Teil I: Datenerhebungen im Internet Internet-Tutorium am
Vorschau: 1 Das Internet als Forschungsinstrument und -gegenstand 2 Die einzelnen Internet-Dienste und ihre Möglichkeiten 2.1 und Newsgroups 2.2 WWW 3 Besonderheiten von Online-Erhebungen: 3.1 methodische/ versuchsplanerische Aspekte 3.2 Ethik 3.3 pragmatische/ finanzielle Aspekte 3.4 neuartige Möglichkeiten 4 Fazit und Beispiele
1 Das Internet als Forschungsinstrument und -gegenstand Nicht-reaktive Datenerhebungen: Anfallende, öffentlich zugängliche Daten (z.B. Newsgroup-Postings, Logfiles von Chats,...) werden ausgewertet (= Internet als Forschungsgegenstand) Mögl. Fragestellungen für nicht-reaktive Datenerhebung im Internet z.B.: –Kommunikationsstrukturen –Emotionsvermittlung/ Emotionsausdruck –Fragestellungen der Sprachpsychologie –...
Das Internet als Forschungsinstrument und - gegenstand (2) Datenerhebung im Internet (nach Batinic, 1997: S. 222): Reaktive Verfahren Nicht-reaktive Verfahren Fragebogenuntersuchungen Online-Interviews Experimente im WWW Server-Log-Analyse Beobachtungen WWW: HTML-Formulare ASCII-Fragebögen IRC-Interviews Interviews in virtuellen Welten IRC Virtuelle Welten
2.1 Die einzelnen Internet-Dienste und ihre Möglichkeiten: und Newsgroups Nur Fragebogen-Untersuchungen möglich: Mail: Serienbrief-Funktion möglich –Datenschutz bedenken! –Hohe Rücklaufquoten –woher bekommt man Adressen? Newsgroups: –Nachteil: Untersuchung spricht sich rum –Verweigererquote unklar, weil Stichprobe unklar (externe Validität!) –übertriebenes crossposting verstößt gegen Netiquette –speziell für Untersuchungen eingerichtete Newsgroups: de.alt.umfragen; alt.usenet.survey
2.2 Die einzelnen Internet-Dienste und ihre Möglichkeiten: WWW Auch Experimente möglich (interaktive Elemente etc.) Server zeichnet jeden Mausklickder Vpn, Zeiten etc. auf Voraussetzungen: –HTML-Seite anlegen –CGI-Skript (um Daten der Vpn empfangen und bearbeiten zu können) wichtig zu beachten: –besonders genaue Instruktionen, da Rückfragemöglichkeiten fehlen –Kontaktmöglichkeit zur Verfügung stellen, damit Vpn Kritik, Fragen etc. loswerden können –evtl. der Vp Rückmeldung über Ergebnis/ erreichte Leistung geben (manchmal aus ethischen Gründen kritisch...) –ethische Grundsätze! (s. 3.2)
3 Besonderheiten von Online-Erhebungen: 3.1 Methodische/versuchsplanerische Aspekte Repräsentativität: –typischer Internet-Nutzer Normalbevölkerung (z.B.: geringer Frauenanteil; viele Studenten und Akademiker; geringes Durchschnittsalter) –aber: mit dem Internet-Boom der letzten Jahre ist zunehmende Angleichung zu erwarten! –Außerdem: konventionelle psychologische Experimente rekrutieren fast ausschließlich Psychologie-Studierende als Vpn (noch geringere Repräsentativität!) –Kontrollmöglichkeit: Replikationen konventioneller Experimente im Netz bzw. Vergleich Internet - lokale Teilstichproben
Methodische/versuchsplanerische Aspekte (2) Stichprobe: –kann sehr groß werden hohe statistische Power! –Vorteil: hohe Durchführungsobjektivität; kaum Versuchsleiter-Effekte –Probleme, die (teilweise) kontrolliert werden können: Mehrfachteilnahme ( Vpn um persönliche Angaben bitten) Pausen ( können registriert werden) unerlaubte Kooperation mehrerer Vpn ( auf Wichtigkeit der seriösen Teilnahme hinweisen) technische Störvariablen ( unkontrollierbar, können aber als randomisiert aufgefaßt werden) dynamische Grundgesamtheit (zugrundeliegende Population ändert sich schnell) mehrstufige Selbstselektion der Vpn ( auch Vorteile: wer dabei bleibt, ist wirklich motiviert; selektive Drop-outs decken Konfundierungen auf)
3.2 Ethik Hinter dem Problem der Selbstselektion steckt ethisch hoher Standard: Vp hat wirklich zu jedem Zeitpunkt die freie Entscheidung, ob sie Untersuchung fortsetzen oder abbrechen will Vertraulichkeit der Daten! Ethische Leitlinie: Der Vp darf kein Schaden entstehen u.U. aufpassen bei Rückmeldung der Ergebnisse! Vp darf nicht getäuscht werden; Aufklärung nötig! Ethische Regeln und Standards international uneinheitlich!
3.3 pragmatische Vorteile Kosten/ Aufwand der Erhebung stark reduziert! Automatisierbarkeit von Durchführung und Auswertung Experiment kommt zur Vp geringere Kontrollierbarkeit, aber größere ökologische Validität, da sich Vp nicht in einer künstlichen Situation befindet hohe Flexibilität: Vp ist nicht an bestimmte Zeiten gebunden; keine langwierigen Terminabsprachen! Gelegenheitsstichprobe der Internet-Nutzer ist immer noch heterogener als die der Psychologie-Studierenden!
3.4 Neuartige Möglichkeiten Bessere Realisierbarkeit von Studien im interkulturellen Bereich Vpn aus sehr spezifischen Zielpopulationen werden erreichbar hohe Transparenz der aktuellen Forschungsprojekte durch Öffentlichkeit der Experimente wissenschaftlicher Austausch schon vor/ während der Erhebungsphase möglich! Zukunftsvision von Online-Publikationen: Man kann per link das Experiment live nacherleben Flexibilität (dynamisches/ adaptives Testen wird möglich)
4. Fazit und Beispiele Fazit: –WWW-Experimente eignen sich für all die Forschungsbereiche, in denen es nicht auf eine exakt kontrollierte Laborsituation ankommt –Ansonsten bieten Online-Datenerhebungen der psychologischen Forschung neue und interessante Möglichkeiten –genauere Validierung dieser neuen Forschungsmethodik steht noch aus! Beispiele: –Web-Labor von Ulf ReipsWeb-Labor von Ulf Reips –Umfrageseiten der Uni GiessenUmfrageseiten der Uni Giessen –ZUMA - Online-ResearchZUMA - Online-Research –Online-Psychology-Lab der Uni PaduaOnline-Psychology-Lab der Uni Padua –Trierer kognitionspsychologisches Experimental-LaborTrierer kognitionspsychologisches Experimental-Labor –Online-Experimente des Max-Planck-Instituts TübingenOnline-Experimente des Max-Planck-Instituts Tübingen