Vom Umgang mit der Angst

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Vom Umgang mit der Angst Muster der psychischen Verarbeitung und Wahrnehmung des globalen Klimawandels

Der Mensch ist schuld, wenn unsere Erde stirbt Droht 2020 der Klima-Kollaps? Klima-Horror Der Mensch ist schuld, wenn unsere Erde stirbt Mücken, Zecken, Ratten Verbreitung von Krankheitsüberträgern wegen Klimawandel befürchtet Schlagzeilen Dr. Barbara Hinding TU Dortmund Hochwasser, Hitze, Dürre - Klimachaos kostet Milliarden

Dr. Barbara Hinding TU Dortmund Löst der globale Klimawandel Angst- und Bedrohungsgefühle aus? Wie gehen wir damit um? Welche verschiedenen Formen der der Bewertung und Bewältigung lassen sich unterscheiden? Gibt es Zusammenhänge zum Verhalten? Führen verschiedene Bewältigungsmuster z. B. dazu, dass verstärkt Energie gespart wird? Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Klimawandel – eine Gefahr für die eigene Person? Studie „Umweltbewußtsein in Deutschland“ aus 2006: ca. 80% der Deutschen betrachten den Klimawandel als eine Gefahr für sich und ihre Familie. Knapp die Hälfte davon betrachtet seine Folgen als „sehr“ oder „äußerst“ gefährlich. Der Klimawandel wird dabei als schwerwiegender eingeschätzt als etwa die Gentechnik oder die Luftverschmutzung. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2007). Umweltbewusstsein in Deutschland 2006. Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Umweltängste bei Jugendlichen 12 – 17 Jahre Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Klimawandel erzeugt Stress Umweltrisiken wie der Klimawandel stellen potenzielle Stressoren dar Es sind Anforderungen, die auf verschiedenen Ebenen der Gesellschaft Prozesse der Stressverarbeitung auslösen Ziel ist, die Kontrolle wieder herzustellen Bewertungs- und Bewältigungsprozesse treten auf Kontrolle herstellen = Situation wieder in den Griff zu kriegen Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Bewertung und Bewältigung Umwelt mit Stressoren und Ressourcen Primäre Bewertung Neutral Positiv Belastend Bedrohung? Sekundäre Bewertung Kompetenzen Ressourcen Kontrollüber-zeugungen Coping problem- orientiert emotions- zentriert Primäre Bewertung Neutral Positiv Belastend Bedrohung? Neu-bewertung Bewertung ist ein kontinuierlich ablaufender Prozess. Bei der ersten Konfrontation mit einem kritischen Ereignis wird seine Bedeutsamkeit für das eigene Wohlbefinden eingeschätzt. Ist es neutral, positiv oder belastend? Wird es als Belastung wahrgenommen, erfolgt eine weitere Einordnung in die Kategorien Herausforderung, Schaden/Verlust oder Bedrohung. Im nächsten Schritt werden die eigenen Bewältigungsmöglichkeiten geprüft. Lässt sich die Umwelt auf eine Art und Weise verändern, die dazu führt, dass die Bedrohung verschwindet? Welche Möglichkeiten zum Eingreifen habe ich oder haben wir? Welche Kompetenzen und welche Ressourcen stehen zur Verfügung? Welche Lösungswege könnten mit welcher Wahrscheinlichkeit zum gewünschten Ergebnis führen? Habe ich die Fähigkeit, das Nötige zu tun oder wer könnte mir helfen? Diese beiden Bewertungsprozesse beeinflussen sich gegenseitig. Wer erwartet, dass er eine bestimmte Anforderung bewältigen kann, wird auch die Situation nicht mehr als so bedrohlich einschätzen. Werden die Möglichkeiten zur Bewältigung als nicht ausreichend eingeschätzt, entstehen Angst und Hilflosigkeit mit im schlimmsten Fall körperlichen Stressreaktionen und Krankheit. Von den Bewertungsprozessen wird das Coping bzw. der Bewältigungsprozess unterschieden. Gemeint sind die Maßnahmen, die ergriffen werden, um ein Risiko zu handhaben, und zwar alle Maßnahmen, egal, ob diese zu einer Problemlösung führen oder nicht. Üblicherweise werden diese Maßnahmen in zwei Kategorien eingeteilt. Unter problemorientierter Bewältigung versteht man Maßnahmen, welche die Änderung der Situation zum Ziel haben. Es geht um Problemlöseverhalten im engeren Sinn. Es wird versucht, das Problem zu definieren, es werden Lösungsalternativen entwickelt uns ausgewählt, und es wird entsprechend gehandelt. Mit emotionszentrierten Bewältigungsstrategien wird versucht, die emotionale Belastung zu reduzieren. Gemeint ist das Vermeiden oder Bagatellisieren eines Problems, das Distanzieren oder Leugnen oder auch das „Abschalten“, z. B. durch Sport, Entspannung usw. Emotionszentrierte Bewältigung hilft uns, die Hoffnung und den Optimismus zu bewahren, und manchmal auch so zu tun, als sei eigentlich nichts passiert. Emotions- und problemzentrierte Bewältigungsstrategien treten in der Regel gemeinsam auf, auch wenn man sie auf der Verhaltensebene zeitlich nacheinander beobachtet. Bei länger andauernden Belastungen lassen sich oft mehrere Phasen beobachten, die einen eher problemorientiert, die anderen emotionsbetont. Bsp: Aufgrund der Erfahrungen, die im Bewältigungsprozess gemacht werden, kommt es meist zu einer Neubewertung der Situation. Wenn alles gut läuft, erscheint sie uns z. B. weniger bedrohlich. Scheitern wir dagegen, nimmt unser Bedrohungserleben zu und wir müssen neue Maßnahmen ergreifen. Auch Hoffnungslosigkeit und Resignation können die Folge wiederholter Erfolglosigkeit sein. Wovon hängt es jetzt eigentlich ab, ob wir ein Risiko, ein Ereignis als Bedrohung bewerten? Die Abb. Zeigt, dass sowohl Merkmale der Situation, also des Stressors selbst und der Umwelt und persönliche Merkmale von Bedeutung sind. Alles, was neu ist, was wir noch nicht kennen, ist schwierig zu bewerten. Wichtig ist auch, wie gut wir vorhersehen können, was passieren wird und wie sicher oder unsicher es ist, ob überhaupt etwas passiert. Auch wie weit in der Zukunft ein bedrohliches Ereignis liegt, also wie viel Zeit zum Handeln wir noch haben, wie groß der Schaden sein könnte und welche weiteren Konsequenzen er möglicherweise hat. Der Klimawandel gehört zu den Ereignissen, die von den meisten Menschen nur schwer einzuschätzen sind: Intrapersonale Merkmale Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Merkmale des Klimawandels erschweren Bewertung Sinnlich nicht wahrnehmbar Unbestimmt und uneindeutig Genaue Auswirkungen sind unklar, besonders auf lokaler Ebene Kontroverse öffentliche Diskussionen Folge der Ungewissheit: Bewertung hängt stark von individuellen Faktoren ab Sinnlich nicht wahrnehmbar: was wir wahrnehmen können, ist das lokale Wetter, nicht das globale Klima. Wir sehen das an den immer wieder neu aufgelegten Statements zu Extremwettereignissen. Unbestimmt und uneindeutig: Die Ergebnisse der Klimaforschung sind mit zahlreichen Unsicherheiten behaftet. Wirklich sichere Vorhersagen über die globale Entwicklung und ihre Folgen sind nicht möglich, über Wettereignisse und Naturkatastrophen erst recht nicht. Kontroverse öffentliche Diskussion: Emotionalisierung: Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Welches sind die relevanten Persönlichkeitsmerkmale? Werte und Motivlagen Meinungen und Einstellungen Wissensstrukturen Soziale Zugehörigkeit Werte und Motivlagen: was wir im Leben und für die Gesellschaft, in der wir leben für wichtig halten – für was ich mich einsetzen würde. Werte und persönliche Zielsetzungen führen zu einer besonderen Sensibilität für bestimmte Hinweise, zu einer selektiven Aufmerksamkeit für Informationen. Je stärker mein Bedürfnis nach einer intakten Umwelt ist, desto aufmerksamer werde ich für Risiken in dieser Hinsicht und desto stärker wird auch mein Bedrohungserleben ausfallen. Meinungen und Einstellungen: z. B. ob ich generell eher der Meinung bin, Situationen beeinflussen und kontrollieren zu können oder eher nicht Wissenstrukturen: was ich über das Thema weiß, über meine Handlungsmöglichkeiten, über die gesellschafts- oder auch globalpolitischen Zusammenhänge weiß, aber auch das allgemeine Alltagswissen, wie kann ich Energiesparen, wie kann ich mich an lokalpolitischen Diskussionen und Entscheidungen beteiligen … Wissen ist wichtig, um die eigenen Bewältigungsmöglichkeiten überhaupt zu erkennen und um handlungsfähig zu sein. Soziale Zugehörigkeit: Wir alle gehören verschiedenen sozialen Gruppen an, haben unterschiedliche Bezugsgruppen und pflegen verschiedene Lebensstile. Über unsere Berufe haben wir spezifische Kontakte, ebenso über unsere Familien und unsere Freizeitaktivitäten. In diesen Kreisen tauschen wir uns im allgemeinen aus, über alles, was uns wichtig ist. Man liest die gleichen Zeitungen, schaut das gleiche Fernsehprogramm und entwickelt in der gemeinsamen Diskussion Meinungen über das Tagesgeschehen und die globalen Probleme. Dadurch entstehen geteilte Sichtweisen innerhalb von Gruppen, aber auch Unterschiede zwischen verschiedenen sozialen Milieus. Auch die Bewertung und individuelle Bewältigung des Klimawandels unterliegt diesem Prozess. Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Muster der Problemverarbeitung Muster der Problemverarbeitung sind unterschiedliche Stile der Bewertung und Handhabung eines Risikos. Sie ergeben sich aus dem Zusammenwirken von Bedrohungsbewertung, wahrgenommener Kontrollierbarkeit (wer kann das Ereignis beeinflussen – Politik und Industrie, Wissenschaft und Technik oder die privaten Haushalte?) und problem- und emotionszentrierter Bewältigung. Diese psychischen Verarbeitungsmuster hängen mit Handlungsbereitschaften zu präventiven Maßnahmen zusammen. Inwieweit diese dann tatsächlich umgesetzt werden, ist von zahlreichen weiteren Bedingungen abhängig. Energiesparen etwa ist ein verhältnismäßig komplexes Verhaltensmuster, das verschiedene Alltagsbereiche tangiert und allein von daher zahlreichen weiteren Einflüssen unterliegt. Doch dazu später mehr. Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Muster der Problemverarbeitung Demoralisierung Problemzentrierte Verarbeitung Externalisieren Leugnen Gleichgültigkeit Fatalismus In einer vor einigen Jahren in Berlin durchgeführten Studie konnten 6 verschiedene Problemverarbeitungsstile identifiziert werden: Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Dr. Barbara Hinding TU Dortmund Demoralisierung Ausgeprägte Bedrohungsgefühle und Ängste Resignation, wenig Zuversicht Kein Bagatellisieren Intensive Auseinandersetzung in Gedanken, Phantasien und Gesprächen Kontrolle hauptsächlich bei Politik und Industrie, jedoch keine echte Lösung, da kein Vertrauen neue technische Entwicklungen sind keine Lösung, Technikkritik und Skepsis Maßnahmen in den privaten Haushalten auch keine Alternative, da niemand spart Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Problemzentrierte Verarbeitung Deutliche Bedrohungsgefühle, aber zuversichtlich Kontrolle bei den Haushalten und bei sich selbst: Bewusstsein und Gefühl, etwas zur Problemlösung beitragen zu können; Erwartung, dass private Haushalte aktiv werden Bei Politik und Industrie sowie Wissenschaft und Technik werden weniger Einflussmöglichkeiten gesehen Kein Bagatellisieren, Klimawandel wird als ernstes Problem gesehen Intensivste Auseinandersetzung mit dem Thema von allen Verarbeitungsstilen Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Dr. Barbara Hinding TU Dortmund Externalisieren Unterdurchschnittliche Bedrohungsgefühle Einflussmöglichkeiten werden vor allem bei Politik und Industrie sowie bei Wissenschaft und Technik gesehen Die eigenen Einflussmöglichkeiten werden dagegen als gering eingeschätzt Eine Auseinandersetzung mit dem Thema findet kaum statt, man vermeidet das Thema lieber Politik und Industrie sowie Wissenschaft und Technik sind zuständig und in der Lage, das Problem zu lösen Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Dr. Barbara Hinding TU Dortmund Leugnen Keine Bedrohungsgefühle Fatalistische Kontrollüberzeugung: Klimawandel wird als nicht beeinflussbar betrachtet Kaum Einflussmöglichkeiten bei Politik und Industrie Schon gar nicht bei privaten Haushalten Extremes Bagatellisieren: Es gibt kein echtes Problem, wir werden uns anpassen, es ist nicht so schlimm, andere sind betroffen, nicht ich/wir Keine Auseinandersetzung, Thema wird vermieden, nervt Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Dr. Barbara Hinding TU Dortmund Gleichgültigkeit Keine Bedrohungsgefühle Keine Kontrolle bei Politik und Industrie Kaum Kontrolle bei Wissenschaft und Technik und bei den privaten Haushalten Kein Fatalismus (Klimawandel Zufall, nicht zu beeinflussen) Kein Bagatellisieren Keine Auseinandersetzung Unlust angesichts des Themas Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Dr. Barbara Hinding TU Dortmund Fatalismus Starke Bedrohungsgefühle Widersprüchliche Empfindungen, Resignation, Zuversicht und Unlust nebeneinander Extremer Fatalismus Kontrolle bei Politik und Industrie Kaum bei Wissenschaft und Technik Eher noch bei den Haushalten Kein Bagatellisieren Keine Auseinandersetzung Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Verarbeitungsstile und Bedrohungsgefühle Die meisten Menschen berichten von Angst- und Bedrohungsgefühlen, für andere stehen Zuversicht und Optimismus im Vordergrund Die Intensität der Bedrohungsgefühle hängt stark mit der Auseinandersetzung mit dem Thema Klimawandel ab: Je intensiver die Auseinandersetzung, desto größer die Angst Besonders die Kombination aus Auseinandersetzung und geringem Optimismus/Bagatellisieren steigert Ängste und Befürchtungen Umgekehrt ist v.a. die Neigung zum Vermeiden des Themas und eine optimistische Sichtweise mit sehr geringen Bedrohungsempfindungen verbunden Auch Annahmen darüber, wer die Entwicklung beeinflussen kann, sind von Bedeutung Die intensivsten Angstgefühle zeigen Personen, die durch extremen Fatalismus auffallen Um das zusammenzufassen: Wann sind die Bedrohungsgefühle am intensivsten? Die meisten Menschen berichten von Angst- und Bedrohungsgefühlen Für manche stehen Zuversicht und Optimismus im Vordergrund Die Intensität der Bedrohungsgefühle hängt stark mit der Auseinandersetzung mit dem Thema Klimawandel ab: Je intensiver die Auseinandersetzung, desto größer die Angst Besonders die Kombination aus Auseinandersetzung und geringem Optimismus/Bagatellisieren steigert Ängste und Befürchtungen Umgekehrt ist v.a. die Neigung zum Vermeiden des Themas und eine optimistische Sichtweise, z. B. dass rechtzeitig technische Lösungen gefunden werden, mit sehr geringen Bedrohungsempfindungen verbunden Auch Annahmen darüber, wer die Entwicklung beeinflussen kann, sind von Bedeutung: Wer in dieser Rolle vorwiegend die privaten Haushalte und/oder Politik und Industrie sieht ist ängstlicher als wer auf neue technische Entwicklungen setzt Die intensivsten Angstgefühle zeigen Personen, die durch extremen Fatalismus auffallen, also die Überzeugung, der Klimawandel sei gewissermaßen „schicksalhaft“ und nicht zu beeinflussen, und die sich mit dem Thema zwar nicht überdurchschnittlich auseinandersetzen, es jedoch auch nicht bagatellisieren Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Verarbeitungsstile, Werte und soziale Lage Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Verarbeitungsstile und Verhalten Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Dr. Barbara Hinding TU Dortmund Fazit Angst und Bedrohungsgefühle sind nützlich: Machen aufmerksam Können zur Prävention veranlassen Angst kann auch ein quälendes, unbestimmtes Lebensgefühl sein Ohnmacht, Hilflosigkeit Kein Ausweg, keine Möglichkeit zur Abhilfe Ängste sind hilfreich, wenn es gelingt, sie in sinnvolles, der Situation angemessenes Verhalten umzusetzen Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Dr. Barbara Hinding TU Dortmund Fazit Möglichkeit der Einflussnahme erscheinen den Einzelnen oft sehr begrenzt Klar machen, dass nur koordiniertes kollektives Handeln rund um die Welt das Ausmaß begrenzen und die Folgen mildern oder kontrollierbar machen kann Beteiligen kann sich jeder – sei es durch Energiesparen im Haushalt, weniger Auto fahren, durch Spenden an relevante Akteure oder durch politische Aktivitäten Wesentliche Voraussetzung: Vertrauen In Mitmenschen und Akteure In die Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns Gelingt das nicht, tragen Ängste zur Entstehung von Befindensstörungen und Erkrankungen bei Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Jetzt aber zur Frage nach dem Energiesparen. Ich hatte anfangs die Frage gestellt: Gibt es Zusammenhänge zum Verhalten? Führen verschiedene Bewältigungsmuster z. B. dazu, dass verstärkt Energie gespart wird? Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Klimaschutz- und Energiespartypen Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Gruppe 1: Die Demoralisierten Problemwahrnehmung: demoralisiert, resignativ, externalisierend (Politik/Industrie, nicht Technik), Auseinandersetzung, kein Bagatellisieren Bedrohungsgefühle Handlungsbewertung: kein finanzielles Sparmotiv Handlungskontrolle gering soziale Norm und Meinung begünstigen Sparen an der Heizung, nicht aber beim Gerätekauf und beim Nutzungsverhalten Verhalten: sparsames Heizen, kein Sparen bei Gerätekauf und Nutzungsverhalten wenige Elektrogeräte Infoverhalten u. Bereitschaft durchschnittl. Werte: materielle Werte auffallend gering Verantwortung und Selbstverwirklichung eher Durchschnitt Soziale Lage: Bildung hoch Einkommen hoch oder niedrig sehr jung (36) junge Familien, Singles, Paare Westbezirke, besonders Wedding, Kreuzberg, Tiergarten, Schöneberg, wenn Ostbezirk, dann Prenzlauer Berg Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Gruppe 2: Die mehrfach motivierten Sparer Problemwahrnehmung: problemzentriert: intensive Auseinandersetzung, Kontrolle bei allen Akteuren, besonders Haushalte stark bedroht, aber zuversichtlich Handlungsbewertung: finanzielles Sparmotiv wichtig Handlungskontrolle hoch soziale Norm und Meinungen für alle Bereiche günstig, für Stromsparen mehr als Heizen Verhalten: intensive Sparsamkeit bei Nutzungs-verhalten und Gerätekauf, durchschnittl. beim Heizen Energiesparlampen u. sparsame Haushaltsgeräte reges Infoverhalten, sehr hohe Bereitschaft Werte: starke Verantwortungsorientierung Selbstverwirklichungsorientierung sehr gering Soziale Lage: überwiegend mittlere u. niedrige Bildung handwerklich-technische Berufe überwiegend mittlere Einkommen älter (53,5) ältere Paare, ältere Singles viele Frauen Ostbezirke, besonders Mitte, Prenzlauer Berg, Treptow, Köpenick, Lichtenberg, Weißensee, Marzahn, wenn Westbezirk, dann Spandau, Tempelhof oder Reinickendorf Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Gruppe 3: Die Klimaoptimisten Problemwahrnehmung: bagatellisierend, vermeidend, fatalistisch, Kontrolle durch Technik geringes Bedrohungserleben Handlungsbewertung: finanzielles Sparmotiv vorhanden Handlungskontrolle hoch soziale Norm und Meinungen für Nutzungsverhalten günstig, für Kauf heterogen, Heizen unauffällig Verhalten: Sparsamkeit bei Nutzungsverhalten, Gerätekauf und Heizen durchschnittlich Infoverhalten unauffällig Bereitschaft gering Werte: geringe Verantwortungsorientierung geringe Selbstverwirklichungso. Materielle Werte dominieren Soziale Lage: überwiegend mittlere u. niedrige Bildung überwiegend mittlere Einkommen älter (53,4) ältere Paare, ältere Familien, jüngere Familien viele Frauen Ostbezirke, besonders Hohenschönhausen, Pankow, viele aus Zehlendorf, insgesamt eher Gleichverteilung Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Gruppe 4: Die Problemorientierten Werte: starke Verantwortungsorientierung Selbstverwirklichungsorientierung materielle Wertorientierung gering Soziale Lage: hohes Bildungsniveau überwiegend höhere Einkommen jung (39) junge Familien, junge Paare u. Singles Westbezirke, besonders Charlottenburg, Kreuzberg, Wilmersdorf, Zehlendorf, Steglitz Problemwahrnehmung: problemzentriert: Kontrolle allein bei Haushalten, intensive Auseinandersetzung Bedrohungsgefühle Handlungsbewertung: kein finanzielles Sparmotiv Handlungskontrolle gegeben soziale Norm günstig Meinungen für in allen Bereichen günstig Verhalten: Sparsamkeit besonders bei Gerätekauf und Heizen, Nutzungsverhalten durchschnittlich intensives Infoverhalten Bereitschaft hoch Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Dr. Barbara Hinding TU Dortmund Gruppe 5: Die Hilflosen Problemwahrnehmung: hilflos und fatalistisch, externalisierend, vermeidend und bagatellisierend, Resignation, Zuversicht, Unlust geringes Bedrohungserleben Handlungsbewertung: finanzielles Sparmotiv vorhanden Handlungskontrolle extrem gering soziale Norm unauffällig ES gefährdet Lebensqualität Verhalten: Sparsamkeit bei Nutzungsverhalten und Heizen, Gerätekauf durchschnittlich Infoverhalten unauffällig, Wissen gering Bereitschaft durchschnittlich Werte: ausgeprägter Materialismus ausgeprägte Selbstverwirklichungsorientierung Verantwortungsorientierung Soziale Lage: Bildungsniveau niedrig/mittel mittlere u. niedrige Einkommen heterogene Altersverteilung (49,4) ältere Paare u. Singles, junge Familien viele Frauen Westbezirke, besonders Reinickendorf, Neukölln, Tempelhof, Spandau Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Dr. Barbara Hinding TU Dortmund Gruppe 6: Die Sparsamen Problemwahrnehmung: externalisierend, vermeidend geringes Bedrohungserleben Handlungsbewertung: finanzielles Sparmotiv sehr wichtig Handlungskontrolle gering soziale Norm unauffällig keine Befürchtung um Lebensqualität, ungünstige Haltung zu Sparsamkeit beim Kauf u. besonders beim Heizen Verhalten: alle 3 Bereiche leicht unterdurchschnittlich Infoverhalten unauffällig Bereitschaft gering Werte: ausgeprägter Materialismus ausgeprägte Selbstverwirklichungsorientierung Soziale Lage: mittleres Bildungsniveau mittlere und höhere Einkommen Alter heterogen (41,7), 2 Gruppen viele Zweipersonenhaushalte Ostbezirke, besonders Pankow, Weißensee, Friedrichshain, Mitte, im Westteil Reinickendorf Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Gruppe 7: Die desinteressierten Verschwender Problemwahrnehmung: Gleichgültigkeit: vermeidend, bagatellisierend, Kontrolle Haushalte extrem gering, Unlust sehr geringes Bedrohungserleben Handlungsbewertung: finanzielles Sparmotiv unauffällig Handlungskontrolle gering soziale Norm sehr ungünstig Befürchtung um Lebensqualität und Behaglichkeit, ungünstige Haltung zu sparsamen Geräten Verhalten: in allen 3 Bereichen geringste Sparsamkeit Infoverhalten sehr gering Bereitschaft sehr gering Werte: Materialismus und Selbstverwirklichungsorientierung extrem geringe Orientierung an Verantwortung Soziale Lage: Bildungsniveau hoch Einkommen hoch jung (38), 2 Gruppen junge Paare, junge Singles, wenig Kinder viele Männer Westbezirke, besonders Reinickendorf, Charlottenburg, Wilmersdorf, Schöneberg Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Dr. Barbara Hinding TU Dortmund Klimaschutz- und Energiespartypen zwischen umweltbezogenem Handeln und Problemverarbeitung Auseinandersetzung 1 Demoralisierte 4 Problem-orientierte 2 mehrfach Motivierte 7 Uninteressierte 6 Sparsame Kein Umwelthandeln Umwelthandeln 5 Hilflose 3 Klimaoptimisten Dr. Barbara Hinding TU Dortmund Bagatellisieren, vermeiden

Dr. Barbara Hinding TU Dortmund

Dr. Barbara Hinding TU Dortmund Clustervariablen Dr. Barbara Hinding TU Dortmund