Grammatiktheorie und Grammatikographie

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Grammatiktheorie und Grammatikographie 23.11.2009

Kurze Wiederholung … sowie einige Ergänzungen

Die Anfänge der italienischen Grammatikographie Die Abhängigkeit der italienischen Grammatikographie von der Questione della lingua Die Hauptpositionen im ausgehenden 15. sowie im frühen 16. Jahrhundert Anhänger des Lateinischen und Gegner des Volgare (zunehmend in der Defensive) Große Kenner des Lateinischen und gleichzeitige Anhänger und Förderer des Volgare, wobei unterschiedliche Modelle im Umlauf waren Höfische Koine (lingua cortigiana) Trecento-Florentinisch / -Toskanisch Modernes Florentinisch sonstige

Die Anfänge der italienischen Grammatikographie Die sozio-kulturellen Voraussetzungen der Questione della lingua Starke dialektale und politische Zersplitterung Italiens Es bildet sich im Gegensatz zu Frankreich und Spanien keine politisches Machtzentrum heraus Die Werke der Trecentisten haben eine identitätsstiftende Funktion für ganz Italien Dante, Boccaccio und Petrarca werden in ganz Italien Rezipiert Nach 1470 werden die Werke in Druckform leicht zugänglich

Die Anfänge der italienischen Grammatikographie Diese drei Hauptströmungen der konkurrierenden Volgare-Modelle finden sich in den Grammatiken des frühen 16. Jahrhunderts wieder, wobei die meisten Grammatiker jener Zeit sich dem Trecento-Modell verpflichtet fühlten Dies trifft sowohl auf die erste publizierte Volgare- Grammatik (Fortunio, Regole grammaticali della volgar lingua, 1516) als auch auf das wohl erfolgreichste Werk der Questione della lingua zu (Bembos Prose della volgar lingua, 1525)

Die Anfänge der italienischen Grammatikographie Die Einflüsse der Questione della lingua zeigen sich bereits in den Anfängen der italienischen Grammatikographie…

Die Anfänge der italienischen Grammatikographie Die Abhängigkeit von der Questione della lingua Metasprachlicher Disput zwischen Leonardo Bruni und Flavio Biondo Leonardo Bruni: Das Volgare existierte bereits in der Antike  hat den gleichen Anspruch auf einen Ausbau als Literatursprache wie das Lateinische Flavio Biondo: Das Volgare ist das Produkt einer Sprachmischung aus der Zeit der Völkerwanderung und daher grundsätzlich als Kultursprache diskreditiert

Die Anfänge der italienischen Grammatikographie Die Abhängigkeit von der Questione della lingua Leon Battista Alberti Das Volgare ist das zwar Produkt einer Sprachmischung aus der Zeit der Völkerwanderung, kann aber durch das Wirken großer Schriftsteller zur Kultursprache ausgebaut und durch die Existenz Grammatiken reguliert werden  zum Beweis verfasste Alberti eine Kurzgrammatik (Grammatichetta toscana – „Grammatichetta vaticana“) des Florentinischen seiner Zeit Alberti kannte zwar die Werke der Trecentisten, wollte aber das Volgare seiner Zeit zur Blüte bringen,

Die Anfänge der italienischen Grammatikographie Die Abhängigkeit von der Questione della lingua Alberti übertrug die Kategorien der Lateingrammatiken der spätantiken Autoren von Donatus und Priscianus, deren Tradition im Mittelalter im Rahmen der sieben freien Künste fortgesetzt wurde, auf das Volgare Zu diesem Zeitpunkt existierte der Buchdruck noch nicht Die Schrift, die nur in Form einer Kopie aus dem frühen 16. Jahrhundert erhalten ist, hatte keinen Einfluss auf den metasprachlichen Diskurs des 15. Jahrhunderts Sie wurde erst in der Mitte des 19. Jhs. wiederentdeckt und analysiert

Die Anfänge der italienischen Grammatikographie Ohne sich Alberti zum Vorbild zu nehmen, waren gerade in Florenz zahlreiche Literaten, Dichter und Grammatiker der gleichen Ansicht, d.h. sie bevorzugten das lebendige Florentinische Ihrer Zeit gegenüber der nunmehr archaischen Sprache der Trecentisten Dies bedeutete jedoch nicht, dass sie die literarische Tradition ignorierten Sie kannten sie zwar sehr gut, wollten sie jedoch nicht als generelles Sprachmodell akzeptieren

Die Anfänge der italienischen Grammatikographie Das Trecento-Modell entwickelte sich in ganz Italien zum dominanten Modell Diesem Modell folgte u.a. die erste gedruckte Grammatik des Volgare, die Regole grammaticali della volgar lingua (1516) des aus Pordenone stammenden Juristen Gian Francesco FORTUNIO

Die Anfänge der italienischen Grammatikographie Aufbau der Regole „Proemio dell‘auttore“ PRIMO LIBRO nome, prenome, uerbo, aduerbio SECONDO LIBRO L‘ortographia

Die Anfänge der italienischen GrammatikographieDie Anfänge der italienischen Grammatikographie Trotz zahlreicher Auflagen der Regole bis in die 60er Jahre des 16. Jahrhunderts wurde ein anderes Werk besonders wichtig für die Verbreitung des Trecento-Modells Pietro Bembos Prose della volgar lingua (1525)

Bembo, Prose della volgar lingua (1525) Pietro Bembo (* 1470 in Venedig - † 1547 in Rom) war die große Galionsfigur der Befürworter des Trecento-Florentinischen Bembo war jedoch nicht nur Anhänger des volgare, sondern auch ein Experte für klassische Philologie, der das ciceronianische Latein gegenüber eklektischen Varietäten verteidigte.

Bembo, Prose della volgar lingua (1525) Sein erstes Werk, De Aetna (1496), verfasste er in lateinischer Sprache, ebenso seinen Traktat De imitatione (1513), der an Giovan Francesco Pico (1469-1533) gerichtet war. Der aus Venedig stammende Kardinal propagiert in seinen Prose della volgar lingua (1525) explizit Petrarcas Sprache als Norm für die Lyrik, und Boccaccios Sprache als Modell für die Prosa. Bembo, Prose della volgar lingua (1525)

Bembo und das Prinzip der imitatio LATEIN VOLGARE PROSA Cicero Boccaccio LYRIK Vergil Petrarca Modellhafte Autoren

Bembo, Prose della volgar lingua (1525) Bereits in seinem Werk Asolani (1505) hatte er seine Sprachtheorie in die Praxis umgesetzt, nämlich durch die genaue Imitation der sprachlichen Formen der Werke Boccaccios. Zum ersten Mal in der italienischen Sprachgeschichte wurde somit der programmatische Versuch unternommen, die Sprache der großen Dichter des Trecento nicht nur in Traktaten zu diskutieren, sondern in einem literarischen Werk wieder zum Leben zu erwecken. Bembo ging es hierbei weniger um die Nachahmung eines bestimmten Stils als vielmehr um die Nachahmung der Grammatikstrukturen sowie des Wortschatzes einer längst vergangenen Zeit. Bembo, Prose della volgar lingua (1525)

Bembo, Prose della volgar lingua (1525) Die Prose haben die Questione della lingua über das gesamte 16. Jahrhundert hindurch nachhaltig geprägt und der archaischen Literatursprache letztendlich zum Durchbruch verholfen. Bembo lässt in dem Werk vier historische Persönlichkeiten über die Sprache diskutieren. Jeder Teilnehmer der Gesprächsrunde übernimmt dabei eine bestimmte Position innerhalb der frühen Questione della lingua. Bembo, Prose della volgar lingua (1525)

Bembo, Prose della volgar lingua (1525) Das Werk untergliedert sich in drei Bücher mit unterschiedlicher thematischer Schwerpunktsetzung, wobei die Diskussion über Grammatik- und Wortschatzprobleme den meisten Raum einnimmt.

Bembo, Prose della volgar lingua (1525) Das erste Buch (Libro primo) enthält eine sprachphilosophische Einleitung, eine Verteidungung des volgare gegen das von den Humanisten propagierte Lateinische, eine Diskussion über das ideale volgare sowie eine Polemik gegen die Theorie der lingua cortigiana und gegen das moderne Florentinische.

Bembo, Prose della volgar lingua (1525) Das zweite Buch (Libro secondo) besteht aus einem historischen Abriss über die alten Dichter, einer Suche nach der Norm für das volgare und einer Diskussion über Dichtung und Metrik sowie über den Wortschatz der Dichtersprache.

Bembo, Prose della volgar lingua (1525) Am umfangreichsten ist das dritte Buch (Libro terzo) mit einer Diskussion über Grammatikprobleme sowie einer Aufstellung von Regeln auf der Grundlage der Werke Boccaccios und Petrarcas (einschließlich einiger anderer nachahmenswerter Autoren des Trecento)

Bembo, Prose della volgar lingua (1525) Diskussion über grammatische Phänomene, z.B. über besondere Formen des Partizips (z.B. cerco = cercato, suto = stato): „... perciò che se agli altri, che ne hanno cerco, non si dee subitamente credere tutto...” (Libro III, 1) „Ma de‘ vostri ragionamenti, che fatti v’avete, de‘ quali noi niuna cosa sappiamo e nondimeno intendiamo che sono suti così belli...” (Libro III, 2) „...qualora io vi rimiro, cotanto dolci sutemi e cotanto care...“ (Libro III, 27)

Bembo, Prose della volgar lingua (1525) ...oder über die unüberschaubare Formenvielfalt bei den Hilfsverben: „...Essendo, che si dice eziandio Sendo alcuna volta nel verso” (Libro III, 50); „Il qual verbo ha nel passato Fui e Sono stato e Suto, che vale Stato; e nella terza voce del numero del più Furono, che Fur s’è detto troncamente, e Furo, che non così troncamente disse il Petrarca„ (Libro III, 50);

Bembo, Prose della volgar lingua (1525) „... e alla terza voce ancora di questo stesso verbo, Ee, che disse Dante “; „Di questo verbo pose il Boccaccio la terza voce del numero del meno È con quello del più ne‘ nomi, Già è molt’anni dicendo” (Libro III, 50); „Semo e Avemo, che disse il Petrarca, non sono della lingua, come che Avemo eziandio nelle prose del Boccaccio si legga alcuna fiata, nelle quali si potrà dire che ella, non come natìa, ma come straniera già naturata, v’abbia luogo” (Libro III, 27);

Bembo, Prose della volgar lingua (1525) Der Polymorphismus bei den Personalpronomina: „E queste voci, che al maschio tuttavia si danno, i meno antichi dissero Egli et Eglino più sovente. [...]. Sono nondimeno comunalmente ora, Eglino et Elleno, in bocca del popolo più che nelle scritture, come che Dante ne ponesse l’una nelle sue canzoni.” (Libro III, 16).

Konkurrenz zum Trecento-Modell Lingua cortigiana Fiorentino moderno

Die lingua cortigiana Neben den Anhängern des mittelalterlichen und modernen Florentinischen bildeten die Vertreter einer höfischen Koine die dritte bedeutende Gruppe derer, die das volgare gegenüber dem Lateinischen bevorzugten. Ihre sprachtheoretischen Ideen haben sie allerdings nur selten in systematischen Schriften hinterlassen. So dienen vor allem die Traktate ihrer Gegner dem Sprachhistoriker Hauptquelle.

Die lingua cortigiana Zu den namhaftesten Repräsentanten gehörte Vincenzo Colli (gest. 1508), genannt Calmeta. Sein Traktat Della volgar lingua ist zwar verschollen, doch sind seine Gedanken indirekt bei Bembo und Castelvetro belegt. Weitere Anhänger der Koine waren Equicola und Colocci.

Die lingua cortigiana Mario Equicola (1470-1525) stand zunächst in den Diensten Isabella d’Estes, dann Federico Gonzagas. Zu seinen Werken gehören der lateinische Traktat De natura de amore (1525), eine Chronica di Mantua (1521) sowie die posthum erschienenen Istituzioni al comporre in ogni sorta di rima volgare (1541), in denen er Stellung zu sprachtheoretischen Fragestellungen bezieht. Angelo Colocci (1474-1549) war Sekretär der Päpste Leo X. und Clemens VII. sowie Verfechter einer höfischen Koine. Seine Gedanken zur Sprache sind uns ebenfalls nur indirekt durch Pierio Valerianos Dialogo della volgar lingua überliefert.

Die lingua cortigiana 1507-1508 Vincenzo Colli (alias Calmeta, 1460-1508) verteidigt in den (verloren gegangenen) Libri della volgar lingua das Konzept der lingua cortigiana.

Die lingua cortigiana Mario Equicola di Alvito (1470-1525) veröffentlicht in lateinischer Sprache die literaturtheoretische Abhandlung De natura de amore. Er spricht sich darin u.a. für die Theorie der lingua cortigiana aus.

Die lingua cortigiana Claudio Tolomei und Agnolo Firenzuola unternehmen den (erfolglosen) Versuch, in Rom einen Concilio della lingua einzuberufen.

Die lingua cortigiana 1528 Baldassare Castiglione Libro del cortegiano hierin Knappe Darlegung der lingua cortigiana

Giovan Giorgio Trissino (1478-1550) Theoretiker und Grammatiker der lingua cortigiana sowie Orthographiereformer

Die lingua cortigiana 1524 Gian Giorgio Trissino veröffentlicht seine Epistola de le lettere nuovamente aggiunte ne la lingua italiana, in denen er für eine Orthographiereform plädiert. Zur Unterscheidung der Öffnungsgrade von e und o sowie der Stimmhaftig- und Stimmlosigkeit von z schlägt er die Verwendung griechischer Buchstaben bzw. diakritischer Zeichen vor.

Die lingua cortigiana 1529 Gian Giorgio Trissino veröffentlicht die sprachtheoretische Schrift Il Castellano. In ihr werden sowohl die 1524 erschienene Epistola mit den Reformvorschlägen als auch die Bezeichnung lingua italiana verteidigt. Trissino publiziert außerdem eine Grammatichetta, Dubbii grammaticali sowie seine italienische Übersetzung von Dantes De vulgari eloquentia.

Trissino, Dante de la volgare eloquenzia

Trissino, Dante de la volgare eloquenzia

Die lingua cortigiana Ca. 1515 Gian Giorgio Trissino (1478-1550) entdeckt Dantes verschollenen Traktat De vulgari eloquentia und diskutiert darüber mit anderen Gelehrten (darunter Niccolò Machiavelli) in den Orti Oricellari zu Florenz.

Trissinos Grammatichetta Titelseite Trissinos Grammatichetta

Giovan Giorgio Trissino (1478-1550) Einflüsse Die spätantiken Grammatiker Donatus und Priscianus lateinische Terminologie, aber mit terminologischen Innovationen, z.B. “passato di poco“ (= Passato prossimo) “passato di molto” (= Passato remoto) “soggiuntivo redditivo” (= condizionale).

Giovan Giorgio Trissino, Grammatichetta Aufbau De le lettere De l‘Articolo Del Nome De li Adiettivi overo Epitheti Del Verbo Del Pronome De la Preposizione De lo Adverbio De la Congiunzione

Trissino, Grammatichetta

Trissino, Grammatichetta

Trissino, Grammatichetta

Trissino, Grammatichetta

Trissino, Grammatichetta

Trissino, Grammatichetta Innovative Terminologie Innovative Terminologie Traditionelle Imperf.-Form + latinisierende Graphie

Pierfrancesco Giambullari - Der erste Grammatiker aus Florenz

Pier Francesco Giambullari Biographische Daten * 1495 in Florenz † 1555 in Florenz von der Familie Medici unterstützt und gefördert Kanonikus der Kirche von San Lorenzo/ Florenz Mitbegründer der Accademia fiorentina

Pier Francesco Giambullari Werk De'l sito, forma, et misure, dello Inferno di Dante. Florenz 1544 Il Gello. Florenz 1546 Origine della lingua fiorentina, altrimenti il Gello. Florenz 1549 De la lingua che si parla e scrive in Firenze. Florenz 1547 Lezzioni di .M. Pierfrancesco Giambullari lette nella accademia fiorentina. Florenz 1551 Historia dell'Europa. Venedig 1566

De'l sito, forma, et misure, dello Inferno di Dante. Giambullari

Giambullari

Giambullari

Giambullari, origine della lingua fiorentina / IL GELLO

Giambullari

GIambullari De la lingua che si parla & scriue in Firenze / Pierfrancesco Giambullari fiorentino ; et vno dialogo di Giouan Batista Gelli sopra la difficultà dello ordinare detta lingua. - In Firenze : [Lorenzo Torrentino, 1551?]. Über 400 Seiten

theoretische AUSRICHTUNG Aufbau, inhaltliche Thematik und Terminologie „Fiorentino, De la lingua che si parla e scrive in Firenze“

Widmungen und Vorwort Allo Illustriss. et Eccellentiss. Principe il S. Don Francesco de Medici: Primogenito del S. Duca di Firenze. Signor suo osseruandissimo Pierfrancesco Giambullari al lettore Benigno salute Al Molto Reverendo M. Pierfrancesco Giambullari, amico suo carissimo Giouan batista Gelli Ragionamento infra M. Cosimo Bartoli, et Giouan Batista Gelli, sopra le difficultà del mettere in Regole, la nostra lingua

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze Theoretische Ausrichtung Grammatiker der römischen Antike Varro Quintilian Priscian Zeitgenössische Autoren sprachphilosophisch orientierter Lateingrammatiken: Linacre („LINACRO“)

Thomas Linacre (Lynaker), (1460-1524) Englischer Arzt, Mathematiker und Gelehrter. Er gilt als der Begründer des Humanismus in England; De emendata structura Latini sermonis libri sex (1524) Thomas Linacre (Lynaker), (1460-1524)

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze Beschriebene Varietät und gewähltes Sprachmodell Florentinisch (ohne die übrigen toskanischen Varietäten) Geschriebene Sprache Autoren des Trecento Autoren der Gegenwart Gesprochene Sprache der Gegenwart

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze Insgesamt acht „Bücher“ Primo libro De le lettere Divisione de le lettere De dittonghi De le sillabe De le parole De ‘l parlare Le parti del parlare Del nome De ‘l pronome De lo articolo De ‘l verbo ________________

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze Libro secondo De le preposizioni De lo adverbio De lo inframmesso De la legatura _______________ Libro terzo De la costruzzione Divisione de la costruzzione De la concordanza De li accidenti de la costruzzione Del caso De le regole generali De le quattro concordanze

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze Libro terzo (Forts.) De modi de la concordanza De la costruzzione transitiva Costruzzione de gli appellativi nella transitiva Passaggio degli ambugui Passaggio de‘ verbali Passaggio degli aghiettivi Costruzzione degli infiniti Costruzzione de‘ particulari Passaggio de‘ superlativi Passaggio de‘ numerali Disponimento de‘ numerali Passaggio de‘ verbali et participii

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze Libro Terzo (Forts.) Passaggio al genitivo Passaggio al dativo Passaggio a lo accusativo Passaggio a lo ablativo Costruzzione de‘ pronomi Del ritorno de‘ pronomi Passaggio de la terza persona Costruzzione di tre terze persone insieme Passaggio delle persone Forza de‘ pronomi relativi De la costruzzione de lo articolo _________________

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze Libro quarto De la costruzzione de‘ verbi De verbi transitivi De primi transitivi De secondi transitivi De terzi transitivi De la costruzzione de‘ verbi intransitivi De verbi assolutivi Degli intransitivi della azzione De la costruzzione degli impersonali Costruzzioni generali de verbi De verbi di varia costruzzione ____________________

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze Libro quinto De la costruzzione de le parti consignificative De le preposizioni De la costruzzione delli adverbii De la costruzzione dello inframmesso De la costruzzione de la legatura De punti __________________ Libro sesto De la costruzzione figurata De lo scambio del nome Il nome per il participio Il nome per la preposizione Il nome per lo adverbio Il nome per lo inframmesso Il nome per la legatura De lo scambio del pronome

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze Libro sesto Il pronome per altro pronome Il pronome per la legatura De lo scambio de lo articolo De lo scambio del verbo De lo scambio de lo adverbio De lo scambio del participio De lo scambio delle preposizioni De lo scambio della legatura De sei accidenti de lo scambio De lo scambio del caso De lo scambio del genere De lo scambio del numero

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze Libro sesto (Forts.) De lo scambio della persona De lo scambio del modo De lo scambio del tempo __________________ Libro ottavo De le figure de la sentenza Libro settimo De le figure De le figure de la parola De le figure de la costruzzione De la costruzzione virtuosa _________________

Fallstudien aus Giambullaris Grammatik

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze Behandlung der Buchstaben De le lettere u.a. Bezugnahme auf den römischen Rhetoriker und Grammatiker Quintilian Aufgabe der Buchstaben: Konservierung der Wörter  Übereinstimmung mit der Aussprache notwendig

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze De le parole Definition des Wortbegriffs „LE PAROLE sono legamento ed accozzamento d‘una, o, più sillabe, in vna voce dimostratiua, di qualche cosa…“

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze De‘ l parlare Definition „IL PARLARE è vna accomodata disposizione, & orditura di Parole, a significare qualche cosa“ Il parlare = dt. Satz

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze (Parlare) PERFETTO (Parlare) IMPERFETTO Weitere Unterteilung in: Interrogativo Imperativo Desiderativo Chiamativo Narrativo / Dimostrativo

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze Unterscheidung von insgesamt neun Wortarten De le parti del parlare Nome Pronome Articolo Verbo Aduerbio Participio Preposizione Inframmesso (lat. interiectio) Legatura

Die Interjektion

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze Die Interjektion De lo inframmesso Definition „è vna subita voce gittata a caso tra l‘altro ragionamento: laquale apertamente dimostra lo affetto del animo di chi fauella“ Bezugnahme auf Priscianus

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze Le spezie dello inframmesso

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze Syntaktische Verwendung der Interjektionen, z.B. guai + DATIV ohi, lasso + AKKUSATIV Bezugnahme auf lateinische Grammatiker Angabe von Beispielen aus der Trecento- Literatur (Boccaccio, Petrarca)

Die Interpunktion

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze De punti Die Interpunktion Unterscheidung von insgesamt vier Interpunktionszeichen SOSPIRO (:) PVNTO COMATO (;) COMA (,) PVUNTO (.) Belege aus der Trecento-Literatur

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze Die Tempora / Modi und ihre terminologische Beschreibung Innovative und traditionelle Terminologie, z.B. Dimostratiuo presente = Indikativ Präsens Indefinito = Passato remoto Futuro Desideratiuo presente = Konjunktiv Präsens Desideratiuo pendente = Konjunktiv Imperfekt

Pierfrancesco Giambullari (1495-1555) Lebendiger Sprachgebrauch (io) ero (noi) eramo (voi) eri Literarischer Sprachgebrauch (io) era (noi) eravamo (voi) eravate Pierfrancesco Giambullari (1495-1555) Dimostratiuo presente sono siamo, semo sei siete é, e, ê sono, énno (Dimostratiuo) pendente éro, éra eramo, eravamo eri eri, eravate éra erano

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze Verzicht auf etymologisierendes lateinisches h [-vr-] > [-r-] Formen der gesprochenen Florentiner Sprache

Giambullari, De la lingua che si parla e scrive in Firenze Giambullaris Grammatik blieb eine Ausnahme, denn fast alle Grammatiker des 16. Jahrhunderts folgten einer strengen Auslegung des Trecento- Modells Die von den Medici geförderte Accademia Fiorentina unterlag schließlich für zwei Jahrhunderte der 1583 gegründeten Accademia della Crusca mit ihrem puristischen Trecento-Modell

Gesprochener Dialekt in Florenz P. Bembo Asolani 1505 Lyrik Lyrik Kunstprosa Grammatiken Volkstüml. Kunstprosa Sachprosa Sach- und Kunstprosa Gesprochener Dialekt in Florenz 1200 1250 1300 1350 1400 1450 1500 1550 1600