VI. Die Sozialethik des Capabilities approach

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VI. Die Sozialethik des Capabilities approach Martha Nussbaum und Amartya Sen

VI. Die Sozialethik des Capabilities approach Martha Nussbaum geb. 1947 in New York Philosophin und Professorin für Rechtswissenschaft und Ethik an der University of Chicago

VI. Die Sozialethik des Capabilities approach Amartya Sen geb. 1933 in Westbengalen 1998: Nobelpreis für Wirt- schaftswissenschaften für seine Arbeiten zur Wohlfahrtsökonomie und zur Theorie wirtschaftlicher Entwicklung Prof. an der Harvard University

1. Kritik an Utilitarismus, „homo oeconomicus“ und an John Rawls 1.1 Kritik am Utilitarismus Hedonistische Bestimmung des Guten Quantitativ-additive Bestimmung des sozialen Nutzen Beteiligung spiegelt sich nicht im Kriterium der Präferenzbefriedigung durch Exklusion kann der Durchschnittsnutzen steigen andere Werte können Beteiligungschancen aufwiegen

1. Kritik an Utilitarismus, „homo oeconomicus“ und an John Rawls 1.2 Kritik am „homo oeconomicus“ der „homo oeconomicus“ als Ideologie das Modell des rationalen Egoisten ist nicht in der Lage, das tatsächliche Verhalten von Personen zu erfassen Verpflichtungen, Bindungen und Engagements einer Person finden keine Beachtung der „homo oeconomicus“ ist ein „rationaler Tor“ konkrete Fragen sozialer Ungleichheit lassen sich nicht angemessen bewerten

1. Kritik an Utilitarismus, „homo oeconomicus“ und an John Rawls 1.3 Kritik an John Rawls Vertragspartner im Urzustand sind als gleich und unabhängig voneinander definiert Von der Norm abweichende Personen sind keine Vertragspartner Dauerhaft abhängige Personen sind ebenfalls keine Vertragspartner Systematische Exklusion von Personen ist nicht ausgeschlossen

2. Die starke vage Theorie des Guten Das menschliche Leben besitzt „zentrale und universale Eigenschaften, die für es kennzeichnen sind“ (Martha Nussbaum) Entwurf guten gelingenden Lebens inhaltlich konkret bestimmt (stark) offen für Veränderungen (vage)

2. Die starke vage Theorie des Guten Politische Aufgaben Grundfähigkeiten Anthropologische Annahmen

3. Anthropologische Annahmen und Grundfähigkeiten Sterblichkeit Menschlicher Körper Fähig sein, bis zum Ende eines vollständigen menschlichen Lebens leben zu können, nicht vorzeitig zu sterben Fähig sein, sich guter Gesundheit zu erfreuen; angemessen ernährt zu werden; angemessene Unterkunft zu haben

3. Anthropologische Annahmen und Grundfähigkeiten Freude- und Schmerzempfinden Kognitive Fähigkeiten Fähig sein, unnötigen Schmerz zu vermeiden und freudvolle Erlebnisse zu haben Fähig sein, die fünf Sinne zu benutzen, zu denken und zu urteilen

3. Anthropologische Annahmen und Grundfähigkeiten Frühkindliche Entwicklung Praktische Vernunft Fähig sein, Bindungen zu Dingen und Personen außerhalb unserer selbst zu unterhalten; diejenigen zu lieben, die uns lieben und sich um uns kümmern Fähig sein, sich eine Auffassung des Guten zu bilden und sich auf kritische Überlegungen zur Planung des eigenen Lebens einzulassen

3. Anthropologische Annahmen und Grundfähigkeiten Zughörigkeit zu anderen Menschen Bezug zu anderen Spezies und zur Natur Fähig sein, für und mit anderen leben zu können, Interesse für andere Menschen zu zeigen, sich auf verschiedene Formen familialer und gesellschaftlicher Interaktionen einzulassen Fähig sein, in Anteilnahme für und in Beziehungen zu Tieren, Pflanzen und zur Welt der Natur zu leben

3. Anthropologische Annahmen und Grundfähigkeiten Humor und Spiel Vereinzelung Starke Vereinzelung Fähig sein, zu lachen, zu spielen und erholsame Tätigkeiten zu genießen Fähig sein, das eigene Leben und nicht das von irgendjemand anderem zu leben Fähig sein, das eigene Leben in seiner eigenen Umwelt und in seinem eigenen Kontext zu leben

4. Politische Aufgaben Anthropologische Grundannahmen zu Körperlichkeit und Gesundheit Anthropologische Grundannahmen zu kognitiven Fähigkeiten und praktischer Vernunft Bereitstellung eines befähigenden öffentlichen Gesundheitssystem Bereitstellung eines öffentlichen Bildungssystems

5. Neoaristotelismus als kritisches Naturrecht Capabilities approach steht in der Tradition des klassischen Naturrechts (universalistischer Neoaristotelismus) Historsich sensible und deutungsoffene Definition des Menschen (gegen Kritik, unhistorisch zu argumentieren) Grundfähigkeiten als reale Bedingungen der Freiheit des Individuums (gegen Kritik der Autonomievergessenheit)