + d)k k sy Tatsächliche Kapitalbildung Notwendige Kapitalbildung Zur Erhaltung von K/N = k n + d gk = Wachstumsrate des Kapitalstocks pro Kopf U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz

U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz Bei gleichen Parametern gilt absolute-Beta-Konvergenz: gy Arme Region: hohes Wachstum Reiche Region: geringes Wachstum Langfristiges Steady-State- Gleichgewicht: kein Wachstum, gleiches Pro-Kopf-Einkommen y U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz

Bei unterschiedlichen Parametern (z.B. niedrigeres s in armer Region) gilt nur noch bedingte Beta-Konvergenz:: y Arme Region: niedriges Wachstum, da schon nahe an eigenem Steady-State Reiche Region: hohes Wachstum, da noch weit von eigenem Steady-State-Gleichgewicht entfernt gy reiche Region gy arme Region gy Zeitweilig wächst reiche Region schneller als arme Region langfristig realisieren beide Nullwachstum aber reiche Region bleibt reicher U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz

U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz Empirische Befunde Barro/Sala i Martin (1991;1992;1995): Untersuchung von amerikanischen Bundesstaaten (1880-1990), japanischen Präfekturen (1930-1990) sowie Ländern Westeuropas (1950-1990) => „Eiserne Regel der 2%“ => Verringerung des Unterschieds im Pro-Kopf-Einkommen nur um 2% pro Jahr => Halbierung des Unterschiedes dauert 35 Jahre (vielfach bestätigt) Sachverständigenrat (Jahresgutachten 1998/99), Länder der EU (1960-1997) => 1% Konvergenzgeschwindigkeit => „Halbwertzeit 75 Jahre“ (siehe unten) Institut der deutschen Wirtschaft (wi-trends, Heft 1/1997; iwd, Nr. 16/1997): 143 NUTS-Regionen EU (1980-1993) => 1,6% Konvergenzgeschwindigkeit => „Halbwertzeit“ 43 Jahre, trotz EU-Regionalförderung, auch kein größerer Konvergenzerfolg geförderter gegenüber nicht geförderten Regionen nachweisbar (siehe unten) Beispiel 2%-Regel.xls U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz

U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz Quelle: SVR, Jahresgutachten 1998/99, S. 279 U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz

U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz Quelle: SVR, Jahresgutachten 1998/99, S. 279 U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz

U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz Institut der deutschen Wirtschaft: Keine sigma-Konvergenz in EU-Regionen U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz

U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz

Kritik an neoklassischem Konvergenzmodell Empirische Ergebnisse weisen z.T. auf Divergenz oder zumindest anhaltende Unterschiede hin Annahme stets sinkender Grenzproduktivität (des Kapitals) fragwürdig Immobilität von Kapital unrealistisch Skalenerträge, Humankapital und endogener technischer Fortschritt nicht berücksichtigt Konstanz von Sparquote und Bevölkerungswachstum unrealistisch, beide u.U. abhängig von Pro-Kopf-Einkommen! U. van Suntum, Regionalökonomik, Wachstum und Konvergenz

U. van Suntum VWL III, Foliensatz 8.3 Errechnung von k*: Im steady-state gilt (s.o.): Aus Cobb-Douglas-PF folgt (s.o.) Dies oben eingesetzt ergibt U. van Suntum VWL III, Foliensatz 8.3

Modifikation des neoklassischen Wachstumsmodells: 1. Ertragsgesetzliche Produktionsfunktion Annahme: Zunächst steigende, dann sinkende Grenzproduktivität der Kapitalintensität Grund z.B: Mindestausstattung an Kapital notwendig (Infrastruktur, weitere Unteilbarkeiten) y(k) k U. van Suntum VWL III, Foliensatz 8.3

U. van Suntum VWL III, Foliensatz 8.3 Stabiles GG (n + d)k Instabiles GG sy k U. van Suntum VWL III, Foliensatz 8.3

U. van Suntum, Regionalökonomik, Neue Wachstumstheorie 2. Mobiles Kapital Annahme: Pro-Kopf-Einkommen und Rendite r in Region I größer als in Region II Kapital ist mobiler Faktor, Arbeit immobil => Kapital wandert von armer in reiche Region => regionale Divergenz neues Gleichgewicht mit Angleichung von r y Region I y Region II k U. van Suntum, Regionalökonomik, Neue Wachstumstheorie

U. van Suntum, Regionalökonomik, Neue Wachstumstheorie 3. Mobile Arbeit Arbeit mobil, Kapital immobil, Lohn wI > wII => Arbeit wandert von armer in reiche Region => regionale Konvergenz (k steigt in armer, sinkt in reicher Region) neues Gleichgewicht mit Angleichung von w y Region I wI y Region II wII k Ordinatenabschnitte entsprechen Lohnsätzen der Regionen, da Y/N – G/N = W/N U. van Suntum, Regionalökonomik, Neue Wachstumstheorie