Dancers of Change? Unternehmen im Governance Process der Nachhaltigkeit Bernd Siebenhüner.

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Dancers of Change? Unternehmen im Governance Process der Nachhaltigkeit Bernd Siebenhüner

Übersicht Veränderungen im Verhältnis zwischen Staat und Unternehmen Unternehmen im „Dance of Change“ Politikoptionen Schlussfolgerungen

Rolle der Unternehmen? Gewinnmaximierer? Verantwortliche gesellschaftliche Akteure? Politische Akteure? Innovationsmotor oder Reformgegner?

Akteurskonstellationen in der Umweltpolitik (n. Jänicke/Weidner 1997) Phase 1 (1969-73): Verteilung Staat Industrie

Erfahrungen mit der Ordnungspolitik in der bisherigen Umweltpolitik Vollzugsdefizite Grenzwertproblematik Nachsorgender Ansatz Hohe Kosten und Ineffizienzen Aber: relativ erfolgreich

Akteurskonstellationen in der Umweltpolitik (2) (n Akteurskonstellationen in der Umweltpolitik (2) (n. Jänicke/Weidner 1997) Phase 2 (1974-82): Verteilung plus End-of-Pipe Staat Industrie Umweltverbände

Akteurskonstellationen in der Umweltpolitik (3)(n Akteurskonstellationen in der Umweltpolitik (3)(n. Jänicke/Weidner 1997) Phase 3 (1983-87): Intensive Nutzung von End-of-Pipe Staat Industrie Umweltverbände Medien

Umweltpionier-Unternehmen Akteurskonstellationen in der Umweltpolitik (4)(n. Jänicke/Weidner 1997) Phase 4 (1988-98): Ökologische Modernisierung Staat Industrie Umweltverbände Medien Umweltpionier-Unternehmen

Akteurskonstellationen in der Umweltpolitik (5) Phase 5 (seit 1998): Internationalisierung UN EU Staat Industrie Umweltverbände Medien Pionier-Unternehmen

Veränderungen im Verhältnis Staat und Unternehmen (1) Neue Akteure gestalten Politik mit: NGOs Medien Wissenschaft Unternehmen Gewerkschaften „Governance without government“ (J. Rosenau et al. 1992)

Veränderungen im Verhältnis Staat und Unternehmen (2) Neue Mechanismen: Ökonomische Instrumente Aushandlungsmodelle Dialogforen Private Standardsetzung Freiwillige Selbstverpflich- tungen und Berichterstattung Reflexive Steuerungs- modelle Public-Private Partnerships

Schwächerer Staat

Zwischenfazit Unternehmen gewinnen an Gestaltungsmacht gegenüber dem Staat Unternehmen agieren zunehmend als politische Akteure im Rahmen verschiedener neuer Mechanismen Internationalisierung der Unternehmensaktivitäten  Gewachsene Herausforderungen und Verantwortung der Unternehmen

(Re-)Aktionen von Unternehmen Betrieblicher Umweltschutz und ökologische Produkte Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement- systeme Umwelt-, Sozial- und Nachhaltigkeitsbericht- erstattung Corporate Social Responsibility Sponsoring Ethisches Investment

„Dance of Change“ – Unsere Ergebnisse (1) GELENA-Untersuchung: Wie und warum entstehen nachhaltigkeitsorientierte Lernprozesse in Unternehmen? Empirische Untersuchung bei 6 Unternehmen in Deutschland: Prozess Ergebnisse Single-loop Learning Double-loop Learning Inkrementelle Veränderungen Lufthansa Fujitsu-Siemens, Philips Radikale Veränderungen   Gundlach, Üstra, LUWOGE

„Dance of Change“ – Unsere Ergebnisse (2) Beobachtete Veränderungen: Nachhaltigkeitsberichte, Nachhaltigkeits-Informationssysteme Neue Produkte, z.B. 3-Liter-Haus, Erdgas-Busse, Green-PC Einrichtung von Nachhaltigkeitsabteilungen/-zuständigkeiten v.a. in Großunternehmen Beteiligung am Global Compact, Dow Jones Sustainability Index

Ergebnisse: Strukturvariablen Größe zentral für Reichweite der Veränderungen Job rotation und Personalstruktur spielten kaum eine Rolle Einsatz unterschiedlicher Lernmechanismen: LUWOGE: Zielorientierter Lernmechanismus Gundlach: formale Kommunikation (Handbuch, Schulungen), Top-down Diffusion neuen Wissens Fujitsu-Siemens: klar strukturierter F&E Prozess, der Lern- und Innovationsprozesse antreibt Philips: Projektarbeit und Ressourcen für Lernprozesse Lufthansa: Leitlinien-orientierte Lernprozesse Üstra: Flexible Organisationsstruktur, selbstorganisierte Arbeitsgruppen

Ergebnisse: Kulturvariablen Großunternehmen: „Good German Corporate Governance“: Stakeholder Anforderungen zentral Angst vor Reputationsverlust Ausgebaute (Nachhaltigkeits-)Berichterstattung KMU: Unternehmensleitung zentral für die „Nachhaltigkeitskultur“ Konflikte v.a. zwischen Anforderungen des Marktes und den internen Nachhaltigkeitszielen

Ergebnisse: Verhaltensvariablen Change agents in allen Fällen zentral, v.a. bei partizipativem Stil der Entscheidungsfindung KMUs: Change Agents in Management Positionen Großunternehmen: Change agents v.a. in den Nachhaltigkeits- oder F&E Abteilungen (Fujitsu-Siemens, Philips)

Ergebnisse: Externe Faktoren Stakeholder Forderungen bei Großunternehmen zentral (Lufthansa, Philips) (Absatz-)Märkte hemmen häufig das Nachhaltigkeitsengagement Externe Forschungseinrichtungen (Universitäten, Fraunhofer Institute) förderlich (Fujitsu-Siemens, Philips) Gesetzliche Veränderungen teilweise unterstützend

Politikoptionen Bildung und Ausbildung Differenzierte Anreizgestaltung („Zuckerbrot und Peitsche“, „Lenken statt Steuern“) Einbindung gesellschaftlicher Gruppen und der Öffentlichkeit (auch zum Monitoring, PPPs) Internationale Kooperation (Einbeziehung und Stärkung der europäischen und internationalen Politikebenen) Freiwillige Verpflichtungen zu Langfriststrategien mit quantitativen Zielformulierungen

Schlussfolgerungen: Forschungsbedarfe (1) Veränderungen des Verhältnisses zwischen Unternehmen, Staat und zivilgesellschaftlichen Akteuren genauer zu analysieren und zu quantifizieren: Zahl der im Governance-Prozess der Nachhaltigkeit beteiligten Akteure? Wie und warum funktionieren neue Governance-Mechanismen? Wie kann Internationalisierung politischer Regelmechanismen der ökonomischen Globalisierung entgegentreten?

Schlussfolgerungen: Forschungsbedarfe (2) Wie, wann und warum reagieren Unternehmen in der Breite und Tiefe auf die veränderten Rahmenbedingungen? Welche innovativen Lösungen zur Gestaltung des Governance Prozesses können sinnvoll sein?

Schlussfolgerungen (2) Staatliche Rahmenbedingungen für nachhaltige Unternehmenspolitik erfordern reflexiven Ansatz Neue Instrumenten-Mixe in der Politik gefordert Engagement in freiwilligen CSR-Codes Monitoring-Systeme für Codes Stärkung der zivilgesellschaftlichen Kontrolle Verpflichtung von Unternehmen auf Nachhaltigkeitsziele Engagement in und für Private-Public-Partnerships Flexible Gestaltung des ordnungsrechtlichen Rahmens Zivilgesellschaft ist zum entscheidenden Akteur geworden Instrumenten- und Politikdebatte in der Ökologischen Ökonomie gefordert

Vielen Dank!