Vorlesung 6 3 Soziologische Perspektive auf Texte und Textsorten

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 Präsentation transkript:

Vorlesung 6 3 Soziologische Perspektive auf Texte und Textsorten Entwicklung eines fundierten Textsortenbegriffs 3.1 Textsortenprobleme 3.2 Textinterne und textexterne Kriterien zur Differenzierung von Textsorten 3.3 Deduktive und induktive Ermittlung von Textsorten 3.4 Warum Systemtheorie in der Textsortenlinguistik? Vorlesung 6 am 8.12.2008 Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten

Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten 3.1 Textsortenprobleme Textsorten und Textmuster als Herzstück der Textlinguistik Problem: Abgrenzung von Textsorte und Textmuster oder nicht Terminologische Uneinheitlichkeit >>> Ermüdungserscheinungen in der Erforschung Vorlesung 6 am 8.12.2008 Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten

Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten Ziel: Einheitlichkeit und Begrenzung des begrifflichen Instrumentariums Texttyp Textklasse Textsorte Textsortenvariante Textmuster Textexemplar Vorlesung 6 am 8.12.2008 Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten

3.2 Textexterne und textinterne Kriterien Kohäsion, Kohärenz, Strukturiertheit, spezifische Lexik Textextern Situation, Funktion Teilnehmerzahl Kommunikationsme-dium Thematik Öffentlichkeitsgrad Vorlesung 6 am 8.12.2008 Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten

3.3 Deduktive und induktive Ermittlung von Textsorten Deduktiv – theoretisch begründet Induktiv – empirisch begründet Vorlesung 6 am 8.12.2008 Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten

Anforderungen an eine Texttypologie (nach Isenberg 1983) Homogenität Monotypie Striktheit Exhausivität Hypothese: Funktioniert Bei strikter Trennung von Typologie und Klassifikation und Systemtheoretisch Vorlesung 6 am 8.12.2008 Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten

3.4 Warum Systemtheorie in der Textlinguistik? Systemtheorie als Supertheorie Überall dort anwendbar, wo Gegenstände als System konzeptualisiert werden können Beobachtet und beschreibt Komplexität der gesellschaftlichen Wirklichkeit, Komplexität ist ein Problem Liefert ein Konstrukt von Gesellschaft und ihrer Kommunikation >>>>>>> Reduktion der Komplexität der Textwelt durch systemtheoretisches Beobachtungsinstrumentarium Unterspezifikation der Konzepte ‚Sprache‘ und ‚Sprachgebrauch‘ in der Systemtheorie Luhmannscher Prägung Textlinguistik kann theoretisch profitieren und ergänzen sowie empirisch stützen Vorlesung 6 am 8.12.2008 Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten

Systemtheorie in der Linguistik Gesprächslinguistik Spracherwerbsforschung Textproduktions- und Schreibforschung Textverstehensforschung Vorlesung 6 am 8.12.2008 Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten

Korrelationen zwischen Textsortenlinguistik und Systemtheorie Kommunikationsbereich Kriterien für die Beschreibung von Textsorten Historische Veränderlichkeit von Textsorten Textmuster und Veränderungen …. Soziales System Sinndimensionen: zeitlich, sozial, sachlich Evolution, Reflexivität von Kommunikation Irritationen als Auslöser der Reflexivität von Kommunikation … Vorlesung 6 am 8.12.2008 Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten

3.5 Basisannahmen der Systemtheorie Systemtheoretische Richtungen Beobachten und Beobachter Beobachtungsinstrumentarium Kommunikation System Vorlesung 6 am 8.12.2008 Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten

Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten Systemtheorie Strukturell-funktionale Theorie (Talcott Parsons 1902 - 1979) Funktional-strukturelle Theorie (Niklas Luhmann 1927 - 1998) Kognitionstheoretische Systemtheorie (Humberto Maturana – Basis des Konstruktivismus) Vorlesung 6 am 8.12.2008 Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten

Beobachten und Beobachter Beobachten ist eine Operation. (N. Luhmann) Der Mensch beobachtet über die Einheit der Unterscheidung. Beobachten ist eine Form des Unterscheidens. Dies ist Voraussetzung für die Bezeichnung. Beobachten bedeutet, etwas zu bezeichnen. Die Einheit der Unterscheidung gibt es nur im beobachtenden System. Bei der Benutzung anderer Unterscheidungen fallen Wirklichkeitskonstruktionen auch anders aus. Vorlesung 6 am 8.12.2008 Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten

Beobachtungsinstrumentarium der Systemtheorie System: Menge von untereinander abhängigen Elementen und Beziehungen, System/Umwelt-Differenz Struktur: Summe aller nichtzufälligen Verknüpfungen Komplexität: Selektivität von strukturell möglichen Relationen Kontingenz: Grad von frei wählbaren Alternativen, der einem System zur Verfügung steht Reflexivität als wesentliches Strukturelement, Rückkopplung, Feedback zur Steuerung des Systems (zeitliche, sachliche, soziale Dimension der Reflexivität) Strukturelle Kopplung durch Sprache Funktion: Leistung für eine bestimmte Dimension Vorlesung 6 am 8.12.2008 Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten

Niklas Luhmanns Begriff des Systems 1) Differenz von System und Umwelt, 2) Systemdifferenzierung: Wiederholung der Systembildung in Systemen, Ausdifferenzierung weiterer System/Umwelt-Differenzen, 3) Produktion (Reproduktion, Selbstreproduktion, Autopoiesis): Systeme sind selbstreproduktiv und selbstreflexiv, 4) Differenz von Element und Relation, es gibt keine Elemente ohne relationale Verknüpfung, diese Differenzierung mündet in die Theorie der Systemkomplexität, Systemkomplexität nimmt mit steigender Differenzierung oder mit einer Änderung von Formen der Differenzierung zu --- vgl. Mediensystem, 5) Konditionierung: Relationen zwischen Elementen konditionieren sich wechselseitig --- Medium – Sprache beispielsweise, Sprache verändert sich medial. Vorlesung 6 am 8.12.2008 Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten

Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten Arten von Systemen System = Begriff der Systemtheorie, der die Differenz von Innen (Spezifik des Systems) und Außen (Umwelt eines Systems) meint. Unterscheidung von biologischen, psychischen, sozialen Systemen Soziale Systeme operieren, indem sie kommunizieren. Soziale Systeme entstehen durch Kommunikation Arten sozialer Systeme: Interaktionssystem, Organisationssystem, funktional ausdifferenzierte Teilsysteme einer Gesellschaft, Gesellschaft Vorlesung 6 am 8.12.2008 Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten

Kommunikation als dreifache Selektion Informationsselektion Mitteilungsselektion Verstehensselektion >>> Anschlusskommunikation Vorlesung 6 am 8.12.2008 Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten

Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten Abschlussfrage Was kann in der Textlinguistik als System konzeptualisiert werden? Kommunikationsbereich >>> soziales System Vorlesung 6 am 8.12.2008 Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten

Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten Literatur Grundlegende Literatur: Gansel, Christina/Fürgens, Frank (22007): Textlinguistik und Textgrammatik. Göttingen, Kapitel 3 Literatur zur Systemtheorie (auch für weiterführendes Selbststudium): Berghaus, Margot (22004): Luhmann leicht gemacht. Köln/Weimar/Wien, Kapitel 1-5, 5-soziale Systeme Luhmann, Niklas (22004): Einführung in die Systemtheorie. Heidelberg, z. B. S. 41 ff., S. 66 ff. Luhmann, Niklas (1988): Soziale Systeme. Frankfurt a. M., S. 30 ff. Vorlesung 6 am 8.12.2008 Christina Gansel: Texttypologie, Textklassifikation, Textsorten