Verstehende Soziologie I: Entzauberung der Welt Max Weber (

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 Präsentation transkript:

Verstehende Soziologie I: Entzauberung der Welt Max Weber ( Verstehende Soziologie I: Entzauberung der Welt Max Weber (*1864 in Erfurt — †1920 in München)

Verstehende Soziologie I: Entzauberung der Welt Max Weber ( Verstehende Soziologie I: Entzauberung der Welt Max Weber (*1864 in Erfurt — †1920 in München) “Soziologie soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will.“ (Wirtschaft und Gesellschaft, 1922)

Vita und ausgewählte Werke (I) 1869 - Umzug nach Berlin wo Vater Stadtrat; großbürgerlicher Haushalt, Umgang mit Mommsen, Treitschke, Dilthey, Rickert etc. 1882-1886 - Studium der Rechte, Ökonomie, Geschichte und Philosophie in Heidelberg, Straßburg, Göttingen und Berlin 1889 - Promotion in Berlin in Wirtschaftsgeschichte, Zulassung als Rechtsanwalt 1891 - Habilitation in Berlin über Römische Agrargeschichte , nimmt Lehrtätigkeit auf 1892 - außerordentlicher Professor in Berlin - Mitarbeit an der Landarbeiter-Enquete des Vereins für Sozialpolitik 1893 - Heirat mit Marianne Schnitger 1894 - Ordinarius für Nationalökonomie in Freiburg 1895 - Antrittsvorlesung über “ Nationalstaat und Die Vokswirtschaftspolitik” 1896 - Berufung nach Heidelberg 1897 - Konflikt mit Vater, Nervenzusammenbruch 1899 - Beurlaubung1903 - endgültige Beurlaubung, Honorarprofessor in Heidelberg 1904 - übernimmt mit Jaffé und Sombart das “Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik” - „Die Objektivität sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis” 1904-1905 - „Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus”

Vita und ausgewählte Werke (II) 1909 - Mitbegründer der DGS, somit Bekenntnis zur Soziologie 1913 - “Übereinige Kategorien der verstehenden Soziologie “ - Fertigstellung des Manuskripts des Beitrags für “Grundriß der Sozialökonomik”, aus dem später “Wirtschaft und Gesellschaft” hervorging 1915 - militärischer Verwaltungsdienst 1915-1917 - “Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen” 1918 - Berufung nach Wien - Vorträge: Wissenschaft als Beruf Politik als Beruf 1919 - Ruf nach München, Beratungstätigkeit bei der Aushandlung der Versailler Verträge Posthum erscheinen: 1920-1923 - Gesammelte Aufsätze zu Religionssoziologie 1921 - Gesammelte politische Schriften 1922 - Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre - Wirtschaft und Gesellschaft 1923 - Gesammelte Aufsätze zur Wirtschaft- und Sozialgeschichte 1924 - Gesammelte Aufsätze zur Soziologie und Sozialpolitik

Zu Webers theoretischen Ausgangslage Der Methodenstreit in der deutschen Sozialwissenschaft: Historismus versus Österreichische Ökonomieschule und Webers Konzept einer “verstehenden Soziologie” Weber und Neokantianismus (Rickert): Soziologie zwischen idiographischen und nomothetischen Wissenschaft

3 Hauptanliegen Weberscher Soziologie Entwicklung der Soziologie als Wissenschaft vom sinnhaften sozialen Handeln Gesellschaft als sinnhafter Handlungszusammenhang Entwicklung einer verstehenden Methode Analyse des Verlaufs und der Gründe abendländischer Modernisierung

(Soziologische Grundbegriffe, §1) Soziologie als verstehende und erklärende Wissenschaft vom sozialen Handeln Gesellschaft als sinnhafter Handlungszusammenhang Unterschied zwischen Simmels und Webers Gesellschaftsauffassung Sinnhaftigkeit der Welt durch Wertbeziehung: Alltag und Wissenschaft Soziologie als Wissenschaft von sinnorientiertem sozialen Handeln: “Soziales Handeln soll ein solches Handeln heißen, welches seinem von dem Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist.” (Soziologische Grundbegriffe, §1)

Soziologie als verstehende und erklärende Wissenschaft vom sozialen Handeln Idealtypische Methode Was bedeutet “Verstehen” methodisch? Sinn- und Kausaladäquanz soziologischer Erklärungen Bildung der Idealtypen Aussagen über soziale Regelmäßigkeiten formulieren keine “Naturgesetze” sondern “objektive Chancen” Wertfreiheit: Wissenschaft kann wahrscheinliche Folgen von Handlungen aufzeigen, aber keine moralischen Werte begründen. Verantwortungs- und Gesinnungsethik

Handlung und soziale Ordnung Definition und Unterscheidung sozialen der Typen Handelns nach der Art seiner Sinnorientierung soziale Beziehungen und ihre Orientierung an gegenseitiger Erwartung Formen von Verhaltenserwartungen: Vergemeinschaftung (Sitte, Brauch) und Vergesellschaftung (Recht) Macht und Herrschaft Unterscheidung der Herrschaftstypen (sozialer Ordnungen) nach der Art ihrer geglaubten Legitimation (Sinnorientierung) Traditionale, charismatische und rationale (bürokratische) Herrschaft Gegenstand rationaler Kontrolle Handlungstyp Mittel Zweck Wert Folge zweckrational + wertrational – affektuell traditional

Merkmale der traditionalen und rationalen Herrschaft Typus Merkmale traditional rational 1. Legitimation Pietät Legalität 2. Organisation A. Gewaltenteilung B. Herrschaftsspitze C. Verwaltungsstab a) Struktur b) Stellung zum „Amt“ c) Rekrutierungsbasis d) Schichtungstyp D. Beherrschte ständisch Abgrenzung von Privilegien Privilegienträger durch Erbordnung bestimmte oder „gewählte“ oder „ernannte“ Könige, Fürsten, Grundherren, Patrizier, Honoratioren „Diener“ Privilegien- oder Lehenshierarchie von Personen „Amt“ als persönliches Eigenrecht Tendenz zur Appropriation der Verwaltungsmittel als Pfründe und Lehen. „Einheit“ von „amtlicher“ und „privater“ Sphäre Geburt, „Ehre“, Besitz Geburtsstände und Besitzklassen traditionale Genossen und Untertanen konstitutionell Abgrenzung von Kompetenzen Organe gewählte oder ernannte politische Führer, Honoratioren- oder Berufspolitiker „Beamte“ Kompetenzhierarchie von Behörden Amt als sachliches Eigenrecht Tendenz zur Expropriation von den Verwaltungsmitteln, festes Gehalt. Scheidung von amtlicher und privater Sphäre Fachqualifikation Erwerbsstände und Erwerbsklassen Staatsbürger

Webers materiales Erkenntnisinteresse: Verstehen der Genese abendländischer Modernisierung Warum erfolgt die Modernisierung der Gesellschaft als ihre Rationalisierung gerade in Europa? Antwort gesucht in vergleichender Untersuchung der Einwirkung der Weltreligionen auf die alltägliche Lebensführung und die Wirtschaftsethik Ausgang von der Ethik des Protestantismus (Kalvinismus) und ihren Merkmalen: Selbstverantwortung für das Seelenheil, systematische Lebensführung zwecks weltlichen (ökonomischen) Erfolgs, innerweltliche Askese

Vergleich der Weltreligionen Vergleich der europäischen und der asiatischen Religionsformen Ausgang von der Theodizee-Frage: Wie kann man das Böse in der Welt meiden? Typen der religiösen Handlungslogiken: Taoismus/Konfuzianismus (China): Weltanpassung (Aufrechterhaltung der Harmonie von Makro-und Mikrokosmios) Hinduismus/Buddhismus: Weltablehnung (Vermeidung des Handelns in der Welt) Judaismus/Christentum: Weltbeherrschung (Handeln/Verändern in der Welt als Erfüllung der 10 Gebote)

Webers Wirkung Systemtheorie: Talcott Parsons (1902 - 1979) Phänomenologische Soziologie: Alfred Schütz (1889 - 1959) Modernisierungstheorie Politische Soziologie Organisationssoziologie Religionssoziologie Kultursoziologie

Max Weber (*1864 in Erfurt — †1920 in München)