Teil VI: Ergänzung: Strom- und Emissionshandel

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Emissionshandel und Erneuerbare-Energien-Gesetz
Advertisements

CO 2 -Emissionshandel Einblick in die Praxis EUM Netzwerk Jenny Bonitz
Der Sozialstaat ist finanzierbar!
E-world of Energy Essen,
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil3.
Südosteuropa und der EU- Emissionshandel
Einfache Kombinationen aus Fixgeschäften und Optionen / Spreads
CPCP Institute of Clinical Pharmacology AGAH Annual Meeting, 29. Februar 2004, Berlin, Praktischer Umgang mit den Genehmigungsanträgen gemäß 12. AMG Novelle.
Königsweg zum Klimaschutz oder unverantwortlicher Systembruch?
© 2007 Towers Perrin 0 Vertriebswegeanteile (Leben gesamt) APE* LEBEN GESAMT 2006 APE* LEBEN GESAMT VORJAHRESVERGLEICH * APE = Summe aus laufenden Beiträge.
Modelle und Methoden der Linearen und Nichtlinearen Optimierung (Ausgewählte Methoden und Fallstudien) U N I V E R S I T Ä T H A M B U R G November 2011.
1 JIM-Studie 2010 Jugend, Information, (Multi-)Media Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
= = = = 47 = 47 = 48 = =
Internet facts 2006-I Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. September 2006.
Internet facts 2006-III Graphiken zum Berichtsband AGOF e.V. März 2007.
Internet facts 2008-II Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. September 2008.
Internet facts 2006-II Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. November 2006.
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil2.
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr VWL 2. Semester
Ralf KüstersDagstuhl 2008/11/30 2 Ralf KüstersDagstuhl 2008/11/30 3.
Was machen wir besser als die Wettbewerber
AWA 2007 Natur und Umwelt Natürlich Leben
Rechneraufbau & Rechnerstrukturen, Folie 12.1 © W. Oberschelp, G. Vossen W. Oberschelp G. Vossen Kapitel 12.
20:00.
JUGENDARMUT in Deutschland
WARUM IST DAS NEUE ADR PROGRAMM BESSER? 153%Mehrwert 228%Mehrwert Es ist einfach noch RENTABLER für Sie! Wenn Sie derzeit einen ADP Rabatt von 10% erhalten,
5. Bodenforum der Neuen Landwirtschaft auf der IGW 2008 in Berlin Dienstag, 22. Januar 2008 Wolfgang Jaeger Nord Ost Bodenmanagement.
Klimapolitik Klimabündnis Salzburg Aktiv gegen den Klimawandel PI Salzburg, 05/10/04.
Dokumentation der Umfrage
Kommunale Energiepolitik am Beispiel Wiens
Kanton Basel-Stadt Folie September 2005 RR Dr. U. Vischer C. Tschumi.
Präsentation läuft auch vollautomatisch ab … wie du möchtest
Auslegung eines Vorschubantriebes
Internationale Klimapolitik, Kyoto-Protokoll
Absatzwirtschaft Vertriebsumfrage Düsseldorf, den
PROCAM Score Alter (Jahre)
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
Tutorium Makro- und Mikroökonomik
Bedeutung, Technik, Einsatzbereiche, CH-Potenziale
PARTENARIAT ÉDUCATIF GRUNDTVIG PARTENARIAT ÉDUCATIF GRUNDTVIG REPERES KULTURELLER ZUSAMMENHALT UND AUSDEHNUNG DER IDEEN AUF EUROPÄISCHEM.
MINDREADER Ein magisch - interaktives Erlebnis mit ENZO PAOLO
1 (C)2006, Hermann Knoll, HTW Chur, FHO Quadratische Reste Definitionen: Quadratischer Rest Quadratwurzel Anwendungen.
Analyseprodukte numerischer Modelle
+21 Konjunkturerwartung Europa Dezember 2013 Indikator > +20 Indikator 0 bis +20 Indikator 0 bis -20 Indikator < -20 Europäische Union gesamt: +14 Indikator.
KV Österreichische und Internationale Energiepolitik SS07 An energy policy for Europe - the quantitative targets Florian Brence Thomas Schinko Mark Sommer.
Are EU Member States on the Kyoto track?
Gliederung 1. Geschichte 2. Erste Weltklimakonferenz in Genf
Klima im Handel.
% +0,8% -7,9% -9,5% +1,1% +0,6% +1,5% +0,45% -5,5% -17,7% VRG 15-ORF -17,7% % -10,85% -2,4%
Schutzvermerk nach DIN 34 beachten 20/05/14 Seite 1 Grundlagen XSoft Lösung :Logische Grundschaltung IEC-Grundlagen und logische Verknüpfungen.
Chancen für Partnerschaftsprojekte im Rahmen von Klimaschutz und Emissionshandel Marian Leimbach Department of Global Change & Social Systems.
PERUANISCHER BERGBAU 2006.
Projektfinanzierung am Beispiel Karlovac
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
© GfK 2012 | Title of presentation | DD. Month
Der Erotik Kalender 2005.
Einfu ̈ hrung in die Weltwirtschaftspolitik Helmut Wagner ISBN: © 2014 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, Mu ̈ nchen Abbildungsübersicht.
1. Portrait der deutschen Heizungsindustrie
Lehrstuhl für Energiewirtschaft Prof. Dr. Christoph Weber Markt- und Unternehmensspiel „Handeln im Energiemarkt“ 19. November 2007 Runde 3: Terminhandel.
Energieeffizienz & Klimaschutz in der dt. Chemie Energiestatistik Teil 4 (von 6) Aktualisierte Fassung mit korrigierten Produktionsdaten des Statistischen.
Datum:17. Dezember 2014 Thema:IFRS Update zum Jahresende – die Neuerungen im Überblick Referent:Eberhard Grötzner, EMA ® Anlass:12. Arbeitskreis Internationale.
2.3 Emissionsrechte in der Praxis Kyoto-Protokoll Rahmendaten 1997 in Kyoto beschlossen 37 Industrienationen vereinbaren GHG Reduktionen von ca. 5 % gegenüber.
1 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest KIM-Studie 2014 Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
Monatsbericht Ausgleichsenergiemarkt Gas – Oktober
Monatsbericht Ausgleichsenergiemarkt Gas – November
Chemieproduktion wächst im Gesamtjahr 2014 um 1,5 Prozent
- Die Internationale Klimapolitik begann 1992 mit den so genannten Vertragstaatskonferenzen (Conference of the Parties). Bis heute gab es 15 dieser Konferenzen,
Dr. Armin Sandhövel, Head Carbon Risk/Reputational Risk, CRO Office Tutzing Emissionshandel – Marktmodell der Zukunft? Sustainability Fund.
 Präsentation transkript:

Teil VI: Ergänzung: Strom- und Emissionshandel Energiewirtschaft Teil VI: Ergänzung: Strom- und Emissionshandel

Bisher haben wir uns mit den Grundlagen der Energiewirtschaft befasst Bisher haben wir uns mit den Grundlagen der Energiewirtschaft befasst. Drauf aufbauend beschäftigen wir uns nun mit einem wichtigen Teilaspekt des liberalisierten Energiemarktes: den Grundzügen des Strom- und Emissionshandels. Obwohl seit 1998 ein gesetzlicher Rahmen besteht mit den leitungsgebundenen Energien Strom und Gas zu handeln, hat sich aber bisher noch kein bedeutender Gashandel herausgebildet, so dass nur der Stromhandel betrachtet wird. Ebenfalls wird auf die neuesten Entwicklungen im Emissionshandel eingegangen. Grundvoraussetzungen: Elektrische Energie unterscheidet sich von den meisten anderen Waren dadurch, dass sie praktisch nicht speicherbar und leitungsgebunden ist, also nur mittels Leitungen transportiert werden kann. Da aber die Leitungsnetze im Eigentum von EVUs sind und diese auch betreiben, muss ein System geschaffen werden, dass alle Marktteilnehmer einen freien, diskriminierungsfreien Netzzugang haben.

Folgende Grundelemente sind Voraussetzung: Gesetzliche Rahmenbedingungen Regulierungsbehörde Entflechtung der Wertschöpfungsstufe „Netze“ von der Erzeugung und dem Vertrieb (Unbundling) Börse Independent Systemoperator Geregelter Netzzugang und –betrieb sowie transparente Entgeltbestimmung Messung und Abrechnung für alle genutzten Netzebenen (Briefmarke) Ausgleich von Netzverlusten Systemdienstleistungen (Spannungshaltung, Betriebsführung etc.) Einmalige Netzanschlusskosten Arbeit- und Leistungspreis

Die verschiedenen Spannungsebenen Quelle: Zander et al., S. 27

Genutzte Netzebenen bei einer Ein-speisung auf höherer Spannungsebene Quelle: Zander et al., S. 28

Ausländische Erzeuger Marktteilnehmer Anbieter Verbundunter-nehmen Ausländische Erzeuger Weiterverteiler Eigenerzeuger Marktvolumen: Netto-Stromverbrauch (2003): 520 TWh Spotmarkt (2004): 60 TWh Terminmarkt (2004): 337 TWh Händler Börse OTC Broker Großkunden Weiterverteiler Bündelkunden Tarif Gewerbe sonstige Nachfrager

Produkte Physische Produkte: Der Kunde hat die Auswahl zwischen unterschiedlichen Produkten und kann sich ein individuelles Strom-Portfolio zusammenstellen, z.B. für seine Grund- und Spitzenlast. Derivate: Im finanziellen Strom-handel wird statt der Ware das Preisrisiko mittels verschiedener Instrumente gehandelt.

Physische Produkte: Vollversorgung Quelle: Zander et al., S. 47

Physische Produkte: Band- und Programmlieferung Quelle: Zander et al., S. 48

Physische Produkte: Spotgeschäft Quelle: Zander et al., S. 50

Spotpreise (2001 – 2004)

Spotpreise Dezember 2001 Dezember 2001

Zeitliche Abfolge des physischen Handels Quelle: Gerke et al., S. 33

Kontraktarten bei Termingeschäften Quelle: Zander et al., S. 57

Mögliche Handelsstrategien mit Call- oder Put-Optionen Quelle: Zenke, S. 69

Emissionszertifikatehandel: Entwicklung der Welt-CO2-Emissionen Quelle: Energy Information Administration 2004

Verpflichtungen nach dem Kyoto-Protokoll * ** ** ** * Bis 2008 – 2012 * Mt = Mio. Tonnen Deutschland emittierte im Jahr 2004 energiebedingt ca. 834 Mio. Tonnen CO2

Rechtliche Rahmenbedingungen: EU-Burden-Sharing * * 2008 - 2012

Rechtliche Rahmenbedingungen: Flexible Mechanismen Quelle: www.emissionshandel-fichtner.de

Joint Implementation (JI) und Clean Development Machanism (CDM) Joint Implementation (JI) JI-Projekte sind Maßnahmen in anderen Industrieländern (Annex-I-Staaten), für die ebenfalls quantitative Emissionsziele im Rahmen des Kyoto-Protokolls gelten. Die Annex-I-Staaten der Klimakonvention können Projekte gemeinsam mit anderen Annex-I-Staaten durchführen, in deren Folge sich zusätzliche Emissionsreduktionen in dem Land ergeben, in dem das Projekt realisiert wird. Diese Reduktionen können dann auf das Reduktionsbudget derjenigen Partei aufgeschlagen werden, die das Projekt finanziert, während im Gegenzug das Emissionsbudget der Partei, bei der das Projekt realisiert wird, entsprechend belastet wird. Clean Development Mechanism (CDM) CDM-Projekte sind Maßnahmen in Entwicklungsländern für die keine quantifizierten Emissionsreduzierungsziele gelten. Industriestaaten führen Projekte gemeinsam mit Entwicklungsländern durch. Dabei werden Emissionsreduktionseinheiten generiert. Diese können dann auf das Emissionsbudget derjenigen Partei angerechnet werden, die das Projekt finanziert. Quelle: www.emissionshandel-fichtner.de

Rechtliche Rahmenbedingungen: EU-Emissionshandel 3 1 2 € / t CO2 Quelle: www.emissionshandel-fichtner.de

Erläuterungen 31.3.: Bericht gegenüber der Deutschen Emissions-handelsstelle über die Emissionen des Vorjahres (von einem Sachverständigen zertifiziert) 30.04.: Abgabe der Zertifikate für die Emissionen des Vorjahres Das Register für Emissionsrechte unterliegt der Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt (untersteht dem Bundes-Umweltministerium) 1 2 3

Rechtliche Rahmenbedingungen: Emissionszertifikatehandel EU-Zertifikatehandel 2005 - 2007 Gase: Nur CO2 Sektoren: 1. Energie: Verbrennungsanlagen > 20 MWth Mineralölraffinerien Koksöfen 2. Eisen und Stahl 3. Mineralindustrie (Zement, Glas, Keramik, etc.) 4. Papier und Zellstoffe 48 % aller CO2-Emissionen Strafe: 40 €/t CO2 Internationaler Emissionshandel 2008 - 2012 Gase: CO2,, CH4, N2O, HFCs, PFCs, SF6 Sektoren: Alle Sektoren (inkl. Verkehr, Haushalte, …) Ausnahmen: Flugbenzin Militär teilweise Haushalte Strafe: 100 €/tCO2

Funktionsweise des Handels: Zuteilung von Emissionsrechten Basisperiode 1. Handelsperiode 34.000 33.433 gemessene Emissionen [t CO2/a] 31.733 gemessene Emissionen [t CO2/a] 32.300 29.467 gemessene Emissionen [t CO2/a] Emissionsbudget = Mittelwert x Erfüllungsfaktor = 31.733 t CO2/a x 97,65 % = 30.988 t CO2/a 34.000 gemessene Emissionen [t CO2/a] gemessene Emissionen [t CO2/a] gemessene Emissionen [t CO2/a] 30.988 30.988 30.988 Zertifikat Zertifikat Zertifikat 2000 2001 2002 2005 2006 2007

Entscheidungskalkül der Unternehmen: Kosten der CO2-Vermeidung Grenzkosten der Emissionsvermeidung [€/t CO2] Maßnahmen zur Emissionsvermeidung Vermiedene Emissionen [t CO2]

Maßnahmen der Unternehmen: Die Vermeidungskostenkurve ist das Kernstück der unternehmerischen Klimaschutzstrategie Maßnahmen der Unternehmen: Ermittlung der Emissionen in dem Basisjahr Antrag zur Zuteilung der CO2-Emissionen einschließlich der zuver durchgeführten Early Actions Prognose zukünftiger Emissionen Ermittlung der Netto-CO2-Position Aufbau der Vermeidungskostenkurve Abschätzung der CO2-Zertifikatspreise Strategieentwicklung

Enscheidungskalkül der Unternehmen: Zertifikatekäufer Grenzkosten der Emissionsvermeidung [€/t CO2] = Kosten für CO2-Vermeidung = Kosten für CO2-Zertifikate = Ersparnis durch CO2-Handel Zertifikate- preis Vermiedene Emissionen [t CO2] E* Ziel

Entscheidungskalkül der Unternehmen: Zertifikateverkäufer Grenzkosten der Emissionsvermeidung [€/t CO2] = Kosten für CO2-Vermeidung = Gewinn durch CO2-Handel Zertifikate- preis Vermiedene Emissionen [t CO2] Ziel E*

Ermittlung der umzusetzenden Maßnahmen Wird das Defizit vollständig durch eigene Maßnahmen ausgeglichen, so ergeben sich Gesamtvermeidungs- kosten in Höhe von A. Wird die Differenz dagegen ausschließlich durch Zukauf von Emissionsberech- tigungen ausgeglichen, so betragen die Kosten B. Beim Übergang von internen Vermeidungsmaßnahmen zum Zukauf von Emissionsberechti- gungen am Schnittpunkt von Vermeidungskostenkurve und Kostengeraden für den Emissionsrechtezukauf ergeben sich bereits deutlich verringerte Gesamtvermeidungskosten in Höhe von C. Zur Ermittlung des Kostenoptimums sind die beiden Kostenkomponenten für die internen Maßnahmen und den Emissionsrechtekauf zur Gesamtkostenkurve zu addieren. Das Minimum der Gesamtkostenkurve gibt die kostenoptimale Kombination von internen Maßnahmen und Emissionsrechtekauf an. In diesem Beispiel ergeben sich dann Gesamtvermeidungskosten in Höhe von D

Prozess des Börsenhandels für Emissionsrechte Quelle: Energie & Management 5/2005

Prozess des Börsenhandels für Emissionsrechte Emissionszertifikate werden auf Konten bei der Deutschen Emissionshandelsstelle geführt Verkäufer und Käufer geben über die EEX Verkauf- und Kaufgebote ab Kommt ein Geschäft zustande, wird dieses über das Clearinghaus abgewickelt. Diese Institution fungiert als zentraler Kontrahent und übernimmt das Risiko der Vertragserfüllung Die finanzielle Erfüllung des Geschäftes erfolgt über die Mitglieder des Clearinghauses (die Clearing-Banken der Vertragspartner) Die Übertragung der Emissionsrechte erfolgt nicht direkt über die Konten der Vertragspartner sondern zentral über ein EEX-Konto bei der DEHSt)