Phasengleichgewichte und Zustandsdiagramme

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Struktur und Eigenschaften der Materialien Vorlesung Teil 2: Zweistofflegierungen Prof. Dr.-Ing. Dorothee Schroeder-Obst.
Advertisements

Die folgende Präsentation illustriert die Teilkapitel 5. 2 bis 5. 4
V13 Temperaturabhängigkeit des Dampfdrucks reiner Stoffe
Mathematik 9. Jahrgang: Zentrische Streckung
Lineare Funktionen mit der Gleichung y = mx
PC II für Biochemiker Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Institut für Physikalische und Theoretische Chemie, Prof. Dr. J. Enderlein,
p,T-Phasendiagramm Beantworten Sie folgende Fragen:
WR + WS ZEIGEN Neues aus der Mathematik.
T l s vollständig mischbares System liquid Phasendiagramm solid g(n)
Aggregatzustände.
Mechanik Mathematische Grundlagen und Begriffe: Formel? Funktion
Kapitel 5: Wärmelehre 5.1 Temperatur und Wärme.
Thermodynamik Definitionen -Enthalpie -Entropie -Gibbs Energie
Mischkristalle SS 2008 B. Sc. GMG
CHEMIE Anfangsunterricht.
Klicke Dich mit der linken Maustaste durch das Übungsprogramm!
Numerik partieller Differentialgleichungen
FH-Hof Optimierungsverfahren für kombinatorische Probleme Richard Göbel.
Kapitel 4 Geometrische Abbildungen
Einführung in die Physische Geographie
2 Die chemische Bindung 2.2 Die Atombindung
3 Die chemische Reaktion 3.3 Zustandsdiagramme
8.3 Gleichgewichtige und optimale Landnutzung Fragen: Was lässt sich über die Mietpreisstruktur in einer Stadt aussagen? Wie verändert sich die Mietpreisstruktur.
Die Funktionsgleichung
PC II für Biochemiker Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Institut für Physikalische und Theoretische Chemie, Prof. Dr. J. Enderlein,
Hanjie Hanjie Hanjie ist ein japanisches Bilderpuzzle, das aus dem späten 18. Jahrhundert stammt. Jedes Hanjie besteht.
Vielstoffthermodynamik
Variationsformalismus für das freie Teilchen
Thema: Parabeln [ein Bindeglied zwischen Geometrie und Algebra ]
Tetraederzerlegung Ina Ehmann Tetraederzerlegung.
Chemische Reaktionen oder physikalische Vorgänge ?
Moin. Ich benutze PPT 2002 und möchte drei Bilder nacheinander 1
Wdh. Letzte Stunde 1.Hauptsatz
Reale Gase, Phasenumwandlungen

§3 Allgemeine lineare Gleichungssysteme
Hydro- und Aerostatik Der Druck.
Inhalt Erzeugung von elektrischer Spannung durch Induktion bei Änderung Der Fläche Des Magnetfelds Des Winkels zwischen Fläche und Magnetfeld Technische.
Übungen Meteorologie und Klimaphysik (1)
Schreinemakers Regeln
€*,* Power Point Productions
Onsagersche Gleichung. Energetische Beziehungen
Situation Endlich haben Sie es geschafft auf alle Daten zuzugreifen und können in Ruhe weiterarbeiten und die Kundenanrufe betreuen. Plötzlich schaltet.
Fraktale und iterierte Funktionensysteme

Lehrplan Kenntnis der grundlegenden physikalischen Gesetze
Die Löslichkeit ist eine Stoffeigenschaft
€rich's Power Point Productions
Das h,x-Diagramm nach Mollier
Rafael, Florian, Patrick
Lineare Gleichungen mit 2 Variablen
Kapitel 3.6: Kalorische Zustands-gleichung für die Enthalpie
Teil 2: Legierungsbildung
Chemisches Gleichgewicht in heterogenen Systemen Referat von Marthe Marschall Datum: Goethe-Universität Frankfurt am Main Seminar Allgemeine.
Vom graphischen Differenzieren
Venus Venus ist benannt nach der römischen Liebesgöttin, vergleichbar der griechischen Aphrodite. Lange Zeit galt sie als mögliche kosmische Schwester.
EC-Selbstorganisation
Elektronik Lösungen.
Elektrochemische Thermodynamik
Technische Informatik I Vorlesung 4: Vereinfachung von Schaltfunktionen Mirco Hilbert Universität Bielefeld Technische Fakultät.
Datenaustausch und Interoperabilität
Elektrochemische Thermodynamik
Wärmelehre Lösungen. 3 Änderung des Aggregatzustandes.
Experimente mit Natrium
Funktionen, Felder und Parameter- übergabe. Funktionsaufruf mit Feld als Parameter: Parameter = Name des Feldes.
Lineare Funktionen habben die Gleichung y = mx + b
Von der C-H-Analyse zur Strukturformel. Aus einer vorgegebenen Strukturformel können wir: einige physikalische und chemische Eigenschaften vorhersagen.
Thermodynamik Hauptsätze/ Definitionen von Zustandsgrößen:
Die Mittelsenkrechte.
Chemische und mikrobiologische Grundlagen der Wassertechnologie
 Präsentation transkript:

Phasengleichgewichte und Zustandsdiagramme Definitionen Komponenten sind die chemischen Bestandteile, die ein System aufbauen. Die Zahl der Komponenten ist die kleinste Anzahl der verschiedenen Bestandteile, aus denen sich die Zusammensetzung jeder am Gleichgewicht beteiligten Phasen in einer chemischen Gleichung ableiten läßt. Beispiel CaCO3  CaO + CO2  K = 2 Phasen sind Anteile im System, die für sich physikalisch und chemisch homogen und von anderen Anteilen durch Grenzflächen getrennt sind. Eine Phase muß nicht aus einer chemisch einheitlichen Substanz oder Komponente bestehen: flüssige Lösungen, feste Mischphasen (solid solutions). Eine Komponente kann gleichzeitig in mehreren Phasen existieren. Freiheitsgrade sind Parameter eines Systems (Druck, Temperatur, Konzentrationeen der Komponenten), die ohne Änderung der Anzahl der Phasen und unabhängig voneinander verändert werden können.

Gibbssche Phasenregel F = K - P + 2 F = 0 invariant F = 1 univariant F = 2 divariant F > 2 multivariant Einkomponentensysteme (K = 1) F = 3 - P bedeutet: - wähle 2 Parameter (z.B. p und T) d.h. F = 2, dann ist System festgelegt (pV = nRT) und zwangsweise einphasig (innerhalb gewisser Grenzen) oder: - ein einphasiges System, d.h. P=1, hat 2 Freiheitsgrade Druck und Temperatur kann frei bestimmt verändert werden  Rest ist festgelegt

Flächen = divariant Linien = univariant Trippelpunkt = invariant Linienverlauf: nach Guggenheim-Schema dp / dT = dS / dV da Phasengleichgewicht: DG = 0 = DH - TDS  DS = DH / T  Dp / DT = DH / (TDV) Clausius-Clapeyron Abscheidung

Anomalie des Wassers

exakter:

Wasser mit etwas Salz: Gefrierpunktserniedrigung  reine feste Phase (Eis) mit flüssiger (zweikomponentiger) Mischphase (Lösung) Siedepunktserhöhung  reine Gasphase (Wasserdampf) mit flüssiger (zweikomponentiger) Mischphase (Lösung) Hier: F=K-P+2 2=2-2+2 - Konzentration des NaCl = EIN Freiheitsgrad (der wurde mit der Zeichnung bereíts vergeben!) - Druck = 2. Freiheitsgrad dann System bzw. Koexistenztemp. festgelegt Wasser + X mol NaCl

Zweistoffsysteme wir halten den Druck konstant und verwenden XNaCl als Variable: T-X Diagramme trivariant divariant Peritektikum Eutektikum

Im bisher betrachteten Beispiel mischen sich die Komponenten nur in der flüssigen Phase, nicht aber in der festen Phase. Eis, NaClx2H2O und Halit liegen nebeneinander als getrennte Phasen vor. Im System Albit-Anorthit mischen sich die Komponenten in der Schmelze und im X Hebelregel  Mengenverhältnisse im 2-Phasengebiet über die Verhältnisse der jeweiligen Steckenlängen fest : flüssig = s : l

Zwischenstellung: Binäres System mit Mischkristallbildung und Mischungslücke

Mischungslücke im flüssigen Bereich: Zwei Schmelzen

Ternäre Systeme Zusammensetzungen in ternären Systemen

Beispiel Zement

Das ternäre Eutektikum Wenn aus den drei Komponenten eine flüssige Mischphase und drei feste, nicht mischbare Phasen entstehen, ergibt sich ein ternäres Eutektikum. Felder zeigen, welche Zusammensetzung der L mit welcher festen Phase im Gleichgewicht ist  „Zustandsdiagramm“  zeigt auch Kristallisationswege Temperatur der eutektischen Linie fällt von der binären Verbindung in Richtung ternärem Eutektikum

Beispiel: Sphene Wollastonit Anorthit

Abkühlpfad der Schmelze Zusammensetzung des Gesamtsystems: P Wo kristallisiert  Zusammenzetzung L ärmer an Wo  Zus.(L) Richtung 1 in 1: L+Wo+Sp  Sp + Wo kristallisieren  Zus.(L) ärmer an Wo-Sp  Zus.(L) Richtung E in E: L+Wo+Sp+An 1 P E

Hebelregel Bei 2: Gesamtsystem P zerfällt in L mit Zus.-setz.2 + Wo beide sind im Gleichgewicht Hebelregel zeigt wieviel % L und wieviel % Wo: %fest / %flüssig = Strecke P2 / Strecke 3P 2 P 3

Hebelregel und Gesamtzusammensetzung der festen Phasen wenn L zwischen P und 1  Fest = Wo (3) wenn L zwischen 1 und E  Fest = Wo + Sp Genauer: über Hebel Bsp: L bei 4  F bei 5 Das heißt: wenn L zw. 1 und E, dreht sich der Hebel um P 1 4 P 5 E 3

Tangentenregel Momentanzusammensetzung der auskristallisierenden Phasen Bsp: wenn Zus.(L) in 4, dann kristallisieren in diesem Moment 67 % neue Sp-Kristalle und 33 % neue Wo-Kristalle (kein Mischkristall!) 4

Binäre kongruente Verbindung im ternären System

Alkemadelinien Zu jeder Feldergrenze gehört eine Alkemadelinie  Aufteilung des ternären Systems in „Kompatibilitätsdreiecke“ mit „Alkemadelinien“.  Jedes Teilsystem kann als eigenes ternäres System betrachtet werden.  Temperaturen auf Feldergrenzen fallen immer von der zugehörigen Alkemadelinie weg.  Bei Abkühlpfaden: Startzusammensetzung z.B. in Kompatibilitätsdreieck A-B-C dann Ende der Kristallisation in Eutektikum A-B-C-L. Das Eutektikum muß nicht im Startdreieck liegen!

Der Gabelpunkt Die Alkemadelinie schneidet zwei eutektische Linien  statt 3 fallen nur 2 oder 1 Temp. in Richtung des invarianten Punkts - Startzusammensetzung in ACD endet in E - Zusammensetzung in ABD endet im Gabelpunkt G Wichtig: Startzusammensetzung im grauen Feld - bildet zunächst B - in G reagiert alles B mit Schmelze zu D B + L  D - dann weiter Richtung E

Binäre inkongruente Verbindung im ternären System  Die Reaktionskurve Die Tangente der Feldergrenze schneidet die Alkemadelinie nicht direkt sondern nur die (gedachte) Verlängerung  aus der eutektischen Linie wird eine peritektische Linie  Wechsel des Charakters der Feldergrenze sobald die Alkemadelinie wieder direkt geschnitten wird!  Doppelpfeil ist Zeichen für peritektische Linie Phasengrenze von SiO2 T = konst.!

Binäre inkongruente Verbindung im ternären System  Die Reaktionskurve Reaktionskurven treten in der Regel auf, wenn die Zusammensetzung der festen Phase nicht im Koexistenz- gebiet der L liegt (nicht im gleichen Feld liegt). Die Reaktionskurve entspricht einem Peritektikum im T-x-Diagramm

Binäre inkongruente Verbindung im ternären System  Die Reaktionskurve Interessant: Kristallisationswege mit Startzusammensetzung im grauen Feld: Durch peritektische Rkt. wird eine bereits kristallisierte Phase resorbiert:  Der Abkühlpfad verläßt die Kurve wieder!

einige vereinfachte Grundregeln (Achtung es exisitieren Ausnahmen): - Diagramme geben immer den Phasenbestand des Gesamtsystems an - Gesamtsystem im Feld = 1 X Fest + L, Linie = 2 x Fest + L, E & G = 3 + L - zu jeder Feldergrenze gehört eine Alkemadelinie - die Alkemadelinie ist die Verbindung der Zusammensetzungspunkte der festen Phasen der beiden Felder - die Temperatur der Feldergrenze fällt von der AL weg - schneidet die Tangente der Feldergrenze die AL  Eutektische Kurve - wenn nicht  Reaktionskurve (Doppelpfeil) - besteht ein Gesamtsystem P aus mehreren Phasen, gibt der Hebel durch P die Mengenverhältnisse der Phasen an - die Tangentenregel gibt die momentan neu kristallisierenden Phasen an - liegt Gesamtsystem P in Dreieck A-B-C, dann muß die Kristallisation in dem Punkt enden, in dem festes A, B und C mit einer Schmelze koexistieren können – das ist ein invariantes Eutektikum oder ein Gabelpunkt, der nicht im Dreieck liegen muß - an einer Reaktionskurve oder einem Gabelpunkt kann eine gebildete Phase vollständig resorbiert werden  Gewinn eines Freiheitsgrades  von Linie auf Feld oder von Punkt auf Linie